BLKÖ:Folliot von Crenneville, Ludwig Karl Graf

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Folo, Giovanni
Band: 4 (1858), ab Seite: 277. (Quelle)
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Folliot von Crenneville, Ludwig Karl Graf (General d. Cavallerie, Ritter des Mar. Theresien-Ordens, geb. zu Metz 3. Juli 1765, gest. zu Wien 21. Juni 1840). Stammt aus altadeligem normännischen Geschlechte; kam früh in die militärische Schule von Pont à Mousson, später zur Auszeichnung in jene von Paris, dann schon im 15. Jahre als Eleve in die königl. franz. Marine, in welcher er bis 1791 ehrenvoll diente, zum Schiffslieutenant mit Majorsrang vorrückte und fast ununterbrochen eingeschifft, beinahe alle Meere durchkreuzte und alle Welttheile besuchte. Nach der Verhaftung Ludwig XVI. wanderte er aus und machte den Feldzug 1792 im Corps Royal de la Marine mit. Den 1. April 1793 trat er als Cadet bei Kaiser-Chevauxlegers in österr. Dienste, ward 1794 Unterlieutenant, 1796 dem Generalquartiermeisterstabe zugetheilt, wo er sich in den Schlachten [278] von Schliengen und Würzburg auszeichnete, zum Oberlieutenant und 1797 zum Hauptmanne im Corps vorrückte und mit der Leitung der Einschiffung der zur Einnahme von Istrien und Dalmatien. bestimmten Truppen beauftragt ward. 1798 begleitete er den Prinzen Ferdinand von Würtemberg nach Petersburg, wurde bei seiner Rückkehr Major und dessen Flügeladjutant, im Jahre 1800 Oberstlieutenant, dann Oberst und General-Adjutant des Erzherzogs Karl und Chef des Marine-Departements und 1805 außer der Tour Generalmajor mit Beibehaltung des Departements im Hofkriegsrathe. Im April d. J. vollendete er die Ausführung eines selbstentworfenen Planes zur Vertheidigung Venedigs, kam als ad latus des General-Quartiermeisters der Armee in Deutschland unter Commando des Erzherzogs Ferdinand, nahm die Feste Oberhaus bei Passau mit 400 Mann nach 24stündiger Berennung mit Sturm ein, und wurde später nach Berlin gesendet, um im Einklang mit dem damaligen Gesandten, Grafen Metternich, die Mitwirkung der preuß. Armee zu beschleunigen, welches glücklich eingeleitete Project durch den Verlust der Schlacht bei Austerlitz vereitelt wurde. 1806 war er Brigadier in Kroatien, 1807 Commandant von Fiume und später Brigadier zu Klattau in Böhmen. Im Feldzuge von 1809 commandirte er die Avantgarde des unter Grafen Kolowrat’s Befehle stehenden Armeecorps. Im J. 1813 rückte er zum Feldmarschall-Lieutenant vor und zeichnete sich durch Wegnahme des Plauen’schen Grundes bei Dresden aus, wo er am 26. Aug. mit besonderer Kaltblütigkeit den Feind durch einen halben Tag, ohne zu weichen, beschäftigte, und seine Armeedivision als Arrieregarde mit sehr geringem Verluste bis nach Böhmen zurückführte. Er machte die Schlacht von Leipzig mit, nahm bei Hochheim eine feindliche Redoute sammt der Artillerie, und zeichnete sich in den Gefechten von Paris aus, worauf er mit Handbillet ddo. Paris am 1. Juni 1814 den Mar. Theresien-Orden und die zweite Inhabersstelle des Regimentes Erzherzog Franz-Kürassiere Nr. 2 erhielt. Nach dem Friedensschlusse ward er Divisionär in Vicenza, suchte aber schon 1817 wegen seiner angegriffenen Gesundheit die Pensionirung an. Obgleich seine Bitte erfüllt wurde, erhielt er später doch den Auftrag, die k. k. Kriegsmarine in Venedig zu organisiren. 1823 ward er zum geh. Rath und Obersthofmeister Sr. kais. Hoheit des Erzh. Vicekönigs ernannt und fungirte 9 Jahre in dieser Stelle. 