BLKÖ:Habsburg, Johann Baptist Joseph Fabian Sebastian, Erzherzog
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 6 (1860), ab Seite: 280. (Quelle) | |||
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Leopold II. und Maria Ludovika’s, Tochter Karl’s III., Königs von Spanien. Zeigte früh große Vorliebe für die Wissenschaften und betrieb insbesondere das Studium der Kriegskunst, Geschichte und Naturwissenschaft. Als er nach der Thronbesteigung seines Vaters nach Wien kam, übten Männer, wie Johannes von Müller, nachhaltigen Einfluß auf des Prinzen empfänglichen Geist. Im Jahre 1800, da Feldzeugmeister Kray keine Erfolge erzielte, übernahm Johann den Oberbefehl des Heeres. Er drang nach Bayern vor und schlug die Franzosen bei Ampfing (1. December 1800), verlor aber zwei Tage später die Schlacht bei Hohenlinden (3. December) gegen Moreau. Nach dem Frieden zu Luneville (9. Februar 1801) wurde der Erzherzog zum General-Director des Genie- und Fortificationswesens, zum Director der Ingenieurakademie in Wien und der Militärakademie in Wiener Neustadt ernannt, in welchem Wirkungskreise durch ein halbes Jahrhundert hindurch er sich ein unvergängliches Andenken geschaffen hatte. Im Jahre 1804 bereiste der Erzherzog die venetianischen Provinzen, um einen Befestigungsplan zu entwerfen und die Operationen in Steiermark, Krain, Kärnthen für den mit Frankreich bevorstehenden Krieg festzusetzen. Dieser großartige Plan, die ganze Alpenkette Steiermarks, Tirols und Croatiens, als eine große, von allen Kriegsereignissen unabhängig gemachte Festung betrachtend, blieb ungewürdiget. Im Jahre 1805 ging Johann zur Organisirung der Landmiliz nach Innsbruck, mußte aber bald darauf das Commando des Centrums bei der Armee in Italien, welche Erzherzog Karl befehligte, übernehmen. Auf Bitten der Tiroler Landstände, welche zu diesem Zwecke eine eigene Deputation entsendet hatten, kehrte er jedoch wieder nach Innsbruck zurück. Nun ließ er Alles zur Vertheidigung der nach Bayern und Salzburg führenden Pässe aufbieten. Aber anfänglich beordert, sich auf die Defensive zu beschränken, später sogar beauftragt, auch diese aufzugeben, mußte er blutenden Herzens Ereignisse erleben, denen vorzubeugen er ganz der Mann war, wenn er nicht gebundene Hände gehabt hätte. Johann durfte nicht einmal in Tirol verbleiben und das Land selbstständig vertheidigen, was er wiederholt gebeten hatte. Alle seine anderen [281] Maßnahmen, den mißlichen Ereignissen der Dinge – herbeigeführt durch jeden Mangel einheitlichen Willens – eine bessere Wendung zu geben, wurden durch die mittlerweile verlorene Schlacht von Austerlitz vereitelt, der alsbald der Waffenstillstand folgte. In Anerkennung seiner Verdienste, deren Fruchtlosigkeit in den beabsichtigten Erfolgen er nicht verschuldet hatte, erhielt er in der 70. Promotion (22. Jänner 1806) das Commandeurkreuz des Maria Theresien-Ordens. Nach dem Feldzuge 1805 setzte der Erzherzog seine Denkschrift auf, worin er die Ideen zur Organisirung eines Volkskrieges aussprach, welche er später in dem mit der bayerischen Herrschaft unzufriedenen Tirol verwirklichte. Indessen griff der Gedanke einer allgemeinen Volksbewaffnung durch, und Johann war es, der 1807 die innerösterreichischen Provinzen, dann Salzburg und das Küstenland bereiste, und überall die Landwehr organisirte. 