BLKÖ:Schwarzenberg, Karl Philipp Fürst
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 33 (1877), ab Seite: 94. (Quelle) | |||
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Johann Nepomuk Anton, aus dessen Ehe mit Maria Eleonore Gräfin Oettingen-Wallerstein und erster Chef des zweiten Majorates des Fürstenhauses Schwarzenberg. Von der Wiege an zum Kriege bestimmt, erhielt [95] er eine seinem künftigen Stande angemessene Erziehung, wobei auf Abhärtung des Körpers, aber auch auf wissenschaftliche Ausbildung gesehen wurde. Sein eigentlicher Erzieher war Franz Joseph von Haßlinger, nachmaliger Bevollmächtigter des Fürsten Joseph, überdieß unterrichteten ihn in den schönen Wissenschaften der Krumauer Gymnasial-Professor von Vseteczka, in den philosophischen Disciplinen Johann Mayer, damals Director der philosophischen Studien in Wien, und in der reinen und angewandten Mathematik der Normalschuldirector Bauer. Mit 16 Jahren betrat er die militärische Laufbahn als Unterlieutenant im damaligen Regimente Wolfenbüttel, in welcher Eigenschaft er zur Dienstleistung bei dem k. k. Feldmarschall-Lieutenant Grafen Lacy, dann bei dem k. k. General der Cavallerie Joseph Kinsky und zuletzt bei dem Feldmarschall Baron Loudon angestellt war und dem Feldzuge gegen die Türken im Jahre 1786 beiwohnte. Schon damals zeichnete sich der Fürst durch seine Entschlossenheit und Tapferkeit aus. Einer auf Streifung ausgeschickten Abtheilung sich anschließend, sprengte er, sobald er die Feinde gewahrte, mit seinem – nachmals bei Leipzig in der Elster ertrunkenen – Freunde, Fürsten Poniatowski auf dieselben los, entwaffnete mit eigener Hand einen Spahi und führte seinem Feldherrn den Gefangenen vor. Ein anderes Mal, als er eben wieder mit Poniatowski auf der Jagd sich befand, ward er und sein Freund von den Albanesen überfallen, aber die beiden jugendlichen Helden ließen sich nicht bemeistern. Sie hielten so lange Stand gegen ihre Gegner, bis die herbeieilenden Jäger ihnen im Kampfe halfen. Die Albanesen wurden in die Flucht geschlagen und zwei Gefangene gemacht. In dieser Zeit lebte der junge Fürst in regem freundschaftlichem Verkehre mit dem schon genannten Fürsten Poniatowski, mit dem Fürsten Dietrichstein, dem jüngeren Prinzen de Ligne, deren Namen in den späteren Feldzügen ihren alten Glanz, den leuchtenden Ruhm ihrer alten Geschlechter bewährten. Wegen seines tapferen Verhaltens bei dem Sturme auf Sabacz, wo er mit eigener Hand das Pfahlwerk umstürzen half, wurde er zum Hauptmann ernannt. Damals lernte auch der Kaiser Joseph den jungen tapferen Prinzen kennen und dieser behielt zeitlebens den Eindruck, den der Anblick des edlen menschenfreundlichen Monarchen auf ihn gemacht. Auf seinen Wunsch erhielt 1789 der damals 18jährige Prinz eine Anstellung im Hauptquartiere des Feldmarschalls Loudon, wo er neue Proben seines Muthes ablegte, durch ein schweres Fieber aber verhindert war, der Erstürmung Belgrads beizuwohnen und vielmehr auf den Gütern in Böhmen sich erholen sollte. Hier sollte ihn bald doppeltes Leid heimsuchen, erst der Tod seines Vaters und als er noch tief erschüttert nach Krumau sich begab, wo die Aufstellung des Heeres gegen Preußen Statt fand, der seines geliebten Erziehers. Im Jahre 1790 – noch nicht 20 Jahre alt – war der Fürst bereits Major und fungirte bei der Kaiserkrönung Leopold II. zu Frankfurt als erster Wachtmeister der Arcieren-Leibgarde. Die darauf folgende Zeit in Wien widmete er der Fortsetzung seiner militärischen und wissenschaftlichen Ausbildung, betrieb fleißig die Lectüre der Schriftsteller[WS 1] des classischen Alterthums und entwickelte als guter Schütze, Reiter und Fechter alle Eigenschaften eines tapferen, kampfbereiten Kriegers. Nach der Erklärung zu Pillnitz, [96] im August 1791, womit die Gräuel eines ein Vierteljahrhundert langen Krieges ihren Anfang nahmen, wurde der damals 20jährige Fürst dem berühmten Wallonen-Regimente Latour-Dragoner – nachmals Windisch-Grätz-Chevauxlegers – zugetheilt und im Regimente als so junger Stabsofficier kalt empfangen. Bald aber gewannen ihm sein einnehmendes Betragen im Regimente und sein glänzender Muth vor dem Feinde die Achtung der auserlesenen Reiterschaar. Er überfiel die Außenwerke der Festung Philippeville mit glänzendem Erfolge, bewies in mehreren kleineren Kämpfen große Tapferkeit und zeichnete sich im Gefechte bei Estreuf besonders aus. 1793 kam er als Oberstlieutenant zu dem damaligen Uhlanen-Freicorps Blank, welches zu jener Zeit in Galizien stand, als eben Blücher die leichten Truppen der preußischen Vorhut commandirte. Um diese Zeit machte der Fürst bei einer Recognoscirung einen Sturz mit dem Pferde, welcher von Vielen für die Ursache seiner späteren körperlichen Uebel angesehen wurde. Nun kam er mit seinem Corps zur Avantgarde des Prinzen Coburg, welcher 1793 in den Niederlanden commandirte. Daselbst nahm er siegreichen Antheil an der Schlacht bei Neerwinden, half den Angriff Dampierre’s am 1. Mai 1793 auf die Stellung des Prinzen Coburg bei Onnaing vereiteln und führte mit kleinen Abtheilungen Streifzüge aus, in denen er über den oft stärkeren Gegner den Vortheil behielt. Zu Anfang des Jahres 1794 ernannte ihn der Kaiser zum Obersten des Kürassier-Regiments Wallis, welches damals zur Aufwartung in Wien sich befand; aber der Fürst verzichtete lieber auf die Beförderung, um den Kriegsschauplatz nicht verlassen zu müssen; so ernannte ihn denn der Kaiser noch im Februar d. J. zum Obersten bei Zeschwitz-Kürassieren, als welcher er sich vorerst bei dem Angriffe, den Prinz Coburg auf die verschanzte Stellung des Feindes bei Premont hatte unternehmen lassen und dann durch seine herrliche Reiter-Attaque bei Cateau auszeichnete. Der Feind hatte nämlich, um den Entsatz von Landrecy zu bewirken, mit beiläufig 90.000 Mann die Verbündeten an der Sambre angegriffen. 30.000 derselben unter General Chapuy bedrängten, von einem dichten Nebel begünstigt, den von dem Herzoge von York befehligten rechten Flügel. Das Heer der Alliirten befand sich in einer höchst gefährlichen Situation. „Nur ein Reiter-Angriff kann uns retten“, rief der Herzog, und Feldmarschall-Lieutenant Otto[WS 2] erwiederte: „Und ich kenne Jemand, der ihn führen wird“. Der Feldmarschall-Lieutenant schickte sofort nach dem Fürsten. Dieser, die Lage überschauend, hatte alsbald entdeckt, daß der Feind im Siegeswahne unterlassen hatte, den linken Flügel zu decken. Entschlossen stellte er sich nun an die Spitze seines Regiments, welchem noch zwölf Schwadronen schwerer englischer Reiterei beigegeben waren, und zog, geführt von dem Rittmeister Mecsery, der die Stellung des Feindes und das Terrain kannte, nach dem äußersten rechten Flügel und von da ungesehen durch Vertiefungen in die nächste Nähe des Feindes. Daselbst standen ihm etwa 2000 Pferde entgegen, aber der Fürst ließ dem Gegner nicht Zeit, sich zu besinnen, mit der ganzen Wucht seiner Reiter warf er sich auf die Franzosen und wie vom Sturme zerstoben, suchte diese Rettung in der Flucht. Indessen suchte die feindliche Infanterie durch einen Kartätschenregen sich die Unsrigen vom Leibe zu halten. Aber die Reiter des Fürsten [97] Karl Philipp ließen sich durch die Kugeln nicht beirren, sprengten in die in Schlachtordnung aufgestellten Massen, warfen eine nach der andern, sprengten eine Linie nach der andern und die dreißigtausend Mann starke Heeresabtheilung der Franzosen befand sich mit einem Male in wilder regelloser Flucht, 2000 Franzosen deckten die Wahlstatt, ihr General und sein Gefolge wurden gefangen, 32 Kanonen mit 29 Munitionskarren erobert. Die Folge dieses Reiterangriffes war der Rückzug des Feindes und der Fall von Landrecy. Nach der Rückkehr in’s Lager ließ der Fürst seine Schwadronen unterm Schalle der Trompeten aufmarschiren. 22 Kanonen, so viele waren bis dahin aufgebracht worden, wurden als Trophäen aufgeführt, kein Mann im ersten Gliede war unverwundet. Das ganze Heer jubelte laut auf, mit Stolz blickten die kühnen Reiter auf ihren, wie durch ein Wunder unverwundet gebliebenen, aber mit Blut übergossenen 23jährigen Oberst, der Kaiser aber, der selbst anwesend war, schmückte den Fürsten an Ort und Stelle mit dem Ritterkreuze des Maria Theresien-Ordens. Ueberdieß wurde ihm dasselbe in der 33. Promotion (vom 25. Mai 1794) von dem Ordenscapitel für eine im verflossenen Jahre als Uhlanen-Oberstlieutenant vollbrachte Waffenthat zuerkannt. Nachdem er die erste Hälfte des Winters 1795 im Kreise seiner Familie verlebt, kehrte er bei Beginn des Feldzuges des genannten Jahres zur Armee zurück und focht mit seiner Truppe im zweiten Treffen des österreichischen Heeres am Main, dann bei Heidelberg an der Pfriem und bei Frankenthal. Der Waffenstillstand führte ihn nach Wien zurück, aber im Frühjahre 1796 glänzt wieder sein Name in den blutigen Gefechten an der Nidda, und während des Rückzuges bis hinter die Raab, und in den Schlachten bei Amberg und Würzburg. Nach den Gefechten bei Limburg wurde er General-Major. Nun folgte ein wechselvolles Leben: erst ging er mit leichten Streiftruppen mit dem Erzherzoge an den Oberrhein; später zu dem Feldmarschall-Lieutenant von Hotze während der Belagerung von Kehl in die Pfalz, eilte sodann, von dem Erzherzoge nach Italien gerufen, über Tirol dahin, kehrte darauf wieder an den Rhein zurück und commandirte bis November 1797 die Vorposten um Mannheim. Als nach kurzer Ruhe, 1799, der Krieg auf’s Neue begann, führte der Fürst als General-Major die Vorhut des Heeres in Deutschland, focht bei Osterach, Stockach, nahm Donaueschingen und beobachtete, während der Erzherzog gegen die Schweiz operirte, den Rhein. Bald selbst nach der Schweiz gezogen, kämpfte er an der Ave und Limmat, bildete wieder, als der Erzherzog nach dem Mittelrhein sich wandte, die Vorhut des Erzherzogs, vertrieb den französischen General Baraguay d’Hilliers aus Heilbronn, jagte die Franzosen aus Seinsheim und wirkte in hervorragender Weise bei der Erstürmung von Mannheim. Noch bestand er mehrere Gefechte gegen die Uebermacht Ney’s bei Heidelberg, als ihn Krankheit nöthigte, den Kriegsschauplatz zu verlassen und Genesung in der Pflege seiner ihm mittlerweile angetrauten Gemalin, der verwitweten Fürstin Eßterházy geborenen Gräfin Hohenfeld, zu suchen. Im Feldzuge des nächsten Jahres (1800) eilte der Fürst, nunmehr Feldmarschall-Lieutenant, wieder zum Heere und wie traurig die Erfolge dieses Feldzuges, sein Name fehlte niemals unter den Tapfersten der Tapferen, denen das Kriegsglück den Rücken gekehrt. Vor der Schlacht bei Hohenlinden [98] hatte er den Feind aus allen Positionen an die Isar geworfen, am Schlachttage selbst bis nahe vor Hohenlinden vordringend, umringt und sich zu ergeben aufgefordert, machte er sich und seine Division durch einen mit großer Umsicht ausgeführten Angriff frei. Als am 18. October Erzherzog Karl den Oberbefehl über das zerstreute, fliehende und entmuthigte Heer übernahm, theilte er dem Fürsten den Befehl der Nachhut – die schwierigste Aufgabe bei einer flüchtenden Armee – zu. Aber der Fürst löste dieselbe mit Umsicht und Mannesmuth. Vom siegestrunkenen Feinde hart gedrängt, sammelte er die zersprengten Abtheilungen der Nachhut, verwandelte die bisherige wilde Flucht in einen geregelten Rückzug und verschaffte dem Hauptheere die möglichste Erholung, bis der Abschluß des Waffenstillstandes seinen Anstrengungen ein Ziel setzte. Der Erzherzog würdigte die Verdienste, welche der Fürst bei dieser Gelegenheit sich erworben, und deren Bedeutung in wenigen Worten darzustellen kaum möglich ist, dadurch, daß er zwei Tage nach Abschluß des Waffenstillstandes vom Kaiser die Ernennung Schwarzenberg’s zum Inhaber des 2. Uhlanen-Regiments erbat, das bereits in früheren Tagen unter dem Fürsten als seinem Oberst und dann auch später unter Fürst Liechtenstein so herrliche Dienste geleistet. Man vergleiche nur die Geschichte dieses Regiments in des Grafen Andreas Thürheim „Die Reiter-Regimenter der k. k. österr. Armee“ III. Bd., Uhlanen, S. 54–82. Das Regiment behielt seither den Namen des Fürsten und trägt ihn nunmehr rühmlichst 76 Jahre. Der abgeschlossene Friede brachte dem Fürsten nicht die ersehnte Ruhe, nur sein Wirkungskreis änderte sich, indem er von der blutigen Wahlstatt auf das glatte Parket der Diplomatie übertrat. Der Kaiser hatte nämlich