BLKÖ:Mirani, Johann Heinrich
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 18 (1868), ab Seite: 348. (Quelle) | |||
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Franz Pokorny, als Secretär und Geschäftsleiter des Preßburger Theaters engagirt. Nach Zurücklegung dieser Direction von Seite des Franz Pokorny fungirte M. als Secretär des Josephstädter Theaters bis zum Jahre 1845 und von da an bis Mai 1862 in gleicher Eigenschaft am Theater an der Wien. Nach fast zwanzigjähriger Thätigkeit als Theatersecretär mußte er nach Auflösung der Alois Pokorny’schen Direction diese Stellung aufgeben. Als Schriftsteller versuchte er sich in schon jungen Jahren, denn bereits zu Anfang der Zwanziger-Jahre erschienen mehrere seiner Aufsätze unter der Chiffre J. M. in der Prager Zeitschrift „Hylos“. Sein eigentliches literarisches Wirken beginnt jedoch erst im Jahre 1836. Durch den Dichter Joh. Nep. Vogl in einen Schriftstellerkreis eingeführt, befreundete er sich mit Carlopago, Cavilha, Fitzinger, Ritter von Levitschnigg, Nordmann, August Schmidt, Stelzhammer, Schumacher u. A., und wurde in diesem literarischen Verkehre bald zu mancherlei Arbeiten angeregt. Um diese Zeit versuchte er sich vornehmlich auf dem Gebiete der Novelle. Der Schriftsteller und Redacteur der Wiener Musikzeitung, Dr. August Schmidt, war der Erste, der ihn in die Oeffentlichkeit einführte und Mirani’s nach dem Böhmischen des Professors Klicpera [349] [Bd. XII, S. 88] bearbeitete Erzählung „Burg Tocznik“ in sein belletristisches Werk: „Der Novellist“ aufnahm. Nun folgten mehrere Original-Novellen, und zwar zuerst in Oesterlein’s „Morgenblatt“. Da diese Arbeiten Beifall fanden, ward Mirani in Kurzem Mitarbeiter fast der meisten Wiener Journale, und Saphir’s „Humorist“, A. Schmidt’s „Musikzeitung“, Seyfried’s „Wanderer“, Witthauer’s „Wiener Zeitschrift“ und die „Theater-Zeitung“ brachten seine Novellen und Erzählungen; ebenso der Theater-Almanach „Thalia“ und Andr. Schumacher’s „Erinnerungsblätter“ mehrere seiner Aufsätze. Selbstständig erschienen zuerst seine „Erzählungen aus der Vorzeit Böhmens“ (Wien 1842, Stöckholzer v. Hirschfeld), denen im Jahre 1845 eine zweite Auflage folgte. Im Jahre 1840 trat M. mit einer dramatischen Arbeit zum ersten Male vor die Oeffentlichkeit. Sein einactiges Lustspiel: „Die Gefälligen“ wurde im Josephstädter Theater mit Beifall aufgenommen. Zwei Monate später erhielt sein dreiactiges Genrebild: „Die Zebrahaut“ gleichen Erfolg, und einen ebenfalls günstigen die darauffolgenden Stücke: „Die Nebelkappen“, – „Das Lustspiel auf der Brücke“, – „Das verlorene Gedächtniss“, – „Der Hexenmeister“ und das historische Drama: „Der Bettler am hohen Markt in Wien“. Sein späterer Beruf als Theatersecretär gönnte ihm wenig Muße zu literarischen Arbeiten; doch brachte er in den Jahren 1846 und 1847 drei Stücke zur Aufführung, von denen das eine: „Tambour der Garde“, bei der ersten Vorstellung durchfiel, von der zweiten an aber sich zum Cassastücke emporschwang. Das darauffolgende: „Der Lohn des Geächteten“, erlebte in schwüler Sommerszeit viele Wiederholungen bei stets vollem Hause. Im Jahre 1847 trat Karl Treumann