BLKÖ:Habsburg, Albrecht Friedrich Rudolph

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 6 (1860), ab Seite: 144. (Quelle)
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14. Albrecht Friedrich Rudolph, kais. Hoheit, Erzherzog von Oesterreich (geb. am 3. August 1817), ältester Sohn des Erzherzogs Karl, des Helden von Aspern, und Henriettens, Tochter Friedrich Wilhelm’s, souveränen Fürsten von Nassau-Weilburg. Im Jänner 1830 ernannte Se. Majestät der Kaiser Franz I. den Erzherzog zum Obersten und Commandanten des Infanterie-Regiments Nr. 44 (vormals Bellegarde), im nämlichen Jahre zum Ritter des goldenen Vließes. 1837 trat Se. kais. Hoheit in praktische Dienstleistung und ward als zweiter Oberst im Infanterie-Regimente Baron Wimpffen Nr. 13 eingetheilt; 1839, um sich im Cavallerie-Dienste auszubilden, zum Kürassier-Regimente Baron Mengen Nr. 4 übersetzt. Im nämlichen Jahre ward der Erzherzog von Sr. Majestät dem Kaiser Nicolaus zum Chef des kais. russ. lithauischen Uhlanen-Regiments ernannt. Im Jahre 1840 zum General-Major befördert, kam er als Brigadier nach Gratz, wurde 1843 Feldmarschall-Lieutenant und ad latus bei dem mährisch-schlesischen Generalcommando, 1845 zum commandirenden General von Oesterreich ob und unter der Enns, dann Salzburg ernannt. In diese Zeit von 1839 bis 1843 fallen mehrere Auszeichnungen fremder Fürsten (siehe unten in den Quellen den vollen Titel des Erzherzogs). In seiner Stellung als Landes-Commandirender in Oesterreich gab der Erzherzog einen eigenen praktischen Vorposten-, Lager- und Felddienst zum Unterrichte heraus und ließ denselben in den Lagern von Wiener Neustadt einstudiren. Am 14. März 1848 [vergleiche die Vorgänge des vorangegangenen Tages bei Strack: „Die Generale der österreichischen Armee“, S. 366 bis 370] bat der Erzherzog um Enthebung von dem bisher innegehabten Posten und nahm in einem Generalsbefehl von den Truppen seines Generalcommando’s Abschied; alsdann verfügte er sich auf seine Güter und bald darauf zur Armee in Italien, sich an den Operationen des Feldmarschalls Radetzky freiwillig betheiligend. Hier übernahm der Erzherzog bald ein Truppen-Divisions-Commando bei der Armee, und bei Eröffnung des Feldzuges gegen Piemont jenes der Avantgarde des 2. Armeecorps. Bei dem forcirten Uebergange der Armee über den Ticino bei Pavia und dem dabei stattgehabten Gefechte bei Gravellone bewies sich der Erzherzog durch seine Todesverachtung als den ebenbürtigen Sohn des Helden von Aspern. Bei Mortara rückte der Erzherzog an der Spitze seiner Division gegen die feste Stellung des Feindes. Da das Gefecht erst gegen Abend begonnen hatte, war eine wirksame Fortsetzung [145] des Kampfes nicht leicht thunlich. Doch war Oberst Benedek mit einem Bataillon seines Regiments bereits in die Stadt gedrungen, aber von feindlichen Colonnen, die aus der Flankenstellung hinter dem österreichischen Corps sich in die Stadt gedrängt hatten, plötzlich abgeschnitten worden. Kaum erfuhr dieß Erzherzog Albrecht, als er nochmal einen Angriff auf das feindliche Centrum unternahm, an der Spitze seiner Truppen den Eingang in den Platz erzwang, denselben besetzte und es so dem Obersten Benedek möglich machte, im Gegensatze zu seiner eigenen Situation, da er eben erst selbst abgeschnitten war, die nachgerückten feindlichen Truppen gänzlich abzuschneiden. Im Schlachtberichte dieses Tages meldet der greise Feldmarschall: „Das besondere Verdienst des Gelingens der Einnahme von Mortara bleibt der ursprünglichen umsichtigen Disposition des Feldzeugmeisters Baron d’Aspre und seines tapfern Divisionärs Erzherzog Albrecht, so wie dem Muthe und der Geistesgegenwart des Obersten Benedek und seines braven Regiments Gyulai.“ Nicht minder erfolgreich waren die mit taktischer Umsicht getroffenen Dispositionen, welche kurz vor der Schlacht bei Novara der Erzherzog getroffen hatte, ohne Befehl dazu erhalten zu haben, indem er den von Novara gegen Nibbiola seitwärts der Hauptstraße sich ausdehnenden Höhenzug mit einer Abtheilung, geführt von dem Obersten Grafen Kielmannsegge, besetzen ließ, welche Voraussicht im weiteren Verlaufe der Schlacht sich glänzend bewährte, da eben die Abtheilung des Grafen Kielmannsegge in dem Momente eintraf, als keine anderen Reserven mehr zu Gebote standen, sie dem vordringenden Feinde entgegenzuwerfen. Jetzt wurde es möglich, gegen den an Geschütz und Truppen vielfach überlegenen Feind die durch den mehrstündigen Kampf aufs Höchste erschöpften Truppen erfolgreich zu unterstützen und den wirksamsten Punct der Schlachtlinie so lange zu halten, bis