BLKÖ:Pannasch, Anton
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 21 (1870), ab Seite: 262. (Quelle) | |||
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Albert von Sachsen-Teschen – nun wohl in jener des Erzherzogs Albrecht – sollen sich die Familiendocumente befinden. Der Ur-Urgroßvater unsers Dichters hatte sich zur Zeit französischer Wirren, in welchen er und seine Familie bedroht waren, außer Landes geflüchtet, war nach Sachsen gekommen, wo er sich in Dresden angekauft hatte. Der Dichter Pannasch hatte im Jahre 1835 bei einem Besuche Dresdens das Haus seines Urahns aufgesucht und es auch in der Rosmaringasse gefunden. Des Dichters Vater war Officier und trat mit Beibehaltung des Officierscharakters zu Brüssel in die Dienste des Herzogs Albert von Sachsen-Teschen und heirathete dort als Witwer mit vier Kindern eine Wienerin, die Tochter des Hauptmanns von Schwanenfeld. Die Heirath fand in einer für damals originellen Weise Statt. Pannasch war nämlich Protestant und in dem streng katholischen Brüssel war es für einen Protestanten mit vielen Umständen verknüpft, eine Ehe zu schließen. So gab er denn einem eben nach Wien reisenden Freunde eine förmliche Instruction zur Wahl einer Frau, wie er sie wünsche, mit und bezeichnete genau, welches Alter, Aeußere, welche Gemüthsbeschaffenheit, Talente, Kenntnisse, Fertigkeiten u. s. w. sie haben müßte. Und diese Ehe – per Procuration – kam denn auch wirklich zu Stande und war eine sehr glückliche. Aus dieser zweiten Ehe wurde unser Dichter Anton im J. 1789 zu Brüssel geboren. In diesem Jahre brach in Brüssel die Revolution aus, Herzog Albert von Sachsen-Teschen verließ mit seinem Gefolge, zu welchem auch der Ingenieur Pannasch gehörte, die Stadt, nur die Gattin mit den Kindern blieb zurück. Ihr schon zur Plünderung vorgemerktes Haus wurde bei der Nachricht, daß sie einen in Brüssel geborenen Knaben habe, verschont, Name und Geburtstag des Knaben in das „Buch der Patrioten“ eingetragen und ihm das Bürgerrecht der Stadt Brüssel zuerkannt. Später reiste die Mutter mit den Kindern dem Gatten nach, die Familie kam in Wien an und ließ sich daselbst häuslich nieder. Der Knabe wurde unter der unmittelbaren Leitung des gebildeten Vaters tüchtig erzogen, aber auch die Liebe der Mutter wirkte fördernd mit und des Sohnes Verehrung für sie spricht sich noch in späteren Jahren aus, als er sein Drama: „Die Christnacht“ (alias „Mutterliebe“), dessen Motiv eben Mutter- und Kindesliebe ist, mit einem rührenden Sonette seiner bereits verklärten Mutter [263] zueignete. In Wien besuchte der lebhafte talentvolle Knabe die evangelische Schule, wo ein guter Grund zu seiner weiteren Ausbildung gelegt und durch Gellert’s Fabeln, die er gern lernte und gut vorzutragen wußte, die Lust des Versemachens in ihm geweckt wurde. Da, als er 15 Jahre alt war, starb plötzlich der Vater und ließ die Familie in wenig günstiger Lage zurück. Anton’s nahm sich der Herzog Albert an und brachte ihn in die k. k. Militär-Akademie von Wiener-Neustadt, wo zu jener Zeit der in den Annalen dieser Anstalt in pietätvoller Erinnerung fortlebende Feldzeugmeister Franz Joseph Graf Kinsky [Bd. XI, S. 290] die Erziehung leitete. Pannasch wurde seines offenen freimüthigen Naturells wegen bald einer der