BLKÖ:Haydn, Franz Joseph
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Haydn, Johann Michael | ||
Band: 8 (1862), ab Seite: 108. (Quelle) | |||
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[BN 1][BN 2] Die verschiedenen Angaben des Geburtstages, insbesondere die zwei des 31. März und 1. April, welch’ letzterer auch im Taufprotokolle angegeben steht, [109] aber von Haydn selbst öfter als unrichtig bezeichnet wurde, dürften sich wohl durch die in der „Gallerie der berühmtesten Tonkünstler“ (Erfurt 1816, Karl Müller, kl. 8°.) S. 79, gegebene Bemerkung: „geboren in der Nacht vom 31. März“ auf den 1. April erklären lassen. Haydn war das älteste Kind aus seines Vaters Mathias, eines Wagners von Profession, erster Ehe mit Maria Koller; auch das älteste von 14, nicht wie es in Ersch und Gruber’s „Encyklopädie“, II. Section, 3. Theil, S. 245, steht, von 20 Geschwistern; ein Bruder Johann Michael’s, des berühmten Kirchencomponisten [s. d. Folgenden] und Johann’s Evangelist (geb. 23. December 1743, gest. 20. Mai 1805), der als Sänger in fürstlich Eßterházy’schen Diensten stand. Die armen Eltern konnten wenig für die Erziehung ihrer Kinder thun, und Franz Joseph, oder wie er gewöhnlich einfach genannt wird, Joseph, brachte die Kinderjahre im Vaterhause zu. Der Vater selbst besaß eine gute Tenorstimme, hatte auf seinen Wanderungen in Frankfurt a. M. etwas die Harfe spielen erlernt und setzte nach gethaner Arbeit seine anspruchslosen musikalischen Uebungen fort. Dieß waren die ersten musikalischen Eindrücke, die Joseph im Elternhause empfing, deren er aber noch im hohen Alter mit inniger Freude gedachte. Der Schullehrer des Ortes hatte bei diesen Familienconcerten bemerkt, daß der kleine Joseph mit auffallender Richtigkeit den Tact einhielt, und rieth den Eltern, ihren „Sepperl“ (im österreichischen Dialect das Diminutiv für Joseph) nach Haimburg in die Schule zu schicken. Die Eltern, die es immer wünschten, ihr Sohn möchte ein Geistlicher werden, gingen auf den Vorschlag ein und Joseph kam zum Schulrector nach Haimburg. Dort erhielt er Unterricht in den Elementargegenständen und in verschiedenen Blas- und Streichinstrumenten. Als einst der Wiener Domcapellmeister Reuter den Dechanten von Haimburg besuchte und im Gespräche fallen ließ, daß er auch Chorknaben suche, fiel diesem der kleine Haydn ein, dessen Glockenstimme ihm in der Kirche längst aufgefallen war. Joseph wurde herbeigerufen, und als er das Probestück, einen Triller zu schlagen, nach ein Paar Versuchen glücklich löste, nahm ihn Reuter als Chorknaben bei St. Stephan auf, und alsbald vertauschte Joseph Haimburg mit dem Capellhause bei St. Stephan in Wien. Nun begannen Haydn’s Lehr- und Leidensjahre. Als Chorknabe erhielt H. anfänglich jenen Unterricht, den er in seiner Eigenschaft nöthig hatte; als er in kurzer Zeit das Nöthige sich angeeignet hatte, trat im Unterrichte ein dauernder Stillstand ein. Reuter bekümmerte sich wenig um seine Zöglinge, und obwohl Haydn über seinen Lehrer in der spätem Zeit nie klagte, ist es doch aus einigen seiner harmlos hingeworfenen Aeußerungen zu errathen, daß sein Lehrer an ihm nicht wie er sollte gehandelt, und daß Haydn’s Tage als Chorknabe eben nicht rosig waren. Schon als solcher versuchte sich H. in der Composition, und eine im Jahre 1742 – also im Alter von 10 Jahren – für Singstimmen componirte Messe fand er im hohen Alter unter seinen Papieren auf und hatte eine große Freude darüber. Reuter hatte – um Haydn’s Glück zu gründen – die löbliche Absicht, ihn zum Castraten zu machen (!), und deßhalb schon bei Joseph’s Vater angefragt, der aber sich sogleich nach Wien auf den Weg machte, um dieses Unheil zu verhüten. Da H. mutirt hatte und also als [110] Chorknabe von Reuter nicht mehr verwendet werden konnte, wurde er entlassen. Joseph zählte nun 16 Jahre und stand allein in der Welt. Kümmerlich mußte er sich forthelfen durch Unterrichtgeben in Musik, durch Mitspielen in Chören und Orchestern. Er bewohnte damals ein armseliges Dachstübchen im Hause 1220 am Michaelerplatze, im nämlichen, in welchem Metastasioo wohnte. In seinem Verschlage unter dem Dache studirte H. die Nacht über Bach’s Sonaten, nachdem er schon früher Matheson’s „vollkommenen Capellmeister“ und Fuxen’s „Gradus ad Parnassum“ durchgearbeitet hatte. Als Metastasio von dem jungen Musikus in der Dachstube, der an seinem alten wurmzerstochenen Spinett sich übte, erfahren hatte, wählte er ihn, um dem Fräulein Martinez, das Metastasio erziehen ließ, Gesangunterricht zu ertheilen. H. erhielt dafür freie Kost. Bei Metastasio lernte H. auch den alten Maestro di Capella Porpora kennen. Dieser unterrichtete die Geliebte des venetianischen Gesandten Correr im Gesange. Die Begleitung am Piano übertrug Porpora an Haydn, nahm ihn auch, als Correr mit seiner Dame nach Mannersdorf in’s Bad reiste und Porpora folgte, dahin mit, wo H. bei Porpora Bedientendienste zu verrichten hatte, an Correr’s Officiantentafel speiste und monatlich 6 Ducaten Honorar erhielt. Das waren die Dornenpfade, welche der Genius durchschreiten mußte, um den Gipfel des Ruhmes zu erreichen. Drei Jahre verbrachte H. in diesen keineswegs lockenden Verhältnissen, studirte fleißig und componirte auch; aber erst ein Baron von Fürnberg weckte den Genius der Composition in ihm. Fürnberg veranstaltete auf seinem Besitzthume in Weinzierl, in Wiens Nähe, kleine Concerte, bei denen sich auch H. öfter einfand. Auf einem derselben trug H. sein auf Fürnberg’s Aufforderung componirtes erstes Quartett [siehe: IV. Zur Geschichte einzelner Compositionen Haydn’s, Nr. 1] vor und erntete damit solchen Beifall, daß in ihm die Lust, weiterzuarbeiten, geweckt wurde. Haydn zählte damals 18 Jahre. Nach und nach verbreitete sich der Ruf seiner Geschicklichkeit, er wurde als Lehrer gesucht, seine Stunden besser – monatlich zuerst mit 2, dann mit 5 fl. (!) – bezahlt, und er in die Lage versetzt, sich nach einem besseren Quartiere umzusehen. Da suchte ihn das Schicksal wieder schwer heim, er wurde um seine kleine Habe bestohlen. Als er sich an seinen mittellosen Vater um eine Aushilfe wendete, kam dieser nach Wien, gab dem Sohne ein Siebenzehnkreuzerstück und die Lehre: „Fürchte Gott und liebe Deinen Nächsten“; aber nicht diese, sondern die Gutmüthigkeit fremder Menschen ersetzten ihm seinen Verlust. Um diese Zeit war Haydn Vorspieler bei den barmherzigen Brüdern in der Leopoldstadt für jährliche 60 fl., Orgelspieler in der damaligen gräflich Haugwitz’schen Capelle, und wurde für jeden Gottesdienst mit 17 Kreuzern bezahlt. Da fiel es wie ein Lichtblick in sein armseliges Dasein, als er durch eine Bekanntschaft mit Kurz, genannt Bernardon [s. d. Bd. I, S. 324], von diesem aufgefordert wurde, eine Oper zu componiren. und H. mit seinem „Krummen Teufel“ – nebenbei gesagt eine Satyre auf den hinkenden Theaterdirector Affligio, welche schon nach der dritten Aufführung verboten wurde – seine Aufgabe so zu Bernardon’s Zufriedenheit löste (1753), daß ihn dieser mit 24 Ducaten, eine Summe, wie sie H. noch nie besessen hatte, honorirte. Auch andere Compositionen schrieb H. in jener Zeit, von [111] denen jedoch Haydn nichts, dafür um so mehr die Musikverleger hatten, bei denen sie, ihres gefälligen leichten Styles wegen – es waren meistens Claviersonaten, Trio’s u. dgl. m. – gesucht waren. Unter solchen Verhältnissen zog sich sein Leben hin, als ihm das Schicksal mit einem Male dauernd zu lächeln schien, denn er erhielt 1759 eine Anstellung als Musikdirector der Capelle des Grafen Morzin, mit einem Gehalte jährlicher 200 fl., freier Wohnung und Kost an der Officiantentafel. Der Winter wurde in Wien, der Sommer in Böhmen in der Nähe von Pilsen zugebracht. Bei dem Grafen Morzin componirte H. seine erste Symphonie [siehe: IV. Zur Geschichte einzelner Compositionen, Nr. 2]. Aber auch dieses Glück hatte bald ein Ende, denn kaum ein Jahr dauerte diese Anstellung, und Graf Morzin mußte zerrütteter Vermögensverhältnisse halber seine Capelle entlassen. Haydn trat nun in die Dienste des kunstliebenden Fürsten Nikolaus Joseph Eßterházy [s. d. Bd. IV, S. 103], der ein großer Freund und Kenner der Musik war, Violine und Bariton selbst trefflich spielte, ein gutes Orchester und ein eigenes Theater unterhielt, auf welchem Comödien, Opern u. dgl. gegeben wurden. Am 19. März 1760 trat H. als Capellmeister mit 400 fl. Gehalt, welcher später auf 700 und dann auf 1000 fl. erhöht wurde, dem Genusse freier Wohnung und anderer Emolumente, seinen Posten an und bekleidete ihn durch volle 30 Jahre bis zum Tode des Fürsten (28. September 1790). Im Testamente hatte der Fürst Nikolaus Joseph Haydn edel bedacht; für seinen 30jährigen Diensteifer setzte er ihm eine Jahrespension von 1000 fl. aus, welche Fürst Paul Anton, des Verstorbenen Sohn, durch eine lebenslängliche Zulage von 400 fl. vermehrte. Fürst P. Anton hatte anfänglich die Capelle seines Vaters aufgelöst, einen Theil jedoch nach kurzer Zeit wieder in Dienst genommen. Haydn aber mußte den Titel fürstlich Eßterházy’scher Capellmeister führen, im Uebrigen verlangte der Fürst keine Dienste von ihm. Nach des Fürsten P. Anton Tode benachrichtigte ihn dessen Sohn Nikolaus von Neapel aus nach London, wo H. eben sich befand, daß er seine Capelle wieder einrichten wolle und ihn zu seinem Capellmeister ernenne, wofür H. außer anderen Genüssen 2300 fl. an Pension und Besoldung jährlich erhielt. Aber der Fürst ließ dem Künstler die größtmögliche Freiheit und H. wurde nun in seinem künstlerischen Schaffen durch seinen neuen Dienst nicht im mindesten beirrt. Die Zeit von 1760–1790 ist es vornehmlich, in welcher H. den größten Theil jener Werke schuf, die seinen Namen in Europa so berühmt machten, ohne daß er es selbst ahnte. Leider liegt über diese 30jährige Epoche seines Künstlerlebens wenig, und dieses Wenige nur fragmentarisch vor. H. hatte unter Fürst Nikolaus Joseph als Director eines guten Orchesters, welches stark beschäftigt war, viel zu thun. Gerber gibt in seinem „Neuen Lexikon der Tonkünstler“, Theil II, Sp. 540, die Namen der einzelnen Mitglieder der fürstlichen Capelle an, welche ohne H. 30 Mann stark war. H. mußte Alles componiren, Alles selbst einstudiren und dirigiren, ja sogar Unterricht geben und sein Clavier im Orchester stimmen. Seine Zeit war also strenge bemessen, und für die Erholung, die vornehmlich in Jagd und Fischerei bestand, blieb ihm nur wenig Zeit übrig. Aber in dieser Einsamkeit des Landlebens, die freilich wieder durch glänzende Feste, welche der Fürst gab, von Zeit zu Zeit unterbrochen wurde, konnte sich [112] Haydn’s Geist sammeln, vollends vertiefen, und er mit jener Ruhe componiren, welche seine Werke allgemein charakterisirte. Zur Winterszeit kam H. öfters, aber nicht immer, auf einige Monate nach Wien; selbst da galt es, für den Frühling und Sommer, wenn sich die Besuche in Eisenstadt und Eßterház häuften, Neues vorzubereiten. Gewiß ist es aber, daß eben dieses einförmige Leben für den productiven und reichen Genius Haydn’s am förderlichsten war. Voll des Dranges, das ihm so klar vorschwebende Ideal der musikalischen Kunst immer mehr in das Leben treten zu lassen, unterstützt dabei von einem gewandten Künstlerchor, das ihm ganz zu Gebote stand, mit dem er im engen freundschaftlichen Kreise gewissermaßen unter Einem Dache lebte, das sein herrliches Talent – unerschöpflich an neuen Ideen, Formen und Effecten, genial nach allen Richtungen ausgreifend – bewunderte, seinen gemüthvollen Charakter, sein gutes Herz liebte, das nichts Heiligeres kannte als seinem Fürsten, seiner Kunst und seinen Mitbrüdern zu leben, unangetastet von Neid und hemmender Entgegensetzung, die so viel in der Künstlerwelt schaden, geachtet und bewundert von allen Fremden, die in so großer Anzahl nach Eisenstadt kamen – worunter die angesehensten Personen, selbst die Kaiserin Maria Theresia, Fürsten und Grafen sich befanden – und ihn entweder hier kennen lernten, oder bereits mit seinen vielen, besonders im Auslande mit dem größten Beifalle aufgenommenen Compositionen vertraut waren, was konnte, was mußte Haydn hier nicht leisten! So erzog er sich und die Kunst, so bildete er aus der Kraft und Fülle seines schöpferischen Geistes „die Grundlage jener neuen Kunstwelt, deren herrliche Blüthenzeit uns entzückt“. Von den Compositionen, die in diese Zeit fallen, sind, außer den vielen Baritonstücken, 163 an Zahl, die er für das Lieblingsinstrument seines Fürsten componirte und den vielen Divertissements, Concerten, Quartetten, 82 an Zahl, Sonaten, Liedern, Canons u. dgl. m., insbesondere zu bemerken die Opern und Operetten: „Lo Speziale“ (1768), „Le Pescatrici“ (1770), „Philemon und Baucis“ (1773), „L’infedeltà delusa“ (1773), „Il mondo della luna“ (1777), „Dido“ (1778), „La fedeltà premiata“ (1780), „Acide e Galatea“ (1783), „Armida“ (1784), das Oratorium „Il ritorno di Tobia“, welches seit dem Brande des Schlosses Eisenstadt verloren geglaubt, aber durch Franz Lachner’s Bemühungen wieder gefunden wurde, die Cantate „L’isola disabitata“ (1785), wozu H. Metastasio den Text geschrieben hatte; „Die sieben Worte des Erlösers“, ein vielbesprochenes Oratorium, welches ein spanischer Domherr aus Cadiz bei Haydn bestellt hatte, und wozu erst später ein Domherr aus Passau einen deutschen Text schrieb, mit welchem es bei Breitkopf (1801) erschien; und schließlich die sechs im Jahre 1787 componirten, dem Könige von Preußen gewidmeten „Quartetten“, wofür ihn dieser mit einem prachtvollen Ringe beschenkte, den H. späterhin, wenn er sich begeistern wollte, gleichsam als einen Zauberring an seinen Finger steckte. Ein großer Theil dieser Compositionen ist zu besonderen Gelegenheiten gearbeitet; aber H. besaß darin volle Freiheit; denn sein Fürst, ein feiner Musikkenner, wußte den Genius seines Capellmeisters vollends zu würdigen. Nur der Tod konnte dieses schöne Band zwischen Schützling und Mäcen lösen, und er löste es auch nach 30jähriger Verbindung. Fürst Nikolaus starb [113] im Jahre 1790 und H. eilte nach Wien. Einen ihm von dem Fürsten Grassalkowich gemachten Antrag lehnte H. aus Anhänglichkeit an seinen Fürsten ab; er wollte vor der Hand frei bleiben. Aber den dringenden Anträgen des Violinisten und Orchesterdirectors Salomon gab H. endlich nach; dieser war auf die Nachricht von des Fürsten Eßterházy Tode sogleich nach Wien geeilt, um Haydn für seine Zwecke zu gewinnen und zu einer Reise nach London unter sehr günstigen Bedingungen: 3000 fl. für eine Oper und in zwanzig Concerten für jede neue von ihm dirigirte Composition 100 fl., zu überreden. Diese Summe von 5000 fl. mußte im Bankierhause des Grafen Fries in Wien deponirt werden. Haydn erhielt von dem Fürsten Anton die Erlaubniß zur Reise, und trat sie, ohne der englischen Sprache mächtig zu sein, von dem Bewußtsein getragen, „seine Sprache (die Musik) verstehe man durch die ganze Welt“, im Alter von 59 Jahren, am 15. December 1790 an. Am 2. Jänner 1791 war H. in London angelangt, und am 25. Februar d. J. fand sein erstes Concert Statt. Sein anderthalbjähriger erster Aufenthalt in London,. 1791 und 1792, ist erst in neuester Zeit nach bisher ungekannten Briefen Haydn’s an eine seiner Verehrerinen in Wien, Maria Anna Sabina von Genzinger, Gemalin eines geachteten Wiener Arztes und selbst eine vorzügliche Clavierdilettantin, in einer Monographie: „J. Haydn in London 1791 und 1792“ (Wien 1861) von Th. G. von Karajan ausführlich beschrieben worden, auf welche interessante Schrift Freunde quellenartigen Details aufmerksam gemacht werden. Die Erfolge Haydn’s in England waren glänzend; nicht nur trug er über alle Cabalen, Intriguen, heimlichen Verschwörungen den Sieg davon, sondern er wurde mit Auszeichnungen und Ehren aller Art überhäuft. Die Zeitschriften floßen von seinem Lobe, seiner Anerkennung über; in den Salons war er gesucht, bei Hof mußte er eine ganze Reihe Concerte geben, bei dem Prinzen von Wales dirigirte er nicht weniger als 26 Concerte, wofür man ihm das Honorar schuldig geblieben, und es ihm erst gab, als H. seine Rechnung von 100 Guineen an das Parlament geschickt hatte, welches die Schulden des Prinzen bezahlte. Reich an Ehren – unter denen die Doctorwürde der Tonkunst, welche ihm in Oxford feierlich verliehen wurde, nicht die geringste ist [vergl. das Inaugural-Tonstück seiner Doctor-Promotion in: IV. Zur Geschichte einzelner Tonstücke, S. 128, Nr. 17] – und mit goldener Ernte kehrte H. in seine Heimat zurück und traf am 24. Juli 1792 wieder in Wien ein. Auch die künstlerische Ausbeute in diesen anderthalb Jahren war eine große, doch soll ihrer erst näher gedacht werden, wenn seine zweite Reise in das Inselland ist erzählt worden. Wenn Haydn zwar öfter selbst bemerkte: „er sei von England aus erst in Deutschland berühmt geworden“, und dieß wohl nur als eine pikante Phrase seiner übertriebenen Bescheidenheit angesehen werden muß, so ist denn doch nicht zu läugnen, daß nach dem Londoner Aufenthalte H. in Wien der Held des Tages wurde. Karl Borromäus Graf Harrach [Bd. VII, S. 381] hatte dem Lebenden (1793) im Parke seines Schlosses zu Rohrau auf einem traulich gelegenen, von den Wellen der Leitha bespülten Hügel ein Denkmal [siehe: XI. Denkmale, Monumente, S. 133] setzen lassen. Kaiser Joseph II. hatte erst auf seinen Reisen erfahren, welch’ ein Tonheros Bürger seiner Staaten sei, und obgleich er seine Opera buffa „La vera Constanza“ [114] aufgeführt zu sehen wünschte, so waren damals (1786) – ganz so wie noch heute – Neid und Cabale stärker als des Kaisers Wunsch und Haydn’s Ruhm; denn ganz gegen des Letztern Willen fand die Vertheilung der Rollen Statt, so daß H. die Partitur selbst zurückzog und der Kaiser dieses Werk erst im Theater des Fürsten Eßterházy in dessen Schlosse zu hören bekam. Während der Zeit, als H., von seiner ersten Reise aus England heimgekehrt, in Wien lebte, sind vornehmlich zwei Umstände bekannt; der Kauf seines Häuschens Nr. 84 in der kleinen Steingasse auf der Windmühle, welches zwar seit Haydn’s Tode in andere Hände übergangen war, aber doch 1840 in sinniger Weise (am 1. Juni) den bleibenden Namen „Zum Haydn“ und eine Gedächtnißtafel mit Haydn’s Namen erhielt; und die von ihm selbst am 22. und 23. December 1793 dirigirte Aufführung von 6 seiner für London geschriebenen Symphonien, welche zum Besten der Witwen und Waisen im Wiener kais. Nationaltheater stattfand. Hatte Haydn die Erlaubniß seines Fürsten zur ersten Londoner Reise ohne Schwierigkeit erhalten, so wurde ihm dieselbe zur zweiten Fahrt nicht so leicht ertheilt; aber doch gelang es seinen wiederholten Bitten, sie zu erhalten, und am 19. Jänner 1794 trat er seine zweite Fahrt nach England an, wo er am 4. Februar in London eintraf und bis zum 15. August 1795 verblieb. Auch die Erfolge dieses zweiten Aufenthaltes blieben hinter jenen des ersten in keiner Hinsicht zurück. Es waren dieselben, wenn nicht gesteigerte Ehren und Auszeichnungen von Seite des Hofes und der Privaten, dieselben übervoll besuchten Concerte, dieselben lucrativen Anträge von Honoraren für Compositionen und – dieselbe glückliche Stimmung Haydn’s zum Schaffen, so daß er während seines Doppelaufenthaltes in England eine Reihe von Tonwerken schuf, die noch mehr bewundert wurden als die früheren und von Kennern hoch geschätzt werden. Haydn hatte in seinem Tagebuche ein Verzeichniß jener Tonwerke niedergeschrieben, welche er in England geschaffen, seine beiden Biographen, Dies (S. 219) und Griesinger (S. 53) haben es mitgetheilt. Wie schon bemerkt worden, war die künstlerische Ausbeute seines Doppelaufenthaltes in England überraschend groß. Sie beträgt nach Blättern gezählt 768 Blätter, und darunter eine Oper: „Orfeo“ (100 Bl.), 12 große Symphonien, deren Anfänge Th. G. von Karajan in seiner schon erwähnten Monographie (S. 116) aus einem Londoner Verlagscataloge veröffentlicht, weil man bisher in deutschen Büchern genaue Angaben über dieselben vermißte; der Chor: „Der Sturm“ (20 Bl.), 6 Quartetten (48 Bl.), 3 Märsche (4 Bl.), darunter einer für den Prinzen von Wales, 24 Menuetten und Deutsche (12 Bl.), „Die zehn Gebote Gottes“ (6 Bl.), 230 schottische Gesänge, von denen er das erste Hundert für den durch Schulden ganz herabgekommenen Musikhändler Nepire schrieb, welche bald solchen Absatz fanden, daß Nepire aus seinen Schulden kam und Haydn ein ansehnliches Honorar bieten konnte. Am 20. August 1795 kam H. von seiner zweiten Londoner Reise nach Wien zurück, und durch eine ansehnliche Geldrente in den Stand einer wohlverdienten Wohlhabenheit versetzt, lebte er nun seiner Muße und der Kunst, in dieser letzteren aber im Winter seines Lebens – denn Haydn zählte bereits 63 Jahre – eine Reihe von Meisterwerken erschaffend, die seinem Namen die Unsterblichkeit sichern, wenn er sie sich nicht schon durch seine früheren Arbeiten [115] erworben hätte. Zugleich aber war diese letzte Frist seines Lebens seine eigentliche Ruhmesernte, denn nun folgte Auszeichnung auf Auszeichnung. 