BLKÖ:Haspinger, Joachim

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Nächster>>>
Hasse, Faustina
Band: 8 (1862), ab Seite: 34. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
Joachim Haspinger in der Wikipedia
Joachim Haspinger in Wikidata
GND-Eintrag: 119175126, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Haspinger, Joachim|8|34|}}

Haspinger, Joachim, genannt der Rothbart (berühmter Landesvertheidiger Tirols, geb. zu St. Martin im Gsieß im Pusterthale 28. October 1776, gest. zu Salzburg am 12. Jänner 1858). In der Taufe erhielt er den Namen Simon. Seine Eltern, ehrbare Landleute, besaßen das Sperckergut. Simon, in seinen Jünglingsjahren zum Priesterstande bestimmt, begann im 17. Lebensjahre die Studien zu Bozen in Tirol. Als Ende 1796 Südtirol Schauplatz des Krieges wurde, folgte der zwanzigjährige Studirende Haspinger sogleich dem Rufe des Vaterlandes, dem von Kaiser Maximilian I. im Jahre 1511 gegründeten Landlibell oder Aufgebote; er trat bei einer Pusterthaler Compagnie im nahm Ampezzothale ein. Bei einer Streifpatrouille nahm Haspinger einen recognoscirenden französischen Stabsofficier mit eigener Hand gefangen und erhielt durch den k. k. General Fürst Reuß, der daselbst befehligte, die silberne ständische Tapferkeitsmedaille am weiß-roth-grünen Bande, nebst 12 Stück Ducaten. Nach dreimonatlicher Dienstzeit wurde die Compagnie abgelöst und kehrte wieder heim. Kaum hatte er seine Studien wieder begonnen, als ihn ein neues Aufgebot nochmals unter die Waffen rief (24. März 1797), Unter den Helden von Spinges, die am 2. April das Vaterland retteten, focht auch Haspinger. Bald darauf erfolgten die Friedenspräliminarien zu Leoben. Als im Jahre 1799 Tirol neue Gefahr drohte, schloß sich H. einer Schützencompagnie im Vintschgau an; und am 4. April im Taufersthale bei St. Maria im Engadin erstieg H. zuerst die dort befindliche Schanze und machte im Handgemenge Gefangene. Nach beendeten Kämpfen kehrte H. zu seinen Studien zurück, studirte 1799 bis 1801 zu Innsbruck die Philosophie und trat am 4. November 1802 zu Eppan nächst Bozen in den Kapuziner-Orden, wo er den Klosternamen Joachim erhielt. Am 22. October 1804 wanderte er zur Fortsetzung seiner theologischen Studien durch das Passeyerthal nach Sterzing und lernte im Wirthshause zum Sand den edlen Andreas Hofer kennen. Nach vollendeten theologischen Studien ertheilte ihm der Bischof von Chur am 1. September 1805 die Priesterweihe zu Meran. H. wurde in das Kapuzinerkloster nach Schlanders versetzt, mußte aber schon in dem darauf folgenden Monate October dem von der Landesverteidigung an ihn ergangenem Rufe folgen und zum vierten Male in’s Feld ziehen. Er trat zwar als Feldpater ein, erhielt aber bald nach seiner Aufstellung in Südtirol das Commando über die Schützen in der Valsugana und hob beim Rückzuge einige feindliche Patrouillen auf. Der Friedensschluß zu Preßburg am 2. December 1805 riß das mit dem Hause Habsburg seit 442 Jahren verbundene Tirol von Oesterreich los, und es kam zu Bayern. Sehnsuchtsvoll blickte der Tiroler nach einer günstigen Gelegenheit, diese ihm aufgedrungenen Bande wieder abzuschütteln. Der Wiederausbruch des Krieges im Jahre 1809 gab die erwünschte Gelegenheit. Nun erhob sich Tirol wie Ein Mann, in wenigen Tagen war Oesterreichs Banner, der Doppelaar, aufgepflanzt. Haspinger zog von Klausen, wo er die letztere Zeit im Kapuzinerkloster war, mit drei Compagnien jener Gegend nach Südtirol zum fünften Male ins Feld. [35] Obgleich er wieder als Feldpater eintrat, so mußte er dennoch das Vorpostencommando zu Levico in der Valsugana übernehmen, da es den Schützenhauptleuten an