BLKÖ:Kopitar, Bartholomäus

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 12 (1864), ab Seite: 437. (Quelle)
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Kopitar, Bartholomäus (Sprachforscher, geb. zu Repnje in Oberkrain 23. August 1780, gest. zu Wien 11. August 1844). Der Sohn eines nicht ganz unbemittelten Oberkrainer Bauern, der, nachdem er seinen Sohn einige Jahre hatte die Heerde hüten lassen, plötzlich auf den Gedanken verfiel, ihn auf die Schule zu schicken. Kaiser Joseph’s II. zum Schulbesuche aufmunternde Patente waren nicht ohne Wirkung auf das Landvolk geblieben, und so war vielleicht auch Kopitar’s Vater zum Entschlusse gekommen, eines seiner Kinder etwas anderes als Bauer werden zu lassen. Ende Jänner 1790 brachte der Vater seinen Sohn nach Laibach – K. zählte 10 Jahre – und der Schulbesuch begann. Ueber diese seine Lehrjahre berichtet K. in seiner „Selbstbiographie“ [siehe unten die Quellen] in ziemlich humoristischer Weise. K. beendete die Normalschulen, dann die Gymnasialclassen mit ausgezeichnetem Erfolge und erwarb sich durch seine gute Verwendung den Genuß eines Stipendiums, das, wenn auch eben nicht bedeutend, doch mit der Summe, die er sich durch Unterrichtertheilen erwarb, hinreichend war, um vom väterlichen Hause keine Nachhilfe zum Unterhalte zu bedürfen, welche ohnehin seit 1794, da seine beiden Eltern einer Epidemie erlegen waren, ausblieb. Im Jahre 1799 wurde K. Hauslehrer in der Familie des Freiherrn Sigmund Zois, dessen Neffen er so lange unterrichtete, bis dieser zur Fortsetzung seiner Studien sich nach Wien begab, worauf der Baron, ein vielgepriesener Mäcen der Wissenschaft, unseren Kopitar als Secretär, Bibliothekar und Mineraliencabinets-Aufseher in seinen Diensten behielt. Acht Jahre, welche K. selbst zu den angenehmsten seines Lebens zählte, verblieb er im Hause des Barons und suchte in der Zwischenzeit die Lücken der Schule – deren Besuch er, seit er Hauslehrer geworden, unterbrochen hatte – durch Selbststudium, wozu ihm der leichte Dienst bei Baron Zois mehr als die nöthige Muße gab, auszufüllen. So hatte er sich die französische und italienische Sprache angeeignet; bei der Neigung des Barons für die Naturgeschichte Studien in derselben gemacht und ward zugleich durch einen Zufall – indem er einer Dame Unterricht in seiner Muttersprache, der slavischen, über welche damals nicht einmal noch eine Grammatik vorhanden war, zu ertheilen ersucht worden war – zu Studien über dieses Idiom angeregt. Aus diesem Anlasse entsprang auch seine schon 1808 erschienene krainische Grammatik, die erste dieser Sprache. Um diese Zeit war auch sein Gedanke, in die Welt zu treten und auswärts sein Glück zu versuchen, rege geworden. Sein Mäcen billigte K.’s Absicht und mit dem nicht unansehnlichen Ersparniß der letzten acht Jahre begab sich K. Anfangs November 1808 nach Wien, zunächst in der Absicht, die Rechtsstudien zu beginnen. Nur zwei Jahre aber lag er denselben ob, dann gab er sie auf und setzte, indem er Unterricht ertheilte, sein Selbststudium fort. Bald aber, 1810, erhielt er eine Anstellung an der kais. Hofbibliothek, und zwar zuerst als Scriptor, und rückte stufenweise, bis ein Jahr vor seinem Tode, 1843, zum ersten Hofrath und Custos an derselben vor. Mit