Lieblinge Kinsky’s. In Wiener-Neustadt bot sich ihm ferner Gelegenheit, wie früher in der evangelischen Schule, in welcher er mit Geliert, Klopstock bekannt wurde, die Werke der zwei größten Dichter Deutschlands, Goethe und Schiller, kennen zu lernen. Das führte ihn begreiflicher Weise, da der Schaffensdrang in ihm sich zu regen begonnen hatte, zur dramatischen Poesie, und in der That, als den Zöglingen der Akademie die Erlaubniß gegeben wurde, dramatische Vorstellungen zu geben, wurde Pannasch der Dramaturg der Akademie und schrieb zuerst das Drama: „Fernando“, welchem, als es mit großem Beifalle aufgeführt wurde, sofort in kurzen Zeiträumen: „Die Belagerung von Calais“, „Das Haus Zähringen“, „Der Prinzenraub in Sachsen“ folgten. Indessen lag P., so sehr ihn die Poesie fesselte und ein träumerisches Wesen in ihm vorherrschte, doch mit Eifer den Studien der Kriegswissenschaften ob, wie er es auch später als militärischer Schriftsteller bewiesen hat. Nach einem fünfjährigen Curse trat P. am 16. April 1809 als Officier in die kaiserliche Armee, kam zum achten Armeecorps das zu jener Zeit unter dem Befehle des Erzherzogs Ferdinand Este in Polen im Felde stand, und traf am Tage vor der Erstürmung von Sendomir bei seinem Regimente Freiherr von Strauch Nr. 24 ein. Unter den Freiwilligen beim Sturme befand sich Pannasch. Es war seine erste muthige Waffenthat. Aus Polen kam P. nach Ungarn, wo er einem Commando gegen die im Lande überhand nehmenden Räuberhaufen beigegeben ward. Es war ein langer, wenngleich minder ehrenvoller Kampf gegen diese Helden der Pußta, der aber zuletzt mit ihrer Auflösung und Vernichtung endete. Von Ungarn kam P. nach Wien, wo im bunten schillernden Leben der Gesellschaft, im Verkehre mit Männern des Geistes, die nur für einige Zeit verstummte poetische Ader wieder zu pulsiren begann und ihn von Neuem zu regem lebendigem Schaffen drängte. Indeß riefen ihn die bewegten Tage des Jahres 1813 zu ernsten Pflichten zurück; er wurde meist im Dienste beim Generalstabe verwendet und rückte mit den Alliirten in Paris ein, wo es für seinen dichterischen Geist nicht an mannigfachen Anschauungen und Stimmungen fehlte, die er theils damals schon in fragmentarischen Arbeiten in verschiedenen Tageblättern veröffentlichte, theils zu späterer Bearbeitung in wirksamerer Form zurechtlegte. Nach Niederwerfung des Corsen verbrachte er die nächsten Friedensjahre längere Zeit in Steiermark, mit militärischen Aufnahmen und Mappirungen beschäftigt, machte dann die Expedition nach Neapel mit, wo die letzte und nachhaltige Aufwallung der revolutionären [264] Macht in Europa von österreichischen Waffen erstickt wurde und kehrte dann nach Wien zurück, wo er sich nun innerhalb dreier Jahrzehnde rückhaltslos dem bald mit mehr, bald mit weniger günstigem Erfolge begleiteten dichterischen Schaffen hingab. Dieses war vornehmlich dem dramatischen Fache zugewendet. Seit 22. März 1817 bis 9. December 1849, also innerhalb dreier Jahrzehnde, brachte P. zehn Stücke, darunter nur ein ein- und ein zweiactiges, alle anderen größere, den ganzen Abend ausfüllende Dichtungen, auf der ersten deutschen Bühne, als welche wenigstens damals noch das Wiener Burgtheater allgemein galt, zur Aufführung. Die Reihenfolge der Aufführung Pannasch’scher