Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 2 (1857), ab Seite: 5. (Quelle)
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Bocklet, Karl Maria (Pianist, geb. zu Prag 1801). Nachdem er sich in seiner Vaterstadt in der Technik des Spiels vollkommen ausgebildet hatte, kam er 1820 nach Wien, wirkte vorerst – aber nur kurze Zeit – als Violinist im Theater an der Wien, entsagte dann der Geige gänzlich, widmete sich ausschließlich dem Pianoforte und ertheilte darin in glänzender Weise Unterricht. Seine Auffassung, mit der er den Geist der Compositionen bewältigte und zum Ausdrucke brachte, sowie seine Lehrmethode erwarben ihm den Ruhm des vorzüglichsten Pianisten, und es gehörte zum guten Tone, zur Vollendung musikalischer Bildung B. zu berufen. Vorzugsweise ist es Beethoven, den er durch sein Spiel verherrlichte. Die Technik des Spieles hatte B. völlig inne, und er überwand mit Leichtigkeit jene oft vom Geiste eines Musikstückes ganz unabhängigen und öfter herbeigezogenen Schwierigkeiten des Spiels, womit die Unzahl der Virtuosen von heut zu Tage, deren Unwesen in dieser Hinsicht so groß ist, daß wir vor lauter Musikern keine Musik mehr haben, so leicht sich den Ruhm erfingert. Bocklets ganzes Streben im Spiele war darauf gerichtet, ein Musikstück dem Geiste des Componisten gemäß, mit Gefühl und Vollendung vorzutragen. Ausgezeichnetes leistete B. in musikalischer Improvisation, und Musikkenner gedenken mit Entzücken der herrlichen über ein gegebenes Thema improvisirten Ton-Phantasien, welche insbesondere dann hinreißend wurden, wenn man dem Künstler ein Beethoven’sches Thema aufgegeben hatte. So erwarb er sich als Förderer guter und gutgespielter Musik wesentliche Verdienste um die Kunst, die er trieb und die bald darauf in den Verfall zu sinken begann, in welchem sie sich jetzt befindet. Bocklet hat auch mehreres für das Fortepiano componirt, und damit Beweise seines schönen Talentes und geläuterten Geschmackes gegeben.

Schilling (G. Dr.), das musikalische Europa (Speyer 1842, F. C. Neidhard, gr. 8°.) S. 38. [6]Oestr. National-Encyklopädie (von Gräffer und Czikann , (Wien 1835, 6 Bde.) I. Bd. S. 320. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für gebildete Stände (Hildburghausen 1845) IV. Bd. 4. Abtheil. S. 1270.