BLKÖ:Prinzhofer, August

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Prinzhofer, Karl
Band: 23 (1872), ab Seite: 311. (Quelle)
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Prinzhofer, August (Bildnißmaler, geb. zu St. Veit in Kärnthen 10. September 1817). Sohn des damaligen Directors der Obersteiner Gewerkschaften Karl Prinzhofer [siehe S. 313 d. Qu.] aus seiner Ehe mit Aloisia von Rinn, erhielt den ersten Unterricht im Zeichnen in der Zeichenschule zu Klagenfurt, wo er auch die Gymnasial- und Lycealstudien beendete. Schon in früher Kindheit zeigte er eine entschiedene Naturanlage für die Kunst, denn schon als dreijähriger Knabe zeichnete er mit der Kohle aus dem Spiegel sein eigenes Bildniß mit unverkennbarer Aehnlichkeit. Da sein Vater mit seinem Entschlusse, sich der Kunst zu widmen, einverstanden war, nahm er ihn, damit er sich an der Quelle der Kunst in derselben ausbilde, im Jahre 1836 nach Italien mit, wo aber die damals dort wüthende Cholera beide zur Rückkehr nöthigte, worauf P. seinen Entschluß, Künstler zu werden, vor der Hand aufgab und nach Wien reiste, um sich daselbst dem Studium der Rechte zu widmen. Aber schon nach kurzer Zeit erwachte der alte künstlerische Drang in ihm und gab ihm keine Ruhe, bis er nach Venedig reiste, wo er durch zwei Jahre mit großem Eifer an der dortigen Akademie Kunststudien machte, zugleich aber an der Universität zu Padua die Rechtsstudien beendete. Verschiedene Einflüsse machten ihn aber in seinem Entschlusse, die Kunst zu seinem Lebensberufe zu wählen, von Neuem wankend, und er kehrte in sein Vaterland zurück, wo er sich zu Klagenfurt den praktischen Prüfungen aus dem Richteramte unterzog. Zu jener Zeit versuchte er sich zuerst in der Lithographie von Porträten, wobei jedoch die damals noch unzureichenden Druckanstalten Klagenfurts den Künstler nichts weniger als zu befriedigen vermochten. Im Jahre 1844 erhielt er eine Anstellung als Auscultant bei dem Wiener Civilgerichte, huldigte aber in den Nebenstunden der ihm lieb gewordenen Bildnißmalerei. Die Erfolge in derselben wuchsen von Tag zu Tag, und endlich nahm letztere Beschäftigung seine Zeit so sehr in Anspruch, daß er bald nicht mehr im Stande war, den Anforderungen seines amtlichen Berufes zu genügen, worauf er denn seiner ursprünglichen Bestimmung zum dritten Male, dieses Mal aber für immer untreu wurde. Die theils lithographirten, theils gemalten Bildnisse, welche P. während seines Aufenthaltes in Wien vollendet [312] hatte, machten ihn bald zu einem sehr beliebten Künstler und brachten ihm ebenso allgemeine Anerkennung wie reichen Gewinn. Prinzhofer war neben Kriehuber bald der Porträtmaler des Tages. Dabei arbeitete er ungemein fleißig und rasch, daher die Zahl der von ihm vollendeten Porträte eine bedeutende Höhe erreicht. Während seines Aufenthaltes in Wien, der sich etwa auf ein Decennium beläuft, hat wohl P. über ein halbes Tausend lithographirte Porträts und ebensoviel in Aquarell und Oel gemalte Bildnisse ausgeführt. Leider ist bei der Entfernung des Künstlers von Wien der Herausgeber dieses Lexikons nicht im Stande [wie er es bei Kriehuber gethan] ein alphabetisches Verzeichniß der. Bildnisse der interessanten Persönlichkeiten, welche Prinzhofer lithographirt, anzufertigen, es mögen also hier nur einige wenige Andeutungen folgen, aus welchen der Ruf und die Beliebtheit Prinzhofer’s erhellen. P. war der Lieblingsmaler des Wiener hohen Adels, der ihn unausgesetzt beschäftigte und bei dem namentlich seine in Aquarellmanier mit eigens dazu bereiteten Oelfarben gemalten Bilder großer Beliebtheit sich erfreuten. Im December 1848 hat P. das erste Porträt Sr. Majestät des jetzt regierenden Kaisers Franz Joseph I. nach dessen Thronbesteigung in Olmütz nach der Natur gezeichnet. Auch ist von ihm das erste