BLKÖ:Colloredo-Mansfeld, Hieronymus II. Graf

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 2 (1857), ab Seite: 424. (Quelle)
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Colloredo-Mansfeld, Hieronymus II. Graf (Feldzeugmeister, Commandeur des Mar. Theresienordens, geb. zu Wezlar 30. März 1775, gest. 23. Juli 1822). Ist der zweite Sohn des Fürsten Franz de Paula Gundaccar, Reichs-Vicekanzlers (s. d.). In besonderer Vorliebe für den Militärstand trat er 1792 in’s Regiment seines Onkels Graf Joseph und zugleich als Oberlieutenant in das Gefolge des FZM. Clerfayt, welcher dem in die Champagne eindringenden Herzog von Braunschweig ein Hilfscorps aus den Niederlanden zuführte. Im J. 1793 wurde er Kapitän-Lieutenant, erhielt das Commando einer Grenadier-Compagnie des Regts. Jos. Colloredo, wohnte der Belagerung und Einnahme von Condé, dann (7. Aug.) dem Angriffe auf das Lager zwischen Bouchain und Cambray, der Berennung von Dünnkirchen bei, und gab schon damals Beweise seiner Tapferkeit. 1794 rückte er zum wirklichen Hauptmanne mit Beibehaltung der Grenadiercompagnie vor. In den Gefechten auf den Höhen von Tourcoing (17. und 18. Mai) wurde der Graf im Rapporte unter den Ausgezeichneten genannt. Unter den Kriegsgefangenen der Besatzung von Condé befand sich auch der Hauptmann Graf Colloredo. Gegen Kriegsgebrauch wurde C. damals festgenommen, der revolutionären Regierung als politischer Gefangener angezeigt und als eine Geißel für die von Dumouriez verhafteten Volkscommissäre erklärt. In Paris in harter Haft gehalten und sogar mit dem Tode bedroht, entrann er durch List und Entschlossenheit glücklich in das Hauptquartier Clerfayts am Rhein. Er kam hierauf als Commandant zu einer Compagnie bei dem Leibbataillon und mit derselben für den Feldzug 1796 zur Avantgarde des FM. Wurmser. Bei einem Angriffe des Feindes auf die Bregenzer Klause (8. August) wurde er schwer verwundet. Bald darauf avancirte er zum ersten Major im ung. Linien-Inf.-Reg. Nr. 60. Nun zeichnete er sich aus, als er mit seinem Bataillon die fast unzugängliche Höhe von Winterthur erklomm und sie heldenmüthig so lange behauptete, bis ihm Unterstützung zukam. Alsdann stürzte er sich rasch auf den Feind, verjagte denselben von der Straße u. vereitelte die Zerstörung der Brücke über die Töß, über welche die Reiterei zur Verfolgung nachsprengen konnte. In Folge dieser Waffenthat wurde er 1800 zum 2. Obersten bei Olivier Wallis Nr. 29 ernannt. Als er sich zu seinem Regimente begab, traf [425] er das Corps des Prinzen von Lothringen im Vorrücken gegen Klein-Schaffhausen, bot freiwillig seine Verwendung an, u. führte ein Bataillon in den Wald bei Guttenzell mit solcher Entschlossenheit in die linke Flanke des Feindes vor, daß durch die Raschheit seiner Bewegung und das Beispiel seines persönlichen Muthes das Gefecht schnell entschieden wurde. In Folge dessen wurde er erster Oberst des Inf.-Reg. Erzh. Ferdinand Nr. 2. Bei dem Rückzuge nach der Schlacht von Hohenlinden zeichnete sich Oberst Graf Colloredo in Führung seines Regimentes so aus, daß der damalige Colonnen-Commandant FML. Karl Fürst Schwarzenberg im Berichte aussprach: „Unter Anführung des tapfern Obersten Colloredo hat sich das Regiment dergestalt verhalten, daß es schwer wäre, einzelne Officiere zu benennen, indem alle gleich verdienten, anempfohlen und gerühmt zu werden.“ – 1805 wurde C. Generalmajor und erhielt den Befehl über eine Brigade von 4 Grenadierbataillonen unter Erzh. Karl im Venetianischen. Bei Caldiero übernahm er wegen Verwundung des Generals Nordmann das Commando über den angegriffenen linken Flügel und vereitelte durch muthvolle Ausdauer den mit Wuth mehrmals wiederholten letzten Versuch des Feindes. Einstimmig erkannte ihm dafür das Kapitel des Mar. Theresienordens das Ritterkreuz zu. Bei Beginn des Feldzuges 1809 commandirte er eine Brigade, mit welcher er am 16. April bei Fontana Fredda nach dem Ausdrucke des Armeebefehles „durch 5stündiges unerschütterliches Aufhalten der mächtigen feindlichen Anstrengung, den Bewegungen des eigenen Heeres Zeit und Möglichkeit verschaffte, die Schlacht zur günstigen Entscheidung zu bringen“. Am 