Kriegserfahrung gebrach. Anfangs Mai erfolgte der feindliche Angriff auf der Veroneser Straße. H. wurde nach Trient zurückberufen und wirkte am 4. Mai bei der Vertheidigung desselben kräftig mit. Nach vierstündigem Straßenkampfe zog sich der Feind zurück, und der anrückende Held Hofer half die Stellung behaupten. Als Mitte Mai ein Angriff dem nördlichen Tirol drohte, zog auch Pater Joachim dahin und erreichte mit seinen drei Compagnien den Berg Isel, aber erst dann, nachdem die Stadt Innsbruck schon in feindlichen Händen war. Am 25. Mai wurde eine beiderseitige Recognoscirung vorgenommen, wobei H. schon seinen Mann stellte. Als aber am 29. Mai an derselben Stelle die Schlacht geschlagen wurde, hielt er allein den linken Flügel der Landesvertheidigung fest. Ein großer Theil der Schützenhauptleute entfloh, als sich der Sieg dem Feinde zuneigte. Sein festes Zusammenhalten, sein persönlicher Muth und seine Begeisterung, die die Schwankenden mit fortriß, bannte den Sieg an sein Kreuz, das er wie eine Oriflamme stets vorantrug. Hier ward sein militärischer Ruf gegründet. Viele schaarten sich sodann um ihn und wollten unter seiner Leitung kämpfen. Er wurde dadurch Volksführer, Commandant, wie man es Anfangs, und Obercommandant, wie man es später hieß. Pater Joachim, der feurige Kapuziner von 33 Jahren, war von nun an einer der kräftigsten Arme der Volksbewegung. Nach wenigen Tagen hatte der Feind Tirol vollends wieder verlassen, doch schon Ende Juli rückte Marschall Lefebvre, Herzog von Danzig, mit sächsischen Truppen erneuert vor. Pater Haspinger sah die nahe Gefahr, wußte das Volk zu begeistern und besetzte rasch die Engwege der Eisack. Sein kleines Häuflein vermehrte sich zusehends. Am 4. August erfolgte der erste Zusammenstoß. Schon mußten sich die Tiroler bis an das äußerste Ende dieses Gebirgspasses zurückziehen, als die Berge zu wanken begannen. Felsstücke, Baumstämme etc. wurden von schwindelnder Höhe auf die tapfer vordringenden Sachsen herabgestürzt. Ganze Reihen wurden zerquetscht, die Verwegensten durch das sichere Blei der Tiroler dahingestreckt. In der Nacht vom 4. auf den 5. August hatte zwar das 4. sächsische Regiment die wenigen Häuser von Oberau besetzt, aber schon am 5. August Abends mußte sich das tapfere Häuflein dieses Regiments, nachdem es drei Häuser durch volle sieben Stunden heldenmüthigst vertheidigt, kriegsgefangen ergeben. 8 Officiere waren todt, 19 verwundet. Marschall Lefebvre schritt zu diplomatischen Verhandlungen mit Haspinger; als er ihn vergeblich durch Versprechungen seiner Sache untreu zu machen versuchte, schlug er ebenso vergebens den Weg der Drohungen ein. „Du rothbartiger Kapuziner – schrieb er ihm eines Tages – ich werde Dir, wenn ich Dich bekomme, jedes Haar Deines Bartes einzeln ausraufen lassen etc.“ Von nun an nannte sich H. oft selbst den „Rothbart“. In der Nacht vom 11. auf den 12. August trat der Marschall nothgedrungen wieder seinen Rückzug nach Innsbruck an, wurde von den Tirolern auf dem Fuße verfolgt, und am 13. August an derselben Stelle des Berges Isel wie im Mai zur Schlacht genöthigt. H. befehligte wieder den linken Flügel, dießmal ohne Beihilfe des regulären Militärs, das nach der Waffenstillstands-Convention bereits im vollen Abzuge [36] aus dem Lande war. Ueberall, wo die Gefahr in dieser Schlacht am größten war, sowohl im Centrum, als auf dem linken Flügel, war H. der Vorderste im Kampfe. Das Bildniß eines h. Anton, das er an einem Stabe trug und emporhob, ward von einer Gewehrkugel zersplittert, seine frommen Kämpen sahen dieses als ein böses Zeichen an, da er sie unter den Schutz dieses Heiligen stellte, und wollten schon