Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Cattaneo, Gaetano
Band: 2 (1857), ab Seite: 312. (Quelle)
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Caucig, Franz (Maler, geb. zu Görz 3. Dec. 1762, gest. zu Wien 18. Nov. 1828). Kam im Alter von 15 Jahren nach Wien, von dem Grafen Guido Cobenzl an dessen Sohn Philipp empfohlen. Der Letztere nahm sich des strebsamen Jünglings liebreich an. C. besuchte die k. k. Gallerie im Belvedere, übte sich fleißig im Figurenzeichnen, und studirte aufmerksam die älteren ital. Meister. Die ihm übrig bleibende Zeit widmete er dem Studium der alten Geschichte. Sein Wunsch Italien zu besuchen, wurde schon in vier Jahren erfüllt. Sein Mäcen Graf Philipp Cobenzl empfahl ihn dem Kaiser Joseph, und auf Kosten des Hofes reiste C. 1781 nach Bologna, wo er die Werke von Carracci studirte, und im folgenden Jahre nach Rom. Zugleich studirte er fleißig alte Geschichte, und besaß über Costüm und Sitten der alten Völker seltene Kenntnisse. Seine Arbeiten fanden selbst in Italien eine beifällige Aufnahme; er erhielt mehrere Aufträge. Nach siebenjährigem Aufenthalte zu Rom, kehrte C. nach Wien zurück; aber schon im Jahre 1791 schickte ihn Fürst Kaunitz nach Mantua mit Kunstaufträgen; dann begab er sich nach Venedig, wo er fünf und ein halb Jahr die Werke Titians und der anderen Künstler, deren Arbeiten sich dort befinden, studirte. Die Ausbeute seines 14jährigen Aufenthaltes in Italien bestand aus nahezu 2000 Zeichnungen, Studien nach Raphael, Abrissen von antiken Gebäuden, eigenen Compositionen aus der griechischen und römischen Geschichte. Sie sind größtentheils in Regalfolio, mit der Feder gezeichnet, mit dem Tusche schattirt, und schöne Belege seines seltenen Zeichnungstalentes und seiner gediegenen historischen Kenntnisse. 1797 kehrte er wieder nach Wien zurück, und fand schon in zwei Jahren (1799) die seltene Anerkennung seiner Verdienste [313] durch Ernennung zum Professor der Historienmalerei u. zum akademischen Rathe an der Wiener Akademie der bildenden Künste. Im J. 1808 fiel auf ihn die Wahl, die in der k. k. Porzellan-Manufactur angestellten Maler in den höhern Theilen der Kunst zu leiten. Im Jahre 1820 trat C. an Zauners Stelle das Directorium der Maler-, Bildhauer-, Kupferstecher- und Mosaik-Schule an, welche er bis an seinen Tod bekleidete. Es ist schwer alle Arbeiten C.’s aufzuzählen; erstens ist ihre Zahl sehr groß, dann aber gingen mehrere derselben nach Amerika, oder kamen in Privatbesitz, wo sich ihre Spur verloren hat. Seine Bilder sind aus der Geschichte oder Mythologie, aus der Bibel, Altarblätter und etliche Porträte. Aus der Geschichte und Mythologie sind: „Portia, die Römerin gibt sich den Tod“ (halbe, lebensgroße Figur); – „Orpheus am Grabe der Euridyce“ (diese zwei im Joanneum zu Graz); – „Demetrius Poliorketes und dir Flötenspielerin Lamia mit ihrer Freundin Demo“ (in der gräflich Schönborn’schen Gallerie); – „Phocion“ (in der Fürst Liechtenstein’schen Gallerie); – „Aristomenes wird durch ein Mädchen befreit“; – „Arkadien“ (Landschaft nach der Beschreibung des Pausanias); – „Ulysses in Phocis“ (auch Landschaft. Diese zwei kamen in den Besitz seines Mäcen des Grafen Philipp Cobenzl); – „Der triumphirende Amor“; – „Der gestrafte Amor“; – „Sappho“, sie stürzt sich vom Leucadischen Felsen in’s Meer (in der k. ständ. Gallerie zu Prag); – „Fest der Venus zu Melita“, große Composition mit vielen Gruppen von Figuren; letztere 11/2 Schuh hoch (für Philipp Graf Cobenzl); – „Marius“, auf den Trümmern Carthago’s empfängt er die Botschaft des Proconsuls Sextius; – „Themistokles“, im Momente da er sich in den Schutz des Admetus begibt (für Hrn. Baronowski); – „Der Kampf des Deiphontes“. Der König greift die Brüder seiner Gemalin Hyrneto, welche ihm dieselbe gewaltsam entführen wollen, an (für Phil. Graf Cobenzl); – „Adonis und Venus“, die Mythe von Entstehung der Rose (für Graf Franz Thurn); – „Paris und Helena“, sie werden gefangen, vor dem ägyptischen König Protheo angeklagt und verurtheilt; nach Herodot (f. Phil. Graf Cobenzl); – „Die Flucht der Vestalinnen aus Rom“ (für