Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Kadas, Rudolph
Nächster>>>
Kaefer, Victor
Band: 10 (1863), ab Seite: 346. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
František Tkadlík in der Wikipedia
František Tkadlík in Wikidata
GND-Eintrag: 116012315, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Kadlik, Franz|10|346|}}

Kadlik, Franz[BN 1] (Maler, geb. zu Prag 1787, gest. ebenda am 17., nach dem historischen Erinnerungskalender am 16. Jänner 1840). Er hieß eigentlich Tkadlik, schrieb sich aber selbst, wenigstens auf Schriftstücken, der leichteren Aussprache wegen Kadlik, daher er hier, obgleich er in mehreren Werken als Tkadlik aufgeführt wird, nach der von ihm angenommenen Schreibweise mit dem K. erscheint. Er war für den geistlichen Stand bestimmt, doch seine Neigung für die Kunst erhielt den Sieg und durch die thätige Theilnahme des kunstsinnigen Grafen Johann Rudolph Czernin [Bd. III, S. 101]), der sich seiner auf das Edelste annahm, wie des Directors Bergler des Jüngeren [Bd. I, S. 309], der ihn unterrichtete, wurde er ihr, wenngleich in etwas vorgerückteren Jahren, aber doch bleibend gewonnen. Auf der Prager Kunstakademie seine Ausbildung beginnend, erhielt er mehrere Preise und 1815 den großen mit dem Bilde: „Hagar und Ismael in der Wüste erscheint der Engel als Retter“. Im Jahre 1817 berief ihn der Graf Czernin nach Wien, damit er daselbst seine Studien fortsetze, und ernannte ihn 1824 zu seinem Kammermaler; 1825 ging er als kaiserl. Pensionär nach Rom. Als Bergler im Jahre 1829 starb, wurde K. sein Nachfolger in der Directorstelle der Prager Kunstakademie. Obwohl K. verschiedene Richtungen der Malerkunst pflegte, so hatte er doch für religiöse Stoffe eine Vorliebe und war vornehmlich Kirchenmaler [347] und als solcher Anhänger der älteren Schule. Von seinen Altar- und religiösen Bildern sind zu nennen: „St. Johann von Nepomuk, im Gebete“, 1820 gemalt, Altarbild zu Warnsdorf in Böhmen; – „Der betende Jesusknabe“, ihm zur Seite stehen zwei Engel, im Hintergrunde Joseph und Maria in andächtiger Betrachtung; das im Privatbesitze befindliche Bild wurde von Gareis (kl. Folio) lithographirt; – „H. Johannes in der Wüste“, in der gräflich Czernin’schen Gallerie in Wien; – „Ruhe der heiligen Familie auf der Flucht nach Aegypten“, für die Gräfin Czernin gemalt; – „Der Heiland mit den Jüngern von Emaus“, 1825 von dem Fürsten Metternich gekauft; – „Glaube, Hoffnung und Liebe“; – „Der Schutzengel, der ein Kind beten lehrt“, von B. Edinger und W. Manes 1838 (in Folio) für den böhmischen Kunstverein gestochen; – „Madonna mit dem schlafenden Kinde und dem kleinen Johannes“, von P. Fendi (gr. Folio) lithographirt; „St. Adalbert, sein Vaterland segnend“; – „Christus am Kreuze, welches Maria, Joseph und Magdalena umstehen“, Altarbild; – „Der Tod des Abel“; – „Der Tod der heiligen Rosalia“; – „Die Auffindung des heiligen Kreuzes“; – „Die heilige Ludmilla mit ihrem Enkel dem heil. Wenzel ihre Andacht verrichtend“, von M. Stahl (gr. Quer-Folio) lithographirt; – „Apostel Lucas, die Mutter Gottes malend, die ihm mit dem Kinde in einer Glorie erscheint“, in der Belvedere-Gallerie (4′ 4″ hoch, 3′ 2″ breit, die Figuren in 1/3 Lebensgröße); – „Christus am Kreuze, zwei klagende Frauen an demselben“, für eine Missionskirche am Erie-See in Nordamerika, welcher der Künstler es als Geschenk verehrte; – „Der schützende Engel und das betende Kind in einsamer Gebirgslandschaft“, von Joh. Passini (gr. Folio) gestochen; – „Spielende Kinder, denen ein Engel vorsingt“, gestochen von Döbler (8°.); – „Der Leichnam des Herrn auf dem Schoosse Maria’s mit zwei Engeln“, lithographirt (in gr. Quer-Folio) von F. Leybold; – „Die Zeit und die Jugend“, gest. (8°.) von Döbler. Von Kadlik’s Bildnissen ist zu nennen das des berühmten Slavisten „Abbé Dobrowski“, von Benedetti (in Folio) gestochen. Viele Zeichnungen, deren Schönheit von Kennern gerühmt wird, befinden sich im Privatbesitze, vornehmlich in jenem der gräflichen Familie Czernin. Nagler schreibt über K.’s Bilder: „Sie bieten in Zeichnung und Färbung große Vorzüge und verkünden einen in technischer Hinsicht vollkommen gebildeten Meister, dessen Hauptstreben auf das Gemüthliche, Seelenvolle geht, weniger auf Energie des Ausdruckes. Indessen möchten mehrere seiner Werke in Folge eines Mangels an tiefer Religiosität mehr als religiöse Genrebilder zu betrachten sein, die aber als solche den Anforderungen Vieler entsprechen“. Die Zeichnungen, welche von ihm vorhanden sind, sollen mit dem Monogramm F. TK. gezeichnet sein, welche Chiffre mit seiner Gewohnheit sich Kadlik zu nennen und zu schreiben im Widerspruche stünde. Nur 10 Jahre wirkte K. an der Prager Akademie und starb, nachdem er nicht älter als 53 Jahre geworden. Die Gesellschaft der patriotischen Kunstfreunde in Prag ehrte den verewigten Künstler durch ein Denkmal, welches von dem Bildhauer Emanuel Max ausgeführt wurde.