wie wenig Worten auch seine amtliche Laufbahn erzählt war, um so reichhaltiger fällt eine selbst gedrängte Darstellung seiner Wirksamkeit als Gelehrter an dieser Anstalt aus. Im Jahre 1814 erhielt er. obwohl der jüngste Beamte an der Hofbibliothek, den Auftrag, die 1809 von den Franzosen entführten [438] Bücher und Handschriften in Paris zurück zu übernehmen. Zweimal reiste K. aus diesem Anlasse nach Paris und entledigte sich mit Glück der ihm gewordenen Aufgabe; auch besuchte er bei dieser Gelegenheit London und Oxford. Nach seiner Rückkehr widmete er sich wie früher den bibliothekarischen Arbeiten und seinen slavischen Studien. Schon die ersten Jahre seines Wiener Aufenthaltes hatte K. dazu benützt, mit Neugriechen, Serben, Walachen und Albanesen zu verkehren. Zur Zeit des Wiener Congresses lernte er den Serben Vuk Stephanowitsch Karadschitsch [Bd. X, S. 464], der die Sammlung der bekannten herrlichen serbischen und bosnischen Volkslieder nach Wien gebracht, kennen. Mit ihm verband sich K. zur Abfassung eines Wörterbuches des serbischen Dialectes und einer Grammatik desselben. Diese Arbeit wurde 1818 vollendet und fand sogleich ihre Gegner. Während Dobrowsky [Bd. Ill, S. 334], im übrigen Kopitar’s Freund, mit den Wortformen und Lettern nicht ganz einverstanden war, erklärten der Metropolit von Carlowitz, Stephan Stratimirowics und sein Freund, der Feldmarschall-Lieutenant Duca, dieses lexicirte Serbisch im „Oesterreichischen Beobachter“ für einen „Pöbeldialect“! Kopitar beleuchtete nun diesen der Sprache von dem Walachen Duca – denn Duca, obgleich er sich für einen Serben ausgab, war in der That ein Walache – angethanenen Schimpf im vierten Bande der „Wiener Jahrbücher für Literatur“ in einer Weise, daß man es nun für gerathener fand, über diesen Punct in Hinkunft zu schweigen. Da Kopitar Kenntniß hatte, daß Dobrowsky den Entwurf zu einer altslavischen Grammatik ausgearbeitet liegen habe, bewog er den damals 70jährigen Slavisten und Patriarchen der slavischen Literatur des morgen- und abendländischen Ritus zu einer Reise nach Wien, wo er in der Frist von anderthalb Jahren, von Kopitar in der Arbeit wesentlich gefördert, seine „Institutiones linguae slavicas dialecti veteris“ beendete. Zu gleicher Zeit war Kopitar für die „Wiener Jahrbücher“ thätig und es erschienen von ihm in denselben folgende Aufsätze: „Recension von Dobrowskys „Institutiones linguae slavicae““ (Bd. XVII, 1822); – „Ueber griechisch-russisch-walachisches Kirchenrecht“ (Bd. XXIII, 1823); – „Ueber die Volkspoesie der Serben und Neugriechen“ (Bd. XXX, 1825); – „Ueber die Nationalität und das Schreibsystem der Bulgaren, Walachen und Albanesen“ (Bd. XXXIV, 1826, und Bd. XLVI, 1829); – „Ueber die Slavonisirung Griechenlands“ (Bd. LI, 1830). Als Dobrowsky im Jänner 1829 starb, übernahm K. das literarische Patriarchat unter den Slavisten, welches aber für ihn eine wahre Quelle der Leiden und bittersten Anfeindungen wurde. Zum Verständniß der Sachlage möge das Folgende dienen. Kopitar und Dobrowsky waren in der slavischen Sprachforschung stets vollkommen einig, hingegen auf dem Gebiete der Geschichte, vornehmlich der Kirchengeschichte des neunten Jahrhunderts, waren sie ganz abweichender, ja fast entgegengesetzter Ansicht. Ueber