die Flucht ergreifen, als H. über eine Hecke sprang und ein hölzernes Feldkreuz ergriff, mit welchem er sie von Neuem auf der Siegesbahn vorführte. Am folgenden Tage war Innsbruck und vier Tage darauf das Land wieder vom Feinde geräumt. Pater H. verfolgte denselben noch bis Rattenberg und kehrte sodann auf kurze Zeit in sein Kloster nach Klausen zurück, um seine Kapuzinerkutte, die von Kugeln durchlöchert war, gegen eine andere zu vertauschen. Andreas Hofer führte die Regierung des Landes und traf alle Sicherheitsvorkehrungen. Haspinger, bald wieder zurückgekehrt, arbeitete dahin, Steiermark, Kärnthen und Salzburg zu insurgiren und mit vereinten Kräften sodann in die Offensive überzugehen. Hofer verwarf diese sanguinische Idee und gab nur bei Salzburg allein nach. Während Speckbacher die Schilderhebung im salzburgischen Gebirge schon vorbereitet hatte, rückte H. am 15. September von St. Johann in Tirol mit einigen Tiroler Compagnien dahin vor. Seine Vorhut hatte bereits Werfen genommen, nun dachte H. den vom Feinde noch besetzten Paß Lueg mit stürmender Hand zu nehmen. Er bestieg das 4000 Fuß hohe Tännengebirge und sah die wenigen Vertheidigungsanstalten. Schnell war sein Entschluß gefaßt. Am Morgen des 25. September waren von bewährten Schützen die den Paß einengenden Gebirge bereits bestiegen, als von oben herab zwölf rasch folgende Flintenschusse das verabredete Zeichen gaben. Schnell formirte er von einer Compagnie österreichischer ranzionirter Soldaten eine Sturmcolonne, stellte sich an deren Spitze und drang kühn vorwärts. Ungeachtet der tapfersten Gegenwehr der feindlichen Abtheilung war dieser Engpaß dennoch in wenigen Stunden genommen. Am 28. September rückte er selbst bis Hallein, 3 Stunden von Salzburg, vor. Seine Absicht war, das schwach besetzte Salzburg zu nehmen; jedoch konnte er nicht die Mithilfe Speckbacher’s, der in den Loferpässen, und Wallner’s, der im Berchtesgadischen befehligte, erlangen. Obwohl von Hofer gewarnt, wollte H. seine Lieblingsidee, offensiv bis zu den Thoren Wiens vorzuschreiten, nicht so leichten Kaufes aufgeben und reiste am 2. October nach Schladming in Steiermark ab, um sich daselbst mit einigen Patrioten über ihre materielle Beihilfe zu besprechen. Marschall Lefebvre war kaum durch Spione von der Abreise des Pater Rothbart unterrichtet, als er für den nächsten Morgen einen Ueberfall von Hallein anordnete und glücklich ausführte. Der Rest der Geschlagenen zog sich gegen den Paß Lueg, wo sie der gerade von Steiermark wieder zurückkehrende Pater Joachim Haspinger ordnete und eine Vertheidigungsstellung nehmen ließ. Nun erfolgte der Friedensschluß. Hofer berief alle Commandanten zu einem Congresse nach Steinach. H. fuhr von Lienz dahin und war Zeuge der Erbitterung, die der gerade officiell mitgetheilte Friedensschluß daselbst hervorbrachte. Tirol hatte so lange gekämpft, um unter den Scepter Oesterreichs zurückzukehren und sah alle seine Anstrengungen nun erfolglos. Da mittlerweile [37] der Feind bis Innsbruck vordrang, wurde wegen eines geregelten Rückzuges nochmals eine Schlacht am Berge Isel angenommen, H. erhielt den Befehl über den rechten Flügel am Schlosse Ambras, wo ihm das Terrain unbekannt war, während er am linken Flügel, wo er die Gegend genau kannte, schon zweimal den Sieg erfochten hatte. Rathlosigkeit und falsche Combinationen führten zur Niederlage. H. zog sich nach Steinach zurück, ging dann noch gegen Brixen zu und beschloß in der Schweiz ein Asyl zu suchen. Kaum aber hatte er Meran verlassen, wurde er von einer Rotte aufgehoben und unter Bedeckung zu Andreas Hofer nach Passeyer abgeführt. Als ihn Hofer erblickte, sagte er: „Gut, daß Du kommst, der Friedensschluß bestätigt sich nicht.