frische Reserven anlangten, welche den immer heftiger anstürmenden Feind endlich vollends zurückwarfen. Der greise Feldmarschall schreibt im officiellen Schlachtberichte: „Feldzeugmeister Baron d’Aspre hat seinen früheren Lorbeeren nun auch diese neuen hinzugefügt. Gleich nach ihm kommt das Verdienst Sr. kais. Hoheit des Erzherzogs Albrecht, dieses erlauchten Herrn, der, um seine Leistungen vor dem Feinde erst zu prüfen, sich freiwillig bei Sr. Majestät das Commando einer Division erbeten hatte, obwohl er schon früher Commandirender gewesen. Derselbe bewies an diesem heißen Tage eine bewunderungswürdige Standhaftigkeit und wich nicht einen Schritt aus seiner gefährdeten Stellung zurück. Nur Gerechtigkeit wäre es, diesen Prinzen des Hauses mit dem Theresien-Orden zu schmücken“. Seine Majestät der Kaiser sandten dem tapfern Erzherzog durch dessen erlauchten Bruder Erzherzog Wilhelm das Ritterkreuz des Militär-Maria Theresien-Ordens, und später erhielt der Erzherzog über Antrag des Ordenscapitels das Commandeurkreuz dieses Ordens. Im September 1849 wurde der Erzherzog zum Gouverneur der Bundesfestung Mainz, zum Landes-Militär-Commandanten in Böhmen und zum General der Cavallerie ernannt. Im September 1851 erfolgte seine Ernennung zum Commandanten der III. Armee und zum Civil- und Militär-Gouverneur in Ungarn, wo es ihm vorbehalten war, die Wunden der jüngsten Vergangenheit durch Energie [146] und Weisheit in der Leitung der Verwaltung vergessen oder doch minder fühlbar zu machen. Diesen letztern Posten legte der Prinz im April 1860 in die Hände Sr. Majestät des Kaisers nieder, welcher mit Allerhöchstem Handschreiben, Wien 19. April 1860, den Herrn Erzherzog unter Bezeigung dankbarer Anerkennung desselben zu entheben, und die Leitung der politischen Verwaltung und des Landes-General-Commandos in Ungarn, dem Feldzeugmeister Ludwig Ritter von Benedek provisorisch zu übertragen geruhten. [Wiener Zeitung 1860, Nr. 96.] Der Erzherzog ist seit 1. Mai 1844 vermält mit Hildegarde, kön. Prinzessin von Bayern, dritten Tochter Sr. Majestät des Königs von Bayern (geb. 10. Juni 1825). Aus dieser Ehe stammen drei Kinder: Maria Theresia Anna (geb. am 15. Juli 1845); – Karl Albert Ludwig (geb. am 3. Jänner 1847, gest. zu Prag am 19. Juli 1848); – Mathilde Maria Adelgunde Alexandra (geb. am 25. Jänner 1849).

Strack (Joseph), Die Generale der österreichischen Armee (Wien 1850, Jos. Keck u. Sohn, kl. 8°.) S. 364–378. – Hirtenfeld (J.Dr.), Der Militär-Maria Theresien-Orden und seine Mitglieder (Wien 1857, Staatsdruckerei, Lex. 8°.) S. 1456, 1752. – Oesterr. Militär-Konversations-Lexikon, herausg. von J. Hirtenfeld und Dr. Meynert (Wien 1850, Lex. 8°.) Bd. I, S. 44. – Illustrirte Zeitung, herausgegeben von J. J. Weber (Leipzig, Fol.) 1859, Nr. 826: „Erzherzog Albrecht von Oesterreich in Berlin“ [mit Porträt.] – Vollständiger Titel Sr. kais. Hoheit des Erzherzogs Albrecht. Dieser lautet: Ritter des goldenen Vließes; Großkreuz des österr. kais. St. Stephan- und Commandeur des Militär-Maria Theresien-Ordens; Militär-Verdienstkreuz; Ritter des russ. kais. St. Andreas- und St. Alexander Newsky-, des weißen Adler- und St. Annen-Ordens erster und des St. Georgs-Ordens dritter Classe; des kön. preuß. schwarzen und rothen Adler-Ordens erster Classe, und des Militär-Verdienst-Ordens; des kön. bayer. St. Hubertus- und Militär Max-Joseph-, dann des kön. hannov. Haus- und Ritter-Ordens vom heil. Georg; des großherzogl. baden’schen Haus-Ordens der Treue; Commandeur des kön. niederländischen Militär Wilhelm-Ordens; Großkreuz des kön. sicilian. St. Ferdinand- und Verdienst-Ordens; des kön. hannov. Guelphen-Ordens; Ritter des kön. sächs. Ordens der Rautenkrone; Großkreuz des kön. belgischen Leopold-, des kön. griech. Erlöser-Ordens; des großh. toscanischen St. Joseph-, des großh. hess. Ludwig-Ordens; dann des herzogl. braunschw. Ordens Heinrich’s des Löwen; k. k. General der Cavallerie; Inhaber des Infanterie-Regiments Nr. 44 und Chef des kais. russ. lithauischen Uhlanen-Regiments Nr. 5. – Porträte. Groß ist die Zahl der mehr oder weniger getroffenen Porträte Sr. kais. Hoheit, hier folgt nur die Angabe der bedeutenderen: 1) Lithogr. von Kriehuber (1846) in Generals-Uniform (Wien, Spina, Fol.); – 2) von demselben (1849) (Wien, Neumann, gr. Fol.); – 3) gez. und lithogr. von Barabas (Wien, Paterno, Fol.); – 4) lithogr. von Dauthage (ebd., Fol.); – 5) nach Monten lithogr. zu Pferde (München, Kohler u. Comp., Fol.) [davon auch color. Exemplare]; – 6) Stahlstich von Meyer im „Gothaischen Hofkalender“ (Gotha, J. Perthes, 32°.).