BLKÖ:Liechtenstein, Alois Gonzaga Fürst von

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Band: 15 (1866), ab Seite: 109. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
Alois Gonzaga von Liechtenstein in der Wikipedia
Alois Gonzaga von Liechtenstein in Wikidata
GND-Eintrag: 130227676, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Liechtenstein, Alois Gonzaga Fürst von|15|109|}}

Liechtenstein, Alois Gonzaga Fürst von (k. k. Feldzeugmeister und Commandeur des Maria Theresien-Ordens, geb. zu Wien 1. April 1780, gest. zu Prag 4. November 1833). Jüngster Sohn des Fürsten Karl Borromäus [S. 165} aus dessen Ehe mit Maria Eleonora Fürstin Oettingen-Spielberg. Alois widmete sich dem Berufe seines Vaters, der zuletzt Feldmarschall und ausgezeichneter Soldat war. 18 Jahre alt, trat er als Lieutenant in die kaiserliche Armee und begann bei Lacy-Infanterie seine militärische Laufbahn. Im französischen Kriege kam das Regiment zur Armee nach Deutschland. Er kämpfte nun in der Schlacht bei Osterach (1. März 1796), bei Pfungen aber (28. Mai 1799) gab er schon die Proben jenes Heldenmuthes, den er dann noch bei so vielen Gelegenheiten bewährte und der den Dichter von ihm singen läßt: „Er hat aus jeder Schlacht – sich eine neue Wunde und neuen Ruhm gebracht.“ Im genannten Gefechte – damals Hauptmann – vertheidigte er mit einer Division den ihm anvertrauten Posten, obgleich das mörderische Feuer des Gegners bereits mehrere Officiere getödtet und verwundet hatte, mit unerschütterlicher Standhaftigkeit und trieb zuletzt den Feind aus seiner vortheilhaften Position. Der Fürst rückte nun zum Major, bald darauf zum Oberstlieutenant bei Manfredini-Infanterie vor. Im Jahre 1801 stand er im Corps des Feldmarschall-Lieutenants Fürsten zu Reuß. Bei Schongau zweimal verwundet, harrte er im Gefechte aus, bis der Posten behauptet worden. Seine Wunden hinderten ihn nicht, zwei Tage später wieder in den Kampf zu rücken. Nun erhielt er eine dritte und so schwere Wunde, daß er längere Zeit zu seiner Herstellung bedurfte. Dieses rühmliche Beispiel, selbst bei schwerer Verwundung im Kampfe auszuharren, das auf die moralische Haltung der in den Kampf geführten oder bereits in demselben stehenden Krieger von unberechenbarem Einflusse ist, bestimmte ben Erzherzog, sich für den tapfern Fürsten um das Ritterkreuz des Maria Theresien-Ordens zu verwenden, welches ihm auch [110] in der 66. Promotion (vom 18. August 1801), in derselben, in welcher sein Vetter Johann Joseph das Großkreuz desselben Ordens erhielt, zuerkannt wurde. Im Jahre 1805 zum Oberst befördert, stand er mit seinem Regimente bei der Armee in Deutschland; im Jahre 1809 befehligte er, bereits General-Major, eine Brigade im 3. Armeecorps, das auch in Deutschland stand. In mehreren Kämpfen – immer an der Spitze der Seinen – focht er mit der bekannten Bravour und that sich bei Hausen (19. April) insbesondere hervor. Wiederholte Angriffe der Unseren waren immer wieder erfolglos geblieben, da entdeckte der Fürst den Punct, auf den sich der Feind mit so glücklichem Erfolge bisher gestützt. Er eilte nun zum Regimente Würzburg, ergriff eine Fahne, riß durch sein Wort die Krieger hin, daß sie ihm unverweilt folgten und ohne einen Schuß zu thun, im Sturm auf den an der verhängnißvollen Waldspitze aufgestellten Feind drangen, daß dieser durch diesen raschen und geordneten Angriff geworfen wurde. Aber im Walde standen noch ansehnliche feindliche Verstärkungen, mit welchen sofort ein hartnäckiges Gefecht sich entspann. Wieder wurde der Fürst von mehreren Kugeln und von einer so schwer in das Bein getroffen, daß er vom Pferde sank und durch den Gefreiten Wenzel Deditz und den Tambour Joseph Wagner aus dem Gefechte getragen werden mußte und so der Gefangenschaft entging. Sein Bruder, Fürst Moriz, auch General-Major, theilte mit ihm in diesem Gefechte das gleiche Loos, nur war seine Wunde eine weniger schwere. Beide Brüder begaben sich zur Heilung nach Wien, Fürst Moriz, der sich früher erholt, war bereits zur Hauptarmee geeilt; Fürst Alois aber, der noch darnieder lag, gerieth bei Wiens Einnahme durch die Franzosen in ihre Gefangenschaft. Die französischen Generale unterließen es jedoch nicht, dem verwundeten Fürsten in seiner Wohnung ihre Hochachtung zu bezeugen. Kaiser Franz überbrachte dem Fürsten persönlich am 6. Mai das ihm außer Capitel verliehene Commandeurkreuz und ernannte ihn überdieß zum Inhaber des 12. Infanterie-Regiments. Im Feldzuge des Jahres 1812 stand der Fürst wieder in den Reihen der Armee und wurde bei Ploska (8. October g. J.) neuerdings verwundet. In den Befreiungskriegen leuchtet sein Name in neuem Glanze. Er befehligte eine Division im Armeecorps des Grafen Gyulay [Bd. VI, S. 77]. In der Schlacht bei Dresden (26. August 1813) war es der Fürst, der unseren linken Flügel vor der Gefahr gänzlicher Vernichtung rettete. Am nämlichen Tage, an der Spitze eines Bataillons Wenzel Colloredo, warf er mit dem Bajonnete den Feind aus dem Rosenthal. Im Gefechte bei Arbesau (17. September) erregte seine Bravour allgemein solche Bewunderung, daß ihm noch in derselben Nacht Kaiser Alexander einen goldenen, mit Brillanten gezierten Degen, als Ehrenwaffe der Tapferkeit, übersandte. In der bald darauf gefolgten Schlacht bei Leipzig übernahm der Fürst am 16. October nach des Generals Meerveldt Gefangennahme den Befehl des 2. Armeecorps und that sich neuerdings so hervor, daß ihm Kaiser Alexander den St. Georgs-Orden überschickte. Im Treffen bei Hochheim (9. November) griff der Fürst die Division Morrand auf dem linken Flügel an und zwang sie zum Rückzuge. Nun ging er im December bei Basel über den Rhein, schlug den General Michaud, [111] der ihn auf der Straße von Marre wiederholt angegriffen, beide Male (23. Jänner) entschieden zurück und eilte zur Blockade von Besançon. Diese Blockade – General Marulaz befehligte den Platz – währte lange, bot große Schwierigkeiten und endete erst durch den Umschwung, der nach der Schlacht von Paris in den Verhältnissen eingetreten war. Aber auch hier bewährte der Fürst seinen alten Heldenmuth und seine Umsicht. Bei dem blutigen Ausfalle am 3. März trieb er den Feind in die Festung zurück und als später bei Napoleon’s Vordringen die Lage der Blockirenden sehr bedenklich wurde, weil sich das Landvolk bewaffnete, ging der Fürst doch so umsichtig vor, daß zwei neue Ausfälle der Franzosen (am 31. März und 1. April) mit großem Verlust von ihrer Seite zurückgeschlagen wurden. In der darauf folgenden langen Friedensepoche stieg der Held von Stufe zu Stufe; er wurde außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister des Johanniter-Ordens am k. k. Hofe, commandirender General in Mähren, dann in Böhmen, Feldzeugmeister und Ritter des goldenen Vließes. Als er letzteren aus den Händen des Großmeisters – des Kaisers – knieend, wie es das Statut vorschreibt, empfangen sollte, versuchte der Fürst – in Folge seiner zahlreichen Wunden – vergebens seine Kniee zu beugen, er empfing also stehend diese Auszeichnung. Dieß zur Erklärung einer Stelle in dem diesen Vorfall verherrlichenden Gedichte „Der Kaiser und der Ritter“, in welchem der greise Monarch dem Helden zuruft: „Wer so wie du im Kampfe dem Tode in’s Aug’ geseh’n, der kann vor seinem Kaiser und Herrn auch aufrechtsteh’n“. Der Fürst war unvermält geblieben und starb, erst 53 Jahre alt, zu Prag. Auch sein Tod mahnt an den Helden, der gerüstet den letzten Augenblick erwarten will. Ein Augenzeuge berichtet über des Fürsten Tod das Folgende: „An einem seit dem Monat Mai anhaltenden Zehrfieber leidend, hatte der ritterliche Fürst bis zum Sterbetage den Commandostab nicht aus der Hand gegeben, alle wichtigen Gegenstände selbst unterzeichnet und noch am 4. November (seinem Todestage) um 10 Uhr Vormittags um die Garnisonsspitalkost gesendet, diese geprüft und die Suppe bemängelt; um 2 Uhr Nachmittags erhielt er die letzte Oelung und anderthalb Stunden darnach hatte er die Heldenseele ausgehaucht“.

