Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 9 (1863), ab Seite: 134. (Quelle)
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Hofer, Andreas (Obercommandant des Tiroler Landsturms im Jahre 1810, geb. zu St. Leonhard im Passeier 22. November 1767, von den Franzosen erschossen zu Mantua auf dem Walle am 20. Februar 1810 zwischen 11 und 12 Uhr. Dieses Geburts- und Todesdatum sind die einzig richtigen und alle anderen, als: der 22. September oder 21. October als Geburtstag oder 1765 als Geburtsjahr und der 19. und 21. Februar als Todestag und gar der Monat Mai als Todesmonat und die 9. Stunde Morgens als Todesstunde sind falsch). Die Familie Hofer stammt von der Berggegend Magfeld, der Gemeinde Platt, wo sie auf einem ansehnlichen Bauernhofe angesiedelt war. In der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts zog ein Zweig nach Moos auf das dortige Wirthshaus. Christian Hofer von Moos erhielt [135] wegen seiner Verdienste um das Erzhaus Oesterreich 1671 die Wappenmäßigkeit. Sein Enkel Michael und dessen Sohn Simon hatten sich bei Dämpfung des Bauernaufruhrs zu Mais nächst Meran ehrenhaft hervorgethan. Die andere Linie kam fast um dieselbe Zeit in den Besitz des Sandwirthhofes. Caspar und Bartlmä waren kräftige Männer, ehrlich, bieder und geachtet im ganzen Thale. Andreas, ein Sohn des Joseph und Enkel des genannten Bartlmä, ist der Held, dessen Lebensskizze hier folgt. Andreas, im Elternhause erzogen, genoß den Schulunterricht im Dorfe St. Leonhard, erlernte lesen, schreiben und rechnen, wenn auch nicht in einem vorzüglichen Grade, so doch immer besser als andere Bauernsöhne jener Zeit. Schon als Jüngling zeigte er eine warme Vaterlandsliebe und stand, wenn es galt, mit lebendigem Eifer für die verbrieften Rechte und Freiheiten seines Vaterlandes ein. Erst 22 Jahre alt, war er bereits Abgeordneter des Thales Passeier und nahm als solcher thätigen Antheil an den Verhandlungen des offenen Landtages, der nach des Kaisers Joseph Tode, 1790, zu Innsbruck gehalten wurde und zu manchen stürmischen Verhandlungen, vorzüglich in Ansehung der damals ziemlich unentschieden gestellten ständischen Verfassung, Anlaß gab. In noch jungen Jahren nahm er Anna Ladurner zur Ehefrau und trat mit ihr vereint die Wirthschaft im Sandhofe an. Dort lebte er als Wirth und Säumer über den rauhen Jaufenpaß und betrieb mit Geduld das nicht sehr lohnende aber mühsame Geschäft, das ihm kaum den erforderlichen Lebensunterhalt abwarf. Aber sein Wein-, Getreide- und Pferdehandel erwarb dem Sandwirth Anderle, wie er gewöhnlich genannt wurde, eine ausgebreitete Bekanntschaft im Lande, insbesondere auch im italienischen Antheile, und da er große Achtung genoß, überall gern gesehen wurde und seine Biederkeit im Verkehre mit einer nur ihm eigenen Weise bei jeder Gelegenheit hervortrat, so genoß er bald in der ganzen Gegend, ja im ganzen Lande jene Volksthümlichkeit, die im entscheidenden Augenbliche allgemein in ihm den rechten Mann erkennen ließ. Nicht wenig trug dazu bei seine äußere, durch den schönen langen Bart, den er der einzige unter den Bauern jener Gegend trug, gekennzeichnete Erscheinung. Diesen Bart aber hatte H. erst in Folge einer Wette wachsen lassen, da ihm bedeutet wurde, er wage es nicht als Pantoffelmann einen solchen zu tragen. H. ließ sich den Bart wachsen, gewann die Wette und nahm diese männliche Zierde, die schwarz, breit und dicht auf die Brust herabwallte, sein Leben lang nicht mehr ab. Dieses Bartes wegen wurde er auch von Italienern und Franzosen gewöhnlich general Barbone genannt. Schon in den Kriegsjahren 1796 und 1805 bethätigte Andreas großen patriotischen Eifer. Als Hauptmann zog er damals an der Spitze seiner Passeirer gegen den Feind, um das theure Vaterland zu vertheidigen. Der Preßburger Friede (26. December 1805) brachte Tirol unter bayerische Herrschaft. Dem wackern Hofer, dessen Ahnen immer treu zum Hause Oesterreich gehalten hatten, blutete bei diesem politischen Mißgriffe das Herz. Die Bestürzung darüber in der Bevölkerung war nicht minder groß. Das Land war bayerisch geworden, das Volk österreichisch geblieben. Dabei hatte die bayerische Regierung Anordnungen getroffen, welche wenig geeignet waren, den Unwillen des Volkes zu beseitigen, und am höchsten [136] stieg die Erbitterung, als die dem Lande gewährleistete Verfassung aufgehoben wurde. Das deutsche Bayern stand zu Frankreich, welches mit seinen Armeen verheerend den Continent durchzog und gegen welches, wie gegen seinen Imperator, in dem gläubigen und stillen, durch die gräßlichen Gräuel des Krieges zutiefst entsetzten Tirol ein leicht begreiflicher Abscheu theils offen, theils heimlich sich kundgab. Wieder rüstete Oesterreich zum Kampfe und in diesem sollte es durch Tirol, das wie ein Mann aufstand, als Oesterreich das Schwert zog, unterstützt werden. Die wenigen Jahre des bayerischen Regiments hatten gerade jene Stimmung in Tirol gezeitigt, die für einen allgemeinen Landsturm gegen seine Bedrücker die rechte war. Das ereignißreiche Jahr 1809 brach an, mehrere Abgeordnete einzelner Tiroler Gemeinden hatten heimliche Einladungen nach Wien zu kommen erhalten und Hofer mit zwei Vertrauten, dem Gastwirth in Bruneck, Peter Huber, und mit Franz Anton Nessing von Botzen, reiste dahin. In Wien wurden diese Männer in die Geheimnisse des bereits ganz ausgearbeiteten Planes eingeweiht, der Deutschlands und Tirols Befreiung bezweckte. Wie zu erwarten stand, ging Hofer mit Begeisterung darauf ein und kehrte nach kurzer Frist in seine Heimat zurück, wo er alsbald die zuverlässigsten Freunde von dem bevorstehenden großen Werke in Kenntniß setzte und ihrer Mitwirkung zur rechten Zeit sich versicherte. Mit einer nur aus der Begeisterung über die Hoffnung, das bayerische Joch abzuschütteln, erklärlichen Heimlichkeit wurde der Aufstand, der auf gegebene Zeichen losbrechen sollte, ohne daß die übrigens sehr wachsamen Behörden auch nur die leiseste Ahnung davon hatten, vorbereitet. Kaum dürfte die Geschichte ein zweites Volksgeheimniß wie die Vorbereitung des Tirolersturms im Jahre 1809 aufzuweisen haben. Mit einer, Villach vom 8. April 1809 datirten, von Erzherzog Johann erlassenen, von Feldmarschall-Lieutenant Chasteller und Freiherrn Hormayr mitgezeichneten Proclamation an die Tiroler und mit einem Aufrufe zur allgemeinen Erhebung, den Joh. von Kolb[WS 1] bereits am 13. öffentlich austheilte und welchem in den kürzesten Zeiträumen ähnliche Actenstücke folgten, begann der allgemeine Landsturm. Da war es Hofer’s Ehefrau, Anna, welche die ersten Späne in den tosenden Passeierbach warf, dessen Wellen sie in die Etsch trieben, um den anderen Thälern zu verkünden, daß Alles vorbereitet sei. Die Pusterthaler und unter diesen die Bewohner von Bruneck eröffneten den Reigen. Am 8. April betrat das österreichische 8. Armeecorps unter Feldmarschall-Lieutenant Chasteller bei Lienz den tirolischen Boden und am 10. April 7½ Uhr Früh stellten sich die Bauern von Pflaurenz, St. Martin und den benachbarten Ortschaften den Bayern entgegen, welche an der Rienzbrücke bei St. Lorenzen sich aufgestellt hatten und Anstalten trafen, die Brücke abzubrennen. Aber der sich von Minute zu Minute mehrende bewaffnete Volkshaufe, das von St. Lorenzen herübertönende Grabgeläute, schüchterte die bayerischen Truppen derart ein, daß sie sich, von den Bauern verfolgt, ohne Widerstand zurückzogen und so das ungehinderte Vorrücken der Oesterreicher erleichterten, die nun auch unter allgemeinem Jubel am 12. April ihren Einzug in Bruneck hielten. Auch im Innthale waren bereits am 10. April Laufzettel an alle Gemeindevorsteher und Gerichtsanwälte herum verschickt worden, welche [137] das allgemeine Aufgebot enthielten. Das Volk rottete sich zusammen, beim Hußlhofe und am Berge Isel entspann sich zwischen den bewaffneten Bauern und den Bayern ein Gefecht, das zum Nachtheile der letzteren ausfiel. Nun nahm der Kampf von Stunde zu Stunde an Ausdehnung zu, die Sturmglocken ertönten im ganzen Lande und in der Nacht vom 11. auf den 12. April wiederstrahlte die ganze Umgebung der Stadt Innsbruck zum Entsetzen der bayerischen Truppen von den Wachfeuern der von Minute zu Minute anwachsenden Insurrectionsmassen. Mit dem grauenden Morgen begannen die Gefechte in der Umgegend, die Stadt Innsbruck aber wurde immer enger von den Bauern eingeschlossen, welche bereits um 8½ Uhr in die Stadt selbst drangen, wo nun der blutige Kampf begann. Die Bayern, welche zuerst an nichts Eiligeres als an Flucht dachten, konnten nur durch ihren ritterlichen Oberst Dietfurt von so schimpflichem Vorgehen zurückgehalten werden. Dietfurt fiel einer der Ersten im Kampfe. Die Bauern hatten bald die Oberhand, bereits um 10 Uhr Vormittags war alles bayerische Militär in Innsbruck entwaffnet. Auch die Kämpfe in der Umgebung waren siegreich für die Bauern ausgefallen. So begann das Vorspiel jener denkwürdigen Ereignisse. In Passeier hatte man Hofer zum Commandanten der Passeirer ernannt, zahlreiche Schützen-Compagnien von Meran, vom Burggrafenamte und Untervinschgau stellten sich freiwillig unter seinen Befehl. Keiner stand so fest im allgemeinen Vertrauen wie der Sandwirth, keiner rechtfertigte es auch in dem Maße wie er. Indessen hatten bei der steigenden Macht des Gegners die Ereignisse im Lande eine bedenkliche Wendung genommen. Im Mai stand das österreichische Heer im Begriffe das Land zu verlassen, bereits war auch schon die Hauptstadt Innsbruck von einer starken feindlichen Macht besetzt. Die Verständigsten und Muthigsten waren schon zaghaft geworden, da erschien Hofer und weckte das allgemeine Vertrauen. Mit zauberähnlicher Schnelligkeit rief er eine achtbare Schaar der besten Schützen aus dem Etschthale und aus der Gegend am Eisack zusammen und führte sie gegen den bedrohten Brenner. Bei Sterzing traf er die Brigade des Freiherrn von Buol auf dem Rückzuge nach Mühlbach. Seinem Ansehen und der Entschlossenheit seines Adjutanten Eisenstecken [Bd. IV, S. 17] gelang es, dieselbe zurückzuhalten. Dort hatten sich die versammelten Häupter des Landes nach Hofer’s Rath und Plan zum Angriffe des Feindes bei Innsbruck und Hall am 25. Mai vereinigt; dort wurde von ihnen der Sandwirth zum Obercommandanten über die gesammte Volksbewaffnung im Lande gewählt. Mit der ungezierten Entschuldigung, daß er sich zur Uebernahme eines solchen Amtes zu schwach fühle, wollte er diese ehrenvolle Last ablehnen; allein seine Ausreden wurden nicht angenommen und Alles bestand darauf, daß H. der Oberanführer der Tiroler sein solle und er blieb es auch bis an das Ende der Ereignisse. Indessen nahmen diese eine immer bedenklichere Wendung im Lande. In den letzten Tagen des Monats Juli war das Land nicht nur von allen österreichischen Truppen, sondern auch von dem Hofcommissär von Hormayr verlassen, also ohne Militär, ohne Verwaltung, ohne Geld und im Zustande des Krieges. In dieser Noth beginnt die Glanzperiode der tirolischen Insurrection und nun entfaltete sich Hofer’s moralische Kraft in ihrem schönsten Lichte. Sein Werk ist die Vereinigung [138] des Volkswillens, der in seiner Einheit sich nie großartiger herausgestellt hat, wie eben damals. Am 13. August wurde der sieggekrönte Herzog von Danzig, der mit 25.000 Mann geübter Krieger und 40 Feuerschlünden den Tirolern entgegenstand, im Angesichte der Hauptstadt vollständig überwunden, am 14. floh er mit Schande bedeckt aus dem Lande und am 15. August feierte Tirol seine neue glorreichste Befreiung. An diesem Tage zog Hofer unter rauschendem Volksjubel in Innsbruck ein, begrüßt von der freudetrunkenen Menge als Retter Tirols, als Vater des Vaterlandes. Dort übernahm er auf zudringliches Bitten der Schützencommandanten, der Beamten der Stadt und vorzüglich auf den Wunsch des Clerus die Leitung der verwaisten Verwaltung des Landes. Hofer übernahm sie, aber ausdrücklich nur „im Namen Seiner Majestät des Kaisers und nicht anders“ und bezog, auf Anrathen seiner Freunde, wiewohl ungern die landesfürstliche Burg. Die erste Verfügung Hofer’s in seiner neuen Stellung war die provisorische Bestätigung der bestandenen Behörden und Aemter. Bald darauf schuf er unter dem Titel: „Provisorische General-Landesverwaltung“, eine oberste Stelle des Landes für jene politischen und Cameralgegenstände, welche sonst zum Wirkungskreise der Hofbehörden gehörten. Dieses Collegium bestand aus vier Räthen und einem Präsidenten. Den Sitzungen desselben zog er noch sechs Volksrepräsentanten bei – zwei von jedem Kreise – mit entscheidender Stimme. Uebrigens war die Lage Hofer’s eine im höchsten Grade unerquickliche, die öffentlichen Cassen waren leer, die ordentlichen Hilfsquellen erschöpft, die meisten Landesgegenden vom Kriege ausgesogen und verwüstet, die