Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Luca, Dr.
Band: 16 (1867), ab Seite: 119. (Quelle)
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Luca, Ignaz de (Schriftsteller, geb. zu Wien, 29. Jänner 1746, gest. [120] 24. April 1799). Besuchte das Jesuitengymnasium, dann die Universität zu Wien, wo er nach beendeten juridischen Studien im Jahre 1768 auf Veranlassung des Hofrathes von Sonnenfels, den er seinen zweiten Vater nannte, Privatvorlesungen über die politischen Wissenschaften zu halten begann. Im Jahre 1770 kam er als Lehrer der Politik in die Savoyische und Theresianische Ritterakademie, wurde im nämlichen Jahre noch dem Hofrath Sonnenfels substituirt, worauf er im Jahre 1771 den Ruf eines ordentlichen Professors der politischen Wissenschaften am Lyceum zu Linz erhielt. Im Jahre 1775 wurde er daselbst Beisitzer der Studienhofcommission, der Commission für milde Stiftungssachen, der Commerz-, der Polizeicommission und erhielt den Charakter eines kais. kön. Rathes. Nachdem er schon im Jahre 1777 die akademische Bibliothek in Linz aufgestellt und geordnet, im folgenden Jahre mit dem dortigen Censuramte betraut worden war, wurde er im Jahre 1779 Custos der Bibliothek für das weltliche Fach und übernahm im folgenden Jahre das gesammte Alumnat und Stipendienwesen des Landes ob der Enns bei der Stiftungscommission. Noch im nämlichen Jahre aber wurde er als ordentlicher Professor der politischen Wissenschaften nach Innsbruck übersetzt, deren Universität eben damals in ein Lyceum umgewandelt worden war. In Innsbruck wurde er auch Magister der Philosophie und Doctor der Rechte. Im Jahre 1784 nach vierjähriger Wirksamkeit auf dem letztgenannten Posten, trat er selbst in den Quiescentenstand über und lebte ausschließlich mit schriftstellerischen Arbeiten beschäftigt, zu Wien, bis im Jahre 1795 seine Ernennung zum ordentlichen Professor der allgemeinen europäischen und der besondern österreichischen Staatskunde erfolgte. Aber nur vier Jahre wirkte er in diesem Lehramte, denn der Tod ereilte ihn bereits im Jahre 1799 im Alter von 53 Jahren. Luca’s zahlreiche, in das Gebiet der Verwaltungskunde, Geographie, Statistik und Literaturgeschichte einschlägige Schriften sind in chronologischer Folge: „Auszüge nach alphabetischer Ordnung der sämmtlichen Patente, Edikte, Circularien, welche vom Jahre 1740 bis Ende des Jahres 1771 in dem Lande ob der Enns erschienen sind. 1. Theil. A–F“ (Linz 1772, 4°.), ist unvollendet geblieben; – „Leitfaden in die Handlung, zum Gebrauche der Studirenden“ (ebd. 1775, 8°.); – „Leitfaden in die Polizeywissenschaft des Herrn Regierungsrath und Professor von Sonnenfels“ (Wien 1776, 8°.); – „Das gelehrte Oesterreich“, I. Bds. 1. Stück (Wien 1776; zweite, mit einem Anhange vermehrte Auflage ebd. 1777); I. Bds. 2. Stück (ebd. 1778, 8°.); – „Leitfaden in den Geschäftsstyl zum Gebrauche der Studirenden“ (ebd. 1783, 8°.); – „Zur Wassergeschichte des Landes unter der Enns“ (ebd. 1785, 8°.); – „Beschreibung der k. k. Residenzstadt Wien“, 1. Theil (ebd. 1785, 8°.); – „Oesterreichische Staatenkunde im Umrisse“. 1. u. 2. Band (ebd. 1786 u. 1789, 8°.); – „Wiens gegenwärtiger Zustand unter Joseph’s Regierung“ (ebd. 1787, 8°.); – „Leitfaden in dem ersten Theil des Josephinischen allgemeinen bürgerlichen Gesetzbuches nebst den Gesetzen selbst, in alphabetischer Ordnung. Nebst einem Anhange“ (ebd. 1789, 8°.); – „Politischer Codex, oder wesentliche Darstellung sämmtlicher, die k. k. Staaten betreffenden Gesetze und Anordnungen im politischen Fache praktisch bearbeitet“, 14 Bände (ebd. 1789–1795, 8°.); – „Neuestes Reisebuch, enthaltend die Postcurse von Wien nach den vornehmsten Städten und [121] Handelsplätzen mit Stationen, Meilen, Postreglements, Münzwährung u. s. w. und andern, einem Reisenden nöthigen Nachrichten“ (ebd. 1789, gr. 12°.); – „Geographisches Handbuch von dem österreichischen Staate“, Bd. 1 bis 4; Bd. 5, Abthlg. 