Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Knabl, Joseph
Band: 12 (1864), ab Seite: 134. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Richard Knabl in Wikidata
GND-Eintrag: 104309970, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Knabl, Richard|12|134|}}

Knabl, Richard (Geschichtsforscher, geb. zu Gratz in Steiermark 22. October 1789). Seinen Vater, der Doctor der Rechte und Magistratsrath war, verlor K. in seiner Jugend, jedoch gestatteten ihm die Verhältnisse, die Studien fortzusetzen. Nachdem er das Gymnasium und die philosophischen Jahrgänge an dem damaligen Lyceum beendet, begann er das Studium der Theologie und erhielt in Folge seiner ausgezeichneten Verwendung bereits am 29. December 1811, obwohl er noch nicht das [135] canonische Alter erreicht hatte, die h. Weihen. Sein Gönner, der Fürstbischof von Seckau, Friedrich Graf von Waldstein-Wartenberg, hatte die Absicht, K. in Bälde in seine Ordinariatskanzlei zu nehmen, die Zwischenzeit sollte er in der Seelsorgezubringen, und so ging er denn im Februar 1812 als Caplan nach Neudau an der ungarischen Grenze. Aber schon zwei Monate später starb der Fürstbischof und K. blieb Caplan zu Neudau. Ende Mai 1814 kam K. als solcher zur Propstei und Hauptstadtpfarre zum h. Blut nach Gratz, wo er durch sechs Jahre in der Seelsorge thätig war und am 14. Februar 1820 die Pfarre St. Donatus bei Fürstenfeld erhielt. Im Jahre 1826 wurde ihm die einträglichere Pfründe St. Georg in Klöch bei Radkersburg verliehen, welche er aber, da das Klima seiner Gesundheit nicht zusagte und nachdem er 12 Jahre daselbst fungirt, verlassen mußte, worauf er am 14. August 1838 die Seelsorge an der Vorstadtpfarre zur h. Dreifaltigkeit in Gratz antrat. Daselbst verblieb er bis zum 15. August 1852, wurde nun auf die Vorstadtpfarre St. Andrä in Gratz befördert, auf welcher er sich noch gegenwärtig befindet. Um dieselbe Zeit wurde er zum Ordinariatscommissär für die Prüfungen aus der Religionslehre an der st. st. Oberrealschule ernannt, am 27. Mai 1857 aber ihm die fürstbischöfl. geistliche Rathswürde verliehen. In diesem Umrisse ist seine seelsorgliche Laufbahn gezeichnet, und sein schriftstellerisches Wirken auf diesem Gebiete beschränkt sich auf das Werk: „Kurze Homilien über die sonntäglichen Perikopen des katholischen Kirchenjahres“ (Gratz 1851, Hesse, 8°.). Am 1. Jänner 1862 feierte K. sein fünfzigjähriges Priesterjubiläum, welchen Tag seine Gemeinde und zahlreiche Vertreter jener wissenschaftlichen Vereine, denen K. als thätiges Mitglied angehört, festlich begingen. Aber noch auf anderem Gebiete als jenem seines Berufes entwickelte K. eine ersprießliche Thätigkeit. Von dem Zeitpuncte nämlich, als K. zum zweiten Male die Seelsorge in Gratz antrat, d. i. vom Jahre 1838, eröffnete sich ihm für die Stunden seiner Muße ein neuer Wirkungskreis. Erzherzog Johann berief ihn in den Central-Ausschuß der k. k. steiermärkischen Landwirthschafts-Gesellschaft, zugleich wurde er Mitglied des steiermärkischen geologischen und des Industrie-Vereins und folgte 1844 dem Rufe des im Andenken Steiermarks fortlebenden Prinzen, zum Beitritte in den historischen Verein für Innerösterreich, welcher die Kronländer Steiermark, Kärnthen und Krain in sich begriff. Ein Lebenszeichen seiner Thätigkeit gab dieser Verein erst im Jahre 1848, in welchem das erste Heft seiner Vereinsschriften erschien. Dasselbe enthält Knabl’s historische Abhandlung: „Wo stand das Flavium Solvense des Cajus Plinius?