Wege nach Oesterreich gesperrt und die Grenzen vom Feinde umrungen und doch mußten die außerordentlich großen Forderungen der Verwaltung und der Vertheidigung des Landes schnell befriedigt werden. Aber der schlichte Landmann half sich und dem Lande so gut er konnte; gerecht, väterlich, milde wie er war, hielt er auf Zucht, Sitte und Religiosität. Wenn mehrere der von ihm unmittelbar ausgegangenen Befehle und Entscheidungen auch in ihm den Staatsmann – wie hätte es denn dieser Sohn der Natur auch sein sollen – nicht erkennen lassen, so geben sie doch Zeugniß von seiner Ordnungsliebe, seinem Rechtssinne und seinem edlen Herzen. Dabei schämte er sich nicht, wenn er eine bessere Erkenntniß der Sache gewonnen hatte, sein Unrecht einzugestehen und eine erlassene Verfügung zurückzunehmen. Es war ein Glück für das verlassene, hartbedrängte Land, daß in so gefahrvollem Zeitpuncte ein solcher Mann die Zügel des Regiments führte. In seinem äußern Wesen selbst ging keine Veränderung vor sich, er trug seine gewöhnliche Passeirer Tracht und einen einfachen Officiersdegen, an dessen Stelle später der schöne Säbel trat, den ihm Feldmarschall-Lieutenant Chasteller [Bd. II, S. 331] geschenkt hatte. Er lebte nach alter Sitte wie als Sandwirth einfach und genügsam. Seine Verpflegung – die aus dem nächsten Gasthofe besorgt wurde – kostete täglich 45 Kreuzer, die er selbst aus der Landescasse nahm. Sonst forderte und nahm er für sich nichts. Wenn einer oder der andere aus seiner Umgebung nicht sein Beispiel nachahmte, so trifft ihn dafür keine Schuld. Täglich besuchte er die mit der Burg in Verbindung stehende Pfarrkirche, wo er vor dem dortigen Bilde Mariens, [139] der seine besondere Verehrung gewidmet war, seine tiefgefühlte Andacht verrichtete. Wo sich sein schlichter Verstand in besonders verwickelten Fällen nicht sogleich zu rathen wußte, half er sich mit dem Bescheide: „Vertrauen wir auf Gott und es wird Alles gut gehen“. Die Wachposten in und vor der Burg wurden von Passeirern versehen, welche Stühle zur Seite hatten, um sich, wenn sie des Stehens müde waren, zu setzen. Während dieser Zeit prägte Hofer in der ehemaligen Münzstätte zu Hall auch Münzen aus Kupfer und Silber, jene zu einem, diese zu zwanzig Kreuzern nach dem Conventionsfuße mit dem Tiroleradler und der Umschrift: „Gefürstete Grafschaft Tirol 1809“ und auf der Kehrseite mit der Anzeige des Werthes. Der ausdauernde Muth der Tiroler erweckte allgemeine Bewunderung. Der Kaiser hatte beschlossen, Hofer’s Treue und Festigkeit zu belohnen und die beiden Landesschützen-Majors Sieberer und Eisenstecken, welche beim Abzuge der österreichischen Armee derselben gefolgt waren, brachten von dem kaiserlichen Hoflager in Comorn für Hofer die große goldene Medaille sammt Kette und 3000 Stück Ducaten zu Vertheidigungszwecken mit. Nachdem sie mit großen Beschwerden und Gefahren die vom Feinde überschwemmten Länder durchwandert und endlich auf Umwegen nach Tirol gekommen und am 29. September in Innsbruck angelangt waren, übergaben sie H. das Zeichen kaiserlicher Huld, dessen feierliche Uebergabe am 4. October sich zu einem wahren Volksfest gestaltet hatte. Diese Belohnung Hofer’s hatte auch ihre politische Bedeutung, es war dieser Act kaiserlicher Huld als Beweis anzusehen, daß Oesterreich dessen Interimsregierung gut geheißen und legitimirt habe. Aber diesem Tage des Glückes folgten alsbald die fürchterlichen französischen Dragonaden. Schon in der zweiten Hälfte des Monats October rückte ein großes bayerisches Armeecorps in Tirol ein. Der schimpfliche Friede zu Wien (14. October 1809) war geschlossen und Tirol für Oesterreich verloren. So viel Blut um diesen Preis! Die Gemüther befanden sich in der höchsten Aufregung und der geschlossene Friede war nicht im Stande dieselben zu beruhigen, um so weniger, als fanatische Rathgeber überall heimlich die Flammen schürten. In Folge dessen kam es, ungeachtet des officiell angekündigten Friedens, zu stürmischen Auftritten, blutigen Gefechten, bei deren einem am Berge Isel (1. November) Hofer unterlag. Französische und bayerische Truppen drückten nun das arme Tirol nieder, die dumpfe Stille entsetzlichen Jammers wurde nur durch die Füsilladen unterbrochen, welche die französischen Generale Broussier im Pusterthale und Severoli in Brixen vornehmen ließen. Hofer, nachdem das fanatisirte Volk sich nicht bestimmen lassen wollte, die Waffen niederzulegen, wurde von demselben mitgerissen und erließ einen Aufruf aus Passeier, datirt vom 15. November, worin er von neuem die Passeirer auffordert, zu den Waffen zu greifen. General Baraguay d’Hilliers forderte Hofer schriftlich auf, die Passeirer zur Niederlegung der Waffen zu bereden und wollte Hofer für den Friedensbruch beim Vicekönige Verzeihung erwirken. Es war Alles vergebens und schon auf Hofer’s Kopf ein bedeutender Preis gesetzt. Dieser mußte nun ein Versteck suchen, da der Feind das Land überschwemmte und er nirgends mehr sicher war; er fand ein solches auf der höchsten Alpe ober Brantoch, wo er sich von seinem Schreiber Cajetan Sweth begleitet in [140] einer Hütte, in welcher Alpenheu für den Winter aufbewahrt ward, verbarg. Zur Nachtzeit brachten ihm Vertraute Lebensmittel und Nachrichten über die im Lande geschehenden Greuel der Machthaber. Dort lebte H. mehrere Wochen verborgen, bis eines Tages seine Gattin Anna mit ihrem Sohne – die anderen Kinder waren bei einem Vertrauten in St. Martin – zu ihm hinauf kamen. Hofer’s Zufluchtsort war nicht mehr sicher, man rieth ihm, ihn zu verlassen und nach Oesterreich auszuwandern. Er konnte sich nicht entschließen, sein Tirol zu verlassen. Da entdeckte ihn eines Tages ein Mann, Namens Joseph Raffl,[WS 2] der in dürftigen Umständen und sonst übel berüchtigt war. Hofer erschrak über diese Begegnung und bot Raffl Geld an, daß er ihn nicht verrathe. Raffl schlug aber das Geld aus, er hatte ja einen ansehnlichen Preis zu erwarten. Seine durch einen Handschlag bekräftigte Zusage, Hofer nicht zu verrathen, brach er und verrieth H.’s Versteck. Es wurde durch Hormayr und durch alle Jene, welche Hormayr als Quelle über Hofer benützten, verbreitet, der Geistliche Donay [Bd. III, S. 356] habe Hofer verrathen. General Baraguay d’Hilliers erklärte aber in einer besonderen Urkunde (16. Februar 1810), daß Joseph Donay an dieser Schandthat nicht den geringsten Antheil habe. Nachdem Raffl H.’s Versteck verrathen hatte, schickte General Huard noch an demselben Tage (27. Jänner 1810) ein italienisches Freicorps. 1500 Mann stark, unter Befehl des Kapitäns Renouard, dem Raffl als Wegweiser diente, nach Passeier. Es marschirte die ganze Nacht. Eine Abtheilung von 600 Mann bestieg von St. Martin aus das Brantochgebirge und kam (28.) um 4 Uhr Morgens bei Hofer’s Versteck an. Alle schliefen noch, Hofer, seine Gattin, sein Sohn und der Schreiber Sweth. Flucht war nicht mehr möglich, Widerstand noch weniger. Alle wurden gebunden, Hofer verhöhnt, geschlagen, am Barte gezaust u. dgl. m., und nun ging der Zug mit den vier Gefesselten nach St. Martin, von dort unaufgehalten nach Meran, wo Hofer, vor den General Huard geführt, sich als den Urheber des Tiroler Aufstandes bezeichnete. Am folgenden Tage schickte Huard die Gefangenen nach Botzen, wo General Baraguay d’Hilliers die Freilassung von Hofer’s Gattin und Sohn und für Hofer eine bessere Behandlung befahl. Es war dieß auf Bitten der durch ihre erhebende Wirksamkeit in jenen Tagen des Jammers den Tirolern unvergeßlichen Frau Maria Anna Katharina von Giovanelli [s. d. Bd. V, S. 194 im Texte] geschehen. Hofer mit seinem Schreiber Sweth wurde sofort unter starker Bedeckung nach Mantua gebracht, wo er am 5. Februar ankam und eine Casematte im Fort am Mincio zu seinem Aufenthalte erhielt. Unter Vorsitz des Generals Bisson, welcher Festungsgouverneur von Mantua war, wurde über ihn in der Nacht vom 18. auf den 19. Februar Kriegsgericht gehalten, aber ohne entscheidende Majorität für den Tod, 2 Stimmen waren sogar für Freisprechung. In Folge dessen wurde durch den Telegraphen in Mailand angefragt, welcher alsbald die Antwort zurückgab: „Andreas Hofer ist binnen 24 Stunden zu erschießen“. General Bisson hatte H. den Antrag gestellt, in französische Dienste zu treten und dadurch sein Leben zu retten. Hofer lehnte ab, indem er dem Hause Oesterreich, dem Kaiser Franz getreu bleiben zu wollen erklärte. Als ihm das Todesurtheil feierlich [141] angekündigt worden, hatte er es mit bewunderungswürdigem Gleichmuthe angehört. Noch schrieb er einen durch seine ruhige, gottergebene Fassung besonders merkwürdigen Brief an seinen Freund Pühler in Neumarkt, der später in den Besitz des Erzherzogs Johann gelangte. „So leicht kommt mir das Sterben vor, daß mir nicht einmal die Augen naß werden“, sind die letzten Worte dieses Briefes. Der 20. Februar kam heran. Der Propst und Erzpriester von Sta. Barbara, Johann Jacob Manifesti, hatte H. zum Tode vorbereitet. Gegen 11 Uhr vor Mittag wurde Generalmarsch geschlagen und Hofer auf die breite Bastei unfern der Porta Ceresa geführt. Dort betete er noch einige Zeit, Manifesti an der Seite, dann traten aus dem im Vierecke aufgestellten Bataillon 12 Mann vor und stellten sich ihm auf 20 Schritte gegenüber. Die Aufforderung, sich die Augen zu verbinden und auf die Knie niederzulassen, lehnte Hofer ab [s. Hofer’s Tod und Begräbniß, S. 144, II.]; stehen blieb er, commandirte mit fester Stimme: „Gebt Feuer“ und sank von den ersten sechs Schüssen schlecht getroffen, in die Knie und auf die eine Hand. Die folgenden sechs Schüsse streckten ihn zwar zu Boden, tödteten ihn aber nicht, erst ein dreizehnter Schuß, indem ein Soldat ihm die Mündung der Muskete an den Kopf setzte, sollte dem Leben des „Blutzeugen von Tirol“ ein Ende machen. Vollbracht zu haben scheint Hofer erst während der unmittelbar nach seiner Hinrichtung in der Michaelskirche gehaltenen Exequien [siehe S. 144 am bez. Orte]. Die von Vehse gebrachte Bemerkung, „an demselben Tage, als Hofer erschossen wurde, fand Maria Louisens Verlobung mit Napoleon in Wien Statt“, ist eine Unwahrheit, denn erst am 27. Februar 1810 gab Napoleon seine Absicht kund, sich mit Maria Louise zu verbinden, worauf am 11. März die Trauung durch Procuration, am 11. April die wirkliche zu Notredame in Paris erfolgte. Hofer und das denkwürdige Jahr 1809 in Tirol waren Gegenstand zahlreicher geschichtlicher Darstellungen, die, mit wenig Ausnahmen, die Farbe der Partei an sich tragen, in deren Interesse sie geschrieben sind. Diese Literatur folgt in den Quellen. Hofer und seine Familie [über welche in den Quellen S. 150, VII., ausführliche Mittheilungen folgen] wurden, er durch Denkmäler [S. 145, III.], sie durch die Erhebung in den Adelstand [S. 151. VIII.] geehrt. Sein Schicksal als Held wurde in Liedern, Dramen und Erzählungen vielfach gefeiert [S. 147, V.] und durch die Stiftung des Hofer-Lehens in Passeier auch dafür Sorge getragen, daß der Name des „Blutzeugen von Tirol“ für alle Zeiten und auch dann erhalten bleibe, wenn der letzte Sproße seiner Familie erloschen sein sollte. Hofer’s Gattin Anna (geb. 1760), welche die Tage des Glanzes ihres Gatten gesehen, ihr schlichtes Wesen aber beibehalten und nur den Eifer im Gebete gesteigert hatte, ihre Kinder wie früher fleißig nach St. Leonhardt in die Schule schickte und beim rosenfarbenen Blute zu St. Martin Messen lesen ließ, welche mit ihm später gefangen genommen, ruhig die Mißhandlungen der Soldaten erduldete und barfuß über das zakige Eis der Felsen blutend und hartgebunden sich nach Botzen treiben ließ, dieses heroische Weib wußte lange nichts von dem Schicksale, das sie getroffen, indem die Franzosen ihren Mann erschossen hatten. Erst später erhielt sie davon Kunde. Sie ertrug es mit gottergebener Fassung. Ihres Gatten, ihr und ihrer Nachkommen Namen kamen wohl [142] noch zu hohen Ehren und die großmüthige Freigebigkeit des Kaisers bereitete ihr ein völlig sorgenfreies Leben, aber sie blieb die schlichte, einfache Schützenhauptmanns- und Wirthsfrau, welche in ihrer beschränkten Häuslichkeit still für sich fortlebte, den Mitbewohnern des Thales Gutes mit vollen Händen that, dafür aber, weil sie sich der blöden, unverschämten Neugierde rücksichtsloser Touristen und Fremden zu entziehen wußte, manches harte Urtheil über sich hatte ergehen lassen müssen, welches jedoch nicht sie, sondern nur Diejenigen traf, die es fällten. Sie starb, indem nur ihr Sohn sie überlebte und von vier Töchtern drei bei Jahren, die jüngste aber, die eigens von Wien nach Passeier in den Sandhof gekommen war, um die Mutter zu pflegen, jung vor ihr hingegangen waren, als Greisin – am 6. December 1836 – im Alter von 72 Jahren, den unglücklichen Gatten um 26 Jahre überlebend.

