BLKÖ:Megerle von Mühlfeld, Johann Georg

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 17 (1867), ab Seite: 255. (Quelle)
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Megerle von Mühlfeld, Johann Georg (Schriftsteller, geb. zu Wien 22. Juni 1780, gest. ebenda 15. September 1831). Wahrscheinlich ein Sohn des Directions-Adjuncten im kais. Naturalien-Cabinete Johann Baptist Megerle [s. d. S. 260, in den Quellen Nr. 2], der seiner um den Staat erworbenen Verdienste wegen im Jahre 1803 in den erbländischen Adelstand mit dem Prädicate von Mühlfeld ist erhoben worden. Johann Georg betrat anfänglich auch die naturwissenschaftliche Laufbahn, und zwar ernannte ihn Kaiser Franz am 6. Mai 1802 zum Custosgehilfen im Naturalien-Cabinete. Nun waren es Botanik, Entomologie und Mineralogie, die er mit besonderem Eifer betrieb. Aber nicht lange verblieb er in diesem Wirkungskreise, denn schon im Jahre 1806 erfolgte seine Ernennung zum Hoftaxamts-Officier, im Jahre 1810 zum Hofconcipisten bei der k. k. allgemeinen Hofkammer und im Jahre 1816 zum Archivsdirector bei derselben, welchen Posten er bis an sein Lebensende bekleidete. Im Jahre 1818 wurde ihm in Anerkennung seiner vielseitigen Verdienste der kais. Rathstitel taxfrei verliehen. Als Director des Hofkammer-Archivs ist er der Schöpfer der trefflichen Einrichtung desselben, wodurch die Benützung der reichhaltigen daselbst befindlichen Quellen nicht nur überhaupt ermöglicht, sondern wesentlich erleichtert ward. Die Ordnung, die er zunächst in diese Anstalt brachte, veranlaßte mannigfache Nachforschungen, mit deren Ausführung M. betraut wurde, der dann immer höchst schätzbare Materialien zu [256] Stande gebracht und mehrere Arbeiten ausgeführt hat, die zwar nicht gedruckt wurden, sich aber in Handschrift hie und da vorfinden, und von deren wichtigeren weiter unten eine Aufzählung folgt. Gleichen Schritt mit dieser amtlichen Thätigkeit ging seine für die Oeffentlichkeit bestimmte literarische. Mit Uebergehung seiner schöngeistigen Arbeiten, welche in eine frühere Jugendepoche fallen, dann seiner zahlreichen kleineren historischen, topo- und geographischen Aufsätze, welche sich zerstreut in den Zeitschriften jener Tage, wie in André’s „Hesperus“, in den „Oekonomischen Neuigkeiten“, „Merkantilischen Annalen“, „Vaterländischen Blättern“ und in Hormayr’s „Archiv“ finden, folgt hier eine Uebersicht seiner selbstständig erschienenen größeren Schriften, diese sind: „Ausserordentliche Erscheinungen in dem Gebiethe der Natur, zum Nutzen und zur Belehrung für Jedermann“ (Wien 1805); – „Abhandlung über die dem Getreide und dem Weinstocke in Oesterreich vorzügl. schädlichen Thiere“ (ebd. 1805); – „Oesterreichs Färbepflanzen“ (ebd. 1813); – „Handbuch für alle k. k. ständischen und städtischen Beamten, deren Witwen und Waisen, oder Darstellung aller ihnen durch die Allerhöchsten Gesetze 1740–1828 zustehenden Rechte und obliegenden Verbindlichkeiten“, 8 Theile (Wien 1809–1830, 8°.), ursprünglich waren es fünf Bände, welche die Gesetze von 1740 bis 1806 umfaßten, dann folgten ein erster und zweiter Fortsetzungsband, die Gesetze von 1806 bis 1822 enthaltend; ein dritter mit den Gesetzen bis zum Jahre 1828, schloß vor der Hand diese Sammlung; – „Oesterreichisches Adels-Lexikon des 18. und 19. Jahrhunderts“ (Wien 