Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 45 (1882), ab Seite: 237. (Quelle)
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Töpfer, Karl (Schauspieler, dramatischer und erzählender Schriftsteller, geb. zu Berlin 26. December 1792, gest. zu Hamburg 22. August 1871). Weder in Oesterreich geboren noch gestorben, verdient er doch in Folge seiner mehrjährigen Thätigkeit daselbst, vornehmlich am kaiserlichen Burgtheater in Wien, für welches zunächst er jene zwei Stücke schrieb, die seinen Namen weitaus bekannt, ja berühmt machten, eine Stelle in diesem Lexikon. Der Sohn des geheimen Archivars Töpfer in Berlin, sollte er auch in den Staatsdienst treten, zu welchem Zwecke er die vorbereitenden Studien durchmachte, aber der Zauber der Bühnenwelt, der ihn als fleißigen Theaterbesucher nun einmal gefangen, gab ihn nicht wieder frei, und eines schönen Tages verließ der kaum Neunzehnjährige gegen den Willen seines Vaters das Elternhaus, um sich in Mecklenburg-Strelitz einer wandernden Schauspielergesellschaft anzuschließen. Nachdem er sechs Wochen daselbst „Künstlers Erdenwallen“ mitgemacht, ließ er vorderhand sich daran genügen und kehrte an den elterlichen Herd zurück. Indeß sein theatralisches Talent hatte sich doch dargethan, nur wollte er dasselbe an einer anständigen Bühne ausbilden, und da alle Vorstellungen nichts halfen, verschaffte der Vater durch seine Verbindungen dem Sohne ein ehrenvolles Engagement bei dem Breslauer Theater, welches unter der Leitung des kunstsinnigen Regierungsrathes Streit stand. Ein paar Jahre wirkte nun Töpfer an dieser Bühne, an welcher insbesondere die berühmte Tragödin Henriette Händel-Schütz durch Unterricht und Beispiel wesentlichen Einfluß auf die künstlerische Ausbildung des rüstig Strebenden übte. Von Breslau folgte er einem Rufe nach Brünn und von da im Jahre 1815 einem solchen an das Wiener Burgtheater, welches der als Dichter unter dem Namen West bekannte Schreyvogel höchst verdienstvoll dirigirte. Bald reihte er sich daselbst den besten Kräften an und befand sich auf dem Wege zur höchsten Staffel der Kunst. Insbesondere [238] war es West selbst, der sich theilnahmsvoll dem jungen Künstler zuwandte und ihn durch tüchtige Unterweisung förderte, aber auch, als er dessen schriftstellerisches Talent erkannte, ihn zur weiteren Ausbildung desselben ermunterte. So versuchte sich Töpfer zunächst mit Entwürfen kleiner Stücke, welche West begutachtete, und als dieser darüber beifällig sich äußerte, bald auch mit größeren Arbeiten. Gleich das erste größere Werk erzielte durchschlagenden Erfolg, es war „Hermann und Dorothea“, nach Goethe’s gleichnamigem Epos. Er hatte es in den letzten Monaten des Jahres 1819 geschrieben, und schon im Februar 1820 gelangte es zur Aufführung. Obwohl er damals noch am Burgtheater wirkte, spielte er doch selbst keine Rolle in seinem Stücke, um durch genaue Ueberwachung der Scenirung den Gang des Ganzen und Erfolg sorgfältig und unbehindert beobachten zu können. Der alte Eckardt, genannt Koch, und Frau von Weißenthurn spielten das Elternpaar. Ebenso gut wie diese beiden Rollen waren auch die übrigen besetzt. Der ersten Aufführung wohnten Kaiser Franz, die Kaiserin, alle Erzherzoge und der ganze Hofstaat bei. Der Erfolg war ein glänzender, alle Darsteller wurden gerufen, und