den Fürsten mit der Ueberbringung der Glückwünsche anläßlich der Thronbesteigung des Kaisers Alexander I. von Rußland betraut. Es war dieß eine Mission, bei der es galt, das abgekühlte bisherige Einverständniß beider Reiche wieder zu erneuern. Dem Fürsten mit seiner herzgewinnenden Weise gelang es auch, sich die bedeutendsten Namen am St. Petersburger Hofe zu Freunden zu machen und so einer späteren, nicht zu fernen Zeit vorzuarbeiten, wo die Verhältnisse sich nicht so glatt abwickelten, wie jetzt, da es nur einen kaiserlichen Thronwechsel zu beglückwünschen galt. Der Luneville’r Friede beschwor die wilden Kriegsflammen für einige Jahre. Der Fürst, als er nach Wien zurückgekehrt war, zog sich auf seine Güter nach Böhmen zurück; denn als der Fürst das von seinem Urahn im Jahre 1700 für die zweite Linie des Hauses in Steiermark gestiftete Majorat antreten sollte, erhielt er von seinem älteren Bruder für die ihm zugedachten steierischen Besitzungen die schöne Herrschaft Worlik an der Moldau. Mit Freude sah er dem Moment entgegen, da er den Sommer 1802 auf seiner Besitzung genießen sollte; schon war der Tag der Abreise bestimmt, als die Nachricht kam, der Brand habe das ganze Schloß zerstört. Der Fürst, den widriges Geschick nie beirrte, ging dennoch auf sein Landgut und lebte hier an der Hand seiner hochgebildeten Gemalin stille, glückliche Tage. Er besaß die Gabe, sich mit Innigkeit an dem unscheinbaren Aufstreben einer Pflanze oder eines Bäumchens zu freuen und das Leben der Pflanzen mit jener Liebe zu beachten, mit der man sonst nur auf beseelte Wesen blickt. Wer wäre darauf verfallen, den Heldenjüngling von Cateau, den entschlossenen [99] und besonnenen Retter am Unglückstage von Hohenlinden, wie den Feldherrn, dem einst drei Viertheile von Europa ihre Kräfte anvertrauen sollten – in eben jenem Manne zu suchen, der nun stundenlang mit Emsigkeit und Sorgfalt unter seinen Bäumen und Bäumchen lebte. In dieser Zeit beschäftigte sich der Fürst viel mit dem Studium der besten Werke über Staatsrecht, Kriegskunst und Kriegsgeschichte, beflissen, sich auch in der Theorie die Kenntnisse zu erwerben, deren gründliche Erlernung ihm die blutige Praxis erschwert hatte. Die Tage des Friedens neigten sich ihrem Ende zu, schon im November 1804 übernahm der Fürst den Befehl über die im Innviertel zusammengezogenen Truppen und im März 1805 den Posten eines Vice-Präsidenten des Hofkriegsrathes. Im Feldzuge des genannten Jahres befehligte der Fürst ein Corps der Armee in Deutschland, welche unter Mack gegen die Franzosen zog. Er rückte bis Ulm vor, kämpfte bei Günzburg und am 14. October lieferte er jenes Gefecht bei Jungingen, welches der einzige Lichtpunct in einer Reihe von Unglücksfällen ist, die das Ganze dieses Feldzuges bilden. Weder der freundschaftliche Rath des Fürsten, noch die Vorstellungen der übrigen Generale konnten Mack bewegen, das verhängnisvolle Ulm bei Zeiten zu verlassen. Für den Sieg bei Jungingen (11. October 1805), in welchem Gefechte der Fürst an der Spitze von Mack-Kürassieren auf der Straße von Albeck nach Ulm einen Reiterangriff mit aller Bravour ausführte und zwölf Geschütze erbeutete, erhielt er in der 71. Promotion (im April 1806) das Commandeurkreuz des Maria Theresien-Ordens. In der Katastrophe von Ulm spielt der Fürst thatsächlich die Rolle eines Retters. Als es klar wurde, daß dem ganzen Heere nur die Gefangenschaft bevorstehe, erklärte Erzherzog Ferdinand d’Este den Entschluß, sich mit der Reiterei durchzuschlagen. Verfolgt von Murat an der Spitze von sechstausend Pferden, führte Schwarzenberg, den Weg mitten durch die Feinde suchend, die kleine Schaar von Kämpfern, 1800 Reiter, die sich durch seine Führung und den Gedanken, die Person eines Erzherzogs von Oesterreich zu schirmen, begeistert fühlten. Wo es galt, bahnte sich der Fürst mit dem Säbel den Weg. Unter täglichen Gefechten zogen sie, mit Ermüdung, Mangel und Wetter kämpfend, unaufhaltsam weiter; wo Gewalt unmöglich war, rettete er durch Klugheit und zum Erstaunen der Feinde gelang es ihm, den Prinzen mit seinen braven Begleitern der Gefangenschaft zu entreißen. Sie waren in acht Tagen über fünfzig Meilen geritten und die Feinde schätzten ihre Zahl auf sechs- bis achttausend. Die Strapazen warfen ihn auf’s Krankenlager. Kaum genesen, folgte er einem Rufe seines Kaisers nach Wien, von wo aus er die beiden Kaiser Franz und Alexander nach Mähren begleitete. Er widerrieth jede voreilige Schlacht und die bei Austerlitz insbesondere, und hatte bei so vielen Gegnern, namentlich von russischer Seite, einzig den Muth, ihren Ausgang als unvermeidlich vorherzusagen. Nach der unglücklichen Schlacht sprach er in Begleitung seines Kaisers zum ersten Male Napoleon, der ihn mit Achtung behandelte, nicht ahnend, seinen künftigen Ueberwinder vor sich zu sehen. So wenig Neigung der Fürst für den diplomatischen Dienst überhaupt hatte, so nahm er doch, von seinem Kaiser berufen, Ende 1805 den Gesandtschaftposten in St. Petersburg an. Auf dem Wege an seinen künftigen Bestimmungsort, erreichte ihn die Nachricht von seiner [100] Ernennung zum Ritter des goldenen Vließes, dessen Insignien er in St. Petersburg erhielt. Daselbst war er unter für Oesterreich wenig günstigen Auspicien eingetroffen und war es ihm nicht möglich, freundschaftliche Beziehungen von Dauer zwischen beiden Mächten zu knüpfen. Aber so viel wenigstens war ihm – und da fällt zumeist sein persönliches Auftreten in’s Gewicht – gelungen, daß er es verhinderte, daß nicht Rußland gleichzeitig mit Frankreich gegen Oesterreich in die Schranken trat. Kaiser Alexander selbst beklagte tief den traurigen Gang der Verhältnisse. Der Fürst verließ die nordische Hauptstadt und traf zwei Tage vor der Schlacht bei Wagram im Hoflager des Kaisers zu Wolkersdorf ein. Er übernahm nun das Commando über einige Cavallerie-Regimenter unter dem Befehle seines Jugendfreundes des Fürsten Johann Liechtenstein. In der Schlacht selbst zu wirken, war ihm weniger gegönnt, aber bei dem Rückzuge gab er durch eine vortreffliche Defensive in dem entscheidendsten Momente eine höchst günstige Wendung. Nach dem Frieden ernannte ihn der Kaiser (am 22. September 1809) zum General der Cavallerie und übertrug ihm bald darauf das damals schwerste und zugleich wichtigste Amt, das des Botschafters am Hofe Napoleons. An demselben vertrat er sein gebeugtes, aber nicht erniedrigtes Oesterreich mit nie verleugneter Würde. Studium der Hilfsquellen Frankreichs und Anordnung von Festen, die Napoleon’s Prunksucht erforderte, nahmen den Fürsten vollauf in Anspruch. Die Vermälung Marie Louisen’s brachte ihm Zeichen der Huld von beiden Höfen. Am 1. Juli 1810 gab er der Tochter des Kaisers jenes verhängnißvolle Fest, bei dem das gräßliche Unglück geschah, welches sein Haus mit Verzweiflung, Paris mit Schrecken und ganz Europa mit Mitleid erfüllte. Im prachtvoll eigens erbauten Gartensaale, in welchem Tausende der ausgezeichnetsten Gäste versammelt waren, fingen plötzlich die zarten Stoffe der zierlichen Bekleidung Feuer und in wenigen Minuten stand der ganze Saal in hellen Flammen. Am anderen Morgen fand man einen halbverkohlten Leichnam, nur an dem Diamantenschmucke und dem Trauringe als die Fürstin Pauline, die Gattin seines Bruders, erkennbar. Das furchtbare Ereigniß, so männlich er es auch ertrug, hinterließ in seiner Seele einen zerstörenden Eindruck. Es verlor sein Schlaf von dieser Stunde an die erquickende Wirkung; sein Inneres wurde mit einem düsteren Schleier umzogen, den nur große Ereignisse auf Augenblicke zu lüften vermochten. Napoleon selbst bewunderte die Haltung des Fürsten und behandelte ihn von dieser Zeit an mit ausgezeichneter Zuvorkommenheit. In Paris leitete der Fürst die Unterhandlungen, denen gemäß Oesterreich jetzt die Rolle gegen Rußland übernahm, welche wenige Jahre zuvor Rußland gegen Oesterreich hatte übernehmen müssen. Da mit einem Male mußte der Diplomat wieder an die Spitze eines Heeres treten, das sofort in Action trat. Der Fürst erhielt den Befehl über das 30.000 Mann starke Hilfscorps, das mit Napoleon vereint gegen Rußland in’s Feld zog. Im Juni 1812 setzte er sich mit seiner Armee von Lublin aus in Bewegung. Später übertrug ihm der Kaiser noch den Befehl über das 7. Armeecorps (die Sachsen), welches bisher wenig glücklich operirt hatte. Am 12. August schlug der Fürst bei Podubnie den General Tormassow und wußte durch kluge Bewegungen die dreimal stärkere Armee Tschitschakow’s im Schach zu halten [101] und ihr noch empfindliche Verluste beizubringen. Nach der Katastrophe an der Beresina zog er sich auf Bialystok zurück, ermöglichte durch die Deckung Warschau’s die Organisation der polnischen Truppen durch Poniatkowski, zog sich alsdann nach Krakau zurück, wo er den Befehl an Frimont abtrat und darauf über Wien nach seinem Gesandtschaftsposten[WS 3] Paris sich begab. Noch während des russischen Feldzuges hatte Napoleon den Fürsten zum Marschall empfohlen und Kaiser Franz hatte diesen Wunsch erfüllt. Aber auch seine Botschafterrolle am Napoleon’schen Hofe war ausgespielt. Am 17. April 1813 war der Fürst zum letzten Male in friedlicher Sendung nach Paris gekommen und hatte Alles versucht, den Kaiser Napoleon von seinen Kriegs-Plänen abzubringen. Nachdem alle Bemühungen des Fürsten gescheitert, kehrte er wieder nach Wien zurück, wo wichtige Verhandlungen Statt fanden, dann, nachdem die Verhandlungen zur Beilegung des allgemein drohenden Kampfes sich zerschlagen hatten, rüstete Oesterreich, und als es galt, den rechten Führer der Heere zu finden, welche zum letzten Male zum Entscheidungskampfe gegen den Cäsar auszogen, da fiel die Wahl auf den Fürsten Schwarzenberg. Aber diese Wahl war nicht so glattweg erfolgt. Als Schwarzenberg in den ersten Tagen des Mai in Wien eingetroffen war, waren die Kriegsrüstungen seit Monaten eifrig im Gange, aber man befand sich noch immer nicht am Ziel. Erst Mitte Juni glaubte man in Böhmen eine schlagfertige Armee von 120.000 Mann aufstellen zu können. Nun galt es den Oberfeldherrn zu wählen. Tausende verdienter Krieger riefen nach ihrem früheren geliebten und bewährten Generalissimus Erzherzog Karl. Allein dagegen war die damalige Hofpartei. Es gab da Neider und Hetzer, die dem von Natur aus mißtrauischen Kaiser Franz in den Ohren lagen, und ihn gegen seine Brüder und Vettern einnahmen. Man vergaß sich so weit, die Lauterkeit ihrer Gesinnung in Zweifel zu ziehen. „Jeder von ihnen handle nach eigenen Ansichten und nicht nach dem Befehle seines Monarchen. Jeder wolle einen Staat im Staate bilden und sei ein Werkzeug unruhiger Ehrgeiziger[WS 4], die sich an ihn drängen, um durch ihn zu steigen.