BLKÖ:Gauermann, Friedrich

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Gauermann, Jakob
Band: 5 (1859), ab Seite: 104. (Quelle)
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Gauermann, Friedrich (Maler, geb. zu Miesenbach nächst Gutenstein in Niederösterreich 20. Sept. 1807).[BN 1][BN 2] Sohn des Kupferstechers Jakob G. (s. d. Folg.). Lebte in seiner Jugend auf der Besitzung des Vaters zu Miesenbach und studirte unter Leitung seines Großvaters Oekonomie. Als sein Großvater starb, weckte das Leben seines Bruders[WS 1] (gest. 1829), der sich der Kunst gewidmet hatte und mit Rauch, Höger ein frisches Künstlerleben führte, in ihm die Liebe zur Kunst und er kam nun zur Erkenntniß seines eigentlichen Talentes. Mit 14 Jahren vollendete G., ohne zeichnen gelernt zu haben, das erste Bild nach der Natur. Der Vater, Landschafter in Aquarell, gab nun dem Sohne Blätter von Ruysdael, de Potter du Jardin, H. Noos u. s. w., an denen Friedrich sein Talent übte und seinen Künstlerblick schärfte. Auf der kais. Hofbibliothek und in der Akademie der bildenden Künste – ohne jedoch ein Zögling der Letzteren gewesen zu sein – arbeitete G. fleißig und erst nachdem er sich nach diesen Mustern gründlich ausgebildet, ging er an’s Studium der Natur, immer aber alle Meister fleißig copirend. Auch Autodidakt im Malen, läuterte und stärkte er seine Technik durch Copiren alter Meisterwerke. In den Gebirgsgegenden Niederösterreichs aufgewachsen, prägte sich bald die Eigenthümlichkeit der ihn umgebenden Natur, die er nun fleißig beobachtete und studirte, in seinen Bildern ab. Er durchzog auch die Alpengegenden Steiermarks, des Salzkammergutes, Salzburgs, überall die Menschen, ihr Leben, die großartige Natur mit ihrem ganzen Beiwerk der [105] Baum- und Thierwelt, in ihrer künstlerischen Einheit erfassend und durch seine Skizzen fesselnd. Schon in den J. 1825 und 1826 arbeitete G. im Auftrage des Fürsten Metternich und des französ. Gesandten Caraman; 1827 unternahm er eine Reise nach München und Dresden, welche Bestellungen vom Auslande zur Folge hatte. Ein Bild im J. 1829 gemalt: „Das Gewitter“, eine vom Gewitter überfallene auf einem Schiffe befindliche Heerde darstellend (Eigth. des Grf. Steph. Fay) [s. d. IV. Bd. S. 155] begründete G.’s Ruf. Im J. 1838 unternahm er mit Höger eine Reise nach Venedig, im J. 1843 eine zweite mit Gust. Reinhold nach Venedig, Padua, Verona, Mailand und Tyrol. Seither malte er eine große Menge von Bildern, die von Kennern sehr gesucht und theuer bezahlt werden. G. führt ein Buch über alle seine Arbeiten, worin er den Namen des Käufers oder Bestellers und den erhaltenen Preis einträgt. Dieses Buch beginnt mit dem J. 1822 und da lautet eine Stelle: „1822. Ein alter Mann, der ein Paar Ochsen über eine Brücke treibt. 4 Gulden W. W. Claviermacher N.... auf Bestellung.