Stücke ist, am 22. März 1817: „Der Findling“, dramatisches Gedicht; – am 15. September 1824 zum ersten Male: „Die Grafen Montalto“, Trauerspiel in 5 Acten, bis 21. Jänner 1825 (letzte Aufführung) siebenmal gegeben; – am 18. December[WS 1] 1833 zum ersten Male: „Alboin“, Trauerspiel in 5 Acten, bis 22. März 1840 (letzte Auff.) zwanzigmal gegeben; – am 28. April 1835 zum ersten Male: „Clemence Isaure“, dramatisches Gedicht in 5 Acten, bis 31. October 1837 (letzte Auff.) fünfmal gegeben; – am 20. Februar 1836 zum ersten Male: „Die Christnacht“, Schauspiel in 1 Act, bis 9. Jänner 1841 (letzte Auff.) neunzehnmal gegeben; – am 11. Februar 1837 zum ersten Male: „Max in Flandern“, Schauspiel in 5 Acten, bis 17. Februar 1837 (letzte Auff.) dreimal gegeben; – am 10. April 1839 zum ersten Mate: „Johnsons Tod“. Drama in 2 Acten, bis 22. April 1839 (letzte Auff.) dreimal gegeben; – am 19. Februar 1840 zum ersten Male: „Die Wette“, Lustspiel in 4 Acten, bis 24. April 1840 (letzte Auff.) siebenmal gegeben; – am 10. Februar 1847 zum ersten Male: „Der Erbgraf“, Lustspiel in 5 Acten, bis 24. Februar 1847 (letzte Auff.) fünfmal gegeben; – am 9. März 1849 zum ersten Male: „Czerny Georg“, historisches Drama in 5 Acten, bis 9. December d. J. (letzte Auff.) achtmal gegeben. Es ist nach dieser authentischen Uebersicht eine immerhin beachtenswerthe Thätigkeit, bei der es um so mehr zu verwundern ist, daß die deutschen Literaturgeschichten und Chrestomathien, die von jedem außerösterreichischen Dutzend-Poeten Notiz nehmen, dieselbe unbeachtet lassen, obgleich Stücke, wie „Alboin“, „Clemence Isaure“ und „Czerny Georg“, nicht zu den alltäglichen Arbeiten gehören und des Dichters Muse nicht nach dem Maßstabe des Gewöhnlichen gemessen werden darf. [Die Uebersicht der Druckschriften des Dichters, wie seines Nachlasses siehe auf der nächsten Seite in den Quellen]. Einzelne von diesen Dichtungen, wie „Alboin“, „Die Christnacht“, hielten sich mehrere Jahre auf der Bühne. Beweis dessen, daß der Poet es verstand, jenen Ton anzuschlagen, der im Publicum Wiederhall findet. Dabei war die Stellung des Poeten als k. k. Officier eine für die poetische Laufbahn nichts weniger als günstige; weil er aber auch als Soldat sich als tüchtiger Fachmann bewährte, mochte man ihm in jenen Kreisen, wo alles Dichten strenge verpönt und verachtet ist, dieses „Spielzeug“ immerhin belassen. Mittlerweile machte P. stufenweise seine Beförderung durch und wurde im Mai 1826 Grenadier-Hauptmann im Infanterie-Regimente Erzherzog Karl, in demselben im Jahre 1836 Major; im Jahre 1841 Oberstlieutenant im Infanterie-Regimente Nr. 41, Freiherr [265] von Sivkovich, aus welchem er im Jahre 1844 in gleicher Eigenschaft zum Infanterie-Regimente Nr. 29 übersetzt, Ende letztgenannten Jahres aber in Ruhestand versetzt wurde. Aus diesem rief ihn die Bewegung des Jahres 1848, in welcher auf ihn die Wahl eines Obercommandanten der Wiener Nationalgarde fiel, wozu er unter gleichzeitiger Ernennung zum Obersten am 1. Mai berufen wurde. Die Obercommandantenstelle der Nationalgarde bekleidete er nur kurze Zeit, die Zuchtlosigkeit dieses durch auswärtige Emissäre aller Art irregeführten und nachgerade förmlich corrumpirten Corps mochte, wer da wollte, aushalten, der heißblütige, aber