“ Vornehmlich war der edle Erzherzog Karl ein Hauptziel solcher gemeinen Verdächtigungen. Durch solche Mittel wurde der Kaiser Franz dahin gebracht, dießmal alle Prinzen von Geblüt von einer thätigen Theilnahme an der Kriegführung zu entfernen. Selbst Erzherzog Ferdinand mußte sein mährisch-schlesisches Generalcommando niederlegen, ehe es zum Ausbruche kam. Und so wurde denn Schwarzenberg zum Posten des Generalissimus ausersehen. Er hatte sich bis dahin als Führer von glänzender Bravour und Tapferkeit erwiesen; sich das Ritter- und Commandeurkreuz des Maria Theresien-Ordens, jene Auszeichnung, die auch ein Prinz nur durch Beweise eines mit kluger Umsicht gepaarten[WS 5] Heroismus erkämpfen kann, erworben; im letzten französisch-österreichischen Feldzuge gegen Rußland hatte er seine taktische und strategische Befähigung außer Frage gestellt, sein ungefährdeter Rückzug gegen die vereinte Uebermacht von Tormassow und Tschitschakow war ein Meisterstück klugberechnender Kriegskunst, dabei war er von hoher Geburt, eine durch sein würdevolles, achtunggebietendes Wesen gleich ausgezeichnete Persönlichkeit, der sich in so ernster, folgenschwerer Lage keine zweite an die Seite sehen ließ. So wurde mit kaiserlichem Handschreiben [102] vom 8. Mai 1813 Feldmarschall Fürst Schwarzenberg zum commandirenden General der in Böhmen aufzustellenden Armee ernannt und ihm über seinen Wunsch und Metternich’s Einrathen Joseph Graf Radetzky als Chef des Generalstabes an die Seite gegeben. Unter ihm standen noch der aus sächsischen Diensten in österreichische übergetretene General Friedrich Langenau für die Geschäfte des General-Quartiermeisterstabes[WS 6] und Oberst Trapp für die innern Angelegenheiten des Generalstabes. Am 23. Mai trafen Schwarzenberg und Radetzky in Prag ein, das jetzt zum Mittelpuncte der militärischen und diplomatischen Vorbereitungen zu den großen Ereignissen, die nun stattfinden sollten, wurde. Es war ein schweres, ein im hohen Grade verantwortliches Amt, welches der Fürst mit dieser Führerschaft übernahm, dessen ganzen Umfang, dessen hohe Wichtigkeit er selbst wohl erkannte, ohne jedoch nur einen Augenblick, ob er es übernehmen solle, zu zögern. Die Macht war in seine Hände gelegt, er wollte sie zum Heile Derjenigen, die ihm vertrauten, anwenden. Aber, und das sprach er im Hinblick auf die Verbündeten offen aus, es galt das innigste Zusammengreifen Aller und die unverbrüchliche Strenge in der Festhaltung des einmal angenommenen Kriegsplanes. Wurden diese unerläßlichen Grundbedingungen der Action festgehalten, dann konnte ebensowenig der Sieg ausbleiben, als eine einzige Abweichung davon dem Bunde ebensosehr Schaden als dem Gegner Vortheile bringen würde. Zu Trachenberg wurde der Feldzugsplan entworfen und die Theilung der Armee entschieden. Die größte Stärke ward nach Böhmen bestimmt, so daß 237.000 Mann unter Schwarzenberg an der Eger, 95.000 unter Blücher an die Katzbach und 150.000 Mann unter dem Kronprinzen von Schweden an die Havel und Spree zu stehen kamen. Eines dieser drei Heere, welches immer sich gegen Napoleon wendet, sollte einer Schlacht ausweichen, während die beiden anderen die ihnen gegenüberstehenden Abtheilungen bewältigten. Der Hauptsache nach griffen die Bewegungen der Verbündeten ordnungsmäßig, wie Schwarzenberg die Weisungen gegeben, in einander. Nach der Kündigung des Waffenstillstandes gaben die ersten Bewegungen der Franzosen die Absicht eines Angriffes auf das schlesische Heer kund. Indessen war die Lage des Fürsten keine leichte. Drei Monarchen waren in seinem Hauptquartiere und so befand er sich in der verzweifelten Lage, alle Maßregeln vor der Ausführung rechtfertigen zu müssen. Er mußte, fast noch auf dem Schlachtfelde, Feldherr und Hofmann zugleich sein; mußte eine Selbstverleugnung üben, wie der Ehrgeiz der Selbstsucht ihrer niemals fähig gewesen wäre. Aber in seinem Wesen paarte sich Nachgiebigkeit mit Festigkeit, Geduld mit Feuer und die stille Gewalt der großartigen Redlichkeit, die in seinem ganzen Wesen ausgedrückt war, besiegte auch die stolzesten Charaktere und nöthigte Verehrung selbst Denjenigen ab, deren Grundsätze und Absichten mit den seinigen nicht übereinstimmten. Und welche Schwierigkeiten stellten sich ihm durch manche seiner Mitfeldherrn entgegen, die oft theilweise, oft geradezu seinen Befehlen entgegenhandelten! So gleich in der ersten Unternehmung, der Schlacht bei Dresden. Auf den 25. August hatte der Fürst den Angriff bestimmt, aber die Erklärung des russischen Feldherrn Barclay de Tolly, heute nicht angreifen zu können, ließ das [103] Unternehmen auf den folgenden Tag verschieben und mit diesem Aufschub war die Möglichkeit eines glücklichen Erfolges genommen, denn am 26. stand Napoleon bereits mit dem größten Theile seines Heeres in Dresden. Wieder war es derselbe Feldherr, der, dem Befehle des Fürsten entgegen, den Rückzug des verbündeten Heeres auf falsche Bahn brachte und damit die ganze Existenz desselben gefährdete. Eben weil Sch. seinen großen Gegner so genau kannte, war es bei ihm zum festen Grundsatz geworden, nichts auf’s Spiel zu setzen und womöglich immer nur mit Uebermacht anzugreifen. Napoleon hatte vor ihm den großen Vorzug, allein Herr seiner großen Armee zu sein, in seinen Unternehmungen war Alles aus einem Gusse, während durch die eigenthümliche Zusammensetzung der verbündeten Armee zum Oefteren das rasche Ineinandergreifen der Operationen fehlte. Wie säumte der Kronprinz von Schweden in der Schlacht bei Leipzig! – Was half da alles kluge Anordnen? Ueber die durch Unterlassung des Vollzuges der ihm von Sch. gegebenen Befehle von Seite Barclay’s entstandene ungünstige Situation, durch die mißlungenen Angriffe auf Dresden, wozu noch übles Wetter sich gesellte, entstand eine Mißstimmung und es bedurfte der gesammelten Ruhe und Klugheit des Fürsten, um die erschütterten, noch nicht an einander gewöhnten Massen angesichts des Feindes in Ordnung über die Berge zurückzuführen. Es bleibe dem Kriegshistoriker überlassen, die einzelnen Bewegungen beider Gegner in der Zeit zwischen Dresden 26. August und 16. October zu schildern. Die Siege Blücher’s bei Großbeeren an der Katzbach und bei Dennewitz hatten die Armee des Imperators nicht wenig geschwächt. Dieser aber behauptete noch immer seine feste Stellung in Dresden und trug sich im Wahne, die Alliirten haben Scheu vor einer offenen Feldschlacht. Diese aber hatten indessen, Schwarzenberg’s Dispositionen ausführend, bis zum 25. September Napoleon bereits mit 150.000 Mann auf beiden Flügeln umgangen. Nun sah Napoleon sich genöthigt, seine bisherige Stellung aufzugeben, indem er dem böhmischen Heere Murat entgegensendet, wendet er sich selbst gegen das schwächere schlesische. Dieses weicht und fesselt ihn an die Ebene von Leipzig, wo er am 14. October eingezogen war. Unsere Aufgabe ist nicht, die schon hundertmal geschilderte Völkerschlacht wieder zu schildern, wir berichten nur, daß während der ganzen Dauer derselben die Ruhe des Fürsten im Ueberblicke des Ganzen unerschütterlich war. „Er errieth die Gefahr im Werden, und wo sie war, hatte er schon die Mittel herbeigeführt, ihr zu begegnen. Ein strenges Gesetz der Ordnung sehen wir durch alle Angriffe walten, welches den Zufall beinahe gänzlich aus der Reihe der wirkenden Kräfte ausschließt. Kein außer der Zeit liegender Vortheil, oft nur das kurze Vorspiel einer Niederlage verlockte den Feldherrn: Schritt für Schritt, aber unaufhaltsam rückte die Schlacht ihrem Ziele zu.“ Die Dispositionen zum Kampfe hatte der Fürst getroffen. Zwei gefährliche Momente am 16. October waren und zwar das zweite durch des Feldmarschalls persönliche Anführung der Cavallerie gegen Murat, glücklich abgewendet worden. Die größte Thätigkeit des Geistes aber entwickelt der Fürst am 3. Schlachttage. In Gegenwart der Monarchen gibt er seine Anordnung und Befehle für den entscheidenden Tag. Von Führer zu Führer, von Abtheilung zu Abtheilung reitet er, und [104] gibt endlich um 7 Uhr Morgens das Zeichen zum Angriffe. Der Sieg war um 3 Uhr Nachmittags entschieden. Eng gedrängt zog der Feind sich zurück. Der 19. October vollendete die Niederlage und die Monarchen zogen, der Fürst voran, in die Stadt ein, deren Mauern noch eine ziemliche Zahl des feindlichen Heeres umschlossen, das wegen Mangels an Raum nicht gleichzeitig zu fliehen vermochte. Kaiser Franz schmückte auf dem Schlachtfelde die Brust des Fürsten mit dem Großkreuze des Maria Theresien-Ordens [ah. Ernennung ddo. Rötha, 20. October 1813], ihm folgten der Kaiser von Rußland und der König von Preußen in der Verleihung ihrer höchsten Decorationen. Und der Fürst? Wenige Zeilen aus Rötha vom 20. October charakterisiren ihn vollends. Sie sind an seine Gattin gerichtet: „Zu Deinen Füßen, meine Nanni, – so beginnt das Schreiben – lege ich die heiligen Lorbeeren, die mir der Allmächtige gewährte. Gott hat unsere Waffen gesegnet, die Niederlage des Feindes ist beispiellos. Nie sah ich ein schaudervolleres Schlachtfeld! Colloredo[WS 7], Louis Liechtenstein, Bianchi, Hardegg, Nostiz haben wie Helden gefochten; unser Verlust ist sehr groß, aber man kann sagen, der Feind hat Alles verloren. ... Der Kaiser, mein Herr, hat mir das Großkreuz verliehen, der russische das große des Georgs-Ordens und der König von Preußen den schwarzen Adler. Das sage ich Dir als Neuigkeit, denn Du weißt, meine Nanni, daß mich die Sache lohnt, mehr als alle Souveräns der Erde zu thun im Stande sind. .. Nanni, ich habe redlich und treu gehandelt, viel geduldet und der Himmel hat mich gesegnet. Sende mir ein kleines Angedenken, was es immer sei, zum Andenken der glücklichen Ereignisse von der Ebene vor Leipzig, Dein, Dein, Dein Karl.“ Man weiß wahrhaftig nicht, wer ist größer: der Fürst Schwarzenberg, der Feldmarschall Schwarzenberg oder der Mensch Schwarzenberg? – Um nun Napoleon zu verhindern, daß er irgend einen bedeutenderen Theil der verfolgenden Armee aufhalte und gar schlage, behielt Sch. die Streitkräfte in seiner Hand. Augenblickliche unwesentliche Vortheile verschmähend, manches Versäumniß, manches Uebersehen der Generale nicht beachtend, behielt er immer den höheren Zweck, Herr der Situation zu bleiben, im Auge und richtete seine Dispositionen danach ein. Da Napoleon die Richtung von Coblenz einschlagen mußte, dirigirte der Fürst Blücher und Wittgenstein gegen die Lahn. Mit dem Kaiser Franz besichtigte er das Schlachtfeld von Hanau und zog dann in Frankfurt a. M. ein, mit dem Gefechte bei Hochheim machte er gleichsam den Schluß der durch die drei Schlachttage bei Leipzig bedingten Operationen. Nun galt es zunächst über den Rhein zu dringen, Napoleon keine Rast und Ruhe zu gönnen, seine Versuche, das geschlagene Heer zu sammeln und zu organisiren, zu vereiteln und so viel französische Gebietstheile zu besetzen, als bei der Schwäche des Feindes irgend möglich war. Der Fürst wollte mit dem Gros seines Heeres dem durch die napoleonischen Heere seit zwei Jahrzehnde ausgesogenen Gebietstheilen nicht langer zur Last fallen, überhaupt die weiteren Kämpfe in’s feindliche Land verlegen und wo möglich mit den vorhandenen Kräften die letzten Ziele erreichen, um nicht durch Versäumniß der vollen Ausnützung des Sieges, aus Deutschland neue Reserven holen zu müssen. Der Fürst sprach – da diplomatische Verhandlungen neuerdings die [105] Erfolge der Waffen zu schmälern, wenn nicht ganz unnütz zu machen drohten – in einer besonderen Denkschrift seine Ueberzeugungen so klar, so entschieden aus, daß die Frankfurter Unterhandlungen sich zerschlugen und der Winterfeldzug beschlossen wurde. Paris mußte das Ziel aller strategischen Bewegungen sein. Von der Franche Comté und von Lothringen aus mußte nach dem Plane des Fürsten in das Herz Frankreichs zugleich eingedrungen werden. Bis Ende Jänner sollten die Heere in der Champagne sich vereinen und dann vereint gegen Paris vorrücken. Zu diesem Zwecke zog ein Theil des Heeres durch die Schweiz. In der Nacht vom 20./21. December überschritt der Fürst den Rhein. Nun ordnete er noch an, daß keiner der Feldherrn der verbündeten Heere einzeln einen Kampf mit dem Feinde aufnehme, sondern immer so weit sich zurück ziehe, bis er mit anderen Heerestheilen oder Unterstützungen vollkommen Fühlung habe. Napoleons Wahn, seine Gegner würden an den 88 Festungen der Nord- und Ostgrenzen Frankreichs sich verbluten, schwand, als Fürst Schwarzenberg mit 120.000 Mann auf den Höhen von Langres stand. Blücher mit seinen 30.000 Mann campirte im Moosthale, weitere 30.000 bedrohten Lyon, so war die Vogesenlinie ohne Schwertschlag in deutschen Händen. Ehe Napoleon seine projectirte Aufstellung der vier Armeen in Turin, Bordeaux, Metz und Utrecht ausführen konnte, war das östliche Frankreich vom Gros unserer Armee und den Unterstützungstruppen vollends besetzt. Aber damit war noch nicht Alles gethan. Der Fürst maß die Vortheile und Nachtheile für Stehenbleiben, für langsameres oder schnelleres Vorgehen mit ruhigem Geiste ab. Die Anstrengungen des Gegners, der das Aeußerste aufbot, um dem sich immer drohender gestaltenden Geschicke zu begegnen, mußten lahmgelegt werden. So wurde die weitere Vorrückung entschieden und zwar über Troyes und Arcis. Kaum aber waren die Befehle dazu gegeben, als die Nachricht einlief, Napoleon bedrohe die Verbindungslinie des Hauptheeres mit dem schlesischen. Um diese kühne Bewegung unschädlich zu machen, bedurfte es einer Schlacht. Diese wurde zu Brienne siegreich geschlagen (1. Februar 1814). Napoleon, ohne den Tag abzuwarten, räumte noch bei Nacht das Feld. Aber nicht ohne Mißgeschick sollten die weiteren Operationen vor sich gehen. Die Preußen unter Blücher wurden geschlagen, der Fürst mußte Rückzugsbewegungen machen, um mit den geschlagenen Preußen sich zu vereinigen und Napoleon’s Absicht, das Hauptheer und die schlesische Armee vereinzelt anzugreifen und zu schlagen, zu vereiteln. Deutsche Schriftsteller haben diesen Rückzug Sch.’s, als einen Fehler verurtheilt, die