Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Ender, Johann Nepomuk
Band: 4 (1858), ab Seite: 41. (Quelle)
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Ender, Thomas (Landschaftmaler, geb. zu Wien 4. Nov. 1793). Zwillingsbruder des Vorigen. Besuchte 1805 im Alter von 12 Jahren die Akademie der bildenden Künste und bildete sich unter der Leitung von Mößmer[WS 1] und Steinfeld, ging aber bald seinen eigenen Weg, auf welchem ihm Claude Lorrain und Ruysdael zu Vorbildern dienten. Die auserlesenen Sammlungen des Grafen Fries und Großhändlers Grünling boten seinen Studien reiche Nahrung, und 1810 erhielt er den ersten kleinen Preis mit einer Sepiazeichnung nach einem Oelgemälde von Duvivier. 1810 unternahm er den ersten Kunstausflug nach dem Schneeberg, 1811 nach Salzburg, 1812 nach Steiermark und 1816 zeichnete er 5 Monate die herrlichen Gebirgsparthien von Salzburg und Tyrol, die ganz geeignet waren, sein schönes Talent für Landschaftsmalerei auszubilden. Nach seiner Rückkehr fand er in dem Fürsten Metternich einen kunstsinnigen Mäcen, bald darauf erhielt er den großen Malerpreis, und im Jahre 1817 (nicht wie Gräffer berichtet 1818) gelang es ihm durch seinen hohen Gönner, die nach Brasilien bestimmte Expedition als Maler begleiten zu können. Am 28. März des genannten Jahres verließ er Wien und am 9. April schiffte er sich in Triest auf der Fregatte Austria zur denkwürdigen Fahrt ein. Diese ging über Malta, Gibraltar, nach Rio Janeiro. Das Clima in dem fremden Welttheile sagte ihm aber so wenig zu, daß er schon nach Jahresfrist um die Erlaubniß zur Rückkehr bat, welche ihm auch ward. Doch trotz der abgekürzten Frist war das Ergebniß der Reise ein glänzendes. Ueber 700 Zeichnungen von Gegenden, Figuren, Gebäuden, alle in Wasserfarben ausgeführt, brachte er in der Mappe und übergab sie dem kais. Hofe. Sie werden im brasilianischen Cabinette in Wien aufbewahrt. Nach seiner Rückkehr begleitete er den Fürsten Metternich nach Italien 1819, wo er als akademischer Pensionär vier Jahre verblieb und sich in der Oelmalerei ausbildete. 1822 kehrte er nach Wien zurück. Im folgenden Jahre malte er im Auftrage des Fürsten viele Gegenden des Salzkammergutes und zu den im J. 1812 radirten 6 Blättern gesellten sich nun noch 12, Ansichten aus Wiens Umgebung vorstellend, von denen mehrere öffentlich erschienen. 1826 besuchte er Paris, 1829 malte er im h. Auftrage mehrere Ansichten von Persenbeug und begleitete im nämlichen Jahre Se. kaiserl. Hoheit Erzh. Johann nach Gastein, für diesen kunstliebenden Prinzen mehrere jener reizenden Gegenden aufnehmend. Seit 1834 wiederholte er regelmäßig seine Ausflüge zu Studien nach der Natur, von denen dann manche auf den Kunstausstellungen den Beifall der Kenner ernteten. Auch malte er im Auftrage des Kaisers Franz 6 Ansichten von Münchengrätz, welche als Geschenk für den Kaiser von Rußland bestimmt waren. In den J. 1835 und 1836 vollendete er im Auftrage Sr. k. k. Hoheit Erzh. Johann eine Reihe von Landschaften aus den Gebirgsgegenden [42] Steiermarks und Salzburgs. Seit 1836 als Corrector im Landschaft-Zeichnen an der Akademie der bildenden Künste angestellt, bekleidet er gegenwärtig die Stelle eines Professors an derselben. Sehr groß ist die Anzahl seiner Arbeiten, viele derselben wurden im Stahlstich vervielfältigt und bilden eine Zierde der Werke, zu denen sie gehören; besonders bemerkenswerth ist unter diesen eine größere Folge von Donau-Ansichten, welche von englischen Künstlern als von J. Shury, J. Sands, Varral, Dawson, Th. Jeavons, Radcliffe und Andern sehr gelungen in Stahl gestochen erschienen sind. Von seinen in öffentlichen Gallerien befindlichen oder ausgestellt gewesenen Oelgemälden und Aquarellen sind zu nennen: „Ansicht der obern Pasterze mit dem Grossglockner und dem Johannesberge bei Heiligenblut in Kärnten“ (bez.: Thomas Ender 1834, Lwd. H. 2′ 11″, Br. 4′); – „Ansicht des Schlosses Tyrol“ (bez.: Thomas Ender, Lwd. H. 2′ 11″, Br. 3′ 9″); – „Ansicht des hohes Göll mit dem Berchtesgadener Thale“ (Lwd. H. 1′ 11½″, Br. 2′ 6″); „Die Küste von Sorrent“ (Lwd. H. 2′, Br. 2′ 5″); – „Ansicht des Nonnthales mit dem Schlosse Cles in Südtyrol“ (bez.: Thomas Ender, Lwd. H. 2′ 9″, Br. 3′ 10″, alle fünf in der Belvedere-Gallerie); – „Ansicht des Zeller Sees in Unter-Pinzgau“; – „Ansicht des Venedigers von dem obern Eischor im obern Sulzbachthal“; – „Fischerhäuser auf der Insel Ischia“ (alle drei in der Ausstellung 1835); – „Bauernhaus bei Meran“; – „Partie bei Meran“; – „Ansicht von Mals im Vintschgau mit der Ortlerspitze“ (alle drei in der Ausst. 