ehrenhafte, unbescholtene P. taugte am wenigsten zu einer Stelle, die schon bei ihrer Begründung nichts als ein verlorener Posten war. Nachdem er sein Amt, aus dessen mannigfachen Fährlichkeiten ihn sein soldatischer Instinct glücklich herausgeleitet, niedergelegt, erhielt er eine Anstellung im Archive des Kriegsministeriums, dessen Verwaltung er bis an sein Lebensende über sich hatte. Wie als Dichter, so hat P. auch als militärischer Schriftsteller – wie es die weiter unten folgende Uebersicht seiner Werke beweist – verdienstlich gewirkt. P. starb im Alter von 66 Jahren und blieb seinem Charakter bis zur letzten Minute seines Lebens treu. Er hinterließ eine kinderlose Witwe Helene geborne Lakenbach, welche er aus Liebe geheirathet und mit welcher er über drei Jahrzehnde in glücklichster Ehe gelebt. Manches Weh, das ihm im Kampfe des Lebens erwuchs, kam wohl zunächst aus seinem cholerischen Temperamte, das ihn rasch zu einer Ueberschreitung des rechten Maßes – und das kommt auch in seinen Dichtungen vor – hinriß, obwohl sich auch dann noch in einer ihn verbitternden That nur sein tiefwurzelndes Rechtsgefühl und eine wie aus Eichen gezimmerte Wahrheitsliebe kundgab. Diese Elemente seines Wesens wurden freilich nicht immer erkannt und konnten es wohl nicht immer werden, und eben aus ihnen entsprang mancher Conflict – P. hatte mehrere Duelle, zuletzt eines mit seinem eigenen Obersten – der mehr in seinem Interesse als in dem jener, die ihn unbedacht herbeigeführt, ungeschehen gewünscht wurde. In seinen letzten Verfügungen noch spricht sich die ganze Eigenthümlichkeit dieses ehrenhaften und tüchtigen Charakters aus. „Hinsichtlich meiner Beerdigung, heißt es in seiner letztwilligen Verfügung, sollen alle, auch die kleinsten Unkosten vermieden werden; für meinen entseelten Körper würde ein Begräbniß wie das für einen gefallenen Krieger auf dem Wahlplatze wohl das entsprechendste sein: „Ein Hemd und eine Grube“. Die beste segnende Hand, wäre jene des besten Menschen; sie sollte unter den Freunden und Freundinen jedes Verstorbenen erbeten werden. Dürfte ich in dieser Beziehung noch einen Wunsch hegen, so ginge er dahin, daß mein braves Weib und meine edle Freundin Maria K–s mir den letzten reinsten Segen spendeten.“ Und die letzten Zeilen des Gedichtes, womit diese letztwillige Anordnung schließt, lauten – gleichsam seine Devise: „Dem Unrecht folgt mein alter Haß, dem heiligen Recht mein Segen“, sie zeichnen den Poeten und Soldaten, und beides von echtem Schrott und Korn war er.
Pannasch, Anton (k. k. Oberst, militärischer und dramatischer Schriftsteller, geb. zu Brüssel 25. Jänner 1789, gest. zu Wien 6. October 1855). Pannasch’ Familie stammt aus Frankreich und leitet ihre Abstammung von einem Grafen Panache ab, der im Blutjahre der Bartholomäusnacht, 1572, in Paris lebte. Drei Federbüsche im Wappen der Familie illustriren den Namen derselben (denn panache bedeutet Helmbusch), und in der Bibliothek des Herzogs- I. Die Werke des Dichters und militärischen Schriftstellers Anton Pannasch. A. Die gedruckten. a) Die poetischen „Erinnerungen an Italien in Briefen und vermischte Gedichte“ (Wien 1826, Heubner, gr. 12.°). – „Theater (Der Findling – Die Grafen [266] von Montalto)“ (Prag 1826, Kronberger und Weber, gr. 12°.). – In den von J. S. Ebersberg herausgegebenen „Feierstunden für Freunde der Kunst u. s. w.