I. a) Selbstständige größere Biographien und historische Werke über Hofer und das Jahr 1809. Andreas Hofer und die Tyroler Insurrection im Jahre 1809 (München 1811, 8°., mit Portr.). – Andreas Hofer’s Leben und Heldentod (Wien 1856, Wenedict, 16°.) [in den Sammelwerken: „Volksbücher aus alter und neuer Zeit“ mit Holzschnitten]. – Andreas Hofer und der Freiheitskampf in Tyrol 1809. Von *r. Mit 24 Stahlstichen (Leipzig 1841, B. G. Teubner, kl. 8°.) [Unter diesem Zeichen *r verbirgt sich Gottfried Wilhelm Becker]. – Bartholdy (Jac. L. Sal.), Der Krieg der Tyroler im Jahre 1809 (Berlin 1814, Dümler, mit 1 Karte, gr. 8°.). – Interessante Beyträge zu einer Geschichte der Ereignisse in Tyrol vom 10. April 1809 bis zum 20. Februar 1810. Gesammelt und herausgegeben zur unterhaltenden Vergleichung mit andern Nachrichten, Zeitungen und französischen Armee-Tagsberichten nebst kurzen Anmerkungen. Sine ira et studio. (Ohne Angabe des Druckortes und Verlegers. 1810, 8°.). [Wichtige und bereits sehr seltene Sammlung von Actenstücken S. 162–210 führen die Ueberschrift: „Anarchie in Tyrol oder Andreas Hofer. Bauer und Wirth von Passeyr im Eisackkreise als sogenannter K. K. General-Ober-Commandant in Tyrol“. Der bayerische Standpunct dieser Schrift, die, so wichtig sie ihrer darin abgedruckten Flugblätter u. dgl. m. wegen ist, ist nicht zu verkennen, und daher dieselbe nur mit großer Vorsicht zu benützen.] – Döring (Heinrich). Geschichte des Aufstandes in Tirol unter Andreas Hofer (Hamburg 1842, 8°.). – Geschichte Andreas Hofer’s, Sandwirths aus Passeyr, Oberanführers der Tyroler im Kriege 1809 (Leipzig 1817, 8°.), erschien in neuer vermehrter Auflage unter dem Titel: „Das Land Tirol und der Tyrolerkrieg von 1809“ (Leipzig 1846, 8°.), [Der Verfasser dieses Werkes ist Jos. Freiherr von Hormayr, und um den durchaus nicht unbefangenen Standpunkt des Verfassers vollends zu erfassen, empfehlen wir Allen, welche es benützen, die ausführliche Würdigung dieser Schrift in den der „Allgemeinen Zeitung“ beigegebenen „Ergänzungsblättern“ 1846, S. 54–58, nachzulesen. Im Uebrigen enthält das Werk reiches und sehr brauchbares Materiale für die Geschichte jener denkwürdigen Episode der europäischen Umsturzzeit.]. – Hofer, the Tyrolese. By the author of „Claudine“, „Always Happy“ etc. (London 1824, Harrys & son)). [Ob dieß Buch Dichtung oder Geschichte, kann Herausgeber dieses Lexikons nicht bestimmen.] – Leben und Thaten des ehemaligen Tyroler Insurgentenchefs Andreas Hofer (Berlin 1810. 8°.). – Rapp (Joseph Dr.), Tirol im Jahre 1809. Nach Urkunden dargestellt (Innsbruck 1852, 8°.). Rapp war selbst Augenzeuge der wichtigsten Ereignisse jener Zeit und sammelte alles darauf Bezügliche mit rastlosem Fleiße. Er hat handschriftliche Denkwürdigkeiten von Geistlichen, welche in jener Zeit gelebt, die persönlichen Erlebnisse von Sieberer, Joseph Petsch, die Aufzeichnungen des Präsidenten di Pauli, die Papiere des Priesters Donay, die Abschriften der Ministerialberichte Hormayr’s, die Sitzungsprotokolle der von Hofer aufgestellten General-Landesadministration und sonst noch eine Fülle von Tagebüchern, Berichten, Briefen und Urkundensammlungen theils benützt, theils und oft in ausführlichen Auszügen mitgetheilt. Das Buch von Rapp ist zum Verständnisse der Hofer’schen Thätigkeit und jener denkwürdigen Zeit der wichtigste und unentbehrlichste Beitrag. Ja man kann sagen, diese reiche Literatur hat mit Rapp’s [143] Buche einen Abschluß erhalten, mit Benützung desselben sollte nur mehr ein tüchtiges Volksbuch über Hofer geschrieben werden. – Roegal (Anton), Rede bei der feierlichen Einweihung des Denkmals für A. Edlen von Hofer (Innsbruck 1834. 8°., mit Portr.). – Schoenhuth (Othmar F. H.). Andreas Hofer, der treue Commandant in Tirol und seine braven Genossen u. s. w. (Reutlingen 1853. 8°.). – Tirol und die Tiroler. 2 Bde. (Leipzig 1845). – Volpi (Aless. Dr.) Andrea Hoffer o la sollevazione del Tirolo del 1809. Memorie storiche di Girolamo Andreis Roveretano per la prima volta pubblicate (Milano 1856, G. Grecchi, 8°., m. Portr.). – Weber (Beda), Andreas Hofer und das Jahr 1809 mit besonderer Rücksicht auf Passeiers Theilnahme am Kampfe (Innsbruck 1852. 8°.). – Weidinger (Carl). Andreas Hofer und seine Kampfgenossen, oder die Geschichte Tirols im Jahre 1809, für die reifere Jugend. 1. und 2. Aufl. mit 9 color. Stahlst.; 3. Aufl. (mit Hofer’s Portr.) (Leipzig 1853 u. f., Teubner. 8°.). – Wiese (L.). Leben des Sandwirths A. Hofer. Oberanführer der Tyroler in ihrer glorreichen Schlacht von 1809. Vom Vollender des „Marschall Vorwärts“ (Leipzig 1839. 8°.). [Bildet einen Bestandtheil des Sammelwerkes „Gallerie der Helden“ und zwar des 3. Bandes 2. Abthlg. Die Bezeichnung des Verfassers: als Vollender des „Marschall Vorwärts“ ist komisch, das Buch aber trefflich.]
l. b) Kleinere in Sammelwerken zerstreute Biographien und einzelne Züge aus H.’s Leben. Baur (Samuel), Allgemeines historisch-biographisch-literarisches Handwörterbuch aller merkwürdigen Personen, die in dem ersten Jahrzehend des neunzehnten Jahrhunderts gestorben sind (Ulm 1816. Stettini, gr. 8°.) Bd. I, Sp. 626 [nach diesem geb. im Jahre 1765 und erschossen im Mai 1810]. – Brockhaus’ Conversations-Lexikon ( 10. Auflage), Bd. VII, S. 778. – Ergänzungsblätter (zur „Allgemeinen Zeitung“) 1846, Jännerheft, S. 54: „Das Land Tirol und der Tirolerkrieg von 1809“. – Ersch und Gruber, Allgemeine Encyklopädie der Wissenschaften und Künste II. Section, 9. Theil, S. 242. – Frankl (L. A.), Sonntagsblätter (Wien. 8°.) 1842. Nr. 21. S. 380: „Historische Streifzüge. Mitgetheilt von Uyß. Des Sandwirths Rede“. – Gräffer (Franz), Francisceische Curiosa (Wien 1849), S. 86: „Andreas Hofer im Parterre des Kärnthnerthor-Theaters“. – Humorist, herausgegeben von M. G. Saphir (Wien, kl. Fol.) 1858, Nr. 253 u. 254: „Ein Besuch in Andreas Hofer’s Heimat bei Meran“ [enthält mehreres auf Hofer bezügliches; auch abgedruckt in der Temesvárer Zeitung 1860, Nr. 262). – Journal des Luxus und der Moden. Januar 1810 (Januarheft). – Kankoffer (Ignaz), Blüthen und Früchte zur Erweckung und Belebung patriotischer Gefühle und Belehrung der katholischen Jugend (Wien 1859, L. Grund. 16°.) S. 1–115: „Andreas Hofer“. – Katholischer Wahrheitsfreund (Gratz, 4°.) 1861, Nr. 29. S. 251: „Christliche Demuth des Andreas Hofer“. – Lesefrüchte, herausgegeben von J. J. C. Pappe (Hamburg, 8°.) 1829. Bd. II, S. 93: „Authentischer Bericht über Hofer’s Verhaftung“. – Linzer „Abendbote“ 1858. Nr. 114: „Aus Hofer’s Leben“. – Nordböhmischer Gebirgsbote (Rumburg, 4°.) 1860. Nr. 5, S. 47. – „Tyrol 1809“. – Nouvelle Biographie générale … publiée sous la direction de M. le Dr. Hoefer (Paris, Firmin Didot, 8°.) Tome XXIV, Sp. 871.Oesterreichs Ehrenspiegel. National-Prachtwerk. Herausgegeben von Blasius Höfel, Ritter von Bohr und Alois Reitze. Die Modelle zu den Porträten besorgte Böhm, die Biographien Franz Tschischka (Wien 1835–1836, I. Klang, 8°.) [nach diesem geboren 1765, erschossen 21. März 1810. Ein Werk, das sich ein National-Prachtwerk nennt, sollte doch über einen Mann wie Hofer ein richtiges Geburts- und Todesdatum mittheilen].– Oesterr. Militär-Konversations-Lexikon (Wien 1850), gr. 8°.) Bd. III, S. 225 (nach diesem erschossen am 20. Februar 1810, Morgens 9 Uhr, was falsch ist, die Zeit der Hinrichtung Hofer’s fällt nach 11 Uhr, zwischen 11 und 12 Uhr Vormittags]. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. II, S. 603 nach diesem geb. 1763, erschossen 19. Februar 1810). – Oesterreichischer Zuschauer, redigirt von J. S. Ebersberg. 1838. Bd. I, S. 224; 1839. Bd. I, S. 220. – Peternader (Anton), Tirols Landesvertheidigung nebst interessanten Biographien und Skizzen merkwürdiger Tiroler Landesvertheidiger (Innsbruck 1833, A. Witting. 8°.) Theil III, S. 219: „Zum ersten Theil der Biographie des Edlen Andreas [144] von Hofer“ [übrigens enthält das ganze Werk zahlreiche Mittheilungen über Hofer. Das Pfennig-Magazin (Leipzig, schm. 4°.) 1837. Nr. 237. – „Hofer und seine Gattin“ [mit Abbildung seines Denkmals in Holzschnitt]. – Rittersberg (Johann Ritter von), Historischer Militär-Almanach des 16., 17., 18. und 19. Jahrhunderts (Prag 1825, C. W. Enders, 8°.). – Salzburger Zeitung 1860, Nr. 44 u. f.: „Andreas Hofer. Zur fünfzigjährigen Todtenfeier seiner Ermordung (20. Februar)“. – Sartori (Franz), Pantheon denkwürdiger Wunderthaten volksthümlicher Heroen und furchtbarer Empörer des österreich. Reiches (Prag und Wien 1816, Haas. 8°.). – Die Spazierfahrt nach Venedig und Mailand. Von *r (Leipzig 1840. Kollmann. 8°.). [Dieses Buch, dessen Verfasser Gottfried Wilhelm Becker ist, enthält mehrere Einzelheiten über Andreas Hofer.] – Staffler (Johann Jakob), Das deutsche Tirol und Vorarlberg, topographisch mit geschichtlichen Bemerkungen (Innsbruck 1847, Fel. Rauch. 