am Schlusse auch der Verfasser. Die Direction hatte der technischen Ausstattung besondere Aufmerksamkeit zugewendet, Ritter von Stubenrauch die Figurinen behufs der Costume gezeichnet und die Anfertigung der Decorationen auf das sorgfältigste geleitet. Von den Logen aus konnte man in dem Brunnen wirklich das Bild Dorotheas und des hinter ihr stehenden Hermann sehen, ein Effect, der durch einen mit Gaze bedeckten Spiegel hervorgebracht wurde, und als die hinter den mit weißen Aehren bedeckten Hügeln untergehende Sonne die in Hermanns Arme gesunkene Jungfrau mit goldigem Schimmer der Abendröthe übergoß, war die Wirkung eine wundervolle. Mit stummem Entzücken schaute das Publicum secundenlang die durch die Kunst hervorgezauberte Natur und brach dann in einen Beifallssturm aus, der nicht enden wollte. Nach dem glänzenden Erfolge des Stückes in Wien richtete der Verfasser sein Augenmerk auf Weimar, wo er unter Goethe’s Augen sein Stück aufgeführt zu sehen wünschte. Er sandte dem Regisseur Genast das Manuscript zu, ihm dasselbe warm ans Herz legend, zugleich aber bemerkend, daß nur dann eine Aufführung stattfinden dürfe, wenn Goethe selbst seine Zustimmung ertheile. Wider Erwarten schnell kam die Antwort von Genast, welcher Goethe’s volle Befriedigung über die gelungene Dramatisirung des Idylls mittheilte, zugleich des Dichterfürsten eigene Worte berichtend: „Schreiben Sie dem Verfasser“, sagte dieser, „das sei sehr geschickt gemacht. Hätte ich gefunden, daß in dem einfachen Idyll solche Theaterwirkung stecke, so wäre die dramatische Bearbeitung von mir selbst unternommen worden. Uebrigens ist es mir lieb, wenn das Stück überall gegeben wird, da es die Quelle angibt, so wird man aus Neugier nach meinem Gedichte, das bis jetzt wenig populär geworden ist, greifen. Sagen Sie aber auch dem Verfasser, daß er es mit den Abschriften etwas zu leicht nähme; er liest sie gar nicht durch – in dem Exemplar fehlt eine ganze Zeile, wodurch der Sinn in Unsinn verkehrt wird – ich habe aber die Zeile hineingedichtet“. Auch in Weimar hatte das Werk vollen Erfolg, und nun wanderte es von Theater zu Theater. In Wien [239] ziert es noch heute das Repertoire als eines der beliebtesten Stücke, in einem eigenthümlichen Gegensatze zur Beliebtheit der französischen Ehebruchdramen, mit denen die deutsche Bühne überfluthet wird. Nachdem es in Wien und Weimar mit Ehren bestanden, ging Töpfer’s nächster Wunsch dahin, daß es auch in seiner Vaterstadt gegeben werde. Da er in Berlin, wie zuvor in Wien, die Scenirung persönlich überwachen wollte, begab er sich auf Urlaub dahin und fand in dem gebildeten kunstbegeisterten Grafen Brühl einen Intendanten, der ihm mit ganzem Wohlwollen entgegen kam und ihm, obgleich Ludwig Devrient factischer Regisseur war, für dieses Stück die Regie übertrug. Pius Alexander Wolff und seine Gattin Amalie spielten das Elternpaar, den Apotheker kein Geringerer als Ludwig Devrient, Lemm den Rector, Beschort den Richter, die Titelrollen aber Rebenstein und die später so berühmte Frau Stich-Crelinger. Doch gingen die Proben nicht so glatt ab, als bei diesen Kräften zu erwarten war. Bei der ersten, zweiten und dritten Probe konnte Devrient auch nicht eine Sylbe seiner Rolle, und Töpfer war nahe daran, den Muth und als Regisseur auf Zeit dem Regisseur auf