Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Straube, Karl von
Band: 39 (1879), ab Seite: 317. (Quelle)
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Straube, Emanuel (Schriftsteller, geb. zu Nicolsburg in Mähren [318] am 14. December 1801, gest. zu Salzburg am 5. März 1872). Nachdem er am Piaristen-Gymnasium seiner Vaterstadt Nicolsburg die Humanitäts- und philosophischen Studien beschlossen hatte, bezog er die Wiener Hochschule, wo er sich der Rechtswissenschaft widmete. Nach mehrjähriger Verwendung als Praktikant im Manipulationsfache der k. k. vereinigten Hofkanzlei machte er die Rangstufen des Dienstes durch, bis er im Juni 1863 zum Director bei den Manipulationsämtern im Ministerium des Innern ernannt wurde. In dieser Stellung verblieb er bis zum Jahre 1868, in welchem er Kränklichkeit halber in den Ruhestand übertrat. Mit dem Franz Joseph-Orden ausgezeichnet, zog er sich nach Salzburg zurück. Doch auch jetzt noch war er geistig thätig, schrieb fleißig für die „Salzburger Zeitung“, verfaßte Gedichte, welche in den Concerten der Liedertafel theils vorgetragen, theils gesungen wurden, und vertrat als Vorstand des Salzburger Schiller-Vereins die Interessen desselben. Im Vormärz war er auch k. k. Censor, zählte aber in der Cohorte der Gedankentödter zu den humansten, einsichtsvollsten und gemäßigtesten. Mit Vorstehendem ist sein äußerer Lebensgang erschöpft. Eine wenn auch nicht nachhaltige, so doch im Vormärz bestens gewürdigte Thätigkeit entwickelte er als schöngeistiger Schriftsteller, in welcher Eigenschaft er mehrere Werke herausgab, besonders fleißig aber für Journale und Almanache schrieb. Von seinen im Buchhandel erschienenen Arbeiten sind uns bekannt: „Gutenstein. Novelle“ (Leipzig 1835, Kollmann, 8°.); – „Vaterländische Sagen, Legenden und Märchen“ (Wien 1837, Beck’s Universitäts-Buchhandlung, gr. 12°.); – „Novellen und Erzählungen“, 2 Bändchen (Wien 1840, Gerold, 8°.); I. Band: „Der Schreiner von Ofen“; – „Die Nebenbuhler“‘. – „Rosa und Rosmarin“; – „Der Lottobrunnen“; – „Ein langweiliger Roman“; – II. Band: „Im ersten Stock und zu ebener Erde“; – „Fliegende Poesien“; – „Der Heimatlose“; – „Stumme Liebe“; – „Der Blick in die Zukunft“; – „Schriften“, I.–VII. Band (Wien 1842 bis 1846, Stöckholzer von Hirschfeld, gr. 12°.); die einzelnen Bände erschienen auch unter besonderen Titeln u. zw.: I. Band: „Die Pest in Wien, Historische Novelle aus dem ersten Viertel des 18. Jahrhunderts“ (Wien 1842); – II. Band: „Die Schweden vor Brünn. Historische Novelle“ (ebenda 1843); – III. Band: „Die Nemesis. Novelle“ (ebd. 1844); – IV. und V. Band: „Der Krüppel von Verona. Historische Novelle aus dem letzten Viertel des 17. Jahrhunderts“ 2 Bde. (ebd. 1845 und 46); dieses Werk erschien in erster Ausgabe bereits im Jahre 1842; – VI. und VII. Band: „Kleeblätter. Novellen und Erzählungen“ (ebenda 1846); – dann nach mehrjähriger Pause „Die Herrin von Friedland. Historische Erzählung“ (Wien 1854) und „Ein Wiener Früchtel. Localer Roman“, in zwei Abtheilungen (Wien 1858, Wallishausser, 8°.); – auch im Sammelwerke: „Wiener Romane“ desselben Verlages, welches jedoch nicht über den dritten Roman hinauskam. Hiermit ist bei weitem noch nicht seine literarische Thätigkeit erschöpft, welche er auch den verbreitetsten österreichischen Journalen der vormärzlichen Periode widmete, von denen wir die im Auslande geachtete Witthauer’sche „Wiener Zeitschrift“, die „Wiener Zeitung“, Bäuerle’s „Theater Zeitung“, Saphir’s „Humorist“ und Frankl’s „Sonntagsblätter“ nennen. Für Witthauer’s „Wiener Zeitschrift“ war er [319] nicht nur jahrelang ständiger Referent des Burgtheaters, sondern leitete auch in Abwesenheit des Redacteurs das Blatt und schrieb die Anzeigen besserer schöngeistiger Werke. Im Vormärz gehörte er auch zu der poetischen Tafelrunde des Neuner’schen sogenannten silbernen Kaffeehauses, wo sich die Dichter und Schriftsteller Wiens, von denen wir Auersperg (Anast. Grün), Bauernfeld, Castelli, Frankl, Lenau