Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Auer, Leopold
Band: 14 (1865), ab Seite: 387. (Quelle)
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Bagge, Selmar (Tonkünstler und Musikgelehrter, geb. zu Coburg 30. Juni 1823). Der Sohn des Rectors der Coburger lateinischen Schule Johann Ehregott Elieser B.; erhielt, da er Talent zeigte, früh guten Unterricht in der Musik und wählte das Violoncell zu seinem Hauptinstrument. Zur weiteren Ausbildung begab er sich 1837 nach Prag, wo er bis 1840 im Conservatorium bei Dionys Weber Studien in der Composition, bei Hüttner im Violoncellspiel machte. Im letztgenannten Jahre ging er als erster Violoncellist zum Orchester des Lemberger Stadttheaters, gab aber schon zwei Jahre später diesen Posten auf und ging nach Wien. Dort öffnete ihm seine tüchtige musikalische Bildung die musikliebenden Kreise, aber statt des Violoncells pflegte er nun mit großem Eifer Clavier und Orgel. Indessen nahm er auch bei Simon Sechter theoretischen Unterricht, begann zu componiren, wurde 1851 Professor der Composition am Conservatorium und 1853 Organist an der evangelischen Filialkirche. In Folge von Zerwürfnissen mit der Direction des Conservatoriums [388] verlor er im Jahre 1855 seine Professur. Die Kunstzustände des Conservatoriums boten aber dem scharfblickenden und für die Interessen der Musik begeisterten B. der Blößen genug, die er nun, da er unabhängig von der Anstalt war, in mehreren gegen dieselbe gerichteten polemischen Artikeln schonungslos bloßlegte und auf diese Art ein neues Gebiet, das der Musikschriftstellerei betrat, zu der er tüchtige, theoretische und praktische Kenntnisse, Geist, den Ernst der Kunst und die Liebe zur Sache mitbrachte. In der von den kunstliebenden Fürsten Constantin und Georg Czartoryski mit Opfern erhaltenen „Monatschrift für Theater und Musik“ (später „Recensionen“) begann seine schriftstellerische Thätigkeit, zuerst in Artikeln polemischer Natur gegen das Conservatorium, später in Behandlung musikalischer Fragen von allgemeiner Natur übergehend. Aber schon nach einiger Zeit ward ihm das eingeräumte Feld zu enge und 1860 wurde B. Mitbegründer und Redacteur der in Wien in’s Leben gerufenen „Deutschen Musik-Zeitung“, eines Blattes, aus dessen Spalten redliches und gesinnungstüchtiges Kunststreben sprach, das aber zum Nachtheile der ziemlich im Argen liegenden musikalischen Zustände Wiens zu erscheinen aufhörte, als B. im Jahre 1863 nach Leipzig übersiedelte, um die Redaction der von Breitkopf und Härtel wieder in’s Leben gerufenen „Allgemeinen Musik-Zeitung“ zu übernehmen. B. ist auch als Tonsetzer thätig und sind von ihm Streich-Quartette, Lieder, verschiedene Pianostücke, eine Symphonie, eine Sonate für Clavier und Violoncell u. m. a. erschienen.

Universal-Lexikon der Tonkunst. Angefangen von Dr. Julius Schladebach, fortgesetzt von Ed. Bernsdorf (Dresden 1857, Rob. Schäfer, gr. 8°.) Nachtrag S. 30.