Dauer gegenüber die Geduld zu verlieren. Indeß er beherrschte sich und schwieg aus Rücksicht auf Devrient’s ihm bekannte Empfindlichkeit. Aber bei der Aufführung löste sich von Scene zu Scene, von Act zu Act Töpfer’s Sorge, und mit Schluß des Stückes war der Erfolg ein großartiger. Die Zeitungen sprachen von einem Weiheabend, und gleich im ersten Jahre wurde das einfache Schauspiel über fünfzigmal gegeben. Wie nach solchen Erfolgen und Goethe’s eigenem Urtheil Heinrich Kurz (vergleiche unter „Zu Töpfer’s literarischer Charakteristik“) schreiben kann, daß bei Töpfer, als derselbe Goethe’s „Hermann und Dorothea“ auf die Bühne brachte, „der Mangel an schöpferischem Talent zu Tage trat, da es ihm nicht gelang, den epischen Stoff dramatisch zu gestalten“, ist uns unerklärlich! – Mit Lorbern reich beladen, kehrte Töpfer nach Wien in sein Engagement zurück, zu neuem Schaffen auf das mächtigste angeregt. Er schrieb nun im nächsten Jahre das vaterländische Lustspiel: „Des Königs Befehl“, in welchem er Friedrich den Großen auf die Bühne brachte und welches auch auf allen deutschen Theatern Repertoirestück wurde. Obwohl Töpfer in Wien als Schauspieler eine sehr hervorragende Stellung einnahm, reifte doch in ihm der Gedanke, der praktischen Bühnenthätigkeit zu entsagen, sich dagegen ganz der Dramaturgie, der dramatischen und literarischen Production zu widmen. Als er aber sein Vorhaben kundgab, fehlte es nicht an Vorstellungen, ihn von demselben abzubringen. Man wollte eine so tüchtige Kraft nicht gern verlieren; man bot ihm an, seine Stelle ein Jahr lang offen zu halten, damit er sie wieder einnehmen könne, wenn seine Ansichten sich geändert hätten. Doch beharrte er bei seinem Entschlusse und schied aus dem Verbande der Wiener Hofbühne, wendete sich nach Norden und nahm in Hamburg seinen bleibenden Aufenthalt Um diese Zeit, es war im Juni 1822, wurde er von der Universität Göttingen zum Doctor der Philosophie ernannt, post exhibita ingenii specimina, wie es im Diplome heißt. In Hamburg warf er sich nun ganz auf literarische Thätigkeit. Er redigirte die „Thalia“, eines der geachtetsten Theaterblätter Deutschlands [240] in der vormärzlichen Zeit, sowie die „Originalien“, dabei schrieb er mehrere Erzählungen, die ein freundliches Publicum fanden, ferner Gedichte epischen und lyrischen Inhalts, von denen Heinrich Heine, der mit ihm befreundet war, sagte, daß sie ihm den ersten Anstoß gegeben, sich als lyrischer Dichter zu versuchen. Aber auch seine dramatischen Originalarbeiten nahmen ihn viel in Anspruch. Sein feiner Humor, die aus mehrjähriger schauspielerischer Thätigkeit gewonnene praktische Erfahrung und eine Kunst der Mache, wie sie wenigen dramatischen Poeten eigen, gaben seinen Stücken einen eigenen Reiz. Dabei schrieb er auch Nachbildungen fremder, meist englischer Bühnenwerke. Jedes neue Stück war ein Gewinn für das Repertoire, hielt sich lange auf demselben, und mehrere gehen noch heute in Scene. Im Ganzen verfaßte er zweiunddreißig Stücke (Töpfer’s schriftstellerische Thätigkeit ist unten verzeichnet), theils Originale, theils Nachbildungen, von denen wir außer den schon genannten hier noch einige anführen, die sich bis zur Stunde behaupten, wie: „Die Einfalt vom Lande“, „Nehmt Euch ein Exempel dran“, „Zurücksetzung“, „Freien nach Vorschrift“, „Der