1809 brach der Krieg von Neuem aus und begann in Italien. Der Erzherzog erhielt den Oberbefehl des Heeres, er befehligte das achte und neunte Armeecorps (42.000 Mann). Der Vicekönig Eugen stellte ihm 70.000 Mann entgegen. Am 9. April begannen die Feindseligkeiten, am 13. zog der Erzherzog in Udine ein; am 15. schlug er die feindliche Nachhut bei Pordenone, 500 Franzosenleichen deckten das Schlachtfeld, 1900 wurden gefangen, 2 Adler, 4 Kanonen und Anderes erbeutet; Tags darauf (16. April) schlug der Erzherzog den Vicekönig bei Sacile und brachte ihm einen Verlust von 3000 Todten und Verwundeten, 6000 Gefangenen bei und nahm ihm 1 Adler, 19 Geschütze und 14.000 Gewehre ab. So wurde der Vicekönig zum Rückzuge über die Livenza gezwungen. Aber die mißlichen, aus Deutschland eingelangten Nachrichten nöthigten den Erzherzog, die Fortsetzung der Offensive aufzugeben und den Rückzug anzutreten; dabei war es seine Absicht, die Verbindung mit Tirol herzustellen und sich in Innerösterreich so lange zu halten, bis er wieder die Offensive ergreifen und durch einen Marsch gerade auf Wien Napoleon’s Macht theilen konnte. Mißgriffe einzelner Anführer vereitelten diesen Plan. Er nahm nun den Rückzug nach Ungarn, wo das heftige Gefecht bei Raab (14. Juni) stattfand, General Bianchi den Brückenkopf bei Preßburg heldenmüthig vertheidigte und dem Erzherzoge am 5. Juli aus dem Hauptquartiere die Weisung zukam, mit allen disponiblen Truppen zur bevorstehenden Schlacht bei Wagram mitzuwirken. Das war aber ob der Entfernung des Weges und Erschöpfung der Truppen nicht möglich. Der Erzherzog – der, wenn er auch rechtzeitig eingetroffen wäre, den Kampf kaum mehr hätte entscheiden können, da Napoleon noch große, gar nicht im Kampfe verwendete Reserven ihm entgegenstellen konnte – langte mit den durch forcirte Märsche erschöpften Truppen am 6. um 2 Uhr Mittags auf dem Schlachtfelde an, nachdem die Schlacht bereits geschlagen und entschieden war, er zog sich nun nach Komorn zurück, wo er Nachricht von dem geschlossenen Waffenstillstande erhielt und die drückenden Artikel desselben zu vollziehen hatte. Einige vom Erzherzoge unverweilt dem Kaiser vorgelegten Anträge wurden zwar genehmiget, aber als das Commando der Armee nunmehr an den Fürsten Johann Liechtenstein überging, folgte der Friede, und der Erzherzog, welcher noch im Mai 1809 das Großkreuz des Maria Theresien-Ordens erhalten hatte, behielt nunmehr nur noch [282] das General-Directorium des Genie- und Fortificationswesens und der beiden Akademien. An den Feldzügen der Jahre 1813 und 1814 nahm er keinen Theil; 1815 erhielt er den Auftrag, die Belagerung von Hüningen zu leiten, welche Festung sich am 26. August ergab und nun geschleift wurde. Nun unternahm der Erzherzog eine Reise über Basel nach Paris, wo er den Prinzregenten von England im Namen des Kaisers begrüßte. Am 20. October schiffte er sich mit seinem Bruder Erzherzog Ludwig nach England ein, wo beide Prinzen die ehrenvollste ausgezeichnetste Aufnahme fanden. Fragmente aus dem Tagebuche der Reise beider Erzherzoge theilte zu jener Zeit das Stuttgarter Morgenblatt (1817, 1818 und 1819, siehe unten die Quellen) mit. Im April 1816 kehrte er in seine Heimath zurück und lebte seitdem in seiner geliebten Steiermark, wo er sich am 2. September 1823 mit Anna, Tochter des Postmeisters Plochl zu Aussee, die nachmals zur Baronin Brandhof ernannt wurde, vermälte. Im Jahre 1832 reiste der Erzherzog nach Italien, um die Pläne zur Befestigung von Verona und der Mincio-Linie zu entwerfen, auch leitete er den Befestigungsbau bei Brixen und Nauders in Tirol. Ein anderer, von ihm schon 1819 entworfener Plan der Befestigung des Karpathengebirges, dessen Zweckmäßigkeit jetzt mit jedem Tage mehr einleuchtet, wurde, obgleich ihn der Erzherzog ganz ausführlich ausgearbeitet, unberücksichtigt