29. und 30. April am äußersten rechten Flügel der Armee bei Save und Monte Foscarin, jenseits des Wildstromes Alpon hielt er abermals die volle Wuth des Feindes auf, und brach sie durch den kaltblütigsten Widerstand. Am 8. Mai, bei dem Uebergange über die Piave, wurde die überlegene französische Reiterei durch die Brigade Colloredo blutig zurückgewiesen. Am 12. Mai hatte er, obschon bereits verwundet, als Commandant der verhältnißmäßig schwachen Nachhut, Benzona gegen den Andrang der feindlichen Gesammtmacht durch volle 24 Stunden tapfer behauptet und dadurch dem österr. Heere den ruhigen Zug über die karnischen Alpen gesichert. In Folge dessen avancirte er zum FML. und erhielt das Commandeurkreuz des Mar. Theresienordens. Am Tage als er das Commando seiner Division antrat (15. Juni), zeichnete er sich wieder bei Raab aus, und wurde am Schlusse des Feldzuges Inhaber des ung. Inf.-Reg. Sztaray Nr. 33. Im Feldzuge 1813, in welchem C. den rechten Flügel Gyulay’s commandirte, brach er in Sachsen ein, nahm im August bei Dresden, ungeachtet des erbittertsten Widerstandes, die starkbefestigte, durch zahlreiche Mannschaft und ein heftiges Geschützfeuer vertheidigte Schanze an der Dippoldswalder Straße, wobei ihm 3 Pferde unter dem Leibe getödtet wurden. Am 28. August führte er seine Division in musterhafter Ordnung auf einer von Regengüssen zerstörten Straße nach Böhmen, auf den Kampfplatz von Kulm (30. August), wo er im entscheidenden Augenblicke den Befehl des rechten Flügels der verbündeten Truppen übernahm. Nachdem er von der Strisovitzer Höhe aus das feindliche Fußvolk mit dem Bajonette zurückgetrieben hatte, warf er sich auf den Geschützpark bei Kulm, eroberte denselben, und fiel dann mit Blitzesschnelle in die linke Flanke der feindl. Hauptmacht, nahm das hartnäckig vertheidigte Dorf Arbesau (17. Sept. 1813) und vollendete dadurch [426] die Umzingelung und Entwaffnung des Feindes. Zum Lohne dieses Sieges wurde er zum FZM. außer der Reihe seines Ranges ernannt, als welcher er am 4. Sept. 1813 das Commando des 1. Armeecorps übernahm. Am 17. December hielt er mit seinem Armeecorps die früher erstürmte Strisovitzer Höhe besetzt. Als Napoleon selbst durch die Nollendorfer Engung vorrückte, warf C. sich in dessen linke Flanke, schritt rasch auf die Straße von Nollendorf und veranlaßte dadurch die Hauptniederlage und Flucht des Feindes, welcher viel Geschütz und mehrere Tausend an Gefangenen verlor. Vor Leipzig bildete C. mit dem 1. Armeecorps nebst der Division des FML. Alois Liechtenstein und dem ganzen österr. Reservecorps unter Merveldt, den linken Flügel der Hauptarmee. Diese Truppen bestanden rühmlich den heißen Kampf bei Propstheida und den umliegenden Dörfern. Nach Verwundung des Prinzen von Homburg und Merveldts Gefangennehmung fiel der Oberbefehl auf Colloredo. Nachmittag zwischen 4 u. 5 Uhr, gerade als er vor der Fronte Befehle gab, traf ihn eine Kleingewehrkugel durch Mantel und Rock auf die vor 17 Jahren erhaltene Wunde. Erst auf den nachherigen Verfolgungsmärschen sorgte er für die Behandlung seiner als schwere Contusion erkannten Verwundung. Nach dem Rheinübergange vor Troyes (5. Februar 1814) wurde er aber am Schenkel so schwer verwundet, daß er an den weiteren Kriegsereignissen nicht mehr unmittelbar Theil nehmen konnte. Nach dem Pariser Frieden (1814) wurde ihm der Befehl über alle nach Böhmen in 4 Colonnen zurückkehrenden k. k. Truppen, und dann in dieser Provinz die Anstellung eines Inspectors der gesammten Infant. übertragen. Nach Napoleons Wiedererscheinen bestand C., als Oberbefehlshaber eines selbständigen Armeecorps, am Oberrhein und in Burgund ruhmvoll mehrere hitzige Gefechte, fungirte nach dem Friedensschlusse ad latus des commandirenden Generals in Böhmen, und dann in derselben Eigenschaft in Steiermark. Er starb an den Folgen seiner früheren Wunden. Das Officiercorps sämmtlicher Truppen in Böhmen vereinigte sich in dem Wunsche, dem verblichenen Helden ein Denkmal zu setzen und das ganze österr. Heer schloß sich diesem Wunsche an. Am 17. Sept. 1825 wurde auf dem Schlachtfelde von Kulm sein Monument feierlich aufgestellt (siehe unten in den Quellen).