Pariser Taugenichts“, „Karl XII. auf der Heimkehr“, „Die Gebrüder Foster“, „Der reiche Mann oder die Wassercur“, welches in Wien eine so lange Reihe von Darstellungen erlebte, daß man dem Verfasser aus freien Stücken das Honorar noch einmal zahlte, und „Rosenmüller und Finke“, alle mit Ausnahme des letzten vor Erlaß des Tantièmengesetzes geschrieben, so daß wohl die Bühnen, welche sie aufführen, davon den Vortheil ziehen, der Verfasser aber leer ausging. Für „Rosenmüller und Finke“ zahlten Wien und Berlin Tantièmen. Auch als Dramaturg war Töpfer thätig, und aus weiter Ferne kam manches mimende Talent, um bei ihm einen Cursus durchzumachen. Künstler von großem Ruf, wie Hendrichs und die Krebs-Michalesi, befanden sich unter seiner dramaturgischen Leitung. Als am 29. Februar 1870 das Hamburger Thalia-Theater die fünfzigjährige Jubiläumsfeier des Schauspieles „Hermann und Dorothea“ beging, überwies Director Maurice, dieser weiße Rabe unter den Theaterdirectoren, die Einnahme des Abends dem damals 78jährigen Bühnendichter. Nur ein Jahr überlebte Töpfer diese in der That sehr wohlverdiente Huldigung, hatte ja auch er, wie so Viele, nur gesäet, um Andere die Frucht seiner Mühen ernten zu sehen. Im Jahre 1831 hatte sich Töpfer mit Friederike von Hafften aus Butzow in Mecklenburg-Schwerin vermält. Der Sohn, der aus dieser Ehe hervorging, wurde Doctor der Rechte und lebt als Advocat in Hamburg. Schließlich sei noch bemerkt, daß Karl Töpfer, der Dramen- und erzählende Dichter, nicht zu verwechseln ist mit Rudolph Töpfer, dem Verfasser der berühmten „Genfer Novellen“.

Uebersicht der Werke Karl Töpfer’s.Lustspiele“. I.–VII. Band (Berlin 1839 bis 1851, Duncker und Humblot, gr. 12). Erster Band: „Der beste Ton. In vier Aufz.“; – „Nehmt Euch ein Exempel dran! In einem Aufz.“, auch in E. Bloch’s „Theater-Correspondenz“; – „Schein und Seyn. In fünf Aufz.“. Dieser Band erschien bereits im Jahre 1830 in erster Auflage. – Zweiter Band: „Bube und Dame“; – „Der Krieg mit dem Onkel“; – „Freien nach Vorschrift“ (1835). – Dritter Band: „Die Einfalt vom Lande. Frei nach dem Englischen in vier Aufz.“; – „Laßt mich lesen! Original-Lustspiel in vier Aufz.“; – „Karl der Zwölfte auf der Heimkehr. Frei nach dem Englischen in vier Aufz.“; – „Der Pariser Taugenichts. [241] Frei nach dem Französischen in vier Aufz.“, auch in Bloch’s „Volks-Theater“ (1839). – Vierter Band: „Preußens 15. October. Lustspiel mit Gesang in einem Aufz.“; – „Gebrüder Foster oder Das Glück mit seinen Launen. Charaktergemälde in fünf Aufz.“, erschien auch zum Uebersetzen aus dem Deutschen ins Englische bearbeitet von J. Morris (Berlin 1863); – „Ein Stündchen in Pyrmont. Nach dem Französischen. Lustspiel in einem Aufz.“; – „Ein Pagenstückchen. Anekdotenposse in einem Aufz.“; – „Zurücksetzung. Lustspiel in vier Aufz.“ (1841). – Fünfter Band: „Hermann und Dorothea. Idyllisches Familiengemälde in vier Aufz.“, erschien früher im XIV. Jahrgange (1835) des zuerst von Holtei, dann von Gubitz herausgegebenen „Jahrbuchs deutscher Bühnenspiele“; – „Ein Tag vor Weihnacht. Gemälde aus dem Bürgerleben in zwei Aufz.“, zuerst im XXIX. Jahrgange (1831) des von A. Kotzebue begründeten „Almanachs dramatischer Spiele“ (Hamburg, Hoffmann und Campe); – „Der Empfehlungsbrief. Original-Lustspiel in vier Aufz.