“ Haspinger verwies ihm seine Leichtgläubigkeit und machte ihn auf sein eigenes Verderben aufmerksam. „Wir haben nicht mehr Arme genug,“ sagte er zu Hofer, „um uns gegen unsere Feinde zu vertheidigen. Fliehe, so lange es noch Zeit ist!“ Da Hofer seine Berge durchaus nicht verlassen wollte, erklärte ihm Haspinger, daß er ihm in dieser Gefahr noch beistehen, dann aber auf seine eigene Flucht Bedacht nehmen wolle. Am 18. November warfen sich zwei französische Bataillone auf die Ortschaft St. Leonhard. Von Haspinger’s Schützen eingeschlossen, sollten sie durch Hunger zur Capitulation gezwungen werden, und als sie sich am Morgen des 22. November noch immer nicht ergaben, ließ er den Ort sturmen, 800 Mann fielen im Kampfe, 1000 in Gefangenschaft; die Tiroler hatten 22 Todte und 60 Verwundete. Als nun die Gefahr immer näher kam, gelang es endlich Haspinger, in finsterer Nacht vom 27. zum 28., in einen grauen Mantel gehüllt, ohne Geld und Alles durch das Tauffersthal in die Schweiz zu entschlüpfen. Kaum war er jedoch auf Schweizerboden zu St. Maria, so sah er sogleich, daß er hier nicht sicherer war als in Tirol; er beschloß daher nach Tirol zurückzukehren, machte sich in der Nacht vom 2. zum 3. December auf Seitenwegen durch tiefen Schnee auf den Weg und erreichte am 3. um 4 Uhr Morgens das Schloß Tschengls, wo ihm der Amtmann und Schloßverwalter Peter Perlinger, rings von Feinden umgeben, dreiviertel Jahre gastfreundlichen Schutz gewählte. In der Nacht vom 24. zum 25. August 1810 ergriff Haspinger endlich wieder den Wanderstab und ging nach Chur in der Schweiz, wo er unter dem falschen Namen Johann Gruster, aus Bruck an der Mur gebürtig, einen Wanderpaß über Italien nach Oesterreich erhielt. Nach vierzehntägiger Reise über Lecco, Verona und Udine erreichte er Klagenfurt und traf am 31. October 1810 in Wien ein. Daselbst empfing ihn Kaiser Franz I. mit besonderer Huld und sorgte reichlich für ihn. Ende 1810 wurde H. von dem Fürst-Erzbischof in Wien, Grafen zu Hohenwart, säcularisirt und zum Pfarrprovisor in Jedlersee, später in Jedlersdorf, dann in Simannsfeld ernannt. Anfangs 1814 wurde H. das Pfarrvicariat zu Traunfeld in Niederösterreich verliehen, welchem er volle 22 Jahre vorstand, bis er im Jahre 1836, bereits in das 60. Lebensjahr vorgerückt, kränklichkeitshalber in den Ruhestand trat. Er wählte sich nun Hietzing nächst Wien zum bleibenden Aufenthalte und brachte 15 Jahre daselbst zu. Die Revolution in Italien rief im Jahre 1848 den bereits 72jährigen Greis nochmals zu den Waffen. Am 15. April rückte er mit einer Tiroler Studentencompagnie von Wien aus, und in Tirol griff durch dieses Beispiel [38] hingerissen Jung und Alt freudig zu den Waffen. H. kehrte Anfangs Juli wieder nach Wien zurück, lebte von 1851 bis 1854 zu Döbling nächst Wien und übersiedelte sodann nach Salzburg, wo ihm die kaiserliche Munificenz eine Freiwohnung in der k. k. Sommerresidenz Mirabell verlieh und er sorgenfrei der Zukunft entgegensehen konnte. Im Jahre 1855 (9. September) war es ihm noch vergönnt, sein fünfzigjähriges Priesterjubiläum zu begehen [siehe Näheres unten in den Quellen]. Im Alter von 82 Jahren schloß der Tod die Augen des Heldenpriesters, indem wenige Tage zuvor der Heldenmarschall Radetzky (5. Jänner) ihm ins Jenseits vorangegangen, dessen Leichenbegängniß zu Mailand aber am nämlichen Tage (14. Jänner) stattgefunden hatte, an welchem der Rothbart zu Salzburg in die kühle Erde gelegt worden. Später wurde Haspinger’s Leiche auf kaiserlichen Befehl in der Hofkirche zu Innsbruck neben jener Andreas Hofer’s beigesetzt.