Hirtenfeld (J. Dr.), Der Militär-Maria Theresien-Orden und seine Mitglieder (Wien 1857, Staatsdruckerei, kl. 4°.) S. 696, 850, 1744 und 1746. – Szöllösy (Johann Nep. v.), Tagebuch gefeyerter Helden und wichtiger kriegerischer Ereignisse der neuesten Zeit u. s. w. (Fünfkirchen in Ungarn 1837, bischöfl. Lyc. Druckerei, 8°.) S. 171 [nach diesem geb. am 2. April 1780]. – (Hormayr’s) Archiv für Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst (Wien, 4°.) I. Jahrg. (1810), S. 369 [heißt daselbst Louis, was sich aus der Französirung des Namens Alois erklärt, welche aber für Ludwig dieselbe ist und dadurch leicht Irrthümer herbeiführt]. – Biographie nouvelle des Contemporains ou dictionnaire historique et raisonné de tous les hommes qui, depuis la révolution française, ont acquis de la célébrité ... Par A. V. Arnault, A. Jay, E. Jouy, J. Norvins etc. (Paris 1823, 8°.). – Henrion, Annuaire biographique. – Nouvelle Biographie générale ... publiée par MM. Firmin Didot frères, sous la direction de M. le Dr. Hoefer (Paris 1850 et seq., 8°.) Tome XXXI, p. 149. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. III, S. 433; Bd. VI, S. 538. – Militär-Schematismus des österreichischen Kaiserthums (Wien, 8°.) Jahrgang 1863, S. 753. – Oesterreichische Adelshalle. Sammlung historischer Dichtungen [112] von ausgezeichneten Schriftstellern (Wien 1842, Franz Wimmer, 8°.) S. 188: „Der Kaiser, und der Ritter“. Von Ludwig Aug. Frankl. [Der in diesem Gedichte nicht genannte Ritter ist eben Alois Gonzaga Fürst Liechtenstein.] – Porträt. Unterschrift: Alois Fürst Liechtenstein; dann folgt der ganze Titel, zu Ende Geburts- und Todesdatum. Kriehuber (lith.) 1834, Halb-Fol.