8°.) Bd. II, S. 713–729 [nach diesem geboren 22. November 1767, erschossen am 20. Februar 1810 um Mittagszeit]. – Szöllösy (Joh. Nep. v.), Tagebuch gefeyerter Helden und wichtiger kriegerischer Ereignisse der neuesten Zeit (Fünfkirchen in Ungarn 1837, bisch. Lyc. Druckerei) [nach diesem geb. 21. October 1767]. – Vehse (Eduard Dr.), Geschichte der deutschen Höfe seit der Reformation (Hamburg, Hoffmann und Campe, kl. 8°.) Abtheilung Oesterreich, Bd. IX, S. 237; Bd. X, S. 133. – Volks- und Schützen-Zeitung (Innsbruck. 4°.) 1858, Nr. 38 [erzählt einen Vorgang, der mit Hofer in Trient sich ereignete; bereits gefangen, rettete sich H. durch Einschlagen der Fensterscheiben vor dem Kohlendampfe, der ihn zu ersticken drohte. Die Franzosen hatten nämlich die Stube, in der H. sich befand, stark geheizt, um den halberstarrten Hofer zu erwärmen]. – Wigand’s Conversations-Lexikon (Leipzig 1846, Otto Wigand, 8°.) Bd. VI, S. 698 [mit der Angabe, daß Hofer am 22. November 1797 geboren, was offenbar ein grober Druckfehler (durch den verkehrten 6 entstanden) ist]. – Zschokke’s Miscellen für die neueste Weltkunde. 1800, Nr. 73. – Die Biographie in der Vorrede zu dem im Sandwirthshause in Passeier aufliegenden Fremdenbuche ist die kürzeste und beste nach dem Urtheile eines Gewährsmannes, der dabei ein Wort mitzureden hat, nämlich des Erzherzogs Johann, welcher zu dieser Biographie eigenhändig die Worte beisetzte: „Vorliegende Schilderung ist die beste, welche über diesen treuen Mann voll Einfalt, Redlichkeit und seltener Uneigennützigkeit gemacht wurde. Er war der, welcher sein biederes Land so schön vertrat, er war der Blutzeuge von Tirol.“
II. Hofer’s Tod, Begräbniß und Leichenfeier. Frankfurter Konversationsblatt 1842, Nr. 342–346: „Andreas Hofer’s Gefangennehmung und Hinrichtung“. – Geist der Zeit (Wien. Härter. 8°.) 1817, Bd. II, Aprilheft, S. 70–122. – „Andreas Hofer’s Tod“. – Hormayr’s Archiv für Geographie, Historie, Staats- und Kriegskunst (Wien, 4°.) Jahrg. 1815, Nr. 92 und 93, S. 379: „Andreas Hofer’s Geburt und Tod“. [Nach dem Taufscheine ist A. Hofer geboren zu St. Leonhard in Passeier, 22. November 1767.] – Dasselbe, Jahrg. 1823, Nr. 36 u. 37: „Andreas Hofer’s Todtenfeier“; – Nr. 60 u. 61: „Denkschreiben der tyrol. Stände an Seine k. k. Apostol. Majestät über die Todtenfeier Andreas Hofer’s“. – Illustrirte Welt (Stuttgart, Hallberger, 4°.) 1861, S. 18: „Bilder aus der Geschichte. Andreas Hofer’s Tod, Begräbniß und Denkmal“, von Dr. Wilhelm Zimmermann [mit Abbildung des Wirthshauses „am Sand“ (S. 20) und des Denkmals in der Innsbrucker Franziscanerkirche (S. 21)]. – Von Haus zu Haus (Unterhaltungsblatt, Prag, bei Kober, 4°.) 1861, Nr. 9, S. 115: „Der Sandwirth von Passeyr“. Von S(chmidt) W(eissenfels). – Der Wanderer (Wiener Blatt. 4°.) 1823, Nr. 85: „Hofer’s Begräbniß“. – Nachdem Hofer erschossen worden, ward er auf einer schwarz ausgeschlagenen Bahre in die St. Michaelspfarrkirche in Mantua gebracht. Während des Gottesdienstes bemerkte man (Bote für Tirol 1840, Nr. 90: „Skizzen aus Italien für Tirol“) an dem weißen Tuche, mit welchem der Leichnam bedeckt war, eine auffallend zitternde Bewegung. Diese letzte Regung, welche die entsetzliche Vermuthung wach rief, als habe Hofer ungeachtet der 13 Flintenkugeln im Leibe, erst während dieser (von ihm bei Lebzeiten) bestellten Seelenmesse vollendet, machte auf alle Gegenwärtigen einen tiefen Eindruck. – Nachdem Hofer’s Gebeine im Jahre 1823 das erste Bataillon des Regiments Kaiserjäger bei seiner Rückkehr aus Italien auf dem Durchmarsche in Mantua erhoben hatte, wurden [145] sie auf Befehl des Guberniums in der Servitenkirche in Innsbruck niedergelegt, und ihre feierliche Beisetzung in der k. k. Hofcapelle, in welcher Hofer einst die ihm vom Kaiser verliehene goldene Kette empfing, fand am 21. Februar 1823 Statt. Und so gingen die Worte des vaterländischen Dichters Weissenbach, der in einer Stelle seines 1816 erschienenen Gedichtes „Andreas Hofer’s Schatten“ Hofer seinen Kaiser bitten läßt: „Franz eine Schaufel Erde von Tyrol“ in Erfüllung. [Wanderer 1823, Nr. 85.] – Hofer’s letzte Worte werden verschieden angegeben. Die von ihm wirklich gesprochenen sind folgende gewesen, als man ihn erinnerte niederzuknieen und ihm der Tambour das weiße Tuch gab, um sich die Augen zu verbinden. – „Ich stehe vor dem, der mich erschaffen hat und stehend will ich meinen Geist aufgeben“, den Corporal ermahnte er gut zu schießen und schenkte ihm einen Silberzwanziger. Darauf commandirte er selbst mit lauter Stimme: „Gebt Feuer!“ – Nach der unten angegebenen Quelle soll auch Hofer’s Schreiber, der gleichfalls den Namen Hofer trug, von den Franzosen füsilirt worden sein. Dieser wäre ein unbedeutender junger Bursche gewesen, dem die ganze Insurrection fremd war, und der die Eitelkeit, Hofer’s Secretär zu sein, mit dem Leben bezahlen mußte. Dieser zweite Hofer wäre aus Gratz gebürtig gewesen. Keine andere Quelle gedenkt dieses Umstandes. Uebrigens hieß Hofer’s Schreiber, der mit ihm zugleich verhaftet wurde, Sweth. [Geist der Zeit (Wien, Härter) 1817. Bd. II, S. 121.] – Die Franzosen nannten. Hofer „général Sandvir“, die Italiener „Barbone“. Alles was über seinen Tod hie und da erzählt wird, ist Fabel; der einzig authentische Bericht über seinen letzten Gang rührt von dem Erzpriester Johann Baptist Manifesti her, der ihn auf demselben begleitet und über die letzten Augenblicke Hofer’s in einem Briefe eine sachgetreue schmucklose Darstellung hinterlassen hat.
III. Zu Hofer’s Andenken. a) Denkmäler. Denkmal in der Innsbrucker Hofkirche. Das in der Hofkirche in Innsbruck aufgestellte Hofermonument besteht aus dessen 7 Schuh großer Statue, die auf einem im länglichen Vierecke glänzend geschliffenen grau und gelb melirten Marmorsteine sich erhebt. Die Statue zeigt den Obercommandanten des Jahres 1809 in der malerischen Landestracht, die Kugelbüchse über der Schulter, die tirolische Fahne in der Rechten, mit entblößtem Haupte, den Blick gegen den Himmel gerichtet. Neben ihm ist Felsgestein von Eichenlaub und Epheu – Emblemen der Kraft und Treue – umschlungen. Dazwischen zeigt sich der Tiroleradler. Zur Rechten liegt der Hut. Gestalt und Haltung ist männlich kräftig, lebendig und warm. Aus dem Antlitze leuchtet der begeisterte Commandant, der Gott und seinem Kaiser mit Leib und Seele ergebene Krieger. Die Statue mit den Attributen ist 9½ Schuh hoch und aus einem einzigen Stücke weißen tirolischen Marmors aus der Gegend von Göflan im Vintschgau gearbeitet. Der Meister dieses schönen Werkes ist der Tiroler Professor Schaller. Das Piedestal zeigt ein Basrelief aus carrarischem Marmor, 5 Schuh, 3 Zoll lang, 2 Schuh, 8½ Zoll breit, mit 32 Hauptfiguren, deren einige im Vordergrunde 14 Zoll hoch sind. Es zeigt uns, wie Hofer mit den Abgesandten der Gerichte des Landes auf die gesenkte Fahne den Eid schwört: mit Gut und Blut für das Vaterland und den Kaiser zu stehen und zu kämpfen bis auf den letzten Mann. Das in Gruppen vertheilte Volk scheint innig bewegt, drängt sich hinzu zu den Verbündeten, um mitzuschwören den heiligen Eid der Vaterlandsliebe. Dieses Basrelief ist nach dem Plane und Entwürfe des Malers Johann Martin Scharmer aus Nassereit in Tirol, von Joseph Klieber, einem gebornen Innsbrucker und ehemaligen Director der Graveurschule an der Akademie der bildenden Künste in Wien, gemeißelt. Das Denkmal wurde im Mai 1834 aufgestellt. Die Idee zu diesem Denkmale rührt vom Kaiser Franz her, er sagte zum Bildner: „Stellen Sie Hofer dar, wie Ritter so häufig in Kirchen stehen, doch in der Kleidung des Bauers, der er gewesen“. Wie Schaller seine Aufgabe gelöst, bezeugt der Ausspruch des einen von Hofer’s biederen Kampfgenossen, der, als er noch in des Künstlers Atelier die Statue anblickte, lange gerührt vor derselben stand, und dann ausrief: „I kann nöt furtgeha, bis net der Andredl mit mir gred’t hat“. [Frankl (L. A. Dr.), Sonntagsblätter (Wien, 8°.) 