BLKÖ:Roßbach, Heinrich Freiherr von

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Rosnik
Band: 27 (1874), ab Seite: 59. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Heinrich von Roßbach in Wikidata
GND-Eintrag: [1], SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Roßbach, Heinrich Freiherr von|27|59|}}

Roßbach, Heinrich Freiherr von (k. k. Feldzeugmeister und Ritter des Maria Theresien-Ordens, geb. zu Mainz im Jahre 1789, gest. zu Innsbruck am 2. Mai 1867). Zur Zeit seiner Geburt stand Hessen (Mainz) unter französischer Botmäßigkeit, aber R. zog es vor, in der deutschen Armee zu kämpfen und trat, 16 Jahre alt, am 1. März 1804 als Expropriis-Gemeiner in das 12. Infanterie-Regiment. damals Marquis Manfredini. Mitte Februar 1809 wurde er Fähnrich und zwei Wochen später Lieutenant in der bestandenen böhmischen Legion Erzherzog Karl, in welcher er noch im Mai desselben Jahres zum Oberlieutenant vorrückte. Am 24. Jänner 1810 kam er in gleicher Eigenschaft zu Khevenhüller-Infanterie Nr. 35 und Ende Februar 1813 in das erste Feldjäger-Bataillon, aus welchem er am 16. August 1813 zum Hauptmann 2. Classe im bestandenen 1. Siebenbürger Feldjäger-Bataillon befördert und aus diesem als Hauptmann 1. Classe am 21. Jänner 1816 in das 11. Feldjäger-Bataillon übersetzt wurde. 16 Jahre blieb er in dieser Stellung, am 17. September 1832 erfolgte seine Ernennung zum Major, am 26. März 1836 zum Oberstlieutenant im genannten Bataillon, aus welchem er am 1. Juni 1838 in gleicher Eigenschaft zum Jäger-Regimente Kaiser übersetzt wurde. Zu dessen Oberst am 7. December 1838 ernannt, commandirte er das Regiment acht Jahre; am 8. Mai 1846 wurde er General-Major, am 30. April 1849 Feldmarschall-Lieutenant. Im Jahre 1859 trat er mit Feldzeugmeisters-Charakter in den Ruhestand über. In diese 45jährigen Dienstzeit schrieb R. seinen Namen an mehr als einer Stelle mit seinem Säbel in die Blätter der Kriegsgeschichte Oesterreichs. Schon als sechzehnjähriger Cadet hatte er im Jahre 1805 bei Durchstreifung eines Gehölzes von Haslach mehrere feindliche Officiere zu Gefangenen gemacht. Bei der Capitulation von Ulm kriegsgefangen, hatte [60] er sich selbst ranzionirt und war zum 6. Bataillon seines Regiments nach Olmütz gekommen. In der Schlacht bei Aspern hatte er den schwerverwundeten Hauptmann Eugen Grafen Wrbna gerettet, aber in dem dabei mit den feindlichen Kürassieren stattgehabten Gefechte sein linkes Auge eingebüßt. Von seiner Wunde nicht genesen, focht er bei Wagram, wo er wieder verwundet wurde. Als Oberlieutenant gelang es ihm mit nicht geringen Geldopfern, seine Befreiung aus dem französischen Staatsverbande zu erhalten. Nun focht er in den Feldzügen der Jahre 1813, 1814 und 1815 in Deutschland, Oberitalien, in der Schweiz und in Frankreich. In der Expedition des Jahres 1821 nach Neapel fand er auch Gelegenheit, sich auszuzeichnen. Als Commandant der Avantgarde des von dem Oberstlieutenant Ensch befehligten Streifcorps bestand er bei Sora in den Abruzzen gegen den feindlichen Oberst de Concilis ein glückliches Gefecht, machte viele Gefangene und rettete die Bergstadt Pescosolido vor Plünderung. In diesem Gefechte erhielt R. die fünfte Wunde. Bis zum Jahre 1826 blieb er bei der Occupationsarmee. In den Jahren 1827–1830 stand er in Triest und Istrien und kam im März 1836 nach Dalmatien. In diesen Jahren führte er mit seiner Mannschaft praktische, mit besonderer Rücksicht auf die eigenthümlichen Terrainverhältnisse eingerichtete Uebungen und Manövres aus, welche bald ihre goldenen Früchte trugen, als nämlich die beständigen räuberischen Grenzverletzungen der Montenegriner zur Ergreifung ernstlicher Maßregeln zwangen. Roßbach hatte diese treulosen Räuberhorden auf das Ernstlichste gezüchtigt und ihnen für längere Zeit die Lust verleidet, auf österreichischem Gebiete zu rauben und zu plündern. Am 3. August 1838 stand R. bei Planina-Pastrovichiana einem Haufen von 5000 Montenegrinern und 3000 in Cetinje in Reserve postirten Strolchen gegenüber. Seine Truppe zählte 700 Mann Infanterie und 700 Mann Territorialmilizen. Mit dieser Minderzahl griff er die Feinde an und züchtigte sie so, daß sie mit dem Verluste von 50 Todten und all ihrer Habe in die Flucht geschlagen wurden. Die Lehre war für 30 Jahre ausgiebig gewesen. Roßbach aber prangt als „einäugiger Rabe“ und als „Weleki Woiwoda“ in den Volksliedern der Montenegriner, in welchen sie ihre Niederlage betrauern. Roßbach wurde für seine Waffenthat mit dem Leopold-Orden ausgezeichnet, jedoch wurde ihm anheimgestellt, bei Zusammensetzung eines Ordens-Capitels seine Ansprüche auf den Maria Theresien-Orden zu erheben, der ihm auch für sein glänzendes Verhalten in den Tagen vom 2. bis 8. August 1838 zehn Jahre später im Jahre 1848 zuerkannt wurde. Während seiner Dienstleistung als Oberst von Kaiser-Jäger, 1838–1848, ließ er sich die Hebung des Schießwesens und die Ausbildung der Jägertruppe angelegen sein. Als General erwarb er sich 1848/49 bei der Durchführung der Tiroler Landesvertheidigung unbestreitbare Verdienste, die sich noch mehrten, als er nach Abberufung des Erzherzogs Johann unter sehr precären Verhältnissen deren selbstständiger Commandant wurde. Als Feldmarschall-Lieutenant führte er das Commando der I. Division des vierten Armeecorps und stand in den darauffolgenden Jahren an der Spitze der Tiroler Landesvertheidigung. Im Lande Tirol genoß R. gleich Radetzky große Popularität, so daß ihm die tirolische Landmannschaft und von den Innsbruckern das Ehrenbürgerthum [61] verliehen wurden. Im Jahre 1839 erhielt R. den Statuten des Leopold-Ordens gemäß die Ritter-, im Jahre 1851 als Ritter des Maria Theresien-Ordens die Freiherrnwürde. Am 10. Juni 1850 wurde R. Oberst-Inhaber des 40. Linien-Infanterie-Regiments, vormals Freiherr von Koudelka. Ueberdieß wurde ihm die geheime Rathswürde und bei Gelegenheit seiner Uebernahme in den Pensionsstand der Orden der eisernen Krone 1. Classe verliehen. R. hatte das hohe Alter von 77 Jahren erreicht und in seinem Regimente das schone Andenken hinterlassen, daß innerhalb der 17 Jahre seiner Inhaberschaft dem Protectionswesen bei Ernennung von Officieren ein Riegel vorgeschoben war.