und Witthauer[WS 1] anführen, zu versammeln liebten. Noch einer historischen, aber nur sehr wenig bekannten Arbeit Straube’s sei gedacht, über welche der Herausgeber dieses Lexikons aus des Autors eigenem Munde Mittheilungen erhielt. In seinem Dienste wurde er, wenn ich mich recht entsinne, einmal zur Uebernahme archivalischer Acten nach Böhmen geschickt, und dort entdeckte er auf einem Schlosse wichtige, die Geschichte Wallenstein’s betreffende Acten, welche er nach Wien brachte, wo sie in den glücklicherweise sehr trockenen Kellerräumen der vereinigten Hofkanzlei eine provisorische Unterkunft fanden, später aber wohl in das kaiserliche Haus-, Hof- und Staatsarchiv gebracht wurden, denn dort befinden sich in der Abtheilung „Böhmen, Mähren, Schlesien“ folgende Arbeiten Straube’s: „Dreizehn Monate aus Wallenstein’s Leben. Actenmäßige Darstellung aus den im Archive der k. k. vereinigten Hofkanzlei zu Wien kürzlich aufgefundenen Schriften seiner eigenen Kanzlei“ (ein Band Concept 36 Bl.; ein Band Abschrift desselben 74 Bl. Fol.) und „Materialien zu einer Geschichte Wallenstein’s. Herzogs von Friedland. Actenmäßig zusammengestellt und mit Benützung der besten Quellen. Schriftsteller“ (350 Fol. Seiten). Straube ist kein Autor ersten, auch nicht zweiten Ranges, aber er ist ein guter Autor, der, weil er seine Stoffe meist in nächster Nähe suchte, auch wenig über das Weichbild Wiens hinaus bekannt wurde und im übrigen Deutschland so fremd blieb, daß ihn die Literaturgeschichten von Gottschall, Laube, Menzel, Kurz gar nicht kennen und sein Name nicht einmal in den Schriftsteller-Lexika von Kehrein und Brümmer zu finden ist. Julius Seidlitz, der die österreichischen Schriftsteller nicht eben mit Glacé-Handschuhen anzufassen liebt, schreibt wörtlich über ihn: „Straube ist ein Schriftsteller, dem es mit der Kunst wahrhaft ernst. Seine Recensionen, vorzüglich jene in der „Wiener Zeitschrift“, zeigen von klarer Auffassung, tieferem Eingehen in den Gegenstand und sein Urtheil ist, fern von aller Pedanterie, männlich und ernst. In seinen Novellen offenbart sich ein Ringen mit dem österreichischen Geiste, ein Streben, sich aus den stereotypen Fesseln österreichischer Novellistik loszureißen. Sicher einer der talentvollsten jüngeren Dichter, redigirte er kurze Zeit den nun eingegangenen „Jugendfreund“.“ Selbst der Pamphletist, welcher den „Oesterreichischen Parnaß“ bestieg und (Freysing bei Athanasius [Hoffmann und Comp.], in Hamburg, 8°.) herausgab, rühmt ihm „correcten Styl, oft geistreiche Prosa und viel kritischen Scharfsinn“ nach, wenn er ihm auch Neigung zu Plagiaten vorwirft und unter dessen Poesien einige herzlich schlecht findet. Jedenfalls stand Straube als vormärzlicher Schriftsteller in einem gewissen Ansehen, welches durch seine Stellung als Censor noch erhöht wurde. Ja als Director Carl im Jahre 1840 einen Preis für das beste Stück, welches bis zu einer [320] gewissen Zeit bei seiner Direction eingereicht würde, ausschrieb, war mit den Preisrichtern Bäuerle und Saphir Emanuel Straube der dritte im Bunde und hatte, da er ja nie etwas Dramatisches geschrieben, diese Auszeichnung nur seiner literarischen Bedeutung im Allgemeinen zu danken.

Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien, 1835, 8°.) Bd. V, S. 219 [nach diesen geboren am 4. December 1800). – Truska (Heliodor), Oesterreichisches Frühlings-Album (Wien 1854, gr. 4°.) [nach der diesem Album in wenigen Exemplaren beigegebenen Lebensskizze geb. am 14. December 1801]. – Salzburger Zeitung, 1872, Nr. 54. – Zellner’s Blätter für Theater, Musik u. s. w. (Wien, kl. Fol.) 1872, in einer der ersten März-Nummern. – Neue freie Presse, 1872, Nr. 2707, Abendblatt, in der „Kleinen Chronik“.
Porträt. Dasselbe befindet sich als Titelbild vor dem ersten Bande seiner bei Stockhölzer von Hirschfeld erschienenen in der Biographie erwähnten „Schriften“.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Withhauer.