Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 5 (1859), ab Seite: 232. (Quelle)
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Glück, Barbara, Pseudon. Betti Paoli (Dichterin, geb. zu Wien 30. Dec. 1815). Ihr Vater, ungar. Israelit, war kais. Militärarzt, ihre Mutter eine Belgierin, ersterer starb früh und ließ die Mutter im Besitz eines ansehnlichen Vermögens zurück. Als die Tochter 15 Jahre zählte, stürzte sie der Bankerott des Kaufmanns, dem die Mutter das Vermögen anvertraut hatte, in die bedrängteste Lage. Nun begann für das Mädchen jene folgenreiche Epoche des Lebens, aus welcher es nur Einen Schatz: die Poesie, gerettet hatte. Der Ort ihres Aufenthaltes wechselte. Zwei Jahre brachte sie in Rußland, dann in Schlesien, anderen Orten und zuletzt in Wien zu, u. z. als Erzieherin von Töchtern wohlhabender Familien, indeß sich die poetischen Beiträge zur Geschichte einer tief empfindenden Seele häuften. Im Salon einer Wiener Dame lernte sie Wiens Schöngeister kennen: Bauernfeld, L. A. Frankl, Grillparzer, Prechtler, Witthauer u. A. und fand nun jenes Maß und jene Regel, welche sie in einer früh unterbrochenen Erziehung nicht hatte finden können. Im J. 1844 erhielt sie die Stelle einer Gesellschaftsdame bei der Fürstin Schwarzenberg, der Witwe des Siegers bei Leipzig. Wenn diese Stellung einerseits ihre schriftstellerische Thätigkeit beschränkte, so war andererseits groß der Gewinn, den die Dichterin aus dem beständigen Verkehr mit dieser wahrhaft außerordentlichen Frau zog. Sie selbst erklärt: „was die Erziehung in mir versäumte, hat der Verkehr mit diesem ganz großen und ganz reinen Charakter nachgeholt“. Nach dem im Jahre 1848 erfolgten Tode der Fürstin unternahm die Dichterin eine Reise in’s Ausland, und lebte in Deutschland und Frankreich. Erst 1850 kehrte sie nach Wien zurück, wo sie seither, nur mit jenen Unterbrechungen, die vom Landaufenthalt oder Reisen im Sommer bedingt werden, ununterbrochen lebt, sich mit Unterrichtertheilen in Sprachen, von denen sie die französische, englische, italienische und spanische gründlich versteht, und in ästhetischen Gegenständen beschäftigt, und beständige Mitarbeiterin am Feuilleton der „Oesterr. Zeitung“ (vormals „Wiener Lloyd“) ist. Als solche schreibt sie die kritisch-ästhetischen Berichte über die Vorstellungen des Burgtheaters, die Ausstellungen der Kunstvereine und die Besprechungen hervorragender Werke der verschiedenen Literaturen. Früh regten sich in ihrer Seele die Schwingen der Poesie; sie war kaum 16 Jahre alt, da erschien schon ihr erstes Gedicht in einem Wiener Blatte, wenn wir nicht irren: „An die Männer unserer Zeit“, in der Witthauer’schen „Wiener Zeitschrift“ 1832, Seite 821, unterzeichnet: Betti Glück. Die erste größere Sammlung einfach betitelt: „Gedichte von Betti Paoli“ (1841, 8°.) war dem Dichter Nikolaus Lenau gewidmet. Dieser ersten Sammlung folgte die zweite unter dem Titel: „Nach dem Gewitter“ (Pesth 1843, 2. Aufl. 1850). Nun trat sie mit einer Reihe prosaischer Arbeiten auf: „Die Welt und mein Auge“. 3 Bde. (1844), welche Novellen, darunter auch mehrere Jugendarbeiten der Dichterin, enthalten; – der „Romancero“ (Leipzig 1845, G. Wigand) ist der jüngst verstorbenen Bettina gewidmet und enthält vier kleinere lyrisch-epische Dichtungen. Zunächst folgten nun die „Neuen Gedichte“ (Pesth 1850), jene Sammlung, welche das Geläutertste, was die geistvolle Dichterin bis dahin schuf, enthalten, und worin das Sonett an einen Palast in Italien, von dem sie singt, daß aus demselben ihr Geschick hervorgegangen, einiges Licht über das Dunkel ihres Lebens [233] wirft. Das letzte Werk, welches sie bisher veröffentlichte, ist: „Lyrisches und Episches“ (Pesth 1855, Heckenast), worin zwar das Epische nur durch zwei Stücke, aber beide von entschiedener Schönheit: „Mac Dugald“ und „Ada“ vertreten ist. In neuester Zeit versuchte sie sich unter dem Pseudonym Branitz als Uebersetzerin auf dramat. Gebiete, und ging aus ihrer Feder die Bearbeitung der „Biedermänner“ von Dumas hervor, welche auf der Wiener Hofbühne eine beifällige Aufnahme fand.

Album östr. Dichter. Neue Folge (Wien 1857, Pfautsch & Voß, gr. 8°.) S. 81–104 [Biographie von Leopold Kompert und Musterstücke ihrer Gedichte]. – Hamburger kritische und literarische Blätter 1857, Nr. 39. – Faust (polygr. Zeitschrift), herausg. von M. Auer in Wien 1855, Nr. 1, S. 8 [daselbst auch ihr Porträt in trefflichem Stahlstich von Mayer, 4°.). – Bohemia (Prager Blatt) 1856, S. 657 [im Artikel: „Tous les quinze jours“]. – Illustr. Zeitung, herausg. von J. J. Weber. 1846, Nr. 138, S. 126. – Die Iris (ein Grazer Modeblatt) enthält in einer der Mai-Nummern des Jahres 1851 ihre geschriebene Silhouette von Cajetan Cerri, welche ganz hier mitzutheilen, uns die jedem Weibe schuldige Rücksicht verbietet, während sie fragmentarisch mitgetheilt alle Spitzen verlöre]. – C. Cerri richtete aber früher an sie bei Gelegenheit ihres von Prinzhofer lithographirten Porträtes ein Sonett [siehe Wanderer 1848, Nr. 20]. – Auch Braunthal besang sie in einem Cyklus Gedichte: „Bärbel Felix.“ – Lorm (Hier.), Wiens poetische Schwingen und Federn ... (Leipzig 1847, Grunow) S. 83. – Theaterzeitung, herausg. von Ad. Bäuerle 1850, S. 286 [in dieser Besprechung charakterisirt W. Constant die Gedichte Betti Paoli’s folgendermaßen: „Es ist wenig Glaube, aber viel Hoffnung, keine Religion, aber unendlich viel Andacht in diesen Ergüssen des Weibes und unwillkürlich gedenken wir bei Lesung ihrer Poesien an Mahlmanns Distichon: „Nimm mir die Liebe, was bin ich? die Aermste unter den Armen, | Laß mir die Lieb’ und ich bin reicher als Fürstinnen sind“]. – Zeitung für die elegante Welt, herausg. von H. Laube. 1844, S. 571. – Porträte. Außer dem oben angeführten in Auers „Faust“ 1) Facsimile des Namens: Betty Paoli. Koberwein del. C. Kotterba sc. (Wien 1857, 8°.) – 2) Unterschrift: Facsimile des Namens: Betty Paoli. Prinzhofer 1848 (Wien, Fol.) gedr. bei J. Rauh. Lithographie, sehr ähnlich.