den Ursprung der slavischen Kirchenliteratur und das Alter der glagolitischen Schriftzeichen hatte jeder sein eigenes System: Dobrowsky (mit den Russen) das Bulgarische; Kopitar (gegen die Russen und die protestantischen Slavisten) das carantanische System. Die Dobrowskyaner (in Rußland nach dem Philologen Wostokow auch Wostokowianer [439] genannt) und die Kopitarianer (letztere an Zahl geringer, aber überwiegend in intelligenter Beziehung) standen sich in zwei Lagern feindlich, gegenseitig verfolgend, gegenüber. Seit nun nach Dobrowsky’s Tode Kopitar das Hochwächteramt auf dem Gebiete der slavischen Literatur übernommen hatte, fehlte es nicht, namentlich aus Dobrowsky’s Heimat, aus Böhmen her, an gehässigen heimlichen und offenen Angriffen. Es entspannen sich literarische Fehden, deren Charakter in Böswilligkeit ausartete und man suchte K. als einen der eigenen Sache, d. i. dem Slavismus heimlich abholden Abtrünnigen zu verschwärzen, ungeachtet sein Fleiß, von seinem scharfen Forscherblicke begünstigt, immer wieder neue hochwichtige slavische Sprachdenkmäler zu Tage förderte. So z. B. hatte K. die für die ältesten Sprachüberreste der Südslaven geltenden sogenannten carantonischen Beichtformeln commentirt, und das älteste Denkmal der polnischen Sprache, den berühmten St. Florianischen Psalter aus dem 14. Jahrhunderte, für den Druck bearbeitet. Diesen letzteren aber gab vor ihm Stanislaus Graf Dunin Borkowski, der ihm das Manuscript entlockt, im Jahre 1834 ziemlich verdorben in Wien heraus. Kopitar trat im „Anti-Tartar“ gegen diese unverschämte literarische Freibeuterei in einer durch ihre schonungslose Schärfe fast auf die Spitze getriebenen Polemik auf. Eine andere große Arbeit, welche er seit 1830 begonnen, war das Studium des im Besitze des Grafen Cloz zu Trient befindlichen glagolitischen Codex, dessen Herausgabe er im Jahre 1836 bewerkstelligte [die bibliographischen Büchertitel der Werke Kopitar’s folgen unten] und damit eine Arbeit zu Tage förderte, welche von Sprachgelehrten, wie Jacob Grimm, Moriz Haupt, Andreas Schmeller, Graf Castiglione für die herrlichste Blüthe seines Geistes und seiner Gelehrsamkeit, für ein slavisches Meisterwerk erklärt wurde. Aber auch jetzt blieben seine Feinde nicht müßig; die Größe und Gründlichkeit seiner Gelehrsamkeit konnten sie nicht antasten, sie suchten also ein anderes Moment hervor, mit welchem sie sich mehr Erfolg versprachen, nämlich das religiöse; warfen mit dem Hinblick auf den Glagolita Clozianus nach dieser Richtung hin eine ganz absonderliche Behauptung auf, welche jedem der Kopitarianer lächerlich erscheinen mußte, ihren Zweck aber, ihn vor der Hand zu verdächtigen, in manchen leichtgläubigen Kreisen nicht verfehlt haben mochte. [Man vergleiche das Nähere in den Quellen.] Wenn auch Kopitar diese böswillige Unbill mit Verachtung hinnahm – er hatte sich nach und nach das Distichon: „Hoc scio pro certo, quoties cum stercore certo, si vinco ant vincor semper tamen maculor“[WS 1] zum Grundsatz in seinem literarischen Verhalten gemacht – so waren doch seine nächstfolgenden Arbeiten polemischer Natur; und zwar in seiner Abhandlung: „Ursprung der slavischen Liturgie in Pannonien“, in Chmel’s „Oesterreichischem Geschichtsforscher“ (1838, Bd. I, S. 