1831 wurde er General der Cavallerie, 1832 Oberlieutenant der 1. adeligen Arcieren-Leibgarde, 1835 Capitänlieutenant in derselben. In dieser Epoche begleitete er den Kaiser im Jahre 1833 zu der Zusammenkunft der Monarchen in Prag und Münchengräz und 1834 in’s Lager bei Brünn. F. unterlag einem langwierigen Lungenleiden, welches er sich während seines Aufenthaltes in Venedig, als er daselbst die kaiserl. Kriegsmarine organisirte, zugezogen hatte. Mit rücksichtsloser Aufopferung und unbegrenzter Ergebenheit für seinen Kaiser und seine Pflicht, verband er ritterlichen Sinn; das, was er für Recht erkannte, sprach er stets offen aus und führte es, nie sich selbst oder Privatverhältnisse berücksichtigend, durch. Ein wohlwollendes Herz und die feinste Urbanität milderte seine sonst strenge Haltung. – Aus der im Jahre 1810 mit seiner Nichte Victoria, Reichsfreiin von Poutet, geschlossenen Ehe leben drei Söhne: die Grafen Franz, Karl und Ludwig (siehe die Folgenden). – Graf Franz (Feldmarschall-Lieutenant, geb. 22. März 1815). War im Jahre 1839 Hauptmann im Infanterie-Regimente [279] Erzh. Rainer, wurde 1840 Dienstkämmerer bei Sr. Majestät dem Kaiser Ferdinand u. rückte in dieser Stellung bis zum Obersten und Flügeladjutanten Sr. Maj. des Kaisers (Sept. 1848) vor. Im Jän. 1849 zum Inf.-Reg. Nr. 53 übersetzt, erhielt er das Grenadier-Bataillon Laiml, übernahm darauf das Commando des Inf.-Reg. Nr. 47, wurde 1850 Generalmajor u. Brigadier in Italien und ist gegenwärtig Feldmarschall-Lieutenant, Ritter des Ordens der eisernen Krone II. Classe und Großofficier der franz. Ehrenlegion.[BN 1][BN 2] Graf Karl (k. k. Major a. D., geb. 28. März 1811). Trat 1823 als Unterlieutenant in das Hußaren-Regiment Nr. 9 ein, wurde 1831 Rittmeister, 1836 Major im Kürassier-Regimente seines Vaters und war durch vier Jahre Adjutant bei Erzh. Franz, Herzog von Modena. Im J. 1839 in das Dragoner-Regiment Nr. 6 q. t. übersetzt, trat er 1842 in die Ruhe zurück und lebt gegenwärtig zu St. Pölten dem Studium der Kriegswissenschaften. Im April 1848 trat F. zur aushilfsweisen Dienstleistung beim Stadtcommando in Belluno ein, und veröffentlichte später seine gemachten Erfahrungen, indem er „Die Gegensätze der Kriegführung in Ungarn und Italien“ niederschrieb. Der Graf ist seit 1834 k. k. wirkl. Kämmerer. – Graf Ludwig (General-Major, geb. 22. Juni 1813). Trat, 17 Jahre alt, als Lieutenant in’s Kürassier-Regiment Nr. 2, wurde 1833 Rittmeister, 1844 Major, 1848 Oberstlieutenant beim 10. und 1849 Oberst im 2. Hußaren-Regiment, kam aber bald darauf in gleicher Eigenschaft zum 10. Hußaren-Regiment zurück. Der Graf ist k. k. wirkl. Kämmerer (seit 1838) und gegenwärtig Generalmajor und Brigadier im 5. Armeecorps.[BN 3]

Hirtenfeld (J. Dr.), Der Mar. Theresien-Orden und seine Mitglieder .. (Wien 1857, Staatsdruckerei, 4°.) S. 1178 u. 1748 [nach diesem geb. 1763]. – Oestr Militär-Konversations-Lexikon. Herausgeg. von Hirtenfeld u. Dr. Meynert (Wien 1851 u. f.) I. Bd. S. 800 [unter dem Namen Crenneville]. – [Kneschke, Ernst Heinr. Prof. Dr.] Deutsche Grafenhäuser der Gegenwart (Leipzig 1854, Weigel, gr. 8°.) III. Bd. S. 122. – Gothaisches genealog. Taschenbuch der gräfl. Häuser Jahrg. XVII. (1844) S. 193; Jahrg. XXVIII. (1855) S. 246. – Stand der Familie. Das Haupt der Familie ist gegenwärtig Graf Karl (s. oben), vermält in erster Ehe mit Karoline Gräfin Eßterházy-Galantha (geb. 1811, gest. März 1851), in zweiter Ehe (1853) mit Anna Gräfin Lazansky (geb. 1821). – Wappen. Im silbernen Schilde vor einem rothen, dasselbe ganz überziehenden Andreaskreuze ein ausgebreiteter goldener Doppeladler. Auf dem Schilde steht die Grafenkrone, auf dieser ein gekrönter Helm, mit dem Doppeladler des Schildes.