1842, S. 936. – „Schaller’s Andreas Hofer“. – Pietznigg, Mittheilungen aus Wien 1833, 4. Heft, S. 90: „Das Standbild Andreas Hofer’s. Von Professor Schaller“. – Wiener Zeitschrift für Kunst, Literatur, Theater und Mode 1834, Nr. 1: „Andreas Hofer’s Standbild“ (mit [146] Abbildung), von Ritter Braun von Braunthal; – Nr. 4: „Betrachtungen eines Laien über H.’s Standbild von Schaller“.] – Abbildung des Denkmals. Schaller dir. Fr. Stöber sc.. Als Beilage zur Wiener Zeitschrift Nr. 1, vom 2. Jänner 1834 [auch in Volkskalendern, illustrirten Journalen oft vorkommend]. – Gedichte an dasselbe. Wiener Zeitschrift für Kunst, Literatur, Theater und Mode, herausgegeben von Johann Schickh, 1833, Nr. 153: „Vor Andreas Hofer’s Standbilde von Prof. Johann Schaller“. Von Fr. Treitschke; – Dieselbe 1833, Nr. 154: „Bei Andreas Hofer’s Standbilde von Schaller“. Von J. F. Lumau (Umlauft). – Denkmal in Mantua. An der Stelle in Mantua, an welcher Hofer vor 52 Jahren von 13 Kugeln getroffen niedersank, wurde im Jahre 1860 ein neues Denkmal errichtet. Durch die Sorgfalt des Obersten, nachmaligen Geniedirectors zu Mantua, Maretisch, war diese Stelle durch eine am Boden liegende Steintafel, welche die Anfangsbuchstaben von Hofer’s Namen und seinen Todestag trug, gekennzeichnet worden. In den Kriegsereignissen des Jahres 1859 wurde der einfache Stein beschädigt und das später in Mantua garnisonirende Tiroler Regiment beschloß, das beschädigte Denkmal durch ein neues zu ersetzen. Am 12. Mai 1860 wurde dieses letztere aufgestellt. Auf einem 8 Zoll hohen Steinsockel erhebt sich eine abgestutzte, ungefähr 4 Schuh hohe Pyramide aus weißem venetianischen Marmor, deren Vorderseite capellenartig ausgearbeitet geschliffen die Worte enthält: „Andreas Hofer, am 21. Februar 1810“, darunter im Relief ein einfaches Kreuz und 13 pyramidenförmig geordnete Kugeln. Bux umgibt die Pyramide, die unter dem Schatten junger Eschen steht, [Laibacher Zeitung 1860. Nr. 129. – Gratzer Zeitung 1860, Nr. 126, S. 542. – „Ein neues Hofer-Monument“.] Der alte Stein wurde erst in jüngster Zeit (Sommer 1862) von Baron Prato in Mantua dem tirolischen Provinzialmuseum zum Geschenke gemacht; er trägt folgende Inschrift: A. H. XXI. Februar. Das Datum ist unrichtig und wenn das auf dem neuen Steine wirklich so lautet, wie es angegeben ist, so wäre auch dieses falsch, was bedauerlich wäre. [Süddeutsche Zeitung 1862, Nr. 327.) – Denkmal auf dem Bergisel[WS 3] bei Innsbruck. Ende November 1859 wurde beschlossen, auf dem Bergisel[WS 3] bei Innsbruck ein Hoferdenkmal zu errichten. Man einigte sich für eine Ehrenhalle in gothischem Style mit Eingangspforte und Seitenfenstern. In der Ehrenhalle sollten sich die Büsten der Kaiser Franz I., Ferdinand I. und Franz Joseph I. der Erzherzoge Johann und Karl Ludwig, Andreas Hofer’s, des Freiherrn von Roßbach, des Commandanten der Oberlandsvertheidigung im Jahre 1859, befinden. An den Seitenwänden sollten Marmortafeln angebracht werden mit den Namen der Tiroler Landesvertheidiger von 1809, 1848 und 1859. Und auf einem 9 Fuß hohen Postamente sollte in der Mitte der Halle die Büste des ersten Commandanten des Kaiserjäger-Regiments aufgestellt werden. So war das Project. Ueber die Ausführung ist dem Herausgeber zur Zeit nichts Näheres bekannt. [Rheinische Blätter 1859, Nr. 279.] – Denkstein in Wien. Im December 1858 verlautete es, daß mehrere Tiroler in Wien beabsichtigen, das Haus „zum Sandwirth“ in der Vorstadt Gumpendorf, in welchem Andreas Hofer vom 20. Jänner bis 4. Februar 1809 wohnte, mit einer Denktafel zu versehen, [Volks- und Schützenzeitung 1858. Nr. 151.]
III. b) Das Hofer-Denkbuch. Das Hofer-Denkbuch im Sandwirthshause in Passeir ist aus Paris! Es ist ein Geschenk des Freiherrn von Wimpffen, Obersten des vormals in Tirol in Garnison gelegenen Infanterie-Regiments Großherzog von Baden. Das Hoferbuch enthält prächtige interessante Namen und mitunter schöne Gedanken. Die albernsten Einzeichnungen und Reimereien, wie Robert Heller in den „Rosen“ 1840, S. 53, meldet, rühren von Geistlichen her. Am Aergsten hat sich ein Benedictinermönch, Pius, durch ein Sonett an Hofer’s Schatten versündigt, [Frankl (L. A.). Sonntagsblätter (Wien, 8°.) III. Jahrg. (1844). S. 533, ein Reisebild von Albert Rimmer, worin er das Gedenkbuch des Sandwirthshauses in Passeier beschreibt.]
III. c) Hofer’s Haus in Passeier, Beschreibungen und Abbildungen desselben. Rosen (Unterhaltungsblatt, Altenburg, in der Hofbuchdruckerei, 4°.) Jahrg. 1840. S. 29 u. f.: „Andreas Hofer’s Wirthschaft am Sande im Passeierthal. Von Robert Heller“. [Aus dessen Werk: „Eine Sommerreise“ (Leipzig 1840, Reclam).] – Telegraph (Wiener polit. Blatt) 1858, Nr. 190: „Hofer’s Haus im [147] Passeierthale“ mit Abbildg. in Holzschn.]. – Abbildungen seines Hauses. Unterschrift: Hofer’s Haus in Passeyr. Leipzig durch Binder’s Kunstverlag, kl. 8°. (ohne Angabe des Zeichners und Stechers) [auch bestehen viele Abbildungen des Hauses im Holzschnitte in Kalendern, Zeitschriften und dgl. m.].
IV. Porträte. 1) Gez. von Altmutter 1809 (Innsbruck, Möst, Fol.). – 2) Stecker p., Bollinger sc. 1814 (8°.). – 3) Mit Schill und dem Herzoge von Braunschweig-Oels (L. Buchhorn fec. 4°.). – 4) Nach Schedler lithogr. von Gieser (Innsbruck, Unterberger, Fol.) [mit Facsimile und Wappen]. – 5) Unterschrift: Hofer. Stahlstich von C. Helmsauer, München [auf einem Blatte zugleich mit Speckbacher, kl. 8°., im XXXII, der ganzen oder im XIV, der neuen Folge von Hormayr’s Taschenbuch (1843) als Titelkupfer]. – 6) A. K. p., C. Pfeiffer sc. (4°.). – 7) F. Salari sc., 8°.), seltenes und schönes Blatt. – 8) G. Schedler del ad viv. et sc. Ganze Figur, Fol., in Umrissen radirt und in Farben ausgeführt (seltenes Blatt). – 9) Nach dem Leben gemalt von F. Tomaselli 1809, Kupferstich in Medaillonformat (sehr selten und ähnlich). – 10) Lithogr. von Valerio (Innsbruck, Unterberger, Fol.). – 11) Ohne Angabe des Zeichners und Stechers, gest. in München 1810 (8°.). – 12) In dem von Blasius Höfel, Ritter von Bohr und Alois Reitze herausgegebenen Werke: „Oesterreichs Ehrenspiegel“, befindet sich auch das nach Höfel’s Erfindung ausgeführte Porträt Hofer’s. – 13) Unterschrift: Andreas Hofer, Sandwirth aus Passeyr (ohne Angabe des Zeichners und Stechers, Leipzig, durch Binder’s Kunstverlag, kl. 8°.) [Hofer in ganzer Figur mit dem Stutzen in der Rechten, zur Linken auf einem Eckstein sein Wappen]. – 14) Facsimile der Unterschrift: Andere Hofer, Obercommandant in Dirolln. (Ohne Angabe des Zeichners und Stechers.) Treffliches Bild. – 15) Das beste Bild Hofer’s befindet sich im Gedenkbuche des Sandwirthshauses zu Passeier, er ist daselbst als Commandant nach einem Bilde des Innsbrucker Malers Schedler gemalt. – 16) Porträt in Oel, gemalt von Kirchebner; es ist nach einem Bilde von Wachter gemalt, der es nach guten Vorlagen und mit Zuziehung von Hofer’s Freunden und Verwandten ausgeführt hat. Erzherzog Karl Ludwig hat im Jahre 1858 dieses Bild dem Landeshauptschießstande geschenkt. [Volks- und Schützenzeitung 1858, Nr. 34.) – 17) Hofer’s Porträt, lebensgroß, prangt in Wien in der innern Stadt in der Mitte der Façade des Hauses Nr. 1023 am Spitalplatze. Es stellt den mit den vom Kaiser und dem Lande erhaltenen Medaillen geschmückten Helden in der Landestracht, mit der wallenden Fahne in der Rechten, dar. Das Bild mißt 6 Schuh Höhe und 4 Schuh Breite, [Iris (Gratzer Muster- und Modeblatt) 1859, Bd. III, Lieferung l.]
V. Dramen, Novellen, Erzählungen und Gedichte, Hofer betreffend. Dramen. Auerbach (Berthold). Andreas Hofer. Geschichtliches Trauerspiel. Auerbach hat darin den Erzherzog Johann so gegen alle Wahrheit auftreten lassen, daß der kaiserl. Prinz in einem in der „Wiener Zeitung“ veröffentlichten Schreiben dagegen Protest erhob. – Böhm (Joseph). Der Sandwirth Andreas Hofer. Volksstück mit Gesang und Tanz in 2 Acten und einem Vorspiele (Wien 1859, A. Dorfmeister, 8°.). – Held (W.), „Andreas Hofer, oder der Freiheitskampf der Tiroler“ ist der Titel einer historischen Volksoper in 3 Acten, Musik von W. Kirchhof, welche zu Mainz im Jahre 1860 zum ersten Male gegeben, wovon einige Chöre und Lieder mit großem Beifalle, das Ganze, aber mit Kälte aufgenommen wurde, [Blätter für Musik von Zellner 1860. Nr. 6.] – Immermann (Karl). Das Trauerspiel in Tirol. Dramatisches Gedicht (Hamburg 1827, Hoffmann, 8°.). [Hofer spielt darin wie im Leben die Hauptrolle.] – Echo von den Alpen. Zeitschrift für Literatur, Kunst u. s. w. (Innsbruck, 4°.) 1857, Nr. 3–5: „Andreas Hofer. Ein Drama von B. M.“ [wird der Inhalt dieses Drama’s, wahrscheinlich des ersten, welches Hofer zum Helden hat, ausführlich mitgetheilt. Der Dichter hat lange vor Immermann dieses Drama geschrieben, denn als Immermann seines dichtete, war der Verfasser des obigen bereits todt. Die darin auftretenden Personen hat der Autor selbst gekannt, wie er überhaupt in die Begebenheiten selbst eingegriffen hat]. – Novellen. Die Illustrirte Welt (Stuttgart, Hallberger, schm. 4°.) Jahrg. 1862, S. 18 u. f.: „Die Pathe des Sandwirth. Novelle von Bernh. von Scheliha“. – Der berühmte allemanische Dichter Hebel hat Hofer in einer Novelle [148] behandelt, dieselbe ist aber nur in den früheren Gesammtsausgaben der Hebel’schen Werke zu finden, in der Ausgabe (Karlsruhe 1853) in 3 Bänden ist sie bereits weggelassen. – Gedichte. Das von J. V. Zingerle herausgegebene „Tirol. Natur, Geschichte, Sage im Spiegel deutscher Dichtung“ (Innsbruck 1852, Wagner, 8°.) vereinigt das Schönste, was deutsche Dichter über Andreas Hofer gesungen, und zwar: (S. 109) „Andreas Hofer und die Studenten“. Von Max von Schenkendorf