1797 schrieb er die unvergleichliche „Oesterreichische Volkshymne“, deren erste Aufführung an des Kaisers Geburtstage am 12. Februar 1797 stattfand; im Jahre 1799 hatte er sein großes Oratorium die „Schöpfung“ beendet, welches am 19. März d. J. zum ersten Male in Wien mit einem beispiellosen Erfolge gegeben wurde. Ueber die Geschichte dieser Tondichtung berichtet am ausführlichsten Dies (S. 158) [siehe auch: IV. Zur Geschichte einzelner Compositionen, S. 126, Nr. 3]; im Jahre 1801 (24., 27. April u. 1. Mai) zur Aufführung. Mit diesem Werke hatte sich H. [vergl. Dies, S. 135] körperlich sehr geschadet, denn seine Abnahme der Körperkräfte datirte aus jener Zeit, er hatte sich, wie er selbst sagte, „dabei übernommen“. Im Jahre 1803 schrieb H. seine zwei letzten Werke, und zwar eine Claviersonate auf den Wunsch des Fürsten Eßterházy für die Gemalin des Generals Moreau, wovon im Jahre 1841 ein unbefugter Nachstich erschien [vgl.: IV. Zur Geschichte einzelner Compositionen, S. 129, Nr. 18), und ein Quartett, nach Einigen das 82., n. And, das 83. Quartett [Griesinger, S. 86]. dessen Schluß zu componiren er aber bereits zu schwach war, daher er es durch ein Adagio, aus dem 10. Gesange seiner bei Breitkopf und Härtel in Leipzig (1802) erschienenen drei- und vierstimmigen Gesänge, welches auch auf seiner Visitenkarte steht, ergänzte [vergl.: IV. Zur Geschichte einzelner Compositionen, S. 128, Nr. 16, und XV. Einzelnheiten, Haydn betreffend, S. 137, Nr. 4]. Zu den bereits bemerkten Ehren kamen im Laufe dieser letzten Jahre noch viele hinzu. Die Akademie der Wissenschaften und Künste zu Stockholm ernannte ihn 1798 (5 Sept.) zu ihrem Mitgliede; ebenso jene zu Amsterdam im Jahre 18014 (4. Mai); das Pariser Institut national des sciences et arts (5 Nivose an X), und das Conservatoire de Musique ebd. (7 Messidor an XIII). Die vereinten Künstler der großen Oper in Paris ehrten ihn 1804 nach der ersten Aufführung der „Schöpfung“ in Paris durch Uebersendung einer goldenen Medaille [siehe: IX. Medaillen, Haydn zu Ehren, S. 131, Nr. 1]; deßgleichen die Gesellschaft Concert des amateurs zu Paris, im Jahre 1803 [siehe ebd. Nr. 3], und die Societé Academique des Enfans d’Apollon ebd., im Jahre 1807 [siehe ebd. Nr. 4]; ferner im Jahre 1808 die Petersburger philharmonische Gesellschaft durch eine gleiche Auszeichnung [siehe ebd. S. 132, Nr. 6], und indem ihm der Wiener Magistrat in Anerkennung seiner durch unentgeltlich gegebene Concerte gewonnenen großen Summen zum Besten der Armen Wiens schon 1803 (10. Mai) die zwölffache goldene Bürgermedaille verlieh, fügte er im folgenden Jahre (1. April) durch die Verleihung des Ehrenbürger-Diploms eine neue verdiente Auszeichnung hinzu. Jedoch alle diese Auszeichnungen ließen es Haydn, dem Compositeur der österreichischen Volkshymne, nicht ganz verschmerzen, daß er von Seite des Staates – insbesondere als der Leopold-Orden war gestiftet worden – unbelohnt ausging. Sichtlich nahmen Haydn’s Kräfte ab und die Nachricht von dem Hingange seines Bruders (10. August 1806) übte eine bemerkbare Wirkung auf seinen bereits schon hinfälligen Körper aus. Aber ihm war es vergönnt, wie Wenigen, lebend seiner Apotheose beizuwohnen. Sie fand im Universitätssaale am 27. März 1808 Statt, an welchem Tage von dem hohen [116] Adel und einigen Kunstfreunden Wiens – welch’ ein Adel, welche Kunstmäcene Wiens damals! – die Aufführung der „Schöpfung“ in Gegenwart Haydn’s veranstaltet wurde. Haydn wurde in einer Sänfte in den Saal gebracht, und mußte, um sich ja nicht zu erkälten, den Hut auf dem Kopfe behalten, während die ganze Versammlung entblößten Hauptes war. Huldigungsgedichte von Carpani und Collin wurden vorgetragen, die Rührung Haydn’s aber steigerte sich so sehr, daß er schon nach der ersten Abtheilung den Saal verlassen und nach Hause gebracht werden mußte. Nur Ein Jahr, zwei Monate und einige Tage überlebte H. seine Apotheose. Als am 10. Mai 1809 die Franzosen vor die Mariahilfer Linie rückten, erschreckten ihn, als er früh eben aufstand und angekleidet wurde, vier Kanonenschüsse, welche unweit seiner Wohnung fielen und Fenster und Thüren seines Hauses erschütterten, so sehr, daß er zusammenbrach und sein ganzer Körper in ein convulsivisches Zittern verfiel. Von dieser Stunde wichen zusehends seine physischen Kräfte; am 26. Mai spielte er noch sein Lieblingslied „die Volkshymne“ dreimal hintereinander mit einem Ausdrucke, über den er sich selbst wunderte, aber noch am Abende desselben Tages verschlimmerte sich sein Zustand bedeutend, nach und nach verfiel er in eine gänzliche Entkräftung und schmerzlose Betäubung, und indem er am 31. Mai Morgens um 1 Uhr noch einige Zeichen von Bewußtsein und Empfindung gab, entschlief er wenige Minuten nachher eines sanften Todes und kehrte seine Seele in jene Räume zurück, aus denen sie sich für die Dauer seines Lebens in die Hülle seines Körpers begeben hatte. Haydn war Einmal, aber unglücklich verheirathet. Von zwei Töchtern des Friseurs Keller in Wien liebte er die ältere, die jedoch Nonne wurde, und da ihn Gefühle der Dankbarkeit für in der Jugend empfangene Wohlthaten an das Haus fesselten, ließ er sich vom Vater die jüngere aufdringen und gewann mit ihr ein böses, zanksüchtiges, verschwenderisches und dazu in späteren Jahren bigottes Weib, welches ihm sein ganzes Leben verbitterte, denn sie starb erst im Sommer 1800 zu Baden, nachdem er sie bereits um 1759 geheirathet und sie ihn also volle 4 Decennien gequält hatte. Nur das sanfte Temperament und der Genius der Kunst, der ihn ganz erfüllte, ließ H, das traurige Los seiner schlimmen Ehe mit einem Gleichmuthe ertragen, der noch dadurch erhöht wurde, daß diese Ehe kinderlos geblieben war. Haydn als Mensch ist vielfach geschildert, aber von allen Biographen und sonstigen Berichterstattern einstimmig als trefflicher Mensch bezeichnet worden. Von Natur aus heiter, zum Scherze gestimmt, sprach sich diese geistige Richtung vielfach in seinen Compositionen aus, deren origineller musikalischer Witz seine Wirkung auf den Zuhörer nie verfehlt. Frömmigkeit war ein Grundzug seines Charakters, und, ohne ein Frömmler zu sein, ging er darin so weit, daß er alle seine größeren Partituren mit den Worten: In nomina Domini begann und mit: Laus Deo oder Soli Deo gloria schloß. Auf das Innigste von der Ueberzeugung durchdrungen, daß alle menschlichen Schicksale unter der leitenden Hand Gottes stehen, suchte er oft im Gebete, wenn ihn der schöpferische Genius verlassen hatte, Kraft, und so sagte er oft selbst: „Wenn es mit dem Componiren nicht so recht fort will, gehe ich im Zimmer auf und ab, den Rosenkranz in der Hand, bete einige Ave und dann kommen mir die Ideen wieder“. Diese echt poetische Innigkeit [117] und Frömmigkeit – weit entfernt von der düstern büßenden Art, sondern vielmehr froh und munter – bildet auch den Grundton seiner kirchlichen Compositionen, wie auch seiner „Schöpfung“, anläßlich welcher er selbst sagte: „Ich war nie so fromm als während der Zeit, da ich an der Schöpfung arbeitete; täglich fiel ich auf meine Knie nieder und bat Gott, daß er mir Kraft zur glücklichen Ausführung verleihen möchte“. Daher auch der Charakter aller seiner Kirchencompositionen ein heiterer ist, und einen Vorwurf, den ihm Carpani deßhalb einmal machte, entkräftete H. mit folgenden Worten: „Ich weiß es nicht anders zu machen. Wie ich’s habe, so geb’ ich’s. Wenn ich aber an Gott denke, so ist mein Herz so voll Freude, daß mir die Noten wie von der Spule laufen. Und da mir Gott ein fröhliches Herz gegeben hat, so wird er mir’s schon verzeihen, wenn ich ihm fröhlich diene.“ In seinem Hauswesen genau, pünctlich, an Ordnung und Regelmäßigkeit von frühester Jugend gewöhnt, mußte er sich von Reichardt des Geizes beschuldigen lassen; aber diese Pünctlichkeit, diese Ordnung im Haushalte war nicht Geiz, Haydn war der Wohlthäter seiner ganzen Familie, die er sein ganzes Leben hindurch unterstützte; auch gibt sein Testament [Blätter für Musik von Zellner, 1855, Beilage zu Nr. 91 und Nr. 93] Zeugniß, welch’ ein edler Charakter H. gewesen. Es würde uns zu weit führen, wollten wir über seine äußere Erscheinung, seine Tagesordnung und seine Gewohnheiten ausführlich berichten, nicht bloß Dies (S. 207) und Griesinger (S. 109 u. f.) geben uns ein treffendes Bild davon, auch die von Luib herausgegebene „Wiener allgemeine Musikzeitung“ (VIII. Jahrg. 1848, Nr. 62 und 63) läßt sich umständlich darüber aus. Wie Haydn im Leben viel gefeiert worden und auf die verschiedenste Art, durch Porträte, welche seine Züge vervielfältigten [siehe S. 130: VIII. Porträte], durch Büsten und Statuetten [S. 132, X], durch ihm zu Ehren und auf seinen Namen geprägte Medaillen [S. 131, IX.], durch Gedichte auf ihn und seine Tonwerke [S. 135, XIII.], so war man auch nach seinem Tode nicht lässig, sein Andenken in Ehren zu halten und von Zeit zu Zeit zu erneuern; Allem nachzuforschen, was zu ihm in irgend einer Beziehung stand, sei es die Geschichte seiner Tonstücke zu erzählen [S. 126, IV.], sei es Nachforschungen über seine Eltern und seine Angehörigen anzustellen [s. 129, VI.]; sein Geburts- und Todeshaus auf seinen Namen zu taufen und durch Denktafeln für alle Zeiten kennbar zu erhalten [S. 130, VII.]; seine Ruhestätten, zuerst in Wien, später in Eisenstadt, für die Zukunft kenntlich zu bezeichnen [S. 134, XII.], und endlich seine hohe Bedeutung in der Kunst, zu deren Heroen er zählte, nachzuweisen [S. 137, XVI.], in welch’ letzterer Richtung aber ungeachtet des trefflichen bisher Geleisteten, noch Vieles zu wünschen übrig bleibt, und ihm bald ein Biograph erstehen möge, wie Beethoven, Mozart und Gluck den ihrigen gefunden, mit denen vereint er ein vierblättriges musikalisches Kleeblatt bildet, wie keine andere Nation ein ähnliches aufzuweisen hat.
Haydn, Franz Joseph (Tonkünstler, Doctor der Tonkunst und fürstlich Eßterházy’scher Capellmeister, geb. zu Rohrau in Niederösterreich an der ungarischen Grenze am 31. März 1732, nach Anderen am 1. April, auch am 30. März, gest. zu Wien am 31. Mai 1809).- Compositionen Haydn’s. Es dürfte kaum Jemanden möglich werden, ein vollständiges Verzeichniß der Werke Haydn’s, so lohnend sonst diese Aufgabe wäre, zu Stande zu bringen. Haydn selbst wußte nicht alle seine Werke anzugeben. Bei einem nicht kleinen Theile derselben mußte man Vermuthungen für Gewißheit gelten lassen. Im Folgenden werden demnach die Gesammtausgaben einiger gleichartiger Tonwerke Haydn’s, z. B. seine Sonaten, Quartetten, Symphonien u. dgl. m., die schon in früherer Zeit veranstaltet wurden und als [118] authentisch gelten dürfen, angegeben; im Uebrigen aber ist sich an Haydn’s eigene Aufzeichnungen gehalten und werden nur einige bemerkenswerthe Variationen, bei denen jedoch die Quelle aus der sie geschöpft worden genannt ist, mitgetheilt. Gesammt-Ausgaben von Haydn’s Werken. Collection des Quatuors originaux pour 2 V. A. et Velle comp. par J. Haydn. 17 Cahiers (Leipzig, A. Kühnel). [Jedes Heft enthält 3 Quartetten und dem Haupttitel ist ein thematischer Catalog beigefügt. Jedes Heft kostet 1 Thlr. 4 Gr.] – Oeuvres complètes pour le Pianoforte. 10 Cah. (Leipzig, Breitkopf). – Oeuvres pour le Pianoforte. 3 livr. (Leipzig, Lehmann). – Collection complète des Sonates pour le Fortepiano. 6 Cah. (Paris, Pleyel, 1799). – Bibliotheque musicale. Oeuvres de Haydn en Partition. Quatuors. 10 Cah. (Paris, Pleyel). – Collection de Quatuors de H. à 2 Viol. A. et B. (Paris, Pleyel). Prachtausgabe in Stimmen, auf dreierlei Sorten Papier mit Haydn’s Porträt. – Collection des Symphonies de Haydn, mises en Partition. 10 livr. (Paris 1802, Leduc). [Nähere Nachrichten über die Vorzüge dieser einzelnen Editionen siehe: Gerber, Neues histor. biogr, Lexikon der Tonkünstler, Bd. II, Sp. 589.] – Von den neueren Ausgaben ist noch der Holle’schen Stereotyp-Ausgabe und jener von Hallberger in Stuttgart veranstalteten zu gedenken. Die Redaction der letzteren hat I. Moscheles übernommen. Diese Ausgabe bildet einen Bestandtheil des Sammelwerkes: „Beethoven, Clementi, Haydn und Mozart in Ihren Werken für das Pianoforte allein“ und können die Lieferungen 14 u. 15, 24 u. 25, 32 u. 33, 41 u. 42. 49 u. 50, 57 u. 58, 63, 64, 65 u. 66, 71 u. 72, welche sämmtliche Sonaten Haydn’s enthalten, (um 4 fl. 30 kr. rhein.) apart bezogen werden. – Ueber die einzelnen Werke Haydn’s, welche hier aufzuzählen der Raum nicht gestattet, sind in folgenden Zeitschriften und Journalen detaillirte Nachweisungen enthalten: Musikalische Correspondenz 1792, S. 129 u. 140. Ein Versuch Gerber’s, ein Generalverzeichniß von Haydn’s Compositionen zu entwerfen. – Fröhlich, Haydn’s Biograph in der Ersch und Gruber’schen Encyklopädie, II. Sect. 3. Theil, sagt auf S. 243 in der Anmerkung: „Eine genaue chronologische Zergliederung der sämmtlichen Compositionen Haydn’s von seinem ersten Wirken bis zum letzten Quartette, welche ich zur Auffassung dieses herrlichen Geistes für mich versucht habe, würde zwar sehr belehrend sein, aber hier zu weit führen.“ Wenn nur Haydn wie Mozart seinen Otto Jahn fände! – Alb. Christoph Dies in seinen „Biographischen Nachrichten von Jos. Haydn“ gibt ein Verzeichniß der Haydn’schen Werke, die er vom 18. bis 73. Jahre geschrieben, nach Haydn’s eigenen Erinnerungen. Ich habe an diesem Verzeichniße weder in den Worten noch in der Fügung etwas geändert. Die Werke die darin verzeichnet stehen, sind folgende: Baritonstücke für das Lieblingsinstrument des Fürsten Nikolaus Eßterházy: 125 Divertimenti a tre, per le Bariton, Viola e Violoncelle, 6 Duetti, 12 Sonate per il Bariton col Violoncello, 6 Cassationsstücke, 5 detto a 8 voci, 3 detto a 5 voci, 1 detto a 3 voci, 1 detto a 4 voci, 1 detto a 6 voci, 3 Concerti con 2 Violini e Basso. Im Ganzen 163 Baritonstücke. – Divertimenti per diversi stromenti a 5, 6, 7, 8 e 9 voci; 5 a cinque voci, 1 a quattro voci, 9 a sei voci, 1 a otto voci, 2 a nove voci, 2 in dubio, 2 Marcie, 21 Trii per due Violini e Violoncello, 6 Sonate a Violino solo, coll’ accompagnamento d’una Viola. – Concerti: 3 per Violino, 3 per Violoncello, 1 per il Contrebasso, 1 per il Corno in d, 2 a due Corni, 2 per il Clarino, 1 per Flauto. – Messen: 1 Missa Celensis, 2 Missae sunt bona mixta malis, 2 Missae brevi, 1 Missa St. Josephi, 8 Missae in tempore belli. – Andere Kirchenstücke: 4 Offertorien, 1 Salve Regina à 4 voci, 1 Salve, Organo solo, 1 Cantilena pro Advento, 1 Respons. de Vener. lauda Sion Salvatorem, 1 Te Deum, 2 Chori, 1 The Strom Hatek. – Quartetten, Sonaten und andere Compositionen: 82 Quartetti, 15 Sonate per il Pianoforte, 1 Fantasia, 1 Capriccio, 1 Thema con Variat. in C, 1 Thema con Variat. in Es, 29 Sonate per il Pianoforte con Violono et Violoncello, 42 deutsche und einige italienische Lieder und Duetten. 39 mehrstimmige Canons, 1 Concerto per l’Organo, 3 Concerti per Clavicembalo, 1 Divertimento per Cembalo, col Violino e Corni e Basso, 11 Divertimenti a 4 mani, 1 Divertimento con Bariton e due Violini, 4 detto con 2 Violini e Basso, 1 detto von 20 Variazioni. – Deutsche Opern: Der krumme Teufel, Philemon und Baucis, Marionetten-Operette [119] 1773, Hexenschabbas, Marionettenfest 1773, Genofeva, Marion.-Oper. 1777, Dido, eine parodirte Marion.-Oper. 1778. – Italienische Opern: La Caterina, L’Incontro improviso, Le speciale, La pescatrice, Il mondo della luna, L’isola disabitata, L’infedeltà fedele, La fedeltà premiata, La vera costanza, Orlando Paladino, Armida, Acide e Galatea, L’infedeltà delusa, Orfeo – Oratorien und schottische Lieder: Ritorno di Tobia 1774, 1 Stabat mater, die Worte des Heilands am Kreuze, die Schöpfung, die Jahreszeiten. 13 drei- und vierstimmige Gesänge, A Selection of original scoth songs 150 Gesänge, 216 Scoth songs with symphonies at accompaniments. – Ein Verzeichniß jener Compositionen, welche von den eben angeführten Haydn in London geschrieben, theilt (aus Haydn’s Tagebuche) Dies in seinen „Biographischen Nachrichten über Haydn“ (S. 219) mit; ebenso auch Griesinger mit Angabe der Seitenzahl jeder Composition (S. 53). – Das Oesterreichische Morgenblatt, redigirt von J. N. Vogl (Wien, 4°.) VI. Jahrg. (1841), Nr. 93, S. 386, gibt in dem Artikel: „Immortelle auf Haydn’s Grab“, auch die Zahl von Haydn’s Compositionen an, jedoch weichen die Angaben von dem obigen hie und da ab; nach diesem sind: Symphonien 118, Messen 15, Offertorien 5, italienische Opern 14, große Oratorien 4, deutsche Marionetten-Opern 5, Schottische Lieder 364, Miscellaneen, als Quartetten, Quintetten, Concerte für alle möglichen Instrumente, Lieder, Kirchencompositionen, Symphonien u. a., 652. Zusammen 1178 Werke. – Nach dem Journal des Luxus und der Moden 1809, S. 599 in der Anmerkung, stellt sich die Anzahl seiner Compositionen folgendermaßen: Symphonien 118, Baritonstücke 163, Divertimente und Trios auf verschiedenen Instrumenten 47, Concerte auf verschiedenen Instrumenten 15, Messen 15, andere Kirchenstücke 15, Quartetten 83, Sonaten für das Pianoforte 66, teutsche und englische Lieder 42, Canons 40, drei- und vierstimmige Gesänge 13, italienische Opern 14, deutsche Marionetten-Opern 5, Oratorien 5, Schottische Gesänge 366, Menuette und Walzer 400. Zusammen 1407 Stücke. – Ein sorgfältig gearbeitetes Verzeichniß der Haydn’schen Compositionen nach folgenden Abtheilungen: I. Singstücke, gedruckt und ungedruckt: A) für die Kirche, B) für’s Theater, C) für die Kammer; II. Instrumentalsachen:A) Orchester-Symphonien, a) in ganzen Werken zusammen gestochen, b) periodisch oder in einzelnen Nummern erschienen, auch mit Stücken Anderer vermischt, c) Orchester-Symphonien in Manuscript, B) Violin-Concerte, C) Quartetten und Quintetten, D) Trio’s für Bogen- und Blasinstrumente, E) Duo’s und Solo’s für Bogeninstrumente, F) Stücke für mehrere Instrumente, auch für Harmonie; III. Claviersachen: A) Claviersolo’s in ganzen Werken, B) Claviersonaten mit Begleitung, a) in ganzen Werken, b) dergleichen ohne Nummer, meistens arrangirt, C) Clavier-Concerte mit Orchesterbegleitung, D) Kunstlehre, E) Oeuvres complètes, enthält Gerber’s (Ernst Ludw.) Neues historisch-biographisches Lexikon der Tonkünstler (Leipzig 1812, A. Kühnel, gr. 8°.) Bd. II, Sp. 561–594. – Schließlich sei noch eines Werkchens gedacht, womit sich der muntere Haydn einen musikalischen Scherz gemacht, es führt den Titel: „Giuco filarmonico o sia maniera facile per comporre un infinito numero di Minuette, anche senza sapere il Contrapunto“ (Napoli 1793, auch ebenda 1812).