Berichtigungen und Nachträge

  1. E Folliot von Crenneville, Franz Graf [Bd. IV, S. 278, im Texte der Biographie von Karl Graf Folliot von Crenneville]. Gegenwärtig k. k. Oberstkämmerer, in welcher Eigenschaft ihm die Sorge der kaiserlichen Kunstsammlungen anvertraut ist, für deren Förderung und eine den Ansprüchen der [380] Zeit entsprechende Ordnung und Einrichtung er angelegentlichst bemüht ist. So stehen die Schatzkammer, das Münz- und Antiken-Cabinet, die Ambraser Sammlung, die Gemälde-Gallerie des Belvedere unter seiner unmittelbaren Aufsicht und Oberleitung. Graf Crenneville ist, wie die angeführte Quelle berichtet, wirklicher Kunstfreund und Kenner, namentlich in den graphischen Künsten, auf deren Hebung, wie z. B. durch Preise und Stipendien für Kupferstecher er thätigst bedacht ist. Obgleich Hochtory, zählt er unter den Persönlichkeiten des Hofes, welche Sr. Majestät dem Kaiser zunächst stehen, zu jenen, welche sich ebenso hoher Achtung, wie wirklicher Beliebtheit im Publicum erfreuen.
    Illustrirte Zeitung (Leipzig, J. J. Weber) Jahrg. 1869, I. Bd. Nr. 1355, S. 480, mit ähnlichem, von H. S. gezeichneten Holzschnitt-Bildnisse. [Band 26, S. 379 f.]
  2. E Folliot de Crenneville, Franz Graf [Bd. IV, S. 279; Bd. XXVI, S. 379]. Als Unterlieutenant aus dem Marine-Collegium ausgemustert, kam er mit 1. Mai 1831 in das Tiroler Kaiserjäger-Regiment, aus diesem mit 1. November d. J. als Oberlieutenant zu Fürst Bentheim-Infanterie Nr. 9, am 17. April 1836 als Capitän zu Prohaska-Infanterie Nr. 7 und aus diesem in gleicher Eigenschaft am 1. Jänner 1837 zu Erzherzog Ludwig-Infanterie Nr. 8, in welchem Regiments der Graf am 1. April 1839 wirklicher Hauptmann wurde. Als solcher wurde er noch im Juni d. J. in das Infanterie-Regiment Richter von Binnenthal Nr. 14 übersetzt und wurde in dieser Eigenschaft am 23. December 1840 Dienstkämmerer bei Sr. Majestät dem Kaiser Ferdinand I. In dieser Dienstleistung rückte er am 14. November 1842 zum Major im Infanterie-Regimente König der Niederlande Nr. 26; am 26. Februar 1847 zum Oberstlieutenant, am 14. September 1848 zum Oberst im Regimente und am 29. September 1848 zum Flügeladjutanten Sr. Majestät des Kaisers Ferdinand I. vor. Am 27. December 1848 wurde der Graf Oberst und Grenadier-Bataillonscommandant im Infanterie-Regimente Erzherzog Leopold Nr. 53 und am 16. Juli 1849 Oberst und Regimentscommandant im Infant.-Regimente Graf Kinsky Nr. 47. Am 11. März 1850 zum General-Major und Truppen-Brigadier befördert, erhielt er als solcher am 1. November 1853 das Commando der Occupationstruppen in Toscana, wurde am 16. Jänner 1855 Militärbevollmächtigter am kais. französischen Hofe, am 27. März 1857 Feldmarschall-Lieutenant [334] und Truppen-Divisionär, in dieser Eigenschaft am 23. August 1859 Chef des Präsidial-Bureau’s des Armee-Obercommando’s, am 20. October d. J. Erster General-Adjutant Sr. Majestät des Kaisers und der Armee und Vorstand der ah. General-Adjutantur. Mit ah. Handschreiben ddo. 11. Juli 1867 dieser Stelle enthoben, wurde er zum