I. a) Biographien, Nekrologe und Biographisches.[BN 1] Schallhammer (Anton Ritter von), Biographie des Tiroler Heldenpriesters Joachim Haspinger (Salzburg 1856, Mayr, 8°.) [vergleiche darüber die Feuilleton-Beilage der Salzburger Landeszeitung vom 1. März 1856, S. 35]. Außer diesem selbstständigen Werke erschienen noch Lebensbeschreibungen, Nekrologe und Episoden aus H.’s Leben, und zwar folgende: Böhmisch-Leipaer Wochenblatt 1858, Nr. 3: „Lebensskizze“. – Bote für Tirol und Vorarlberg 1858, Nr. 15, S. 63: „Nachruf von Schallhammer“; Nr. 18, S. 75: „Lebensskizze“. – Bozner Zeitung 1858, Nr. 6 u. 7: „Lebensskizze“. – Deutschland (polit. Parteiblatt in Frankfurt a. M.), belletr. literar. Beilage, 1858, Nr. 19: „Nachruf auf den Heldenpriester Haspinger“. – Didaskalia (Frankfurter Unterh. Blatt, 4°.) 1858, Nr. 20: „Lebensskizze“. – Frankl (L. A.), Sonntagsblätter 1845, Nr. 25: „Ein Weniges über Todte und etwas mehr über einen Lebendigen“. Von Wilhelm Gärtner [unter dem „Lebendigen“ ist Haspinger gemeint]; – Dieselben 1848, S. 745: „Aus dem wällisch-tirolischen Kriege im Jahre 1848. Der alte Haspinger“. Von Dr. Adolph Pichler. – Hirtenfeld (J.), Oesterreichischer Militär-Kalender für 1859 (Wien, kl. 8°.) Jahrg. X, S. 93. – Illustrirte Zeitung (Leipzig, J. J. Weber, kl. Fol.) 1855, Nr. 637 (15. Sept.) S. 187: „Der Heldenpriester Joachim Haspinger mit H.’s Porträt auf S. 189]. – Männer der Zeit. Biographisches Lexikon der Gegenwart (Leipzig 1860, Carl B. Lorck. 4°.) Erste Serie, Sp. 872. – Militär-Zeitung, herausg. von J. Hirtenfeld (Wien, 4°.) 1858, Nr. 8, S. 61: „Nekrolog“. – Neue Zeit (Olmützer polit. Journal) 1858, Nr. 20 u. 21: „Lebensskizze“. – Oesterreichisches Militär-Konversations-Lexikon, herausg. von J. Hirtenfeld (Wien 1850, Lex. 8°.) Bd. III, S. 74 [mit der irrigen Angabe, daß H. am 18. October 1773 statt 28. October 1776 geboren sei]. – Peternader (Anton), Tirols Landes-Vertheidigung nebst interessanten Biographien und Skizzen merkwürdiger Tiroler Landesvertheidiger (Innsbruck 1853, A. Witting, 8“) Theil 3, S. 214 [mit dem eben nicht getroffenen Porträte Haspinger’s (aus C. A. Czichna’s lithogr. artist. Anstalt in Innsbruck)]. – Salzburger Kirchenblatt 1858, Nr. 3, S. 21: „Joachim Haspinger. Lebensskizze“, vom k. k. Hauptmann R. v. Schallhammer. – Salzburger Landes-Zeitung 1855, Nr. 215–220: „Der Heldenpriester Joachim Haspinger“ [aus der Leipziger Illustrirten Zeitung nachgedruckt); – Dieselbe 1858, Nr. 29 u. 30: „Haspinger’s klerikales Wirken aus seinen hinterlassenen Papieren“, von Ant. R. von Schallhammer. – [BLKÖ:Staffler, Johann Jacob|Staffler (Joh. Jakob)]], Das deutsche Tirol und Vorarlberg, topographisch mit geschichtlichen Bemerkungen in 2 Bänden (Innsbruck 1847, Fel. Rauch, 8°.) Bd. II, S. 338. – Volks- und Schützen-Zeitung 1858, Nr. 22: „Zur Charakteristik Haspinger’s“. – Wanderer (Wiener polit. Journal) 1848, Nr. 126 [berichtet über den Zug Haspinger’s und Karl von Hofer’s mit den Tiroler Freiheitskämpfern, als sie im Jahre 1848 sich nach Tirol begaben]; – Derselbe 1858, Nr. 79: „Haspinger’s letzte Siege“ (im J. 1809). – Wiener Courier (polit. Journal) 1858, Nr. 15: „Joachim Haspinger, der kriegerische Mönch“ [nach diesem ist H. am 18. October 1773 geboren; dieser Aufsatz enthält auch das schöne Gedicht [39] „Contingent der Kapuziner“, dessen Autor Dr. Flir ist]. Bemerkenswerth ist es wohl, daß Werke wie Ersch und Gruber’s „Encyklopädie“, das Brockhaus’sche, Wigand’sche „Conversations-Lexikon“ und die Nouvelle Biographie générale, publ. sous la direction de M. le Dr. Hoefer einen Namen wie jenen Haspinger’s nicht enthalten.
