BLKÖ:Passini, Johann
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Passini, Ludwig | ||
Band: 21 (1870), ab Seite: 323. (Quelle) | |||
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Nagler 1798 und nach Perger erst 1802). Den ersten Unterricht im Zeichnen erhielt er von dem Maler Caucig [Bd. II, S. 312], dann an der k. k. Akademie der bildenden Künste in Wien, und wurde, der Kupferstechkunst sich zuwendend, ein Schüler des k. k. Antikencabinets-Kupferstechers Johann Georg Mansfeld [Bd. XVI, S. 396], eines geschickten Meisters, nach dessen Tode er sich selbst weiter bildete. Nicht geringen Einfluß auf seine weitere künstlerische Richtung und Ausbildung übte jedoch sein Freund, der als Maler [324] und Kupferstecher gleich tüchtige Johann Christoph Erhard aus Nürnberg, der sich Studien halber in den Jahren 1816 bis 1819 in Wien aufhielt, später aber (18. Jänner 1822) in einem Anfalle von Melancholie, an der er seit längerer Zeit schwer litt, durch einen Pistolenschuß sich selbst das Leben nahm. P., der ursprünglich das richtige Verständniß für die Kunst mitbrachte und es bald einsah, daß er mit der bloßen Technik es nie weit bringen würde, zeichnete fleißig Figuren und Landschaften nach der Natur, malte in Aquarell und versuchte sich später sogar, da ihm die Kupferstecherei mit ihren zahllosen technischen Schwierigkeiten nicht lohnend genug erschien, im Oelmalen. Und diese Vielseitigkeit, diese künstlerische Ausbildung nach verschiedenen Richtungen hin ist es, die ihm als Kupferstecher vortrefflich zu statten kommt, die allen seinen Blättern, seien es Bildnisse, Landschaften, Thier-, Architecturstücke, historische und Genrescenen, etwas Charakteristisches, das sich von den Dutzendarbeiten des gewöhnlichen Handwerks auf den ersten Blick hin unterscheidet, verleiht. Die Zahl seiner Blätter – denn P. arbeitet seit 1817 und ist ein stark gesuchter Meister – ist sehr groß und ein vollständiges Verzeichniß derselben dürfte wohl nur der Künstler selbst auszuführen im Stande sein, weil viele seiner Arbeiten, vornehmlich kleinere in Werken, Taschenbüchern. Almanachen u. dgl. m. zerstreut sich befinden. Hier mögen jene folgen, die ich, seit Jahren des Meisters Schaffen beobachtend und seine Blätter theils sammelnd, theils aufzeichnend zusammengestellt habe und unter denen von seinen Hauptblättern wohl keines fehlen dürfte. Von seinen großen Blättern sind zu nennen: „Familienvereinigung des Allerh. österreichischen Kaiserhauses im Herbste 1834“ (Wien, Neumann, gr. Royal-Qu. Fol.), dieses Blatt, sämmtliche lebende Mitglieder des Kaiserhauses unter Kaiser Franz I. darstellend, ist eines der schönsten Blätter des Künstlers, und nicht nur bemerkenswerth ob der äußerst sorgfältigen Ausführung des Stiches, sondern auch wegen der sprechenden Aehnlichkeit der 37 Bildnisse in ganzer Figur, wodurch das auch in der Gruppirung der einzelnen Figuren geschickt ausgeführte Bild den Charakter eines historischen Blattes für immer bewahrt; leider ist das dicke Papier des eigentlichen Blattes für Stockflecke sehr