Ritterstands-Diplom ddo. 7. October 1839. – Freiherrnstands-Diplom ddo. 11. Mai 1851. – Neue freie Presse (Wiener politisches Blatt) 1867, Nr. 961. – Fremden-Blatt. Von Gustav Heine (Wien, 4°.) 1867, Nr. 121. – Militär-Zeitung, herausg. von J. Hirtenfeld (Wien, 4°.) 1858, Nr. 34, im Artikel: „Montenegro“. – Oesterreichischer Soldatenfreund (Wien, 4°.) 1853, S. 69, u. 1834, S. 155. – Hoffinger (J. Ritter v.), Oesterreichische Ehrenhalle (Wien 1868, L. W. Seidel u. Sohn, gr. 8°.) (Separatabdruck aus dem Oesterr. Volks- und Wirthschafts-Kalender für 1869), S. 47. – Hirtenfeld (J.), Der Militär-Maria Theresien-Orden und seine Mitglieder (Wien 1857, Staatsdruckerei, kl. 4°.) S. 1474, 1752. – Oesterreichische militärische Zeitschrift, herausg. von V. Streffleur (Wien, gr. 8°.) IX. Jahrg. (1868), Bd. III, S. 46–59: „Roßbach’s Selbstbiographie“. – Wappen. Ein silberner, durch einen wellenweise gezogenen blauen Querbalken getheilter Schild. Im oberen Felde ist ein schwarzes Roß mit ausgeschlagener rother Zunge im vollen Laufe zu sehen. Im unteren, längs des Fußrandes mit grünem Rasen durchzogenen Felde erscheint nächst dem rechten Seitenrande ein einwärts gestellter Ritter in blanker, mit goldenen Spangen gezierter Rüstung, dessen am Visir geöffneter Helm mit drei Straußenfedern, und zwar einer goldenen zwischen blauen, besteckt ist, welcher in der Rechten ein blankes Schwert an goldenem Griffe vor sich gesenkt hält und mit der gestreckten Linken auf einen rothen Stern hinweist, der ober dem Zwischenraume eines zweizackigen, aus dem linken Seitenrande hervorragenden Felsengebirges schwebt. Auf dem Schilde ruht die Freiherrnkrone, auf der sich zwei zueinander gekehrte gekrönte Turnierhelme erheben. Die Krone des rechten Helms trägt das halb einwärts gekehrte Brustbild eines Mannes mit kurzem Kopfhaar, langem dünnen Schnurbarte, bis zur Brust entblößtem Halse, welcher ohne Arme und mit einem von Blau, Silber und Roth von jeder Achsel schräg einwärts gestreiftem Wamse bekleidet und dessen Haupt mit einer rothen runden Mütze bedeckt ist; an dieser aber ist vorn unten ein goldener Knopf mit drei goldenen, rechts überbogenen Reiherfedern angebracht. Aus der Krone des linken Helms wächst ein dem im Schilde vorkommenden ähnliches Roß einwärts gekehrt hervor. Die Helmdecken sind durchgängig blau, mit Silber unterlegt.