Franzosen ihn als ein Meisterstück der Klugheit angesehen, der er auch war, denn alle Absichten Napoleons und seines Heeres waren so mit einem Zuge vereitelt. Noch blieben andere Unfälle für das Heer der Verbündeten nicht aus. Bewegungen, Angriffe, Ausweichen und Sichtreffen der kämpfenden Heere gleichen fast den Zügen auf einem Schachbrette, aber der Fürst, wie auch durch die Bewegungen des napoleonischen Heeres hie und da aufgehalten, behielt – jede Blöße, die der Gegner gab, sorgfältig benutzend – den Marsch nach Paris als sein Hauptziel fest im Auge. In einem Gefechte bei Bar wurde der Fürst verwundet – merkwürdiger Weise war es seine erste Wunde. – Endlich als Napoleon, um sich mit ganzer Wucht auf seine Gegner zu werfen, die [106] Hauptstadt von allen Truppen entblößt hatte, benützte der Fürst diesen Augenblick, theilte seinen Entschluß, in Paris einzurücken, den Monarchen mit und als diese ihn gebilligt, rückte er vor. Der Anblick der Thürme von Paris wirkte wie ein Zauber auf seine Truppen, die Schlacht vor Paris (28. Mai) wurde geschlagen und am 31. März erfolgte der einem Triumphzuge gleichende Einzug der verbündeten Armeen in die französische Hauptstadt, ein Ereigniß, dem seit Jahrhunderten kein ähnliches an die Seite zu stellen war, bis es der Gegenwart vorbehalten war, es zu wiederholen. Das große Werk war gethan; der Fürst, der Ruhe bedürftig, wollte in den Schooß seiner Familie zurückkehren. Das aber wurde ihm vor der Hand nicht gestattet. Alle Staaten, Rußland, Preußen, Schweden, Dänemark, England, das neue Frankreich, die Niederlande, Bayern, Sachsen, Baden, Hannover, Savoyen, Sicilien schickten ihm ihre Orden, England und Rußland überdieß kostbare Ehrendegen, städtische und gelehrte Corporationen wollten sich selbst, durch die ihm zuerkannte Mitgliedschaft, verherrlicht sehen, sein Kaiser, der ihm keinen neuen Orden verleihen konnte – denn der Fürst besaß bereits die Großkreuze Aller – verlieh ihm ein reiches Jahresgehalt und schenkte ihm die Herrschaft Blumenthal im Banat, ließ ihm die Wahl die Stadt Paris, oder das österreichische Wappen in das Herzschild des seinigen aufzunehmen und der Fürst wählte das letztere; darauf ernannte ihn der Kaiser zum Präsidenten des Hofkriegsrathes und drückte ihm in einer offenen Zuschrift seinen Dank und den des österreichischen Volkes aus. Für die Krieger, welche an diesem Feldzuge theilgenommen hatten, wurde das aus eroberten Kanonen gegossene Armee-Kreuz gestiftet, von welchem aber der Fürst ein etwas größeres, in der Form und Aufschrift gleiches, jedoch von Gold erhielt. Am 5. Mai legte der Fürst den Oberbefehl der Armee nieder und kehrte auf seine Güter nach Böhmen zurück. Nicht beschreiben lassen sich die Ovationen, welche dem Fürsten in Wien dargebracht wurden. An den Geschäften des darauf gefolgten Wiener Congresses nahm er keinen unmittelbaren Theil, seine Sorgfalt fast ausschließlich dem Heere zuwendend. Die Episode der Flucht Napoleons und seines Zuges nach Paris folgte. Sofort standen anderthalbhunderttausend Mann in Wehr am Rhein und Mitte Mai traf der Fürst zu Heilbronn, wo er sein Hauptquartier aufgeschlagen hatte, ein. Die Reise dahin glich einem Festzuge. Den Feldzugsplan hatte der Fürst mit Wellington und den anderen Generalen der Verbündeten zu Wien entworfen. Ehe aber der Feldzug am Rhein beginnen konnte, war in den Schlachten von Quatrebras, Ligny und Waterloo der große Kampf entschieden und am 17. Juli rückten die österreichischen Truppen zum zweiten Male in die französische Hauptstadt ein. Nach mehrmonatlichem Aufenthalte in Frankreich kehrte der Fürst nach Böhmen zurück, wo ihn auf seiner Herrschaft Worlik der Kaiser Alexander mit seinem Besuche beehrte. Sein Amt rief ihn nun nach Wien, wo sich bei seiner Ankunft der Jubel des Volkes wiederholte. Von einer Reise nach Mailand, die er in Geschäften seines Amtes übernommen, kehrte er im Herbste 1816 zurück. Im Jahre 1817 erschütterte ein Schlaganfall seine in den letzten Jahren ohnehin schwankende Gesundheit. Das Uebel wurde gehoben, und in den Quellen zu Karlsbad die Gesundheit befestigt, aber moralische Einflüsse, die sich nicht beseitigen ließen, zerstörten, [107] was die Heilquelle gebessert, besonders der Tod seines Freundes Moritz Liechtenstein und jener Blücher’s gingen ihm sehr zu Herzen. Zunehmende Lähmung, geistige Abspannung und heftige Anfälle, die sich im Jahre 1819 wiederholten, ließen das Schlimmste befürchten. Durch die Homöopathie Genesung oder doch Erleichterung suchend, reiste der Fürst im Jahre 1820 über Kulm und Dresden nach Leipzig, wo er am 19. April anlangte. Das Betreten der Heimat seines Ruhmes schien Geist und Körper erstarken zu wollen, aber die Ausbrüche eines inneren unheilbaren Leidens erneuerten sich immer wieder und wurden zuletzt so heftig, daß sie nicht mehr die Rückkehr nach Böhmen gestatteten. Den ganzen Sommer war er in Leipzig geblieben; als sich das Uebel immer verschlimmerte und die rauhe Witterung den Aufenthalt auf der sogenannten Milchinsel nicht mehr gestattete, wurde er auf den Wunsch des Königs von Sachsen in dessen eigene Wohnung am Markte gebracht. Bis zum 13. October blieb er bei Bewußtsein, dann wich auch dasselbe und am 15. October 1820, noch nicht fünfzig Jahre alt, hauchte der Fürst seine Heldenseele aus. Eigenthümliche Fügung des Geschickes: dort verschied er, wo er sieben Jahre zuvor das Schicksal Europa’s entschied. Am 19. October in derselben Stunde, in welcher er die siegenden Völker in die Stadt geführt, wurde seine[WS 8] Leiche im feierlichen Zuge aus der Stadt gebracht, von sächsischen Truppen bis an die böhmische Grenze geleitet, wo ihn österreichische Truppen übernahmen, und über Prag nach Wittingau brachten. Jetzt ruht der Feldmarschall in der Familiengruft zu Worlik. Zur Zeit des Ablebens des Fürsten befanden sich die Monarchen eben zum Congresse in Troppau versammelt. Von dort aus erließ der Kaiser Franz den Armeebefehl, in welchem er der Armee befahl, dreitägige Trauer für den verewigten Helden anzulegen, zugleich bestimmte er die Errichtung eines Denkmals zum bleibenden Gedächtniß des Fürsten, welches des Kaisers Enkel in noch mehr verherrlichender Weise, als der kaiserliche Großvater geplant, aufrichten ließ. Der Degen des Feldherrn wurde in das Zeughaus in Wien gebracht und wird daselbst aufbewahrt. Das 2. Uhlanen-Regiment dessen Inhaber der Fürst war, behält für immerwährende Zeiten seinen Namen. Ueber die Beweise der Theilnahme, welche sein Ableben hervorrief, vergleiche unten die Trauerfeierlichkeiten. Seit dem Jahre 1790 war der Fürst mit Maria Anna geborenen Gräfin Hohenfeld, verwitwete Fürstin Eßterházy [Nr. 44], vermält, welche ihm in einer dreißigjährigen, von seltenem Schimmer häuslichen Glückes umstrahlten Ehe 3 Söhne: Friedrich, den sogenannten Lanzknecht, Karl, den General und Civilgouverneur Siebenbürgens, und Edmund, den Maria Theresien-Ritter, deren besondere Biographien mitgetheilt wurden, gebar. Seine Gattin überlebte ihn um 28 Jahre und starb als hochbetagte Matrone in der Zeit, als die Völker eben das ernten sollten, wofür ihr Gatte den Degen gezogen und was man ihnen für das vergossene Blut versprochen und nicht gehalten hatte.
Schwarzenberg, Karl Philipp Fürst (k. k. Feldmarschall, Ritter des goldenen Vließes und Großkreuz des Maria Theresien-Ordens, geb. 15. April 1771, gest. 15. October 1820). Ein Sohn des Fürsten- Prokesch von Osten (Anton), Denkwürdigkeiten aus dem Leben des Feldmarschalls Fürsten K. von Schwarzenberg Wien 18[ ][WS 9], 8°.). Neue Ausgabe (ebenda 1861, 8°.) [davon erschien auch eine holländische Uebersetzung (Amsterdam 1823, 8°.)]. – (Schwarzenberg Friedrich Fürst) Karl Fürst zu Schwarzenberg, geb. den 15. April 1771, gestorben den 15. October 1820 (Wien 1860, L. Grund, 8°.). [Diese ungemein seltene, vom [108] Verfasser nur für Freunde in wenigen Ausgaben gedruckte Biographie des Sohnes über seinen Vater, ist auch in den Schriften des Lanzknecht aufgenommen.] – Memoir of the operations of the Allied-Armies under Prince Schwarzenberg and Marchal Blucher during the latter End of 1813 and the year 1814. By the Author of the „Early Campaigns of the Duke of Wellington in Portugal and Spain“ (London 1822, 8°.) – Metzenhofer (C.), Biographische Skizzen (!) aus dem Leben des Feldmarschalls Fürsten Karl zu Schwarzenberg (Wien, 12°.). [Dieses Curiosum mit einem Bildniß in Holzschnitt, das ein noch größeres Curiosum ist, erschien anläßlich der Denkmal-Enthüllung des Fürsten.] – Žiak (Jos. Eduard), Thistlewood und Schwarzenberg, oder zwey schreiende Gegensätze in der bürgerl. Gesellschaft (Troppau 1853, 8°.). – Denkmal dem großen Helden unserer Zeit, oder Zusammenstellung aller, durch das Hinscheiden Sr. Durchlaucht des Herrn Karl Philipp Fürsten zu Schwarzenberg, k. k. österr. Feldmarschalls u. s. w., veranstalteten Trauerfeierlichkeiten (Prag 1820, Franz Grubek, 4°.). – Allgemeine Zeitung (Augsburg, 4°.), 1867, Beilage Nr. 296: „Karl Fürst Schwarzenberg“. – Abend-Zeitung. Von Theodor Hell (Dresden, kl. schm. 4°.), 1839, Nr. 171–173: „Feldmarschall Fürst Karl von Schwarzenberg“. – Der Bote von der Eger und Biala (Brüxer Localblatt, 4°.), 1860, Nr. 46: „Zwei merkwürdige Briefe des Feldmarschalls Fürsten Karl Schwarzenberg“ [vielfach nachgedruckt. Der erste ist datirt: Altenburg, 14. October 1813; der zweite: Röthe, 20. October 1813]. – Blätter für den häuslichen Kreis (Stuttgart, Fol.), 1872, Nr. 20, S. 273: „Zwei Feldmarschälle im Quartier“. – Didaskalia (Frankfurt 4°.), 1860, Nr. 120 u. 121: „Ein Brief des Feldmarschalls Fürsten Schwarzenberg“ [er ist: Pegau, 15. October 1813, datirt]. – (Hormayr’s) Archiv für Geographie, Historie u. s. w. (Wien, 4°.), VIII. Jahrg. (1817), S. 111: „Geschichtliche Berichtigung einer gedruckten Unwahrheit den Fürsten Karl von Schwarzenberg betreffend“ [auch öfter nachgedruckt u. a. im Märzheft 1817, des Journals: „Geist der Zeit“ (Wien bei Härter, 8°.)]. Hirtenfeld, Militär-Maria Theresien-Orden u. s. w., S. 399, 764, 1093, 1736, 1745 u. 1748. – Illustrirte Zeitung (Leipzig, J. J. Weber, kl. Fol.), Nr. 1040, 6. Juni 1863, S. 387: „Fürst Karl Schwarzenberg“. – Oesterreichische militärische Zeitschrift. Herausgegeben von Schels (Wien, 8°.), 1822, Bd. III, S. 56–80. – Militär-Zeitung (Wien, 4°.). Herausgegeben von Hirtenfeld. X. Jahrg. (1857), Nr. 18, 19 u. f.: „Beitzke’s Feldzug 1814 in Frankreich“ [eine ruhige, mit Thatsachen belegte Abfertigung eines jener Bücher, die von preußischer Wohldienerei befangen, Geschichte geradezu fälschen, namentlich wenn es sich um das ihnen unbequeme Oesterreich handelt. Diese Reihen von Artikeln sind vornehmlich im Hinblick auf den Feldmarschall Karl Schwarzenberg von Wichtigkeit, da Herr Beitzke dem Fürsten Feldherrntalent und Charakter abspricht und die angeführten Artikel der „Militärzeitung“, diese gemeinen Verdächtigungen nicht mit Worten, sondern mit aus den Quellen geschöpften Thatsachen zurückweisen]. – Dieselbe 1863, Nr. 101: „Presse“. Sonntag. 11. October 1863; S. 561, 569, 577, 825, 833. 841, 849. – Neue Freie Presse, 1867, Nr. 1127: „Feldmarschall Fürst Schwarzenberg“. – Oesterreichischer Volks- und Wirthschafts-Kalender für 1867 (Wien, bei Prandel, gr. 8°.), 1867, S. 1 u. f.: „Feldmarschall Fürst Karl Schwarzenberg und der russische Feldzug im J. 1812“, Von Jos. Alexander Freiherr von Helfert. – Oesterreichischer Soldatenfreund (Wien, 4°.), 1853, Nr. 47 und 52, im Aufsatze: „Kriegsgeschichtliche Berichtigungen“ [betrifft Labaume’s Werk). – Derselbe 1854, Nr. 40: „Einige Bemerkungen über Astor’s Werk“. – Streffleur, Oesterreichische militärische Zeitschrift (Wien, gr. 8°.), Jahrg. 1863, Bd. IV, S. 3, 73, 239, 319, 389: „Karl Fürst Schwarzenberg und die Krieger aus seinem Hause“. – Derselbe, V. Jahrg. (1864), Bd. II, S. 245: „Eine Instruction von dem Fürsten Karl von Schwarzenberg, bei Eröffnung des Krieges 1813“. – Derselbe, VI. Jahrg. (1865), Bd. 4, S. 158: „Napoleon und Schwarzenberg im J. 1813“. – Wiener Zeitung 1867, Nr. 250, S. 246: „Zum Ehrengedächtnisse des k. k. Feldmarschalls Karl Fürsten Schwarzenberg“. Von Adolph Berger [mit Veröffentlichung von mehreren bisher ungedruckten Documenten]. – Biographie des hommes vivants V, 337. – Biographie nouvelle des contemporains[WS 10] XIX, 82. – Militär-Schematismus 1863, S. 761 u. 829.