“, zuerst im XII. Jahrgange des schon oben genannten „Jahrbuchs deutscher Bühnenspiele“; – „Der reiche Mann oder die Wassercur. Original-Lustspiel in vier Aufz.“ (1843). – Sechster Band: „Strauß und Lanner. Lustspiel in einem Aufz.“; – „Ein Stündchen Incognito. Versspiel in zwei Aufz.“, zuerst im XXXI. Jahrgänge des schon genannten von Kotzebue begründeten „Almanachs dramatischer Spiele“; – „Des Königs Befehl. Original-Lustspiel in vier Aufz.“. zuerst im XIII. Jahrgange des schon genannten „Jahrbuchs deutscher Bühnenspiele“; – „Die Weiber im Harnisch. Parodirende Zauberposse in zwei Aufz.“ (1843). – Siebenter Band: „Rosenmüller und Finke oder Abgemacht. Original-Lustspiel“. auch im Bändchen 813 der Reclam’schen „Universal-Bibliothek“; – „Böttcher der Goldmacher. Historisches Original-Lustspiel“; – „Die weiße Pikesche. Schwank in einem Act“, zuerst im Jahrgange 1837 der von E. M. Oettinger herausgegebenen Sammlung: „Dramatische Desserts“ (Hamburg, 8°.). Später gab dann Hermann Uhde „Karl Töpfer’s gesammelte Werke“ in drei Bänden (Leipzig 1873, Duncker und Humblot, gr. 8°.) heraus, wovon die ersten zwei Bände die Lustspiele, der dritte die Schauspiele enthält, doch ist diese Ausgabe unvollständig; außer den vorgenannten zwei Sammlungen der dramatischen Werke Töpfer’s erschien lange früher schon die kleinere Sammlung: „Spenden für Thaliens Tempel“, mit Porträt und Vignette (Leipzig 1823, Leo, 8°.). welche das Drama: „Der Tagesbefehl“, das dramatische Spiel: „Die blonden Locken“, und das Lustspiel: „Cyprian und Barbara“ enthält. – Einige wenige Stücke Töpfer’s, wie „Burkhard“, „Volk und Soldat“, sind nur aufgeführt, aber nicht gedruckt worden. – „Novellen und Erzählungen“, zwei Bände (Hamburg 1842, 1844, Niemeyer. 8°), Erster Band: „Der unheimliche Gast“; – „Tanzes-Zauber“; – „Die Todtenhand“; – „Der Schuß“; – „Liebe im Souffleurkasten“; – „Blutig Wiedersehen“; – „Die Intriguanten“ (1842). – Zweiter Band: „Die Blödsinnige“; – „Der Mord Jean Jacques Rousseau“; – „Der Jüngling“; – „Der gespenstische Sänger“ (1844). – Außer dieser Sammlung der erzählenden Schriften Töpfer’s erschienen einzeln: „Zeichnungen aus meinen Wanderjahren“, I. Band (Hannover 1823, Hahn, 8°.). ein zweiter Band erschien nicht; – „Der Herr im grünen Frack. Novelle“ (Cassel 1827, Bohne, 8°.); – „Der Incognito-Rock oder Der Thurmbau an der St. Jacobikirche. Novelle“ (ebd. 1827); – „Muck Kobold und Peter Meffert. Erzählung“ (ebd. 1827, 8°.); – „Dunkel und Hell. In zwei Erzählungen“ (ebd. 1828, 8°.); – „Der lebende Todte. Erzählung“ (ebd. 1828, 8°.). – Ueberdieß gab Töpfer in Gemeinschaft mit dem als Erzähler bekannten Georg Lotz heraus: „Turandot, Almanach des Räthselhaften“. Jahrg. I–IV (Hamburg 1827 bis 1830 [Herald], 16°.), und redigirte und verlegte 1836 bis 1842 die „Norddeutsche Theater-Zeitung, Kunst- und schönwissenschaftliches Unterhaltungsblatt“, Jahrg. I–VII, welches gute, würdig gehaltene Theaterblatt mit lithographirten und literarischen Beilagen ausgestattet war, aber im Jahrgange 1842 durch den Brand Hamburgs im Mai unterbrochen und von Töpfer nicht weiter fortgesetzt wurde. Noch soll er sich gemeinschaftlich mit Lotz an der Gründung des seinerzeit sehr geachteten und guten Unterhaltungsblattes „Originalien“ und der kritischen Wochenschrift „Der Recensent“ betheiligt haben.