“ – Ein Thierstück, 12 fl. Wien, für einen ungenannten Silberarbeiter. Aber bald steigen die Preise und heben sich zu der Summe von 4–500 Dukaten. Seine Bilder wandern in’s Ausland, nach England, Frankreich, Rußland. Landseer, der erste englische Thiermaler, schickte, nachdem er ein paar Bilder G.’s gesehen, demselben, ohne ihn sonst zu kennen, seine sämmtlichen Radirungen, welches Geschenk G. mit einer Naturstudie erwiederte. Kaum dürfte eine bedeutende Gallerie bestehen, die nicht einen „Gauermann“ aufzuweisen hätte. Was Gauermann, den Menschen, betrifft, so verweisen wir auf Eitelbergers Schilderung in dem in den Quellen genannten Aufsatze. Der König der Niederlande verlieh dem Künstler das Ritterkreuz des Löwenordens. Von der großen Anzahl seiner Bilder lassen wir in nachstehender Uebersicht die vorzüglichsten folgen.[BN 3]

I. Gauermanns Bilder.Das Wehr vom Posteldamm mit darüber sitzenden Rehen“ (1822, 125 fl. W. W.); – „Wilde Gegend aus Steiermark, Vieh geht durch den Wald“ (1826, 6 Schuh, Fürst Metternich, 160 fl. CM.); – „Kämpfende Thiere in einem Eichenwald“ (Gesandter Caraman, 160 fl. CM.); – „Hirschparforcejagd“ (Prinz von Nassau, 160 fl.); – „Ruhe am Feld“ (1829), Bauer neben seinem Mädchen im Felde liegend; – „Bären in wilder Gegend fallen einen Stier an“ (1831); – „Geier bei einem verendenden Hirsch“ (1832), von F. Zahn gestochen in den „Kunstschätzen Wiens“ und lith. von Straßgschwandtner; – „Eber von Wölfen angefallen“ (1834); – „Ackersmann am Sommerabend“ (1834); – „Wölfe überfallen Hirsche“ (gestochen 1835 von Gibbon u. Webb in London); – „Wildschweine mit Jungen im Walde, von einem Wolfe belauscht“ (1836, beide in des Esq. Sheephanks Gallerie in London); – „Adler mit dem verendenden Hirschen“ (1837, Eig. des Grafen Kolowrat), ein Bild von außerordentlicher Wirkung; – „Wölfe und Bären“; – „Viehmarkt zu Salzburg“ (1838); – „Erntewagen bei Gewitter“ (1839); – „Ueberfahrt über den Königssee“ (1839, alle vier in der Belvedere-Gallerie); – „Saumorg in der Gegend von Meran“ (1843, Eigenth. des Grafen Sickingen); – „Wildschützen an einem See“ (1844, Eigenth. des Fürsten Rohan in Prag), davon ist eine gelungene und gesuchte Lithographie vorhanden; – „Gemsenjagd“ (1844, 1600 fl. Eigenth. Sr. kais. Hoheit Erzherz. Johann, lith. von Brunner); – „Parforcejagd im Eichenwalde“; – „Kühe am Königssee“ (beide Eigth. des Staatsraths Brederloe in Riga); – „Zwei Alpenscenen“ (beide Eigth. des Hrn. Klein in St. Petersburg); – „Thierstück in der Gegend von Berchtesgaden“; – „Ländliche Scene“ (beide im Besitz des Aaron Speck in Leipzig); – „Ländliche Schmiede“; – „Herabziehen von der Alpe“ (5′ lang, 500 Duc., die fünf letztgenannten im Besitz des Bar. Rothschild), überdies besitzt Rothschild noch mehrere Bilder von G.; – „Der Klosterbrunnen in Salzburg“, lith. von Straßgschwandtner; – „Wölfe am Eingang einer Höhle [106] mit Jungen von einem Geier bedroht“ (Eigenth. des Marquis d’Adda in Mailand), eines der herrlichsten und eigenthümlichsten Bilder G.’s; – „Umspannen des Eilwagens“; – „Das Scheibenschießen“ (beide in der Gallerie Ad. Fürst Schwarzenberg, 2000 fl.); – „Ein Geier, der auf die Gemsen stößt“; – „Jäger bringen einen Hirsch“ (beide in der Gallerie des Fürsten Franz Colloredo-Mansfeld in Prag); – „Jagdscene im Hochgebirge“ (6 Schuh lang, Eigenth. des Grafen Nako); – „Mittagsruhe der Schnitter“ auch die „Ernte“ genannt; – „Heimkehr im Sturm“ (beide in der Gallerie Arthaber), letzteres in einer Lithographie verbreitet; – „Die