501) trat er gegen Šafařik, 1840 mit seinem „Hessychii Epiglossistes russus“ gegen Palacký, Maciejowsky und Ljudevit Gaj, und 1843 mit den „Prolegomena historica“ zum Rheimser Krönungsevangelar gegen Hanka und Jastrzembski auf. Nach dieser gedrängten Schilderung von Kopitar’s literarischem Wirken bleibt nur mehr Weniges zu sagen übrig. Um nach slavischen Manuscripten in Roms [440] Vaticana zu forschen, unternahm er im Jahre 1837 auf eigene Kosten eine Reise dahin, auf der er Venedig, Bologna, Livorno, Pisa, Florenz und Mailand besuchte, und eine für seine Zwecke und Forschungen auf dem Gebiete der glagolitischen Literatur reiche Ausbeute an Materialien heimbrachte. In Rom ward ihm überdieß der Auftrag, das griechisch-ruthenische Collegium daselbst wieder herzustellen und die slavische Druckerei der Propaganda neu einrichten zu helfen. Im Frühlings 1843 unternahm K. seine zweite Reise nach Rom, wo er neue Materialien für seine Zwecke sammelte, einem jungen Missionär Unterricht im Kirchenslavischen ertheilte, auch sonst alle Einleitungen zur Begründung des ruthenischen Collegiums traf, welchem nichts als die Hauptsache, die erwarteten ruthenischen Zöglinge, fehlten. Kopitar, der nicht länger verweilen konnte und wollte, kehrte nach Wien zurück, wo er nach Mosel’s Tode sein Nachfolger in der Stelle des ersten Custos wurde. Aber nur kurze Zeit bekleidete K. dieses Amt; schon in Rom hatte er sich ein Lungenübel geholt; dazu gesellte sich, da er durch ein Mißgeschick sein ganzes, durch Sparsamkeit erworbenes, nicht unbeträchtliches Vermögen verloren hatte, ein Gemüthsleiden, gegen das er im Sommer d. J. Genesung im nahen Baden suchte. Als es mit dieser nicht vorwärts ging, nahm ihn sein Freund und Landsmann Jenko in sein Haus (auf der Landstraße), wo er aber schon in kurzer Zeit seinen Leiden erlag. Die bibliographischen Titel der selbstständigen Werke Kopitar’s sind: „Grammatik der slavischen Sprache in Krain, Kärnthen und Steiermark“ (Laibach 1808, 8°.); Dr. Vincenz Franul de Weissenthurn gab 1811 in Triest eine Uebersetzung dieser Sprachlehre in’s Italienische unter dem Titel: „Saggio grammaticale italiano Cragnolino“ heraus; – „Anti-Tartar, oder Herstellung des Thatbestandes in Sachen der Wiener Editio princeps (1834), des ältesten Denkmals der polnischen Sprache, nämlich des poln. Drittels des (nicht Margarethen-, sondern) Elisabeth-Hedwig’schen Psalterium trilingue (a. 1300 bis 1370) zu St. Florian in Oesterreich gegen den plagiat. Roman eines Tartaren. Als Manuscript für Freunde herausgegeben von Lebrecht Hassenschelm“ (Stockholm 1837 [Leipzig, Köhler], gr. 8°.); – „Hesychii Glossografi discipulus et επιγλωσ-σιστες Russus in ipsa Constantinopoli sec. XII–XIII. E cod. Vindobon. graecorussica omnia, additis aliis pure graecis et trium aliorum Cyrilliani codicum speciminibus, aliisque miscellaneis philologi maxime et Slavistici argumenti nunc primum ed. Barth. Kopitar. Cum tab. aenea graecorussa“ (Wien 1840 [Braumüller und Seidel], Lex. 8°.); – „Glagolita Clozianus i. c. Cod. Glagolitici inter suos facile antiquissimi olim, dum integer erat, veglae in thesauro Frangepaniano, habiti pro S. Hieronymi bibliis Croaticis supparisque ad minimum exarato a. MLVII. Cyrilliano Ostromiri Novogradensis Δειφανον foliorum XII membraneorum servatum in Bibliotheca illmi Comitis Paridis Cloz Tridentini. etc. etc.