“ 1832, Nr. 37 u. 38: „Mutterliebe. Schauspiel in einem Act“; dasselbe später unter dem Titel: „Die Christnacht“, unter welchem es auch aufgeführt wurde, im I. Jahrg. (1837) von Dr. Franck’s „Taschenbuch dramatischer Originalien“. – „Alboin. Trauerspiel in 5 Aufz. Maximilian in Flandern. Historisches Schauspiel in 5 Acten. Nebst einem kleinen Nachspiele: Der Kaiser. Dramatische Dichtungen“ (Güns 1835, Reichard, gr. 8°.). – „Clemence Isaure. Lyrisches Drama in 5 Acten“ (Wien 1835, Ulrich, 8°.). – „Die Wette. Original-Lustspiel in 4 Aufzügen“ (ebd. 1840, 8°.). – „Irrgänge des Lebens. Trauerspiel in 5 Aufzügen“, im V. Jahrg. (1841) von Dr. Franck’s „Taschenbuch dramatischer Originalien“. – „Czerny Georg. Historisches Drama in 5 Acten“ (Wien 1847, gr. 8°.). – Von den zahlreichen, in Wiener Journalen, wie z. B. in der „Theater-Zeitung“, im „Wanderer“, in den „Sonntagsblättern“ u. s. w. veröffentlichten Gedichten, Reiseskizzen u. dgl. m. sind vor allem bemerkenswerth: Sein Leben in der „Theater Zeitung“ 1845, Nr. 14–52, und „Selbstbiographie eines Militärs“ in L. A. Frankl’s „Sonntagsblättern“ 1844, Nr. 46, 47 u. 49. – b) Militärische. „Terrainlehre und Terrainbenützung“ (Güns 1834, Reichard, gr. 8°., mit 1 Karte u. 42 lith. Zeichn.; zweite verbess. u. verm. Aufl. mit 25 lith. Taf. in gr. 8°. u. 4°., Wien 1852]. – „Vorpostendienst. Zum Unterricht für Unterofficiers und Gemeine. 2 wohlf. Ausg. (Wien 1846, Heubner, 16°., mit 2 Abbildgn.]. – „Gesammelte militärische Schriften“. Mit 6 K. K. in gr. Qu. 4°. u. Qu. Fol. (Wien 1848. Gerold, gr. 8°.). – „Exercier-Reglement für die Nationalgarde (besser Volkswehr). Nebst einem Anhang über die Benützung des Bodens und seiner Bedeckungen“. Mit 4 (Kupf.) Taf. in gr. 4°.) (Wien 1849, Braumüller, 8°.) – „Ueber die Art des Vortrages der Terrainlehre und der Terrainbenützung“. Mit 6 lith. Taf. in gr. Qu. 4°.) (Wien [Leipzig, Hübner] 1852, gr. 8°.). – Außerdem in Zeitschriften: „Napoleon’s gewagteste Schlacht“, – „Berührungspuncte der Schlacht von Cannae und Aspern“, – „Erinnerungen an den k. k. Feldzeugmeister Theodor Graf Baillet Latour 88“, – „Biographie des Oberstlieutenant Schels“, nach dessen Tode er die Redaction der „Oesterreichischen militärischen Zeitschrift“ übernahm und bis zu ihrem Aufhören fortführte.
- I. B. Nachgelassene Schriften. „Ein Republikaner. Historische Tragödie in 5 Acten“ (unter dem Pseudonym Hubertus). – „Samuel Johnson. Drama in 2 Aufzügen“ (unter dem Titel: „Johnson’s Tod“ aufgeführt). – „Er lebt. Lustspiel in einem Aufzuge“. – „Die Brudergemeinde von Gutenleuten. Schauspiel in 2 Acten“ (unter dem Pseudonym Ed. Schutter). – „Der Findling. Dramatisches Gedicht“ (dargestellt im Burgtheater im Jahre 1817). – „August der Dritte. Original-Lustspiel in 3 Acten“ (alias „Der Erbgraf“, das Urbild des Stückes „Wildfeuer“ von Friedrich Halm). – „Der Gottesläugner. Dramatisches Gedicht. Vorspiel: Die Kirche“. – „Vanini. Trauerspiel in 5 Aufzügen“. – „Das Labyrinth der Liebe. Lustspiel in 5 Acten“. – „Das große Räthsel. Trauerspiel in 5 Aufzügen“. – „Die vier Fritze. Lustspiel“ (befindet sich im Besitze des Herausgebers dieses Lexikons) – und eine „Sammlung von Gedichten“.