(„Als der Sandwirth von Passeier
Innsbruck hat mit Sturm genommen“); –

(S. 110) „Andreas Hofer“. Von Ida Gräfin Hahn-Hahn

(„Bei Innsbruck in der Kirche
Steht Max des Kaisers Grab“)

auch abgedruckt in der Zeitschrift „Aurora“, VI. Jahrg. (1836), Nr. 70); – (S. 111) „Hofers Standbild“ von H. Stieglitz

(„Er hat gesiegt! Nicht der Erfolg entscheidet“); –

(S. 263) „Andreas Hofer“ von Elisabeth Kulmann

(„O Lieb’ auf Tod und Leben
Für Freiheit, Vaterland“); –

(S. 266) „Andreas Hofer“ von Paul A. Pfitzer

(„Der Sandwirth, der’s so gut verstanden
Wie man das Wild auf Alpen hetzt); –

(S. 267) „Andreas Hofer“ von A. Mosen

(„Zu Mantua in Banden
Der treue Hofer war)

[vielfach nachgedruckt]; – (S. 269) „Andreas Hofer’s Tod“ von Theod. Körner

(„Treu hingst du deinen alten Fürsten an“)

[auch in Hormayr’s Archiv für Geschichte 1814, Nr. 54, 55); – (S. 269) „Andreas Hofer“ von Friedrich Rückert

(„Aus Mantua von dem Walle
Komm’ ich geschritten her“); –

(S. 272) „An Andreas Hofer“ von Gottlieb Putz

(„Dir edler Mann hab ich ein Lied gesungen“). –

Von anderen Gedichten an Hofer sind mir noch bekannt: „Heimführung der Gebeine Hofer’s“, von Alexander Graf von Würtemberg

(„Zu Mantua am Hochgericht
Wen mag der Hügel bergen?)