Quellen zu Töpfer’s Biographie. Brümmer (Franz). Deutsches Dichter-Lexikon. Biographische und bibliographische Mittheilungen über deutsche Dichter aller Zeiten. Unter besonderer [242] Berücksichtigung der Gegenwart für Freunde der Literatur zusammengestellt (Eichstätt und Stuttgart 1877, Krüll’sche Buchhandlung, schm. 4°.) Bd. II, S. 432. – Kurz (Heinrich). Geschichte der deutschen Literatur mit ausgewählten Stücken aus den Werken der vorzüglichsten Schriftsteller (Leipzig 1859, B. G. Teubner, Lex.-8°.) Bd. III, S. 394. – Gottschall (Rudolph). Die deutsche Nationalliteratur in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts. Literarhistorisch und kritisch dargestellt... (Breslau 1861, Trewendt,. 8°.) Bd. III, S. 493 u. f. – Wigand’s Conversations-Lexikon für alle Stände (Leipzig 1852, Otto Wigand, gr. 8°.) Bd. XIV, S. 187. – Allgemeines Theater-Lexikon. Herausgegeben von K. Herloßsohn, H. Marggraff u. A. Neue Ausgabe (Altenburg, o. J., 8°.) Bd. VII, S. 95. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, New-York und Philadelphia, gr. 8°.). Zweite Abtheilung, Bd. XI, S. 1173. – Die Gartenlaube (Leipzig, Robert Keil, gr. 4°.) Jahrgang 1870, S. 293: „Der Nestor der deutschen Bühnendichter“. Von Hermann Uhde.
Porträt. Unterschrift: „Karl Töpfer“. A.(dolph) Neumann gez. J. A. Neumann sc. Holzschnitt (in der „Gartenlaube“, 1870, S. 293).
Zu Töpfer’s literarischer Charakteristik. Heinrich Kurz schreibt über Töpfer: „Unvergleichlich höher (als Angely) steht K. Töpfer, obgleich auch er kein schöpferisches Talent hat und es seinen Stücken an tieferem poetischen Gehalt fehlt. Er besitzt große Gewandtheit in der Behandlung des Technischen, wodurch er sich wenigstens den Schein künstlerischer Gestaltung zu geben weiß, und daher seine Stücke auf der Bühne einen gewissen, wenn auch nicht anhaltenden Effect hervorbringen. „„Der Tagesbefehl““ und „„Der beste Ton““ gehören wie zu seinen ersten, so auch zu seinen besten Lustspielen, doch ist auch ein späteres, „„Der reiche Mann oder Die Wassercur““ mit Beifall aufgeführt worden. Noch größeres Glück machten seine Umbildungen ausländischer Dramen, die allerdings in seiner Bearbeitung nicht wenig gewannen, so „„Karl XII. auf der Heimkehr““, „„Gebrüder Foster““, „„Die Einfalt vom Lande““ u. a. m. Dagegen trat der Mangel an schöpferischem Talent recht lebendig hervor, als er Goethe’s „„Hermann und Dorothea““ auf die Bühne brachte, da es ihm nicht gelang, den epischen Stoff dramatisch zu gestalten.“ Ich habe dieses Urtheil eines überall hochgepriesenen deutschen Literarhistorikers nicht angeführt ob seines zutreffenden Inhalts, sondern ob seiner Seichtigkeit und Befangenheit. Fast glaubt Herausgeber, daß der im Uebrigen höchst achtbare Heinrich Kurz wohl nie ein Stück Töpfer’s, gewiß aber nie dessen „Hermann und Dorothea“ habe aufführen sehen. – Rudolph Gottschall charakterisirt Töpfer: „Noch productiver als Karl Blum ist Töpfer, ein praktischer Kopf, der das