- II. Quellen zur Biographie. Nekrologe und biographische Notizen. Bohemia (Prager polit. und belletrist. Journal, 4°.) 1855, Nr. 240. – Frankl (L. A.), Sonntagsblätter (Wien, gr. 8°.) III. Jahrg. (1844), Nr. 46. 47 u. 49: „Selbstbiographie eines Militärs“, von Pannasch [nur drei Abschnitte enthaltend: I. Meine Geburt; II. Das Soldatenkind; III. Mein Feldzug in Polen im Jahre 1809; früher stand dieselbe in Witthauer’s „Wiener Zeitschrift“]. – Die Geißel (Wiener Spottblatt) 1848, Nr. 48 [Antwort des Dichters Pannasch auf einen denunciatorischen Brief eines Herrn Seyfried im „Wanderer“, worin P. unwahre Angaben Seyfried’s, Umtriebe betreffend, deren sich P. bedient haben soll, um die Aufführung seiner Stücke zu erlangen oder zu erleichtern, entschieden zurückweist]. – Hirtenfeld (J.), Oesterreichischer Soldatenfreund (Wien, 4°.) I. Jahrg. (1848), Nr. 12, 16 u. 20. – Derselbe, Militärische Zeitung (Wien, 4°.) 1855, S. 726. – Derselbe, Oesterreichischer Militär-Kalender (Wien, Gerold, kl. 8°.) VIII. Jahrg. (1857), S. 219. – Jahreszeiten (Hamburger Mode-Zeitung, schm. 4°.) Jahrg. 1855, Nr. 44, Sp. 1395 [nach diesem gest. am 7. October 1855; Pannasch richtiger Todestag, dem Partezettel [267] zufolge, ist der 6. October]. – Illustrirte Zeitung (Leipzig, J. J. Weber, kl. Fol.) Bd. XI (1848), S. 136. – Illustrirte Novellen-Zeitung (Wien, 4°.) 1855, Nr. 86, S. 685: „Die Vehme“ ]an den ehemaligen Arbeitsminister Ernst von Schwarzer, dessen pietätlose Todesanzeige des Dichters Pannasch in der Zeitung „Donau“ zurückgewiesen wird]. – Klagenfurter Zeitung 1855, Nr. 233. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen Bibliograph. Institut, gr. 8°.) Zweite Abthlg. Bd. II, S. 389 [daselbst heißt es: „mit Zedlitz schlug er sich 1834 über zwei gleichzeitig aufgeführte Stücke“. Das ist unrichtig. Pannasch forderte Zedlitz wegen eines – nicht den Werth seiner Dichtung, sondern lediglich seine Person betreffenden – Tadels. Zedlitz nahm das Duell nicht an (!) und in dem Maße, als der Dichter der „Todtenkränze“ durch diese Weigerung in der öffentlichen Meinung verlor, gewann eben Pannasch in derselben. Auch der Tod, dem Zedlitz mittlerweile, wie Pannasch vor ihm, anheimgefallen, konnte in dieser Anschauung, die im großen Publicum noch heute gang und gebe, nichts ändern]. – Oesterreichische militärische Zeitschrift, herausgegeben von Schels (Wien, 8°.) Jahrg. 1848, Bd. IV, S. 69. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. IV, S. 147; Bd. VI, Suppl, S. 572. – Oesterreichischer Parnaß, bestiegen von einem heruntergekommenen Antiquar (Freysing, bei Athanasius u. Comp. [Hamburg, bei Hoffmann u. Campe], 8°.) S. 34 [eine Charakteristik, schal und matt, wie das ganze Libell]. – Oesterreichische Zeitung (Wiener polit. Blatt) 1855, Nr. 404, im Feuilleton: „Nekrolog“. – Ostdeutsche Post (Wiener polit. Blatt, Fol.) 1855, Nr. 239, im Feuilleton: „Anton Pannasch“, von L. A. Frankl. – Allgemeine Theater-Zeitung, von Ad. Bäuerle (Wien, gr. 4°.) 38. Jahrg. (1845), Nr. 14–52. „Mein Leben“ [eine sehr interessante Selbstbiographie; der dritte Theil, die Geschichte der Entführung seiner Frau, sollte erst nach seinem Tode erscheinen, was bisher nicht geschehen ist]; – dieselbe, 40. Jahrg. (1847), Nr. 68, S. 270: „Dereinst meine Grabschrift“, von Pannasch. – Wiener Zeitung 1866, Abendbl. Nr. 258, S. 1043: „Der Wiener Parnaß vor einem Vierteljahrhundert“. Von Herm. Meynert.