- [109] I. Charakteristik des Feldmarschalls Fürsten Karl von Schwarzenberg. Das treffliche Werk von Prokesch über den Fürsten ist eigentlich seine Charakteristik. Doch wollen wir aus demselben einzelne Momente zusammenfassen, die annäherungsweise ein Bild dieses edlen, echtfürstlichen Charakters geben. „Zu einem großen Manne gehören“, schreibt Prokesch, „mehr als große Thaten, es gehört ein Wesen dazu, das dieser Thaten, womit das Schicksal bisweilen auch minder Verdienstvolle beschenkt, würdig sei. Schwarzenberg übertraf seine Thaten. Im öffentlichen Wirken konnte man ihn erkennen, in seinem Wesen nie – die Nachgiebigkeit des Fürsten, diese feine kluge Waffe, darf mit jener Kraftlosigkeit nicht verglichen werden, die ein Erbtheil der Schwachen ist. Er gab wohl sich, aber nie den Zweck auf, und wußte, wo es galt, seine Meinung zur Regentin zu machen. Als er bei Troyes die beinahe eben so sehr von den Verbündeten als vom Feinde gewünschte Schlacht, trotz manchem tief kränkenden Tadel, zu vermeiden wußte, schrieb er: Ich kann es dulden, daß Journalisten und unkluge Eiferer vollauf schreien mögen: ach, hätte an der Spitze des Heeres ein Anderer gestanden, was wäre nicht Großes geschehen! – Aber ich müßte mich selbst verachten, wenn mein Gewissen mir sagte: du hast nicht den Muth gehabt, das Urtheil der Welt zu übersehen, du hast nicht nach deiner Ueberzeugung gehandelt und darum ist ein schönes Heer zum Triumphe Frankreichs zerstäubt“. Der Fürst schätzte Leute von Geist und die Beweglichkeit des Genies zog ihn gleich dem unbestechbaren Scharfblick der Erfahrung an. Er wußte des Schwächeren Talent zu ertragen; er verstand es, den Furchtsamen aufzumuntern, die Denkweise der Menschen zu errathen, und Keiner war ihm zu gering, daß er nicht gegen ihn eine liebenswürdige Schonung beobachtet hätte. Er machte es Jedermann leicht, mit ihm zu reden, und übersah auch, was Große so selten vermögen, eckige Formen, wenn nur der Gehalt des Blickes verlohnte. Gern gewährte er dem Fleiße und freundlichem Wollen Raum zur Bewegung, ließ gern Andere an Geschäften Theil nehmen, und selbst auf seine Kosten so viel Lob und Ruhm erwerben, als sie konnten. Es galt ihm als Grundsatz, den er oft aussprach, man müsse nicht das Gute, sondern das Beste thun. Die Grundlage seines Wesens, die strenge Rechtlichkeit und die milde, wohlthuende Form unter der sie hervortrat, malte sich in seinen Zügen, aber die augenblicklichen Eindrücke fanden in ihnen ihre Verräther nicht. Er wußte seine Mienen zu beherrschen; aber er täuschte nie durch erkünstelten Ausdruck, weil er nicht Jeden in seiner Seele wollte lesen lassen, nicht aber Verstellung trieb. Im Aeußeren liebte er Anstand. Er war freigebig in einem hohen Grade, ohne sich durch den Mißbrauch seiner Güte beirren zu lassen. Kunst und Wissenschaft unterstützte er fürstlich. Er überließ seine Hausgeschäfte gern anderen Händen und man mußte ihm Dank wissen, daß er sein Auge, bestimmt, den Welttheil zu überschauen und den großen Angelegenheiten der Völker nachzuforschen, auf seinen eigenen nur, als auf tief untergeordnete ruhen ließ. Er dachte nie, seine Verdienste zur Vermehrung seiner Glücksgüter zu benützen; und soviel er vom Staate empfing, so hatte er doch im Dienste desselben, wo das Empfangene nicht zureichte, keinen Unterschied zwischen diesem und seinem eigenen Besitzthum gekannt. Als am herrlichen Siegestage vor Leipzig der Monarch voll des Bestrebens, seinem Feldherrn zu vergelten, jedem seiner Wünsche zu willfahren bereit war, hatte Schwarzenberg kein Wort für sich; er leitete die Gnade des Monarchen auf den Gemal seiner Schwester Karoline, dessen zerrütteten Vermögensumständen durch ein Darlehen aufzuhelfen, die einzige Bitte war, die er aussprach. In seiner Gattin fand Sch. die treffliche Mutter liebenswürdiger Kinder und die Nahverwandte seines Geistes. „Denke, daß ich gewohnt bin, laut mit dir zu denken; das[WS 11] weiß ich, daß dir nichts fremd sein kann, wo es mir auch nicht ist und daß ich in meinen Briefen an dich, mein Tagebuch anerkenne“, so begann er ein Schreiben an sie aus Triest im J. 1816. Neben diesen Worten ist jedes andere überflüssig. Er kehrte mit Freude und Sehnsucht nach jedem Geschäfte des Staates, nach jedem Triumphe des Sieges in sein stilles Haus zurück. Wenn die schöne Zeit des Jahres herannahte und er auf seinem Schlosse zu Worlik mit den Seinen wohnend, Feld und Wald und Auen in freudiger Jagd durchstreifen, mit seinen Kindern spielen oder mit seiner Gattin das zarte Leben der Pflanzen beobachten und überhaupt die ländliche Natur in ihren mannigfaltigen Reizen genießen konnte, dann waren Friede und Freude um ihn und in ihm am höchsten – Menschlichkeit war gleich einem Genius immer dem [110] Fürsten zur Seite. Er wußte, daß jedes Einzelnen Tod irgend ein zartes Band löse und irgend ein Auge mit Thränen fülle. Deßwegen hielt er leichtsinniges[WS 12] Versplittern von Menschenleben für eine große Sünde des Feldherrn, aber er war auch ganz der Mann, wo es Entscheidung galt, sie mit allem Nachdruck zu erzwingen. Unnütze Zerstörungen, grausame Mittel im Kriege mied er mit Gewissenhaftigkeit und mancher Ort verdankt seiner Dazwischenkunft die Rettung. Die Ruhe im Antlitz des Fürsten, die ein fester Stern der Hoffnung im Sturme des Krieges Allen war, wirkte wie ein Pfand des Erfolges, wie eine Bürgschaft von höherer Hand gegeben. Ohne Zeichen der Beunruhigung übernahm er im Jahre 1813 den Oberbefehl, obwohl er den ganzen Umfang, das Gewicht, die Größe und die Forderungen dieses Amtes kannte: ihn trieb seine Bestimmung. Napoleon hatte das Schwert sich selbst geschliffen und es seinem Besieger in die Hand gegeben. Die Stunde war gekommen. Der Fürst folgte dem höheren Rufe: „Napoleon ist der größte Feldherr der Zeit“, sagte er damals, „aber kann er deßhalb nicht geschlagen werden? Und wenn er es kann, warum soll dieß nicht durch mich geschehen? Mich beunruhigt es nicht, ihm entgegen zu ziehen“. Seine Miene auf den Höhen von Dresden, als er das Heer den Rückzug antreten ließ, war keine andere, als die, womit er am Tage vor Leipzig den Siegeseinzug befahl. Zu Frankfurt, als er den Winterfeldzug erwirkte – Zu Langers, da die ganze Ansicht des Krieges eine neue unerwartete Wendung bekam, – zu Brienne, da der Boden unter den hunderttausend Verbündeten zu schwanken drohte – zu Troyes, da er wirklich erbebte und die Erschütterung bis in den Rath der Verbündeten drang – zu Sommepuis, wo der zweite entscheidende Wurf gethan werden mußte und ward – im Angesichte der Tuillerien endlich – war Schwarzenberg derselbe Mann. Keine Lage reichte über ihn hinaus. Gleich dem Adler im Fluge sah er unter sich den Drang und Kampf der Begebenheiten und die Stürme trieben die Wolken unter ihm hinweg. Schwarzenberg war von Gestalt groß, in seinem Mannesalter beleibt, doch gewandt und schnell in seinen Bewegungen. Der Gesammteindruck seines Aeußeren versprach viel, ohne die Erwartung nach mehreren aufzuheben. Die Haltung zeigte von Würde und Reinheit. Das schwarze Auge strahlte von Geist und Kraft und unnennbarer [WS 13] Milde, die auch über alle Theile seines Gesichtes ausgegossen war und am meisten am Munde sich wieder fand. Stolz und Demuth vermälten sich in seinen Zügen und breiteten hohen Adel darüber aus. Sein Körper war äußerst empfindlich, beinahe von krankhafter Reizbarkeit seit frühester Jugend. Im Anzuge liebte er Geschmack und die geringste Vernachlässigung war ihm unerträglich. Von allen Bildnissen des Feldmarschalls ist keines ähnlich. Große und kleine Meister haben vergeblich versucht, seine Züge aufzufassen und treu wieder zu geben. Gerard und Isabey haben unwillkürlich einen Franzosen aus ihm gemacht; Lawrence einen Engländer; aber Jedem ist seine Eigenthümlichkeit entwischt. Daß sein wahres Bild uns bleiben werde, dafür hat er mit seinen Thaten Sorge getragen. – Der Lanzknecht, sein Sohn, wendet mit feinem Sinn Schiller’s treffliche Worte auf seinen Vater an – wo das Strenge mit dem Zarten | wo Starkes sich und Mildes paarten | da gibt es einen guten Klang.
