BLKÖ:Fueßly, Johann Rudolph der Aeltere

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 5 (1859), ab Seite: 26. (Quelle)
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Fueßly, Johann Rudolph der Aeltere (Künstler und Kunstforscher, geb. zu Zürch 1737, gest. zu Wien im April 1806). Sohn des als Künstler und Kunsthistoriker bekannten Johann Kaspar F., erlernte unter Anleitung seines Vaters die Kunst und half demselben bei Anfertigung der Zeichnungen zu dem Hedlinger’schen Medaillenwerke, das Haid in Augsburg in Kupferstichen herausgab. Im J. 1765 begab sich F. nach Wien, um sich in der Kunst auszubilden, mußte aber im nächsten Jahre, da ihm alle Subsistenzmittel fehlten, eine Secretärstelle bei dem Grafen Pallasch in Preßburg annehmen. In diese Zeit fallen mehrere Charakterskizzen der ungarischen und slovakischen Nation, welche er für ungar. Magnaten ausführte. Nach einer Reise nach Zürch (1771) kehrte er bald wieder nach Ungarn zurück, wo er eine adelige Witwe heiratete, sich aber von ihr bald wieder in freiwilliger Scheidung trennte. Dann erhielt er eine Stelle als Geometer bei der ungarischen Staatskanzlei und unternahm im Auftrage der Regierung Messungen in Slavonien, Croatien, Dalmatien, allda statistische Notizen sammelnd. Im J. 1786, als Joseph II. die Steuer-Regulirung in Ungarn vornehmen ließ, wurde F. Ober-Ingenieur der Syrmier Gespannschaft und bald Präsident der Steuer-Commission derselben. Als aber mit des Kaisers Tode die Steuerregulirung aufgehoben ward, stand der Künstler ohne Amt da, bis er endlich eine Hofconcipisten-Stelle in Wien erhielt. In diese Zeit fällt die Herausgabe seines Werkes: „Kritisches Verzeichniss der nach den berühmtesten Meistern aller Schulen vorhandenen besten Kupferstiche", 4 Thle. (Zürch 1798–1806, mit Vignetten, 8°.), welches, obgleich nicht vollendet, da die holländischen, französischen, englischen und deutschen Maler fehlen, 1800 seine Berufung zum Archivar an der Wiener Akademie der bildenden Künste zur Folge hatte, wo er im [27] Auftrage des Grafen Cobenzl eine den Bedürfnissen junger studierender Künstler angemessene Bibliothek und Kupferstichsammlung anzulegen hatte. Im nämlichen Jahre begann er auch die Herausgabe der „Annalen der bildenden Künste für die österr. Staaten", 2 Bde. (Wien 1801 und 1802, Schaumburg, gr. 8°.), welche leider nicht fortgesetzt wurden. F. hatte mehrere Porträte und Vignetten zum I. Bande der Geschichte der Schweizer Künstler seines Vaters Johann Kaspar, ferner mehrere Zeichnungen zu Blumauers travestirter Aeneide gestochen. Naglers Lexikon führt noch mehrere Blätter auf, welche F. beigelegt werden, doch ist bei der großen Menge von Künstlern dieses Namens die Autorschaft nicht festgestellt. F. malte auch in Oel; sein Bild: „Die Spieler", ist von Hegi gestochen und befindet sich im fünften Neujahrstücke der Künstlergesellschaft in Zürch (1809).

Nagler (G. K. Dr.), Neues allgem. Künstler-Lexikon (München 1835, 8°.) IV. Bd. S. 525. [Nagler zählt 14 Sprossen dieser berühmten Künstlerfamilie auf, aus welcher jedoch nur Johann Rudolph in Oesterreich gewirkt hat] – Baur (Samuel), Allg. histor.-biogr.-literar. Handwörterbuch (Ulm 1816, Stettini, gr. 8°.) I. Bd. Sp. 446. – Meusel (J. G.), Neue Miscellen V. Thl. S. 568. – Annalen der bildenden Künste für die österr. Staaten (Wien 1801). – Fueßli (S. H. H.), Künstler-Lexikon. 2. Ausgabe. II. Thl. 2. Abschn. S. 400. – Oestr. National-Encyklopädie (von Gräffer u. Czikann), (Wien 1835) II. Bd. S. 251. – Nekrolog denkwürdiger Schweizer.