gelassen. Die übrige Zeit lebte der Erzherzog in Steiermark, den Winter über in Wien, der Leitung seiner Geschäfte sich widmend. Im Spätsommer 1835 besuchte er die preußischen Lager bei Liegnitz und Kapsdorf, dann die russischen bei Kalisch; im September 1837 das großartige Lager bei Wosnessensk mit einem zahlreichen Gefolge von Generalen, Stabs- und Oberofficieren, unternahm dann eine Reise in’s südliche Rußland, besuchte Constantinopel, wo ihn Sultan Mahmud II. mit allen ihm gebührenden Ehren empfing, und kehrte über Triest, Mitte November, in sein geliebtes steirisches Alpenland zurück. Im Jahr 1838 begleitete der Erzherzog den Kaiser Ferdinand zur Erbhuldigung in Tirol und zur Krönung in Mailand, im September 1842 wohnte er dem Uebungslager des 7. und 8. preußischen Armeecorps in Düsseldorf und 1843 dem Feste bei, welches anläßlich der 50jährigen Jubelfeier des Erzherzogs Karl als Großkreuz des Maria Theresien-Ordens in Wien begangen wurde. Die Ereignisse des Jahres 1848 entrissen den Erzherzog endlich seinem steiermärkischen Stillleben. Kaum war die Bewegung in den kaiserlichen Staaten ausgebrochen, als sich die Blicke Aller nach diesem populärsten der Erzherzoge richteten. Schon nach den Vorgängen am 15. Mai, als der Kaiser Ferdinand Wien verließ und nach Innsbruck sich begab, ernannte der Kaiser den an seinen Hof berufenen Erzherzog zu seinem Stellvertreter in Wien, als welcher er den constituirenden Reichstag eröffnete. Auch in Frankfurt hatte die Majorität der deutschen Reichsversammlung auf den Prinzen ihr Auge geworfen. Selbst die republikanische Partei des Reichsparlaments wollte gegenüber der deutschen Reformbewegung derselben ihren monarchischen Charakter bewahren und wählte demgemäß einen deutschen Fürsten zum Reichsverweser. Die nöthige Popularität zur Uebernahme dieser Würde besaß nur der Erzherzog, der schon im September 1842 bei den vom Könige von Preußen am Rhein veranstalteten [283] Festen einen Trinkspruch ausbrachte, der in verschiedenen Formen berichtet, in allen jedoch als ein Toast auf die Einheit Deutschlands gedeutet ward. Auch hatte der Umstand, daß er im September 1846 in Gratz bei der Versammlung der deutschen Land- und Forstwirthe den Vorsitz übernahm, seinen Namen in Deutschland in frischer Erinnerung erhalten. Ungeachtet nun, daß in Frankfurt bei der Majorität schon damals der Plan feststand, die Führerschaft Deutschlands Preußen, als einer protestantischen, d. i. als einer Macht des Geistes, die nun einmal nicht wegzudemonstriren ist, zuzuwenden, ungeachtet dessen fiel die Wahl auf den Erzherzog, dessen Volksthümlichkeit und die Traditionen des seit sechs Jahrhunderten fast ununterbrochen von Habsburgern eingenommenen deutschen Kaiserthrones diese Wahl erklären und rechtfertigen. Der Erzherzog verstand es auch, den mächtigen preußischen Einflüssen das compacte österreichische Bewußtsein entgegenzusetzen. Des ihm später aufgedrungenen Ministeriums Gagern, dem es gänzlich an Sympathien fehlte, wurde er bald ledig, und das letzte Ministerium bestand leider aus Männern, die nicht gewachsen waren der großen, durch schnelles Vergessen der jüngsten Ereignisse und – weil man vernünftige Nutzanwendung daraus zu ziehen verschmähte – doppelt erschwerten Aufgabe. Jedoch der Erzherzog behauptete seine Stellung und wahrte Oesterreichs Interessen bis zum Momente der Auflösung des deutschen Reichsparlaments. Er war am 29. Juni 1848 zum Reichsverweser erwählt worden, trat am 12. Juli sein Amt in Frankfurt an, und legte erst, nachdem am 30. September 1849 in Wien zwischen Oesterreich und Preußen der