- II. Biographien. a) Selbstständige Schriften, nach dem Alphabete ihrer Verfasser. Arnold (Ignaz Ferdinand), Joseph Haydn; kurze Biographie und ästhetische Darstellung seiner Werke u. s. w. (Erfurt 1810, 8°.). – Carpani (Gius.), Le Haydine, ovvero lettere sulla vita e le opere dei celebro maëstro G. Haydn (Milano 1812, 8°., auch Padova 1823, 8°., mit Porträt). Eine französische Uebersetzung dieses Werkes unter dem Titel: Lettres écrites de Vienne en Autriche sur le celebre compositeur J. Haydn suivies d’une Vie de Mozart et de Considerations sur Metastasio et l’état présent de la Musique en France et en Italie (Paris 1815, Didot, 8°.) besorgte Alex. Ces. Bombet (Pseudonym für Beyle); eine englische erschien zu London 1817 und zu Boston 1839, 12°. Eine andere französische Uebersetzung von Carpani’s Schrift gab auch der Musiker D. Monde heraus und erschienen davon 2 Ausgaben (Niort 1836, Robin, 8°., und Paris 1838, Schwartz et Gagnot, 8°.). – Dies (Albert Christoph), Biographische Nachrichten von Joseph Haydn. Nach mündlichen Erzählungen desselben (Wien 1810, Camesina’sche Buchhandlung, 8°., mit einer Musiktafel [120] und Porträt nach Ihrwachs Medaillon gestochen von D. Weiß). [Diese, Carpani’s, Griesinger’s und Karajan’s Schrift sind jedenfalls das Beste und einzig Verläßliche, was bisher über Joseph Haydn’s Leben veröffentlicht worden; die übrigen sind nicht immer treue und mit vielen Unwahrheiten ausgestattete Benützungen derselben. Das reichste Materiale zu einer noch zu gewärtigenden Biographie dieses großen Meisters und Heros der Töne steckt in Journalen, namentlich in der „Wiener allgemeinen Musik-Zeitung“ zerstreut. Diese Aufsätze sind weiter unten sämmtlich aufgeführt.] – Essai historique sur la vie de J. Haydn ancien maître de chapelle du prince Esterhazy (Strassburg 1812, 8°.) [von dieser Schrift sollen nur 300 Exemplare abgezogen worden sein]. – Framery (Nicolas Etienne), Notice sur J. Haydn contenant quelques particularités de sa vie privée etc. (Paris 1810, 8°.). – Griesinger (Georg August), Biographische Notizen über Joseph Haydn (Leipzig 1810, Breitkopf und Härtel, kl. 8°., mit Abbildungen von fünf auf Haydn geprägten Denkmünzen auf einer Tafel). – Grosser (J. E.), Biographische Notizen über J. Haydn; nebst einer kleinen Sammlung interessanter Anekdoten und Erzählungen, größtentheils aus dem Leben berühmter Tonkünstler und ihren Kunstverwandten (Hirschberg 1826, 8°.). – Joseph Haydn, Bildungsbuch für junge Tonkünstler, Seitenstück zu Mozart’s Geist (Erfurt 1810, zweite Aufl. 1826, Müller, 8°.) [vielleicht einerlei mit Arnold’s oberwähnter Schrift]. – Karajan (Th. G. von), J. Haydn in London 1791 und 1792 (Wien 1861, Gerold’s Sohn, 8°.). [Aus Haydn’s Briefen an seine große Musikfreundin und Verehrerin, Maria Anna Sabina von Genzinger in den Jahren 1789 bis Ende 1792 gearbeitet, entwirft diese Schrift ein lebendiges Bild der unendlichen Liebenswürdigkeit und Bescheidenheit H.’s; leider umfaßt sie nur einen verhältnißmäßig sehr kurzen, wenngleich den bei der großen Einförmigkeit seines fast 30jährigen Aufenthaltes in Ungarn, interessantesten Zeitraum seines Lebens.] – Kinker (Jan), Ter nagedachtenis von J. Haydn (Amsterdam 1810, 8°.). – Lebreton (Joachim), Notice sur la vie et les ouvrages de J. Haydn (Paris 1810, 4°.) [war zuerst in den „Memoires de l’Institut“ abgedruckt und ist eigentlich nur eine Uebersetzung von Griesinger’s Biographie Haydn’s. Lebreton’s Schrift erschien auch in portugiesischer Uebersetzung (Rio-Janeiro 1820, 8°.)]. – Mayer (Johann Simon), Brevi notizie istoriche della vita e della opere di G. Haydn (Bergamo 1809, 8°.).
- II. Biographien: b) Biographisches. Episoden aus seinem Leben. Einzelnes, in Zeitschriften Zerstreutes u. dgl. m. Album für Leben, Kunst und Wissen (Aachen, Wengler) 1848, S. 371: „Haydn und Mozart“. – Allgemeine musikalische Zeitung 1809, Nr. 42, S. 667: „Biographische Notizen über Joseph Haydn“. – Annalen der Literatur und Kunst in dem österreichischen Kaiserthume (Wien, 4°.) Jahrg. 1804, Intelligenzblatt Nr. 1, Sp. 3; – Jahrg. 1809, Intelligenzblatt des Monats September, Sp. 124–135. – Der Bahnhof (ein Wiener industrielles Blatt, 4°.) 1856, Nr. 24: „Ein Spaß. Seitenstück zur Bauern-Symphonie von Mozart“ [aus dem Leben Haydn’s und Mozart’s, nachgedruckt im „Intelligenzblatt zur Salzburger Landeszeitung“ 1856, Nr. 89; im „Boten von der Eger und Biela“ 1856, Nr. 19]. – Baur (Samuel), Allgemeines historisch-biographisch-literarisches Handwörterbuch aller merkwürdigen Personen, die in dem ersten Jahrzehend des neunzehnten Jahrhunderts gestorben sind (Ulm 1816, Stettini, gr. 8°.) Sp. 566 [nach diesem geb. 31. März 1732]. – Brockhaus’ Conversations-Lexikon. 10. Auflage, Bd. VII, S. 518. – Brünner Zeitung 1858, Nr. 21, 25, 30, 31 und 32: „Züge aus dem Leben Joseph Haydn’s“ [nachgedruckt in der „Troppauer Zeitung“ 1858, Nr. 5, 6, 7, 8]. – Carinthia (Klagenfurter Unterhaltungsblatt, 4°.) 1861, Nr. 5: „Lebensbild aus der Vergangenheit. Haydn’s letzte Huldigung“ [beschreibt die am 27. März 1808 stattgehabte 25. Aufführung der „Schöpfung“ in Wien, welcher Haydn in Person beiwohnte, die aber außer den Notabilitäten des hohen Adels noch durch die Anwesenheit von Beethoven, Carpani, Clementi, Collin, Kreutzer und Salieri verherrlicht ward). – Conversations-Lexikon (Stuttgart 1817). [Daselbst heißt es im Artikel Haydn: „Als nach einigen zwanzig Jahren der Fürst Eßterházy seinen Hofstaat einschränkte und Haydn seine Entlassung erhielt ...“ Diese Stelle in dem sonst in seinem Detail richtigen Artikel bedarf einer Berichtigung. Haydn erhielt nie seine Entlassung aus dem Dienste des Fürsten, selbst dann nicht, als Fürst Nikolaus starb. Sein Nachfolger behielt Haydn [121] in seinen Diensten, setzte der ihm von dem Fürsten Nikolaus testamentarisch ausgesetzten Pension von 1000 fl. noch den namhaften Betrag von 400 fl. jährlicher Zulage zu und gab bis zu Haydn’s Tode demselben unveränderte Beweise seiner Huld.] – Dalibor (eine in Prag erscheinende musikalische Zeitung, 4°.) 1860, Nr. 9, 10 und 11: „Haydn. Obrázek ze života, podává Kar. Adámek“, d. i. Haydn, ein Bild aus dem Leben. – Dieselbe 1860, Nr. 14: „Apotheosa Josefa Haydna“. – Das Dampfboot (Unterhaltungs- und Volksblatt für die Provinz Preußen) 1839, Nr. 103: „Der Weg zur Höhe ist steil“ [Einzelnes aus Haydn’s Jugendjahren]. – Didaskalia (Frankfurter Unterhaltungsblatt) 1859, Nr. 214: „Haydn’s Apotheose“. – Entreacte (Pariser Journal) 1838, Nr. 64: „Anecdotes sur Haydn“ [unter andern H.’s geistreiche Bemerkung über ein Porträt der berühmten Sängerin Bilington, welche Reynolds als h. Cäcilia, die den Chören der Engel in den Lüften zuzuhorchen scheint, gemalt hat. Haydn betrachtete das Bild und rief dann zur Sängerin: „Das Bild hat einen großen Fehler, Sie sind hier gemalt, als hörten Sie den Engeln zu; er hätte Sie malen sollen, wie die Engel Ihnen zuhören“]. – Ersch und Gruber, Allgemeine Encyklopädie der Wissenschaften und Künste, II. Section, 3. Theil, S. 239–256 [trefflicher Artikel von Fröhlich]. – Frankfurter Konversationsblatt 1856, Nr. 85: „Iffland und Haydn“. [Theaterdirector Schmidt, Herausgeber der „Erinnerungen eines Weimarischen Veteranen“, erzählt in diesem Büchlein seinen Besuch bei Haydn (1807), der im obigen Journal abgedruckt ist; auch nachgedruckt im „Omnibus“, Beilage der (Brünner) Neuigkeiten 1856, Nr. 30; im „Intelligenzblatt zur Salzburger Landeszeitung“ 1856, Nr. 40; in der „Linzer Zeitung“ 1856, Nr. 103; in den (Prager) „Erinnerungen“ 1856, S. 155, mit Haydn’s xylogr.[WS 1] Porträt; in der „Schlesischen Zeitung“ 1856, Nr. 157.] – Dasselbe, Jahrg. 1856, Nr. 240: „Aus Joseph Haydn’s Leben“. [Die Erzählung des Vorfalles, wie Haydn als Knabe auf Befehl der Kaiserin Maria Theresia für Lärmmachen und Herumklettern auf den Gerüsten des eben im Baue begriffenen Schönbrunner Schlosses einen recenten Schilling von seinem Lehrer Reuter erhielt. Unter dem Titel: „ein recenter Schilling“ abgedruckt in der „Oesterreichischen Zeitung“ 1856, Nr. 465; auch nachgedruckt im „Sonntagsblatt“, Beiblatt zur „Neuen Salzburger Zeitung“ 1856, Nr. 42.] – Frankl (L. A.), Sonntagsblätter (Wien, 8°.) IV. Jahrg. (1845), Nr. 44, S. 1008; – V. Jahrg. (1846), Beilage Nr. 6, S. 154: „Haydn und Tomaschek“; S. 156: „Haydn und Weigl“, von J. Fuchs. – Der Freischütz (Hamburger Unterhaltungsblatt, 4°.) 1837, S. 22: „Ein Brief von Joseph Haydn“ [ohne Datum, an ein Mädchen gerichtet und enthält Mittheilungen über sein Leben. Jos. Ferd. Weigl, in dessen Händen das Original dieses Briefes sich befand, hat denselben veröffentlicht; nachgedruckt in Lewald’s „Europa“ d. J., S. 186, und im „Frankfurter Konversationsblatt“ 1837, Nr. 8]. – Gallerie der berühmtesten Tonkünstler des achtzehnten und neunzehnten Jahrhunderts (Erfurt 1816, Joh. Karl Müller, 8°.) Zweite wohlfeilere Ausgabe, 2. Bd, S. 1: „Wolfgang Amadeus Mozart und Joseph Haydn. Versuch einer Parallele“; S. 79: „Karakterzüge aus Haydn’s Leben“. – Gaßner (F. S. ), Universal-Lexikon der Tonkunst. Neue Handausgabe in einem Bande (Stuttgart 1849, Frz. Köhler, Lex. 8°.) S. 414 [ein für das einbändige Lexikon verhältnißmäßig[WS 2] großer und mit warmer Begeisterung für den Meister geschriebener Artikel]. – Gazzetta musicale di Milano. Anno VIII (1850), Nr. 1, p. 2: „Haydn al teatro della Wieden“. – Gerber (Ernst Ludwig), Historisch-biographisches Lexikon der Tonkünstler (Leipzig 1790, Breitkopf, gr. 8°.) Theil I, Sp. 609–612 [nach diesem geb 31. März 1733]. – Desselben Neues historisch-biographisches Lexikon der Tonkünstler (Leipzig 1812, A. Kühnel, gr. 8°.) Theil II, Sp. 533–604 [von allen lexikalischen Artikeln über Haydn nach jenen von Fröhlich in der Ersch und Gruber’schen „Encyklopädie“, unstreitig der gediegenste, reichhaltigste und wegen der ziemlich vollständigen Angabe der Ausgaben seiner Tonstücke mit Jahresangabe, noch immer unentbehrlich]. – Gräffer und Czikann, Oesterreichische National-Encyklopädie (Wien 1835, 8°.) Bd. II, S. 525. – Hamburger literarische und kritische Blätter 1848, S. 1010 u. f.: „Haydn’s Jugendjahre“, von Ad. Adam. – Hormayr’s Archiv für Geographie, Historie, Staats- und Kriegskunst (Wien, 4°.) 1819, Nr. 124: „Haydn in England“. – Der Humorist, von M. G. Saphir, VI. Jahrgang (1842), Nr. 119 und 120: „Joseph Haydn und sein Orchester in Eßterhaz“, von Franz Falk. Die Namen der Mitglieder, aus denen [122] das von H. dirigirte Orchester des Grafen Eßterházy bestand, gibt Gerber’s „Neues historisch-biographisches Lexikon der Tonkünstler“, Bd. II, Sp. 540, an. – Die Illustrirte Welt. Blätter aus Natur und Leben, Wissenschaft und Kunst (Stuttgart, Hallberger, schm. 4°.) II. Jahrg. (1854), S. 2, 10, 17 und 26: „Joseph Haydn“. Von M. Lehmann [eine das Wesentlichste aus Haydn’s Leben enthaltende, anregend geschriebene Lebensskizze]. – Journal des Luxus und der Mode (Weimar, 8°.) 1805, Juli, S. 444 u. f.: „Haydn’s Jugend“. – Landau (Hermann Joseph), Neuer Hausschatz für Freunde der Künste und Wissenschaften (Hamburg 1859, B. S. Berendsohn, 8°.) I. Theil (Musik), S. 61–74 [enthält viele treffliche, zum Theil bekannte Züge aus Haydn’s Leben). – Das Linzer Wochen-Bulletin, redig. von J. A. Rossi, 1854, Nr. 42: „Haydn in England“. – Libussa. Taschenbuch, herausgegeben von Paul Alois Klar. In den Jahrgängen 1845, 1846, 1847, 1848, 1849 und 1850 ist Tomaschek’s Selbstbiographie enthalten, der darin auch seiner Begegnung mit Haydn gedenkt. – (De Luca) Das gelehrte Oesterreich (Wien 1778, Trattnern, 8°.) I. Bandes 2. Stück, S. 309 [nennt ihn Hayden, nach diesem geb. 31. März 1733]. – Magazin für Literatur des Auslandes (Berlin, kl. Fol.) Jahrg. 1852, Nr. 2: „Aus Haydn’s Leben“, nach Giuseppe Carpani. – Mainzer Unterhaltungsblätter 1843, Nr. 147–149: „Joseph Haydn’s Jugend“. – Milde (Theodor), Ueber das Leben und die Werke der beliebtesten deutschen Dichter und Tonsetzer (Meissen 1834, Gödsche, kl. 8°.) Zweiter Theil, S. 39–44 [nach diesem geb. 31. März 1732]. – Morgenblatt für gebildete Stände (Stuttgart, Cotta, 4°.) Jahrg. 1809, Nr. 145; 1819, Nr. 161: „Haydn in England“. – Nouvelle Biographie générale ... publiée par MM. Firmin Didot frères, sous la direction de M. le Dr. Hoefer (Paris, 1850 et seq., 8°.) Tome XXIV, Sp. 646–658. [Man vergleiche diese Biographie in einem ausländischen biographischen Werke, welches denkwürdige Menschen aller Nationen und Stände enthält, mit jener in Schladebach’s, von Julius Bernsdorf fortgesetztem „Universal-Lexikon der Tonkunst“, das sich mit Musikern allein befaßt, und wird finden, wie diese deutschen Lexikographen für die Heroen der Künste und Wissenschaft ihrer eigenen Heimat wenig Pietät besitzen. Ein Lexikon wie das letztgenannte, hätte doch einen anderen Beruf als den, einen wässerigen Artikel einem anderen Lexikon nachzuschreiben.] – Oesterreichs Pantheon (Wien 1830, Adolph, 8°.) Theil I, S. 96–112 [nach diesem geb. 31. März 1732]. – Oesterreichs Walhalla (von Triml) (Wien 1849, Pichler’s Witwe, 16°.) S. 9 und 51 [mit der fehlerhaften Angabe des 30. Mai 1807, statt des 31. Mai 1809 als H.’s Todestag]. – Orpheus. Musikalisches Taschenbuch für 1841 (II. Jahrg.): „Biographie Haydn’s“, von August Schmidt [theilt zugleich eine Beschreibung der beiden Denkmäler in Rohrau und Eisenstadt mit ihren geschichtlichen Beziehungen und Inschriften mit]. – Pappe (J. J. C.), Lesefrüchte (Hamburg, 8°.) 1820, Bd. III, Stück 26–29: „Notizen über Haydn und Mozart“ [aus dem Maiheft 1820 der „Edinburgh Review“]. – Neuer Plutarch oder Biographien und Bildnisse der berühmtesten Männer und Frauen aller Nationen und Zeiten (Pesth, Wien und Leipzig 1858, Hartleben, kl. 8°.) Bd. II, S. 21. – Realis, Curiositäten- und Memorabilien-Lexikon von Wien (Wien 1846, Lex. 8°.) Bd. II, S. 13. – Schwaldopler, Historisches Taschenbuch. Mit besonderer Hinsicht auf die österreichischen Staaten (Wien, Doll, kl. 8°.) I. Jahrg. (1801), S. 255; – II. Jahrg. (1802), S. 200; – III. Jahrg. (1803), S. 117. – Theater-Almanach, herausg. von Iffland, Jahrg. 1814, S. 181. – Theater-Zeitung, von Adolph Bäuerle (Wien, 4°.) VII. Jahrg. (1812), Nr. 4: „Züge aus H.’s Leben“. – Dieselbe, 32. Jahrg. (1839), Nr. 74: „Haydn und der Sturm“. – Universal-Lexikon der Tonkunst. Angefangen von Dr. Julius Schladebach, fortgesetzt von Eduard Bernsdorf (Dresden, Arnold Schäfer, gr. 8°.) Bd. II, S. 352 [vergl. daneben: Nouvelle Biographie etc.). – Vaterländische Blätter, herausgegeben von J. M. Armbruster (Wien), Jahrg. 1808, S. 210; – Jahrg. 1810, S. 203 und 216. – Wiener allgemeine Musik-Zeitung. Redigirt von Ferdinand Luib (Wien, 4°.) Jahrg. 1846, Nr. 84, S. 335: „Haydn in England“ [einzelne Momente aus seinem Aufenthalte in London]. – Dieselbe, Jahrg. 1848, Nr. 62: „Von Haydn’s äußerlichem Charakter, Gewohnheiten“; Nr. 63: „Haydn’s Tagesordnung“. – Neue Wiener Musik-Zeitung, herausg. von F. Glöggl, [123] 1858, Nr. 39: „Iffland und Haydn“. – Wiener Zeitung, Abendblatt, 1860, Nr. 210: „Haydn in London“ [aus Karajan’s gleichnamiger Schrift]. – Zeitgenossen (Leipzig, Brockhaus, gr. 8°.) Dritte Reihe, Bd. IV, S. 1–37.
