BLKÖ:Hardegg-Glatz und im Machlande, Johann Ignaz Graf von

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Hardegg
Band: 7 (1861), ab Seite: 359. (Quelle)
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Hardegg-Glatz und im Machlande, Johann Ignaz Graf von (General der Cavallerie und Hofkriegsraths-Präsident, Ritter des goldenen Vließes und Commandeur des Maria Theresien-Ordens, geb. 30. Juli 1772, gest. 15. Februar 1848). Der achte Sohn des Grafen Johann Anton Conrad aus dessen Ehe mit Maria Augustine Gräfin von Wilczek, und Bruder der zwei Vorigen[WS 1]. Trat im Mai 1789 als Unterlieutenant in das damalige Chevauxlegers-Regiment Kinsky Nr. 5 (jetzt Uhlanen-Regiment Nr. 9); 1790 wohnte H. der Belagerung von Czettin bei und kam im October d. J. mit seinem Regimente nach Wien. Noch im nämlichen Jahre wurde H. Oberlieutenant im Huszaren-Regimente Emerich Eßterhazy Nr. 3, mit welchem er in den Niederlanden bei Valmy und bei Jemappes (1791) focht. Im Jahre 1793 war er bereits 2. Rittmeister im Kürassier-Regimente Hohenzollern Nr. 8, und anfänglich im Hauptquartiere angestellt, später im Regimente selbst. Im Gefechte von Altenhofen (26. November) that er sich zuerst bemerkbar hervor, indem er mit einer halben Schwadron, die von einem Flügel Kaiser-Dragoner unterstützt wurde, die Franzosen mit großem Verluste zurückwarf, [360] als sie eben die Stellung des Generals Hotze bei Reichshofen in Flanke und Rücken zu nehmen beabsichtigten. Zwei Tage später entschieden seine wiederholten Attaquen das beinahe verlorene Gefecht bei Neuburg zu Gunsten der Unsrigen. Im Jahre 1794 focht H. am Oberrhein und zeichnete sich bei Handschuhsheim (24. September 1795) besonders aus. Der französische General Dufour griff Handschuhsheim wiederholt an und Oberstlieutenant Klenau erhielt Befehl, mit seinen sechs Schwadronen den Feind zurückzuwerfen; aber der weit stärkere Feind schlug nicht nur alle Angriffe Klenau’s ab, sondern warf ihn zurück und verfolgte ihn mit starken Cavallerie- und Infanterie-Abtheilungen. In diesem verhängnißvollen Augenblicke warf sich Graf Hardegg, welcher mit drei Flügeln als Unterstützung Klenau’s nachgerückt war, mit dieser kleinen Truppe auf den überlegenen Feind, der sich dieses plötzlichen Angriffes nicht versehen hatte. Dieser Angriff ward mit solcher Heftigkeit ausgeführt, daß die wiederholten Versuche der feindlichen Cavallerie, sich zu ralliren, vergeblich waren, viele feindliche Reiter in den Neckar gedrängt wurden, und H. drei Kanonen, eine Standarte erbeutete und zuletzt noch den französischen General Dufour gefangen nahm. Für diese Waffenthat wurde H. in der 42. Promotion (11. Mai 1796) mit dem Ritterkreuze des Maria Theresien-Ordens ausgezeichnet. Im Feldzuge 1796 focht H. bei Malsch, Kanstatt, Eßlingen, bei Neresheim, Biberach, Emmendingen, nahm Theil an der Berennung von Kehl; im Feldzuge des Jahres 1797 am Rhein that er sich bei Diresheim und Hanau und an der Rench (20. und 21. April) hervor. Nach dem Frieden von Campo Formio kam er mit seinem Regimente nach Böhmen, wo er bis zum Ausbruche des neuen Krieges 1799 verblieb; in diesem focht H. bei Osterach und Stockach, wohnte dem zweimaligen Entsatze von Philippsburg und der Eroberung von Mannheim bei, und kam im nämlichen Jahre in seiner Eigenschaft