Abschluß eines Vertrages (das Interim) über die Einsetzung einer Bundescommission – preußischer Seits Radowitz und Bötticher, österreichischer Seits Kübeck und Schönhals – zu Stande gekommen war, am 20. December die Reichsverweserschaft in die Hände dieser Commission nieder, aus welcher sich allgemach der deutsche Bundestag in seiner alten und traurigen Form bestens entwickelte. Am 26. April 1850 lud Oesterreich das Plenum des Bundestages zum Zusammentritte ein. Der Erzherzog zog sich nun wieder in’s Privatleben zurück und widmete sich wie früher der Förderung gemeinnütziger Unternehmungen in Steiermark. Eine Uebersicht seiner segensreichen Wirksamkeit in diesem Kronlande möge nun diese Lebensskizze beschließen. Mit Uebergehung der politischen Motive, welche den Erzherzog seinen Aufenthalt in Steiermark nehmen ließen, war es vornehmlich der biedere, dem der Tiroler ähnliche Volkscharakter der Steirer, welcher den Erzherzog fesselte und ihn den Aufenthalt unter diesen wackeren Bewohnern der Berge jedem anderen vorziehen hieß. Für das Land selbst war diese Wahl eine Quelle von Wohlthaten, welche sein Andenken durch Jahrhunderte erhalten werden, wie das des Herzogs Ernst [siehe d. Nr. 78] in jedes Steirers Munde bis zur Gegenwart lebt. Mit der Hebung der geistigen Cultur begann der Erzherzog seine Maßnahmen. Im Jahre 1811 begründete er das nach ihm benannte Joanneum [vergl. darüber: Oesterreichs Pantheon (Wien 1830, Adolph, 8°.) Bd. II, S. 1–23], wo gleich Anfangs Mineralogie, Botanik, Astronomie und Mechanik vorgetragen wurden. Durch Beiträge der Stände und des Landes erhielt das Institut bald eine ansehnliche Bibliothek, ein diplomatisches Archiv, eine mineralogische, [284] zoologische und technische Sammlung, ein chemisches Laboratorium, ein Münz- und Antiken-Cabinet und einen botanischen Garten. Preisfragen über heimische, alte und mittlere Geschichte und Geographie förderten den wissenschaftlichen Sinn und brachten Licht in diese wenig bekannten Theile der Kenntniß des Landes. 1819 wurde unter Vorsitz des Erzherzogs ein Leseverein gegründet, welcher nicht weniger als 150 Zeitschriften hält und bis zur Gegenwart besteht. 1821 entstand unter seiner Aegide die „steiermärkische Zeitschrift“ in zwanglosen Heften und wurde bis 1848 fortgesetzt. Zu Anfang 1840 constituirte sich im innigen Verbande mit dem Joanneum der historische Verein für Innerösterreich, der sich 1849 in drei selbstständige Vereine theilte, wovon jeder seine Vereinsschriften veröffentlichte (Gratz, Klagenfurt, Laibach). Die Professuren am Joanneum waren auf zehn Stellen angewachsen und noch wurde 1845 die steirisch-ständische Realschule, jetzt Oberrealschule, unter den Auspicien des Erzherzogs in’s Leben gerufen. Die seit 1811 begründete landwirthschaftliche Lehrkanzel hatte wenig Nutzen für das praktische Leben; der Prinz griff nun energischer ein und gründete 1819 die Landwirthschaftsgesellschaft in Steiermark, theilte sie in 20 Filialen ein und berief gleich Anfangs zur Theilnahme 2000 Mitglieder. Die Landescultur nahm nun den erfreulichsten Fortgang und aus dem Schooße dieser Gesellschaft gingen neue Vereine, der Gartenbau-, Seidenbau-, Forst- und Industrie-Verein hervor; 1822 wurde noch der ständische Versuchshof begründet, dem später die zweckmäßigen Ackerbauschulen folgten. Seine bereits erwähnte Reise nach England hatte nachhaltige Folgen für die Steiermark. Er nahm überall Muster der Erzeugnisse, Pläne, Zeichnungen und Modelle, welche er bei seinem Eintreffen in Gratz (15. Mai 1816 in den Räumen des Joanneums zur Einsicht und Benützung niederlegte. Um aber den Weg zum Bessern anzubahnen, ging er immer selbst mit dem Beispiele voran. 