BLKÖ:Schmidt, Heinrich (Theaterdirector)
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 30 (1875), ab Seite: 258. (Quelle) | |||
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Goethe’s Vermittelung, der an den damaligen Hoftheater-Secretär in Wien, Baron Retzer [Bd. XXV, S. 343], geschrieben hatte, eine Stelle am Wiener Hoftheater. Es war im Jahre 1801 und Schmidt zählte damals 22 Jahre. An der Wiener Hofbühne waren in jenen Tagen – um nur die Namen ersten Ranges zu nennen – Brockmann, Eckardt-Koch, Lange, Mad. Nouseul, Betti Rose, Weidmann, Ziegler thätig und bildeten ein schönes wirkungsvolles Ensemble. Und doch hatte erst zwölf Jahre früher noch der Hanswurst auf dem Kärnthnerthor-Theater die Pritsche geschwungen. Vom Wiener Hoftheater kam S. als Director des fürstlich Eßterházy’schen Theaters nach Eisenstadt und hatte zugleich als Secretär im Kunstfache die Kunst- und Musikaliensammlungen des Fürsten unter seiner Aufsicht. Dieses fürstliche Theater verfügte damals über Kräfte, welche große Bühnen nicht aufzuweisen hatten, so waren an demselben Joseph Haydn, Hummel, Fuchs Capellmeister, und Wild und Forti in ihrer schönen jugendlichen Periode, Frau von Vadaß, Frau Groll u. A. als Sänger und Sängerinen angestellt, das Publicum aber bestand aus Wiens höchstem Adel und dem diplomatischen Corps. Es war eine denkwürdige Zeit, welche S. in diesen fürstlichen Diensten verlebte. Als später eine Gesellschaft von Wiener Cavalieren die beiden Hoftheater übernommen hatte und Fürst Eßterházy zum Präses erwählt worden war, wurde S. von dem Fürsten, für dessen Theaterangelegenheiten in Eisenstadt er schon früher mehrere Reisen unternommen hatte, nach Berlin und Weimar abgesendet, um dort Engagements für die Theater einzuleiten und abzuschließen. In seinen Erinnerungen erstattet S. ausführlichen und sehr interessanten Bericht über diese Reise und ihre Erfolge. Allmälig reifte in ihm der Entschluß, ein Theater auf eigene Rechnung zu übernehmen und es zu dirigiren. Da er vernommen, daß in Brünn das Theater unter Korntheuer’s Leitung länger sich zu halten nicht im Stande war, reiste er nach Brünn, sah sich die Dinge in Person an, und obwohl bisher eine Unternehmung um die andere gescheitert war, bewarb er sich um die Direction. „Bei längerer Beobachtung“, so schreibt S. selbst in seinen „Erinnerungen“, „fand ich ein gebildetes, empfängliches und daher das Bessere würdigendes Publicum, das zugleich bei seinem Wohlstande ein Theater wohl souteniren könnte und würde, im Falle dieses, gehörig ausgestattet, zweckdienlich geleitet würde. Nach neun Monaten (1812) übernahm ich das Theater, und um sogleich der [259] neuen Direction größere Theilnahme und Achtung zu verschaffen, richtete ich mein Bestreben besonders darauf, durch Heranziehung besserer, ja womöglich auch gebildeterer Mitglieder die Auswahl und Aufrechthaltung eines vorzüglichen Repertoirs möglich zu machen. Es gelang mir auch bald darauf, im besseren Sinne des Wortes, wirksamere Talente, ja auch von literarischer Befähigung – von letzteren nenne ich nur Seydelmann, Karl Töpfer, August Lewald, später zugleich beliebte und geschätzte Schriftsteller – für die Bühne zu gewinnen und so das Publicum zufrieden zu stellen. Auch meine tägliche Casse lieferte mir einen überzeugenden Beweis davon, den ad oculos.“ Bis zum Jahre 1825 führte S. zur großen Zufriedenheit der Brünner Theaterfreunde die Direction. Nicht blos eine tüchtige Gesellschaft unterhielt er, noch mehr durch Herbeiziehung berühmter Gaste, wie Forti, die Sängerinen Borgondio, Campi, Canzi, Grünbaum, Pixis, Bocklet, Jansa, Kreutzer u. A., gewann er sein Publicum und hielt das Theater aufrecht. Nachdem er im Jahre 1825 die Direction niedergelegt, ging das Theater unter der Leitung seines Nachfolgers Alois Zwoneczek wieder seinem Verfalle entgegen und zu Ostern 1831 übernahm es S. von Neuem und führte es bis 1837. Von dieser Zeit zog sich S. ganz in’s Privatleben zurück und war völlig verschollen, bis sich ihm ein Jahr vor seinem Tode, als er sein Buch: „Erinnerungen eines Weimarer Veteranen aus dem geselligen, literarischen und Theaterleben“ (Leipzig 1835) herausgab, die allgemeine Theilnahme, welche er durch die Mittheilung seiner Erlebnisse mit höchst interessanten Personen und einer überaus denkwürdigen Zeit erregt hatte, von Neuem zuwandte. Ein Jahr später verkündeten die Blätter sein im hohen Alter von 78 Jahren erfolgtes Ableben. In seinen jüngeren Jahren war S. in verschiedenen schöngeistigen Blättern, den besten, welche damals erschienen, nämlich 1799 und 1800 an Wieland’s „Teutschem Merkur“, 1802 und 1803 an Kotzebue’s „Freymüthigen“, 1806 und 1807 an der „Zeitung für die elegante Welt“, 1807 und 1808 an der zu Leipzig von Karl Aug. Solbrig herausgegebenen „Allgemeinen deutschen Theater-Zeitung“, schriftstellerisch thätig gewesen. Als er später in Brünn die Theaterdirection führte, lieferte er auch für die daselbst erscheinende „Moravia“ Beiträge. Aber früher schon hatte er herausgegeben: „Gedichte“ (Weimar 1800, 8°.); – „Aschenbrödel. Eine Zauberoper in 3 Aufzügen. Nach dem Französischen von Etienne bearbeitet (Wien 1811, Wallishausser, 8°.) und „Das österreichische Feldlager. Ein militärisches Gemälde mit Gesang. Nach Wallenstein’s Lager“ (ebd. 1814, Doll, 8°.); überdieß hatte er drei Sammlungen von Liedern mit Compositionen des Capellmeisters Friedrich Heinrich Hummel und Moriz Grafen Dietrichstein in Wien und eine andere mit den Compositionen von Anton Polzelli in Leipzig veröffentlicht.
48. Schmidt, Heinrich (Theaterdirector, geb. zu Weimar 27. September 1779, gest. zu Wien 14. April 1857). Widmete sich in seiner Vaterstadt nach beendeten Studien, welche er an der damals berühmten, ja gerade in ihrem höchsten Flor stehenden Universität Jena zurückgelegt, der Bühne, trat in Weimar auf und erhielt durch- d’Elvert (Christian Ritter), Geschichte der Musik in Mähren und Oesterreichisch-Schlesien u. s. w. (Brünn 1873, Winiker, gr. 8°.) S. 203 u. 207. – Die im Texte der Biographie angegebenen „Erinnerungen eines Weimarer Veteranen“.