- II. Trauerfeierlichkeit aus Anlaß des Ablebens des Fürsten Karl Philipp von Schwarzenberg. Groß war die Theilnahme – nicht allein im Kaiserstaate, sondern auf dem ganzen Continent – als die Nachricht von dem Ableben des Feldmarschalls sich verbreitete. Wenngleich durch das langwierige Leiden Alles auf die Katastrophe vorbereitet war, so traf doch die betrübende Nachricht nicht minder schwer die Gemüther und die Leipziger Zeitung, nachdem sie die Trauerbotschaft aller Welt verkündete, schrieb die weniger schwunghaften als wahren Worte: „Seine militärische und politische Laufbahn gehört der Weltgeschichte an; die Vorsehung hatte ihn mit einem Herzen und mit einer Schönheit der Seele begnadigt, welche sein Glück und seinen Ruhm noch überstrahlte. Die Nachwelt wird zweifelhaft bleiben, ob sie in ihm mehr den Menschen oder den Feldherrn verehren, oder ob sie die großen Erfolge seines Lebens mehr seinen glänzenden Talenten oder seinem versöhnenden Geiste und der demüthigen Hoheit seines Charakters zuschreiben soll. Er hinterläßt keinen Feind, kaum einen Neider seines Ruhmes. Während seines sechsmonatlichen Aufenthaltes in unserer Stadt haben die Liebe der Seinigen und die ärztliche Kunst sich erschöpft, um sein theures Leben zu erhalten.“ Nach seinem am [111] 15. October 1820 erfolgten Ableben wurde der Leichnam am 18. October in den Zimmern des kön. Hauses, welche der Fürst zuletzt bewohnt hatte, in Parade aufgestellt. Am 19. erfolgte die feierliche Leichenbegleitung unter Zuströmen einer unermeßlichen Menschenmenge. Dieser Trauerzug ging von demselben Punkte aus, auf welchem sich vor sieben Jahren um dieselbe Tageszeit der Siegeseinzug des Feldmarschalls an der Seite der verbündeten Monarchen geendigt hatte – vom großen Markte. Die Schilderung der Leichenceremonie und des Conductes enthielt die Leipziger Zeitung jener Tage. Von historisch-interessanten Personen, welche den Zug begleiteten, seien genannt: der damalige k. k. Oberst Freiherr von Wernhart, General Graf Kleist von Nollendorf, Dr. Hahnemann, des Verewigten letzter Arzt. Adam Müller, der sächsische Major von Astor als Trauermarschall und Hauptmann, Wilhelm Friedrich von Mayern, Verfasser von Diana-Sore, des Fürsten treuer Begleiter während der ganzen Krankheitsperiode. Als die Leiche, umgeben von dem Ehrengeleite, auf den Wagen gehoben wurde, und der Zug sich in Bewegung setzte, schreibt die Zeitung, „den Augenblick ihrer Abführung in dieser Stunde, an diesem Tage und die allgemein verbreitete Rührung ist nicht zu beschreiben“. Am 22. October in der sechsten Abendstunde langte der Leichnam in Prag an, wurde in die Garnisonskirche zu St. Adalbert gebracht und am folgenden Tage fand das feierliche Begängniß Statt. Der Sarg wurde unter für die Leiche eines Feldmarschalls üblichen Formen nach der Metropolitankirche St. Veit geleitet, dort in der Dreifaltigkeitscapelle für die Nacht beigesetzt und in den Frühstunden des nächsten Morgens (24.) unter militärischer Begleitung nach Schloß Worlik abgeführt. In der St. Ignaziuskirche zu Prag aber fand am nämlichen Tage durch den Fürst-Erzbischof das feierliche Seelenamt Statt. Das nach dem Plane des Oberlieutenants vom 1. Feld-Artillerie-Regimente L. Groyer von diesem selbst ausgeführte Trauergerüst in der St. Ignaziuskirche zu Prag ist von C. Pluth (gr. 4°.) im Stich erschienen. Am 25. langte der Sarg in Altsattel an, wo er auf das in der dortigen Kirche erbaute Trauergerüst gestellt, am nächsten Tage aber nach Worlik abgeführt und in der Schloßcapelle ausgesetzt wurde. Daselbst erfolgte nach der Einsegnung die Beisetzung des Herzens in das auf dem Altare vorbereitete Behältniß. Dann, nach den üblichen Feierlichkeiten, wurde die Leiche nach Czimelitz gebracht, dort über Nacht in der Graf Wratislaw’schen Familiengruft beigesetzt. Am 27. ging es weiter nach Frauenberg und von dort am folgenden Tage nach Wittingau, wo am 29. das feierliche Seelenamt und am[WS 14] 30. die Bestattung erfolgte. Dort wurde der Sarg in die Gruft gesenkt und blieb in derselben bis er in unseren Tagen, nachdem die Familiengruft des zweiten Majorates des Schwarzenberg’schen Hauses, dessen erster Chef eben Fürst Karl Philipp gewesen, in Worlik vollendet ward, in diese letztere überführt wurde, in welcher nun bereits der Fürst, seine Gattin und seine drei Söhne den ewigen Schlaf schlafen. Am 30. October fanden die Trauerfeierlichkeiten in Wien in der Augustiner-Hof-Pfarrkirche in Anwesenheit der Erzherzoge Franz Karl, Karl, Anton, Ludwig und des Herzogs Albert von Sachsen-Teschen, Statt; zu Troppau veranstaltete das 2. Uhlanen-Regiment, das den Namen des Fürsten für alle Zeiten zu führen hat, am 4. November ein feierliches Seelenamt, welchem der Kaiser Franz, der Kaiser Alexander von Rußland und der Kronprinz von Preußen beiwohnten. Noch fanden Trauerfeierlichkeiten zu Olmütz (23. Nov.), zu Ofen (3. Nov.), zu Raab in Ungarn (15. Nov.), zu Gratz in Steiermark (10. Nov.) und zu Aigen nächst Salzburg (6. Nov.) Statt.
- III. Handbillet Sr. Majestät des Kaisers Franz, ddo. Troppau, 21. October 1820, an den Staats- und Conferenz-Minister Feldmarschall Grafen Bellegarde. „Lieber Feldmarschall Graf Bellegarde! Der Oberst Graf Paar hat Mir die traurige Nachricht von dem Ableben des Feldmarschalls Fürsten Schwarzenberg überbracht. – Ich verliere an ihm einen treuen und ergebenen Diener, der Staat eine seiner ehrenvollen Stützen und meine Armee einen ausgezeichneten Anführer. – Machen Sie der ganzen Armee diesen Verlust bekannt, und ordnen Sie an, daß selbe für diesen Feldherrn, der sie mehrmalen zum Sieg und unauslöschlichen Ruhm führte, die Trauer auf drei Tage anlege. – Zum Beweise meiner Erkenntlichkeit und als Aneiferung für seine tapferen Gefährten und für die nachkommenden österreichischen Krieger, ordne ich unter Einem an, daß ihm zum immerwährenden [112] Andenken ein marmornes Monument in der Karlskirche oder in der Kirche am Hofe je nachdem es angemessener wird befunden werden, errichtet werde. – Der Degen des Feldmarschalls ist in dem Wiener Zeughause gehörig aufzubewahren. – Ferners will ich, daß das von ihm innegehabte Uhlanen-Regiment auf immerwährende Zeiten seinen Namen, so wie solches mit dem Regiment Savoyen der Fall ist, führen solle. – Der Witwe des Verblichenen verleihe ich eine Pension von jährlichen Zwölftausend Gulden, worin ich dieselbe unter Beleidsbezeugung Selbst verständige. Troppau am 21. October 1820, Franz m. p.“
- IV. Porträte. 1) Unterschrift: Fürst C. Schwarzenberg | Feldmarschall | u. s. w. Bollinger sc. (Im Verlag bei Caspar Weiß und Comp. und bei Baptist Weiß in Berlin, 4°.) – 2) Unterschrift: Carl | Fürst von Schwarzenberg | in dem von Bohr und Höfel in Guillochirmanier ausgeführten „österreichischen Ehrenspiegel“ (4°.). – 3) Unterschrift: Charles Prince de – dazwischen das Wappen duc de Krumau | Chambellan et Conseilleur int. actuel, Commandeur de l’ordre milit. de M. Therese | Lieutenant General et propriet. d’un regiment d’Uhlans (sic) | au service de la Majesté l’Empereur d’Autriche | Dessiné par J. Merz. Grave par J. Egger (Fol.). – 4) F. Fleischmann sc. (8°.). – 5) Unterschrift: Fürst C. v. Schwarzenberg | Feldmarschall der K. K. Oesterr. Armeen, L. Hess sc. (32°.) [auch im Genealogischen Taschenbuchs. – 6) C. Mansfeld p., Krethlow sc. – 7) Ohne Unterschrift: Fr. Lieder fec. 1830. Gedruckt bei Mansfeld und Comp. in Wien (Fol.). – 8) Vigneron del. F. Lignon sc. (4°.) – 9) Unterschrift: Carl Fürst zu Schwarzenberg | k. k. österr. Feldmarschall etc. etc. . Nach dem Leben gez. und gest. von Baron von Lütgendorff[WS 15], Prag 1810 (3°.) [nach dem Geschick, mit welchem Lütgendorff[WS 15] zu treffen pflegte, möchte dieses Profilbild des Feldmarschalls wohl eines der ähnlichsten sein]. – 10) Ohne Unterschrift: J. G. Mansfeld sc. Geschabt im Sepiaton (4°.). – 11) Unterschrift: Schwarzenberg | Feld-Maresciallo austriaco | nato a Vienna il 15. 8hre 1820. Mantovani inc. (8°.). – 12) Unterschrift: Ki Fürst zu Schwarzenberg | k. k. General-Feldmarschall. F. Schier lith., A. Machek gedr. (lith.) 8°. – 13) M. Steinia sc. 1822.– 14) Dlle. de Noireterre del. 1872. Velyn sc. (4°.). – 15) Kunike del. ad. viv. D. Weiss sc. (Fol.). – 16) Schöner Holzschnitt nach Original-Zeichnung von Ludwig Burger in der „Leipziger Illustrirten“, Nr. 1040, 6. Juni 1863. S. 389.
- V. Medaillen auf den Feldmarschall Karl Fürst Schwarzenberg. 1) Avers: Brustbild. Umschrift: FÜRST V.(on) SCHWARZENBERG, GENERALISSIM.(us) D.(er) VERB.(ündeten) HEERE. Revers: Darstellung einer Schlacht, im Hintergrunde eine Stadt. Umschrift: DEUTSCHLANDS RETTUNG BEI LEIPZIG. Im Abschnitt: D.(en) | 18. OCT.(ober) 1813 | Jetton. – 2) Avers: Brustbild. Am Arme: L. Neuberger F.(ecit). Umschrift: FELDMARSCHALL FÜRST – VON SCHWARZENBERG. Revers: Brustbild, darunter Neuberger fecit. Umschrift: GENERAL GRAF – OSTERMANN (Medaille). – 3) Avers: Büste. Darunter L. Pichler F.(ecit) Umschrift: CAROLUS PRINCEPS A SCHWARZENBERG. Revers: Mars stehend, mit einem Olivenzweige in der Rechten. Umschrift: MARTI – PACIFICO. Im Abschnitt: SUPERSTITES. (Medaille). – 4) Avers: In einem Lorbeerkranze eine Büste, darüber SCHWARZENBERG Unter dem Kranze Loos. Revers: Das große fürstliche Wappen mit Hut und Mantel. Ohne Schrift (Medaille). – 5) Avers: Kopf, am Abschnitt: Böhm F.(ecit). Darunter VINDOBONAE. Umschrift: CAROLUS PRINCEPS – A SCHWARZENBERG.Revers: In einem Lorbeerkranze eine Kriegstrophäe, auf dem Schilde das Schwarzenberg’sche Wappen (Medaille). – 6) Avers: Die Büsten der Alliirten nebeneinander, darunter Bürgerkrone, Lorbeerkranz, zerbrochene Ketten und Kriegstrophäen. Umschrift. Oben: Gott war mit Ihnen. Unten: Zum XXV. Jubiläum | der Schlacht bei Leipzig. Revers: Denkmal mit der Inschrift: Geboren | 15. April 1771 | Gestorben | 15. Octob.(er) 1820. Am Fuße: Ehr-F. L. S. D. Umschrift: Den Manen Schwarzenberg’s. Im Abschnitt: Errichtet am | 18. October | 1858 (Medaille).