1822 kaufte er zu Vordernberg ein Radgewerk, 1837 ein zweites; er beredete nun die dortigen Radmeister zum Eintritte in eine Communität, um den Bergbau systematisch zu betreiben, besorgte die Errichtung einer montanistischen Lehranstalt, kaufte später das Blechwalzwerk zu Krems in Mittelsteiermark und ging nun in Fabrikation der Eisen-, Stahl- und Blecherzeugung überall mit eigenem Beispiele voran. Begünstiget durch die Anwendung der Dampfkraft, entstanden neben den schon vorhandenen allmälig neue Fabriken, die Gewerbethätigkeit wuchs in erfreulicher Weise; was früher aus dem Auslande bezogen werden mußte, gedieh im eigenen Lande eben so gut und billiger, und als im Jahre 1837 unter den Auspicien des Erzherzogs der Industrie-Verein in’s Leben trat, begannen die Industrieausstellungen zu Gratz, Klagenfurt, Laibach, Linz und zeigten, was der heimische Gewerbefleiß vermag, wenn er dazu angeregt wird. Nicht weniger ersprießlich war des Erzherzogs Thätigkeit in humanistischer Richtung; so förderte er die Errichtung der Gratzer Sparcasse und der wechselseitigen innerösterreichischen Brandschaden-Versicherungsgesellschaft, erwirkte, daß die Südbahn, welche durch Ungarn gezogen werden sollte, ihre Strecke durch Steiermark erhielt, wodurch der nachtheiligen Isolirung dieses Landes vorgebeugt ward. Als 1843 bei der Versammlung der deutschen Naturforscher die Degeneration des Impfstoffes als Ursache so vieler Todesfälle in der Kinderwelt zur Sprache kam, [285] verschaffte er frischen Impfstoff aus England. „Es gilt hier“, war sein Ausruf, „die Erhaltung unserer Nachkommen und das Menschengeschlecht“. Noch in den letzten Jahren förderte er den Männer-Krankenverein und nahm das Protectorat über das errichtete Kinderspital an. Die schlichteste und dabei treffendste Schilderung des Erzherzogs dürfte die von dem hochw. Pfarrer Richard Knabl in einem bei Gelegenheit der 37. allgemeinen Versammlung der k. k. Landwirthschaftsgesellschaft in Steiermark gehaltenen Vortrage sein, welche dem landwirthschaftlichen Wochenblatt dieser Gesellschaft entnommen ist; sie lautet: „Der Erzherzog besaß eine äußerst schnelle Auffassungs- und Beurtheilungsgabe, einen praktischen Blick, der überall die rechte Auskunft und das geeignete Mittel zu treffen wußte. Sein Herz war bieder und edel. Er besaß einen glühenden Patriotismus. Die Ehre und Macht des Kaiserhauses, die Wohlfahrt und Einigkeit Deutschlands ging Ihm über Alles. Diesem Gefühle und dieser Anschauung widmete Er Sein ganzes Leben. Um darauf hinzuwirken, war Er freundlich und herablassend mit Jedem, der mit Ihm sprach. Dieses hat aber Manchen veranlaßt, Ihn als einen Mann des Volkes zu bezeichnen. Aber wenn man darunter etwa verstehen wollte, daß Er mit dem Volke liebäugelte, um gegen die Regierung zu agitiren, so ist der Ausdruck geradezu unrichtig; denn stets ließ Er im leutseligsten Gespräche Seine Verehrung für das Kaiserhaus und sein Festhalten an den gemäßigten Fortschritt durchblicken. Er war ein Freund des Fortschrittes, aber des gemäßigten. Ueberstürzungen liebte Er nie. Soll ich es kurz zusammenfassen, was Er nicht nur für Steiermark, sondern auch für den Kaiserstaat und für das gesammte Deutschland war, so muß ich sagen, Johann Baptist, kaiserlicher Prinz von Oesterreich und königlicher Prinz von Ungarn und Böhmen, war von Abkunft ein Habsburg-Lothringer, von Geburt ein Italiener, aber Frankreich und Italien gegenüber war Er vom ganzen Herzen ein Deutscher. Segen Seinem Andenken“.
