BLKÖ:Hebbel-Enghaus, Christine

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 8 (1862), ab Seite: 179. (Quelle)
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Hebbel, früher auch Hebbel-Enghaus, Christine (k. k. Hofschauspielerin, geb. zu Braunschweig 9. Februar 1817). Kam im Alter von neun Jahren zum Ballet des Braunschweiger Theaters, spielte aber auch in Kinderparthien des recitirenden Drama’s, in denen sich schon damals ihre ungewöhnliche dramatische Begabung kundgab. Sie erhielt nun zu diesem Zwecke die erforderliche Ausbildung, und nachdem dieselbe vorläufig beendet war, begab sie sich nach Bremen, wo sie als Jungfrau von Orleans, Louise in „Cabale und Liebe“, „Tony“ debutirte, sehr gefiel und engagirt wurde. Noch war nicht ein Jahr vorübergegangen, als sie eine Einladung vom Hamburger Stadttheater zu Gastspielen erhielt und derselben folgte. Unter der väterlichen Leitung des erfahrenen und vielseitig gebildeten Directors F. L. Schmidt entwickelte sich ihr Talent zusehends und bald war sie der Liebling des Publikums. Anfänglich spielte und gefiel sie in Rollen, die durch den Ausdruck von Innigkeit und Gefühlstiefe wirken sollen; bald aber prägte sich ihre Begabung für tragische und zwar gewaltige weibliche Charaktere, das Fach, in welchem sie durch zwei Jahrzehende als unübertroffene Künstlerin glänzte, mit Bestimmtheit aus; und vorzüglich wurde und wird sie noch durch ihre äußere Erscheinung darin unterstützt. Nachdem sie zuvor noch auf mehreren bedeutenden deutschen Bühnen, zuletzt auf jenen von Berlin und Wien gastirt, nahm sie 1840 an der Wiener Hofbühne ein Engagement an und wirkt noch gegenwärtig an derselben als wirkliches Mitglied. Unter den Parthien, die sie in früherer Zeit spielte, nennen wir die Eugenia in den „Geschwistern“, die Clara in der „Zurücksetzung“, die Marie in der „Fremden“, die Coronna von Saluzzo, die Griseldis, Maria Stuart in den gleichnamigen Stücken, die Chriemhield in Raupach’s „Nibelungenhort“. Ihre vollendetste Leistung aber ist die Rolle der Judith in der gleichnamigen Tragödie ihres Gemals, in der sie als darstellende Künstlerin die ohnedieß gewaltige Dichtung durch ein meisterhaftes Spiel ergänzt. Seit 26. Mai 1846 mit Friedrich Hebbel vermält, war sie die trefflichste Darstellerin der meist reckenhaften Frauencharaktere in den Dichtungen ihres Gemals. In neuerer Zeit wird sie – und mit Unrecht – zu wenig und in Rollen, die ihr selten zusagen, beschäftigt. Einem jüngst (1861) an sie ergangenen Rufe an die Hofbühne nach Weimar, konnte sie nicht folgen, weil ihrem Gesuche um Entlassung von der Wiener Hofbühne nicht Folge gegeben, dagegen ihr Spielhonorar um ein Namhaftes erhöht wurde. Der in der Biographie ihres Gemals erwähnten Berufung desselben als Bibliothekar nach Weimar wird neuerlich widersprochen [Fremdenblatt 1861, Nr. 328].

Thalia. Norddeutsche Theater-Zeitung. Redig. von Dr. C. Töpfer (Hamburg, 4°.) 1839, Nr. 91: „Biographie“, von Dr. C. Töpfer [daselbst auch ihr lithogr. Porträt]; – Dieselbe 1840, Nr. 30: „Abschiedswort an Christine Enghaus. – Iris (Gratzer Mode- und Musterzeitung, schm. 4°.) 1850, Nr. vom 15. April, S. 58: „Lichtbilder aus der Frauenwelt. Frau Hebbel-Enghaus“. Studien von C. Cerri [mit einem ganz unähnlichen Costume-Porträt als „Judith“ im Holzschnitt, nach einem Gemälde von F. Bender, welches wohl die Aehnlichkeit im schlechten Holzschnitte eingebüßt haben mag]. – Humorist. Redig. von M. G. Saphir, [180] 1850 (XIV. Jahrg.) Nr. 70: „Mad. Hebbel als Jungfrau von Orleans“. – Schlesische Zeitung 1861, Nr. 236: „Herren und Damen von der Wiener Hofbühne“. [Der Feuilletonist schreibt über Frau H. E.: „Frau Hebbel die Gattin unseres ersten Dramatikers, welch, ehedem als Fräulein Enghaus vielbewundert worden, ist eine Künstlerin von sehr großartigen Mitteln und nicht gewöhnlicher Intelligenz; sie spielt die Judith, welche ihr Gemal gedichtet, unvergleichlich und macht in zwanzig anderen Rollen den peinlichen Eindruck eines consequent auf falschem Platz gestellten Talentes. Emilie in Othello, Goneril, die alte Fadet, werden ihr ebenso unpassend zugemuthet, als Lady Macbeth und ähnliche Rollen vorenthalten. In einer äußerst unvortheilhaften Position zwischen der Rettich und der Gabillon fehlt es der imposanten Dame, wie dem Prinzen Hamlet, „an Beförderung“ und das gespannte Verhältniß, in welchem ihr genialquerköpfiger Gatte zu dem Leiter des Burgtheaters steht, mag auch nicht dazu angethan sein, ihre mißliche Lage zu erleichtern. Gegenwärtig (Mai 1861) weilt das Paar am Musenhof zu Weimar und Frau Hebbel findet dort die Gelegenheit, welche ihr hier versagt wurde, die reckenhaften Heldinen der Nibelungentrilogie ihres Gemals zu versinnlichen.“] – Freischütz (Hamburger Unterhaltungsblatt, 4°.) 1840, S. 246: „Nachruf an Christine Enghaus“. – Porträte. 1) Unterschrift: Christine Hebbel, k. k. Hofschauspielerin. Rahl gemalt, Mayer geschabt. Seitenstück zu dem Bilde ihres Gemals von denselben Künstlern. Beilage zu Auer’s „Faust“ (Wien, 4°.) [wir können der Künstlerin zu diesem Porträte nicht gratuliren]; – 2) Unterschrift: Facsimile des Namens: Christine Hebbel. Kriehuber (lithogr.) 1855 (Wien, bei L. T. Neumann. Fol.); – 3) gezeichnet von Kitzerow (Hamburg, lithogr. Anstalt von Fuchs, gr. 4°.).