- III. Chronologie zu Joseph Haydn’s Leben. 1732, 31. März: wird Haydn zu Rohrau in Niederösterreich an der ungarischen Grenze geboren. Es finden sich oft die Angaben des 30. März und 1. April als H.’s Geburtsdatum. Mit dem Geburtstage Haydn’s geht es so wie mit dem manches andern großen Mannes. Nach Dies, der nach Haydn’s mündlichen Mittheilungen das Datum festsetzt, wäre H. am 30. März geboren; nach Griesinger, Gerber, Gaßner fällt sein Geburtstag auf den 31. März; nach der „Gallerie der berühmtesten Tonkünstler“ (Erfurt 1816, Karl Müller, S. 79) und dem Denkmale im Schloßparke zu Rohrau ist er gar am 1. April geboren. Die Anderen wechseln in den drei obigen Angaben ab und, was das schlimmste ist, der in der „Wiener allgem. Musik-Zeitung“ 1847, Nr. 114, mitgetheilte Auszug aus dem Pfarrprotokolle gibt den 1. April 1732 als das Geburtsdatum an. Haydn, der nach dem Pfarrprotokolle Franz Joseph heißt, ist der älteste Sohn aus der ersten Ehe seines Vaters. Haydn’s Vater hatte in erster Ehe 9, in zweiter Ehe 5 Kinder.
- 1737, 14. September: wird H.’s berühmter Bruder Michael geboren.
- 1742: Haydn, damals noch Chorknabe bei St. Stephan, componirte eine kleine Messe für Singstimmen. H. fand diese Composition im Jahre 1805 wieder und freute sich sehr darüber. [Gerber, Neues Lex. Bd. II, Sp. 593.]
- 1750: Haydn’s erstes Quartett, geschrieben für Hrn. v. Fürnberg.
- 1753: Haydn componirt die Oper: Der krumme Teufel [siehe: Dies, S. 40; Griesinger, S. 18].
- 1754, 25. Februar: starb Haydn’s Mutter Maria zu Rohrau; sie war eine geborne Koller, Tochter des Rohrauer Marktrichters und seit dem 24. November 1728 mit Mathias Haydn verehlicht.
- 1759: wird H. bei dem Grafen von Morzin als Kammercompositeur angestellt und componirte in diesem Dienste seine erste Symphonie; – in diesem Jahre heirathete Haydn.
- 1760, 19. März; wurde H. Vice-Capellmeister in Diensten des Fürsten Anton Eßterházy und diente unter drei Fürsten dieses kunstsinnigen Geschlechts.
- 1763, 11. Jänner: wird die vierstimmige Oper: „Acide und Galatea“ zu Ehren der Vermälung des Grafen Anton Eßterházy mit Therese Gräfin Erdödy zum ersten Male in Eisenstadt aufgeführt; – 14. September: starb Haydn’s Vater Mathias, Wagnermeister, Halblehner und Marktrichter zu Rohrau.
- 1768: componirt Haydn die Oper „Lo Speziale“.
- 1770: erkrankte Haydn an einem hitzigen Fieber, welches ihn lange arbeitsunfähig machte; – im nämlichen Jahre componirte er auch die Oper „Le pescatrici“.
- 1773, im September: wird die Burletta: „L’Infedeltà delusa“ zu Eßterház in Gegenwart der Kaiserin Maria Theresia gegeben; – im nämlichen Jahre componirte H. noch „Philemon und Baucis“, Marionetten-Oper, Lieblingsstück der Kaiserin Maria Theresia; – in dieses Jahr fällt auch Composition und Aufführung seines Marionettenfestes: „Der Hexenschabbas“.
- 1775: wird Haydn’s Oratorium: „Il Ritorno di Tobia“ zum ersten Male in Wien aufgeführt.
- 1777, im Sommer: findet die Aufführung der Marionetten-Operette: „Genofeva’s vierter Theil“ zu Eßterház Statt; – im nämlichen Jahre jene seiner Oper: „Il mondo della luna“.
- 1778: Aufführung der parodirten Marionetten-Operette „Dido“ zu Eßterház.
- 1779: „La vera costanza. Dramma giocoso“, in Eßterház aufgeführt. Diese Oper wurde auf Verlangen des kaiserl. Hofes von H. für das Hoftheater in Wien componirt. Die Intriguen aber, welche der Aufführung entgegengestellt wurden, waren so groß, daß er die Oper zurückzog und in Eßterház aufführen ließ, wo Kaiser Joseph unter den Zuhörern war.
- 1780: Aufführung zu Eßterház des Drama giocoso: „La fedeltà premiata“; – 14. Mai: ernennt die Akademie der Philharmoniker zu Modena Haydn zu ihrem Mitgliede.
- 1784, 4. Februar: sendet Prinz Heinrich von Preußen eine goldene Medaille mit seinem Porträte an Haydn als Erwiderung für die ihm von Haydn gesendeten 6 Quartette; – im nämlichen Jahre findet die Aufführung des Dramma eroico „Armidà“ zu Eßterház und des Oratoriums „Il Ritorno di Tobia, Azione sacra“ in Wien Statt.
- [124] 1785: wird Metastasio’s von Haydn componirte vierstimmige Cantate „L’Isola disabitata“ von der Akademie der Philharmoniker in Modena aufgeführt.
- 1787, 21. April: sendet König Friedrich Wilhelm dem Meister als Anerkennung für seine Compositionen einen prächtigen Diamantring.
- 1790, 28. September: verliert Haydn seinen Gönner und hochherzigen Mäcen, den Fürsten Nikolaus Eßterházy, dem er 30 Jahre lang gedient; der Fürst wies ihm eine lebenslängliche Pension jährlicher 1000 fl. zu; – 13. December: hatte H. kurz vor seiner Abreise nach England Audienz bei dem Könige von Neapel, der damals gerade in Wien war. Der König empfing ihn sehr huldvoll und lud H. zu einem Besuche nach Neapel ein [Karajan, S. 20]; – 15. December: trat H. mit dem Violinspieler Salomon, der ihn in des Londoner Theaterdirectors Gallini Auftrag unter vortheilhaften Bedingungen für London gewonnen hatte, seine Reise von Wien nach England an. Mozart verlebte mit H. den ganzen Tag; – 26. December: ist Haydn in Cöln, wo der Churfürst selbst nach der Messe den großen Meister seinen Virtuosen im Oratorium vorstellte, und H. überhaupt eine höchst ehrenvolle Aufnahme fand.
- 1791, 2. Jänner: langte Haydn auf seiner ersten Reise nach England in London an. Burney feierte H.’s Ankunft durch ein besonders ausgegebenes Festgedicht; – 25. Februar: fand H.’s erstes Concert in London Statt, in welchem er eine neue Symphonie in D vortrug; – 15. Juni: Haydn besuchte in London den großen Astronomen Herschel auf seinem Landgute Slough[WS 3] bei Windsor. Herschel zeigt ihm sein Riesen-Teleskop; – Ende Juni: wird H. zu Oxford zum Doctor der Tonkunst graduirt, eine Ehre, deren selbst der in England hochgefeierte Händel nicht theilhaft geworden [Karajan, S. 35]; – November: Mehrere Tage d. M. verlebte H. auf dem Landgute eines englischen Lords 100 Meilen von London; des Lords Name ist nicht genannt [Karajan, S. 98]; – 24. November: war H. bei dem Herzoge von York nach Eatland, 18 Meilen von London, gebeten, wo ihm seltene Ehren zu Theil wurden; – 14. December: bewirthete Shaw, ein Enthusiast H.’s. den Tonkünstler in höchst ehrenvoller Weise [siehe: Griesinger, S. 43].
- 1792, 24. Juli: war H. nach seinem ersten 11/2jährigen Aufenthalte in England wieder nach Wien zurückgekehrt [Gerber gibt dieses Datum an im Neuen Lex. d. Tonk. Bd. II, Sp. 541; – Karajan, S. 53].
- 1793, 22. u. 23. December: dirigirt H. in Person die 6 für das Londoner Concert geschriebenen Symphonien im Wiener kais. Nationaltheater zum Besten der Witwen und Waisen.
- 1794, 19. Jänner: trat H. seine zweite Reise nach England an und sein Aufenthalt daselbst erstreckte sich wieder auf 11/2 Jahr; – 4. Februar: Ankunft H.’s in London; – 14. November: fuhr H. mit Lord Avingdon nach Preston zum Baron von Aston.
- 1795, 1. Februar: wirkte H. an einer Abendmusik bei dem Herzoge von York, Bruder des Prinzen Wales mit, welcher der König, die Königin und die königliche Familie beiwohnten; – 4. Mai: Haydn’s Benefice im Haymarkettheater, in welcher er die 12. englische Symphonie vortrug. Die Einnahme betrug 4000 fl. [Griesinger, S. 53]; – 1795, 10. April: war H. zur Abendmusik bei dem Prinzen Wales in Carltonhouse geladen; ebenso den 15., 17. und 19. d. M.; – 21. April: war H. in Buckinghamhouse beim Könige gebeten; – 15. August: verließ Haydn London nach seiner zweiten Anwesenheit in dieser Weltstadt. Dieser zweite Aufenthalt vermehrte sein Vermögen um 12.000 fl.; – 20. August: kommt H. von seiner zweiten Reise nach England in Wien an.
- 1796: In diesem Jahre componirte H. die In tempore belli überschriebene Messe Nr. 2.
- 1797, 28. Jänner: erhielt H.’s Volkshymne das Imprimatur von dem Grafen Saurau; – 12. Februar: als dem Geburtstage des Kaisers Franz, wurde H.’s Volkshymne in allen Theatern Wiens und in jenem von Triest, wo eben der Erzherzog Ferdinand anwesend war, feierlich abgesungen. H. erhielt dafür ein ansehnliches Geschenk und das Bildniß seines Kaisers zur Belohnung [Wiener Musik-Zeitung 1842, Nr. 126]; – 11. December: wird H. beständiger Beisitzer der musikalischen Witwengesellschaft in Wien. Die Grafen Kuefstein und Eßterházy führen den Meister in die Gesellschaft ein.
- 1798, 5. September: wird H. Mitglied der Akademie der Wissenschaften und Künste in Stockholm.
- 1799, 19. März: wird Haydn’s „Schöpfung“ zum ersten Male öffentlich im Wiener [125] National-Hoftheater gegeben; die Einnahme betrug 4088 fl. 30 kr.
- 1800, im Sommer: Haydn’s Frau starb in Baden. Sie hatte ihm keine Kinder geboren, ihm durch ihre Unverträglichkeit und ihr keifendes Wesen das Leben verbittert, und nur ein Charakter wie der seinige, so gottergeben und sanft, konnte durch viele Jahre das bittere Loos geduldig ertragen; –- 24. December: findet die Aufführung „der Schöpfung“ in Paris im großen Operntheater auf das Glänzendste Statt.
- 1801, 24., 27. April und 1. Mai: findet die dreimal wiederholte erste Aufführung der „Jahreszeiten“ im fürstlich Schwarzenberg’schen Saale zu Wien Statt; – 4. Mai: nimmt die Akademie der Künste zu Amsterdam H. unter ihre Mitglieder auf; – im August: Die vereinigten Tonkünstler der großen Oper (127 an Zahl) übersandten nach Aufführung der „Schöpfung“ an Haydn eine große goldene, von Gatteaux gestochene, mit Haydn’s Brustbild geschmückte Medaille, begleitet von einem höchst ehrenvollen Schreiben.
- 1802, 8. Februar: bittet Kotzebue von Weimar aus den Meister, den Schlußchor des 1. Actes für sein Schauspiel „die Hussiten in Naumburg“ zu componiren; die anderen Chöre des Stückes componirten die besten Meister seiner Zeit. Haydn erklärte sich für zu alt und kränklich um diesen Wettstreit zu bestehen und lehnte ab; – 10. April: wird Haydn’s „Schöpfung“ zum ersten Male in Prag aufgeführt; – 25. December (5. Nivose an X): ernennt das Institut national des sciences et arts H. zum auswärtigen Mitgliede der „Classe de litterature et beaux arts“.
- 1803, 10. Mai: übersandte der Magistrat der Stadt Wien an H. die zwölffache goldene Bürgermedaille in Anerkennung der unentgeltlichen Concerte, welche H. für die armen Bürger Wiens gegeben; sie hatten die reine Summe von 33.169 fl. eingebracht; – in diesem Jahre übersendete auch die Gesellschaft, betitelt: Concert des amateurs de Paris an H. eine von Gatteaux geschnittene Medaille [siehe: IX. Medaillen, Haydn zu Ehren geprägt, S. 131, Nr. 3].
- 1804, 16. März: Zelter’s Brief an H., worin er ihn um kirchliche Compositionen bittet; was Zelter von H. hielt, beweist die kurze Ueberschrift auf Haydn’s Messe Nr. 4, zu der Zelter selbst die Partitur setzte und darauf schrieb: Opus summum viri summi J. Haydn; – 1. April: erhielt H. von der Stadt Wien das Diplom eines Ehrenbürgers.
- 1805, im Jänner: wird das Theater in Turin mit Haydn’s „Armida“ eröffnet; – 20. Mai: starb Johann Haydn in Eisenstadt als fürstlich Eßterházy’scher Hofsänger; – 25. Juni (7. Messidor an XIII): nimmt das Conservatoire de Musique in Paris H. unter seine Mitglieder auf; – 14. Juli: wird H. Ehrenmitglied der philharmonischen Gesellschaft zu Laibach.
- 1806, im März: besuchte Cherubini den Meister und erbat sich von ihm eine seiner Original-Partituren zum Andenken, H. gab ihm jene einer Symphonie; – 10., nach Anderen 8. August: starb Haydn’s Bruder Michael in Salzburg. Dieser traurige Fall erschütterte sehr H.’s Gesundheit. Schon im Sommer dieses Jahres nahmen seine Kräfte so sichtlich ab. daß das Clavier aus seinem Zimmer entfernt werden mußte, weil er sich durch beständiges Spielen zu sehr aufregte; – 26. November: benachrichtigt Fürst Eßterházy in einem Briefe Haydn, daß er ihm zu dem bisherigen Bezuge noch 600 fl. beifüge, um ruhig und zufrieden leben zu können.
- 1807, 30. December: Die Société académique des enfans d’Apollon ernennt H. zu ihrem Mitgliede und übersendet ihm eine goldene Medaille. – Auch machte er sich in diesem Jahre gegen günstige Bedingungen verbindlich, daß alle seine Bücher, Musikalien, Manuscripte und Medaillen nach seinem Tode dem Fürstenhause Eßterházy anheimfallen sollten. In Eisenstadt befindet sich auch wirklich ein merkwürdiges Haydn-Museum.
- 1808, 27. März: wird in Haydn’s Gegenwart dessen „Schöpfung“ im Universitätssaale von der Gesellschaft des Liebhaber-Concertes ausgeführt; es war der größte Triumph, den der Genius feierte; Collin verherrlichte ihn in einem schwungvollen Gedichte [Griesinger, S. 88]. Dieser Vorfall ist unter dem Titel „Haydn’s Apotheose“ oft erzählt; – 29. Mai: Die philharmonische Gesellschaft zu St. Petersburg zeichnet H. durch Verleihung einer goldenen Medaille aus; – 25. Juli: übersendet ihm Fürst A. Kurakin dieselbe im Namen der philharmonischen Gesellschaft von St. Petersburg [siehe: IX. Medaillen, Haydn zu Ehren, S. 132, Nr. 6].
- 1809, 17. Mai: erhielt und empfing H. den letzten Besuch; es war ein Capitän der französischen Armee Namens Clement Sulemy, der den Meister der Töne sehen [126] wollte, und dem es H. auch gewährte; – 10. Mai: erschreckte ein Kanonenschuß der bei der Mariahilfer Linie vorrückenden Franzosen H. so sehr, daß er von diesem Tage an sichtlich verfiel; – 26. Mai: Vier Tage vor seinem Tode spielte H. dreimal hintereinander sein Lieblingslied, die österreichische Volkshymne, mit einem Ausdrucke, worüber er sich selbst wunderte; – 31. Mai: Haydn’s Todestag. Er starb 77 Jahre, 2 Monate alt. Sein Copist Elsler ließ auf des Malers Dies Anrathen seine Todtenmaske abnehmen; – 15. Juni: Haydn’s Todtenfeier bei den Schotten in Wien; – 12. September: fand zu Berlin im Saale der Freimaurerloge seine Gedächtnißfeier Statt. [Die Beschreibung dieses Festes siehe im „Journal des Luxus und der Moden“ 1809, Octoberheft.]
- 1820, 7. November: traf Früh 6 Uhr Haydn’s Hülle von Wien in Eisenstadt ein, worauf um 9 Uhr die feierliche Beisetzung des Leichnams in der Kirchengruft am Calvarienberge stattfand [Wiener allgem. Musik-Zeitung 1843, Nr. 119].
- 1838,15. April: Erste Aufführung von H.’s „Schöpfung“ in der Katharinenkirche zu Frankfurt a. M. Der Andrang war so groß, daß Lebensgefahr entstand und Militär aufgeboten werden mußte. 4000 Billets à. 1 fl. 45 kr. wurden verkauft. Die ersten Künstler und Künstlerinen und Dilettanten, wie Gräfin Rossi, Baronin Rothschild, wirkten mit.
- 1840, 1. Juni: wurde im Sterbehause Haydn’s (Nr. 84 in der kleinen Steingasse auf der Windmühle) die Erinnerung an seinen Todestag gefeiert, das Haus führt seit diesem Tage den Namen „Haydn-Haus“ [Griesinger, S. 65, gibt 73 als Hausnummer an].
- 1841, 31. März: fand eine ähnliche Feier zu Rohrau Statt [vergl. Sonntagsblätter von Frankl, S. 842, Nr. 36].
- IV. Zur Geschichte einzelner Compositionen, Anfänge von einigen derselben.
- Das erste Quartett componirte H. für den Baron Fürnberg; H. zählte damals 18 Jahre; es fängt an:
- Als Musikdirektor in Diensten des Grafen Morzin (1759) componirte H. seine erste Symphonie; sie beginnt:
- Theater-Zeitung von Ad. Bäuerle, 43. Jahrg. (18530), Nr. 220, S. 878: „Genesis der „Schöpfung“ von Joseph Haydn“. – Allgemeine Moden-Zeitung, redig. von August Diezmann (Leipzig, 4°.) 1857, Nr. 5: „Haydn’s Schöpfung“ [die erste Aufführung fand am 19. März 1799 in Wien Statt]. – Frankfurter Konversationsblatt 1859, Nr. 260 und 261: „Joseph Haydn’s „Schöpfung“. Ein Präludium“, mitgetheilt von ß. – Monatschrift für Theater und Musik (Wien, 4°.) Jahrg. 1855, S. 412–420: „Haydn’s Schöpfung in Paris“. Ein Rückblick von Gathy. – Zeitung für die elegante Welt 1801, im April: „Beurtheilung der „Schöpfung“. – Leipziger musikalische Zeitung, III. Jahrg. S. 511: „Französisches Urtheil über Haydn’s Schöpfung“.
- Ueber die Entstehung von „Haydn’s Jahreszeiten“; das Urtheil seines Bruders Michael darüber siehe in Dies’ „Biographische Nachrichten über Joseph Haydn“, S. 180 u. f. – Leipziger musikalische Zeitung. III. Jahrgang, S. 575: „Ueber die erste Aufführung der „Jahreszeiten“ in Wien“. – Wiener Zeitschrift für Mode, Literatur u. s. w., redig. von Friedrich Witthauer, 1839, S. 1099: „Musikfest in Wien. Haydn’s Jahreszeiten“, von Carlo [ein zur Geschichte der Aufführungen Haydn’scher Tonstücke gut benützbarer Artikel].
- Die sieben letzten Worte Christi am Kreuze. Ueber die Entstehung dieses Oratoriums berichten ausführlich Dies am bezeichneten Orte, S. 49, und Griesinger S. 32; vergleiche auch Essay sur l’histoire de la Musique en Italie par le Comte Orloff (Paris 1822, 8°.) 2 Bde. – Abendblatt zur Neuen Münchener Zeitung 1859, Nr. 114, S. 454: „Joseph Haydn’s „Die sieben Worte des Erlösers am Kreuze“, von Schafhäutl [wird der Beweis hergestellt, daß diese Tondichtung, nicht wie von [127] Einigen vermuthet worden, von Haydn’s Bruder Michael die gegenwärtige Form erhalten habe, sondern ursprünglich so von Haydn selbst componirt worden sei].
- Haydn’s Oratorium: „Il ritorno di Tobia“, welches er auf einen italienischen Text im Jahre 1774 componirte und das man seit dem Brande des Eßterházy’schen Schlosses in Eisenstadt verloren glaubte, ist durch Franz Lachner’s Bemühungen gefunden worden, wurde übersetzt und soll der Cyclus der dießjährigen (1861) Advent-Concerte in München mit der Aufführung desselben eröffnet werden. In Wien, wo es ein paar Male gegeben worden, soll seine letzte Aufführung im Jahre 1806 stattgefunden haben [vergl.: Brünner Zeitung 1860, Nr. 233; – Süddeutsche Zeitung (München, Fol.) 1861, Nr. 536).
- Allgemeine Wiener Musik-Zeitung, redig. von August Schmidt, II. Jahrg. (1842), Nr. 126 und Beilage: „Etwas über die österreichische Volkshymne“ von Joseph Haydn“, von Anton Schmid [in der Beilage werden der erste Entwurf der Haydn’schen Melodie nach dessen Autograph und die Zingarelli’sche Melodie mit Hinweglassung der Instrumente mitgetheilt]. – Katholische Blätter. Herausg. vom kath. Central-Verein in Linz, X. Jahrg. (1858), Nr. 16 und 17: „Gott erhalte Franz den Kaiser“ [Episode aus Haydn’s Leben. Von L. Mühlbach; auch abgedruckt in den „Rheinischen Blättern“ (Mainz, 4°.) 1857, Nr. 139, 143 u. f.; im „Sonntags-Blatt“, Beiblatt zur Neuen Salzburger Zeitung, 1857, Nr. 37–40]. – Ein englischer Strumpffabrikant, William Gardiner, schickte H. für seine „Volkshymne“ ein halbes Dutzend baumwollener Strümpfe, in welchen die Melodie: „Gott erhalte Franz den Kaiser“ und einige andere beliebte Melodien Haydn’s eingewirkt waren. Dieses Geschenk (1804) scheint in den damaligen Kriegswirren nicht an Haydn’s Adresse gelangt zu sein. – Nicht uninteressant dürfte es sein zu erfahren, daß ein österreichischer Musikfreund mit nicht geringem Erstaunen einst in einer katholischen Kirche Breslau’s von den Schulkindern das Meßlied auf die Melodie der österreichischen Volkshymne habe absingen hören [vergl.: Schlesische Zeitung 1861, Nr. 190: „Eine Reminiscenz“ (im Feuilleton)].