116. Johann Baptist Joseph Fabian Sebastian, Erzherzog von Oesterreich (geb. 20. Jänner 1782, gest. zu Gratz 11. Mai 1859). Das dreizehnte Kind und der siebente Sohn des Kaisers- I. Biographien. a) Selbstständige Werke. Frank (Julius), Erzherzog Johann von Oesterreich, der deutsche Reichsverweser und sein bisheriges Verhältniß zum deutschen Volke (Leipzig 1848). – Frey (A.), kurzer Lebensabriß des Reichsverwesers Erzherzogs Johann von Oesterreich (Nürnberg 1848, 12°.). – Leitner (K. G. Ritter von), Johann Baptist, kaiserlicher Prinz und Erzherzog von Oesterreich (Gratz 1860, gr. 4°.). [Sonderabdruck aus dem Werke: Ein treues Bild des Herzogtums Steiermark.] – Lyser (Joh. Peter), Erzherzog Johann, der Freund des Volkes. Biographische Skizze (Wien 1848, 8°.). – Schimmer (Carl Aug.), Leben und Wirken des Erzherzogs Johann, deutschen Reichsverwesers (Mainz 1849, 8°.). – Schneidawind (Franz Joseph Adolph), Leben des Erzherzogs Johann von Oesterreich, mit besonderer Berücksichtigung der Feldzüge dieses Prinzen in den Jahren 1800, 1805, 1809 und 1815 (Schaffhausen 1849, 8°.). – Das Büchlein vom Erzherzog Johann (Leipzig 1849, 16°.).
- b) In Sammelwerken und Zeitschriften Zerstreutes. Didaskalia (Frankfurter Unterh. Blatt, 4°.) 1848, Nr. 276: „Geschichte des Neuesten in Biographien und Charakteristiken“ [ein das Machwerk eines gewissen E. Th. Jaekel, das unter obigem Titel eine Lebensskizze des Erzherzogs gibt, in vielen Puncten berichtigender Aufsatz]; – dasselbe Blatt 1859, Nr. 133 [mit dem falschen Todesdatum 10. Mai]. – Oesterreichische National-Encyklopädie, herausgegeben von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. III. S. 78. – Hirtenfeld (J. Dr.), Der Militär-Maria Theresien-Orden und seine Mitglieder (Wien 1857, Staatsdruckerei, Lex. 8°.) S. 761, 839, 1745, 1746. – Oesterreichisches Militär-Konversations-Lexikon (Wien 1852) Bd. III, S. 356. – Die Zeitgenossen (Brockhaus 1821, Lex. 8°.) Erste Reihe, Bd. II, S. 149 u. f. – Ergänzungsblätter, herausg. von Fr. Steger (Meißen, gr. 8°.) Bd. IV, S. 65. – Männer [286] der Zeit. Biographisches Lexikon der Gegenwart (Leipzig, C. B. Lorck, 4°.) Erste Serie, S. 837. – Oesterreichischer Courier (Allgemeine Theater-Zeitung), herausg. von Adolph Bäuerle (Wien, kl. Fol.) 1848 (XLI. Jahrg.) Nr. 163, und derselbe Nr. 173: Biographie von Rossi. – Donau-Zeitung (Wiener Journal, Fol.) 1860, Nr. 84 und 85: „Eine Bittschrift an den Allerhöchsten Herrn Johannes“ [aus dem Leben eines alten Alpenwanderers; wurde dann in mehreren Blättern des