1 u. 2; Bd. 6 (Wien 1790–1792, 8°.), der 1. und 2. Band enthält die Länder des sogenannten österreichischen Kreises; der 3.: Böhmen, Mähren und Schlesien; der 4.: Ungarn sammt den angrenzenden Ländern und eine Uebersicht der neuesten Verfassung; die 1. Abtheilung des 5.: Galizien, Lodomerien und Bukowina, die 2. Abtheilung des 5.: Burgund, Lombardie und Toscana; der 6.: einen Anhang, das Register zum ganzen Werke und eine statistische Uebersicht in 30 Tabellen; vor dem 1. Bande hat Luca sich nicht genannt, wohl aber vor den übrigen; – „Leitfaden in das Josephinische allgemeine Gesetz über Verbrechen und derselben Bestrafung. Nebst einem Anhange“ (ebd. 1789, 8°.); – „Oesterreichischer Staatskalender für 1791“ (ebd. 1790, 16°.); – „Statistische Uebersicht des österreichischen Staates in XXX. Tabellen“ (ebd. 1792, Fol.); – „Vorlesungen über die österreichische Staatsverfassung“, 1. Band (ebd. 1792, 8°.); – „Oesterreichische Specialstatistik“ (ebd. 1792, 8°.), auch unter dem Titel: „Auszug aus de Luca geographischen Handbuch von den österreichischen Staaten“; – „Sokratischer Leitfaden aus der allgemeinen und Specialstatistik der österreichischen Staaten“ (Wien 1782, 8°.); – „Justiz-Codex, welcher alle, seit sieben Jahrhunderten ergangenen Verordnungen im Justizfache enthält“, 3 Bände (ebd. 1793–1796, 8°.); – „Leitfaden in die praktische Kenntniss des österreichischen Staates“ (ebd. 1794, 8°.); – „Praktische Staatskunde von Europa“ (ebd. 1795, 8°.); – „Statistische Fragmente“ (ebd. 1797, 8°.); – „Historisch-statistisches Lesebuch zur Kenntniss der österreichischen Staaten“, 2 Theile (ebd. 1797 u. 1798, 8°.), der 1. Theil enthält die österreichische Staatengeschichte; der 2. Theil die österreichische Staatsverwaltungskunde; – „Merkwürdige Epochen unter der Regierung Kaisers Franz II.; gesammelt and nach der Zeitfolge gereiht“, 1. Theil (ebd. 1798, 4°.), ist nur dieser 1. Theil erschienen. Außer den bisher genannten selbstständigen Schriften versuchte L. auch von Zeit zu Zeit ein und das andere Fachblatt zu begründen; aber keines derselben war von langer Dauer, so begann er im Jahre 1777 in Wien die „österreichischen gelehrten Anzeigen“ (8°.) und setzte sie 1779 u. 1780 in Linz (4°.) fort, wo jedoch nicht mehr denn 2 Hefte erschienen sind; – von seinem in Innsbruck 1782 begonnenen „Journal der Literatur und Statistik“ kam nicht mehr als der 1. Band (4°.) heraus; – die 1784 herausgegebenen „Staatsanzeigen von den k. k. Staaten“, welche im folgenden Jahre den Titel: „Erbländische Staatsanzeigen“ annahmen, bilden im 1. Jahrgange 12 Hefte (gr. 8°.), als „erbländische Staatsanzeigen“ (4°.) nur ein paar Hefte und von seinem im Jahre 1793 herausgegebenen „Oesterreichischen Staatsarchiv“ ist gar nur eine Nummer (8°.) erschienen. Mehrere seiner kleineren Aufsätze und Abhandlungen sind in periodischen Blättern enthalten, darunter in der k. k. Realzeitung 1776 sein „Beytrag zur Topographie des Landes ob der Enns“, eine große Anzahl seiner Arbeiten enthält der Jahrgang 1777 des genannten Blattes; in Bernoulli’s „Sammlung kurzer Reisebeschreibungen“, im 6. Bande (1782): „Statistische und topographische Nachricht von dem Lande ob der Enns“; – in Schlözer’s „Briefwechsel“, Heft 58: „Beschreibung [122] der k. k. Wollenzeugfabrik zu Linz“; – in Adelung’s „Magazin für die deutsche Sprache“, Bd. II, Stück 1: „Von den Mundarten in Tirol“ und in Eyerel’s „medecinischer Chronik“, 1793, Heft 2 u. 3: „Uebersicht der Sterblichkeit in Wien, in den Jahren 1786 bis 1791“. Sind de Luca’s so verdienstliche Arbeiten gegenwärtig auch meist veraltet, oder besitzen sie nur mehr historischen Werth, so waren sie doch zu seiner Zeit sehr geschätzt und bleibt ihm das Verdienst in der österreichischen Geographie und Statistik die Bahn gebrochen zu haben, vorbehalten. Seine Leistungen stellen ihn neben Schlözer und wohl dürfte er auch einen Vergleich mit ihm aushalten; unbedingt aber übertrifft er den zwar ungemein thätigen, nur etwas flüchtigen Liechtenstern [Bd. XV, S. 171][WS 1], mit dem er jedoch manche Widerwärtigkeit des Geschickes theilt, das einen wie den andern hinderte, sich ganz seinen Arbeiten hinzugeben. Durch seinen amtlichen Eifer hatte er sich erbitterte Feinde gemacht, die störend in seine Lebensschicksale eingriffen. Als er in Oberösterreich das Referat des Studien-, Censur- und Stipendienwesens besorgte, mußte über