Schmiede“ (vom Wiener Kunstverein angek. um 300 Duk.), den Kupferstich von Passini gab der Verein 1840 als Verlosungsprämie; – „Abendgebet einer wandernden Bauernfamilie“ (200 Duk.), durch eine Lithographie verbreitet; – „Ein Mädchen hütet einen Stier und zwei Schafe“; – „Sennhütte an einem Alpenhang“; – „Der Ackersmann“; – „Ein Schimmel in freier Gegend“; – „Füchse vor ihrem Bau“; – „Ein Schafstall“ (diese sieben sämmtlich in der Gallerie Arthaber); – „Das Passeier-Thor bei Meran“ (Eig. des Hrn. Rieger); – „Der Regen aus der Alpe“ (Eigenthum des Herrn v. Brevilliers in Wien); – „Eine Rehfamilie“ (Sammlung Pereira); – „Auffindung eines Bären auf der Jagd“ (2000 fl., Eig. des Fürsten Auersberg); – „Jäger in einem Kahne einen erlegten Hirsch abholend“ (Eig. des Fürsten Paul Eßterházy); – „Hirt mit Esel und Schaf an einem See“; – „Der Brunnen aus Zell am See“ (Gallerie Beroldingen), davon ein Stahlstich von G. A. Treitzsch in „Wiens Kunstschätzen“ und eine Lithographie von Brunner; – „Mädchen schaut in den Regen und Wind“; – „Hirt mit Esel und Schaf am See“ (beide in der Gallerie Liechtenstein); – „Jäger ruht auf einem Hügel, der einen See beherrscht“ (in der Sammlung Galvagni in Wien); – „Brunnen mit Vieh“; – „Alpe bei Berchtesgaden“ (dieses letztere 300 Duk., alle drei im Besitze Sr. kais. Hoheit Erzh. Franz Karl); – „Bärenfamilie und ihre Beute“ (Eigenthum des Fürsten Thurn-Taxis); – „Die vier Jahreszeiten“, 4 Bilder (á 800 fl., im Auftrage des Wiener Kunsthändlers Neumann gemalt); alle vier sind von Hanfstängel in München lith.; die Originale sind jetzt im Besitze I. Durchl. der Fürstin Schwarzenberg; – „Landleute am Zeller See im Ungewitter“ (400 Duk.); – „Eine Alpe“ (400 Duk., beide Eig. von C. Graf); – „Pferdeschwemme unter einer Brücke“ (Eigth. des Grafen Pagozzi); – „Ein Schiffzug“ (Eigenth. des Herrn Imredi; – „Aussicht durch einen Wald“, Abendbeleuchtung (Eigenth. des Grafen Wimpffen); – „Die Pferdetränke“ (Eigenth. des Consuls Wagner in Berlin); – „Gemsenjagd II.“ (2000 fl., Eig. des Grafen Montenuovo), ein noch nie ausgestelltes Bild; – „Bauernpferde in einer Hügellandschaft“ (1850, Eig. des Grafen Saint Genois); – „Rehe in einer felsigen Gegend“ (1850, Eig. des Herrn Winter); – „Rückkehr von der Hirschjagd“, Abendlandschaft (Eigenth. des Hrn. Todesco); – „Der Kohlenmeiler“, Parthie aus der Gegend des Schneeberges (800 fl., angek. vom östr. Kunstv., gewonnen von Herrn Wehli in Prag), lithogr. von Straßgschwandtner; – „Ruhende Heerde“ (1852, im östr. Kstv., 1000 fl.), lithogr. von Sandmann); – „Eber mit Hunden kämpfend“ (1852, vom östr. Kstv. angek., 1500 fl.): – „Kuhstall“ (1852, östr. Kstv.); – „Alpe im Regen“ (1852, ebenda), lithogr. von E. Weixelgärtner; – „Alpenhütte am Gosausee mit der Aussicht auf den Dachstein“ (Eigenth. des Herrn Gunkel); – „Ein Reh“ (ebenda 1852); – „Die Tränke“ (1852, vom östr. Kstv. angek., 800 fl.); – „Bären mit einem Hirsch“ (1853, Eig. des Hrn. Putschke); – „Der Eilwagen“ (Eig. des Hrn. Suchanek); – „Pferdestudie“; – „Felsenparthie“; – „Herde an einer Fähre des Attersees“ (alle drei Eigenth. des Herrn Plach); – „Das Wirthshaus auf dem Rothenmann-Tauern in