In- und Auslandes nachgedruckt]. – Wiener Zeitung 1859, S. 2203. – (Hamburger) Lesefrüchte, begründet von J. J. C. Pappe, 1849, Bd. III, Stück 12 und 13: „Die bürgerliche Heirath und das gemeinnützige Wirken des Erzherzogs Johann“. – Dieselben 1832, Bd. I, Stück 16: „Der Brandhof des Erzherzogs Johann“ [aus Kohl’s Reisen im südlichen Deutschland]. – Schmidl (Adolph), Oesterreichische Blätter für Literatur und Kunst (Wien, 4°.) 1845, Nr. 47. – Frankfurter Konversationsblatt 1848, Nr. 192 und 193: „Erzherzog Johann im Felde“, mitgetheilt von A......z, k. k. Tiroler Jäger-Officier. – Die Presse (Wiener polit. Blatt) 1848, Nr. 5 [ein inhaltreicher der „allgemeinen österreichischen Zeitung“ entnommener Artikel, voll interessanter Details]. – Der christliche Feierabend 1855, Nr. 17: „Ein gläubiges, demuthsvolles Bekenntniß“ [Zug aus dem Leben des Erzherzogs]. – Neuigkeiten (Brünner polit. Blatt, Fol.) 1859, Nummer vom 13. Mai. – Oesterreichs Ehrentempel. Herausg. von Höfel und Boor (Wien, 4°.) Blatt 5. – Triester Zeitung 1859, Nr. 265: „Erzherzog Johann als Waidmann“. [Artikel des Grafen von Meran, der „Wiener Jagd-Zeitung“ entnommen.] – Europa, herausg. von Aug. Lewald. Jahrg. 1844, Bd. III, Bogen 30 und 31: „Des Erzherzogs Johann Wirken und Besitzthum in Steiermark“. – Gratzer Zeitung 1859, Nr. 106; – 1860, Nr. 60: „Was hat Erzherzog Johann für Steiermark gewirkt“, von Richard Knabl. – Der Magnet (Zeitschrift), redigirt von Leopold Kordesch. Jahrg. II (1851), Nr. 3 und 4: „Erzherzog Johann und sein Wirken in Bezug auf Geschichtsforschung in Steiermark“. – Illustrirte Zeitung, herausg. von J. J. Weber (Leipzig, Fol.) 1848, Nr. 262 (8. Juli): „Erzherzog Johann, Reichsverweser“ [mit Porträt]; – dieselbe 1859, Nr. 830 (28. Mai): „Nekrolog“ [mit Abbildung eines Modells von Weissenberger, ausgeführt in der fürstl. Salm’schen Eisengießerei zu Wien]. – Hormayr’s Archiv für Staats- und Kriegskunde (Wien, 4°.) 1816, Nr. 132–146; – 1817, Nr. 140–155: „Die Reise des Erzherzogs, beschrieben von Hugo Altgrafen von Salm“. – Morgenblatt für gebildete Stände 1817, Nr. 292–297; – dasselbe 1818, Nr. 21–30; Nr. 77–80; Nr. 125–133; Nr. 210–217; dasselbe 1819; Nr. 63–67; Nr. 143–148, 250 u. f.: „Aus dem Tagebuche der Reise der Erzherzoge Johann und Ludwig von Oesterreich“. – Morgen-Zeitung (Breslauer Blatt, 4°.) 1859, Nr. 116. – Zwischenakt (Wien, kl. Fol.) 1859, Nr. 122. – Nouvelle Biographie générale ... par Dr. Hoefer (Paris) Bd. XXVI. – Rittersberg, Kapešní slovníček (Prag 1850, 16°.) Bd. I, S. 788.