- VI. Schwarzenberg-Denkmäler. I. Denkmal in Wien. Sechs Tage nach dem Tode des Fürsten Schwarzenberg wurde von Seiner Majestät weiland Kaiser Franz I. von Troppau ddo. 21. October 1820 an [113] den Feldmarschall Bellegarde das erwähnte Handbillet erlassen, worin angeordnet ist „daß ihm (dem Fürsten Schwarzenberg) zum immerwährenden Andenken ein marmornes Monument in der Karlskirche oder in der Kirche am Hof, je nachdem es angemessener wird befunden werden, errichtet werde“. 43 Jahre sind in’s Land gegangen, ehe der kaiserliche Gedanke durch den Enkel des Monarchen, der dieses Wort gesprochen, und in erhebenderer Weise in Ausführung gebracht wurde, als in obigem Handschreiben einbefohlen ist. Nicht in der düsteren Form eines Grabmonumentes, nicht in den eingeschlossenen, nie von unmittelbarer Tageshelle, sondern von dem gedämpften Lichte farbiger oder sonst verschnörkelter Fenster erleuchteten Räumen einer Kirche sollte das Denkmal sich erheben, sondern unter freiem Himmel, auf offenem Platze, in nächster Nähe jenes Palastes, der nahezu ein Jahrhundert Eigenthum der Familie, den Namen derselben trägt. Dort sollte sich das Denkmal zu Ehren des Mannes erheben, der dem ein Vierteljahrhundert langen blutigen Völkerkampf ein Ende gemacht, der jenen Heros der neuen Zeit besiegt hat, unter dessen Füßen sich die Volker sklavengleich beugten, der die Kronen von Fürstenhäuptern riß und sie unter die Sproßen seines Hauses vertheilte, um mit seiner Familie, deren Gliedern er jede Selbstständigkeit geraubt, den Continent zu beherrschen. Diese lange Zeit zwischen Gedanke und Ausführung aber war auch Ursache, daß die Bedeutung des Helden, dem das Denkmal errichtet, allmälig dem Bewußtsein des Volkes so abhanden gekommen war, daß man zur Zeit der Enthüllung des Denkmals erst des Langen und Breiten erzählen und auseinandersetzen mußte, warum dem Fürsten ein Denkmal errichtet werde, warum ihm ein solches gebühre. Die Feuilleton-Weisheit wollte sogar wissen, daß die preußischen Helden York, Scharnhorst, Blücher, Gneisenau u. s. w. deßwegen so volksthümlich seien, weil sie als Führer an der Spitze eines Volksheeres gestanden, während Schwarzenberg eine Soldatenarmee befehligte. (!) Was so ein Feuilletonist nicht alles weiß! Die Geschichte weiß nur das Eine, daß an den ewig denkwürdigen Schlachttagen des 16., 17, und 18. October, wie schon früher in den Bewegungen der Heere der Verbündeten, nur der Wille und das Machtgebot des Einen, an die Spitze der Armeen der Verbündeten Gestellten maßgebend war, und dieser Eine war der Fürst Schwarzenberg, der an Jenem Tage Volksheer und Soldatenarmee befehligte, wenn die Aufstellung eines solchen Unterschiedes überhaupt zulässig ist. Also nicht diese auf eine Begriffsspitzfindigkeit hinauslaufende Ursache ist es, welche uns den Namen Schwarzenberg entfremdet hat, mit nichten. Gestehen wir es lieber offen, unsere Wohllebens-Duselei, die unter Backhändeln und Bier auf den Unterricht der Jugend, auf die Bildung des Volkes durch die Geschichte, diese ewige Lehrmeisterin des Lebens, vergaß, unser Schlaraffenthum vergrub oder schwächte ab die Erinnerung an unseren herrlichen Erzherzog Karl und an unseren Schwarzenberg, an Johann Liechtenstein und Wenzel Colloredo,an Lacy und Loudon und wie sie alle heißen mögen. Jetzt aber, da eine bessere Zeit angebrochen, da der Geschichte und – Jenen, die sie gemacht, ihr Recht wird, jetzt wird auch die Erinnerung an dieselben wach und das Denkmal des Siegers von Leipzig wird keines Cicerone bedürfen, der uns sagt, wer dieser Mann gewesen, welcher hier hoch zu Rosse sitzt, und nach gehaltener blutiger Ernte den Degen in die Scheide steckt, um – die Diplomaten verderben zu lassen, was Volksheer und Soldatenarmee erkämpft haben. Am fünfzigsten Jahrestage der Leipziger Völkerschlacht, am 18. October 1863, wurde in Wien vor dem Wohnsitze seines Geschlechtes der Grundstein zu dem Ehrendenkmal des Mannes gelegt, der ein halbes Jahrhundert früher sich eben das Anrecht auf eine solche – im Grunde höchste – menschliche Ehre erworben hat. In den Grundstein, zu dessen feierlicher Legung Se. kaiserliche Hoheit Erzherzog Albrecht in Person erschien, wurde ein Document folgenden Inhalts eingelegt: „Kommenden Geschlechtern soll dieses Blatt verkünden, daß heute, Sonntag den 18. October 1863, als am 50. Jahrestage der Schlacht bei Leipzig, Franz Joseph der Erste, Kaiser von Oesterreich, durch die Hand seines Oheims, Erzherzog Albrecht, diesen Grundstein in feierlicher Weise legen ließ. Ueber ihm wird sich ein Denkmal erheben der Anerkennung und des Dankes für die unsterblichen Verdienste des Feldmarschalls Karl Fürsten von Schwarzenberg, dessen Geist und Heldenmuth die verbündete Kriegsmacht Europa’s heute vor einem halben Jahrhundert zum Siege führte über Frankreichs Heere“. [114] Dazu kam ferner eine Abschrift des schon erwähnten Handbillets weiland Sr. Majestät Kaiser Franz I., von Troppau ddo. 21. October 1820, an den Feldmarschall Grafen Bellegarde, welches die Errichtung eines Denkmals anordnete. Als weitere Zugabe wurden Photographien des Thonmodelles des Monumentes, der Plan des Aufstellungsplatzes sowohl in seiner früheren wie in der künftig ihm zugedachten neuen Gestalt und ein Ausweis des Standes der Wiener Garnison am heutigen Tage in den Grundstein versenkt, welchen noch eine Anzahl der gegenwärtig gangbaren österreichischen Gold-, Silber- und Kupfermünzen beigefügt wurde. Nach dem Erzherzog thaten die Mitglieder der fürstlich Schwarzenberg’schen Familie, nach diesen die geladenen Gäste die üblichen Hammerschläge auf den Stein, während welcher Ceremonie noch zwei Salven der Infanterie und noch zweimal die Geschütze von der Terrasse herunter donnerten. Im Innern des Festraumes, ganz nahe dem Hofzelt, saßen die echten Ehrengäste des Tages, die greisen Krieger, welche damals, an dem Tag von Deutschlands Ehre, mitgekämpft hatten unter der Führung des Mannes, zu dessen Monument man eben den Grundstein legte. Auch eine Deputation des zweiten Uhlanen-Regiments, welches bekanntlich den Namen des Fürsten für immerwährende Zeiten trägt, wohnte dem Acte bei. Vier Jahre später, am 18. October 1867, fand die feierliche Enthüllung des Denkmals, im Beisein Se. Majestät des Kaisers Franz Joseph, Statt. Punkt eilf Uhr erschien der Monarch, von tausendstimmigen Vivat-und Hochrufen, wie von solchen auch während der ganzen Fahrt über die Ringstraße begleitet, empfangen. Unmittelbar hinter dem Kaiser folgten Kronprinz Rudolph und Erzherzogin Gisela mit ihrer Aja; eine weitere Wagenreihe brachte die Erzherzoge Albrecht, Rainer, Karl Ferdinand, Leopold, Karl Ludwig, Ludwig Victor, Ernst, Wilhelm und Heinrich, sowie den Kronprinzen von Hannover an den Ort des Festes. Se. Majestät der Kaiser stellte sich mit dem König von Hannover, der Erzherzogin Gisela und dem Kronprinzen Rudolph unmittelbar vor den Sesseln, welche sich in dem Hofzelte in erster Reihe befanden, auf. Die Klänge der österreichischen Nationalhymne begrüßten den kaiserlichen Hof, und als die letzten Töne verhallt waren, verrichtete Cardinal-Erzbischof Fürst Schwarzenberg, welcher mit zahlreicher Assistenz fast gleichzeitig mit dem Kaiser erschienen war, das Gebet. Nachdem dieß beendet, gab Se. Majestät dem Oberstkämmerer Grafen Crenneville das Zeichen, und auf den Wink des Letzteren fiel die Hülle von dem Monumente. Die Truppen präsentirten das Gewehr, Erzbischof Schwarzenberg stimmte das Tedeum an, welches von dem Männergesang-Vereine unter Leitung seines Ehren-Chormeisters Herbeck abgesungen wurde, und von der vor dem Schwarzenberg-Palais aufgestellten Batterie, sowie von den auf der Ringstraße postirten Infanterie-Bataillonen wurden dreimalige Salven abgegeben. Indem nun Se. Majestät im Zelte der fürstlich Schwarzenberg’schen Familie die Mitglieder derselben bewillkommte, dann sich den künstlerischen Schöpfer des Monumentes, Professor Dr. Hähnel, vorstellen ließ und von dem Leiter der kais. Kunst-Erzgießerei[WS 16] den Oberbaurath Van der Nüll und den Baurath Ritter von Schwarz einige, die Aufstellung des Denkmals betreffende Einzelnheiten entgegennahm, hatte der Männergesang-Verein unter Leitung seines Ehren-Chormeisters folgenden, von J. G. Seidl gedichteten und von Herbeck componirten Festgesang angestimmt, welcher nach einem Motto des Königs Ludwig von Bayern, also lautet: Schwarzenberg, Dein Ruhm wird ewig leben| Deinem Vaterlande hingegeben, | Jeder Eigenliebe fern, | Unbekümmert, ob die Welt Dich nenne. | Ob sie jemals Dein Verdienst erkenne. | Wardst und bliebst Du uns ein Stern! | Schwarzenberg, Dein Nam' ist nicht verklungen. | Friedlich, als Dein großes Werk gelungen, | Stecktest Du den Degen ein; |Und so blick’ ermunternd auf uns nieder, | Und so laß’, bedroht je Kampf uns wieder. | Uns Dein Bild ein Vorbild sein. | Schwarzenberg, daß Du mit starken Banden, | Was sich fremd, zu kitten hast verstanden, | Hat uns Sieg, Dir Ruhm gebracht. | Sei, was Gott im Kampfe Dir beschieden, | Oesterreich hinfort gegönnt im Frieden: | „In der Eintracht liegt die Macht“! | Unter den Klängen des Festgesanges begab sich Se. Majestät der Kaiser zu der Deputation des Uhlanen-Regiments Schwarzenberg, besichtigte hierauf die Invaliden, die Veteranen, dann den Wien-Rudolphsheimer Veteranen-Verein und unterhielt sich mit mehreren Mitgliedern dieser Körperschaften in leutseliger [115] Weise. Den Schluß der Feier bildete das Defiliren der ausgerückten Truppen, welche mit klingendem Spiel vor dem Kaiser vorüberzogen. Um 3/412 Uhr begab sich Se. Majestät und die kaiserliche Familie mittelst Wagens in die Hofburg zurück. Auch auf der ganzen Rückfahrt wurde der Kaiser mit begeisterten Zurufen begrüßt. Nachdem der Hof sich entfernt hatte, betrat das Publicum den Festplatz und besichtigte das Denkmal. Auf einem granitenen Sockel ruht ein Postament aus grauem Marmor und auf diesem erhebt sich das eherne Standbild des Feldmarschalls. Derselbe ist zu Rosse dargestellt; seine linke Hand hält die Zügel des Pferdes und die rechte stößt den Säbel in die Scheide. Das Antlitz wendet der Reiter der Ringstraße zu. An der Vorderseite des Postamentes befindet sich folgende Inschrift: „Dem siegreichen Heerführer der Verbündeten in den Kriegen von 1813 und 1814, Feldmarschall Fürst Karl zu Schwarzenberg. Kaiser Franz Joseph I. 1867.“ Die Urtheile über den künstlerischen Werth des Denkmals lauten so abweichend, daß eine Vereinbarung derselben nicht möglich ist. Von einer objectiven Auffassung des Kunstwerkes ist keine Rede mehr und diese aus allen Ansichten hervorstechende Leidenschaftlichkeit wird zunächst durch den Umstand erklärt, daß die Ausführung des Denkmals von vorhinein einem Ausländer zugewiesen wurde, da doch die Heimat in Bildhauer Pilz damals einen Künstler besaß, der durch Talent und Geschick dazu gleich befähigt war. Aber schon das Concurs-Programm war nur eine Sache der Formalität, da es schon von vorhinein ausgemachte Sache war, den Dresdener Bildhauer Hähnel mit der Ausführung des Werkes zu betrauen. – Unter den anläßlich der Enthüllungsfeier erschienenen zahlreichen Gedichten, zeichnet sich das schöne schwungvolle von Betti Paoli: „Zur Enthüllung des Schwarzenberg-Denkmals“ (N. fr. Presse 1867, Nr. 1127) vor allen anderen aus. – [Ueber die Grundsteinlegung und die Enthüllung des Schwarzenberg-Denkmals vergleiche: Waldheim’s illustrirte Zeitung (Wien), II. Bd. (1863), S. 1152: „Ueber die Grundsteinlegung des Schwarzenberg-Monumentes“. – Wiener Zeitung 1863, Nr. 240, S. 1091: „Das Schwarzenberg-Monument“. – Debatte (Wiener polit. Blatt) 1867, Nr. 299, im Feuilleton: „Denkmal des Fürsten Schwarzenberg“. Von R. C. – Fremden-Blatt. Von Gustav Heine (Wien, 4°.) 1867, Nr. 289: „Die Enthüllung des Schwarzenberg-Monumentes“. – Neue freie Presse 1867, Nr. 1128, im Feuilleton: „Enthüllung des Schwarzenberg-Monumentes“. – Presse 1867, Nr. 295, im Feuilleton: „Das Schwarzenberg-Denkmal“. Von L. Sp. – Abbildungen des Denkmals. Deren erschienen in den meisten illustrirten Blättern jener Tage. Wir nennen zwei der besten: 1) aus der artistischen Anstalt von Reiffenstein und Rösch[WS 17] (Wien, 4°.), und 2) aus der lithographischen Anstalt von F. Köke in Wien (4°.). – II. Denkmal in Leipzig. Es bestand im Anbeginn die Absicht, die Leiche des Fürst Feldmarschalls an der historisch denkwürdigen Stelle beizusetzen, an welcher er am letzten Siegestage der dreitägigen Völkerschlacht den drei Monarchen die Nachricht des Sieges überbracht hatte, an dem Fuße des kleinen Hügels, auf welchem sie standen und welcher seitdem im Munde des Volkes den Namen des „Drei-Monarchenhügels“ erhalten hat. Jedoch Fürst Joseph, das damalige Haupt der Familie, glaubte aus verschiedenen und triftigen Gründen diesen ehrenvollen Antrag ablehnen zu müssen. Dessenungeachtet wurde von dem Grundherrn des Drei-Monarchenhügels dem kön. sächs. Major der Cavallerie Herrn von Winkler am 17. October 1820 dem Fürsten Joseph von Schwarzenberg, zu Leipzig das nachfolgende Document überreicht: „Ich Endesgefertigter erkläre hiemit für mich und meine Nachkommen auf das Rechtsverbindlichste, daß ich den auf meinem zum Ritterguts Dölitz gehörigen Vorwerke Meisdorf gelegenen Hügel an der Sandgrube bei der Ziegelscheune, nebst zehn Ellen Umkreis am Fuße desselben, an die hochfürstlich Schwarzenberg’sche Familie gegen einen Erbzins von 5 Reichsthaler, sage fünf Thaler jährlich überlasse, welcher jedoch nur meinen Nachkommen, falls diese es verlangen sollten, zu entrichten ist, indem ich auf meine Lebenszeit diesen Platz der hochfürstlichen Familie aus hoher Achtung für Se. Durchlaucht den verstorbenen Feldmarschall Fürsten von Schwarzenberg unentgeltlich überlasse.