1844); – „Der Watzmann bei Berchtesgaden“ (380 fl.); – „Küste von Sorrento bei Neapel“ (200 fl.); – „Bauernhof bei Nego in Südtyrol“ (115 fl., alle drei in der Ausst. 1850); – „Ansicht des Gardasee’s“ (östr. Kstv. 1850, 140 fl.); – „Insel Ischia bei Neapel mit der Aussicht gegen den Vesuv“ (ang. vom östr. Kstv. 1850 um 400 fl., gew. von Franz Michel); – „Eingang von Mürzsteeg in Steiermark“ (ang. 1851 vom östr. Kstv. um 160 fl., gew. von Sr. Hochw. Herrn Sigm. Horn in Burgstall); – „Riva mit dem Gardasee“ (östr. Kstv. 1850, 120 fl.); – „Castell Ischia bei Neapel“ (Ebenda 1851, 220 fl.); – „Villa bei Rom“, Eigenthum des Herrn J. Fellner; – „Insel Capri bei Neapel“ (östr. Kstv. 1852 von ihm zur Verlosung angek., 250 fl.); – „Die Koralpe nächst der Prein“ (östr. Kstv. 1852, Juli, 150 fl.); – „Der Gardasee bei Nago“ (östr. Kstv. 1853, 225 fl.); – „Wallfahrts-Capelle aus dem römischen Gebirge“ (österr. Kstv. 1853, Mai, 700 fl.); – „Die Sallach bei Strowohl an der Grenze von Tyrol und Salzburg“ (österr. Kstv. 1853, Juli, 550 fl.); – „Küstenpartie von Capri“ (östr. Kstv. 1854, Jänner, 150 fl.); – „Capri mit dem Solaro“; – „Die Bagni von Lucca“; – „Ansicht von Florenz“ (alle drei Aquarelle, österr. Kstv. 1854, Februar, à 65 fl.); – „Aussicht vom Monte Baldo auf den Gardasee“ (Aquarell, östr. Kstv. 1855, April); – „Castell Gandolfo mit dem Albano-See“ (Ebd. 1855, Mai, 550 fl.); – „Küste von Sorrent mit Tasso’s Villa“ (österr. Kstv. 1856, März, 300 fl.); – „Der kleine Hafen von Sorrent im Golf von Neapel“ (Ebd. 1857, Jänner, 380 fl.); – „Waldpartie. Gegend bei Rohitsch“ (Ebenda 1857, Juni, 280 fl.); – „Der neue königliche Hafen auf Ischia“ (Ebd. 1857, Nov., 600 fl.). Enders Arbeiten, die sich einer großen Beliebtheit von Seite des kunstliebenden Publicums erfreuen, sind weniger fantasie- und gemüthreich, aber sehr verständig, die Standpuncte stets mit großem Glücke gewählt, die Wirkung des Lichtes ist effectvoll, oft bestechend, in den Naturformen zeigt sich treues Studium und das Colorit ist saftig, frisch und dauerhaft. Seine Gletscher sind oft unübertrefflich und sein Baumschlag leicht und wahr.

Archiv für Geschichte, Statistik, Liter. u. Kunst [43] (Wien, 4°.) 1824, XV. Jahrg, Nr. 31, S. 160. – Frankl (Dr. L. Aug.), Sonntagsblätter 1846, Kunstblatt Nr. 27, S. 643: „Ueber die Kunstausstellung“ von Eitelberger. Daselbst heißt es: „Bei Enders Landschaften wird sich ein Tourist früher befriedigen, als der Kunstkenner. Auch Letzterer wird das Talent und das große Geschick im Vortrage nicht verkennen. Aber seine Landschaften sehen aus wie Aquarelle, die in’s Große übertragen worden, die Composition wird durch den Prospect, die Stimmung der Landschaft durch die geschickte Hand in den Hintergrund gedrängt.“ – Müller (Fr. Prof.), Die Künstler aller Zeiten und Völker (Stuttgart 1857, Ebner u. Seubert, Lex. 8°.) I. Bd. S. 570 [Müller charakterisirt Thomas Enders Bilder folgendermaßen: „Was Productivität und Reichthum künstlerischer Mittel betrifft, nimmt er, namentlich was Darstellungen der Gebirgswelt betrifft, einen hohen Rang ein, in Bildern italienischer Gegenden, von wahrhaft classischem Werthe, erreichte er aber seinen höchsten Ruhm. Man wird deshalb auch immerdar in seinen Landschaften die großartige Auffassung der Natur, die ungemein technische Fertigkeit und die vollendete Kenntniß der Palette bewundern, wenn schon nicht zu verkennen ist, daß seine große Meisterschaft ihn hin und wieder zu einer gewissen Effectmalerei fortgerissen habe“]. – Nagler (G. K. Dr.), Neues allg. Künstler-Lexikon (München 1835 u. f., 8°.) IV. Bd. S. 120. – Oestr. Nat.-Encyklopädie (von Gräffer u. Czikann), (Wien 1835, 6 Bde.) II. Bd. S. 51 und VI. Bd. Suppl. S. 431. – Ausstellungs-Kataloge des (neuen) österr. Kunstvereins vom J. 1852–58, Nr. 1–88. – (Brockhaus) Convers.-Lexikon (10. Aufl.) V. Bd. S. 480. – Porträt. Facsimile der Unterschrift: Thomas Ender 1834 (Jos. Danhauser del. Fr. Stöber sc. Unterhalb: Geb. Anno 1793 in Wien [Wien, 4°.])

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Mößner.