I. b) Ueber Haspinger’s Familie. Haspinger war der älteste Sohn seiner Eltern. Sein Vater hieß Johann Simon und seine Mutter war eine geborne Ursula Todtenmoser. Joachim’s Geschwister waren: Jacob (geb. 7. Juli 1778, gest. 3. Jänner 1844), dessen Sohn, Gabriel, nun Eigenthümer der kleinen vom Großvater auf den Vater übergegangenen Liegenschaft ist; Maria (geb. 21. November 1781, gest. 4. April 1842); Andreas (geb. 31. August 1783, als Kind gestorben); Anna (geb. 20. April 1787), welche nach St. Magdalena den Bauer Steinmeier heirathete und das Unglück hatte, im Jahre 1818 durch einen Baum erschlagen zu werden; Magdalena (geb. 13. Juli 1794), welche sich zum ersten Male mit dem Schullehrer Leitl zu Wolfpassing in Niederösterreich, zum andern Male mit dem Weinbauer Jatschka allda verehlichte. Als Haspinger starb, lebte diese Schwester noch und war Erbin seines unbedeutenden Vermögens. [Vergl.: Innsbrucker Tag-Blatt 1855, Nr. 205.]
I. c) Haspinger’s Charakteristik. Bezeichnend ist die Charakteristik, welche Staffler von Haspinger entwirft: „Der Kapuziner Joachim Haspinger ist eine originelle Erscheinung im tirolischen Insurrections-Kriege. Hat auch eine allgemeine Begeisterung für die Sache des Landes und des Kaisers die Volksbewegung geleitet, so steigerte sich diese bei Haspinger bis zur kühnsten Schwärmerei. Alle seine Ideen und Pläne, alle seine Reden und Handlungen concentrirten sich in diesem einen Brennpuncte so fix und schroff, daß er in eine ruhige Vergleichung des Erreichbaren mit dem Wünschenswerthen nie einging, daß er keine Gefahr für abschreckend und kein Hinderniß für unüberwindlich ansah, daher selbst den Gedanken an die Möglichkeit des Gegentheiles aus dem Kreise seiner Ueberlegung ausschloß. Dabei war er vom feurigsten Temperamente, muthig und keck bis zur Verwegenheit. Fast immer sah man ihn in den vordersten Reihen. Wich Einer oder der Andere vor dem grausen Kugelregen zurück, so verwies er dieß fast immer mit heftig zürnenden Worten, selten beruhigend. Einem jungen Burschen, der zaghaft meinte, daß er da seines Lebens nicht sicher sei, sagte er in festem Tone der Zuversicht: „Es geschieht dir nichts; – sieh dort jenen Officier zu Pferde, ziele gut.“ Der Knabe schoß und der Officier fiel. Haspinger deutete auf einen zweiten, und auch dieser fiel. – Als einmal (es geschah in der Nähe des Sarntheinhofes am Berge Isel) ein feindlicher Soldat ihn mit dem Bajonnet niederzustechen drohte, legte schnell ein Schütze auf seiner (Haspinger’s) Schulter an und tödtete den gefährlichen Gegner; dabei verbrannte dem Pater zur Hälfte der Bart. Seit jener Zeit – so sagte er selbst öfters – war ihm jede Gefahr gleichgiltig und hätte er auch vor einer geladenen Kanone gestanden. Diese Ruhe, diese Sicherheit mitten im Kampfe, seine populäre Beredsamkeit und der Nimbus, der in den Augen des Volkes das Mönchthum umgab (denn sehr klug, hatte er während des Krieges das Mönchskleid nie abgelegt), verlieh ihm das Ansehen und die Macht eines höheren Wesens – wirkten zauberartig auf seine Leute. Auch seinen Feinden war er bedeutender als irgend ein Insurgentenführer; sie schienen ihn wirklich mehr als andere zu fürchten. Als Haspinger in Golling lag. ritt er Frühmorgens nach dem Schlosse, las dort die Messe und nahm ein Frühstück. Währenddem wurde unten schon attaquirt. Er ritt den Berg herab; die Baiern sahen ihn und zogen sich schnell zurück (Zeugniß seines Reitknechtes). Allerdings steht Haspinger unter den hervorragendsten Männern jener Tage, und sein Name bleibt