“ So geschehen Rittergut Dölitz am 17. October 1820. Unterschrift des Schenkers und der Zeugen. Fürst Joseph nahm diese hochherzige Schenkung an und im Umkreise dieses Terrains erheben sich zwei Denkmäler, deren [116] eines von der fürstlich Schwarzenberg’schen Familie dem Andenken des Verewigten errichtet wurde. Dasselbe besteht aus einem mächtigen Granitwürfel, welcher auf einem breiten, zweistufigen Sockel ruht. Der Würfel trägt auf seiner Stirnseite folgende Inschrift: „Dem | Fürsten Karl zu Schwarzenberg | dem Führer der am 18. October 1813 auf den | Ebenen Leipzigs für Europa’s Freiheit kämpfenden | Schaaren, setzten diesen Denkstein seine Gattin | Marianne und seine Söhne Friedrich, Karl, Edmund“. Ein eisernes Gitter, dessen Stäbe in Lanzenspitzen ausgehen und dessen Eckpfeiler starke, an Fackeln mit Flammen erinnernde Rundstäbe bilden, umschließt das Monument. Eine Gitterthür gestattet den Eintritt in den inneren Raum. Ein andere eiserne Thür führt in die sogenannte „Grotte“ oder in einen gruftartigen Raum, welcher sich wohl in den Fundamenten oder im Souterrain des Monumentes befindet. Im Jahre 1873 wurde die Anlage eines lebendigen Zaunes zum besseren Schutze des Denkmals beantragt, [Jubelkalender zur Erinnerung an die Völkerschlacht bei Leipzig vom 16. bis 19. October a. d. 1813 (Leipzig 1863, J. J. Weber, kl. 8°.). Dieser Kalender enthält die Beschreibung und Abbildung obigen Denkmals, überdieß aber auch die der übrigen Monumente auf dem Leipziger Schlachtfelde, welche in dem blinden Dichter und Rittergutsbesitzer Dr. Theodor Apel einen Conservator besitzen, wie er allen denkwürdigen Bauten der Erde zu wünschen ist.] Das Monument hatte im Laufe der Jahre durch die Unbilden der Zeit doch einigermaßen gelitten, es wurde also auf Kosten des Fürstenhauses Schwarzenberg, beziehungsweise des regierenden Fürsten Johann Adolph als Chef des Hauses und Neffen des Feldmarschalls, und des Fürsten Karl als Chef des zweiten Majorates und Enkel des Helden eine gänzliche und gründliche Restauration des Denkmals unter den Auspicien des k. k. General-ConsuIs in Leipzig Ritter von Grüner ausgeführt. Eine Abbildung und Beschreibung dieses restaurirten Denkmals, erstere nach einer Original-Zeichnung von E. Kirchhof, brachte die Leipziger illustrirte Zeitung Nr. 1581 vom 18. Mai 1873, also am 60. Gedenktage der Leipziger Schlacht. Zur Sicherung und Instandhaltung des Monumentes ist ein eigener Wächter bestellt und eine bei dem Denkmal angebrachte Tafel weist die Besucher auf die Wohnung des Wächters und den daselbst angebrachten Glockenzug. Uebrigens sei zur Feststellung der Oertlichkeit noch das Folgende bemerkt. Auf dem Monarchen- oder Drei-Monarchenhügel hielten nämlich die verbündeten Monarchen am entscheidenden 18. October 1813, den Gang der Schlacht beobachtend; dorthin brachte der Feldmarschall Fürst Schwarzenberg, den Degen vor den Monarchen senkend, denselben die Siegesbotschaft. Dort erhebt sich auch auf dreistufigen Unterlagen eine gestutzte Pyramide (vergl. Weber’s Jubelkalender S. 54); der erhöhte Punkt aber, von welchem aus der glorreiche Führer den siegreichen Heerschaaren das Schicksal der Schlacht lenkte, befindet sich in unmittelbarster Nähe des Monarchenhügels, etwas links von demselben und nur durch eine Straße von demselben getrennt, bei der Mansdorfer Schenke. Dort wurde im Jahre 1838, nachdem viele andere projectirte Denkmäler nicht zu Stande kamen (vergl. darüber den Aufsatz von Adolph Franz Berger in der „Wiener Zeitung“ vom 20. October 1863, Nr. 258) durch die Pietät[WS 18] der Familie des Feldmarschalls das oben beschriebene, später restaurirte Würfel-Denkmal errichtet, dessen einfache Inschrift der Sohn des Helden, der Fürst Friedrich (Lanzknecht) entworfen zu haben scheint. Wenn daher hie und da der Monarchenhügel als Stelle des errichteten Denkmals bezeichnet wird, so ist das nicht ganz zutreffend, sondern nach vorstehender Darstellung richtig zu stellen. – III. Der Denkstein zu Heilbronn. Noch an einen Denkstein und zwar in hervorragender Weise knüpft sich die Erinnerung an den Feldmarschall Fürst Schwarzenberg, nämlich an einen zu Heilbronn aufgestellten, den der dortige Gemeinderath, unweit der Pappelallee, welche von Heilbronn nach Bökingen führt, zum Gedächtniß an das große Maria Theresien-Ordensfest setzen ließ, das am 1. Juni 1815 daselbst Statt fand. Dieses Denkmal besteht aus einem drei Fuß hohen Würfel auf zwei Stufen von Sandsteinen, enthält das Relief eines Maria Theresien-Ordenskreuzes und auf der anderen Seite, die Worte: „Zur Erinnerung an das Maria Theresien-Ordensfest. Hier gefeiert den 1. Juni 1815.“ Es hatte nämlich Kaiser Franz wegen ausgezeichneter Leistungen im Befreiungskriege 32 Commandeure und Ritter dieses Ordens ernannt: unter denselben den Prinzen Leopold von Sachsen-Coburg, nachmaligen [117] König der Belgier. Die 32 sollten zu Wien während des Congresses zu Rittern etc. geschlagen werden. Da kam die Nachricht, Napoleon habe Elba verlassen und marschire mit einem Heere nach Paris. Kaiser Franz sandte daher den Fürsten Schwarzenberg nach Heilbronn, um hier eine Armee zu sammeln. Radetzky war sein General-Quartiermeister und viele ausgezeichnete Officiere bei dem Hauptquartier, bei dem sich nach und nach auch noch andere Prinzen einfanden, namentlich sechs Erzherzoge, darunter Karl und Johann; aus Sachsen die Prinzen Friedrich August (als König gest. 1854) und Johann (als König gest. 1873); aus Bayern Prinz Karl (gest. als Feldmarschall 1875) und Feldmarschall Fürst Wrede; aus Württemberg die General-Majore von Neuffer und von Theobald; aus Baden der General-Lieutenant von Stockhorn und der nachherige Großherzog Ludwig von Hessen (gest. 1848) und noch viele Andere. Am 1. Juni 1815 fand der Ritterschlag Statt. Fürst von Schwarzenberg ließ solche seiner Truppen Parade machen, welche sich auf den Schlachtfeldern in den Jahren 1809, 1813 und 1814 ausgezeichnet hatten, und zwischen Heilbronn und Bökingen an einer deßhalb erbauten Capelle aufstellen, wo jetzt der Denkstein steht. Zwölf Kanonen standen am Neckar. Fürst Schwarzenberg ritt mit 136 Officieren, worunter 25 Generale, von Heilbronn aus zur Capelle. Unter diesen befanden sich auch der damalige Kronprinz von Württemberg in der Uniform seines österreichischen Huszaren-Regiments. Stadtpfarrer Hering aus Heilbronn mit zwei österreichischen Feldpriestern celebrirte das Hochamt, die 8000 Oesterreicher gaben bei der Wandlung Salven und die Kanonen donnerten 101mal. Der Generalissimus theilte an die Meisten der 32 (denn Einige kämpften bereits in Italien) den Maria Theresien-Orden aus, welche von den älteren Rittern den Bruderkuß empfingen. In ganz Süddeutschland, Wien etwa ausgenommen, wird es keinen Ort geben, wo so viele Tausende von Tapferen mit ihren heldenmüthigen Führern versammelt waren, um ein militärisches Fest zu begehen, als diesen Ort, welcher nun durch einen schönen Denkstein bezeichnet ist.
- VII. Die Fürst Schwarzenberg’sche Monument-Stiftung. Laut Circular-Verordnung vom 24. Mai 1870 hat das Reichs-Kriegsministerium den Stiftbrief über die Fürst Schwarzenberg’sche Monument-Stiftung ausgefertigt, wie folgt: „Es haben die Fürsten Johann Adolph, Edmund und Karl zu Schwarzenberg zum bleibenden Gedächtnisse der am 20. October 1867 erfolgten Enthüllung des von Sr. k. und k. Apost. Majestät ihrem in Gott ruhenden erlauchten Verwandten, dem siegreichen Heerführer der Verbündeten in den Kriegen 1813 und 1814, Feldmarschall Fürsten Schwarzenberg, allergnädigst gewidmeten Monumente einen Betrag von 8000 fl. C. M. in 5perc. National-Anlehens-Obligationen zur Errichtung einer Militär-Stiftung unter folgenden Modalitäten gewidmet: 1. Die Stiftung habe den Namen: „Schwarzenberg’sche Monument-Stiftung“ zu führen. 2. Die Interessen des Stiftungs-Capitals seien für sechs Militär-Stiftungen, und zwar: zwei für Officiere zu je 100 fl. ö. W. in Silber und vier für Unterofficiere zu je 34 fl. ö. W. in Silber zu verwenden. 3. Anspruch auf diese Stiftung haben brave, tüchtige, mittellose, dem activen Heere angehörige k. k. österreichische Officiere vom Hauptmann und Rittmeister abwärts und Unterofficiere aller Waffengattungen. 4. Der Stiftungsgenuß solle regelmäßig drei Jahre hindurch dauern, außer den Fällen, wenn ein Unterofficier zum Officier avancirt, oder der Percipient aus dem Verbande des activen Heeres tritt, oder in der Zwischenzeit stirbt, oder durch kriegsrechtliche Behandlung eines Verbrechens schuldig erkannt wird, in Folge dessen ihm auch der Stiftungsgenuß entzogen werden solle. Die übrigen fünf Bestimmungen sind von administrativer Natur und hier weiter von keinem Belang. Das Vorschlagsrecht hat das Kriegsministerium und die Wahl aus den Bewerbern der jedesmalige Chef des Schwarzenberg’schen Fürstenhauses.
- VIII. Die ersten Berichte über die Völkerschlacht. Ein in mannigfacher Hinsicht interessantes Actenstück ist ein Befehl des Fürsten von Schwarzenberg an den Buchhändler Friedrich Arnold Brockhaus in Leipzig zur Herausgabe eines periodischen Blattes und dasselbe verdient der Vergessenheit entrissen zu werden. Der Befehl ist in der ersten vom 14. October 1813 datirten Nummer der von dem genannten, damals noch in Altenburg etablirten Buchhändler herausgegebenen „Deutschen Blätter“ (die dann bis zum Mai 1816 erschienen und eine der verbreitetsten [118] deutschen Zeitschriften waren) enthalten und lautet folgendermaßen: „Befehl. Dem Buchhändler, Herrn Brockhaus von hier, wird hiermit befohlen, alle von Seiten der Hohen Alliirten theils schon erschienene, theils in der Zukunft noch zu erscheinende Nachrichten und officielle Schriften durch den Druck bekannt zu machen und sie mittelst eines periodischen Blattes, welches jedoch der Censur des jedesmaligen Herrn Platzcommandanten unterliegt, dem Publiko mitzutheilen. Sign. Hauptquartier Altenburg, den 13. October 1813. Auf Befehl Sr. Durchlaucht des k. k. en chefs commandirenden Feldmarschalls Fürsten von Schwarzenberg. Langenau.“ Das Hauptquartier der alliirten Armee wurde am Morgen des 15. October von Altenburg nach Pegau verlegt. In der dritten Nummer der „Deutschen Blätter“ vom 18. October findet sich die erste Nachricht über die Schlacht vom 16. October, aus Altenburg von demselben Tage datirt, freilich erst nur von einer „äußerst heftigen Kanonade“ berichtend, die man den ganzen Tag über in Altenburg gehört habe. In Nummer 4 und 5, vom 18. und 19. October werden dann schon nähere Mittheilungen gemacht und die vom 19. October sind bereits im Laufe des Tages durch ein „Extrablatt“ [also auch keine Erfindung der neuesten Zeitungspresse!] dem Publicum mitgetheilt worden. Die Nachricht von dem „vollständigsten und glänzendsten Siege“ und der Besetzung Leipzigs findet sich aber erst in Nr. 7 vom 21. October, aus Altenburg vom 20. October datirt, woran sich dann in den folgenden Nummern ausführliche und sehr interessante Berichte von Augenzeugen über die Schlacht schließen. In den späteren Nummern ist u. a. auch der officielle französische Bericht über die Schlacht mitgetheilt und kritisirt; wir heben daraus als Curiosum hervor, daß nach demselben nur der Mangel an Munition die französische Armee gezwungen habe. „auf die Früchte zweier Siege (am 16. u. 18. October!) Verzicht zu leisten, worin sie mit so viel Ruhm viel stärkere Truppen und die Armeen vom ganzen Continent geschlagen (!) hatte“; ferner heißt es am Schlusse: „Der Feind, der seit den Schlachten vom 16. und 18. bestürzt war, faßte durch die Unfälle (!) am 19. wieder Muth und betrachtete sich als Sieger“ (!). Die „Deutschen Blätter“ bemerken dazu: „Hätten die Franzosen jederzeit so gesiegt, wie bei Leipzig, so wäre Napoleon weder erster Consul noch Kaiser geworden!“
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: Schrifsteller.
- ↑ Vorlage: Ott.
- ↑ Vorlage: Gesandschaftsposten.
- ↑ Vorlage: Ergeiziger.
- ↑ Vorlage: gapaarten.
- ↑ Vorlage: Quatiermeisterstabes.
- ↑ Vorlage: Colleredo.
- ↑ Vorlage: sein.
- ↑ Handschriftlich auf 1823 gebessert.
- ↑ Vorlage: comtemporains.
- ↑ Vorlage: daß.
- ↑ Vorlage: leichsinniges.
- ↑ Vorlage: unennbarer.
- ↑ Vorlage: am am.
- ↑ a b Vorlage: Lützendorff.
- ↑ Vorlage: Erzgießererei.
- ↑ Vorlage: Reifferscheid und Rösch.
- ↑ Vorlage: Piätet.