Bildniß Pius IX. wenige Stunden nach seiner Wahl zum Papste in Rom gezeichnet und nach der von ihm nach Wien geschickten Zeichnung lithographirt worden. Von seinem Griffel rühren die Bildnisse der Helden des Tages des Jahres 1848, sowohl der Revolutionsmänner, wie der tapferen Kämpen des italienischen und ungarischen Kriegsschauplatzes. Auf dem ungarischen Reichstage zu Preßburg lithographirte P. im Jänner 1848 auf Bestellung eines Kunsthändlers den damaligen Deputirten Ludwig Kossuth; dieses Bildniß war bald in tausenden von Exemplaren verbreitet, machte den Weg nach allen Richtungen des Continents – man sprach von 50.000 Exemplaren – und diente als Original zu allen späteren bildlichen Darstellungen des Agitators, denn Kossuth soll, wie das Gerücht sagt, keinem Maler mehr zu einem Bilde gesessen sein. In Folge der durch die große Menge von Arbeit veranlaßten Anstrengung – denn P. hatte, wie es der Herausgeber dieses Lexikons als Augenzeuge sah, oft ein Viertelhundert von Bildnissen zugleich in Ausführung – verfiel P. im Jahre 1854 in eine schwere Krankheit, so daß er alle ferneren Arbeiten einstellen mußte und sich nach seiner Heimat begab, wo er sich während einer zweijährigen Ruhe im väterlichen Hause vollends erholte. Nun nahm P. wieder seine Arbeiten auf, von denen unter anderen das Album bemerkenswerth ist, welches die Stände Kärnthens Ihrer Majestät der Kaiserin anläßlich der Geburt des Kronprinzen verehrten. Es enthält zehn Aquarellbilder, darstellend kärnthnerische Nationaltrachten mit Porträten aus den bezüglichen Gegenden. Von den von Prinzhofer gemalten Bildnissen kärnthnerischer Notabilitäten sind bemerkenswerth die beiden Bischöfe Lidmansky und Valentin Wiery, Ferdinand Graf Egger, Fürst Rosenberg, Paul Baron Hertzerth, Freiherr von Schloißnigg, damaliger Statthalter von Kärnthen, Herr von Scheuchenstuel, Professor Achazel und Andere. Später verließ P. seine Heimat und übersiedelte nach Steiermark, wo er in Gratz seinen Aufenthalt nahm. In den Gratzer Kunstausstellungen [313] begegnete man in den Sechziger Jahren öfters den Bildnissen dieses Künstlers. P. zählt als Porträtmaler zu den besten seines Faches; er hat das seltene Talent, die Personen, die er malt, sehr glücklich zu treffen, dabei charakterisiren ein eigenthümlicher Schmelz in der Behandlung und großer Fleiß in der Ausführung seine Bilder. Ohne sich von der Naturwahrheit zu entfernen, gibt er doch den Köpfen, die er malt, ein ideales Gepräge und erhebt sie dadurch zu Miniatur-Kunstwerken. Vorzüglich versteht er es, durch treffliche Farbenwirkung und durch plastisches Modelliren der Formen mittelst fein abgetönter Licht- und Schattentinten seinen Bildnissen einen besonderen Reiz zu verleihen. P. hat sich durch seine Kunst eine unabhängige Stellung erworben. Als Mensch offen, freimüthig sonst im Umgange äußerst liebenswürdig, versteht er es, dem Hochmuth und Dünkel gegenüber die Unabhängigkeit des Künstlers mit gerechtem Stolze zu wahren. So erzählt man sich, daß, als General Haynau nur in seiner Wohnung von Prinzhofer gemalt sein wollte, dieser Letztere ihm erwiedern ließ, daß, wenn der General sich von ihm malen lassen wolle, er sich in sein Atelier verfügen möge. Auf diese Gegenäußerung bequemte sich der sonst eben nicht nachgiebige Haynau im Atelier Prinzhofer’s zu erscheinen.

Frankl (Ludw. Aug. Dr.), Sonntagsblätter (Wien, 8°.) 1847, S. 200, unter den Kunstnotizen. – Tagespost (Gratzer politisches Blatt) 1863, Nr. 255; 1865, Nr. 108, in der Rubrik: „Gratzer und Provinzialnachrichten“ und im Feuilleton, – Hermann (Heinrich), Handbuch der Geschichte des Herzogthums Kärnthen in Vereinigung mit den österreichischen Fürstenthümern (Klagenfurt 1860 u. f., J. Leon, 8°.) III. Bd. 3. Heft: Culturgeschichte Kärnthens vom Jahre 1790–1857, S. 255 und 426. –