Steiermark“; – „Ruhende Herde“ (vom östr. Kstv. angekauft um 1045 fl.); – „Landschaft mit ruhendem Vieh“ und „Schafe“ (beide Bilder Eigenth. des Herrn Bühlmayer); – „Hausthiere auf einem Hügel“ (1854, im östr. Kstv. 600 fl.); – „Sturm im Naßfeld“, lithogr. von A Schrödl; – „Alpenscene“ (Eigenth. des Hrn. Voigt); – „Wildschweine“ (1856, Eigenth. Sr. Maj. des Kaisers); – „Kühe am Wasser“ (1856, östr. Kstv., 800 fl.); – „Esel und Schafe“ (1857, vom östr. Kstv. angek., 800 fl.); – „Am Attersee“ (1858, im östr. Kstv., 950 fl.); – „Ziegen von der Alpe kommend“ (1858, Eigenthum [107] Sr. Majestät des Kaisers); – „Kühe und Schafe am Bache“ (1858, im östr. Kunstv., 800 fl.); – „Hirsche im Walde“ (1858, östr. Kunstv., 180 fl.); – „Erlegter Bär von Hunden umgeben“ (1858, östr. Kstv., 2200 fl.), lith. von A. Kaiser; – „Ziegen“ (1858, östr. Kstv., 200 fl.). Auch hat G. ein Blatt „Waldparthie mit Rehen“ 1844 lithographirt und 15 Blätter „Thierstudien“ 1821–25 sehr schön radirt.
II. Urtheile über Gauermann als Künstler. Friedrich Müller[WS 2] in seinem Werke: „Künstler aller Zeiten und Völker“: „G. malt Landschaften, Thiere, Scenen aus dem Leben, und alles mit einer Vollendung, wie nur eine hohe, künstlerische Begabung sie zu erzielen im Stande ist. Vorzugsweise ist es die Thierwelt, die er unnachahmlich darzustellen versteht; … seine Bilder zeichnen sich durch lebendige Auffassung – die große Naturwahrheit und treue Charakteristik, durch die harmonische Tiefe und Kraft, mit Klarheit verbindende Färbung und die vollendete Durchführung aus.“ – Eitelberger, der bekannte Kunstkritiker, schreibt in G.’s Lebensskizze: „… nie fehlt seinen einzelnen Studien der besondere Charakter der Situationen, der Ausdruck der Tages- und Jahreszeit, die Beleuchtung der Bewegung und augenblicklichen Handlung... Aber seine vorzügliche Stärke beruht in der Auffassung der Thierwelt; das Leben der Thiere, durch die Gefahr gereizt, durch den blinden Instinkt getrieben, drückt sich frisch und naturwahr in seinen Bildern aus; die Hauptaufgabe seines Strebens war: die Landschaft mit dem Thierstücke zu einem lebendigen Ganzen zu verbinden.“ – Das schroffste und übermüthigste Urtheil über G. brachte M. Auers Zeitschrift „Faust“ in dem Aufsatze: „Die September-Ausstellung des österr. Kunstvereins“, 1856, Beilage zu Nr. 23. Daselbst heißt es S. 8: „Friedrich Gauermann, der vormärzlich berühmteste und gefeiertste Landschafter, Genre- und Thiermaler der specifisch östr. Richtung, durch illuminirte Lithographien durch ganz Oesterreich populär, hat wohl ein hübsches Compositionstalent, ein freundliches Auge für Natur, ja ein gewisses nicht sehr bedeutendes Gefühl für Poesie, die übrigens nie mehr als Gemüthlichkeit; aber die äußerst primitive Technik dieses Künstlers, seine wunderbar verlogene und im Totaleffect wie ein angelaufenes Stallfenster schillernde Farbe und der gar so enge Kreis seiner Anschauungen (!!!) machen es wirklich unbegreiflich, wie ihn eine gewisse Zeit zu solch einer Celebrität emporschwindeln konnte und wir Nachgebornen können bei aller Achtung für dieses Talent nicht umhin zu bemerken, daß es ein weit überschätztes ist.“ (!!!)