1822, Marschner, 8°.), dazu „Ergänzungsband zu dem österreichischen Adels-Lexikon des 18. und 19. Jahrhunderts bis 1820 nebst Anhang von Zusätzen und Berichtigungen zum 1. Theile dieses Werkes“ (ebd. 1824, 8°.), für Benützer dieses Werkes ist die scharfe Beurtheilung desselben von Cronenfels in Hormayr’s „Archiv“ 1821, Nr. 151 u. 152, nicht unwichtig; – „Merkwürdigkeiten der kön. Bergstadt Kuttenberg und des daselbst befindlichen uralten Silberbergwerks“ (Wien 1825, 12°.), M. gab diese Arbeit zum Besten der durch den Brand vom 9. Mai 1823 verunglückten Kuttenberger heraus; – „Memorabilien des österreichischen Kaiserstaates, oder „Taschenbuch zur Rückerinnerung an die merkwürdigsten Ereignisse seit dem Regierungsantritte S. M. des Kaisers Franz I. bis zum Schlusse des 18. Jahrhunderts“, 2 Bde. (Wien 1823–1827, gr. 12°.); – „Erinnerungstafel an die vorzüglichsten von dem Regierungsantritte Kaiser Franz I. bis zum Schlusse 1823 in’s Leben getretenen Institute“ (Wien, erste Aufl. 1826), es folgten noch vier Auflagen dieser Schrift, deren Ertrag M. auch einem wohlthätigen Zwecke, nämlich zum Besten der Blinden des österreichischen Kaiserstaates widmete, und zu diesem Zwecke die ansehnliche Summe von 15.000 fl. erzielte; der von jeder Provinz eingelangte Betrag wurde zu einer Blindenstiftung für dieselbe verwendet; – „Erinnerungsblätter an alle unter der Regierung des Kaisers Franz I. zur Wohlfahrt seiner deutschen Staaten erflossenen Allerh. Entschliessungen“ (2 Auflagen, ebd. 1830, 8°.), dessen Ertrag war gleichfalls einem wohlthätigen Zwecke gewidmet. Noch übernahm M. im Jahre 1829, nachdem Freiherr von Hormayr die Redaction niedergelegt, in Gemeinschaft mit dem fürstlich Schwarzenberg’schen Rathe und Bibliothekar Emerich Thomas Hohler [Bd. IX, S. 218] die Redaction des „Archivs für Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst“, obgleich es schon bekannt war, daß schon Hormayr [257] nur mit manchem Opfer diese, ungeachtet ihrer mannigfachen Mängel in Oesterreich bisher unersetzte Zeitschrift fortgesetzt hatte. Megerle und Hohler gaben sie unter dem Titel: „Neues Archiv für Geschichte u. s. w.“ heraus; nach ihnen besorgte durch drei Jahre, 1831, 1832 und 1833, der Universitäts-Bibliothekar Johann Ridler, und wesentlich von dem Bibliotheks-Custos Karl Veith unterstützt, die Herausgabe unter dem neuen Titel: „Oesterreichisches Archiv für Geschichte, Erdbeschreibung, Staatenkunde, Kunst und Literatur“; und nach Unterbrechung von einem Jahre (1834) begann Johann Paul Kaltenbäck die Herausgabe wieder unter dem neuen Titel: „Oesterreichische Zeitschrift für Geschichts- und Staatskunde“, und führte sie mit den Beilagen der „Ergänzungsblätter“ (14 S. im ersten Jahrgange) und der „Blätter für Literatur, Kunst und Kritik“ durch die Jahre 1835, 1836 und 1837. Mit letztgenanntem Jahre hörte diese Zeitschrift, deren erster Jahrgang im Jahre 1810 von Hormayr ausgegeben worden, zu erscheinen auf. Während über die von Hormayr herausgegebenen Jahrgänge 1810–1829 kein gedrucktes Register besteht – ein geschriebenes in Zetteln soll der früh hingeschiedene Feil [Bd. IV, S. 162][WS 1] besessen haben – ist über die vorerwähnten drei Fortsetzungen in acht Bänden von Megerle und Hohler, von Ridler und Kaltenbäck ein vollständiges in dem Werke von Jos. Chmel: „Der