Nagler (G. K. Dr.), Neues allgemeines Künstler-Lexikon (München 1835 u. f., E. A. Fleischmann, 8°.) Bd. XVIII, S. 532, unter Tkadlik [nach diesem geb. 1787]. – Derselbe, Die Monogrammisten (München, gr. 8°.) Bd. II, S. 907, Nr. 2532. – Allgemeine Theater-Zeitung, herausg. von Adolph Bäuerle (Wien, 4°.) XXXIII. Jahrgang [348] (1840), Nr. 26: „Nekrolog“ von Theobaldus]. – Neuer Nekrolog der Deutschen (Weimar, B. F. Voigt, kl. 8°.) XVIII. Jahrg. (1840), 1. Theil. 2. 109, Nr. 35. – Kunst-Blatt (Stuttgart, Cotta, 4°.) Jahrg. 1839, S. 266. – Die Künstler aller Zeiten und Völker, begonnen von Prof. Müller, fortgesetzt von Dr. Klunzinger (Stuttgart 1857, Ebner u. Seubert, Lex. 8°.) Bd. II, S. 462 [nach diesem geb. 1786]. – Tschischka (Franz), Kunst und Alterthum in dem österreichischen Kaiserstaate (Wien 1836, Fr. Beck, gr. 8°.) S. 45, 56, 368.

Berichtigungen und Nachträge

  1. Tkadlik, Franz, siehe: Kadlik, Franz [Bd. X, S. 346]. Zu seiner daselbst enthaltenen Lebensskizze tragen wir noch nach, daß er nach seiner 1817 durch den Grafen Czernin erfolgten Berufung nach Wien die k. k. Akademie der bildenden Künste besuchte und die Jahresausstellungen 1820, 1822 und 1824 fleißig beschickte; so brachte er 1820 eine Reihe von Zeichnungen, als: „Die Bildnisse der Grafen Eugen und Hermann von Czernin“ und „Ludwig von Paar“, ferner eine „Charitas“; – „Drei betende Engel“ und „Abel und Kain opfernd“; 1822 außer der Zeichnung „Ulysses zu den Füssen der Königin Arete“ das Porträt des „Abbé Dobrowsky“ und das Oelgemälde: „Ein Engel lehrt ein Kind beten“, und 1824 nebst einigen Bildnissen die Oelgemälde: „Madonna in Betrachtung des Jesukindes“ und „Der h. Adalbert segnet seinen Vater bei seiner Rückkehr aus Rom“. Von seinen späteren Arbeiten sind auch zu erwähnen eine „Ideale Landschaft“; – „Die Sintflut“ und „Die Berufung des Petrus und Andreas zum Apostelamt“, alle drei aus dem Jahre 1836. Auch ist der Künstler als Lehrer Führich’s bemerkenswerth.
    Zu den Quellen sind hinzuzufügen: (Hormayr’s) Archiv für Geographie, Historie, Staats- und Kriegskunst (Wien, 4°.) 1822, Nr. 14; 1824, Nr. 66 und 67, S. 350 und 351; 1824, Nr. 105 und 106. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1837, 8°.) Bd. V, S. 374. – Reber (Franz). Geschichte der neueren deutschen Kunst vom Ende des vorigen Jahrhunderts bis zur Wiener Ausstellung 1873... (Stuttgart 1876, Meyer und Zellner, gr. 8°.) S. 265 und 438 [bezeichnet den Künstler als den Stifter der sogenannten Nazarenerschule in Prag, welche sich gleichzeitig mit jener durch Luc. von Führich, Leopold Kupelwieser, Jos. von Hempel[WS 1] und Tunner in Wien gebildeten entwickelte]. – Die Künstler aller Zeiten und Völker. Begonnen von Prof. Fr. Müller, fortgesetzt und beendigt von Dr. Karl Klunzinger und A. Seubert (Stuttgart 1864, Ebner und Seubert, gr. 8°.) Bd. III, S. 687 [daselbst befindet sich auch sein Monogramm: F. TK.] [Bd. 45, S. 204.]

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Joh. von Hempel.