empfänglich; zu diesem Stiche (Preis vormals 131/3 Thaler, jetzt 6 fl.) gehört ein eigenes Erklärungsblatt; – „Christus und die Frauen“, nach Lucas Cranach (kl. Fol.); – „Die Kreuzigung Christi“, nach Tintoretto (Fol.); – „Der schützende Engel“, nach Kadlik (gr. Fol.), ein in einer Gebirgsgegend von einem Engel behütetes Kind darstellend; – „Der Graf von Habsburg“, nach Fendi (1834, gr. Fol.); – „Croatische Bauernscene“, nach Klein (gr. Fol.); – „Die Heimkehr im Sturme“, nach Gauermann, neuntes Verlosungsblatt des (alten) Wiener Kunstvereins; – „Die Ernte“, nach Ebendenselben, zehntes Verlosungsblatt desselben Vereins; – „Die beiden Foscari“, nach Hayez, vierzehntes Verlosungsblatt desselben Vereins; – zwei große Landschaftstücke, Ansichten der Stadt Rio Janeiro und aus ihrer Umgebung, vorstellend: a) „Aussicht vom Anfange der Wasserleitung auf dem Corcovado“; – b) „Ansicht des kais. Sommerpalastes Boa vista“, beide nach Thomas Ender; – „Die h. Nacht“, nach Correggio (1838, Stahlstich); – „Die Ruhe der h. Familie“, nach Guido Reni (1838, [325] Stahlstich); – „Wien nebst Umgebung“ (Royal-Qu. Fol.), Ansicht der Stadt von der Spinnerin am Kreuz, nebst 12 Randbildern. Von seinen Bildnissen und kleineren Blättern sind bemerkenswerth: „Kaiser Karl V.“, nach Titian; – „Johanna von Aragonien“; – „Albrecht Dürer“, Bildniß im Oktogon; – „J. C. Erhard“, nach J. A. Klein, radírt; – „Grat Bánffy“; – „Der Herzog von Reichstadt“; – „Gaal, Bibliothekar des Fürsten Eszterházy“; – „Consistorialrath Glatz“; – „Hofrath von Hammer“; – „Fouqué“; – „Hoffmann“; – „Rind“; – „Franz Schubert“, nach Rieder; – „[BLKÖ:Gerstner, Franz Joseph Ritter von|Franz Ritter von Gerstner]]“. Von Passini’s anderen Arbeiten sind anzuführen mehrere Blätter für die von Haas herausgegebene „Belvedere-Bildergallerie“, und zwar: „Die h. Familie“, nach Andrea del Sarto; – „Der Sieger“, nach Rubens; – „Die Schatzgräberin“, nach Ryckaert; – „Ein Thierstück“, nach Paul Potter; – „Der Räuberüberfall“, nach Wouwermans; – ferner für das „Illustrirte Familienbuch des österreichischen Lloyd“, und zwar für den I, Bd. (1850): „Der Kornwucherer“; – „Fischer aus Chioggia“, nach E. Boß; – „Die Neugierigen“, nach R. Alt; – „Ansicht der Stadt Bruck“; – im II. Bande: „Der Morlake“, nach Tischbein; – „Die Schwerbedrückte“, nach Beaume; – „Die Schweizerin“, nach Richter, und „Die Unterredung“, nach Rubio; – dann eine Folge von fünfzehn „Landschaften aus Polen“, nach Handzeichnungen; – sechs Blätter mit Hundsköpfen, nach Hamilton radirt, eine der ersten Arbeiten Passini’s; – für die verschiedenen Jahrgänge des von Hormayr und Mednyánszky herausgegebenen „Historischen Taschenbuches“: „Salm’s Heldentod“; – „Kaiser Albrecht’s Hund“; – „Ernst der Eiserne“; – „Die Burgen Árva“ und „Trencsin“; – dann drei Blätter zu des Fürsten von Lichnovsky Werk: „Denkmale altdeutscher Baukunst“; – zwei Blätter nach Schnorr für das Tübinger „Taschenbuch für 1820“; – eine Folge zierlicher Vignetten nach Ludwig Schnorr’s Zeichnungen für Castelli’s Almanach „Huldigung der Frauen“ und zu Pezzel’s „Skizze von Wien“, ferner Blätter zu Zizka’s „Beschreibung der Stephanskirche“, dann zwei „Ansichten dieser Kirche“, eine „Ansicht der Karlskirche“, „der Ferdinandsbrücke“, „des polytechnischen Institutes“, „des Schwarzenberg’schen Sommerpalastes“ u. s. w.; viele kleine, allerliebst ausgeführte Blätter für die Taschenbücher „Cornelia“ und „Vesta“, nach Originalien von Fendi, Rieder, Waldmüller, Friedrich Gauermann u. A.; sieben kleine Landschaften nach Ph. Reinhold und n. m. a. Wie schon oben bemerkt, ist P. nicht bloß Kupferstecher, er arbeitete auch in Aquarell und Oel, und sind von diesen letzteren Arbeiten des Künstlers nur wenige, vornehmlich jene bekannt, die in öffentlichen Ausstellungen zu sehen waren, so z. B. unter vielen andern: „Erklärung des babylonischen Thurmbaues“; – „Raubschützen“; – „Episode aus den letzten Kreuzzügen“; – „Zwei ideale Landschaften“; – „Die Armensuppe“ (alle sechs Stücke Aquarelle aus dem Jahre 1845); – „Das Grund-Aebihorn am Hintersee“; – „Der Dachstein mit dem vordern Gosausee“ (1846, beides Oelbilder à 100 fl.); – „Ansicht aus dem Thale von Berchtesgaden“; – „Der Obersee mit dem Watzmann“ (1847, Oelbilder à 220 fl.); – „Die Karbachmühle am Traunsee“ (1848, Aqu., 35 fl.); – „Scene aus dem Künstler-Maifest auf dem Kobenzlberge, 20. Mai 1847“ (1848, Oelbild, 60 fl.); – „Partie auf dem Wege zum Königssee in Berchtesgaden“ [326] (1848, Oelbild. 50 fl.); – „Eine Au bei Wien“ (1850, Oelbild); – „Die Rast der transportirten Gefangenen“ (1850, Oelbild, 300 fl.). Passini’s Arbeiten werden von der Fachkritik wegen Gediegenheit der Behandlung, richtiger Auffassung und treuer Wiedergabe der Originale gerühmt. Sein Stich ist kräftig und selbst bei kleinen Blättern ungemein sauber, seine Porträte halten zwischen zu großer Weichheit und Schärfe in der Behandlung die rechte Mitte. Unstreitig zählt P. zu den besten Künstlern seines Faches und, ohne in Manier auszuarten, sind doch alle seine Blätter charakteristisch.
Passini, Johann (Kupferstecher, geb. zu Wien im Jahre 1799, nach- Perger (Ant. Ritter v.), Die Wiener Kunstvereinsblätter von 1832 bis 1846 (Wien 1846, A. Pichler’s Witwe, 8°.) S. 57 [nach diesem geboren im Jahre 1802], S. 62 u. 80. – (Hormayr’s) Archiv für Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst (Wien, 4°.) Jahrgang 1823, S. 74: „Wanderung durch die Ateliers der hiesigen Künstler“. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. IV, S. 161. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, Bibliogr. Institut, gr. 8°.) Zweite Abthlg. Bd. II, S. 890. – Nagler (G. K. Dr.), Neues allgemeines Künstler-Lexikon (München 1839, Fleischmann, 8°.) Bd. XI, S. 5. – Die Künstler aller Zeiten und Völker. Begonnen von Prof. Fr. Müller, fortgesetzt von Dr. Karl Klunzinger (Stuttgart 1860, 8°.) Bd. III, S. 238. – Kataloge der Jahres-Ausstellungen in der Akademie der bildenden Künste bei St. Anna der Jahre 1824, 1830, 1834, 1837, 1838, 1845, 1846, 1847, 1848, 1850. – Kataloge der Monats-Ausstellungen des österreichischen Kunstvereins in Wien der Jahre 1854 und 1868. –