seinen Vortrag Passau einen Betrag von 16.000 Gulden, welche Summe als ein Stiftungscapital unrechtmäßig dahingezogen worden, zurückbezahlen; über seinen Vorschlag wurde die weitere Ausfolgung des von den oberösterreichischen Pfarrern unter dem Titel: „Pensio alumnatica“, an das Priesterhaus zu Passau bezahlten Jahresgeldes sofort eingestellt und im Lande, zu Gunsten des im Jahre 1782 errichteten Priesterhauses verwendet. Ueber seine Vorstellung, daß die öffentlichen Studien zu Kremsmünster und die Bildung der Jugend nicht ausschließlich in den Händen der Mönche zu belassen seien, wurde im Jahre 1783 in Kremsmünster die Aufhebung der dortigen höheren Studien verfügt. Daß ihm nun nach solchen Vorgängen viele Feinde wurden und vornehmlich jene Partei, welche fleißig Verbindungen mit Passau unterhielt, begreift sich leicht, auch bewirkte diese Partei Luca’s Abberufung von Linz und. seine Uebersetzung nach Innsbruck, wo ihm aber das Klima so wenig zusagte, daß er es, da er vor der Hand keine andere Stelle erlangen, konnte, vorzog, mit dem dritten Theile seines Gehaltes in den Quiescentenstand zu treten, worauf er nach Wien übersiedelte und dort seinen literarischen Arbeiten lebte, bis er im Jahre 1795 endlich – nach mehr als zehnjähriger Quiescenz – die Professur der allgemeinen und österreichischen Staatskunde erhielt, die er aber nur wenige Jahre bekleidete. Gräffer entwirft in seiner bekannten drastischen Weise eine Silhouette Luca’s, von dem er u. A. sagt: „einen interessanteren, liebenswürdigeren Buckeligen hat es nie gegeben. Nichts glich seiner sprühenden Lebhaftigkeit. Sein tiefschwarzes Feuerauge unter den weitvorspringenden buschigen Brauen verschlang alles. ... Seine unendlich langen Arme fielen auf. ... Wenn man sich de Luca noch denkt: hüpfend, tänzelnd, gesticulirend wie ein Telegraph; sprudelnd und voller Geist; mit einem lichtgrauen Tuchrocke, dem Haarbeutel und Chapeau-bas! so vor seinem Hause auf dem Franziscanerplatze die Leute haranguiren!...“ Die österreichische National-Encyklopädie berichtet, daß er sehr schätzbare handschriftliche Materialien zur Kenntniß der Statistik so wie der Literaturgeschichte der österreichischen Staaten hinterlassen habe; und aus seinen [123] eigenen Aufzeichnungen erfährt man, daß er an einer politischen Bibliothek arbeitete, wozu er bereits 3000 Schriftsteller von Moses an bis auf seine Zeit gesammelt, ferner an Biographien der vornehmsten österreichischen Staatsminister und Feldherrn und daß er für einen zweiten Band seines gelehrten Oesterreichs bereits 900 Schriftsteller zusammengebracht habe und für den dritten und letzten die Materialien zu einer Geschichte der österreichischen Universitäten, Akademien, Gymnasien, deutschen Schulen u. s. w. ferner Nachrichten über die Bibliotheken, Handschriftsammlungen u. s. w. Was mit diesen reichen und im Hinblick auf Luca’s bekannte Arbeiten, gewiß sehr brauchbaren Collectaneen und Sammlungen geworden, ist nicht bekannt.

Journal der Literatur und Statistik (Innsbruck, 4°.) Bd. I, S. 34. – Allgemeiner literarischer Anzeiger (Wien), Jahrg. 1800, S. 728. – (De Luca) Das gelehrte Oesterreich. Ein Versuch (Wien 1776, Ghelen’sche Schriften, 8°.) I. Bandes 1. Stück, S. 300. – Meusel (Joh. Georg), Lexikon der vom Jahre 1750 bis 1800 verstorbenen teutschen Schriftsteller (Leipzig 1806, Gerh. Fleischer d. Jüng., 8°.) Bd. VIII, S. 369. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. III, S. 503. – Kunitsch (Michael), Biographien merkwürdiger Männer der österreichischen Monarchie (Grätz 1805, Tanzer, kl. 8°.) Bdchn. II, S. 24. und Bdchn. III, S. 186 – Megerle von Mühlfeld (Joh. Georg), Memorabilien des österreichischen Kaiserstaates (Wien 1825, J. P. Sollinger, 8°.) S. 298. – Gräffer (Franz), Kleine Wiener Memoiren (Wien 1845, Fr. Beck, 8°.) Bd. II, S. 87 [eine Charakteristik Luca’s, welche früher bereits in Ludw. Aug. Frankl’s Sonntagsblättern 1843, S. 32, abgedruckt war]. – Nouvelle Biographie générale ... publiée sous la direction de M. le Dr. Hoefer (Paris 1850 et s., Firm. Didot, 8°.) Tome XXXII, p. 115. – –

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: [Bd. XV, S. 191].