“ Die Verhältnisse des Jahres 1848 lösten aber den historischen Verein für Innerösterreich auf und jedes der drei Nachbarländer bildete 1849 einen selbstständigen historischen Verein. K. wurde nun Mitglied des historischen Vereins für Steiermark und Mitarbeiter der von demselben herausgegebenen „Mittheilungen“. Jedes der seit 1850 bis 1863 erschienenen zwölf Hefte enthält Beiträge aus Knabl’s Feder; u. z. Heft I (1850): „Antiquarische Reise in das obere Murthal“ (S. 24); – „Neuere Funde des Leibnitzerfeldes in den Jahren 1848 bis 1850“ (S. 90); – „Die Peutinger’sche Tafel, verglichen mit dem Treibacher und Neumarkter Meilensteine“ (S. 137); - Heft II (1851): „Inschrlftliche [136] Funde“ (S. 43); – „Epigraphischer Excurs im Cillierkreise“ (S. 151), solche Excurse, welche K. in verschiedenen Gegenden Steiermarks unternahm, finden sich auch in mehreren folgenden Heften (III, IV, VI, VII, VIII, IX); „Münzenfunde zu Cirkowitz, Hohenmauthen und Mährenberg“ (S. 173); – Heft III (1852): „Das Murthal von Straß abwärts bis nach Radkersburg in antiquarischer Beziehung“ (S. 118); – „Römische Münzen, am Gratzer Schloßberge gefunden“ (S. 155); – Heft IV (1853): „Der angebliche Deus Chartus, auf einer römischen Inschrift zu Videm“ (S. 35); – Heft V (1854): „Die Procuratores Augusti an den jüngst entdeckten Cillier Votivsteinen“ (S. 203; – Heft IX (1859): „Römische Inschriften in Cilli“ (S. 164); – Heft XII (1863): „Fund einer antiken weiblichen Broncegestalt in sitzender Stellung, aus Cilli“ (S. 41). Andere Arbeiten Knabl’s sind erschienen in dem von dem historischen Vereine für Kärnthen herausgegebenen Archiv für vaterländische Geschichte und Topographie, im Jahrg. II: „Die römischen Hohensteiner Altarsteine“ (S. 97); – Jahrg. IV: Die Meilensteine Kärnthens aus der Römerzeit“ (S. 54); – in dem von Chmel redigirten Notizenblatte der kaiserl. Akademie der Wissenschaften, Jahrg. VI (1856). „Unedirte Römerinschriften aus Steiermark“ (S. 499 u. 523), dieselben fortgesetzt im Jahrg. VII (1857, S. 161, 362 u. 375), und im Jahrg. IX (1859, S. 7). Noch gab K. selbstständig die epigraphische Abhandlung: „Der angebliche Götter-Dualismus an den Votivsteinen zu Videm und Aquileja“ (Gratz 1855, gr. 8°.) heraus. Seit dem Jahre 1859 ist K. mit einer Zusammenstellung aller im Herzogthume Steiermark vorkommenden Römerinschriften beschäftigt. Knabl’s antiquarische Forschungen und insbesondere seine Verdienste um sein Vaterland Steiermark nach dieser Richtung hin sind von Fachgelehrten anerkannt. Bei Gelegenheit seiner 50jährigen Jubelfeier als Priester hat ihm die Gratzer Universität das Ehrendiplom des philosophischen Doctorates überreicht.

Katholischer Wahrheitsfreund (Gratz, 4°.) 1862, Nr. 2 [nach diesem geb. 24. October 1789]. – Gratzer Zeitung 1862, Nr. 4. – Cours-Blatt der Gratzer Zeitung 1862, Nr. 4. – Jahrbücher für Freunde des Alterthums im Rheinlande. XVI. Heft (1851), S. 100–115; XXVI. Heft, S. 176. – Gelehrte Anzeigen der kön. baierischen Akademie der Wissenschaften vom 12. November 1856, S. 145–157. – Zarncke’s Centralblatt der Literatur für Deutschland (Leipzig, 4°.) Jahrg. 1857. – Heidelberger Jahrbücher der Literatur 1857, Nr. 6, S. 83. – Valentinelli (Giuseppe), Bibliografia del Friuli (Venezia 1861, gr. 8°.) p. 140, No. 938 [daselbst heißt er irrig Riccardo Knall]; p. 264, No. 1946 [da wieder wird er ebenso irrig Richard Knabb genannt].