- Die Anfänge von Haydn’s 12 Grand Symphonies composed für Salomons Concerts 1791 and 1792 aus einem Londoner Verlags-Cataloge theilt S. 116 Th. G. v. Karajan in seiner Monographie: „Haydn in London 1791 und 1792“, mit, und zwar deßhalb, „weil in deutschen Büchern nirgends klar gesagt ist, welche denn eigentlich aus der großen Zahl Haydn’scher Symphonien die zwölf Londoner seien“.
- Haydn gab ihr den Namen: „In tempore belli“. Sie ist 1796 componirt und es ist eine der anmuthigsten Tonmalereien im Agnus Dei und bei dem Dona nobis pacem darin enthalten [Griesinger, S. 117]. – Wieder eine andere im Jahre 1801 componirte Messe enthält auch im Agnus Dei qui tollis pecata Mundiund im Misere zwei wunderbar schöne Tonmalereien, nach Haydn’s eigenen Mittheilungen.
- Riehl (W. H.), Musikalische Charakterköpfe. Ein kunstgeschichtliches Skizzenbuch (Stuttgart und Augsburg 1860, Cotta, 8°.) Zweite Folge, S. 302–339: „Haydn’s Sonaten“ [eine geistreiche ästhetisch-kritische Darstellung dieser zu wenig gewürdigten, öfter auch mißverstandenen Tonstücke. Einiges daraus siehe weiter unten: XVI. Urtheile über Haydn, S. 138].
- Auf die Bitte eines Landsmannes, eines aus Rohrau gebürtigen Fleischers, hatte es Haydn zugesagt, für den Hochzeitstag der Tochter des Fleischers eine Menuette zu componiren. H. hielt sein Wort. In einer Nacht wird H. von Musikklängen, die ihm bekannt sind, geweckt. Er steht auf und sieht unter seinem Fenster einen bekränzten Ochsen stehen, umgeben von Spielleuten, welche H.’s Menuette blasen. Alsbald erschien auch der Fleischer, der H. für sein Tonstück den schönsten Ochsen zum Geschenke gebracht hatte. Daher erhielt diese Menuette den Namen der „Ochsenmenuette“. Dieser Vorfall wird mit allerhand novellistischen Zusätzen hie und da erzählt, als z. B.: im Wiener Courier 1857, Nr. 282: „Das (sic) Ochsen-Menuette“; in der „Schaluppe zum (Danziger) Dampfboote“ 1839, Nr. 87 und 88; im Mailänder Musikblatte L’Italia musicale (Milano, kl. Fol.) 1856, Nr. 53 e 54: „Il Minuetto di Haydn“ [italienische Uebersetzung der Geschichte der sogenannten „Ochsenmenuette“].
- [128] 12) Das Rasirmesser-Quartett.
- Haydn, der sich selbst rasirte, klagte über sein Rasirmesser, als er eben in der Function des Rasirens begriffen, den Besuch des Londoner Musikalienverlegers Bland bei sich hatte. „Ach, Herr Bland“, rief Haydn unter den Martern seines Krazeisens aus, „ich wollte eine meiner besten Compositionen dafür geben, wenn ich nur ein englisches Rasirmesser hätte“. Bland entfernte sich in seine nahgelegene Wohnung und holt sein bestes Paar, es Haydn überreichend. Haydn gab Bland eines seiner ungedruckten Quartette, welches Letzterer das „Rasirmesser-Quartett“ nannte.
- Als Fürst Eßterházy eines Sommers seinen Aufenthalt auf seinem Stammschlosse Eßterház über mehr Wochen als gewöhnlich ausdehnte und die Musiker seiner Capelle – meist junge Ehemänner, welche ihre Frauen in Eisenstadt gelassen hatten – sich nach Hause, jedoch vergebens, sehnten, half ihnen Haydn, der bei dem Fürsten sehr viel galt und sich schon etwas erlauben durfte, aus der Noth. Er setzte eine neue Symphonie, in welcher jeder Mitspieler nach einer Weile sein Licht vor dem Notenpulte auslöschte und sich mit dem Instrumente entfernte. Endlich blieb H. allein übrig. Dieser Scherz, verbunden mit dem Charakter des Tonstückes, wurde von dem geistvollen Fürsten sogleich verstanden und schon für den folgenden Tag gab er Befehl zur Abreise. [Der in der „Musikalischen Zeitung“ 1799, October, S. 14, erzählte Vorgang weicht wesentlich von der Wahrheit ab, welche Dies aus Haydn’s Munde, S. 46 u. f., erzählt; vergl. übrigens auch Didaskalia. Frankfurter Unterhaltungblatt, 1841, Nr. vom 19. Februar.]
- Im Jahre 1806 wurde dieses Lied bei Breitkopf und Härtel neu aufgelegt. Die Veranlassung dieser Composition erzählt Griesinger, S. 30.
- Was man sich über den Ursprung dieses Tonstückes, wornach H. in London das während seiner Production schlafende Publikum durch einen plötzlichen Schlag auf die Pauke geweckt hätte, erzählt, stellte H. selbst in Abrede [Griesinger, S. 56] und bemerkte, er habe dieses Tonstück bei seinem Wettspiel mit Pleyel (1792) eigens componirt, um auf brillante Art zu debütiren. Die Symphonie gefiel allgemein, aber beim Andante mit dem Paukenschlage erreichte der Beifall seinen höchsten Grad und H. mußte es wiederholen [ebenso berichtet auch Dies in seiner Biographie Haydn’s nach dessen eigener Aussage S. 91; vergl. auch: „Brünner Zeitung“ 1858, Nr. 30, und Essay sur l’histoire de la Musique en Italie par le Comte Orloff (Paris 1822, 8°.) 2 Bde.
- Dieses ist dem Grafen Fries gewidmet und bei Breitkopf und Härtel in Leipzig erschienen. Es ist die letzte Composition Haydn’s. Schon 1803 begonnen, fehlten ihm die Kraft und Laune es zu beenden; es besteht aus einem Andante und einer Menuette, und an des fehlenden Schlusses Statt ist jener Canon der Visitenkarte [siehe unten: XV. Einzelnheiten, Haydn betreffend, S. 137, Nr. 4) beigefügt.
- Es war nach Busby’s „Geschichte der Tonkunst“ folgendes:
- Betrifft eine von Haydn für Madame Moreau, Gemalin des berühmten Generals, 1803 gearbeitete Sonate, welche zuletzt in das Eigenthum des Pariser Verlegers Gerdes überging, von der Witwe Lanner aber in die complete Sammlung der Werke Haydn’s aufgenommen worden war, ohne daß diese das Eigenthumsrecht erworben hatte. Herr Gerdes klagte und sein Advocat verlangte eine Entschädigungssumme von 1800 Francs. Der Gerichtshof erkannte aber nach Anhörung der gewichtigen Gegengründe, welche der Advocat der Witwe Lanner vorgebracht, die Forderung des Herrn Gerdes für unberechtigt, die von demselben vorgenommene Beschlagnahme der von der Witwe Lanner herausgegebenen Sammlung der Werke Haydn’s für null und nichtig, und verurtheilte denselben in die Kosten. [Frankfurter Konversationsblatt 1841, Nr. 158, S. 630: „Unbefugter Nachstich einer Sonate von Haydn“.]
- Diese Oper componirte H. für Gallini in London, der sie in dem neuen Theater, das er zu bauen begonnen, zum ersten Male geben wollte. Da aber Gallini es unterlassen hatte, zu seinem neuen Baue die Erlaubniß des Königs und Parlaments einzuholen, so mußte die Aufführung der Oper, die bereits vertheilt war, eingestellt werden. Offenbar war dabei die Intrigue anderer Unternehmer im Spiele. Die Oper kam auch später nicht zur Aufführung [Dies, S. 94].
- Vor einigen Jahren stand, wenn ich nicht irre, in Bäuerle’s „Volksboten“ die Notiz, daß in Mariahilf, Siebensterngasse Nr. 91, im ersten Stocke, eine Spieluhr sich befinde, deren Besitzer behauptet, sie spiele mit der einzigen Walze 16 Stücke, welche sämmtlich von Haydn, für diese Spieluhr componirt worden und nie im Drucke erschienen seien. Die Existenz dieser Notiz verbürge ich, nicht die Wahrheit derselben.
- V. Briefe von Joseph Haydn. Die Ausbeute ist sehr klein und muß noch vieles hie und da unbeachtet und versteckt liegen; das Erheblichste ist, was im Anhange zu der interessanten Schrift von Th. G. von Karajan: „J. Haydn in London 1791 und 1792“, in den Beilagen nach S. 57 abgedruckt ist, sie sind alle aus der Zeit 1769–1792 und an Frau von Genzinger, eine große Musikfreundin und Verehrerin Haydn’s, gerichtet. – Einen Brief Haydn’s, worin er den Antrag, eine opera buffa für das Prager Theater zu schreiben, ablehnt und sein schönes Urtheil über Mozart fällt, siehe in Griesinger, S. 120 und 121. – Einen zweiten an den Verleger seiner „Schöpfung“, siehe ebenda S. 122. – Oesterreichische Zeitung 1857, Nr. 587: „Aus einem Briefe von Jos. Haydn“ [auch abgedruckt in der Krakauer Zeitung 1858, Nr. 8], enthält Mittheilungen über sein Leben, die H. selbst in jener bescheidenen Weise macht, die ihn in seiner Größe noch größer darstellt. – Wiener allgemeine Musik-Zeitung, herausg. von Ferdinand Luib (begonnen von Aug. Schmidt), VII. Jahrg. (1847), Nr. 145: „Brief Joseph Haydn’s an seinen Freund Roth, Proviantoberverwalter zu Prag, de dato December 1787“ [über Mozart]. – Dieselbe, Nr. 132: „Ein Brief von Joseph Haydn, de dato 30. Juli 1802“, mitgetheilt von L. C. Seydler.
- VI. Ueber Haydn’s Eltern, Familie und letzten Seitensproßen. Allgemeine Wiener Musik-Zeitung, herausgeg. von August Schmidt, III. Jahrg. (1843), Nr. 155: „Ein Actenstück zur Lebensgeschichte Joseph Haydn’s“ [wird ein Extract aus dem Grundbuche der Grafschaft Rohrau A. Fol. 68 und 1182 über die Behausung des Mathias Haiden (so schrieb sich Haydn’s Vater) mitgetheilt; auch hier ist der erste April 1732 als Haydn’s Geburtstag angegeben].– Wiener allgem. Musik-Zeitung, redigirt von Ferdinand Luib (früher von August Schmidt), VII. Jahrgang, Nr. 114: „Nähere Daten über Joseph und Johann Michael Haydn’s Eltern und Geschwister, in soweit dieselben aus den Protokollen der Pfarre Rohrau entnommen werden konnten“. [Nach diesen wäre Joseph am 1. April 1732 geboren, welches Datum Haydn selbst [130] jedesmal auf den 31. März berichtigte, wenn Jemand das kleine in Holz geschnitzte Modell des Monumentes, das in seinem Zimmer stand, bewunderte]. – Theater-Zeitung von Adolph Bäuerle (Wien, kl. Fol.) 46. Jahrg. (1852), Nr. 134, S. 540: „Haydn und die beiden Original-Porträte seiner Eltern“. Eine Mystification, enthüllt von Jos. Ritter von Lucam. – Mathias Fröhlich war der letzte Seitensproße Joseph Haydn’s; er war Schmidemeister in Rohrau, Schwestersohn Michael und Joseph H.’s; er starb im Jahre 1845 im Alter von 76 Jahren zu Rohrau [so berichtet die allgemeine Wiener Musik-Zeitung 1845, S. 112]. Nun aber muß es damit, daß er der letzte Seitensproße Haydn’s gewesen, doch nicht ganz richtig sein, denn L. A. Zellner’s „Blätter, für Musik“ 1860, Nr. 63, S. 252, melden, daß vor Kurzem ein Brudersohn Haydn’s zu Grabe getragen worden, der überdieß einen als Oekonomieverwalter auf einer fürstlich Eßterházy’schen Herrschaft angestellten Sohn hinterläßt. Also lebt noch ein Sohn von Haydn’s Neffen.
- VII. Haydn’s Geburts- und Sterbehaus. Ansicht des Geburtshauses von J. Haydn in Rohrau (Wien, Diabelli, lith. Bl. in Quer-Fol.). – Dieselbe Ansicht im verkleinerten Maßstabe nach einer Federzeichnung von Berndt (lith., gr. 4°.). – Dieselbe (Zürch 1832), im Sonntagsblatte 1842, Nr. 36. – Abbildung des Hauses, in welchem Haydn zuletzt wohnte und starb. Gez. und lithogr. von Berndt (Wien, gr. 4°.). [Dieses und die von Berndt gezeichnete Ansicht des Geburtshauses befinden sich auch bei der weiter unten: XI. Denkmale und Monumente, Gedenkblätter, S. 133, zu Ende, beim „allegorischen Blatte“ erwähnten Denkschrift.] – Realis, Curiositäten- und Memorabilien-Lexikon von Wien (Wien 1846, Lex. 8°.) Bd. II, S. 14: „Haydn-Haus“. [Es ist das Haus Nr. 84 in der kleinen Steingasse auf der Windmühle; am 1. Juni 1840 fand daselbst ein Fest Statt, wobei diesem Hause der Name des „Haydn-Hauses“ ertheilt und Haydn’s Porträt dem Gebäude grundbücherlich einverleibt wurde. Das Hausschild zeigt eine gelbe Marmorplatte, worauf in goldener Schrift steht: „Zum Haydn“.] – Eine analoge Feier fand am 31. März 1841 zu Rohrau Statt, welche Ritter von Lucam veranstaltete; es wurde Haydn’s Bild in der von den Eltern bewohnten Stube aufgehängt, ein von Ritter von Lucam componirtes Lied: „Gruß an Haydn’s Geburtsstätte“ gesungen und von L. A. Frankl eine Festrede in Versen [Sonntagsblätter 1842, S. 628] vorgetragen).
- VIII. Porträte Haydn’s. 1) Gestochen von W. Arndt (Leipzig, Breitkopf, 4°.); – 2) lithogr. bei André in Offenbach (kl. Fol.); auch Stahlstich ebenda (4°.); – 3) gestochen als Büste (wahrscheinlich von C. Pfeiffer) (Wien, bei Artaria, Fol.); – 4) gestochen en medaillon auf dem Titelblatte der Quartett-Ausgabe (Wien, bei Artaria, Op. 75 u. 76); – 5) nach A. M. Olt’s Oelgemälde gest. von Bartolozzi (London 1791, Fol.) ganze Figur, am Schreibtisch sitzend; schönes und werthvolles Blatt; – 6) S. Benois jr. sc. (Fol.); – 7) gest. von Blaschke (8°.); – 8) Büste. T. Blood sc. 1821 (4°.); – 9) Bollinger sc. (Zwickau, Gebr. Schumann, 4°.); – 10) F. Dance del. 1794, W. Daniell sc. (Fol., Kreidemanier); – 11) gemalt von Guerin, gest. von Darcis [bei der Gesammtausgabe von Haydn’s Streichquartetten] (Paris, Pleyel); – 12) gest. von G. Ender (Leipzig 1799, kl. 4°.); – 13) lithogr. von Eybl (Wien, Diabelli, Fol.), mit Facsimile von Haydn’s Unterschrift; – 14) gestochen von Bl. Höfel nach der Colas’schen (numismatischen) Manier, in dem von Bohr und Höfel herausgegebenen Werke: Oesterreichs Ehrenspiegel (Wien, 4°.); – 15) lithogr. von Hoffmann (Wien, Paterno, Fol.), Kniestück; – 16) nach der Natur gemalt und gestochen von Hardy (London 1792, Fol.) ganze Figur, sitzend, mit einem Notenbuche in der Hand; schönes und selbst in England seltenes Blatt; – 17) lithogr. von Kriehuber, in einem Tableau mit Beethoven und Mozart zugleich (Wien 1831, Quer-Fol., ist nicht im Handel erschienen); – 18) lithogr. von Kunicke (Wien 1824, Fol.); – 19) auf einem Tableau mit acht anderen Componisten (Berlin, bei Kuhr, Fol.); – 20) gemalt von Mannsfeld, gest. von G. Klinger (Nürnberg 1786, 8°.), im „Journal für Deutschland“; – 21) gemalt von A. Chaponnier, gest. von Laurens (1803, 8°.); – 22) gestochen von Seb. Langer (8°.); – 23) gemalt und gestochen von J. E. Mannsfeld (Wien 1783, 8°.), mit musikalischen Instrumenten und Attributen, darunter ein Horazischer Spruch; – 24) nach Kininger[WS 4] gest. von Mayer (Dresden, Rob. Schäfer, hoch 4°.); – 25) lithogr. (Leipzig, E. H. Mayer, Fol.); – 26) Tableau mit Mozart, Beethoven und Haydn (nach Kriehuber, im [131] verkleinerten Maßstabe), gezeichnet von R. Schein, gestochen von Mehl (Wien 1843); – 27) F. Müller sc. (4°.); – 28) farbig punctirt von Zitterer, gest. von Neidl (Wien, 8°., auch 4°.); – 29) gemalt von V. G. Kieninger, gest. von C. Pfeiffer (8°.) [vor Breitkopf’s Ausgabe der Haydn’schen Werke]; – 30) gestochen von Quenedey, Aquat. (Paris, Fol.) [gehört in eine Suite von 20 Porträts berühmter Musiker]; – 31) gestochen von Richomme (Paris, Fol.) [vor der Ausgabe der Haydn’schen Werke von Pleyel]; – 32) A. Schall exc.; – 33) gestochen von H. Schmidt (Leipzig, Hinrichs, 4°.); – 34) nach Guttenbrunn gest. von Schiavonetti (London 1791, Fol.), ganze Figur, am Clavier im Componiren begriffen; kostbares und seltenes Blatt; – 33) nach Rösler gest. von Sichling (Leipzig, Breitkopf und Härtel, kl. Fol.); – 34) von C. Rösler gemalt, von Ph. Trier gest. (Paris, 8°.) [im 1. Bande der bei Pleyel erschienenen Pariser Ausgabe der Haydn’schen Quartette in Partitur]; – 37) gezeichnet von Irwachs, lithogr. von Waldow (Berlin, Schlesinger, Fol.); – 38) nach Irwachs gest. von Dav. Weiß (Wien), Medaillon; – 39) H. E. von Wintter lith. (Fol.); – 40) ohne Namen des Zeichners und Stechers (1805, 8 Stich), im 7. Jahrg. der „Leipziger allgem. musikalischen Zeitung“; – 41) in bloßer Contur schwach schattirt gest. ohne Angabe des Zeichners und Stechers (8°.), in der 2. Auflage von Carpani’s Werk über Haydn, 1812; – 42) lithogr. (Leipzig, Gentze, 8°.); – 43) ohne Angabe des Stechers. Unterschrift Facsimile des Namens Jos. Haydn.D’après le Buste sculpté par le celebre Grassi de Vienne et tiré du Cabinet de Mr. le Chevalier de Neukomm. Feuillet-Dumas Editeur. Panorama d’Allemagne [es war eine Kunstbeilage des Panorama]. Schönes lebensvolles Porträt; – 44) ohne Angabe des Zeichners und Stechers in der zu Hildburghausen im bibl. Institute, gr. 8°., erschienenen Porträte-Sammlung: Walhalla. – Ein Oelporträt Haydn’s und seines Bruders enthält auch die Bildergallerie der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien. – Die „Wiener allgemeine Musik-Zeitung“ 1848, Nr. 66, S. 259, unter den „Miscellaneen“, erzählt die Geschichte, wie Reynolds das Porträt Haydn’s malte, der auf keine Art dazu zu bringen war, heiter zu schauen. – Lavater charakterisirte Haydn’s Schattenriß in seiner Sammlung mit den Versen
Etwas mehr als Gemeines erblick’ ich im Aug’ und der Nase,
Auch die Stirn ist gut; im Munde ’was vom Philister,
- welche eben nicht angethan sind, Proselyten für die Physiognomik zu werben.