[auch abgedruckt in der „Gallerie der Helden“]. – Hormayr’s Archiv für Geschichte, Statistik u. s. w., Jahrgang 1823, Nr. 32: „Der Sandwirth Andreas Hofer zu Innsbruck am Maria Himmelfahrtstage 1809“. Ballade von J. G. Seidl [einen Moment aus H.’s Leben verherrlichend]; – ebenda 1816, Nr. 103 u. 104: „Andreas Hofer’s Schatten an seinen Kaiser und sein Vaterland“. Von Weissenbach [auch abgedruckt in Hormayr’s Taschenbuch für vaterländische Geschichte, Jahrg. 1846, S. 50 und im Wanderer 1823, Nr. 85]. – „Andreas Hofer, die Malkontenten und die Engel“. Ein Reigengesang. Von L. M. Fouqué.
VI. Einzelheiten über Hofer. Hofer’s Reden. Hofer’s äußere Erscheinung. Hormayr über Hofer. Hofer’s Büchse. Hofer-Stiftung. Noch ein Hofer mit einem langen Barte. Charakteristisch für den Redner und die Angeredeten waren Hofer’s kurze Ansprachen, die niemals verfehlten, eine außerordentliche Wirkung hervorzubringen. Als Beispiel setzen wir eine derselben her, die noch heutzutage in Tirol verkauft wird. Hofer hatte sie bei seiner Ankunft den 15. August 1809, um 12 Uhr Mittags, aus dem Fenster seines Zimmers im Gasthofe zum „goldenen Adler“ in Innsbruck an eine große Menge Landesvertheidiger und viele Stadtbewohner gehalten. Sie lautet wörtlich: „Grüeß enck Gott meine liab’n S’brucker, weil ös mi zum Obercommedanten g’wöllt habt, so bin I holt do, es sein aber a viel Ondere do, dö koani S’brucker seyn. Alle dö unter meine Waffenbrüder sein wöll’n, dö müaßten für Gott, Koaser und Vaterland als tapfere, rödle und brave Tiroler streiten, dö meine Waffenbrüader wer’n wölt’n; dö aber dös nit thuen wöll’n, dö soll’n haim gien. I rath encks und dö mit mir gien, dö soll’n mi nit verloss’n, I wir enck a nit verlossn, so wohr I Andree Hofer hoaß; g’sogt hob I enck’s, gsöchen hobt’s mi, b’hiat enck Gott.“ Diese Rede rief einen ungeheuren Enthusiasmus hervor und Tausende stellten sich zum Kampfe und zum Tode für das Vaterland. – Andreas Hofer’s äußere Erscheinung. Beda Weber entwirft das folgende treffende Bild des Obercommandanten: „Hofer war ein schöner Mann, nur wenig über die gewöhnliche mittlere Länge hinaus, im besten Ebenmaße zu seinen Formen, die breiter ausgingen, als es sonst in Passeier der Fall ist, mit mächtigen Schultern auf festen Knochen. Er hatte ein volles rundes Gesicht, breite Nase, lebhafte braune Augen, schwärzliche Haare und trug in Folge einer Wette seit dem Eintritte der bayerischen Herrschaft [149] im Jahre 1805 einen langen schwarzen Bart, der ihm viel Ehrwürdigkeit verlieh. Sein Gang war gemessen und würdevoll, seine Stimme weich und hell, sein Auge voll Friede und Heiterkeit, sein ganzes äußeres Wesen harmonisch und einnehmend. Er kleidete sich nach der Tracht des Heimatthales. Eine grüne Jacke, ein rother Brustfleck, ein schwarzer Ledergurt mit den Anfangsbuchstaben seines Namens, schaflederne schwarze Hosen, ein schwarzer Seidenflor um den Hemdekragen, ein schwarzer breitkrämpiger Hut, auf der Seite aufgestülpt, mit dem Bildnisse der Mutter Gottes, Blumen und Wildfedern geziertblaue Strümpfe und weit ausgeschnittene Schuhe waren im späteren Alter seine Kleidungsstücke. Trotz dem tüchtigen Korne in seiner männlichen Gestalt, hatte sein Charakter doch eine ungemeine, den Passeirern eigene Weichheit und Zartheit, die sich in den kleinsten Zügen seines Thuns und Lassens offenbarte. Wie die Passeirer überhaupt, legte er kein Gewicht auf leibliche Bequemlichkeit in Lager und Hausrath, selbst wo er es besser haben konnte. Als er einst auf einer Marktreise in ein vollgefülltes Wirthshaus kam, wollte man ihm vor andern ein Bett geben, aber er schlug es aus mit den Worten: die Betten könnt’s für andere brauchen, an mir ist nichts gelegen! und legte sich im Stalle auf das Stroh. In jüngeren Jahren machte er nicht ungern den Robler, besonders auf den Märkten zu Latsch, um seine Körperkraft zu zeigen und seine gedrungene Leibesgestalt trug über die größten Bauern den Sieg davon. Er zeigte in solchen Fällen eine bemerkenswerthe Bescheidenheit. Auf sich bezog er nichts, meinte aber, für Passeier müßte man’s, wagen und aufnehmen. Der Besiegte mußte mit ihm essen und trinken. Bei sehr geringer Bildung zeigte er doch überall Verstand und Urtheil, eine Art Bauerninstinkt, wie er in Passeier und im Burggrafenamt von Tirol häufig zu Tage tritt und im ersten Angriffe die Dinge richtiger auffaßt, als der lang überlegende Grübler. Sein Mutterwitz ließ bei keiner Gelegenheit lange auf sich warten, und war eben so treffend als gutmüthig. In kirchlichen Dingen hielt er sich gerne nach St. Martin, obgleich er nach St. Leonhard eingepfarrt war. Seine Frömmigkeit wurzelte in einem gläubigen Gemüthe, das alle Grübelei ausschloß, und das Gefühl des allgegenwärtigen Gottes begleitete ihn überall. Es machte ihn froh, duldsam, mitleidig gegen alle Menschen. Kopfhängerei und Bekrittelung der Sitten anderer verachtete er. Der Kirche als solcher anzuhängen, war ihm Bedürfniß. Geistliche, die in ihrem Berufe thätig waren, standen bei ihm in hohen Ehren. Einmischung in weltliche Angelegenheiten fand er an ihnen tadelnswerth, aber selbst sein Tadel war stets von einem Hauche tiefer Ehrfurcht für’s Priesterthum durchdrungen. Seine Stimmung zu den Verhältnissen einer außerordentlichen Zeit, die reich war an Erschütterungen aller Art, war durch seine religiösen Ueberzeugungen bedingt. – – – – – – A. H. zeichnete sich bei diesen Uebungen vorzüglich aus. Er ermahnte in seiner schlichten Art seine Betgenossen fromm zu leben, damit Gott die alte Religion und die Bruderliebe im Lande erhalten wolle.“ – Hormayr über Hofer. Eine Stelle Hormayr’s über Hofer lautet folgendermaßen: „Den Sandwirth Hofer behalte ich stets bei mir, nebst einigen Batterien vom besten rothen Wein und Hoffmann’schen Tropfen, die er jüngst an meinem Bette fand und zeither in sich hineinschlingt wie ein Schwamm. Ein von so vielen Leidenschaften und Kräften bewegtes Schiff – Tirol – möchte der Teufel vor dem Umschlagen hüten. Da ist es nöthig, schrecklich viel Ballast einzuladen; das glaube ich vielleicht erreicht zu haben, indem ich Alles aufbot, den möglichsten Nimbus zu verbreiten um Hofer, dessen Ehrlichkeit, Frömmigkeit, Geistesbeschränktheit und Körperträgheit ihn unübertrefflich qualificirt für den Platz, den er mehr und mehr ausfüllen soll. War doch auch für die Portugiesen ihr hölzerner Generalissimus M. Anton von Padua von großem Nutzen.“ [Taschenbuch für vaterländische Geschichte 1840, S. 39.] – Hofer’s Büchse. Volks- und Schützen-Zeitung 1862, Nr. 15: „Die Schenkung der Büchse Hofer’s durch Ernst Herzog von Sachsen-Coburg an das Tiroler Landesmuseum.“ [Hofer’s Büchse wurde von Sr. Majestät dem Kaiser Franz einem Fürsten von Hildburghausen zum Geschenke gemacht. Von diesem kam sie durch Erbschaft an den Herzog Ernst von Coburg, in dessen berühmter Gewehrsammlung sie einen Schatz bildete. Mit einem Schreiben des Herzogs de dato Gotha 18. März 1862 verehrte derselbe dieses für Tirol so interessante Waffenstück dem Innsbrucker Landesmuseum. Nachgedruckt im „Fremdenblatt [150] 1862, Nr. 37.] – Hofer-Stiftung (Lehen). Um das Andenken des Helden zu ehren, wurde seine Realität in Passeier von Seiner Majestät dem Kaiser Ferdinand I. erkauft, in ein landesfürstliches Lehen umgestaltet, für immerwährende Zeiten mit dem Namen „Hofers Sandhof“ bezeichnet und angeordnet, daß sein Besitzer immer den Namen Hofer führe. [Allgemeine Zeitung 1838, außerordentliche Beilage. Nr. 471 und 172: „Kaiser Ferdinand zu Hofers Gedächtniß“.] – Noch ein Hofer mit einem langen Barte. Interessant dürfte es sein zu erfahren, daß schon vor drei Jahrhunderten ein Mann Namens Hofer (Franz Hofer) in Wien durch seinen ungeheuren Bart Aufsehen erregte. Er war ein Breslauer Bürger und Weißgärber seines Zeichens. Er besaß einen sechs Fuß langen Bart, an Schwärze und Glanz der Seide gleich. Als Kaiser Karl V. Kunde erhielt von diesem Hofer mit dem schönen Barte, ließ er ihn nach Wien kommen, 1554, wo seine Erscheinung die ganze Bevölkerung in fröhlichen Aufruhr versetzte. Zeitgenössische Poeten brachten die Bartgeschichte in Reime. Vor einer zahlreichen Hofversammlung ließ der Kaiser Hofer sich vorstellen. Nachdem er denselben bewundert, gestattete er dem Bartträger sich eine Gnade zu erbitten. Hofer that es in folgender Weise: „Großer Kaiser! Ihr seht, ich bin schon alt und lebenssatt. Auf dieser Welt bedarf ich nichts und in jener ist hoffentlich schon für mich gesorgt. Wollt Ihr mir aber eine Gnade erweisen, so verordnet, daß, wenn über kurz oder lang mein letztes Stündlein geschlagen hat, der ganze Magistrat von Breslau mich zu Grabe geleite, mein Bart aber unverletzt meiner Leiche verbleibe.“ Wie Hofer gewünscht, so geschah es. Er starb 1588. Sein Grabmal wird noch heute in der Kirche St. Barbara in Breslau gezeigt. [Danziger-Dampfboot für Geist, Humor u. s. w. 1836, Nr. 87, S. 422: „Der Mann mit dem Riesenbarte“.]
VII. Andreas Hofer’s Familie und Nachkommen. Hofer war mit Anna Ladurner (siehe die Biographie Hofer’s) vermält, welche ihren Gatten um viele Jahre überlebte. Ihre vier Töchter, von denen drei an wackere Passeirer verheirathet waren, starben alle vor der Mutter, und Hofer’s einziger Sohn, Johann, eine biedere Tirolerseele, der den armen Tirolern in Wien bei Lebzeiten manche Hilfe geleistet und seiner Herzensgüte wegen allgemein geliebt und gekannt war, starb, 60 Jahre alt, im April 1855 in Wien als k. k. Tabakhauptverleger. Ueber zwei Töchter Hofer’s, nämlich die an Andree Erb verheirathete, welche des Tiroler Helden Wirthschaft in Passeier später fortführte, und bei der auch Hofer’s Frau Anna lebte, wie über eine zweite unverheirathet gebliebene, berichtet ausführlicher das Werk: „Reise durch Tirol und Salzburg nach Italien“ (Düsseldorf 1840, J. H. C. Schreiner, 8°.), aus welchem die, die Hofer’schen Kinder betreffenden Stellen in Groß-Hoffinger’s „Adler“ 1841, S. 393, in der von Dr. Lasker redigirten, zu Danzig ausgegebenen „Schaluppe zum Dampfboot“ 1841, Nr. 109 und im „Gesellschafter von Gubitz 1841, S. 368, mehr oder weniger vollständig mitgetheilt wurden. Andreas Erb starb im Jänner 1860, indem er schon 1809 als junger Schütze, 1848 als Officier und 1859 als Veteran und Fähnrich mit den Passeirer Schützen in’s Feld gezogen war. Von Hofer’s Enkelinen leben zur Zeit nur zwei, Karolina, vermält mit Alexander Ritter von Seifried, k. k. Staatsbeamter, der sich auch als geschickter Dilettant in der Malerkunst bekannt gemacht hat, und Adele, noch unvermält, zur Zeit (1862) 20 Jahre alt. Von Hofer’s Enkeln starben zwei den Tod auf dem Felde der Ehre. Joseph, des oberwähnten Tabakhauptverlegers Sohn, war Lieutenant in der in Oesterreichs Kriegsgeschichte glanzvoll dastehenden 22. Compagnie des Kaiserjäger-Regiments. Er fand den Tod zu Goito, unweit Mantua, am 8. April 1848, indem er nach tapferem Widerstande zugleich mit seinem Hauptmanne Knecich fiel. Radetzky in seinem Bulletin über die Schlacht von Goito schreibt: „Auch ein Enkel Hofer’s ist unter den gefallenen Helden; nie wird diese Familie entarten.“ Sein Oberst rief bei der Nachricht von seinem Tode: „Ich habe einen meiner besten Officiere verloren“. Se. Majestät geruhten anzubefehlen, daß die Gebeine des jungen Helden neben denen seines Vaters in der Hofkirche zu Innsbruck, diesem tirolischen Pantheon, beigesetzt werden. Joseph’s Bruder, Johann, welcher gleichfalls in der 22. Jäger-Compagnie diente, gerieth mit dem Reste von 35 Anderen am oberwähnten 8. April 1848 in piemontesische Gefangenschaft, aus welcher er endlich nach vielen Leiden und Gefahren ausgelöst wurde, später machte er als Kaiserjäger-Lieutenant den Feldzug in Ungarn mit. Zur Zeit ist [151] Johann quittirter Jägerofficier, der einer Verwendung im Staatsdienste entgegensieht. Ein dritter Bruder, Karl, im Jahre 1848 24 Jahre alt, diente in diesem denkwürdigen Jahre ruhmvoll und brav bei Tirolerschützen; gegenwärtig ist er k. k. Montanbeamter in Salzburg und mit einer Engländerin vermält, welche als Braut zur katholischen Kirche übergetreten war. Karl’s Gemalin stammt aus der alten aber verarmten schottischen Familie der Hepburns, welche mit Bothwell, dem dritten Manne der unglücklichen Maria Stuart, verwandt ist. Aus dieser Ehe sind fünf Kinder am Leben, und zwar vier Urenkelinen Hofer’s, von denen die Aelteste von Radetzky aus der Taufe gehoben wurde und bei Haspinger’s [Bd. VIII, S. 34] 50jährigem Priesterjubiläum als Kranzbraut fungirte, und ein Urenkel, mit dem Namen des Tirolerhelden, Andreas, der von Haspinger die heilige Taufe erhalten. Für diesen (jetzt 8 Jahre alt) wurde über Vorschlag des Erzherzogs Ferdinand Max von Sr. Majestät dem Kaiser anbefohlen, daß ein Freiplatz als See-Eleve in Triest ihm vorbehalten bleibe. Noch sei hier des bezeichnenden, von Hofer’s Enkel Karl in’s Radetzky-Album geschriebenen Motto’s gedacht:

„Schwarz und gelb, weiß und grün
Ist mein Land, ist mein Sinn,
Wie mein Ahn, der Wirth am Sand,
Mit Gott für Kaiser und Vaterland.“

Ein vierter Enkel Hofer’s, Bruder der drei bereits genannten, Ferdinand, diente als Lieutenant im 54. Infanterie-Regimente Feldmarschall-Lieutenant Grueber. Nachdem er alle der Schlacht von Magenta vorausgegangenen Gefechte mitgemacht und sich als hoffnungsvoller entschlossener junger Officier bewährt hatte, auch einige Tage vor der Schlacht von Magenta zum Lieutenant erster Classe vorgerückt, und in Folge dessen zu dem in der Festung Mantua liegenden Bataillon versetzt worden war, bat er um die Eintheilung in ein anderes Bataillon: „Ein Hofer gehöre in keine Festung, sondern sein Platz sei unmittelbar vor dem Feinde, und für seinen Kaiser zu sterben sei so schön!“ (Das ist doch echtes Hoferblut!) Ferdinand’s Wunsch für seinen Kaiser zu sterben ging in Erfüllung. Er fiel bei Magenta am 4. Juni 1859. Ein fünfter Enkel, der jüngste der vorerwähnten Brüder Joseph, Johann, Karl, Ferdinand, nämlich Andreas, ist Doctor der Rechte, Besitzer des Sandhofes und Passeirer-Schützenofficier, und zwar Hauptmann derselben Compagnie, welche 1809 die erste war, die mit dem „Sandwirthe“ auszog. Andreas hatte schon im Jahre 1848, damals erst 15 Jahre alt, mit den Tirolerschützen brav und ruhmvoll gefochten. Später kam er als Bezirksamtsactuar nach Amstetten bei Linz. [Soldatenfreund (Wien, 4°.) 1850. Nr. 46, S. 209. – Wiener Neuigkeiten 1859, Nr. 157. – Rheinische Blätter (Unterhaltungsbeilage der Mainzer Zeitung) 1859, Nr. 161; 1862, Nr. 45. – Telegraf (Wiener polit. Blatt) 1859, Nr. vom 13. Juli. – Presse 1859, Nr. 170. – Frankfurter Konversationsblatt 1861, Nr. 184. – Brünner Zeitung 1860. Nr. 39. – Theater-Zeitung 1850. Nr. 140, S. 559.] – Ueber Hofer’s Frau Anna, geborne Ladurner. Allgemeine Zeitung 1837, außerordentliche Beilage zu Nr. 3 und 4. – Augsburger Postzeitung 1837. Beilage zu Nr. 17, vom 17. Januar 1837: „Anna von Hofer“. Von A. L. – Neuer Nekrolog der Deutschen (Weimar, Bernh. Friedr. Voigt, kl. 8°.) XIV. Jahrg. (1836), S. 785: „Anna von Hofer“. – Wanderer (Wiener Unterhaltungsblatt, 4°.) 1837. Nr. 8: „Anna von Hofer“. – Ueber Hofer’s Nachkommen, Kinder, Enkel und Urenkel. Militär Zeitung, herausgeg. von Hirtenfeld (Wien, 4°.) XIII. Jahrgang (1860), Nr. 13. S. 101: „Andreas Hofer’s Nachkommen“ [nachgedruckt auch in der „Temesvárer Zeitung“ 1860, Nr. 40; – in der „Brünner Zeitung“ 1860, Nr. 39]. – Der Sandwirth. Belletristische Zeitschrift zur Unterhaltung und Belehrung (Innsbruck. A. Witting, 4°.) 1851, Nr. 1 und 2: „Aus der tirolischen Geschichte“. Von Dr. C. F. Hock enthält Schilderungen der Gattin und Töchter Hofer’s und eine von den sonstigen Berichten abweichende Darstellung von Hofer’s Gefangennehmung]. Ein Werk über Hofer’s Nachkommen, welches zur 50jährigen Gedächtnißfeier an Hofer’s Todestag am 20. Februar 1860 ausgegeben werden sollte, wurde als demnächst erscheinend in jener Zeit angekündigt, ich konnte mir ein Exemplar nicht verschaffen.[BN 1]
VIII. Wappen. Der Adelstand ist dem Andreas Hofer bereits durch kaiserlichen Beschluß am 10. Mai 1809 aus Neupölla auf die umständliche Relation von jener in der Kriegsgechichte [152] einzigen Capitulation von 8000 Feinden mit Geschütz, Gepäck und Trophäen auf dem Sterzinger Moose und bei der Abtei Wiltau nächst Innsbruck zugesichert worden, die eigentliche Ausfertigung des Diploms erfolgte aber ddo. Wien 26. Jänner 1818. Sein Wappen ist ein gevierteter Schild. 1: in Gold der rothe tirolische Adler, wie er auf den während jenes Krieges ausgeprägten und bereits unter die numismatischen Seltenheiten gehörigen Tiroler Zwanzigern erscheint; 2: in Roth ein grüner Lorberkranz, wie er dem „Blutzeugen von Passeir“ gebührt; 3: in Roth ein Tiroler Scharfschütze unter einem drohenden Felsen auf seinen Stutzen gelehnt und mit der Rechten vorwärts deutend; 4: in Gold auf grünem Grunde ein Gefängnißthurm auf Hofer’s tragisches Ende hindeutend. Auf dem Schilde steht rechtsgekehrt ein goldgekrönter Helm, auf dessen Krone ein ausgebreiteter wachsender schwarzer Doppeladler sich erhebt. Die Helmdecken sind roth und Gold. [Hormayr’s Archiv für Geographie, Historie, Staats- und Kriegskunst (Wien, 4°.) 1819, Nr. 59, auch abgedruckt im „Wanderer“ 1823, Nr. 85.]

Berichtigungen und Nachträge

  1. E Hofer, Andreas [s. d. Bd. IX, S. 134]. Zur Hofer-Literatur sind einige, darunter bemerkenswerthe Beiträge zugewachsen, welche nach den Rubriken des im IX. Bande enthaltenen größeren Artikels hier geordnet erscheinen.
    I. Zu Hofer’s Biographie, und II. Ueber Hofer’s Gefangennehmung und Tod. Hägele (J. M.), Andreas Hofer’s letzter Gefährte (Freiburg 1862, Herder) [bringt manches Neue zur Geschichte Hofer’s und des Jahres 1809]. – Andreas Hofer und der Freiheitskampf in Tirol 1809. Von *r, mit 24 Stahlstichen (Leipzig 1841 u. f., Teubner, 8°.). [Diese Schrift findet sich bereits in der Literatur meines Artikels (Bd. IX, S. 142) angeführt, doch ist dort die Bändezahl nicht angegeben. Das Werk, als dessen Verfasser Gottfried Wilhelm Becker bezeichnet wird, der hauptsächlich nach Mittheilungen des Kaufmanns Thurwalder, der 1809 an Hofer’s Seite war, gearbeitet, besteht aus drei Bänden.] – Die Grenzboten. Redigirt von M. Busch (Leipzig, gr. 8°.) Jahrg. 1864, Nr. 27 u. 28: „Andreas Hofer. I u. II“. – Karlsruher Anzeiger 1862, Nr. 292 u. 293: „Andreas Hofer’s Tod“. – Lesefrüchte vom Felde der neuesten Literatur, begründet von Dr. J. J. C. Pappe, herausgegeben von J. B. Appel (Hamburg, 8°.) 1842, 4. Band, Stück 19 u. 20: „Andreas Hofer’s Gefangennehmung und Hinrichtung“. – (Hormayr’s) Archiv für Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst (Wien, 4°.) XXIII. Jahrgang (1832), Nr. 3–6: „Hofer’s Gefangennehmung und seine letzten Tage“. – Fremden-Blatt (Wien, 4°.) 1864, Nr. 291: „Ein Brief von Andreas Hofer“ [dessen Original sich im Museum zu[WS 4] Innsbruck befindet und den Hofer zu Mantua am Morgen vor seiner Hinrichtung (20. Februar 1810) geschrieben]. – Linzer Abendbote 1864, Nr. 108: „Eine Anekdote von Andreas Hofer“.
    III. b) Das Hofer-Denkbuch (S. 146). Augsburger Post-Zeitung 1857, Beilage Nr. 212: „Das Fremdenbuch am Sand in Passeier“.
    [479] III. c) Das Hofer-Haus in Passeier. Nach Berichten aus dem Jahre 1862, welche die Botzner Zeitung und nach dieser die Presse 1862, Nr. 259, im Abendblatte brachte, „ist in Passeier die ganze Thalebene vom St. Leonhard bis nach Saltaus mit Schutt und Steinen überdeckt; Grund und Boden an vielen Orten ganz hinweggefressen; die Bergabhänge unterwühlt; Muhrbrüche sind entstanden. So steht unter anderem die berühmte Heimat des Sandwirthes Andreas Hofer in beständiger Gefahr, da alle Vorbauten hinweggerissen und der Wildbach seinen Lauf gerade auf das Sandwirthshaus gerichtet hat“.
    IV. Porträte (S. 147). Bei Franz Graßl in Nürnberg, einem gebornen Oesterreicher, erschien im Herbste 1864 ein Bildniß Hofer’s im Farbendrucke, dessen Treue und treffliche Ausführung viel gerühmt wurde. – Ein anderes Bildniß Hofer’s erschien im Farbendrucke von E. Hochdanz im Verlage von Krais u. Hoffmann in Stuttgart in 4°. [Es stellt Hofer in ganzer Figur, den Stutzen in der Rechten, die Linke auf die Brust gelegt, in seiner malerischen Nationaltracht dar. Dieses Porträt bildet eine Kunstbeilage der Zeitschrift Freya 1865, 1. Heft.]
    V. Dramen, Novellen u. dgl. m., Hofer betreffend (S. 147). Das Leitmeritzer Wochenblatt brachte im Jahrgange 1862, Nr. 15 bis 19, eine größere Novelle: „Das Wirthshaus am Sand. Historische Novelle von Friedrich C. Schuberth“, in welcher Hofer die Hauptrolle spielt. – Auch zu einem Opernstoffe ist Hofer’s tragisches Geschick benützt worden und ging im August d. J. im Meysel’schen Theater in Berlin die große Oper von Kirchhof: „Andreas Hofer, der Sandwirth von Passeier“, von der Woltersdorf’schen Operngesellschaft aufgeführt, zum ersten Male in die Scene und wurde günstig aufgenommen.
    VII. Andreas Hofer’s Familie und Nachkommen (S. 150). Am 18. April 1864 starb zu Wien die Schwiegertochter Hofer’s – die Witwe seines einzigen Sohnes – Clara geborne Weikmann, welche in Wien als Besitzerin eines k. k. Tabak-Verlages lebte. Ihrem bereits im April 1855 verstorbenen Gatten hatte sie fünfzehn Kinder geboren, wovon acht in früher Kindheit starben. [Vergleiche: Presse 1863, Nr. 280 Abendbl. – Wiener Lloyd 1863, Nr. 280. – Fremden-Blatt (Wien, 4°.) 1864, Nr. 110.] [Band 14, S. 478 f.]

Anmerkungen (Wikisource)

  1. nach Band 12, Seite 311, hieß dieser wohl Nepomuk von Kolb.
  2. nach Band 24, Seite 227, hieß dieser wohl Franz Raffl.
  3. a b Vorlage: der Berginsel.
  4. Vorlage: zn.