III. Zur Biographie. Schmidl (A. Ad. Dr. ), Oestr. Blätter für Literatur u. Kunst (Wien 1845, 4°.) II. Jahrg. Nr. 71 (14. Juni) S. 553: „Biographische Skizze“ von R. v. Eitelberger. – (Leipziger) Illustrirte Zeitung 1854, Nr. 592 (4. Nov.) S. 301 [mit G.’s Porträt und einer Copie seines Bildes: „Die Pferdetränke“ im Holzschnitt [nach dieser ist er 1808 geboren]. – Perger (A. R. v.), Die Kunstschätze Wiens in Stahlstich nebst erläuterndem Text. Herausgeg. vom östr. Lloyd in Triest (Triest 1854, 4°.) S. 57, 423. – Oestr. National-Encyklopädie (von Gräffer und Czikann) (Wien 1837) II. Bd. S. 280. – Müller (Fr.), Die Künstler aller Zeiten und Völker (Stuttgart 1857, Ebner u. Seubert, gr. 8°.) II. Bd. S. 161. – Frankl (Dr. Ludw. A.), Sonntagsblätter (Wien, gr. 8°.) 1842, S. 471, 861. – 1843, S. 477, 599. – Nouvelle Biographie générale … publiée sous la direction de M. le Dr. Hoefer (Paris 1853) XIX. Bd. Sp. 659 [nennt seinen Geburtsort irrig Niesenbach]. – Abendblatt der Wiener (amtlichen) Zeitung 1856, Nr. 37. – Oestr. Zuschauer, herausgeg. von Ebersberg, 1837, III. Bd. S. 1140. – Pietznigg, Mittheilungen aus Wien 1833, I. Bd. S. 132. – 1834, III. Bd. S. 66. – 1835, III. Bd. S. 196. – Die Ausstellungs-Kataloge des (neuen) österr. Kunstvereins 1852–1858.[BN 4]Porträt. Danhauser del. F. Stöber sc. 4°.

Berichtigungen und Nachträge

  1. Gauermann, Friedrich, Thiermaler (Bd. V, S. 104), gest. zu Wien im Herbste 1862. [Band 9, S. 470]
  2. E Gauermann, Friedrich, Thiermaler [s. d. Bd. V, S. 104], gestorben zu Wien 7. Juli 1862. Nach kurzer Krankheit starb dieser bedeutende österreichische Künstler, dessen Name auch im Auslande einen guten Klang hatte. Er, war erst 55 Jahre alt geworden. Nach seinem Tode wurde von dem österreichischen Kunstvereine eine Ausstellung Gauermann’scher Bilder, 53 an Zahl, veranstaltet, [414] zu welcher Gemälde aus Wiener Privatgallerien und von Einzelnen bereitwillig überlassen wurden, um die künstlerische Thätigkeit dieses bedeutenden Vertreters österreichischer Kunst durch seine eigenen, in verschiedenen Zeitperioden vollendeten Werke in würdiger Weise anschaulich zu machen. Sein reicher Nachlaß an Skizzen, fertigen Bildern, Zeichnungen aus früherer Zeit, Studien u. dgl. m. kam zur Versteigerung und diese bot den Beweis, daß das Echte noch immer seine Schätzer finde. Der Auctionskatalog seines Nachlasses zählte nicht weniger als 1034 Oelbilder, 569 Handzeichnungen, 6 Oelskizzen und 15 angefangene Oelbilder. Es waren durchgängig mit außerordentlicher Feinheit durchgeführte Studien, meist Darstellungen aus der Natur, besonders aus dem Alpenleben. Die Auction, welche mehrere Tage dauerte, war lebhaft besucht und Einzelnes ging zu fabelhaft hohen Preisen ab. Kenner von Gauermann’s Arbeiten sind der Ansicht, daß die Arbeiten seiner letzten Jahre jenen aus früherer Zeit nachstehen. Unmuth, daß seine Bilder nicht mehr so oft gesucht wurden, was zunächst die der Kunst wenig förderlichen Zeitverhältnisse verschuldeten, könnte Antheil an dieser Thatsache haben, die aber, wenn man seinen Nachlaß gesehen, auf das geringste Maaß zurückgeführt werden muß.