- IX. Medaillen, Haydn zu Ehren geprägt u. dgl. m. 1) Avers: Haydn’s sehr ähnliches Brustbild und sein Name als Umschrift. Revers: Antike Lyra mit einer Sternenkrone und folgender Umschrift: Hommage à Haydn, par les Musiciens, qui ont exécuté l’Oratorio de la Création du Monde au théâtre de Arts l’an IX de la Republique française an MDXXX. Diese Medaille ließen die Tonkünstler in Paris durch Gatteaux prägen und übersandten sie an Haydn im Jahre 1801 in einem Exemplare aus Gold. Sie wiegt in Silber, wovon ein Exemplar sich in der Sammlung der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien befindet, 41/2 Loth. – 2) Avers: Ein weiblicher Kopf (die französische Republik vorstellend), Umschrift: Inst. nat. des Sciences et d. Arts. Unter der Figur: Dumarest (Name des Graveurs) An. IX. und Const. Art. 88. Revers: Ein Lorberkranz, in dessen Mitte sich die Worte befinden: Haydn Associé Etranger. Darüber ein Stern. Sie hat die Größe eines Thalers und wurde vom National-Institut der Wissenschaften und Künste in Paris 1802 an Haydn bei dessen Ernennung zum auswärtigen Mitgliede übersendet. – 3) Avers: Lorberkranz, welcher einen Stern und die Worte A Haydn einschließt. Revers: Säulenförmiger Dreifuß, auf welchem die Flamme lodert; auf jeder Seite eine Lyra durch einen Lorberzweig verbunden, über dem Ganzen die Worte: Le meme feu les anime. Ganz unten steht: Professeurs et Amateurs. Von Gatteaux 1803 geprägt im Auftrage der Gesellschaft „Concert des Amateurs“. Die Medaille hat die Grüße eines Thalers und wurde in einem goldenen Exemplare 1803 an H. eingesandt. – 4) Avers: Lorberkranz, in dessen Mitte der Vers von Ovid: „Emolit mores, nec sinit esse feros“, darüber die strahlende Sonne (1807). Revers: Die siebensaitige Lyra, durchflochten von zwei Lorberzweigen, auf der Lyra sitzt eine weiße Taube. Umschrift: Societé Académique des Enfans d’Apollon – 5) Avers: Apollo in der Rechten die Lyra, in der Linken einen Lorberkranz haltend, nebenan die Buchstaben R.(epublique) F.(rançaise) A(n) X; in der Umschrift: Conservatoire de Musique, unten: [132] Epoque de la Paix générale. Revers: Ein Lorberkranz, in welchem das Folgende steht:Fondé en 1789, organisé par la Loi du 18. Term. an. 5. J. Haydn. Diese Medaille hat die Größe eines Thalers. – 6) Avers: Viersaitige Lyra, über dieser der Name: Haydn von einem Lorberkranze umgeben. Unten die Jahrzahl 1802. Revers: Die Inschrift Societas | Philharmonica | Petropolitana | Orpheo redivivo. Diese Medaille wurde auf Veranlassung der philharmonischen Gesellschaft in St. Petersburg zu Ehren Haydn’s durch Karl Leberecht geprägt und im Jahre 1808 in einem goldenen Exemplare von 421/2 Ducaten Schwere an ihn gesendet. Ein Exemplar in Silber 6 Loth schwer ist im Besitze der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien [Abbildung und Beschreibung im Journale des Luxus und der Moden, September 1809, S. 598 und Tafel 27]. – 7) Avers: Haydn’s Porträt mit Perrücke und gewöhnlicher Kleidung, links gekehrt mit seinem Namen. Revers: Folgende Inschrift: Natus an. MDCCXXX. (sic) Rohrau ad Viennam Austriae obiit An. MDCCCIX. In Thalergröße von Gatteaux 1818 geprägt. Befindet sich in der „Series numismatica universalis virorum illustrium“. – 8) Avers: Das Bildniß Haydn’s nach Irwachs’ Wachsmedaillon von Lang gravirt mit der Umschrift: Jos. Haydn geboren 31. März 1732 zu Rohrau in Nied. Oest. Revers: Zeigt auf einer mit einem Lorberkranze umwundenen Platte abermals seinen Namen und Sterbetag: Haydn gestorben den 31. May. 1809 in Wien. Als Randschrift ist die Veranlassung zu dieser Medaille angebracht: Herausgegeben zur Feier des hundertsten Jahrestages seiner Geburt. Fr. Glöggl gab 1832 diese Medaille auf Subscription heraus. Größe: ein Guldenstück. – 9) Avers: Haydn’s Brustbild, in der Umschrift sein Name, Geburtsdatum (dieses irrig mit 1733 angegeben). Revers: Antike siebensaitige Lyra mit Lorberzweigen durchflochten, als Umschrift: Zur Heimat der Töne (den 31. Mai 1809). Auf Haydn’s Tod von Voigt geprägt; Größe eines Guldenstückes. – 10) Bronzemedaille, von Durand geprägt. Auf beiden Seiten ist Haydn’s Geburts- und Sterbedatum geprägt. – 11) Es besteht auch eine metallene (silberne?), einen Schuh im Durchmesser haltende, mit Füßen versehene Platte mit folgender Inschrift: Dr. Haydn, Dr. Arnold, Mr. John Stafford, Smith, and Mr. Atterbury declared their readiness to cooperate with Dr. Cooke, Dr. Hayes, Dr. Dupuis, Dr. Parson, Mr. Calcott, the Rev. Osborne Wight, Mr. Webber, Mr. Shield and Mr. Stevens in their Exertions towards perfecting a Work for the Improvement of Parrochial Psalmody; as a smal Token of estem, for his abilities and of graditude for his services, this Pice of Plate is presented to Dr. Haydn by W. D. Tattersall. Diese Platte wurde in London an alle auf ihr genannten als Theilnehmer an der Composition für Kirchengesänge vertheilt. – 12) Auch besaß H. von seinem Aufenthalte in London eine runde elfenbeinerne Platte an einem blauen Bändchen mit „Professional Concert“ 1791 auf der einen, und mit Mr. Haydn auf der andern Seite; durch deren Vorweisung war H. der freie Eintritt in die Londoner Haupttheater gestattet.
- X. Büsten, Statuetten und Medaillons von Haydn. 1) Gypsbüste, in natürlicher Größe und antiker Form. 2 Schuh hoch. Von Grassi modellirt mit der Inschrift:
Tu potes tigres comitesque sylvas
Ducere et currentes rivos morari.
- Ein Exemplar besitzt die Gesellschaft der Musikfreunde in Wien; diese Büste zählt zu den besten Werken Grassi’s. – 2) Büste aus Biscuit (unglasirte feine Porcellanmasse). 15 Zoll hoch. Mod. von Grassi. Haydn in Perrücke und gewöhnlicher Kleidung. Darunter steht: Blandus auritas fidibus canoris ducere quereus. In der k. k. Porcellanfabrik zu Wien käuflich zu haben. – 3) Büste aus Biscuit, in stark verjüngtem Maßstabe (etwa 41/2 Zoll hoch), ebenda. – 4) Gypsbüste in Lebensgröße nach der von Haydn’s Gesicht abgenommenen Todtenmaske, mit Perrücke und im antiken Gewande. Höhe sammt Postament 2 Schuh. Haydn’s Copist Johann Elsler, der Vater der berühmten Tänzerin, ließ sie abformen. – 5) Büste aus Gyps, 20 Zoll hoch, um 1830 gemacht; ein Exemplar davon besaß Alois Fuchs. – 6) Büste aus Gyps. Von Procop in Wien gemacht, 15 Zoll hoch. Nach der in der Bibliothek des Schlosses Rohrau, auf Veranlassung des Herrn August Schmidt ursprünglich für das Denkmal in Rohrau von Procop auf Kosten des Grafen Harrach gearbeitet. Sie schmückt die Spitze des Denkmals. – 7) Gypsbüste in Lebensgröße nach der Natur modellirt. Steht im Musiksalon des Hofclaviermachers J. B. Streicher. – 8) Büste aus Wachs bossirt, [133] etwa 1 Fuß hoch; sprechend ähnlich; die Perrücke aus Haydn’s eigenen Haaren; die Kleidung, mit welcher das Bruststück ausgestattet, aus Stücken, welche Haydn einst selbst getragen. Unter Glassturz hatte sie Haydn bei Lebzeiten in seinem Zimmer stehen. Nach Haydn’s Tode kaufte sie der Musikalienhändler Tobias Haslinger, dessen Sohn Karl sie als kostbare Reliquie sorgfältig aufbewahrt. – 9) Statuette aus Bronze von den Bildhauern Fernkorn und Preleuthner 1842 verfertigt; 22 Zoll hoch; es waren auch Abgüsse davon in Gypsmasse im Handel zu haben. – 10) Büste aus Bronze, 7 Zoll hoch, von Fernkorn und Preleuthner. – 11) Wachs-Medaillon, nach der Natur 1803 von Irwachs bossirt; in Form einer Camee, sehr ähnlich, später öfter von verschiedenen Künstlern und gut copirt. Das Original von Irwachs besaß Haydn selbst, nach dessen Tode es in den Besitz des k. k. (damaligen) Hofregistranten, dann Adjuncten im Ministerium des Innern, Jos. Hüttenbrenner, gelangte. – 12) Ein Brustbild Haydn’s aus Gyps, halb erhaben auf blauem Grunde, besaß der Hofcapellmeister Jos. v. Eybler. – 13) Brustbild, in Wachs bossirt von dem großherzoglich baden’schen Münzmeister W. Döll, 1844. – 14) Brustbild von Desoin in London. – 15) Gypsmedaillon von G. Eichler in Berlin, 21/2 Zoll im Durchmesser.
- XI. Denkmale und Monumente, Gedenkblatt. Karl B. Leonhard Graf von Harrach ließ Haydn während seines Aufenthalts in London in seinem Garten zu Rohrau, H.’s Geburtsort, ein Denkmal setzen. Auf drei Steinstufen erhebt sich ein etwa 10 Fuß hohes Postament, auf welchem musikalische Trophäen angebracht sind. Zwei Seiten, welche zunächst in’s Auge fallen, sind mit Inschriften versehen, und zwar die eine mit:
JOSEPH HAYDNS
DES UNSTERBLICHEN MEISTERS
DER TONKUNST
DEM OHR UND HERZ
WETTEIFERND HULDIGEN
GEWIDMET
VON
CARL LEONHARD GRAF v. HARRACH
IM JAHR 1793
- Die andere Seite enthält folgende Inschrift:
GAB IHM DAS LEBEN
IM JAHR 1732 DEN 1. APRIL[1]
EUROPA
UNGETHEILTEN BEYFALL
DER 31. MAI 1809
DEN ZUTRITT ZU DEN EWIGEN
HARMONIEN.
- Diese Inschriften sind von Michael Denis verfaßt. Unter den musikalischen Insignien, welche auf dem Postamente angebracht sind, erblickt man Notenblätter mit Motiven aus Haydn’s Compositionen, die Worte dazu dichtete die bekannte Dichterin Gabriele von Baumberg (nachmals vermälte Bacsányi). Auf einer Seite steht:
Ihr holden Philomelen
Belebet diesen Hayn
Und laßt durch tausend Kehlen
Dieß Lied verewigt seyn.
- Auf der andern Seite:
Ein Denkmahlstein für Haydn’s Ruhm
Weiht diesen Platz zum Heiligthum,
Und Harmonie klagt wehmuthsvoll
Daß dieses großen Meisters Hand,
Die stets Gefühl mit Kunst verband,
Daß diese Hand einst modern soll.
- Von diesem Denkmale besaß Haydn selbst ein kleines Modell. – Die Leipziger musikal. Zeitung, II. Jahrg. S. 419, enthält die Beschreibung und Abbildung des von dem Grafen Harrach zu Ehren Haydn’s im herrschaftlichen Parke zu Rohrau errichteten Denkmals. – Im Orpheus, musikalisches Taschenbuch, II. Jahrg. (1841), theilt August Schmidt eine genaue Beschreibung mit, sowohl des Denkmals in Rohrau, als desjenigen in Eisenstadt mit ihren geschichtlichen Beziehungen und Inschriften. – Gedenkblatt zur Erinnerung an die Feier des 25jährigen Bestehens der Gesellschaft der Musikfreunde des österreichischen Kaiserstaates durch Aufführung der „Schöpfung“ von Jos. Haydn, den 5. November 1837 in Wien. Allegorisches Blatt in gr. Fol. Nach dem Entwurfe des Hrn. Joh. Ritter von Lucam, die Zeichnung der Randverzierungen von J. N. Geiger, die Lithographie von M. Fahrenbacher, die Schrift von Fr. Berndt, das Porträt (nach David Weiß) lithograph. von Ritter von Radmannsdorf. In der Randeinfassung werden nebst musikalischen Attributen und anderen Verzierungen in 6 Medaillons die Hauptmomente der Schöpfung bildlich dargestellt und jedem derselben die betreffende Musikstelle [134] aus Haydn’s Oratorium beigefügt, den inneren Raum nimmt die Eingangs angedeutete Veranlassung dieses Blattes und Haydn’s Porträt ein, unter welchem ein Spruch aus seinen eigenen Worten angebracht ist. Die Herausgabe dieses Gedenkblattes veranstaltete im Jahre 1840 ein Kunstfreund auf Subscription, auch wurde demselben eine Denkschrift zu dieser Jubelfeier beigegeben.
- XII. Haydn’s Testament, Tod, Begräbniß, Uebertragung seiner Hülle nach Eisenstadt, Grabstein und dessen Canon. Schon Jahre 1805 brachten Pariser Journale die Nachricht von Haydn’s Tode, welcher dieselbe glücklicher Weise noch 4 Jahre überlebte. Die Pariser feierten damals das Gedächtniß des vermeintlich verstorbenen Meisters durch ein festliches Traueramt, bei welchem man Mozart’s großes Requiem aufführte. Als Haydn davon Kenntniß erhielt, bemerkte er in seiner gemüthlichen Weise: „Die guten Herren! ich bin ihnen recht zu Danke verpflichtet für die ungeahnte Ehre. Wenn ich nur die Feier gewußt hätte, ich wäre selbst dahin gereist, um die Messe in eigener Person zu dirigiren.“ Ueber seinen Tod und die nächste äußere Veranlassung ist Näheres in der Lebensskizze (S. 116) berichtet. Hier folgen einige Nachweise über sein Testament und sein Grabdenkmal. Blätter für Musik, Theater und Kunst von L. A. Zellner (Wien, 4°.) 1855, Beilagen zu Nr. 91 u. 93: „Der erste Entwurf von Jos. Haydn’s Testamente“. – Haydn’s Grabdenkmal auf dem Gottesacker vor der Hundsthurmer Linie besteht aus einem einfachen Stein. Darauf steht:
NATUS MDCCXXXII
OBIT MDCCCIX
CAN. AENIGM. QUINQUE. VOC.
non om - nis mo - ri - ar.
D. D. D.
Discip. Eius Neukomm Vindob. Redux
MDCCCXIV
- Allgemeine Wiener Musik-Zeitung, redig. von August Schmidt, II. Jahrg. (1842), Nr. 7: „Joseph Haydn’s Denkmal auf dem Gottesacker vor der Hundsthurmer-Linie“. [Da der alte Leichenstein, welcher die Ruhestätte Haydn’s bezeichnete, ehe dessen irdische Ueberreste nach Eisenstadt gebracht wurden, wo sie noch ruhen, zerfallen war, ließ Graf von Stockhammer 1842 einen dem alten ganz gleichen Leichenstein und mit derselben Inschrift durch den Steinmetzmeister Zebek anfertigen]. – Dieselbe, Nr. 128: S. 520: „Merkwürdiger Räthsel-Canon“. [Zur Lösung des obigen Räthsel-Canons fordert Hieronymus Payer im obgenannten Blatte auf. Dieser Räthsel-Canonist von Sigm. Ritter von Neukomm entworfen und der auf dem Grabsteine weicht in Etwas von dem Originale, welches die Pariser Gazette musicale 1843, Nr., 32, getreu mittheilt, ab. Vergleiche über diesen Räthsel-Canon auch Jahrg. 1841, Nr. 145, und 1842, Nr. 149 derselben Zeitung.] – Dieselbe, III. Jahrg. (1843), Nr. 144: „Noch ein Wort über den Räthsel-Canon des Herrn Ritter Sigmund von Neukomm auf dem Grabsteine Joseph Haydn’s“ [enthält mehrere Berichtigungen eines in der oberwähnten Gazette musicale in Paris 1843, Nr. 32, abgedruckten Artikels über Haydn]. – Dieselbe, Nr. 119: „Ein Beitrag zur Biographie Joseph Haydn’s“ [Beschreibung der Beisetzung der Leiche Haydn’s zu Eisenstadt am 7. November 1820]. – Allgemeiner musikalischer Anzeiger (Wien, 8°.) 1840, Nr. 17: „Haydn’s Grabes-Denkmal“, von Leopold Fitzinger. – Außer dem Grabsteine (Nr. 201) auf dem Hundsthurmer Friedhofe befindet sich ein Denkstein in der Pfarrkirche zu Eisenstadt unter dem Thore links, wo Haydn am 7. November 1820 feierlich beigesetzt wurde. Die Inschrift dieses letzteren lautet:
Musicorum. Aevi. Sui. Princeps
Natus. Roraviae ad Lytham.
Pridie Calend. Maj. MDCCXXXII.
Celss. Princ. Nicolai. Esterházi de Galantha.
Chori. Music. Praefectus. Celeberrimus.
Qui Salvatoris. Nostri. Verba. Septem.
Creationem. Mundi. Et Quatuor. Anni
Tempora.
Sublimia. Modulatus. Mele.
Immortalem. Sibi. Comparavit. Gloriam.
Fugandi. Curas. Artifex. Et. Mulcendi.
Pectora. Primus.
Ab. Amplissima. Scientiarum. Universitate.
Oxoniensi.
Creatus. Musicae. Artis. Doctor.
Vir. Pius. Probus. Mansuetus. Insigniter.
Beneficus.
Mortuus. Vindobonae
Pridie. Calendas. Juni. MDCCCIX.
- [135]
Maecenatis. Sui. Studio.
Anno MDCCCXX Solenni. Ritu. Huc. Translatus.
Hoc. Conditur. Tumolo.
- [Realis, Curiositäten-Lexikon (Wien, gr. 8°.) Bd. II, S. 44. – Die Uebersetzung der Inschrift in deutscher Sprache in Frankl’s Sonntagsblättern 1845, S. 1008.] – Conversationsblatt, redigirt von Franz Gräffer (Wien, 8°.) II. Jahrg. (1820), Nr. 144: „Haydn’s Hülle zu Eisenstadt am 7. November 1820“, von Franz Burgerth. – Abbildungen des Grabmonumentes. Von Haydn’s Grabdenkmale im Wiener Friedhofe bestehen folgende Abbildungen: Wien 1830, bei Diabelli (Fol.), Lithogr. – Von M. Aigner in Kupfer gestochen (Wien 1841, Fol.), Beilage der Wiener Musik-Zeitung vom Jahre 1841. – Radirung von R. Kachhofer mit allegor. Randverzierungen und Arabesken (Wien, Fol.).
- XIII. Gedichte an Haydn. Groß ist die Zahl der an Haydn gerichteten poetischen Huldigungen. Hier kann neben einigen anderen nur der größeren und selbstständig gedruckten gedacht werden. – Gabriele von Bacsányi geborne Baumberg richtete an Haydn gelegenheitlich einer Aufführung seiner „Schöpfung“ ein Gedicht (mitgetheilt von Dies, S. 173, und in der „Leipziger musikalischen Zeitung“ 1799, S. 416). – Burney (Dr.), Verses on the Arrival in England of the great Musician Haydn (January, London 1791). – Carpani (Giuseppe), All’ immortale Haydn per la sua Creazione del Mondo (zum 27. März 1808); es lautet in deutscher Uebersetzung:
Mit einem Blick dem Schöpferkraft verliehn,
Aus Nichts das All zu formen, zu beleben,
Und Sonnen, die verschiedne Kreise ziehn
Mit einem Sternenmeere zu umgeben;
So die Natur zu bilden, daß entblühn
Ihr selbst sie müsse zu verjüngtem Leben,
Um ewig der Vernichtung zu entfliehn. –
Daß Gott dieß that, kann’s uns noch Staunen geben?
Doch daß ein Sterblicher es durfte wagen,
Durch Töne jenes große Werk dem Geiste
Vergegenwärtigt faßlich vorzutragen;
Unmöglich schien’s. Dir, Dir gelang der dreiste
Versuch, o Haydn ganz. Er der allmächtig schafft
Erfüllte Dich mit seiner Schöpferkraft. –
Collin. An Joseph Haydn bei Aufführung der Schöpfung im Universitätssaale zu Wien den 27. März 1808 [siehe Dies, S. 164]. – Gambara (Carl Antonio), Haydn coronato in Elicona. Poemeto (Brescia 1819, 8°.).. – Wiener Theater-Almanach für 1795, S. 26: „Gedicht von Caroline Pichler“, bei Gelegenheit der unter H.’s Direction am 22. und 23. December 1793 zum Besten der Witwen und Waisen aufgeführten Symphonien. – Wieland richtete an Haydn anläßlich der „Schöpfung“ folgende Worte:
Wie strömt Dein wogender Gesang
In unsre Herzen ein! Wir sehen
Der Schöpfung mächt’gen Gang
Den Hauch des Herrn auf dem Gewässer wehen;
Jetzt durch ein blitzend Wort das erste Licht entstehen,
Und die Gestirne sich um ihre Bahnen drehen;
Wie Baum und Pflanze wird, wie sich der Berg erhebt
Und froh des Lebens sich die jungen Thiere regen;
Der Donner rollet uns entgegen
Der Regen säuselt, jedes Wesen strebt
In’s Dasein und bestimmt des Schöpfers Werk zu krönen,
Sehen wir das erste Paar geführt von Deinen Tönen.
O jedes Hochgefühl, das in den Herzen schlief Ist wach! wer rufet nicht, wie schön ist diese Erde
Und schöner, wenn ihr Herr auch Dich in’s Dasein rief
Auf daß sein Werk vollendet werde. –
- Abend-Zeitung von Theodor Hell (Dresden, kl. 4°.) 1822, Nr. 225: „Haydn, Mozart und Beethoven“, von Oefele. – Yriarte, der spanische Dichter, widmet (1780) in seinem Lehrgedichte über die Tonkunst Haydn folgende Worte:
Dir, wunderbarer Haydn, Dir allein
Verlieh die reizende Camoene
Die Kunst stets neu und immer reich zu sein;
Dir lieh sie jene Zaubertöne
Die in das Ohr voll Ueberraschung schallen,
So oft erwiedert immer noch gefallen.
*
Viel eher wird der Beifall sich verlieren
Der schönsten Töne, die die Herzen rühren,
Als Deine so erlesnen Melodien,
Durch Ausdruck, Kraft und edlen Styl
Bewundernswerth, sich dem Gefühl
Der Welt und ihrer Dankbarkeit entziehen. –
Umringen gleich Dich in den neuern Zeiten
So manche Meister hochgeehrt,
- [136]
Muß doch vorherrschend Deiner Muse Werth
Weithin und glänzend Deutschlands Ruhm verbreiten.
*
Hier in Madrid, o Hoher! herrschet Deine
Musik im still sich übenden Vereine,
Und Deine Kunst ist unsrer Liebe Lohn;
Mit heilgem Laube krönt Dich täglich schon
Der Beifall, der Dir laut entgegenschallt,
Vom Strand des Manzanares wiederhallt. –
- Ein gelungenes Sonett auf Haydn’s „Schöpfung“ von einem Ungenannten theilt Dies in seiner Biographie Haydn’s mit (S. 178).
