Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Raffelsperger, Franz
Nächster>>>
Raffl, Ignaz
Band: 24 (1872), ab Seite: 227. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
Franz Raffl in der Wikipedia
Franz Raffl in Wikidata
GND-Eintrag: 120551985, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Raffl, Franz|24|227|}}

Raffl, Franz (Andreas Hofer’s Verräther gegen die Franzosen, gest. einige Jahre nach seinem Verrathe in Bayern). Freiherr von Hormayr in seiner Geschichte des Jahres 1809 behauptet, daß der ehemalige Feldcaplan und nachmalige Pfarrer Joseph Donay [Bd. III, S. 356] den Tiroler Helden Andreas Hofer an die Franzosen verrathen und ihnen dessen Habhaftwerdung ermöglicht habe. Die spätere Forschung, namentlich Rapp’s Geschichte des Jahres 1809, nahm diese furchtbare Beschuldigung von Donay ab und wies mit Angabe ganz genauer Daten in Franz Raffl den wahren Verräther nach. Raffl war ein übel beleumundeter, in seiner Wirthschaft verkommener Bauer und Nachbar des Sandwirthes, der den auf denselben von den Franzosen gesetzten Preis von 1500 fl. verdienen wollte. Obwohl Hofer vor Raffl’s schändlichem Vorhaben gewarnt und zur schleunigsten Flucht ermahnt wurde, so hatte er doch, Raffl dieser Schandthat nicht für fähig haltend, zu spät Anstalten zur Flucht getroffen. Raffl war ihm zuvorgekommen. Am 27. Jänner 1810 war bereits eine starke französische Colonne, von Raffl geführt, aufgebrochen und hatte am 28. Jänner um vier Uhr Morgens die Sennhütte umzingelt, in welcher Hofer schlief und im Schlafe überfallen, nun unter empörenden Mißhandlungen nach Botzen und von da nach Mantua überführt wurde, wo er seinen Heldentod für Kaiser und Vaterland erlitt. Die unten bezeichnete Quelle berichtet ausführlich über die Schandthat Raffl’s, der von den Passeirern von allem Anbeginn für Hofer’s Verräther gehalten wurde. Er war auch in Folge dessen so der allgemeinen Verachtung der dortigen Bewohner verfallen, daß er sich gar nicht mehr öffentlich sehen lassen durfte, und es endlich gerathen fand, nach Bayern auszuwandern, wo er, allgemein verachtet, nach einigen Jahren in kümmerlichen Verhältnissen gestorben sein soll.

Grazer Volksblatt (gr. 4°.) 1868, Nr. 353: „Der eigentliche Verräther Andreas Hofer’s“.