BLKÖ:Pixis, Friedrich Wilhelm

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Pixis, Theodor
Band: 22 (1870), ab Seite: 378. (Quelle)
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Pixis, Friedrich Wilhelm (Violin-Virtuos, geb. zu Mannheim im Jahre 1786, gest. zu Prag 20. October 1842). Gehört einer berühmten Künstlerfamilie an; sein Vater, ebenfalls Friedrich Wilhelm, war Organist an der evangelisch-reformirten Kirche zu Mannheim und ein tüchtiger Schüler des Abbé Vogler. Der Sohn zeigte im frühesten Knabenalter großes Talent für die Musik und das Zeichnen, welch letzteres aber bald der Musik weichen mußte. Der Vater selbst unterrichtete ihn Anfangs auf dem Clavier, als aber der zweite Sohn, Johann Peter, auch ungewöhnliche musikalische Begabung, namentlich im Clavierspiele, an den Tag legte, widmete sich Friedrich Wilhelm dem Violinspiele, welchem er auch seither treu blieb. Sein erster Meister im Violinspiele war Ritter, später Luci, ein Schüler des berühmten Violin-Virtuosen Fränzl[WS 1]. Der Knabe machte so ausgezeichnete Fortschritte, daß ihn nun Fränzl selbst als Schüler annahm und ihn so ausbildete, daß er im Alter von neun Jahren mit seinem Violinspiele Aufsehen erregte. Die Besoldung des Vaters war eine kärgliche und die damaligen kriegerischen Zeiten boten wenig Gelegenheiten zu Nebenverdienst dar; da war es denn Fränzl, der dem Vater den Rath gab, mit seinen beiden Knaben auf Kunstreisen zu gehen. Der alte P. befolgte diesen Rath und trat im Jahre 1797 seine Künstlerfahrt [379] an. Er besuchte in den folgenden Jahren bis 1800 die größeren deutschen Städte; im Jahre 1798 kam er mit beiden Knaben nach Hamburg, wo sich eben zu dieser Zeit der berühmte Violin-Virtuose Viotti befand. Der ältere der Knaben benützte sofort den Unterricht dieses Meisters und eignete sich manche Vortheile von dessen Technik an. Im Jahre 1800 befanden sich beide Knaben in Berlin, wo sie mit ihrem Spiele Alles begeisterten. Dort erregten sie solche Bewunderung, daß ein Verein von Dilettanten sich zusammenthat, um dem jungen Pixis eine echte Cremoneser Geige zu kaufen, welche eben damals aus dem Nachlasse eines berühmten Musikers feilgeboten wurde und welche Pixis, der Vater zum Herzleid des Sohnes zu erstehen nicht im Stande war. Von Berlin aus wurden die Reisen noch weiter, und zwar nach Polen und Rußland ausgedehnt, worauf Pixis der Vater nach mehrjährigen Künstlerfahrten sich in Wien bleibend niederließ. Daselbst nahmen Friedrich Wilhelm und sein Bruder Unterricht bei dem berühmten Contrapunctisten Albrechtsberger, dessen letzte Schüler beide waren. Von Wien aus unternahmen beide Brüder allein die erste Kunstreise, und zwar nach Prag, wo sie gerade um jene Zeit ankamen, als man damit umging, daselbst ein Conservatorium der Musik zu errichten. Mehrere der ersten kunstliebenden Großen Prags, die für den jungen Violinspieler eine besondere Vorliebe gefaßt, beredeten denselben, sich in Prag bleibend niederzulassen und das Lehramt der Violine an dem neuen Kunstinstitute zu übernehmen, welches im J. 1810 in’s Leben trat, und so wurde P. mit 900 fl. Gehalt und der Verpflichtung eines täglichen Unterrichtes von drei Stunden am Prager Conservatorium angestellt. An demselben wirkte P. in ersprießlichster Weise, indem er mehrere tüchtige Schüler gebildet, über 30 Jahre, auch war er in der Zwischenzeit – nach Clemens’ Abgange – Orchesterdirector am ständischen Theater und dann Director der Prager Tonkünstler-Gesellschaft gewesen. Als Componist scheint P. nicht thätig gewesen zu sein. Jedoch erscheint in Ricordi’s „Catalogo delle opere pubblicate“ (Milano 1855, gr. 8°.) Volume I, unter p. 325, 438, 464 u. s. w. ein Pixis als Piano-Componist, von dem zahlreiche Werke (ein Rondino sur les Monsquetaires de la Reine de Halevy trägt die Opus-Nummer 151) angeführt sind. Nun ist der Bruder Friedrich Wilhelm’s, der berühmte Johann Peter, Violin-Virtuose. Sollte dieser auch Piano-Componist sein? In Ricordi’s Katalog fehlt überall der Taufname. P. starb, nachdem er seit mehreren Jahren gekränkelt, im Alter von 56 Jahren. Sein leider früh verblichener Sohn Theodor [s. d. Folgenden] trat in seine Fußstapfen.

Libussa. Jahrbuch. Herausgegeben von Paul Alois Klar (Prag, Taschenbuchform.) X. Jahrgang (1851), S. 462. – Neues Universal-Lexikon der Tonkunst. Angefangen von Dr. Julius Schladebach, fortgesetzt von Eduard Bernsdorf (Dresden 1856, Schäfer, gr. 8°.) Bd. III, S. 196. – Gerber (Ernst Ludwig), Neues historisch-biographisches Lexikon der Tonkünstler (Leipzig 1813, Kühnel, Lex. 8°.) Bd. III, Sp. 726. – ('Hormayr’s) Archiv für Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst (Wien, 4°.) XVI. Jahrgang (1825), Nr. 4, S. 19, im Aufsatze: „Die Tonkunst in Böhmen“, von J. A. v. Rittersberg. – Schilling (G. Dr.), Das musikalische Europa (Speyer 1842, F. C. Neidhard, gr. 8°.) S. 267. – Gaßner (F. S. Dr.), Universal-Lexikon der Tonkunst. Neue Handausgabe in einem Bande (Stuttgart 1849, Köhler, Lex. 8°.) S. 688. – Theater-Zeitung, herausg. von Adolph Bäuerle (Wien, gr. 4°.) 35. Jahrg. (1842), Nr. 256. [380]Porträt. Mit seinem Bruder Johann Peter gemeinschaftlich nach H. Schröder gestochen von Sintzenich (Berlin, gr. Fol., Braundruck).

Anmerkungen (Wikisource)