    Waldheim’s illustrirte Zeitung (Wien, kl. Fol.) 1862, S. 339 [mit Porträt nach Jos. Kriehuber’s Original-Lithographie in Holz geschnitten; jedenfalls Gauermann’s ähnlichstes Bildniß]. – Donau-Zeitung 1862, Nr. 165. – Wanderer (Wiener polit. Blatt) 1862, Nr. 156. – Wiener Zeitung 1862, Wiener Tagesbericht Nr. 156 u. 221. – Fremden-Blatt (Wien, 4°.) 1863, Nr. 52. – Ebersberg’s Oesterreichischer Zuschauer 1835, Bd. I, S. 305. – Oesterreichische Wochenschrift (Beilage der Wiener Zeitung) 1863, S. 87. – Ausstellungs-Katalog Nr. 138 (September 1862) des österreichischen Kunstvereins in Wien [enthält von Nr. 21–74 Gauermann’sche Bilder, welche in Wiener Gallerien oder den kleineren Bildersammlungen von Privaten vorkommen]. – Die im Fremden-Blatt (1862, Nr. 187), in Zellner’s Blättern für Musik (1862, Nr. 56) und in anderen Journalen enthaltenen biographischen Mittheilungen sind Auszüge der in meinem Lexikon (B. V, S. 104–107) enthaltenen Lebensskizze. – Bei Gauermann zeigte sich wieder einmal recht, wie wenig wir jene Männer zu schätzen wissen, auf welche wir stolz sein zu können so glücklich sind. Wenn in Paris ein Künstler von der Bedeutung Gauermann’s stirbt, welche Nekrologe, welche Darstellungen seiner Künstlerthätigkeit bringen die Journale! Bei uns ging es, als Gauermann starb, mit einigen ganz oberflächlichen Mittheilungen ab, welche sich im besten Falle kaum über ein halbes Hundert Zeilen erstreckten. So ehren wir unsere bedeutenden Männer! [Band 11, S. 413 f.]
  3. E Gauermann, Friedrich [Bd. V, S. 104; Bd. IX, S. 470; Bd. XI, S. 413]. Sein reicher Nachlaß, bestehend aus in Oel gemalten Genrebildern (111 Stück), Thierbildern (348 St.), landschaftlichen Oelstudien (383 St.), in Oel gemalten Landschaften (273 St.), in Oel gemalten Jagdthieren (70 fl.) und Handzeichnungen (560 Blätter) nebst 14 angefangenen Oelbildern, wurde am 2. März 1863 und den folgenden Tagen versteigert und ist darüber der unten angeführte Katalog erschienen. Am 2. October 1870 wurde an seinem Geburtshause [341] in Miesenbach eine Gedenktafel angebracht.
    Auctions-Catalog. Verzeichniß der von dem verstorbenen Friedrich Gauermann in Oel ausgeführten Naturstudien und Skizzen, dann Handzeichnungen, welche am 2. März 1863 und den darauf folgenden Tagen in Löscher’s Locale öffentlich versteigert worden (Wien 1863, Gerold’s Sohn, 8°., 32 S.). – Neue freie Presse 1870, Nr. 2193, in der „Kleinen Chronik“. [Band 28, S. 340 f.]
  4. E Gauermann, Friedrich [Bd. V, S. 104; Bd. IX., S. 470; Bd. XI, S. 413].
    Neue freie Presse 1870, Nr. 2193: „Enthüllungsfeier der Gedenktafel für Friedrich Gauermann“. [Band 26, S. 383]

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Carl Gauermann (Wikipedia).
  2. Vorlage: Franz Müller.