- III. Zur persönlichen und literarhistorischen Würdigung des Dichters Pannasch. Es wurde schon in der Biographie bemerkt, daß es wirklich äußerst befremdend ist, daß sämmtliche Literaturgeschichten Deutschlands, selbst jene, welche keinen Parteistandpunct einnehmen, oder doch kein einigermaßen bedeutendes Talent, wenn es auch gerade ihnen selbst nicht zusagt, übersehen, wie Kurz, Laube, Menzel und selbst Gottschall, des Dichters Pannasch und seiner Werke mit keinem Worte gedenken. Nur Dr. Julius Seidlitz in seinem Werkchen: „Die Poesie und die Poeten in Oesterreich im Jahre 1836“ (Grimma 1837, J. M. Gebhardt, kl. 8°.) Bd. I, S. 141, würdigt P. und bringt manche treffende Bemerkung über ihn. Seidlitz nennt P. auch „ein Talent erster Größe, aber ebenfalls im Auslande unbekannt“. „Der Beifall“, schreibt Seidlitz, „den sein „Alboin“ in Wien erhielt, grenzte an Tollheit, Dichter und Schauspieler (Löwe gab den Alboin) feierten Triumphe. Durch den Alboin hat sich Pannasch zu einem der bedeutendsten deutschen Tragiker hinaufgeschwungen, und wenn er durch fortgesetzte Studien das Manierirte, das ihm noch anhängt, wird abgeschliffen haben, kann er auf die Dauer seines Namens zählen. In seinen Gedichten offenbart sich kein eigenthümlicher Geist, sie tragen die Farbe der Lyrik vor zwanzig Jahren (1817), aber in dem Dramatiker Pannasch steckt ein kleiner Grabbe“. – Theater-Zeitung, herausg. von Ad. Bäuerle (gr. 4°.) 43. Jahrg. (1849), Nr. 65, S. 259: „Einige Aufklärungen über das historische Drama: „Czerny Georg“. Von Pannasch. – Wiener Zeitschrift für Literatur u. s. w., von Johann Schickh (Wien, gr. 8°.) Jahrg. 1834, Bd. I, S. 21: über Alboin. – Wiener Zeitschrift für Kunst, Literatur u. s. w. (Wien, gr. 8°.) Jahrg. 1835, Bd. I, S. 454, über Clemence Isaure. – Dr. Hermann Meynert in seinen Skizzen: „Der Wiener Parnaß vor einem Vierteljahrhundert“, schildert Pannasch wie folgt: „Die gedrungene Gestalt, von einer militärischen Haltung getragen, das ebenfalls gedrungene, man möchte sagen bündige Antlitz, das feste Auge und eine Mischung von Trotz und Gutmüthigkeit im Ausdrucke des ganzen Mannes charakterisiren diesen auf den ersten Blick. Man glaubt ihn empfindlich gegen strenge Kritiken und es wird erzählt, daß er einst einem bekannten Schriftsteller [Zedlitz, vergleiche oben die Quellen], der sich [268] mißfällig über eines seiner Bühnenstücke ausgesprochen, eine Herausforderung zugesendet habe. Man thut ihm Unrecht. Pannasch ist allerdings leicht aufbrausender Natur, aber der Grundzug seines Gemüthes ist versöhnlich und wohlwollend, nur daß ein Tropfen von Schwermuth, der durch dieses sonst frische und gesunde Blut rinnt, ihn zeitweise zu Argwohn und Mißtrauen hinneigen macht. Solche Kritiken, die den Stempel der Mißgunst an der Stirne tragen, bringen ihn leicht in Harnisch, dagegen nimmt er begründeten Tadel nicht bloß ruhig hin, sondern beherzigt ihn auch praktisch und unterzieht sich fügsam dem Rathe von Personen, auf deren Urtheil er etwas gibt. Wie in allem anderen, ist es ihm auch hier nur um Wahrheit zu thun. Er ist ein Mann im vollen Sinne des Wortes. Als Bühnendichter erfreut er sich eines geachteten Namens. Sein „Alboin“, sein „Maximilian in Flandern“, seine „Clemence Isaure“ haben auf dem Burgtheater ziemlich zahlreiche Vorstellungen erlebt; in seiner „Christnacht“ hat er die Aufgabe schauerlich rührender Ausmalung im Kleinen gelöst. Sein „Czerny Georg“ hat vielleicht deßhalb weniger durchgegriffen, weil er den Thaten seines Helden Motive unterlegt, die zwar geschichtlich treuer, aber dramatisch weniger imponirend sind, als sie nachmals durch die Sage und durch politische Tendenzen sich gestaltet haben. Sein „Erbgraf“ wird zu verwickelt in der Anlage gefunden. In späterer Zeit entringt er sich theilweise der scharfen Eigenthümlichkeit, in welcher die Mängel, aber auch die Vorzüge seiner Stücke wurzeln. Sind anfangs seine Dichtungen schwül wie seine Seele und kraftvoll wie sein Wesen, so verlegt er sich zuletzt zu sehr auf psychologisches Experimentiren, wobei die bisherige theatralische Farbenfrische und Fülle seiner Gestalten verschwindet, wenn auch vielleicht ihr dramatischer Gehalt sich einigermaßen steigert. Sein Julius in der Tragödie: „Irrgänge des Lebens“ stellt sich, von moralischen wie von conventionellen Principien losgerissen, im Zustande geistiger Anarchie dar, und in dem Arzte streiten Fatalismus und Theosophie in befremdender Weise um die Herrschaft. Es müssen Mißklänge tiefer und schmerzlicher Art gewesen sein, die nach und nach eine Oberhand über diesen kräftigen Geist gewannen, aber wie die Reinheit seines Charakters auch unter diesen beirrenden Einflüssen niemals einen Augenblick sich verläugnete, hat sich auch sein Andenken rein erhalten und seinen Freunden bleibt Pannasch immerdar ein Gegenstand der Liebe und Verehrung.“ – Ludwig August Frankl aber charakterisirt Pannasch folgendermaßen: „Das Porträt dieses Mannes, von Ed. Kaiser lithographirt, liegt vor mir: die Züge sind treu wiedergegeben, das lebendige klare Auge steht mit dem grauen Haare im Widerspruche, es wurde vielleicht im Kampfe mit dem Leben früher gebleicht, als es die unerbittlichen Jahre gemußt hätten. Die Züge des mehr fein als groß geformten Kopfes sind scharf gezeichnet, man kann in ihnen lesen von in Einsamkeit durchwachten Nächten, von Sorgen, wie sie eine Männerseele durchquälen, die für Recht und Freiheit glüht und diese Gluth von früher Jugend an verborgen in sich tragen muß. Die Stirne ist felsig und trotzig gewölbt, um den Mund spielt es wie Verachtung, und doch ist der Strahl der Heiterkeit nicht ganz erloschen, er kann über diese Züge leuchten, es ist die Jugend, die jeder Dichter sich erhält und die noch spät erhellen und verklären kann. Wenn wir das Antlitz des Mannes so anschauen, so denken wir mehr an den Dichter, als an den Obercommandanten der Nationalgarde, und der Leser wird die Schilderung begreiflich finden. Pannasch ist ein Mann, der als Knabe schon den Funken der Freiheitslust in sich trug, der zum innerlich fressenden Brande werden mußte, weil es ihm nicht gegönnt war, in frischer freier Berührung mit der Lust zur Flamme emporzuschlagen. Er ist keiner von den Märzhelden, er hat auf Schlachtfeldern Muth und Entschlossenheit bewiesen, seine Freunde kennen und ehren seit Jahren den unbeugsamen Sinn für Gerechtigkeit und Wahrheit, die vielleicht nur zu ängstliche, fast mißtrauische Bewachung der persönlichen Ehre und des Charakters. Dieses Gußeiserne seines Wesens trug sich auch in seine dramatischen Schöpfungen über. Sein „Alboin“ ist ein Stück vom Dichter selbst, und der Ritter Raul in dem dramatisch nicht wirksamen „Clemence Isaure“ ist er vielleicht ganz und gar. Diese männliche Kraft, diese starre Tugend des Charakters des Dichters ist wohl schuld daran, daß die weiblichen Charaktere ihm weniger gelingen.“
- IV. Porträte. 1) Facsimile des Namenszuges Pannasch. v. Saar pinx., Fr. Stöber sc. – 2) In der Uniform als Obercommandant der Wiener Nationalgarde im Jahre 1848 (Wien, lithogr. von Ed. Kaiser, Halb-Fol.). Unter dem Bilde (Kniestück) steht facsimilirt:
[269] Im Sclavenjoch
Kann nimmer das Große gedeih’n;
Der Aar muß hoch
Zu Lüften der Freiheit sich freu’n!
Doch seine Bahn
Gab jedem Gestirn die Natur;
Ein toller Wahn
Sucht Freiheit auf grenzloser Spur.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: Deber.