- XIV. Haydn novellistisch behandelt. Die Biene (Neutitschein, 4°.) 1856, Nr. 8, S. 60: „Ein Spaß“ [Episode aus Haydn’s und Mozart’s Leben]. – Gmundner Wochenblatt 1855, Nr. 9: „Nähere Beleuchtung eines jüngst erschienenen Aufsatzes über Joseph Haydn, Mozart und einige ihrer Werke“, von Leopold Weidinger [rügt die Unrichtigkeiten über das Leben dieser Tonheroen, die in seichten sogenannten Künstlernovellen verbreitet werden. Leider nützt diese Rüge nichts]. – Iduna. Almanach für 1855 (Wien, 32°.) S. 55: „Haydn’s erstes Quartett“, von Steinebach; auch in dem „Oesterreichischen Bürgerblatt“ (Linz, 4°.) 37. Jahrg. (1855), Nr. 57–60; dann in der „Preßburger Zeitung“ 1855, Nr. 90–92; in den (Brünner) „Neuigkeiten“ 1855, Nr. 41 und 42; in der Theater-Zeitung“ von A. Bäuerle, 1855, S. 111; und in der „Biene“ (Neutitschein, kl. 4°.) X. Jahrg. (1860), Nr. 17 [eine Arbeit, welche uns die überhand nehmende Künstlernovelle im Allgemeinen verleiden könnte]. – (Hamburger) Lesefrüchte, begründet von J. J. C. Pappe, 1849, Bd. IV, Nr. 22 und 23: „Die spukende Nonne. Ein Schwank aus Joseph Haydn’s Jugendleben“, von Gustav Nieritz; oft nachgedruckt. – Mühlbach (L.), Napoleon in Deutschland. Im ersten Bande der ersten Abtheilung dieses Romanes: „Rastatt und Jena“, S. 54 (Ausgabe Berlin 1858, Janke), befindet sich ein Capitel: „Haydn“ [die Entstehung der österreichischen Volkshymne behandelnd]. – Musikalische Mährchen, Phantasien und Skizzen, von Elise Polko (Leipzig 1852, Joh. Ambr. Barth, 8°.) [die darin enthaltene Bluette: „Eine erste Liebe“ behandelt eine Episode aus Haydn’s Jugendleben; sie ist nachgedruckt in Pappe’s „Lesefrüchten“ (Hamburg, 8°.) 1852, Bd. I, S. 20, 21; im „Frankfurter Konversationsblatt“ 1851, Nr. 108–111]. – Nordböhmischer Gebirgsbote 1860, Nr. 34 u. 35: „Episode aus Haydn’s Leben“. – Theater-Zeitung, herausg. von Adolph Bäuerle, 1846, S. 651: „Haydn’s erste Oper“ [diese war der hinkende Teufel, wofür ihm Kurtz, der berühmte unter dem Namen Bernardon bekannte Buffo, 24 Goldstücke bezahlte]. – Ueber die Lächerlichkeiten, von denen auch eine, in einem Wienerblatte abgedruckte, sogenannte Künstlernovelle, betitelt: „Der Sturm“, strotzt und worin Vater Haydn die Hauptrolle spielt, vergleiche die Wiener allgemeine Musik-Zeitung 1842 oder 1843, S. 163: „Glossarien“.
- XV. Einzelheiten, Haydn betreffend. Sein Copist Elsler. Ein Albumblatt. Ein Lichtschirm. Haydn’s Visitenkarte. Seine Schüler.
- Haydn’s vieljähriger Copist, J. Elsler, war der Vater der nachmals durch ihren Tanz und ihre Grazie so berühmt gewordenen Fanni Elsler, und es geschah öfter und geschieht vielleicht noch, daß dessen Schrift für jene Haydn’s ausgegeben, theuer bezahlt und als kostbares Autograph bewahrt wurde.
- Diese Composition aus Haydn’s Tagebuche theilt Griesinger (S. 46) mit und vermuthet, daß Haydn sie einem Freunde als Albumblatt zurückgelassen habe.
- Von einer Dame erhielt H. einen Lichtschirm, auf welchem die Worte gestickt sind:
Ihr staunt, daß Orpheus himmlischer Gesang
Einst Thränen aus den Augen roher Menschen zwang,
Bewundert Euren Zeitgenossen
Durch den so oft der Edlen Thränen floßen.
- [137] Dieser Lichtschirm, dessen Verse der Barde Denis gedichtet, war einer Mittheilung der Blätter für Musik, Theater und Kunst“ 1856, Nr. 74, S. 296, zu Folge, im Jahre 1856 zum Verkaufe ausgeboten.
- Eine solche – der Herausgeber besitzt sie selbst – aus dem Jahre 1807 enthält folgende Noten:
- Diese Stelle ist aus seinem letzten, dem Grafen Fries dedicirten Quartette, welches er unvollendet gelassen, richtiger dem 10. Gesange seiner bei Breitkopf und Härtel erschienenen drei- und vierstimmigen Gesänge, entnommen; da ihm die Kraft fehlte, es zu beenden, deutete er diesen Umstand im obigen, Wehmuth erregenden Adagio an, welches er an Stelle des fehlenden Allegro hinschrieb [Journal des Luxus und der Moden 1807, März, S. 189; – Griesinger, S. 78]. Stadler beantwortete diese Visitenkarte mit einem kleinen Duette, welches Griesinger, S. 79, mittheilt.
- Haydn hat folgende Schüler gebildet: Hoffmann ein Liefländer, Kranz in Stuttgart, Anton Wranitzky, Lessel, Fuchs in Eßterházy’schen Diensten, Tomisch, Graf, Specht, Pleyel, Hensel, Destouches, Struck, zwei Brüder Pulcelli und Neukomm.
- XVI. Urtheile über Haydn den Menschen und Künstler. Ein treffendes Urtheil über H. fällt Pastor Triest in der Leipziger Musik-Zeitung 1809, Nr. 24. Es lautet: „Alles vereinigt sich in ihm, um ihn zum größten Instrumentalcomponisten zu erheben. In seiner Jugend war er (wie Graun, Hasse, Schultz u. A.) ein sehr beliebter Sänger. Er studirte die großen italienischen Meister, und wer wird sich nun darüber wundern, daß er uns so herrliche Melodien gab, daß alles in seinen Werken, auch in den verwickeltsten Stellen, so schön singt, daß seine Hauptsätze im ernsthaften wie im komischen Style eine so bedeutende kraftvolle Simplicität haben, welche sogleich das Gefühl des Kenners wie des Liebhabers mit sich fortreißen. Hiemit verband er das innigste (durch Bach’s und andere Werke genährte) Studium der Harmonie, deren Früchte die kühnsten, überraschendsten und dabei nichts weniger als barokken Modulationen sind, wodurch es uns begeistert. Nun nehme man dazu die Kenntniß des eigenthümlichen Charakters der Instrumente und ihrer Wirkungen, und alles dieß vereinigt mit der seltensten Originalität eines Kopfes, der auch in der ungeheuren Menge seiner Werke weder andere, noch sich selbst copirt, ob er gleich seine eigene unverkennbare Manier hat (wie jeder bei einem untergeschobenen Werke hört, der nur etwas von H. kennt), so steht schon um deßwillen unser großer Meister zwar bewunderungswürdig, aber nicht unbegreiflich vor uns da. – Doch hiemit sind die Ursachen seiner Größe noch nicht alle angegeben. Die Quintessenz derselben scheint mir in der ausnehmend leichten Handhabung des Rhythmus, worin ihm keiner gleichkommt, und in dem zu liegen, was der Engländer Humor nennt und wofür das deutsche Wort „Laune“ nicht ganz paßt. Aus dieser letzteren Eigenschaft läßt sich sein Hang zu komischen Wendungen und das noch größere Gelingen dieser, als der ernsthaften erklären. – Wollte man auch hier eine Parallele mit anderen berühmten Männern aufsuchen, so ließe H. sich in Ansehung der Fruchtbarkeit seiner Phantasie vielleicht mit unserem Jean Paul (die chaotische Anordnung, wie sich versteht, abgerechnet; denn die lichtvolle Darstellung, lucidus ordo, ist keiner von H.’s geringsten Vorzügen) vergleichen und in Ansehung seines Humors, seiner originellen Laune (vis comica) mit Lor. Sterne. – Wollte man ferner den Charakter der H.’schen Compositionen mit zwei Worten angeben, so wäre er, wie mich dünkt, kunstvolle Popularität oder populäre (faßliche, eindringende) Kunstfülle. Aber in welcher Gattung von Tonkünsten ist H. wohl am größten und musterhaftesten? Diese Frage muß man fast bei jedem bedeutenden Tonkünstler in der 3. Periode thun, denn man fordert von ihm, daß er nicht bloß viel, sondern auch vielerlei schreibe. Nun ist es zwar gewiß, ein echter Künstler erregt in jedem Fache seiner Kunst, das er bearbeitet, Interesse; aber es bleibt auch ebenso ausgemacht, daß selbst das größte Originalgenie, besonders zu einer Zeit, wo die Kunst aus einer kleinen Pflanze zu einem [138] vielästigen Baume herangewachsen ist, nur in Einem oder einigen Theilen derselben mit ausgezeichnetem Glücke arbeiten kann. Und so fürchte ich denn nicht, gegen das Urtheil der meisten Kenner und Kritiker anzustoßen, wenn ich folgende Classification der Werke H.’s aufstelle. Den ersten Rang nehmen unbezweifelt seine Symphonien und Quartetten ein, worin ihn noch niemand übertroffen hat. Den zweiten seine Compositionen für’s Clavier, doch hierin nur durch das empfindungsvolle, zarte und bei aller Künstlichkeit faßlich hervorragende, denn in anderer Hinsicht möchten ihm (außer Mozart) auch noch manche neuere Claviercomponisten, besonders Muzio Clementi mit seinem Feuergeist (ja vielleicht in der Folge, wenn sich das wild Schwärmende gelegt hat, ein Beethoven) den Rang streitig machen. Hiernächst folgen seine Kirchenstücke und zuletzt seine Theaterwerke, soweit nämlich diese bekannt geworden sind. Den Beleg zu dieser Bemerkung gibt unter anderen sogar das Werk, welches so außerordentliche Sensation erregte (beinahe so viel wie Mozart’s Zauberflöte), nämlich „die Schöpfung“. Von diesem Werke wage ich es zu behaupten, daß es H.’s echtem Kunstruhme (nämlich nicht dem, den der große Haufe gibt) weder etwas entziehen, noch etwas zusetzen könne. Die Ehrfurcht gegen den großen Mann darf uns nicht verblenden, die Forderungen der Aesthetik an ein solches Werk zu übersehen. Und was kann diese wohl zu einer in Musik gesetzten Naturgeschichte, oder Geogonie, wo die Gegenstände wie in einer magischen Laterne vor uns vorübergehn; was kann sie zu den immerwährenden Objectmalereien, zu dem Gemisch des Kirchen- und Theaterstyls (das uns zeigt wie weit es mit jenen in den dortigen Gegenden schon gekommen ist), mit einem Worte zu der Tendenz des Ganzen sagen? Muß es nicht jeden Verehrer H.’s schmerzen, die große Kraft dieses Mannes zum Nachtheile der Kunst (denn solche Beispiele, sind oft gefährlich) an einen Text verschwendet zu sehen, der seiner nicht würdig ist? Wahrlich, der Urheber des alten mosaischen Sabbathliedes ließ es sich wohl nicht träumen, daß dieses noch am Ende des 18. Jahrhunderts mit allem Aufwande der modernen Tonkunst geschmückt, ein so großes Glück machen würde! – Nur dann dürften die überaus schönen herrlichen Chöre uns gegen die ästhetischen Mißgriffe der meisten übrigen Theile entschädigen, wenn man sich von den letzten (wie vielleicht mancher bei der Anhörung gewünscht hätte) den Text wegdenkt. – Genug, nach meiner (nöthigenfalls ausführlich zu vertheidigenden) Ueberzeugung kann dieses Werk als ein Ganzes Haydn’s Ruhm nicht vermehren. Aber es kann ihm auch wenig oder nichts nehmen, denn der Text kam ja nicht von ihm selbst, und es war also nicht seine Schuld, daß ihn dieser zu immerwährenden Darstellungen der Objecte, statt des Subjects, zwang. Außerdem schrieb er (und diesen Umstand wird man um der großen Verdienste des Mannes willen nicht aus der Acht lassen) dieses Oratorium eigentlich für die Engländer[2], welche noch an Händel’s Regen- und Schneemahlereien gewöhnt sind, und welche, wenn sie ihrem Geschmacke treu bleiben wollen, in dieser Schöpfung eines der größten Meisterstücke finden müssen, die sie je gehört haben. So hat also kein Componist des vorigen Jahrhunderts so viel für die Ausbildung der Instrumentalmusik gethan, als unser Vater J. Haydn. Keiner benutzte so ihre äußere und innere Kraft; keiner als er war im Stande sie mit der Gesangmusik in das gehörige Gleichgewicht zu stellen, sondern diese sogar zu nöthigen, daß sie gegen den Anfang des neuen Jahrhunderts alle ihre Kräfte aufbiethe, um nicht hinter jener zurück zu bleiben.“ – Der geistreiche W. G. Riehl in der zweiten Folge seiner „musikalischen Charakterköpfe“ (Stuttgart 1860, Cotta) sagt S. 305: „Die Romantiker sehen in Haydn vorwiegend nur den Mann der akademischen Alleinherrschaft, den Schulmeister, der die Kunstformen in ein unantastbares Dogma habe bannen wollen und vergaßen, daß er es gerade gewesen, der in seiner früheren Zeit solchen Bann gebrochen hatte; sie sahen in ihm den Doctor der Tonkunst. Und dieses Vorurtheil ist noch gar nicht ganz verhallt, denn die ästhetischen Parteiansichten leben sich ebenso langsam und nur nach den Stufenjahren ganzer Geschlechter aus, wie die politischen. Es vererbte sich nicht nur jene höchst einseitige Auffassung der letzten Periode unsers Meisters und übertrug sich auf dessen Gesammtbild, sondern es geriethen selbst seine früheren Werke, die ihn von einer ganz entgegengesetzten Seite charakterisiren, fast gänzlich in Vergessenheit. [139] Erst jetzt, wo die historisch-musikalischen Studien wieder zu hohen Ehren kommen, dämmert es allmählig wieder wie eine neue Wahrheit im allgemeineren Bewußtsein der künstlerischen Welt: daß H. bisher nur höchst lückenhaft gekannt und gewürdigt worden; daß er in seinem langen Leben dreierlei sehr unterschiedenen Ausdruck gehabt habe, in seinem wirklichen Gesicht sowohl, wie im Gesicht seiner Tondichtungen, daß er nur im Greisenalter einigermaßen wie ein Doctor der Tonkunst dreingesehen, daß es noch einen ganz anderen H. gebe, als den H. der „Schöpfung“, der Londoner Symphonien und der späteren größeren Streichquartette“ ... S. 321: „Zu allen Zeiten hat H. mit den Sprüngen seines Humors das oberflächliche Urtheil gefoppt und verwirrt. Eben jene übermüthigen Spiele des Witzes und der Laune waren es, die den Kaiser Joseph, einen eifrigen Musikfreund, verführten, seinen berühmten H. doch mehr nur als einen guten musikalischen Spaßmacher zu schätzen, während gründlichere Kenner gleichzeitig den anmuthvollen Rosetti warnten vor der Nachahmung H.’schen Ernstes und Tiefsinnes, den er doch nicht erreichen könne! Und in den Tagen des tändelnden Rossinismus geschah es gar, daß man aus denselben Sätzen, aus welchen die Leute mit Zopf und Haarbeutel vordem H. den Spaßmacher herausgehört, nun H., den Doctor, zusammenbuchstabirte. Seine liebenswürdige, seligvergnügt dahinschwebende Clavierphantasie (C-dur, Op. 58) wurde vor etwa 40 Jahren als Ouverture einer mit H.’scher Musik ausstaffirten komischen Operette vorgesetzt und erschien damals, vermuthlich wegen ihrer graziösen contrapunctischen Nachahmungen und der keck originellen Modulationen, den mit italienischem Gegaukel verwöhnten Ohren viel zu ernst, streng und gedankenschwer!“ .... und S. 325: „Es gibt mancherlei Aussprüche H.’s, in denen er die unmittelbare Eingebung dieses Genius als das A und O des schaffenden Künstlers hinstellt und dagegen den Regeln der Schule blutwenig Credit gibt. Diese Aussprüche zeigen uns eben den ohne Reflexion schaffensbegeisterten, den wahrhaft naiven Meister, der folgerecht ein sehr schlechter Doctor war. Man könnte sie als Vorwort just hinter den Titel seiner Sonaten drucken. Vorab jene schlagende Sentenz, wie man am sichersten also componire, daß es auch „im Herzen sitzen bleibe.“ Der Tondichter versichere sich vor allen Dingen einer klaren und entschiedenen Stimmung; hält er diese fest, dann zeugt es auch die folgerechte und kunstgemäße Ausführung und das Uebrige macht sich von selber. Für’s Handwerk des Satzes galt ihm dann die Diktatur des Genius, der sich seine eigenen Gesetze macht. „Hat Mozart es geschrieben, so hat er seine gute Ursache dazu“ – so belehrte H. kurzweg jene Kritiker, die sein Urtheil über die unharmonischen Querstände in der viel befehdeten Einleitung zu des großen Freundes C-Quartett wissen wollten, und gegen Albrechtsberger, der gar Quartenfolgen aus dem reinsten Satze zu verbannen gedachte, sprach er das schlagende Wort: „die Kunst ist frei und soll durch keine Handwerksfessel beschränkt werden, das gebildete Ohr muß entscheiden und ich halte mich befugt wie irgend einer, hierin Gesetze zu geben. Solche Künsteleien haben keinen Werth; ich wünschte lieber, daß es einer versuchte, einen wahrhaft neuen Menuett zu componiren.“ Nicht zu allgemeinen Grundsätzen soll man solche Worte stempeln; denn ein Maß, welches einem Haydn recht, ist eben auch nur einem Mozart billig. Aber zur Charakteristik unsers Meisters soll man die oft gehörten Sprüche immer wiederholen. Wir können und dürfen so naiv nicht mehr componiren; und gerade darum wollen wir H.’s schlichte Claviersonaten recht fest halten, weil sie keiner mehr nachmachen kann.“ – Gaßner charakterisirt H. folgendermaßen: „Haydn war ein durchaus frommer, katholischer Christ, aber in der ländlich unschuldigen Weise seines Landes. Ihm war wie seinem Lande herbe Ascetik oder streitsüchtiges Festhalten ebenso ferne, wie die kühl-prächtige Salbung des römischen und venetianischen Gottesdienstes. Er war, wie er öfters bekannte, nie freuden- und jubelvoller, als wenn er an Gott dachte, der alles so schön und wohl gemacht. Mit der ganzen tausendlebigen, froher Pulse vollen Natur jubelte und lobte er und betete innig, aber zutrauens- und anmuthsvoll wie ein Kind. Mit diesem Sinne, und auf diesem geistigen Standpuncte konnte nun Haydn mit seinen Opern nicht in der Zeit Gluck’s und Mozart’s Stand halten. Scenischer Verstand, scharfe Charakteristik, schnelle starke Entscheidung, die Selbstentäußerung und der Eifer, die dem Dramatiker unentbehrlich sind, waren seinem ländlich-friedlichen Sinne fremd. Seine Opern (so viel wir davon kennen) enthalten Musik genug, aber wenig Drama. Allein eben dieser Sinn im Vereine mit der mühseligen Fux’schen und der ganz nach Außen gekehrten Musikantenschule und [140] seinem ausdauernden Arbeiten und Beobachten, vollendete ihn als Instrumental-Componisten. Er ist nicht bloß der Schöpfer der (neueren) Symphonie und des Quatuors, sondern auch der Meister in beiden zu nennen. Kraft seiner tiefern Idee ist Beethoven – und er zuerst – zu neuen, höheren Offenbarungen geführt worden. Aber in dem, was H. gab, steht er einzig und unentbehrlich da. Freude, Anmuth, Zartheit, natürliche Innigkeit und Tiefsinnigkeit, die ganze Scala der Empfindungen von ausgelassenem Jubel und toller Neckerei bis zu den Schrecken leidenschaftlicher Verstörung durchlief er. Aber Maß und Anmuth blieb ihm stets zur Seite, stets sein freundlicher Sinn gewärtig. Selbst wenn er das Harte berührt, thut er es wie ein liebender Vater, der das Kind ermahnt und abschreckt vom Unrechten, aber mit Lächeln, daß es noch im Bangen hofft und liebt und bald wieder lächelt. Und dieser Sinn endlich macht ihn zum ewigen Muster für alle Kunstjünger. Kein anderer Künstler hat so Maß zu halten gewußt als H., bei dem nichts zu lang oder zu kurz, Alles, das Einfältige wie das Kunstreiche, an seinem Orte und in echter Weise da ist. Kein Künstler hat so unschuldvoll den kleinsten Gedanken angenommen, den Gott ihm gab, und so innig und treu gepflegt, daß er zu einem mächtigen Baume künstlerischer Erkenntniß erwüchse; keiner hat die ihm untergebenen Geschöpfe, seine Instrumente, so reinlich und angemessen und liebevoll gehegt als er. Seine Instrumentation ist klar wie der blaue Himmel, und durchsichtig rein, auch wenn sie stürmt und nachtet. Jedes Instrument geht seinen eignen natürlichen Gang, und wie er ihn erkannt hat, kann er sich getrost einem oder zwei einzelnen anvertrauen, so gut wie dem mächtigen Chor Aller; kein Instrumentist hat so zart singen und so gewaltig lärmen können als er. Man müßte ihn ewig beneiden, wenn man ihn nicht ewig lieben müßte und dankbar verehren.