BLKÖ:Hannusch, J. Joseph

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Nächster>>>
Hannusch
Band: 7 (1861), ab Seite: 324. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
J. Joseph Hannusch in Wikidata
GND-Eintrag: 159101417, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Hannusch, J. Joseph|7|324|}}

Hannusch, J. Joseph (Schriftsteller, geb. zu Wien 19. November 1790, gest. ebenda 1855). Trat nach den in Wien beendeten Studien in die Dienste der niederösterreichischen Stände, und bekleidete zuletzt die Stelle eines landständischen Expeditsdirectors. Seit mehr als drei Jahrzehenden begegnet man seinem Namen in den österreichischen Unterhaltungsblättern und Almanachen, welche von ihm lyrische Gedichte, Balladen und Romanzen brachten; so z. B. enthält schon der 2. Jahrgang (1821) von Hormayr’s „Taschenbuch für vaterländische Geschichte“ (S. 420): „Die Sage vom Kanonenkreuze am 18. October 1813“ von H. Zuletzt trat er mit einer selbstständigen historischen Arbeit auf, welche unter dem Titel: „Kaiser Karl V., seine Zeit und seine Zeitgenossen. Ein geschichtlicher Umriss“ (Wien 1853, Fr. Beck, 8°.), im Drucke erschien, ihm aber, nach dem Ausspruche der Kritik, eine Stelle unter den Geschichtschreibern einzuräumen nicht vermag. In seinem Nachlasse soll sich ein Curiosum, nämlich eine Art Umarbeitung der Shakespeare’schen Dramen zur Frauenlectüre befinden, in welcher alle derben und obscönen Stellen sorgfältig gestrichen sind. Interessanter ist H. als Mensch und seine Eigenthümlichkeiten stempeln ihn zu einem originellen Sonderlinge. So z. B. kam er nie aus dem Weichbilde der innern Stadt Wien heraus, sein täglicher Spaziergang war ein Gang um die Basteien, Ausflüge auf das Land waren ihm zuwider – er fürchtete nebenbei[WS 1] stets „angepackt“ zu werden – und er sah selten ein anderes Grün, als jenes der wenigen Bäume, welche auf den Basteien und dem Glacis sich befinden. Charakteristisch war sein Groll gegen alle Eisenbahnen und er hätte sich durch nichts bewegen lassen, sie zu benützen. Diese Engherzigkeit war in seinem ganzen Leben ausgeprägt und machte sich in verhängnißvoller Weise auch an seinen Kindern bemerkbar, die alle einem in seiner Familie herrschenden übertriebenen Verhätschelungssysteme zum Opfer fielen.

Oesterreichisches Balladenbuch. Herausgegeben von Ludwig Bowitsch und Alexander Gigl (Wien 1856, Dorfmeister, kl. 8°.) Bd. II, S. 719. – Blätter für literarische Unterhaltung 1854, S. 699.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: benenbei.