BLKÖ:Nousseul, Rosalia

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 20 (1869), ab Seite: 404. (Quelle)
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Nousseul, Rosalia (k. k. Hofschauspielerin, geb. zu Gratz 5. Mai 1750, gest. zu Wien 24. Jänner 1804). Erscheint auch mit einem s, Nouseul, geschrieben. Tochter des Schauspielers Lefevre, widmete sich in frühester Jugend der dramatischen Kunst. Im Jahre 1770 vermälte sie sich in Wien mit dem Schauspieler Nousseul und begab sich mit ihm an das markgräflich badische Hoftheater nach Rastadt, wo sie mit ihm zum ersten Male in Goldoni’s Lustspiel: „Gli innamorati“, unter dem Titel: „Die verliebten Zänker“ von Landes übersetzt, als Eugenia auftrat und sehr gefiel. Sie spielte nun an den Theatern n München, Berlin, Mannheim, Hannover und überall mit dem besten Erfolge. Im September 1780 folgte sie einem Rufe der Hoftheater-Intendanz nach Wien und blieb an dieser Bühne bis an ihren Tod. Die erste Rolle, in welcher sie auftrat, war die Madame Murrer in Beaumarchais „Eugenia“. Sie spielte das Fach der Heldinen und heroischen Mütter, wozu sie ihre „junonische Schönheit“ insbesondere befähigte. Unter ihren Glanzrollen sind namhaft zu machen: Lady Macbeth, Veturia in „Coriolan“, Elisabeth in „Richard III.“, Claudia in „Emilie Galotti“, Cäcilia in Kotzebue’s „Gustav Wasa“, Natalie in Kratter’s „Mädchen von Marienburg“, Cornelia in Collin’s „Regulus“ u. dgl. m. Ihre hohe ansehnliche Gestalt, der eindringende herzliche Ton ihrer Stimme, den sie, ohne die Grenze der Schönheit zu überschreiten, bis zum höchsten Affecte zu steigern wußte, eine natürliche und erworbene Würde in Gang und Benehmen eigneten sie vortrefflich für das von ihr gespielte Rollenfach ebenso im bürgerlichen wie im erhabenen Trauerspiele. Besonders ihrem Spiele voll Natur und ergreifender Wahrheit danken Iffland’s Stücke ihren Erfolg auf der Wiener Hofbühne. Die Hekuba in Collin’s „Polyxena“ am 25. October 1803 war ihre letzte Rolle. „Sie hatte im Leben viel gelitten“, berichtet ihr Biograph ohne jedoch hinzuzufügen, ob dieses Leiden ein nur physisches oder moralisches war – aber nie war eine Klage über ihre Lippen gekommen und alles hatte sie mit bewunderungswürdiger Kraft und Standhaftigkeit ertragen. Am 24. Jänner 1804 ging sie noch Vormittag spazieren und Nachmittag zu Baron Braun, der ihr ankündigte, daß ihr die langegewünschte Gehaltserhöhung bewilligt sei. Als sie [405] die Stiege herabging, stürzte sie, vom Schlage getroffen, nieder und hauchte wenige Minuten später ihren Geist aus.

Monatschrift für Theater und Musik. Redigirt von dem Verfasser der „Recensionen“. Herausgegeben von Joseph Klemm (Wien, 4°.) II. Jahrg. (1836), S. 577. – Steiermärkische Zeitschrift. Redigirt von Dr. G. F. Schreiner, Dr. Albert von Muchar, C. G. Ritter von Leitner, A. Schrötter (Grätz, 8°.) Neue Folge, VI. Jahrg. (1840), 2. Heft, S. 54. – Annalen der Literatur und Kunst in den österreichischen Staaten (Wien 1804, Degen, 4°.) III. Jahrgang, 1. Band, Intelligenzbl. Nr. 14, SP. 109. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. IV, S. 58 [das daselbst angegebene Todesjahr 1808 ist unrichtig]. – Porträte. 1) Schrötter del., F. John sc. (Wien, 4°.); – 2) D. Chodowiecki del. et sc. 1778. Rad. (8°.), ganze Figur, als Lady Macbeth; – 3) in der Gallerie des Burgtheaters befindet sich ihr in Oel gemaltes Bildniß als Elisabeth in „Richard III.“