- II. Gedichte. Groß ist die Zahl der poetischen, dem Erzherzoge dargebrachten Huldigungen; er zählt zu jenen Prinzen des Kaiserhauses, von dem viele edle Züge im Volksmunde leben und die den Poeten immer willkommenen Stoff zur rhythmischen Behandlung bieten. Hier seien erwähnt: „Die Parallelen“, 3. Aufl. (Leipzig, Köhler, 8°.) S. 113: „Erzherzog Johann“ [mit mehreren Illustrationen]. – „Die drei Schützen“, von Joh. Gabr. Seidl. [Die drei Schützen sind der edle Kaiser Max, der getreue Andreas Hofer und der zugleich edle und getreue Erzherzog Johann.] – Frankfurter Konversationsblatt 1848, Nr. 192: „An den Erzherzog Johann von Oesterreich“, von Wilhelm Smets. – Außerdem wurde der Erzherzog auch in Dramen behandelt, deren Held Andreas Hofer war, und darunter in einem von Auerbach, worüber der Erzherzog, die Auffassung seiner Persönlichkeit und seines Wirkens betreffend, eine berichtigende Erklärung abgab.
- III. Porträte. 1) Lithogr. von Eybl (Wien, Leykam[WS 1], kl. Fol.); – 2) nach Biow’s Lichtbild gest. von Teichel (Leipzig, Rud. und T. O. Weigel, Fol.), und eine anderes lithograph. von Schertle (4°.); – 3) nach Fischbach lithogr. von Weixelgärtner (Salzburg, Baldi, gr. Royal), im steirischen Jagdcostume, auf Felsen stehend; – 4) gez. von Piloty, lithogr. von Wölfle (München, Piloty u. Löhle, gr. Royal), als Reichsverweser im Familienkreise; – 5) lithogr. von Kriehuber (Wien, Neumann, gr. Fol.), in Uniform; – 6) nach Daffinger lithogr. von Kriehuber (Wien, Artaria u. Comp., Fol.); – 7) nach Fendi lithogr. von Brandt (Leipzig, Louis Rocca, Fol.); – 8) A. Weger sc. (kl. Fol.), Hüftbild; – 9) L. [287] Schrader lith.; – 10) nach Schiavoni Blas. Höfel sc.; – 11) J. G. Lumnitzer p., John sc.; [Viele andere Porträts siehe: Heitzmann’s „Porträts-Catalog“ (München 1858, May u. Widmayer, 8°.) S. 36 und 37.]
- Porträte der Baronin Brandhoff. 1. Gez. und lithogr. von Prinzhofer (Wien, Paterno, Fol.), zugleich mit ihrem Sohne Franz Grafen von Meran; – 2) lithogr. von Schertle (Frankfurt, Keller, gr. 4°); – 3) lithogr. von Dauthage (Wien, Neumann, Fol.).
- IV. Denkmäler. Der Aufruf zur Sammlung für ein Monument, welches in der Hauptstadt Steiermarks, in Gratz, dem Wohlthäter des Landes aufgestellt werden soll, ist von dem zu diesem Zwecke gebildeten Comité im April und Mai 1860 erlassen worden. Bis zum Juni 1860 waren bereits 7000 fl. für das Monument gezeichnet. – Im Joanneum zu Gratz befindet sich eine Büste aus Bronze, von dem k. k. Hofstatuar Kießling über Lebensgröße gegossen, mit der Inschrift: Joanni | Archiduci Austriae | Munifico | Hujus Musei | Fundatori | MDCCCXIII. – Die eine Seite der auf dem Speikkogel der Koralpe im Lavantthale Kärnthens errichteten dreiseitigen Pyramide [siehe Monumente auf den Kaiser Franz, Nr. 95, S. 222] enthält die Aufschrift: Hic. Fuit. Joannes. Archidux. Austriae. Die. 7. Julii. 1811.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: Leykum.