Oberstkämmerer Sr. Majestät des Kaisers und in dieser Eigenschaft am 12. Juli 1867 zum Feldzeugmeister ad honores, am 9. August 1870 zum wirklichen Feldzeugmeister ernannt. In dieser vieljährigen Dienstperiode focht der Graf im italienischen Kriege des Jahres 1848 und wurde mit dem auszeichnenden Auftrage betraut, nach der Schlacht von Custozza dem Feldmarschall Radetzky das Großkreuz des Maria Theresien-Ordens zu überbringen; nun wohnte er dem Vorrücken der kaiserlichen Armee bis Mailand bei, stand im Jahre 1849 in der Grenadier-Brigade bei Novara und als Qua-Brigadier unter dem General der Cavallerie von Gorzkowski in Bologna und focht im Jahre 1859 als Truppen-Divisionär bei Montebello und Solferino, in welch letzterer Schlacht er sein Pferd unterm Leibe verlor und mit gebrochenem Schlüssel- und Schulterbeine noch längere Zeit dem Kampfe beiwohnte. Am 17. Mai 1840 wurde der Graf zum Kämmerer ernannt. In Würdigung der vorerwähnten Dienstleistungen bei der Truppe und im ah. Hofdienste wurden dem Grafen mannigfache Auszeichnungen zu Theil: so erhielt er mit ah. Armeebefehle vom 15. August 1859 das Ritterkreuz des Leopold-Ordens mit der Kriegsdecoration, wurde mit ah. Entschließung vom 15. September 1859 wirklicher k. k. geheimer Rath und mit gleicher vom 17. Jänner 1860 Inhaber des aus den Regimentern Nr. 11, 18 und 21 neu formirten 75. Linien-Infanterie-Regiments, so daß der Graf dessen erster Inhaber ist. Mit ah. Handschreiben ddo. 16. August 1862 erhielt der Graf das Großkreuz des Leopold-Ordens mit der Kriegsdecoration des Ritterkreuzes, mit gleichem vom 18. August 1867 das goldene Vließ und wurde am 10. Mai 1870 zum Kanzler des österreichischen kais. Leopold-Ordens ernannt. In seiner Eigenschaft als Oberstkämmerer Sr. Majestät des Kaisers hat der Graf sein Augenmerk auf die Kunstzustände des Kaiserstaates gerichtet und das in dieser Richtung erwachende Kunstleben in wirklich bemerkenswerther Weise gefördert. Schon die „Leipziger Illustrirte Zeitung“ 1869, Nr. 1355, hat in flüchtigen Umrissen die Verdienste des Grafen auf diesem Gebiete gewürdigt; die in den Quellen angeführten Aufsätze lassen einen tieferen Blick in diese Wirksamkeit des Grafen thun. Bald nachdem der Graf die Würde des kais. Oberstkämmerers übernahm, als welchem ihm unter anderem die kaiserliche Schatzkammer, die naturwissenschaftlichen Sammlungen, das Münz- und Antikencabinet, die Ambraser Sammlung und die kaiserliche Gemälde-Gallerie im Belvedere unterstehen, nahm er sorgsam Bedacht theils auf angemessene Bereicherungen dieser Sammlungen, theils auf die dem heutigen Stande der Kunstwissenschaft entsprechende Reform der einzelnen Institute. So erhielt – der Graf nahm bei allen diesen Erwerbungen die Initiative durch an Se. Majestät den Kaiser gestellte Anträge – die Münz- und Antikensammlung im Jahre 1869 aus der Sammlung des Kaisers Maximilian I. von Mexiko eine kostbare Collection (115 Stück) mexikanischer Alterthümer, als Götzenbilder, [335] Gefäße, Masken, Idole u. s. w. Für die Waffensammlung wurden als Spende