Hieronymus Graf Colloredo-Mansfeld, k. k. östr. Feldzeugmeister etc. Eine vollkommene Darstellung seines Lebens und seiner Thaten, mit besonderer Berücksichtigung der am 17. September 1825 Statt gefundenen feierlichen Aufstellung des, ihm auf dem Schlachtfelde von Kulm errichteten Monumentes (Prag 1826, C. W. Enders, mit Portr. u. Abbildung des Monumentes, schwarz). [Verfasser dieses Buches soll Schießler sein.] – Ritter von Rittersberg (J.), Biographien der ausgezeichnetsten verstorbenen und lebenden Feldherrn der k. k. österr. Armee (Prag 1828) S. 485 [Ebenda dessen Porträt lithogr. von F. Schier]. – Schlosser (F. C.), Geschichte des achtzehnten Jahrhunderts u. des neunzehnten, 2. Aufl. (Heidelberg 1844, Mohr) VI. Bd. S. 1001, 1027. – Oestr. milit. Zeitschrift, Jahrg. 1823, II. Bd. S. 306. – Wiener Zeitung 1823. – Preßburger Unterhaltungsblatt 1823, Nr. 35, 36. – Oestr. Militär-Konversations-Lexikon. Herausg. von Hirtenfeld u. Dr. Meynert (Wien 1851) I. Bd. S. 737. – Ersch (J. S.) u. Gruber (J. G.), Allgemeine Encyklopädie der Wissenschaften u. Künste (Leipzig 1822 u. f., Gleditsch, 4°.) I. Sect. XVIII. Bd. S. 288 [nach diesem gest. am 22. Juli 1822]. – Oestr. National-Encyklopädie (von Gräffer u. Czikann), (Wien 1835, 6 Bde.) I. Bd. S. 577. – Biographie des hommes vivants (Paris 1816, Michaud, 8°.) II. Bd. S. 210. – Monument. Der Gedanke, Colloredo’s Andenken durch ein Monument auf dem Schlachtfelde, dessen Namen er durch seinen Sieg verewigt, zu verherrlichen, war bald der einstimmige Wunsch der Officier-Corps aller Regimenter in Böhmen. FML. Graf Klebelsberg setzte sich an die Spitze einer [427] Commission, welche über Vorschläge, Entwurf und Plan des Denkmals einen Beschluß fassen sollte. In Folge eines solchen vollendete das fürstlich Fürstenberg’sche Eisenwerk zu Joachimsthal auf der Herrschaft Bürglitz in Böhmen dasselbe nach dem ihm vorgelegten Modell. Dieses stellt eine vierseitige Pyramide, welche auf einem gemauerten Piedestal ruht, dar. Der unterste Würfel der Pyramide ist auf seinen vier Seiten mit Inschriften versehen, die Spitze der Pyramide bildet der kaiserl. Doppeladler. Die Inschriften des untersten Würfels sind Vorwärts: Dem Feinde Furchtbar | Den Seinen Theuer | Rückwärts: Arbesau | Am 17. September 1813 | Rechts: Das Oesterreichische Heer | Einem Seiner Führer | Auf Dem Felde Seines Ruhmes | Links: Dem Vaterlande und Seinen | Freunden Zu Früh Entrissen | Ueber dem großen Würfel befindet sich auf dem kleineren der böhmische wachende Löwe und über ihm das Bild des Verblichenen, umgeben von seinen Orden mit der Umschrift: Hieronymus Graf Colloredo-Mansfeld, k. k. General-Feldzeugmeister. Auf der Rückseite das gräfl. Wappen. Rechts: Geboren den 30. März 1775. Links: Gestorben den 23. Juli 1822. Das Denkmal ist vor dem Posthause zu Arbesau auf dem Puncte, wo C. am 17. September den hartnäckigsten feindlichen Widerstand durch hartnäckige Tapferkeit besiegt und dadurch das Treffen entschieden hatte, aufgestellt. Die Aufstellung fand am 17. Sept. 1825 Statt. Den Befehl über sämmtliche Truppen führte der k. k. Generalmajor Fürst zu Bentheim (s. d. I. Bd. S. 282), dessen ausgezeichnete Dienste im Treffen von Arbesau die darüber erschienene Relation aufbewahrt hat. Die Feier dieser Denkmal-Einweihung benützte FML. Graf Klebelsberg, um den bei Kulm gefallenen preußischen Kriegern, denen der König von Preußen ein Denkmal auf dem Schlachtfelde hatte errichten lassen, eine Huldigung darzubringen.