BLKÖ:Bianchi, Duca di Casalanza, Friedrich Freiherr von
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 1 (1856), ab Seite: 373. (Quelle) | |||
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Maria Theresia in den Adelstand erhoben wurde. Nun verließ er Wien und lebte bis zu seinem Tode in Paris. Seinen Sohn Friedrich, Gattin und drei Töchter ließ er in Wien zurück. Anfänglich für den Gewerbestand bestimmt, wurde durch des Jünglings Lust zum Militärstande der obige Vorsatz aufgegeben, und B. kam in die Ingenieurakademie. Dort lag er mit Eifer den Kriegswissenschaften ob, und wurde 1787, als der Krieg gegen die Türken eine Vermehrung an Ingenieur-Officieren erheischte, als einer der besten Zöglinge ausgemustert. B. mußte sogleich zur Armee nach Syrmien, und meldete sich zu dem am 21. Sept. 1788 angeordneten ersten Sturm auf Novi aus eigenem Antriebe; bei dem Sturm auf die Breschfronte am 3. Oct. that er sich so hervor, daß ihn der Monarch zum Oberlieut. beförderte. 1789 war er beim Sturm auf Berbir, und 1790 zeichnete er sich bei Czettin (11.–20. Juli) aus. Im Feldzuge 1792 im Corps des Prinzen von Hohenlohe eingetheilt, wohnte er den Belagerungen von Landau und Thionville, und im folgenden Jahre jener von Valencienne bei. Im Oct. dess. J. ward B. Capitänlieut. im Corps. 1794 (30. April) gab er wieder beim Sturm auf Landrecy Proben seines Muthes, und ward in einem der stattgehabten Gefechte schwer verwundet. [374] 1795 nahm er thätigen Antheil an der Belagerung von Mannheim; 1796 im Hauptquartier Wurmser’s zeichnete er sich bei Salo am lago di Garda aus, wo er zwei Pferde unter dem Leibe verlor, und am 2. Nov. dess. J. bei der Einnahme von Cadine u. Terlago, wo er mit dem Oberlieut. Doller 2 Officiere und 52 Mann gefangen nahm. 1797 focht er im Corps des FZM. Alvinczy, gerieth bei Rivoli an der Spitze der Colonne in Gefangenschaft, aus welcher befreit er schon im März in der Schlacht am Tagliamento unter dem Heldenherzog Karl mitwirken konnte. B.’s Ruf wuchs, der Monarch wies ihn an, den jungen Erzherzog Ferdinand d’Este zu begleiten, und ernannte ihn Febr. 1799 zum Major im Corps. 1804 war er schon Oberst im Regimente Vukassovich Nr. 48, und wurde mit seinem Regimente nach Cattaro beordert, einen von den Montenegrinern unterstützten Aufstand der Albanesen zu unterdrücken. Im J. 1805 war er General-Adjutant bei der Armee in Deutschland, und die Rettung des Erzherzogs Ferdinand, sowie eines Theils des Corps in diesem unglücklichen Feldzuge waren B.’s Werk. 1807 avancirte B. zum GM. Im Feldzuge 1809 commandirte er eine Brigade im 5. Armeecorps, zeichnete sich bei Kirchdorf (20. April), dann im Treffen bei Neumarkt, in der Schlacht bei Aspern, und bei der Vertheidigung des Brückenkopfes bei Preßburg (am 4. u. 5. Juli) durch seinen Heldenmuth und seine trefflichen Dispositionen so aus, daß ihm der Monarch das Ritterkreuz des Mar. Theresienordens verlieh. Im Aug. 1809 wurde Bianchi FML. und General-Inspector in Ungarn, 1810 Inhaber des Reg. Nr. 63 [zur Zeit Nr. 55] und commandirte 1812 die erste Inf.-Div. im Auxiliarcorps, das unter Fürst Karl Schwarzenberg stand. In diesem Feldzuge – der bisher für einen unblutigen galt, und über welchen neuere Erhebungen interessante und genaue Aufschlüsse geben, – bildete Bianchi’s Division das Gros der Armee, das aus 5 Infanterie-Regim. und 2 Grenadier-Bataillons bestand. In den blutigen Gefechten am Wienetz-Bach, bei Verfolgung des Corps des Generals Melissino (8. Aug.); bei Kartuska Beresa (10. Aug.); in der Schlacht bei Bubnie, in welcher Tormassow geschlagen wurde (11. Aug.); in der Verfolgung des Corps der Generale Lambert und Tschaplitz (14., 15. und 16. Aug.); im Gefechte bei Turisk (26. Sept.); bei Wyzulki (8. Oct.); bei der Mühle vor Biala (18. Oct.), und bei Izabelin (16. und 17. Nov.) zeichnete sich B. und seine Division auf das rühmlichste aus, und die Verlusteingaben des Zeitraums vom 10. Juni bis 22. Nov. 1812, welche unter den Todten, Verwundeten, Gefangenen und Vermißten 2 Stabs-, 34 Oberofficiere