BLKÖ:Schwemminger, Heinrich

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Schweizer, W.
Band: 32 (1876), ab Seite: 365. (Quelle)
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Schwemminger, Heinrich[WS 1] (Historienmaler, geb. im J. 1803, n. A. 1804). Wohl ein Sohn des Porzellanmalers Anton [S. 370 Nr. 1] und Bruder des Landschafters Joseph Sch. Seine Ausbildung erhielt er an der Akademie der bildenden Künste in Wien, wo er sich mit großem Erfolge der Historienmalerei zuwendete. Zu Anfang der Dreißiger-Jahre finden wir ihn in München, wo er mit Schwind, Schaller und deren Freunden viel verkehrt. Im Jahre 1835, n. A. 1837, ging er nach Rom, wo er mehrere Jahre verweilt haben mochte, denn die Frankl’schen „Sonntagsblätter“ melden noch im Jahre 1842 von einem Werke Schwemminger’s: „David, über dem erschlagenen Goliath Gott für seinen Sieg dankend“, welches im römischen Kunstverein im Jahre 1842 ausgestellt gewesen. Im J. 1843 befindet sich aber der Künstler bereits in Wien, wo er im folgenden Jahre die Stelle eines zweiten Custos an der gräflich Lamberg’schen und akademischen Bildergallerie erhielt, da der bisherige zweite Custos, Leopold Schulz [Bd. XXXII, S. 183] als Corrector für die Abtheilung der Historienmalerei an der kaiserlichen Akademie der bildenden Künste angestellt wurde. Diesen Posten versah S. bis zum Jahre 1861, in welchem ihm der Staatsminister Ritter von Schmerling die des ersten Custos an derselben Anstalt verlieh. Eine der ersten Arbeiten, mit welcher der Künstler Aufsehen erregte, waren seine „Kraniche des Ibikus“ nach dem Gedichte Schiller’s; der Künstler wählte den Moment, in welchem der von den Mördern durchbohrte, auf der Erde liegende Ibikus die vorüberfliegenden Kraniche zu seinen Rächern aufruft. Das fast lebensgroße Bild (Leinwand, 5 Schuh 8 Zoll hoch, 6 Schuh 8 Zoll breit) kauften Se. Maj. der Kaiser für die Belvedere-Gallerie, wo es sich noch befindet. In den Jahres-Ausstellungen in der k. k. Akademie der bildenden Künste begegnen wir dem Künstler zum ersten Male im Jahre 1828 zugleich mit (seinem Bruder) Joseph Schwemminger. Während dieser zwei in Oel gemalte Landschaften ausstellte, war Heinrich Sch. durch zwei Lithographien, nämlich das berühmte Bild: „Die Judith“, nach J. Bellino, und das „Urtheil des Paris“, nach Mantegna, vertreten. Nun folgten in der Reihe von Jahren mit oft längeren, oft kürzeren Unterbrechungen mehrere Arbeiten des Künstlers, welche immer Anerkennung fanden und Zeugniß geben seines hervorragenden Talentes. So sind zu nennen die Oelgemälde im Jahre 1832: „Der Thürmer“; – 1834: „Der Fischer“, nach dem Gedichte von Goethe; – 1835: „Die heil. Maria mit Jesus und Johannes“; – 1836: „Die h. Familie“; – 1838: „Jesus, Maria, Johannes der Täufer und die vier Evangelisten“, Entwurf zu einem Altargemälde; – 1839: „H. Rosalia“; – 1841: „Die Schleierfindung zu Klosterneuburg“; – 1842: „Die Entstehung von Maria-Hitzing“; – 1843: „David dankt Gott für den Sieg über Goliath“, welches den Reichel’schen Preis (400 fl.) erhielt; [366] – in der Naturforscher-Ausstellung des Jahres 1856: „Abschied Siegfried’s und Chriemhildens“, dieses schöne Bild, das in der Einrahmung Scenen aus dem Nibelungenliede enthält, ist bereits im Jahre 1844 gemalt und wurde dann Eigenthum