dramatische Gewerbe versteht und sich vom Zeitgeiste souffliren läßt. Er besitzt in ausgebildeter Weise die eine Seite des echten Lustspieldichters, den Strömungen der Mode und des Tages zu folgen und allen wechselnden Stichwörtern Gehör zu schenken. Wenn aber irgend eine Mode, oder Richtung die Gunst des Zeitgeistes verscherzt hat, da ist er rasch mit der satirischen Geißel hinterher. Dagegen fehlt ihm wie allen diesen Autoren (Lebrun, Albini, P. A. Wolff, Clauren, Kurländer, Herzenskron, Blum) der tiefere Humor, welcher selbst gewiß über den flüchtigen Erscheinungen des Tages steht und, ohne aufdringlich zu sein, doch den vergänglichen Schein mit Blitzen aus der Tiefe des unvergänglichen Wesens beleuchtet; es fehlt ihm der Humor, der die Zeit begreift und beherrscht und läutert und mit einem großen poetischen Auge auf den kleinen Verwicklungen des Lebens ruht... Töpfer hat es auch versucht, durch directe Tendenz zu wirken, die aber meist äußerlich ohne künstlerische Beseelung blieb. So in „„Burkhard““, in welchem Salon und Werkstätte sich gegenübertreten, so in „„Volk und Soldat““, in welchem die schroffen Gegensätze der Revolutionszeit zur Grundlage des dramatischen Effectes und Contrastes dienen. Alle diese Stücke haben sich nicht behaupten können, obschon sie an dramatischer Lebendigkeit, an einem frischen gesunden Humor von unverkümmerter Derbheit und an sicher zugreifender. Charakteristik wohl den Vergleich mit Töpfer’s früheren Repertoirestücken aushalten. Zu diesen rechnen wir: „„Der beste Ton““, „„Die Einfalt vom Lande““, „„Nehmt ein Exempel dran““ und noch andere. Töpfer’s Lustspiel: „„Rosenmüller und Finke oder Abgemacht““ erfaßt einen Standesgegensatz der Zeit, der indeß keine politische Bedeutung hat; [243] es zeichnet die Charaktere nach der Verschiedenheit der Berufssphären, die einen bestimmten Einfluß auf sie ausüben. Die Antipathie, welche der Soldat gegen den Kaufmann empfindet, wird hier als so stark dargestellt, daß sie selbst die Bande der Familie zu lockern vermag. Die Charakteristik ist daher in diesem Stücke so weit typisch, als die Helden, der speculirende Kaufmann und der martialische Hauptmann, zugleich als Repräsentanten ihres Standes auftreten, wodurch sie zu sehr mit abstract komischen Zügen überladen wird. Doch der lebendige Humor, der frische Fortgang der Handlung und einzelne vortreffliche Episoden, zu denen wir besonders den Buchhalter mit seinem trockenen Comptoirwitz und das benippte Muttertöchterchen mit seinem niedlichen Geplauder rechnen, verbreiten eine unbefangene Heiterkeit, die zu solchen kritischen Ausstellungen weder Zeit noch Lust hat.“ – Laube in seiner „Geschichte der deutschen Literatur“ (Stuttgart 1840, Hallberger) bemerkt ganz kurz, daß den Albini, Holbein, Angely gegenüber, welche den mittelmäßigen Schlendrian vertreten, dessen das tägliche Repertoire bedarf, „Töpfer schon eine höhere Stufe bezeichne und für das heitere Intriguenspiel eigen erfindend sei“.