des Grafen Ernst Hoyos Werkzeuge aus Stein und Bronze (300 Stück) erworben. Ueberdieß ließ der Graf selbst zu Potschach, dann bei Maiersdorf in der „Neuen Welt“ und bei Kettlach Nachgrabungen anstellen, welche eine reiche Ausbeute an Geräthen, Schmucksachen u. dgl. m. ergaben. An Denkmälern classischer Kunst wuchsen namentlich zu: Funde aus dem römischen Theater zu Zara und durch Consul Hahn [Bd. VII, S. 200] inschriftliche Denkmäler von der Insel Santorin; die Münzabtheilung gewann sehr seltene griechische Imperialmünzen; aus der mittelalterlichen Periode eine Folge polnischer Münzen mit den ältesten Typen, aus der Münzsammlung von Theodor Mayer [Bd. XVIII, S. 180, Nr. 113] 92 Thaler und Medaillen, welche das kaiserliche Cabinet noch nicht besaß; die Ambraser Sammlung ein herrliches Niellowerk, ein sogenanntes Pax zum Küssen, florentinische Arbeit des 15. Jahrhunderts im schönsten Renaissancegeschmacke. Die kaiserliche Schatzkammer befand sich bis dahin in ziemlich verwahrlostem Zustande; der Graf ließ sofort die entsprechenden Adaptirungen vornehmen, die Sammlung neu aufstellen und durch Schatzmeister J. G. Seidl einen Katalog anfertigen. Unter den Erwerbungen dieses Jahres für die Belvedere-Gallerie sind zu nennen: Matejko’s „Reichstag in Warschau 1773“; „Seeschlacht bei Lissa“, von Durand Brager, 2 Bilder; „Maria’s Gang über das Gebirge“, von Führich; „Gebet Mosis“, von Kupelwieser; „Testamentseröffnung“, von Danhauser; eine „Landschaft“, von Hansch; „Das Rendezvous“, von Pettenkofen; „Vernichtung der Hussiten und Tod des Procopius“, von Ruben; „Einzug Leopold’s des Glorreichen“, von Trenkwald; es sind also vornehmlich österreichische Künstler, welchen die Auszeichnung zu Theil ward, in der kaiserlichen Gallerie vertreten zu sein. Ueberdieß erhielten Karl Wurzinger und Ed. Engerth Aufträge zu zwei großen Bildern, Ersterer zu einem Gemälde, das den verwundeten Rüdiger Grafen Starhemberg darstellt, wie er den Vertheidigungsarbeiten auf den Wiener Wällen zusieht, Letzterer sollte die Krönung Ihrer Majestäten im Jahre 1867 zu Ofen durch seinen Pinsel verherrlichen. Schon im Jahre 1868 hatte der Graf eine Commission einberufen, an deren Spitze die Maler Blaas und Engerth standen, deren Aufgabe es war, die in den verschiedenen Depots zerstreuten Bildnisse von Mitgliedern des Kaiserhauses, worunter sich wirkliche Meisterwerke großer Künstler befinden, einer genauen Prüfung zu unterziehen und eine sorgfältige Beschreibung derselben auszuführen. Alsdann wurde die Restauration der bedeutenderen angeordnet und so die Restaurationsschule geschaffen, in welcher fähige junge Künstler, denen gute Stipendien verliehen wurden, sich zu tüchtigen Restauratoren heranbildeten. Andere, durch das Oberstkämmereramt bestellte Werke wurden zu Geschenken in’s Ausland verwendet: so ein Chorfenster für die deutsche Kirche in Paris, ein Werk des berühmten Wiener Glasmalers Karl Geyling; die Porträtbüste Sr. Majestät des Kaisers aus Marmor für das Hôtel de ville in Paris, von Joseph Gasser; die Bildnisse Ihrer