unzertrennlich von der tirolischen Insurrectionsgeschichte, wie der Name Speckbacher; allein rühmlicher würde er in derselben aufgezeichnet stehen, hätte er seine unbesonnenen abenteuerlichen Pläne nicht so hartnäckig verfolgt, wäre er nicht taub geblieben gegen wohlbedachte und gründliche Vorstellungen, und unduldsam gegen alle jene, die seinen fixen Ideen nicht huldigten. Sein schwärmerisches Feuer verglomm auch nach Jahren noch nicht. So gerieth der alte kriegerische Mönch immer in eine heftige Aufwallung, wenn er auf die Tiroler-Affairen des Jahres 1809 zu sprechen kam. So donnert es (damals lebte H. noch) bei ihm noch immer von innen, wie im Berge Aetna, wenn auch den Scheitel Schnee bedeckt.“
II. Haspinger’s fünfzigjährige Jubelfeier seines Priesterstandes. Salzburger Landeszeitung 1855, Nr. 206–210: „Die fünfzigjährige Jubelfeier H.’s“. [Dieselbe fand am [40] 9. September 1855 Statt; es werden in diesen Nummern alle Auszeichnungen und Ehren, die dem Heldenpriester an diesem festlichen Tage widerfuhren, aufgezählt; darunter die Festreden und Gedichte zu Ehren von Haspinger’s 50jährigem Priesterjubiläum; erstere von Karl Edlen v. Hofer und Anton Ritter v. Schallhammer; letztere von Castelli, Johann Danninger, Ludwig Diernacher, Johann Nep. Höltzl und Franz Stelzhammer; ferner stehen in den bezeichneten Blättern auch mehrere Adressen und Schreiben, an Haspinger aus diesem Anlasse gerichtet, abgedruckt.] – Wiener Kirchenzeitung, herausgegeben von Sebastian Brunner, 1855, Nr. 77, S. 620 [über H.’s 50jähriges Priesterjubiläum]; auch im Oesterr. Bürgerblatt 1855, Nr. 167. – Neue Salzburger Zeitung (Abendblatt) 1855, Nr. 206: „Pater Joachims Haspinger’s Secundiz“.
III. Tod und Leichenfeier. Allgemeine (Augsburger) Zeitung 1858, Nr. 18, S. 273: „Haspinger’s Bestattung“. [Seine Bestattung fand am 14. Jänner 1858 um 4 Uhr Nachmittags Statt; auf seinem Sarge lagen das Meßbuch und zwei Schwerter. Eine Compagnie vom 1. Bataillon des k. k. Tiroler Jäger-Regiments, das im Jahre 1823 die Asche Andreas Hofer’s von Mantua nach Innsbruck überbrachte, führte H.’s Leichenconduct. Dasselbe Blatt bringt S. 228 die Nachricht, Haspinger sei in Wien gestorben. Das ist unrichtig; er starb in Salzburg. Merkwürdiger Weise fiel H.’s Bestattung mit jener Radetzky’s in Mailand auf denselben Tag und in dieselbe Stunde.] – Volks- und Schützen-Zeitung 1858, Nr. 33 [theilt die Allerhöchste Entschließung Sr. Maj. des Kaisers Franz Joseph mit, daß Haspinger’s Leiche in der Hofkirche zu Innsbruck neben jener Hofer’s beigesetzt werden soll; zugleich spricht sie den Wunsch aus, daß auch jene Speckbacher’s, als des „Dritten im Todtenbunde“, von Hall an die Seite der zwei Heldengenossen gesetzt werde]. – Der Politiker, redig. von Moriz Bermann (ein Journal, das nur kurze Zeit – etliche Wochen – in Wien herauskam), 1858, Nr. 6. [Nachrichten über Haspinger’s Testament. Demselben zufolge sandte Hauptmann Ritter von Schallhammer, der mit der Vollstreckung des letzten Willens des Heldenpriesters betraut war, 35 Documente, 14 Originaladressen zu H.’s Secundiz, 48 Predigten (Autographen), mehrere Gegenstände, deren sich H. in den denkwürdigen Tirolerkämpfen bediente, und noch Anderes, als Psalter, Cruzifix, ein Porträt in Oel gemalt, an das Ferdinandeum nach Innsbruck. Dasselbe wird auch in der „Presse“ 1858, vom 18. März mitgetheilt. Der Vermögensstand Haspinger’s bei seinem Tode betrug 44 fl.; so starb der Heldenpriester wahrhaftig als armer Kapuziner (vergl. die Volks- und Schützen-Zeitung 1858, Nr. 95).]