“ Cum tab. aen 2 (Wien 1836 [Braumüller und Seidel], Fol.); – einige Jahre nach seinem Tode erschien noch: „Evangelia slavice, quibus olim in regum francorum oleo sacro inungendorum solemnibus uti solebat ecclesia Remensis, vulgo Texte du sacre, ad exemplaris similitudinem descripsit et edidit J. B. Silvestre. Evangelia latine vertit eandemque interpretationem latinam e regione adjecit B. Kopitar“ (Paris [441] 1848, Silvestre, 4°.); dieses Werk besteht aus 200 Blättern, davon sind 94 gestochene und gemalte Facsimilien, 94 lateinische Uebersetzung, 3 Titelblätter, 7 zu der in Form einer Abhandlung gehaltenen Vorrede und 2 mit der Darstellung sämmtlicher cyrillischer und glagolitischer Alphabete. Der Preis des Werkes betrug – beim Erscheinen – 80 Francs. Etwas über ein Jahrzehent nach seinem Tode gab Fr. Miklosich „Barth. Kopitar’s kleinere Schriften sprachwissenschaftlichen, geschichtlichen, ethnographischen und rechtshistorischen Inhalts“ (Wien 1857, Friedr. Beck, gr. 8°.) heraus, wovon bisher nur der 1. Band erschienen ist. Diese kleineren Schriften enthalten auch seine in den Literaturblättern und sonst zerstreut abgedruckten Aufsätze. War einerseits der sprichwörtliche Zunftneid in der Gelehrtenwelt nie müßig, unseren Gelehrten zu begeifern und zu verfolgen, so fehlte es ihm doch andererseits nicht an den ehrenvollsten Anerkennungen; die Akademien von St. Petersburg – die Wiener trat erst drei Jahre nach K.’s Tode in’s Leben – Warschau, Krakau, Wilna, Prag, Göttingen, Berlin, Kopenhagen, München u. a. nahmen ihn in den Kreis ihrer Mitglieder auf; von der St. Petersburger Akademie erhielt er für seine wissenschaftlichen Forschungen die große goldene Medaille; der König von Preußen schmückte ihn am 31. Mai 1841 mit dem Orden pour le merite und nach seiner Heimkehr von dem zweiten Besuche in Rom erwartete ihn der päpstliche St. Gregorius Orden. Kopitar wurde auf dem St. Marxer-Friedhofe beigesetzt und ihm dort durch seine Freunde ein Denkstein gewidmet, über welchen das Nähere unten nachzulesen ist; sein für die slavische Literatur höchst wichtiger Bücherschatz ist aber durch Verwendung des Bibliothekars Kastelizh für die öffentliche Bibliothek zu Laibach angekauft worden.

Barth. Kopitar’s kleinere Schriften, sprachwissenschaftlichen, geschichtlichen, ethnographischen und rechtshistorischen Inhalts, herausgegeben von Fr. Miklosich (Wien 1857, Fr. Beck, gr. 8°.) S. 1: „Kopitar’s Selbstbiographie“. – Jahrbücher für slavische Literatur, Kunst und Wissenschaft. Herausgegeben von Dr. J. P. Jordan (Leipzig, gr. 8°.) III. Jahrg. (1845), S. 41 [gibt irrig Oberkärnthen statt Oberkrain als K.’s Geburtsland an]. – Mosel (Ign. Fr. v.). Geschichte der kaiserl. königl. Hofbibliothek zu Wien (Wien 1835, 8°.) S. 227, 235, 236, 237, 238, 241 u. 286. – Wiener Zeitung 1851, Beilage Nr. 17: „Biographie“. – Oesterreichischer Zuschauer, herausg. von J. S. Ebersberg (Wien, gr. 8°.) Jahrgang 1838, Bd. III, S. 1024. – Der Aufmerksame (Unterhalt. Beiblatt der Gratzer Zeitung) 1856, Nr. 40, S. 157: „Beiträge zur slovenischen Literaturgeschichte“. Von Dr. V. F. Klun. – Blätter aus Krain (Unterhalt. Beiblatt der Laibacher Zeitung) 1857, Nr. 15, S. 59. – Frankl (Ludw. Aug.) Dr.), Sonntagsblätter (Wien, 8°.) II. Jahrgang (1843), S. 866; III. Jahrg. (1844), S. 480, und Beilage S. 777: Nekrolog; IV. Jahrg. (1845), S. 647. – Brockhaus’ Conversations-Lexikon, 10. Aufl. Bd. IX, S. 150. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. III, S. 518. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, Bibliogr. Institut, gr. 8°.) Erste Ausgabe, Bd. XVIII, S. 1117. – Wigand’s Conversations-Lexikon (Leipzig 1846 u. f., gr. 8°.) Bd. VII, S. 639. – Neven. Zabavni i poučni list, d. i. Neven. Unterhaltendes und belehrendes Blatt (Agram, gr. 8°.) Jahrg 1854, Nr. 35, S. 552, im Aufsatze: Zivotopisi slavenski, d. i. Slavische Biographien. – Obzor. Listy pro národopsis, dějepis veřejný život a t. d., d. i. der Horizont. Blätter für Geographie, Geschichte, gesellschaftliches Leben u. s. w. (Prag 1855, Pospíšil, gr. 8°.) Bd. I (ist nur dieser 1. Band erschienen), S. 186. – Slovník naučný. Redaktor Dr. Frant. Lad. Rieger, d. i. Conversations-Lexikon. Redigirt vonDr. Franz Lad. Rieger (Prag 1859, Kober, Lex. 8°.) Bd. IV, S. 809. – Nouvelle Biographie [442] générale .... publiée par MM. Firmin Didot frères sous la direction de M. le Dr. Hoefer (Paris 1850 et s., 8°.) Tome XXVIII, p. 75. – Memoires de l’academie de sciences de Saint Petersbourg. Section philologique et litteraire, tome VI (1857), p. 4.[BN 1]Kopitar’s literarische Charakteristik. Wie schon oben in der Lebensskizze angedeutet worden, hat K. nach Dobrowsky’s Tode gewissermaßen das Patriarchat der slavischen Literatur angetreten, zugleich sich aber einen Dornenkranz um die Schläfen gewunden. dessen Nadeln ihn nur zu fühlbar ritzten und jene Ruhe ihm vergifteten, deren Segen er kennen gelernt, als er acht Jahre im Baron Zois’schen Hause seinen leichten Pflichten und ernsten Studien mit einem Behagen ohne Gleichen lebte. In Hanka’s Biographie [Bd. VII] wird [S. 304 u. f.] des Fundes der Königinhofer Handschrift[WS 2] nähere Erwähnung gethan und jener Hoffnungen gedacht, welche die nationale (čechische) Partei in Böhmen an diesen Fund knüpfte. Kopitar, dessen nüchterner Blick sich durch das rasch abblitzende Feuerwerk dieses Jubels nicht trüben ließ, gehörte zu jenen, welche gegen die Echtheit dieses Dichtungs-Fragmentes mit Wort und Schrift auftrat. Das war ein Verbrechen an der čechischen Literatur, welche Sühne forderte. Und in der That war es einem Čechen gelungen, sich in die deutsche Presse einzuschmuggeln, nur um Kopitar zu verdächtigen. Man hatte es geschickt angefangen. Ein vielgelesenes[WS 3] encyklopädisches Werk wurde dupirt und aus diesem machte die niederträchtige Phrase weiter ihre Runde. Zuerst brachte das „Conversations-Lexikon der Gegenwart“ den Gallimathias, aus diesem fand er in mancherlei Veränderungen seinen weiteren Weg, bis ihn das viel verbreitete Meyer’sche Universal-Lexikon, ja selbst das Brockhaus’sche Conversations-Lexikon noch in seiner 10. Auflage wieder aufwärmte, nur letzteres mit Weglassungen. Die abgeschmackte Stelle aber lautet: „Am bemerkenswerthesten für Kopitar’s literarischen und sonstigen (!) Bestrebungen möchte sein „Glagolita Clozianus“ seyn, ein Werk, das eine der vorzüglichsten Erscheinungen im Gebiete der slavischen