als Schwadrons-Commandant von den Kürassieren zum 3. Huszaren-Regimente. Im Feldzuge des Jahres 1800 gab H. öfter Beweise ausgezeichneten Muthes, als bei Alt-Breisach (am 7. März); bei dem Rückzüge über Freiburg nach Ebnet (25. April); in Freiburg (30. April), wo er mit einem schwachen Streifcommando nach hartnäckigem Straßenkampfe die Stadt von dem weit überlegenen Feinde räumte; dann bei Engen, Möskirch, Biberach, Memingen, Erbach, ander Iller und bei Ulm, bei Neuburg, Deussenhausen, Dettenhausen und Deubach; an letzterem Orte erhielt er durch eine Musketenkugel eine starke Contusion auf der Brust. In Anerkennung seiner Waffenthaten wurde er am 4. Juli zum supernumerären Major im Regimente befördert; aber noch im December d. J. als wirklicher Major im 13. Dragoner- (jetzigem 10. Uhlanen-) Regimente eingetheilt; nach dem Frieden von Luneville aber dem Erzherzoge Ferdinand als Adjutant beigegeben. Vor Ausbruch des Feldzuges 1805 wurde H. Oberst des Uhlanen-Regiments Fürst Schwarzenberg, zu welchem er schon früher bei seinem Avancement zum Oberstlieutenant durch Tausch gekommen war. Krankheit hinderte ihn, an diesem Feldzuge theilzunehmen, und erst zur Schlacht bei Austerlitz rückte er zur Armee ein. In den Jahren 1806 und 1807 stand er mit seinem Regimente bei dem Neutralitäts-Cordon an der [361] böhmisch-schlesischen Grenze. Im Feldzuge des Jahres 1809 flocht sich der Held neue Blätter in seinen Lorbeerkranz, und zwar bei Erstürmung des Städtchens Berching; im Cavalleriegefechte bei Eßlingen am Vorabend der Schlacht bei Aspern; in der Schlacht bei Aspern selbst und in der Schlacht bei Wagram, welcher er bereits als General-Major beiwohnte und in derselben wahre Wunder der Tapferkeit verrichtete. Da war Baumersdorf jener wichtige Punct in der Gefechtslinie, an dessen Besitz Napoleon Alles setzte (5. Juli). Aber inmitten der Flammen von Baumersdorf vertheidigte sich Hardegg mit sieben Bataillonen gegen die immer von neuem erfolgenden Angriffe des Vicekönigs, der Marschälle Marmont und Oudinot mit beispielloser Hartnäckigkeit, so daß sich endlich der Feind spät in der Nacht und in großer Unordnung zurückzog. In der Relation heißt es: „Vierzig Feuerschlünde beschossen den Ort Baumersdorf und setzten ihn in Brand; mitten in den Flammen rangen beide Theile um seinen Besitz; der General Graf Ignaz Hardegg behauptete sich jedoch in demselben mit einer beispiellosen Entschlossenheit.“ Im Ordenscapitel vom April 1810 verhielt H. für seine Heldenthat das Commandeurkreuz des Maria Theresien-Ordens. Während der Friedensjahre hielt sich H. als Brigadier in Brünn auf; erst im Feldzuge des Jahres 1813, in welchem er eine Brigade commandirte, glänzt wieder sein Name in der Schlacht bei Dresden und in den derselben folgenden Gefechten; er rückte nun zum Feldmarschall-Lieutenant vor. In der Schlacht bei Leipzig, wo er die Vorhut des von dem Erbprinzen von Hessen-Homburg commandirten linken Flügels führte, wurde er bei Dölitz durch eine Flintenkugel am Kopfe sehr gefährlich verwundet und mußte nach Prag gebracht werden. H. wurde nun 2. Inhaber des 8. Kürassier-Regiments. Kaum hergestellt, eilte H. zur Armee der Verbündeten, welche den Rhein überschritten hatte (1814) und in Frankreich operirte. Das Commando seiner Division übernehmend, erstürmte