und 1862 Mann vom Feldwebel abwärts ausweisen, geben Zeugniß dafür, wie wenig unblutig dieser 6monatliche Feldzug gewesen. Nach der Erkrankung des FML. Frimont vollzog B. noch die Räumung Krakau’s. Im folgenden Feldzuge zeichnete sich B. in den Schlachten von Dresden und Kulm aus, und in der Relation des FM. Schwarzenberg heißt es: „Der FML. Bianchi hat sich am 26. auf eine seines Ruhmes würdige Art benommen, und auch am 30. höchst wichtige Dienste geleistet“. In der Schlacht bei Leipzig war B. überall da, wo der Todesengel am schonungslosesten wüthete, und zählte zu denen, welche sich „durch ihr umsichtsvolles Benehmen, durch ihre unermüdete Thätigkeit und ausgezeichnete Tapferkeit in dieser Schlacht, vorzügliche Ansprüche auf die Dankbarkeit des Vaterlandes erworben haben“. Der Kaiser Franz verlieh ihm auch auf dem Schlachtfelde das Commandeurkreuz [375] des Mar. Theresienordens, und der Kaiser Alexander nahm von der Brust des Fürsten Wolkonski das Ordenskreuz und heftete es an B.’s Brust. Nach dem Einzuge der Alliirten in Paris ward B. zum Hofkriegsrathe ernannt. Als Napoleon plötzlich die Insel Elba verlassen, erhielt B., der sich eben auf einer Dienstreise in Neapel befand, den Oberbefehl der 43 Bataillone und 25 Escadronen starken „Armee von Neapel“ u. that sich in diesem Feldzuge ebenso durch die Art seiner Führung, wie die Schnelligkeit der Beendigung desselben hervor. Bei Tolentino lieferte B. dem Könige Murat in der zweitägigen Schlacht die entscheidende Niederlage, am 15. Mai erließ er von Sulmona die merkwürdige Proclamation, worin unbeschränkte Amnestie jedem gewährt wurde, der zu König Ferdinand IV. zurückkehrt. Am 20. Mai schloß er bei Casalanza die Militärconvention, und rückte Tags darauf mit 20,000 Oesterreichern in Capua, wo er den entstandenen Aufruhr erstickte, und am 22. mit dem Prinzen Leopold und dem englischen Gesandten Lord Burghers an der Spitze in Neapel ein. In sechs Wochen hatte B. diesen Feldzug beendet, der Murats Herrschaft stürzte; die Bewunderung Europa’s lohnte den Helden, aber nun folgte auch Auszeichnung auf Auszeichnung; unter diesen war die Verleihung der Herzogswürde von Casalanza durch den König Ferdinand von Neapel. Nun begab sich B. zur Armee nach Südfrankreich. Nach dem Friedensschlusse wirkte er beim Hofkriegsrathe, bis er wegen anhaltender Krankheit um Versetzung in den Ruhestand ansuchend, am 16. März 1824 die Gewährung seiner Bitte erhielt. Seit dieser Zeit lebte er auf seinem Landsitze zu Mogliano bei Treviso in Ruhe der Oekonomie und Lecture. Im J. 1848 hielt ihn die provisorische Regierung als einen Anhänger Oesterreichs in Haft, aus der er befreit wurde, nachdem Welden am 14. Juni Treviso eingenommen. Im J. 1808 hatte sich B. mit Friederike Liebetraut von Maixdorf († 1838) vermält. Aus dieser Ehe hatte er zwei Söhne: Ferdinand, seit 1. April 1849 Oberstlieut. von König Baiern-Dragoner, in Pension, und Friedrich, k. k. FML. (siehe den folgenden). Auch als militärischer Schriftsteller war B. thätig, und die Broschure: „Vertheidigung des Brückenkopfes von Pressburg im J. 1809, herausgegeben um einem k. k. österr. Officier“ (Preßburg 1811, mit 2 Plänen) hat ihn zum Verfasser. Bei seinem letzten Aufenthalte in Sauerbrunn hatte der Held den Wunsch geäußert, durch den ältesten im Bade befindlichen Veteran zur Ruhe bestattet zu werden. Diese Ehre traf den Veteran und Hauptmann Jos. Mayerle, der unter Bianchi gedient, und die Leiche des Helden bis in die Familiengruft nach Mogliano geleitete. B. war nicht nur ein ausgezeichneter Feldherr, sondern auch ein Held im wahren Sinne des Wortes; wissenschaftlich gebildet, ehrte er Wissen auch in Andern; human in seinem Wesen, zählte er zu der kleinen Zahl jener österreichischen Helden, welche im gewaltigen Kampfe Oesterreichs gegen Frankreich Oesterreichs alte Waffenehre gerettet. Der Monarch ehrte des Helden unvergeßliche Verdienste dadurch, daß er Bianchi’s ruhmvollen. Namen der Armee erhielt, und das Regiment des Vaters auf den ihm ebenbürtigen Sohn Friedrich vererbte.