österreichische Geschichtsforscher“ (Wien 1838, Fr. Beck, 8°.), Band I, S. 330–399 und S. 586–604 enthalten, und zwar ein chronologisches der darin enthaltenen Urkunden, Briefe und Actenstücke, und ein alphabetisches der historischen und statistischen Aufsätze und Notizen, welchen beiden Registern kritische Bemerkungen über die Leistungen und Ergebnisse dieser acht Jahrgänge sich anschließen. Ungleich Erheblicheres aber, als die bisher angeführten gedruckten Werke Megerle’s, befindet sich zerstreut in öffentlichen und Privatsammlungen von seinen handschriftlichen Arbeiten; darunter sind anzuführen: „Beiträge zu einer vollständigen Geschichte der ehemaligen steiermärkischen Agricultur-Societät“, geschrieben im J. 1819 und soll das Manuscript sich in der Bibliothek der Landwirthschafts-Gesellschaft in Gratz befinden; – „Stand des Steinkohlenbaues in ganz Oesterreich“, in der Bibliothek des montanistischen Senates der allgem. Hofkammer; – „Geschichte des k. k. Hofkammer-Archives, vom Zeitpuncte seiner Entstehung unter Maximilian I. bis zu Ende des Jahres 1816“, in der Bibliothek der k. k. Hofkammer (jetzt Finanzministerium); – „Geschichte des Schlosses Ambras in Tirol, 1825“, im Auftrage Sr. Majestät des Kaisers Franz I. verfaßt; – „Geschichte der k. k. Patrimonialherrschaft Orth, 1826“, dieses und das vorige in der Privatbibliothek des Kaisers; – „Vollständige Sammlung der für Steiermark erflossenen ökonomischen Gesetze“; – „Sammlung der auf die steirische Eisenproduction Bezug habenden Verordnungen der letzten drei Jahrhunderte“, dieses und das vorige in der Bibliothek der steiermärkischen Landwirthschafts-Gesellschaft; – „Sammlung aller Finanzgesetze Oesterreichs vom 1. Juni 1816 bis letzten Mai 1821“; – „Sammlung der Verordnungen im Münz- und Bergwesen“; – „Sammlung aller von Seite der Hofkammer in dem Zeitraume vom 13. November 1783 bis Ende 1808 in [258] Tabakangelegenheiten erlassenen Verordnungen“; – „Zusammenstellung aller das Taxwesen in Oesterreich betreffenden Normalvorschriften“, die letztgenannten vier Handschriften in der Bibliothek des Finanzministeriums. Außerdem fanden sich in seinem Nachlasse Materialien zu einer Naturgeschichte Oesterreichs, und zwar der Säugethiere und Insecten vor, eine Arbeit aus der Zeit seiner Anstellung an dem kaiserlichen Naturalien-Cabinete. Es ist eine reiche Thätigkeit, die sich im Hinblicke auf die vorgenannten Arbeiten unseren Blicken darstellt, welchen selbst der compilatorische Charakter und der Mangel an bündiger Kürze, hie und da wohl auch an Gründlichkeit, nichts von ihrer Verdienstlichkeit benimmt, und die in geschickter Hand noch immer eine Benützung zulassen. M. war Ehrenbürger der Stadt Kuttenberg und Mitglied mehrerer wissenschaftlicher Vereine. Er starb, erst 51 Jahre alt, nach Einigen als erstes, gewiß aber als Eines der ersten Opfer der Cholera, welche damals eben zum ersten Male in Wien wüthete.

(Hormayr’s) Archiv für Geographie, Historie, Staats, und Kriegskunst (Wien, 4°.) XII. Jahrgang (1821), Nr. 151 u. 152. – Oesterreichischer Zuschauer, herausg. von J. S. Ebersberg (Wien, 8°.) Jahrg. 1838, Bd. II, S. 752, im „Rückblick in die Vergangenheit“. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. III, S. 624.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: [Bd. IV, S. 161].