“ – De Luca über Haydn: „H. ist der Liebling unserer Nation, dessen Charakter sich jedem seiner Stücke eindrückt. Sein Satz hat Schönheit, Ordnung, Reinigkeit, eine feine und edle Einfalt, die schon eher empfunden wird, als die Zuhörer noch dazu vorbereitet sind. Es ist in seinen Cassationen, Quattro, Trio ein reines helles Wasser, welches ein südlicher Hauch zuweilen kräuselt, zuweilen hebt, in Wellen wirft, ohne daß es seinen Boden und Abschuß verläßt. Die monotonische Art der Stimmen mit gleichlautenden Octaven hat ihn zum Urheber (was jedoch Dies in seiner Lebensskizze Haydn’s (S. 207) bestreitet. Anm. d. Her.), und man kann ihr das Gefällige nicht absprechen. In Symphonien ist er ebenso männlich stark als empfindsam, in Cantaten reizend, einnehmend, und in Menuetten natürlich reizend. Kurz H. ist in der Musik das, was Gellert in der Dichtkunst ist“ (vielleicht würde de Luca heute sagen: was Göthe in der Dichtkunst ist). [De Luca, das gelehrte Oesterreich I, 2, S. 311]. Haydn und Mozart in Parallele. Wenn wir Haydn und Mozart zusammenstellen, so zeigt sich uns eine heilige Einheit in der individuellsten Mannigfaltigkeit und die verschiedenen Verhältnisse Beider stören das Fortschreiten der Geister nicht; wenn schon wir in der Bestimmung des Schicksals Beider auf merkliche Verschiedenheiten stoßen. – Musik der Väter weckte den Tonsinn der Söhne. – M. war der Sohn eines musikalischen Vaters; H. weckten die Gesänge und Accorde der ländlichen Zither seiner Eltern. – Der Sohn des Musikers, dessen Genie früher gepflegt, sich früher entwickelte, hatte mit weniger Hindernissen zu kämpfen, als der Sohn des Rademachers, er schritt früher zur Vollendung und wurde aber auch früher vollendet. – M.’s Genius wurde früh unter den gefälligen Musen des fröhlichen Wiens gepflegt, sonnte sich in Hesperiens üppigen Gefilden. – H. lebte auch in Wien, aber seine Jugend verwundeten nur die Dornen, während M. auf ihren Rosen gewiegt wurde. Nach Italien kam H. nie. So ernst wie sein ganzes Leben, führte ihn auch das Schicksal in das Land des tiefsinnigsten Ernstes – nach England. – Dennoch behielten beide Genien ihre Originalität und wirkten wohlthätig auf den Genius ihrer Umgebung. – M. zeigte in seinen früheren Compositionen einen düstern Ernst, strengen Contrapunct, und es wäre ein zweiter Sebastian Bach aus ihm geworden, hätten ihn Wiens gefällige Musen nicht umgeben, Italiens Zaubermelodien mit ihren Blumenketten nicht umwunden. Aber dabei wirkte seine Kraft wohlthätig auf die Anmuth seiner Umgebungen, theilte sich ihnen mit, und so ward M. Schöpfer jenes neuen Styls, der italienische Anmuth mit deutscher Kraft verbindet. – H.’s frühere Compositionen sind leicht, melodisch, tändelnd, denn er hörte nichts als gefällige Musik und Porpora war ein Italiener. Mit diesem heitern Genius, mit dieser melodischen Seele reiste er nach England. Die Grazie seiner gefälligen Melodien umwand den düstern Ernst der englischen [141] Musik, ebnete ihr rauhes Wesen, und so ward er, wie M. im Süden, im Norden der Schöpfer eines neuen Styls, der die Anmuth des Südens mit der Kraft des Nordens vereinigte. – M. gab der Anmuth des Südens die Kraft des Nordens. – Dem ungeachtet wuchsen beide Blüthen auf Einem Stamme – des ästhetisch Schönen. – Beide Künstler verbanden Kraft mit Anmuth, den Doppelkranz des Schönen in sich und den Nationen, deren Geschmack sie bildeten. In beiden war vereint vorhanden, was sie einzeln zu geben schienen. – M. wird wegen seiner tiefen gründlichen Harmonien geschätzt, H. wegen seiner Natürlichkeit und Grazie. Dennoch sind beide in der Harmonie gleich groß, gleich stark und kräftig. – M. suchte seine Melodien mit der Kraft der Harmonien zu bekleiden, H. versteckt seine tiefen Harmonien unter Rosen und Myrthengewinden seiner Melodien. – M. drängt unaufhaltsam durch Tonströme, kämpfend wie der jugendliche Held; H. wandelt gemächlich wie der ruhige Weise auf Blumengefilden der erquickenden Ruhestätte zu. – M. erscheint plötzlich, prächtig und groß, majestätisch wie der Blitz oder die Sonne, wenn sie unerwartet aus dem Wolkendunkel hervortritt. – H. bereitet vor wie ein heiterer Frühlingstag aus sanftem Morgenlicht. Er schafft sich erst ringsumher den Himmel, in dem sich seine Erwählten freuen sollen, wenn M. wie ein Sohn des Lichts plötzlich unerwartet unter die Sterblichen tritt und sie mit allmächtigen Arm im unaufhaltsamen Fluge hoch zum Olymp emporreißt. – H.’s Genius sucht die Breite, M.’s Höhe und Tiefe. – H. führt uns aus uns heraus, M. versenkt uns tiefer in uns selbst und hebt uns über uns, daher malt H. auch immer mehr objective Anschauungen, und M. die subjektiven Gefühle. Zum Beleg: H.’s Malereien in den Oratien die „Schöpfung“ und „Jahreszeiten“ und M.’s in seiner „Zauberflöte“, „Titus“ und sein Seelengemälde des verklärten und vollendeten Geistes im „Requiem“. – Aber beide Genien stehen gleich kraftvoll, gleich anmuthig da und wandeln so unter den Schatten, wie sie von uns ausgegangen sind. – M. starb in seiner schönsten Blüthenzeit und sein Geist schuf ein vollendetes Meisterwerk des höchsten Ernstes. – H. ging als lebenssatter Greis von hinnen, und schuf als solcher – ein Jüngling am Geiste, eine neue Schöpfung und einen neuen Frühling, einen glühenden Sommer (in den Jahreszeiten) im Winter seines Erdenlebens. – M. behauptete in seinem letzten Werke den, Charakter, der sich in seinen früheren ausspricht – gegen sonst in tiefer Harmonie. – H. nahm Abschied wie er kam; denn seine letzten Producte des vollendeten Greises athmen die Fülle und Anmuth des Jünglings. – Jeder von beiden behauptet seine Originalität; aber beide sind die Schöpfer eines guten Geschmacks.“ – In einem anderen Vergleiche Haydn’s mit Mozart heißt es treffend: „Bei Mozart ist mehr Leben und Handlung, Haydn ist gedankenreicher. Bei Haydn ist das Gefühl, bei Mozart die Leidenschaft vorherrschend. Wenn Mozart freudig jubelt, wenn er uns mit erhabenem Entzücken, mit Angst, Entsetzen und Geisterschauer ergreift, oder mit dem Tone der Schwermuth und Verzweiflung unser Herz bluten macht, erfüllt uns Haydn mit zufriedener Heiterkeit, mit süßer Wehmuth, mit Andacht und sanfter Rührung. Kurz, Mozart ist mehr episch und dramatisch, Haydn mehr romantisch und didaktisch. Schon der Gegenstand und Charakter der von beiden für Gesang gewählten Dichtungen deutet diese Unterschiede an.“
- ↑ Dieses Datum ist falsch.
- ↑ Dieses ist irrig: H. sollte die „Schöpfung“ für Salomon und somit für London schreiben, van Swieten überredete ihn, sein Vorhaben zu ändern, und Haydn schrieb sie für Wien.
Berichtigungen und Nachträge
- ↑ E Haydn, Joseph [s. d. Bd. VIII, S. 108].
- Bei Koryphäen von der Größe und kunstgeschichtlichen Bedeutung wie Joseph Haydn, verdient jeder neue Beitrag, der Nachrichten über ihr Leben und Wirken bringt, verzeichnet zu werden. Seit dem 31. October 1861, an welchem Tage der größere Artikel über Joseph Haydn in diesem Lexikon abgedruckt gewesen, sind mehrere nicht unwichtige Beiträge zur Biographie zugewachsen. Vor allen anderen Beiträgen ist zu nennen in Selmar Bagge’s „Deutscher Musik-Zeitung“ 1862, Nr. 46, 47 u. 48: „Joseph Haydn und seine fürstlichen Mäcene“ [ein interessanter, zur Bildungs- und Lebensgeschichte Haydn’s wichtiger Beitrag, der leider nur nicht ganz frei ist von Befangenheit gegen das fürstliche Haus Eßterházy und die aus demselben stammenden Mäcene Haydn’s). – Faust (Polygraphische Zeitschrift, Wien 4°.) 1857, S. 104: „Ein bisher noch unbekannter Zug aus Haydn’s Leben“. Von B. Julian Marschall. – Schlesische Zeitung (Breslau, Fol.) 1858, Nr. 7, im Feuilleton: „Züge aus dem Leben Joseph Haydn’s“. – Temesvárer Zeitung 1862, Nr. 250, im Feuilleton: „Bunte Steine auf dem Felde älterer und neuerer musikalischer Literatur, gesammelt von W. F. Speer. X. Iffland und Haydn“. – Vaterländische Blätter für den österreichischen Kaiserstaat (Wien, 4°.) Jahrg. 1808, S. 210; Jahrg. 1809, S. 264 u. 298 [Nekrolog und aus Haydn’s Leben]. – Wiener Chronik. Beilage zur Const. österr. Zeitung 1865, Nr. 20, S. 156: „Haydn’s Stammhaus in Rohrau“, von Dr. H. W. [Ein mehrwöchentlicher Aufenthalt in Rohrau setzte den Verfasser dieser Mittheilung über Haydn’s Stammhaus in die Lage, im dortigen Pfarrarchive und auf dem dortigen Kirchhofe über Haydn’s Eltern und ihre berühmten Söhne authentische Forschungen anzustellen. Dieß des Berichterstatters eigene Worte.]
- Ueber die Familie Haydn’s bringt nach der weiter unten angegebenen Quelle das Taufbuch zu Moldauteyn in Böhmen den Nachweis des böhmischen Ursprungs der Haydn. [Vergleiche die belletristische Zeitschrift: Lumír, belletristický týdenník, d. i. Lumir, ein belletristisches Wochenblatt. Redigirt von Ferd. B. Mikovec (Prag, gr. 8°.) 1862, Nr. 3, S. 67: „Hudebnická rodina Haydenů v Čechách“, d. i. Die Tonkünstler-Familie der Haydn in Böhmen.] – Presse (Wiener polit. Blatt) 1864, Nr. 99, im Feuilleton: „Joseph Haydn ohne Kopf“. Von Ludw. August Frankl. [Diese in einer Folge von Erinnerungen, welche unter dem Titel: „Aus halbvergangener Zeit“ zuerst in den Feuilletons der Wiener „Presse“ mitgetheilt wurden, abgedruckte Episode weist nach, daß Haydn’s Schädel von seiner Leiche abgetrennt worden sei und nach mancherlei Irrfahrten in einem anatomischen Museum (wahrscheinlich in Wien, Dr. L. A. Frankl nennt es nicht] aufbewahrt werde. Dieser interessante Artikel machte durch viele deutsche Journale die Runde und stand unter anderem abgedruckt in der Zeitung: Der Adler (Leipzig) 1864, Nr. 98; – Bohemia (Prager Blatt, 4°.) 1864, Nr. 88, S. 1025 – und in der Weser-Zeitung 1864, Nr. 6348.] – Ueber Haydn als Quartett-Compositeur bringt eine ästhetisch-kritische Beurtheilung die Brünner Zeitung 1864, Nr. 125 u. 133, in Nr. XVI u. XVII der „Musikalischen Briefe“.
- Ueber einzelne Compositionen Haydn’s. Elberfelder Zeitung 1862, Nr. 98: „Die sieben Worte von Joseph Haydn“. [Dieses Tonwerk erschien als vollständiges und was die Vocalmusik betrifft, ganz neues Werk zuerst im Jahre 1862 bei Breitkopf und Härtel in Leipzig.] – Lesefrüchte vom Felde der neuesten Literatur, gesammelt von J. J. E. Pappe (Hamburg, 8°.) 1826, 4. Band, 14. Stück: „Ueber Joseph Haydn und seine Schöpfung“. Zur Feier seines Geburtstages von Goethe. – Deutsche Musik-Zeitung von Selmar Bagge (Wien, 4°.) 1860, Nr. 48 und 49: „Haydn’s „Schöpfung“ in Glogau“ [eine bemerkenswerthe kunstkritische Studie]. – Ueber Haydn’s „Jahreszeiten“ erschien aber eine besondere Schrift, betitelt: Aesthetische Betrachtungen über die Jahreszeiten von J. Haydn. Von Schnyder von Wartensee (Frankfurt 1856, bei Keller) [vergleiche darüber das Feuilleton im Journal de Francfort 1861, Nr. 323]. – Das in der „Schlesischen Zeitung“ 1862, Nr. 155, über die „Jahreszeiten“ Mitgetheilte ist wörtlich meinem Lexikon – ohne Angabe der Quelle – entnommen. – Schließlich sei hier noch bemerkt, daß in der in den Fünfziger-Jahren abgehaltenen Licitation der Musik-Sammlung des verstorbenen Lord Falmouth unter den handschriftlichen Schätzen auch eine von Haydn eigenhändig geschriebene Partitur der Oper „Armida“, [471] welche nie zur Aufführung gekommen sein soll, sich vorgefunden habe. Was mit diesem handschriftlichen Schatze geschehen, hat Herausgeber dieses Lexikons nicht erfahren können.
- Haydn’s Clavier. Die Vasárnapi ujság, d. i. die Sonntagszeitung, und nach dieser die Bohemia 1864, Nr. 237, S. 987, brachten die Mittheilung, daß das Pianoforte Haydn’s, auf welchem er unter anderem die „Schöpfung“, die „Jahreszeiten“ componirt, sich damals (im September 1864) in Raab befand und zu verkaufen war. Ein Raaber Einwohner ersuchte die Direction des Pesther National-Museums, diesen so werthvollen Gegenstand nicht aus dem Lande wegführen zu lassen. Die Direction erwiederte darauf, daß das Museum sich nicht in der Lage befinde, für Gegenstände, welche bloß für die Pietät von Werth seien, Opfer zu bringen. Vielleicht könnte die Opferwilligkeit Einzelner das thun, was das Museum nicht vermag.
- Haydn’s Porträt. Die Neue freie Presse brachte in Nr. 360 des Jahres 1865 unter den Kunstnotizen die Nachricht, daß in den Besitz des Herrn Alfred Grenser unter anderem „ein Porträt Joseph Haydn’s, Original-Pastellgemälde von eigenthümlicher Weichheit und Frische der Farben“ gelangt sei.
- Haydn in der Dichtung. Wie bei Lebzeiten und bei seinem Tode H. durch die Dichtung gefeiert worden, so findet diese im Leben des muthigen Tonheros noch immer Stoff zur ästhetischen oder poetischen Behandlung einzelner Episoden desselben. So erschien erst vor Kurzem: „Vater Haydn. Dramatisches Gedicht in einem Aufzuge. Von Julius Eberwein. Mit einem Anhang: Mozart’s Dorfmusicanten“ (Leipzig 1863, Matthes, 8°.), und die Aufführung von Haydn’s Schöpfung hat einen Poeten zu einem hübsch gemachten Gedichte „Des Meisters Tod“, im Rumburger Anzeiger 1857, Nr. 22, begeistert, an dem aber das eigentlich Poetische des Gedichtes eine Lüge ist. Nach dem Gedichte wäre Haydn anläßlich jener denkwürdigen Aufführung, welche am 27. März 1808 Statt hatte, während derselben gestorben. Nun aber starb Haydn etwa ein Jahr nach dieser Aufführung (31. Mai 1809) schmerzlos an Entkräftung. – In seiner bekannten anmuthigen Weise führt der beliebte Erzähler Gustav Nieritz unseren Haydn in seiner Erzählung „Die spukende Nonne. Ein Schwank aus Joseph Haydn’s Jugendleben“ vor, welche in mehreren deutschen Blättern, u. a. auch in der Hermannstädter Zeitung 1862, Nr. 264 bis 269, abgedruckt war, und in der Preßburger Zeitung im Jahre 1855 zieht sich durch mehrere Feuilletons eine Novelle, betitelt: „Haydn’s erstes Quartett“, worin seine Heirathsgeschichte behandelt ist.
- Haydn’s Monument und die Tonkünstler-Societät „Haydn“. Die Idee zu einem Haydn-Monument gehört nicht der Gegenwart an; sie ist schon im Jahre 1819 und bei dieser Gelegenheit auch die Errichtung eines Denkmals für Mozart angeregt worden. [Vergleiche Erneuerte vaterländische Blätter für das Kaiserthum Oesterreich (Wien, Strauß, 4°.) Jahrg. 1819, S. 135: „Monument für Haydn und Mozart“.] – In neuerer Zeit ist die Errichtung eines Haydn-Monumentes – leider nur als Brunnen-Denkmal – wieder und mit Erfolg angeregt worden. Der Meister Haydn verdient denn doch für sich allein und nicht als Decoration eines Brunnens im Denkmal zu stehen. Im Jahre 1864 wurde eine Subscription für das Haydn-Monument eröffnet. [Oesterreichischer Volksfreund 1864, Nr. 261, im „Sonntags-Feuilleton“.] – Was die Tonkünstler-Gesellschaft „Haydn“ betrifft, welche Florian Gaßmann im Jahre 1771 gestiftet, die in sinniger Pietät für Haydn dessen Namen angenommen und auch ihm zunächst, da meist nur seine Werke vorgetragen werden, ihr bedeutendes Vermögen verdankt (schon im Jahre 1852 betrug das Vermögen der Societät 508.405 fl. mit einem Jahreserträgniß von 25.597 fl., wovon 28 Witwen jährlich eine Pension von 400 fl. bezogen), so gibt darüber eine ausführlichere geschichtliche Darstellung Dr. Ed. Hanslick in der Neuen freien Presse 1865, Nr. 360, im Aufsatze: „Die Tonkünstler-Societät. Ein Blatt aus der älteren Musikgeschichte Wiens“. [Band 14, S. 470 f.]
- ↑ E Haydn, Joseph [Bd. VIII, S. 108; Bd. XIV, S. 470].
- Biographien und Biographisches. Ludwig (Albert C.), Joseph Haydn. Ein Lebensbild. Nach authentischen Quellen dargestellt (Nordhausen 1867, Adolph Buchting, 8°.) [vergl. darüber: Blätter für literarische Unterhaltung (Leipzig, Brockhaus, 4°.) 1868, Nr. 11, S. 173]. – Pohl (F.), Mozart und Haydn [348] in London. 2 Abtheilungen (Wien, 8°.), die zweite Abtheilung behandelt: Haydn in London. – Europa (Leipziger belletr. Blatt, schm. 4°.) 1867, Nr. 44: Charakterzüge und Anekdoten aus H.’s Leben. – Presse (Wiener polit. Blatt) 1867, Nr. 147, im Feuilleton: „Mozart und Haydn in London“. – Temesvarer Zeitung 1863, Nr. 17, im Feuilleton: „Bunte Steine. XI. Aus J. Haydn’s Leben“, von W. F. Speer.
- Ueber Haydn’s Compositionen. Allgemeine Zeitung (Augsburg, Cotta, 4°.) 1867, Nr. 316: „Neun Symphonien“ von Haydn“. – Wanderer (Wiener polit. Blatt) 1866, Nr. 88: „J. Haydn’s „Stabat mater“.
- Haydn’s Briefe. Nohl (L.), Musikalische Briefe. Eine Sammlung Briefe von C. W. Gluck u. s. w. (Leipzig 1867, Duncker, 8°.) [enthält mehrere Briefe Haydn’s, deren interessanteste jedoch schon Karajan in seinem „Haydn in London“ mitgetheilt hat]. – Zellner’s Blätter für Musik. Theater u. s. w. (Wien, kl. Fol.) XI. Jahrg. (1865), Nr. 92: „Ein Brief von Jos. Haydn“.
- Haydn’s Tod, Grabstätte u. s. w. Vorarlberger Landes-Zeitung 1864, Nr. 50, im Feuilleton: „Joseph Haydn ohne Kopf“. – Fremden-Blatt. Von Gustav Heine, 1866, Nr. 146, I. Beilage: „Die Leiche ohne Kopf in Eisenstadt“. – Gaßner (F. S.), Zeitschrift für Deutschlands Musik-Vereine und Dilettanten (Karlsruhe 1844, 8°.) Bd. III, S. 319: „Haydn’s Denkstein auf dem Grabe zu Wien“, von S. v. Neukom. – Oedenburger Localblatt 1864, Nr. 1: „Haydn’s Grabstein“. – Fremden-Blatt (Wien, 4°.) 1866, Nr. 302 u. 304: „Ueber Haydn’s Grab“. – Neue freie Presse 1867, Nr. 1112: „Das Grab Jos. Haydn’s“. – Wanderer (Wiener Blatt) 1866, Nr. 305: „Haydn’s Denkstein am Hundsthurmer Friedhofe-. – Das Vaterland (Wiener polit. Blatt) 1864, Nr. 274, im Feuilleton: „Wiener Briefe“.
- Haydn’s musikalische Visitenkarte. Sammler (Wiener Unterhaltungsblatt, 4°.) 1809, Nr. 152–156, S. 618: „Haydn’s musikalische Visitenkarte, von Stadler beantwortet“
- Haydn’s Gartenhaus. Oedenburger Localblatt. IV. Jahrg. (1864), Nr. 5: „Haydn’s Gartenhaus in Eisenstadt“.
- Haydn in der Poesie (Novelle, Erzählung). Illustrirtes Familienbuch des österreichischen Lloyd (Triest, 4°.) II. Jahrgang (1852), S. 183: „Der Doctor der Musik“. – Wiener Familien-Journal (Beilage des „Wiener Journal“) 1867, Nr. 78–80: „Haydn’s erste Liebe“, von M. Rosen. – Der Hausfreund. Redig. von Wachenhusen (Wien, 4°.) VII. Bd. S. 291: „Die Zigeunerbande. Aus Jos. Haydn’s Jugend“, von Karl Teschner, mit einer Holzschnittzeichnung von G. Schweissinger. – Fremden-Blatt (Wien, 4°.) 1867, Nr. 16: „Wie Haydn seine erste Oper componirt“; – dasselbe 1868, Nr. 168, I. Beilage: „Haydn auf Freiersfüßen und im Ehestande“. – Unterhaltungsblatt des badischen Beobachters (4°.) 1863, Nr. 18: „Haydn’s erstes Quartett und erste Liebe“. [Band 28, S. 347 f.]