eines Pfarrers Hiller; – „Wie Chriemhilden träumt“, Eigenthum des Herrn Werdmüller von Elg; – „Wie Hagen von den Meerweibern der Untergang der Burgunder prophezeit wird“. Eigenthum des Architekten Fellner, dieses und das vorige sind auch von kleinen Bildern, Scenen aus dem Nibelungenliede, umrahmt; – „Die Weisen aus dem Morgenlande“, dieses und die zwei folgenden sind Cartons zu den Fresken in der Kirche des neuen Irrenhauses in Wien; – „Die Anbetung des Christkindes“; – „Die Verkündigung an die Hirten“; – im Jahre 1858: „Maria mit dem Christuskinde“ (800 fl.); – 1859: „Judith“ (1000 fl.); – in der III. allgemeinen deutschen Kunstausstellung in Wien im September 1868: „Porträt der Frau von Wels“; – „Die h. Maria mit dem Jesukinde“; – „Darstellungen aus dem Nibelungenliede“, Eigenthum der Herren Egloff, Schwarz und Mayer in Wien und, nach dem Namen der drei Eigenthümer zu schließen, wohl auch verschieden von den oben in der Naturforscher-Ausstellung 1856 erwähnten; – in der I. großen internationalen Kunstausstellung in Wien im April 1869 befand sich von S. wieder ein „Ibykus ruft die Kraniche als seine Rächer an“, nach Schiller’s Ballade; es muß wohl dieß ein anderes, von dem in der Belvedere-Gallerie befindlichen verschiedenes Bild gewesen sein, da es im Kataloge mit dem – enormen – Preise von 6000 fl. bewerthet und somit verkäuflich war, was doch bei einem in den kaiserlichen Sammlungen aufgestellten Bilde nicht der Fall sein kann. Von anderen Arbeiten des Künstlers sind mir noch bekannt: „Die Bekehrung Wittekind’s“, nach einer Ballade von J. N. Vogl und für das Taschenbuch „Vesta“ von Passini Vater sauber in Stahl gestochen; die fünf Fresken in der Capelle des Wiener Irrenhauses, von denen drei Cartons in der Naturforscher-Ausstellung zu sehen waren und welche bei dem aus diesem Anlasse dem Künstler im Jahre 1856 veranstalteten Festessen in mittelmäßigen Versen erläutert wurden; ein Altarbild: „Der H. Ferdinand“, im Auftrage des Kaisers gemalt und für eine Kirche in Egypten bestimmt; dann ein schönes lithographirtes Blatt: „Die Darstellung im Tempel“, nach Martin Schongauer und in der reichen Sammlung des Erzherzogs Albrecht befindlich. Darauf beschränken sich seine bekannt gewordenen Arbeiten, doch dürfte er noch Manches, was nicht ausgestellt worden, gemalt haben. – Ueber seine Wirksamkeit als Custos der Gallerie der k. k. Akademie der bildenden Künste berichtet Ranzoni, der ihn übrigens Schwenninger nennt und dadurch nicht beiträgt, die in der Künstlerwelt herrschende Verwirrung mit den Namen Schwemminger und Schwenninger zu verringern, „daß unter dem als Custos sehr verdienstlich wirkenden Historienmaler S. die Bilder in der Gallerie neu umgehängt und nummerirt wurden, und daß er selbst einen neuen Katalog verfaßt habe, worin einige Irrthümer des früheren, die sich durch neuere Forschungen herausgestellt, berichtigt sind“. Dieser Künstler, heißt es dann weiter, hat die ebenso verantwortliche, als für einen einzelnen Mann höchst schwierige Aufgabe, die in einer langen Reihe von theils kleinen, theils großen, mitunter sehr langgestreckten und schmalen Zimmern untergebrachte Gallerie zu überwachen [367] und die Bilder vor Beschädigung und Schlimmerem zu schützen. Die Schwierigkeit dieser Aufgabe erklärt, wie so