in das Engagement des Theaters an der Wien, und trotzdem er in der Kaiser’schen Posse „Stadt und Land“ als Hupferl sehr gefiel, fand er eine nur geringe Beschäftigung. Mirani, der in Treumann ein nicht gewöhnliches Talent erkannte, schrieb eigens eine Rolle für ihn in der Ende 1847 gegebenen Posse: „Hier ein Schmidt, da ein Schmidt und wieder ein Schmidt“. Treumann gefiel darin so außerordentlich, daß von dieser Zeit seine Beliebtheit datirt. Die wachsenden Geschäfte des Theatersecretariats ließen jedoch M. wenig Zeit übrig, und innerhalb der folgenden zwölf Jahre brachte er nur zwei Bearbeitungen ungarischer Stücke: „Der Betyar“ und „Der Infanterist und sein Sohn, der Huszar“ auf die Bühne. Eine Originalarbeit brachte er erst wieder im Spätherbste 1859 zur Aufführung. Am 23. October g. J. wurde nämlich sein Stück: „Eine Judenfamilie“, Original-Charaktergemälde in vier Abtheilungen, zum ersten Male gegeben und gefiel so sehr, daß es bald die Runde durch die meisten Bühnen Oesterreichs und Deutschlands machte. Ebenso gefiel ein zweites Stück derselben Gattung: „Eine Gemeinde“, dem später ein drittes: „Der Schwindler“, folgte. Seit Auflösung der Pokorny’schen Direction ist M. wieder als Literat thätig. Seine Aufsätze, meistens Bilder aus dem Theater- und Dichterleben, sind neuerer Zeit in den Feuilletons der „Oesterreichischen Zeitung“, der „Presse“, des „Neuen Fremdenblattes“, der „Debatte“, des „Wanderer“ und der „Vorstadt-Zeitung“ erschienen. Die eigenthümlichen Repertoir-Verhältnisse der Wiener Theater nöthigten ihn, sein dramatisches Talent, statt dem ihm am meisten zusagenden Charaktergemälde, dem kleinen Lustspiele, das sich jetzt auf [350] den Bühnen Wiens besonderer Pflege erfreut, zuzuwenden. Er brachte nun mehrere einactige Lustspiele auf die Bühne, und zwar: „Das Wollgeschäft“, – „Ohne Heirath“, – „Die Gnädigen“, – „Der Schulgehilfe“, welche sowohl in Wien als auch auf anderen Bühnen gefielen. Ebenso gefiel auch das dreiactige Volksstück: „Das Herz hat Recht“, und in neuester Zeit errang sein historisches Sittengemälde: „Ein Lehrer zur Zeit Josephs II.“, das am 3. December 1867 im Josephstädter Theater zum ersten Male gegeben wurde, einen vollständigen Erfolg. Viel Novellistisches und Dramatisches bewahrt M., der nunmehr auf die literarische Production angewiesen ist, in Handschrift.
Mirani, Johann Heinrich (Schriftsteller, geb. zu Prag 25. April 1802). Der Sohn eines Seifensieders in Prag. Er besuchte die Schulen in seiner Vaterstadt, und hatte bereits das erste Jahr der philosophischen Studien beendet, als er die Fortsetzung derselben aufgab, um dem Wunsche seines Vaters folgend, in dessen Geschäft einzutreten. Als aber der Vater starb, gab M. das Geschäft auf, übersiedelte nach Wien und nahm dort im Jahre 1833 eine Bedienstung als Buchhalter an, in welcher er durch volle zehn Jahre thätig blieb. Im December 1843 wurde er von dem damaligen Director der vereinten Theater in Preßburg und der Josephstadt in Wien,- Oesterreich im Jahre 1840. Staat und Staatsverwaltung, Verfassung und Cultur. Von einem österreichischen Staatsmanne (Leipzig 1840, Otto Wigand, gr. 8°.) Bd. II, S. 318.