ec am 15. Februar die Stadt Moret, besetzte Dijon (26. Februar), Chalons (3. März), Bourg en Bresse (17. März), that sich im Gefechte von Lyon (18. März) und im Treffen von Limonest (20. März) hervor; zwang am 29. März den überlegenen Feind bei Chirens zum Rückzuge, und besetzte am 30. Voiron und bis in die Auvergne vordringend, Clermont, die Hauptstadt dieses Departements, und zuletzt noch einen Theil des Departements Puy de Dôme. Während des Wiener Congresses wurde H. zum Kaiser Alexander commandirt und machte in dieser Anstellung den Feldzug des Jahres 1815 mit. Hier enden die Waffenthaten dieses Helden, zu denen sich nun die in den darauf folgenden 34 Friedensjahren erworbenen mannigfaltigen Verdienste gesellen. In seiner Stellung bei Kaiser Alexander erwarb sich H. so sehr die Huld des Czaren, daß er während dessen Anwesenheit in Wien im Jahre 1818, und auf den Congressen zu Troppau, Verona und Laibach bei dessen Person angestellt wurde. 1829 wurde H. Militär-Commandant in Linz; 1830 geheimer Rath und Commandirender in Siebenbürgen; 1831 dasselbe in Galizien und noch im December desselben Jahres General der Cavallerie und als Vicepräsident zur Leitung des Hofkriegsrathes nach Wien berufen; im August 1834 wurde er wirklicher Hofkriegsraths-Präsident und 1836 Ritter des goldenen Vließes. Als er im [362] Jahre 1839 sein 50jähriges Dienstjubiläum feierte, verlieh ihm der Kaiser das Großkreuz des Leopold-Ordens. In seiner Stellung als Hofkriegsraths-Präsident war er vornehmlich darauf bedacht, die Bildung der österreichischen Armee auf eine höhere Stufe zu bringen, wie auch schon unter ihm versucht wurde, die Capitulationszeit des gemeinen Mannes von 14 auf 8 Jahre herabzusetzen. Außer seinem Monarchen haben auch jene von Hannover, Preußen, Rußland und Sachsen den verdienstvollen Helden mit ihren Orden ausgezeichnet. H. war 76 Jahre alt geworden und bis an sein Lebensende im Dienste geblieben, den er durch 59 Jahre seinem Kaiser und in der ersten Hälfte derselben in verhängnißvoller Zeit gewidmet hatte. Außer dem im Felde sattsam bewahrten Muthe und echter Ritterlichkeit, rühmen ihm seine Biographen Einsicht, Biederkeit, Herzensgüte und das rege Streben nach, das Wohl der seiner Leitung anvertrauten Armee mit allen seinen Kräften zu fördern.

Oesterreichische militärische Zeitschrift (Wien, 8°.) Jahrg. 1846, Bd. 4. S. 91 und 92; Jahrg. 1848, Bd. 2, S. 117. – Neuer Nekrolog der Deutschen (Ilmenau, Voigt, kl. 8°.) XXVI. Jahrg. (1848), S. 175. – J. Hirtenfeld, Der Militär-Maria Theresien-Orden und seine Mitglieder (Wien 1856, Staatsdruckerei, 4°.) S. 491, 889, 1739, 1746. – Wiener Zeitung 1848, Nr. 53. – Illustrirte Zeitung (Leipzig, J. J. Weber), Bd. X (1848), Nr. 245, S. 180 [mit Porträt]. – Oesterreich. Militär-Konversations-Lexikon von Hirtenfeld, Bd. III, S. 52. – Allgemeine Theater-Zeitung von Ad. Bäuerle (Wien, kl. Fol.) 41. Jahrg. (1848), Nr. 48, S. 182: „Nekrolog“; Nr. 46, S. 186: „Leichenbegängniß“. – Ebersberg, Zuschauer (Unterhaltungsblatt, Wien, 8°.) Jahrg. 1839, Bd. III, S. 812. – Oesterreich und seine Staatsmänner (Leipzig 1844, Reclam jun., 8°.) Bd. II, S. 61. – Biographie des hommes vivants, Bd. III, S. 364. – Porträt. Stahlstich (Gotha, Just. Perthes, 8°.), auch im Gothaischen Almanach.

Anmerkungen (Wikisource)