Bianchi, Duca di Casalanza, Friedrich Freiherr von [der Vater] (Feldmarschall, Commandeur des Mar. Theresienordens, Inhaber des Inf.-Regts. Nr. 55, geb. zu Wien 20. Febr. 1768, gest. zu Sauerbrunn bei Rohitsch 21. August 1855). Sein Vater, aus Como in der Lombardie ausgewandert, war Professor der Physik in Wien, wo er die Fürstlich Liechtenstein’sche Gallerie eingerichtet, sich durch seine Barometer berühmt gemacht, und von der Kaiserin- Deutsches Volksblatt, 1855, Nr. 208 und 209. – Militärische Zeitung (Wien, 4°., vormals: Soldatenfreund) 1855, Nr. 95, 108 und 113, und S. 631. – Schwäbischer Merkur, 1855, Nr. 208 [wo irrig der 1. Februar als B.’s Geburtstag angegeben ist]. – Jetztzeit (Wien) 1855, Nr. 36 u. 37. – Lombroso (Giacomo), Vite dei primarj Marescialli e Generali francesi, italiani, ec. che ebbero parte nelle guerre napoleoniche dal 1796–1815 (Milano 1840, Borroni e Scotti, Lex. 8°.) S. 585–624. [376] – Allgem. Encyklopädie der Wissenschaften und Künste. Herausgegeben von J. S. Ersch und J. G. Gruber (Leipzig 1822, Gleditsch, 4°.) I. Sect. 9. Thl. S. 411, von Zipser. – L’art de vérifier les dates, III. partie, Tome V, p. 408 und Tome VII, p. 411 u. 417. – Nouvelle Biographie générale ... publiée sous la direction de M. le Dr. Hoffer (Paris 1853) V. Bd. Sp. 909. – Steger (Fr. Dr.), Ergänzungs-Conversations-Lexikon (Leipzig u. Meißen, Lex. 8°.) XI. Bd. S. 171. – Oestr. Militär-Konversations-Lexikon. Herausgeg. von Hirtenfeld u. Dr. Meynert (Wien 1851) I. Bd. S. 400 (Artikel von Stk. u. Mt.). – Biographie des hommes vivants (Paris 1816, Michaud, 8°.) I. Bd. S. 342. – (Brockhaus) Conversations-Lexikon (10. Aufl.) II. Bd. S. 638. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für gebildete Stände (Hildburghausen 1845) IV. Bd. 4. Abtheil. S. 818. – Iscrizioni pei solenni funerali celebrati nella chiesa arcipretale di Mogliano a sua Eccellenza il nobile Signore Federico dei Baroni Bianchi, Duca di Casalanza ec. il 6 Settembre 1855 (s. l. e t. ind.). – Oestr. National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann, (Wien 1835, 6 Bde.) I. Bd. S. 293. – Hellbach (Johann Christ. v.), Adels-Lexikon (Ilmenau 1825, Voigt) I. Bd. S. 137. – Porträt: Unterschrift: Bianchi Federico Maresciallo luogotenente ec., nato in Vienna nel 1768 (de Maurizio dis. Gandini incise).[BN 1]
Berichtigungen und Nachträge
- ↑ E Bianchi, Duca di Casalanza, Friedrich Freiherr, Feldmarschall-Lieutenant [s. d. Bd. I, S. 373].
- Bald nach seinem Tode erschien eine umfassende Biographie des Generals unter dem Titel: „Friedrich Freiherr Bianchi Duca di Casalanza“ (Wien 1857, Sommer, 615 S. 8°., mit Porträt) [vergl. darüber die von J. Hirtenfeld herausgegebene Militär-Zeitung 1857, Nr. 29]. [Band 11, S. 370]