Philologie und Kirchengeschichte bildend, als gelehrte Arbeit vielfach gewürdigt, keineswegs aber in seiner vollen Bedeutung (!) erkannt wurde, rücksichtlich des seit Jahren, aber nur im Geheimen fortgesponnenen Krieges zwischen Oesterreich und Rußland in Beziehung auf die Union der lateinischen und griechischen Kirche in dem östlichen Europa. Durch den Glagolita sowohl, als durch andere seitdem mit und ohne Nennung seines Namens veröffentlichte Aufsätze hat K. unter dem Scheine unbefangener, rein historischer gelehrter Forschung sich auch auf kirchlich politischen Boden gestellt, als Vorkämpfer für die Union, vornehmlich bei den slavischen Völkern. Zu diesem Behufe suchte er auch den byzantinischen Ursprung der slavischen Liturgie in Abrede zu stellen, vielmehr der slavischen Kirchensprache das österreichische Pannonien als ursprüngliche Heimat anzuweisen und somit die Christianisirung der süddonauischen Slaven der lateinischen Kirche zu vindiciren, um dadurch die Unionirung der österreichischen nicht unirten Griechen, welche Rußland aus politischen Zwecken bisher zu hintertreiben suchte, als ehemals bereits dagewesen, zu erleichtern und zu bewirken. Obwohl die wissenschaftliche Kritik die philologischen Leistungen K.’s beifällig aufnahm, so konnte sie sich doch mit diesen daraus abgeleiteten historischen Resultaten nicht befreunden, die auch außerhalb des kirchengeschichtlichen Kreises, vom reinhistorischen Gesichtspunkte aus, gründliche Widerlegung fanden“ (!!). – Grabdenkmal Kopitar’s. Kopitar’s vieljähriger Freund, der (1864 verstorbene) Dr. M. J. Fesl, veranstaltete eine Sammlung unter den Verehrern des Verblichenen, zu welcher Einzelne ansehnliche Summen, wie z. B. die Bischöfe von Laibach und Triest je 50 fl., Fürst Milosch, Graf Dietrichstein je 30 fl. u. s. w. beisteuerten. Hofbaurath Sprenger besorgte die Zeichnung nach antiken Mustern und in der Steinmetzwerkstatt Wasserburger’s wurde es aus Granit ausgearbeitet. Die Inschrift des Denkmals, das am 21. October 1845 aufgestellt wurde, lautet:
Bartholomaeus Kopitar,
Carniolus
natus in pago Repnje ad Aemonam
d. 23. m. Augusti 1780
in slavicis literis augendis
magni Dobrowii
ingeniosus aemulator
obiit Vindobonae d. 11. m. Augusti 1844
.

Berichtigungen und Nachträge

  1. Nachtrag zum Artikel Kopitar (S. 437).
    Oesterreichische Blätter für Literatur und Kunst, herausg. von Dr. Adolph Schmidl (Wien, 4°.) III. Jahrgang (1846), Nr. 86, S. 665, und Nr. 87, S. 677: „Kopitariana“, von Dr. Legis Glückselig. [Durch einen Zufall hat Herausgeber diese reichhaltige Quelle bei der Lebensskizze Kopitar’s mitzutheilen vergessen, daher sie hier nachgetragen wird.] [Band 12, S. 478]

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Druckfehler: statt ant richtig aut. Adolf Bäuerle: Oestereichischer Courier (Morgenblatt) 3. Juli 1849 No. 157, S. 626 books.google. Deutsch: „Streit’ ich mit Lumpenpack, so viel ist immer sicher, / Beschmutzt geh’ ich davon, und wär’ ich zehnmal Sieger.“ Julius Wegeler: Philosophia patrum versibus praesertim leoninis, rhythmis Germanicis adiectis, iuventuti studiosae, hilariter tradita. Koblenz 1869, S. 38 books.google Nr. 503.
  2. Vergleiche dazu Königinhofer Handschrift (Wikipedia).
  3. Vorlage: vielgeleseneses.