Majestäten des Kaisers und der Kaiserin für die Stadt Nancy, letzteres nach Winterhalter von Gustav Gaul, ersteres von Einsle gemalt, und das Missale romanum für [336] Se. Heiligkeit den Papst mit 24 Bildern von Ruben, Geiger, Führich, Madjera, Leopold Schulz, Kupelwieser, Trenkwald, Blaas, K. Mayer, Anton Kanka u. A. Die neue Aufstellung der Schatzkammer ergab bei dem Besuche derselben die glänzendsten Resultate, betrug ihr Besuch im Jahre 1868 20.071 Personen, so hatte sich derselbe im Jahre 1870 auf 28.610, also auf neunthalbtausend Personen mehr gesteigert; für die Gemälde-Gallerie wurden Arbeiten von folgenden österreichischen Künstlern, von Ludwig Halauska, Julius und Eugen Blaas, Eugen Felix, Georg Raab, Makart, von diesem „Juliens Tod“ u. m. a., erworben; endlich wurde die oberwähnte, anfänglich probeweise errichtete Restaurirschule als integrirender Bestandtheil der kais. Gemälde-Gallerie sanctionirt und Engerth zu ihrem Director ernannt. Auch wurde der Katalog des Hof-Waffenmuseums vollendet und Quirin Leitner’s Werk über die Waffen, ein wahres Prachtwerk und das erste dieser Art, in’s Leben gerufen. In solcher Weise wurden Jahr um Jahr die genannten, unter des Grafen unmittelbarer Leitung stehenden kaiserlichen Sammlungen gefördert, bis das Ausstellungsjahr 1873 herankam, in welchem auch das Oberstkämmereramt der Kunst seinen Tribut darbrachte, da in diesem Jahre die ansehnliche Summe von 114.000 fl. zu Kunstzwecken, und zwar 80.000 zum Ankaufe von Gemälden, ein gleicher Betrag zu Aufträgen für einzelne Künstler und 14.000 für die Ambraser Sammlung verwendet wurden. Unter den für die Belvedere-Gallerie erworbenen Gemälden befinden sich Werke der einheimischen Künstler Angeli, Berres, Canon, Ditscheiner, Lichtenfels, Fiedler, Ranzoni, Schroedl und der Bildhauer Zumbusch und Kundtmann. Auch wurden 29, der Gratzer landständischen Sammlung im Jahre 1841 leihweise überlassene Bilder, darunter Werke von Titian, Tintoretto, Bassano, Seghers, Kranach u. A.. der kaiserlichen Gallerie einverleibt, der Gratzer Gallerie aber 24 Gemälde guter Meister zum Geschenke gemacht. Die neueste Erwerbung, welche sich im Juli 1874 vollzog, ist der Melusinen-Cyklus von Moriz Ritter von Schwind, welchen der Graf um 20.000 Thaler für die Belvedere-Gallerie erwarb. Schließlich sei noch bemerkt, daß der Graf eine Bildniß-Gallerie berühmter österreichischer Künstler angeregt hat, welche in den Räumen des neuen, jetzt noch im Baue begriffenen kunsthistorischen Museums Aufnahme zu finden bestimmt ist. Das von Amerling über Aufforderung des Grafen vor Kurzem vollendete Selbstbildniß eröffnete den Reigen der neueren Meister, während nach Bildnissen älterer Künstler sorgfältige Nachforschungen gehalten und dieselben zu diesem Zwecke gesammelt werden. Vorstehende, nur flüchtige Uebersicht enthält Thatsachen, die weiter keines Commentars bedürfen, jedenfalls aber sprechende Belege liefern, wie auch an höchster Stelle das in reger Entwickelung begriffene Kunstleben im Kaiserstaate erfaßt und gefördert wird.
