Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Bagge, Selmar
Band: 14 (1865), ab Seite: 385. (Quelle)
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Auer, Leopold (Violin-Virtuos, geb. zu Veszprim in Ungarn im Jahre 1845). Obgleich seine Eltern sich eben nicht in günstigen Vermögensumständen befanden, ließ ihn doch der Vater, der das musikalische Talent des Knaben bald erkannt hatte, auf das sorgfältigste in der Musik, und zwar im Violinspiele ausbilden und wählte zu Lehrern seines Sohnes die besten Meister, Männer wie Dont [S. 429 d. Bds.] und Helmesberger [Bd. VIII, S. 284]. Im Alter von vierzehn Jahren machte er bereits einen Kunstausflug und trat in mehreren Städten Croatiens und Ungarns, in Triest und in Wien, in letzterer Stadt jedoch nur in einem Privatconcerte auf. Von Wien begab er sich nach Linz, Salzburg, dann nach München und Leipzig und erntete überall großen Beifall. Die etwas in Verfall gerathene und nicht mit Unrecht verlästerte Zeit der Wunderkinder schien durch ihn neu in’s Leben gerufen zu werden. Von Deutschland setzte er seine Künstlerfahrt durch England und Dänemark mit gleich günstigem Erfolge fort. Zu Anfang 1864 wurde er in Düsseldorf zum Concertmeister ernannt und besuchte in dieser Eigenschaft im genannten Jahre sein Vaterland, wo er zu Ofen im Volkstheater, im Bade Füred, in Stuhlweißenburg und in anderen Städten stark besuchte Concerte gab. A. spielt die schwierigsten Compositionen der ersten Meister seines Instrumentes, eines Alard, Bazzini, Ridley, Kohne, Molique, Vieuxtemps u. A., aber auch Beethoven’sche, Mendelssohn’sche und Spohr’sche Violinconcerte stehen auf seinem Repertoire. Mit eminenter Fertigkeit verbindet der noch sehr junge Künstler seltene Anmuth und Fülle des Tones, vollkommene Beherrschung der schwierigsten Stricharten, und überragt an eigenthümlicher Frische, Jugendlichkeit und Gesundheit des Vortrages manche Berühmtheiten seines Instrumentes. A. componirt auch, wie dieß aus einer von ihm verfaßten „Fantaisie-Caprice“ erhellet, welche er schon in seinem ersten Concerte zu Salzburg, im Jahre 1860, vorgetragen.

Abendbote (Linzer Blatt, 4°.) 1860, Nr. 21: „Der vierzehnjährige Violinspieler Leopold Auer“. – Salzburger Zeitung 1860, Nr. 35, im Feuilleton. – Pester Lloyd (Pesther politisches Journal) 1864, Nr. 155 u. 188, unter den „Tagesneuigkeiten“.