den Graf. Fries); – „Diana mit ihren Nymphen“ (für Hrn. Zeillinger); – „Gorgo entdeckt die geheime Schrift des Demaratus“ (nach Würzburg für die Gräfin Schönborn); – „Aristagoras und Cleomenes“; – „Dions Rückkehr aus Syrakus“; – „Phocion“, der Held schlägt das ihm angebotene Gold der Perser aus; – „Das Kind Cypsellus besänftigt mit seinem Lächeln die Mörder“ (die letzten drei für den Grafen Rud. Czernin); – „Eris und Proserpina“ (für den Legations-Secretär Raith). – Geringer ist die Zahl der biblischen Stoffe, welche Caucig behandelt: „Salomons Urtheil“ (in der Gallerie des k. k. Belvedere); – „Die Königin Esther vor Ahasverus“ (für den damaligen Director der k. k. Porzellan-Fabrik Hrn. Niedermeyer); – „Des Herodes Versöhnung mit seinen Söhnen“. – Von Altarbildern sind bekannt: „Der heil. Basilius, Johannes der Täufer, und Maria mit dem Kinde“ (für die Kirche zu Imola, eines der ersten Bilder des Künstlers und während seines Aufenthaltes in Rom gemalt); – „Christus am Kreuze mit Maria, Magdalena und Johannes“, in Lebensgröße (für den Grafen Brunswick in Ofen); – „Die Marter des heil. Bartholomäus“ (17 Schuh hohe lebensgroße Figuren; nach Napagedl in Mähren); – „Mariä Himmelfahrt“; – „Mariä Heimsuchung“; – „Flucht nach Aegypten“ (alle drei im Auftrage des Grafen Phil. Cobenzl); – „Der heil. Bartholomäus“ (einzelne Figur lebensgroß für den Grafen Schafgotsche nach Schlesien). [314] Unter den Porträten ist zu nennen: Ein Gemälde mit 16 Porträten der Grafen-Familie Colloredo. C.’s Compositionen sind vortrefflich, und beurkunden seine innige Vertrautheit mit der alten Geschichte und Mythe. Sein Styl ist großartig, seine Anordnung gefällig und seine weiblichen Köpfe sind schön; das Colorit – schreibt Nagler – ist oft matt, die Beleuchtung weiß, ohne Ton und Leben. Der Künstler lebte während 25 Jahren in so glücklicher Ehe mit seiner Frau, daß er, als sie starb, dem schmerzlichen Eindrucke über diesen Verlust selbst erlag, und ihr 4 Tage darauf folgte. Sein Mäcen Philipp Graf Cobenzl war ihm volle 18 Jahre früher vorausgegangen.

Archiv für Geschichte, Statistik, Liter. u. Kunst (Wien 1825, 4°.) XVI. Jahrg. Nr. 46, S. 327. – Neuer Nekrolog der Deutschen (Ilmenau 1831, VI. Jahrg. 1828, II. Bd. Nr. 315, S. 796 [mit der Doppelangabe seiner Geburt: 3. Dec. 1762 und 1742]. – Annalen der bildenden Künste für die östr. Staaten von H. Rud. Fueßli (Wien, Schaumburg, gr. 8°.) I. Thl. S. 110, II. Thl. S. 128 [geben irrig 1759 als Geburtsjahr C.’s an; beschreibt seine vorzüglicheren Gemälde ausführlich]. – Nagler (G. K. Dr.), Neues allg. Künstler-Lexikon (München 1835 u. f., 8°.) II. Bd. S. 441 [mit der falschen Angabe des J. 1742 als C.’s Geburtsjahr]. – Oestr. National-Encyklopädie (von Gräffer und Czikann), (Wien 1835) I. Bd. S. 488. VI. Suppl. Bd. S. 392. – Frankl (L. A. Dr.), Sonntagsblätter (Wien 1847, gr. 8°.) S. 433 [daselbst seine Grabschrift; sie lautet: Hic requiescit Fr. Caucig, pictor egregius, Goricius, Acad. I. R. Vindob. praef. cum conjuge Barb. Haitzinger; vixerunt concordes summa cum reverentia et amore, quibus nihil unquam in vita dividuum fuit per XXV annos caros, amicis triduo mors rapuit ambo mense Nov. MDCCCXXVIII. Ebenda wird auch das J. 1756 als C.’s Geburtsjahr, der 17. Nov. 1828 irrig als sein Todestag angegeben]. – Fueßli (H.), Allg. Künstler-Lexikon II. Thl. S. 179 [mit falscher Angabe des Geburtsjahres]. – Meusel (J. G.), Deutsches Künstler-Lexikon, 2. Aufl. I. Bd. S. 134 [mit falscher Angabe des Geburtsjahres]. – Müller (Fr. Prof.), Die Künstler aller Zeiten und Völker ... (Stuttgart 1857, Ebner und Seubert, gr. 8°.) I. Bd. S. 301 [mit irriger Angabe des Jahres 1742 als sein Geburtsjahr]. – Goethe, Winkelmann und sein Jahrhundert S. 320 [schreibt über Caucig: „Ein Mann von großem Talent, der große Fertigkeit besaß, aber der darum die wesentlichsten Theile seiner Gemälde etwas vernachlässigte“]. – Porträt. Unterschrift: Franz Caucig, Lehrer der Historien-Malerei an der k. k. Akademie der bildenden Künste. Nach dem Leben gez. von J. Merz, geätzt von J. J. L. Billwiller (Wien o. Jahreszahl, 4°.) schönes Blatt.