es kommen konnte, daß vor etwa zehn Jahren einer der schönsten Ostade, die man kannte, „die Zeitungsleser“, aus der Gallerie entwendet werden konnte, ohne daß man seither weder von dem Gemälde, noch von dem Manne, der es „mitgehen“ ließ, mehr etwas erfahren. Der oberwähnte Katalog, betitelt: „Verzeichniss der Gemälde-Sammlung der k. k. Akademie der bildenden Künste in Wien. Mit 16 Monogrammtafeln“ (Wien 1866, 8°.), besitzt einen Anhang, in welchem die Monogramme vieler hervorragender, in der Gallerie vertretener Künstler verzeichnet sind. Die Urtheile über S. als Künstler lauten immer sehr günstig, schon Nagler nennt ihn einen in allen Zweigen strenggebildeten Künstler, der aus den Kunstschätzen Italiens reichen Vortheil zog und auf den die Werke antiker Plastik und jene Raphael’s einen großen Einfluß übten. Das weitaus wichtigste Urtheil aber erschien über S. anläßlich seiner in der Naturforscher-Ausstellung 1856 aufgenommenen Werke. „Heinrich Schwemminger“, heißt es da, „ist einer der wenigen Künstler unserer Heimat, welche eine Richtung einschlugen und es in ihr zu hohem Grade von Vollendung brachten, die mit dem trivialen Modegeschmacke nichts zu thun hat und daher auch nur von Wenigen verstanden werden kann, für die Uebrigen ist sie „caviar to the general“. Seine Nibelungenbilder, wie seine Cartons (es sind jene für die Irrenhauscapelle bestimmten gemeint) sind in der Composition von seltener Schönheit der Gruppirung. S. ist ein Meister, der aus dem Kreise der österreichischen Schule hervorragt, wie ein Fels aus flacher, monotoner Ebene“.

Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, Bibliogr. Institut, gr. 8°.) Zweite Abtheilg. Bd. VIII, S. 526, Nr. 1. – Die Künstler aller Zeiten und Völker. Begonnen von Prof. Fr. Müller, fortgesetzt von Dr. Karl Klunzinger (Stuttgart 1860, Ebner u. Seubert, gr. 8°.) Bd. III, S. 507. – Nagler (G. K. Dr.), Neues allgemeines Künstler-Lexikon (München 1839, Fleischmann, 8°.) Bd. XVI, S. 139. – Ranzoni (Emerich), Malerei in Wien (Wien 1873, Lehmann u. Wenzel, kl. 8°.) S. 56. – Holland (H. Dr.), Moriz Schwind (Stuttgart, Neff, 8°.) S. 65, 73, 74. – Frankl (L. A. Dr.), Sonntagsblätter (Wien, 8°.) I. Jahrg. (1842), S. 643, 647; II. Jahrg. (1843), S. 470, 604, 843, 915, 1076, 1179; III. Jahrg. (1844), S. 42, 351, 550; IV. Jahrg. (1845), S. 563. – Faust. Polygraphisch-illustrirte Zeitschrift. Herausgegeben von M. Auer (Wien, gr. 4°.) 1856, Beilage zu Nr. 23: „Die September-Ausstellung des österreichischen Kunstvereins“, von Kertbeny. – Reber (Franz). Geschichte der neueren deutschen Kunst vom Ende des vorigen Jahrhunderts bis zur Wiener Ausstellung 1873 (Stuttgart 1876, Mayer u. Zeller, gr. 8°.) S. 442. [Schwemminger hat wohl mehr als bloße Nennung seines Namens verdient; überhaupt kommen in diesem sonst so verdienstlichen Werke die österreichischen Künstler oberflächlich genug weg.] – Kataloge der Jahres-Ausstellungen in der k. k. Akademie der bildenden Künste bei St. Anna in Wien (8°.) 1828, 1832, 1834, 1835, 1839, 1841, 1842, 1843, 1847, 1852, 1858, 1859. – Schmidl (Ad.), Oesterreichische Blätter für Literatur und Kunst u. s. w. (Wien, 4°.) Jahrg. 1844, II. Quartal, S. 183.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vergleiche auch den Artikel zu V. Schwemminger.