    Wiener Abendpost (Abendblatt der Wiener Zeitung) 1869, 5. Jänner, Nr. 19: „Die Erwerbungen des k. k. Münz- und Antiken-Cabinets im Jahre 1868“; – dieselbe 1872, 25. Jänner, Nr. 20: „Pastellmalerei“. – Wiener Zeitung 1869, 13. März, Nr. 59: „Einiges aus dem Gebiete der Kunst in den Hofsammlungen“; – dieselbe 1870, 10. März, Nr. 56: „Einiges aus dem Gebiete der Kunst in den Hofsammlungen“; – dieselbe 1873, 25. December, Nr. 298: „Die Kunst und die Hofsammlungen“. [Band 28, S. 33 ff.]
  3. E Folliot de Crenneville, Ludwig Graf (General der Cavallerie) [Bd. IV, S. 279, im Texte]. Trat im März 1829 als Cadet in das 8. Feldjäger-Bataillon, aus welchem er am 1. Mai 1829 als Unterlieutenant in das 2. Kürassier-Regiment befördert wurde; aus diesem kam er mit 14. März 1831 als Oberlieutenant zu Gollner-Infanterie Nr. 48, aus diesem mit 1. October 1833 als Rittmeister 2. Classe in das 10. Huszaren-Regiment Friedrich Wilhelm von Preußen, in welchem der Graf stufenweise am 1. Mai 1838 zum Rittmeister 1. Classe, am 16. December 1844 zum Major, am 14. September 1848 zum Oberstlieutenant und am 14. Mai 1849 zum Oberst vorrückte. Am 13. Jänner 1852 wurde F. General-Major und Brigadier in Venedig und Mailand, kam in gleicher Eigenschaft am 13. März 1858 als Commandant in die Bundesfestung Mainz und rückte als solcher am 24. April 1859 zum Feldmarschall-Lieutenant vor. Am 21. April 1860 zum ad latus des commandirenden Generalen in Ungarn ernannt, wurde er am 24. November 1861 mit dem Präsidium des Landes-Guberniums in Siebenbürgen betraut, worauf er mit ah. Entschließung vom 20. Juli 1867 unter gleichzeitiger Verleihung des Charakters eines Generals der Cavallerie in den Ruhestand übertrat. Der Graf ist seit 1838 k. k. Kämmerer. In dieser, mit Einrechnung der Kriegsjahre, 40jährigen Dienstzeit machte der Graf die Feldzüge 1848 und 1849 in Ungarn und Italien als Flügeladjutant des Feldzeugmeisters Baron Welden und des Feldmarschalls Grafen Nugent mit und wurde mit dem Militär-Verdienstkreuze mit der Kriegsdecoration ausgezeichnet. In den Jahren 1850 und 1851 Vorsteher der Kammer Sr. kais. Hoheit des Erzherzogs Ferdinand Max, begleitete er denselben auf dessen ersten großen Seereisen und den Erzherzog Karl Ludwig zur Krönung des Königs Wilhelm von Preußen nach Königsberg und fungirte im Jahre 1859 nach dem Frieden von Villafranca als Präses der internationalen Grenzregulirungs-Commission. Im Jahre 1860 wurde der Graf zum geheimen Rathe, im J. 1861 zum zweiten Inhaber des 3. Huszaren-Regiments König von Bayern, im Jahre 1866 zum Inhaber desselben Regiments ernannt, im Jahre 1864 mit dem Orden der eisernen Krone 1. Classe und im Jahre 1867 mit dem Großkreuze des kais. Leopold-Ordens ausgezeichnet. [Band 28, S. 337]