IV. Gedichte an Haspinger. Deutschland (polit. Parteiblatt in Frankfurt a. M.), belletr. literar. Beilage, 1858, Nr. 26: „Ein Lied vom alten Haspinger“, von Alex. Kaufmann. – Flir (Dr.), Bilder aus den Kriegszeiten Tirols (Innsbruck 1846, 12°.) [diese enthalten das schöne Gedicht: „Das Contingent der Kapuziner im Jahre 1809“]. – Julius von der Traun, Dem Pater Joachim Haspinger zu seinem fünfzigjährigen Priesterjubiläum am 9. September 1855 (Salzburg, Zaunrith’sche Buchhandl., 4 S. 4°.), [Gedicht. Des Dichters wahrer Name ist Dr. Julius Schindler, Mitglied (1861) des niederösterreichischen Landtages und aus diesem auch in den österreichischen Reichsrath gewählt.] – Pesth-Ofner Zeitung 1858, Nr. 13 [theilt im Feuilletonbriefe aus Wien J. N. Vogel’s treffliches Gedicht auf Haspinger mit]. – Salzburger Landes-Zeitung 1856, Nr. 246: „Zur achtzigsten Geburtsfeier H.’s“, von Johann Danninger. – In Chr. Schneller’s Gedichten, betitelt: „Aus den Bergen“ (Nürnberg 1858, Bauer und Raspe), befindet sich ein herrliches Gedicht, betitelt: „Haspinger“ [auch abgedruckt im Boten für Tirol und Vorarlberg 1858, Nr. 20, S. 85]. – Stelzhammer (Franz), Der Kapuziner Rothbart im Paß Lueg. Ein Gedächtnißblümlein in den Ehrenkranz zu dessen Secundiz zu Salzburg am 9. September 1855 (Zaunrith’sche Buchdruckerei, 4 S. 4°.) [auch abgedruckt in der Salzburger Landes-Zeitung 1855, Nr. 210, S. 834]. – Bozner Zeitung 1858, Nr. 8: „Ein Lorbeer-Reis auf Haspinger’s Grab“, von Johann Dininger. – Der Hausfreund. Zugabe zum Pusterthaler Boten 1858, Nr. 5: „Lorbeerreis auf Haspinger’s Grab“. – Volks- und Schützen-Zeitung 1858 (XIII. Jahrg.) Nr. 13: „Nachruf an P. J. Haspinger“.
V. Porträte. 1) Unterschrift: Tiroler Helden-Priester Joachim Haspinger (Salzburg, Zaunrith’sche Buchdruckerei); – 2) lithogr. von Valerio (Innsbruck, Unterberger, Fol.). – [41] Auch besteht eine Photographie Haspinger’s, angefertigt von Franz Segl in Salzburg, nach welcher der Holzschnitt in der „Illustrirten Zeitung“ ausgeführt wurde.

Berichtigungen und Nachträge

  1. E Haspinger, Joachim [Bd. VIII, S. 34].
    Schick, Deutsche Mannhaftigkeit wider welsche Anmaßung, oder Hofer, Spekbacher, Haspinger. Drei Heldenbilder aus der nationalen Erhebung der Tiroler im Jahre 1809 (Reutlingen 1859, Enslin, 8°.). – Volks- und Schützen-Zeitung (Innsbruck, 4°.) 1858, Nr. 22: „Zur Charakteristik Haspinger’s“. – Presse (Wiener polit. Blatt) 1865, Nr. 237, im Feuilleton: „Zwei Tiroler aus dem Jahre 1809“. [Band 28, S. 347]