BLKÖ:Megerle von Mühlfeld, Therese

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Megerle, Abraham
Band: 17 (1867), ab Seite: 258. (Quelle)
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Megerle von Mühlfeld, Therese (Schriftstellerin, geb. zu Preßburg im Jahre 1813, gest. zu Wien 4. Juli 1865). Die Tochter des ungarischen Gutsbesitzers Pop von Popenburg, die eine gute Erziehung erhalten hatte und, erst 16 Jahre alt, im Jahre 1829 sich in Preßburg mit dem dortigen Zahnarzt und Chirurgen Megerle von Mühlfeld verheirathete. Sie hatte ihrem Gatten ein ansehnliches Heirathsgut, man nennt 60.000 Gulden, mitgebracht. Dieser, durch die bedeutende Summe verlockt, gab nun seine bisherige Praxis als Zahnarzt und Chirurg auf, und übernahm zuerst das Theater in Preßburg, später jenes in der Josephstadt in Wien. Theils Unkenntniß, theils die Wechselfälle des Schicksals, brachten ihn um sein ganzes Vermögen, auch sonst noch in mannigfache Bedrängniß, und es heißt, daß er, als er starb, seiner Frau nichts als einen Anzug hinterlassen habe. Mitten in diesen traurigen Verhältnissen raffte sich diese energische Frau selbst auf und begann als dramatische Dichterin thätig zu sein. Früher schon hatte sie sich mit kleineren Arbeiten, als Novellen und Erzählungen, welche in Unterhaltungsblättern, wie z. B. in L. A. Frankl’s „Sonntagsblättern“ und in andern abgedruckt waren, und nicht ohne Glück, versucht. Eine Sammlung derselben gab sie unter dem Titel: „Novellen und Erzählungen“, 3 Bände (Preßburg 1844, Schaiba, gr. 12°.), heraus, und wurden dieselben von der Kritik als „sehr unterhaltend, voll Leben und Handlung“ bezeichnet. Ein Roman: „Die beiden Graßel“, erlebte nicht weniger denn fünf Auflagen, und die von ihr selbst ausgeführte dramatische Bearbeitung desselben Stoffes ging über achtzigmal ohne Unterbrechung über die Bühne. Als dramatische Schriftstellerin entwickelte sie eine große Rührigkeit und Fruchtbarkeit, und bearbeitete englische und französische Romane und sonst andere, meist grelle Stoffe, zunächst im Hinblicke auf die Gegenwart, ohne auf künstlerische Mache Anspruch zu erheben, zu mitunter wirksamen Theaterstücken. Die Zahl dieser Theaterstücke mag weit ein halbes [259] Hundert übersteigen, und schon nur die Titel einiger Stücke aus den letzten Jahren dürften die Richtung bezeichnen, welche sie verfolgte: „Ein gebrochenes Wort. Volksstück“ (Theater in der Josephstadt, 17. September 1859); – „Die Armen und Elenden, Bilder aus dem französischen Volksleben“, nach Victor Hugo’s „Les miserables“ (Thalia-Theater, 29. Mai 1863); – „Novara. Bilder aus dem italienischen Feldzuge von 1849“ (Thalia-Theater, 13. September 1863); – „Maledetta, der Bandit von Frascati. Spectakelschauspiel“ (ebd. 30. September 1863); – „Nach achtzehn Jahren. Volksstück“ (Theater in der Josephstadt, 8. December 1863); – „Die Regentrude und das Feuerwichtel. Phantastisches Märchen“ (Theater in der Josephstadt, 24. März 1865). Als ihre letzte Arbeit wird „Die Eselshaut“, eine Bearbeitung aus dem Französischen, bezeichnet, während als Verfasser derselben sich ihr Sohn Julius nennt. Einige von ihren früheren dramatischen Arbeiten sind in das bei Wallishausser und jetzt bei Klemm in Wien erscheinende „Wiener Theater-Repertoir“ aufgenommen, und zwar: „Die Obsthändlerin des Königs“; – „Onkel Tom“; – „Im Dorfe“; – „Ein weiblicher Monte-Christo“; – „Die Armen und die Elenden“; – „Die Verlassenen“. An alle diese Arbeiten darf man nicht den Maßstab einer strengen, überhaupt einer Kritik anlegen, und muß nur stets im Auge behalten, daß sie dabei nicht künstlerische Zwecke verfolgte, sondern daß sie, ein Weib, einst wohlhabend und ohne ihre Schuld verarmt, nach schweren Erlebnissen und den bittersten Erfahrungen, nach Lebenslagen, die ein Weib nur in den seltensten Fällen zu ertragen vermag, nicht von innerem Schaffensdrange auf das schriftstellerische Gebiet getrieben worden, sondern diesen Weg als den im Hinblick auf ihre früheren Verhältnisse am wenigsten demütigenden, eingeschlagen hatte, um sich nothdürftig den Lebensunterhalt zu verdienen. – Ihr Sohn Julius betritt den Weg, den die Mutter eingeschlagen, und versorgt das Theater an der Wien mit Spectakel- und Ausstattungsstücken, wie folgt: „Der Spion von Aspern. Volksstück“ (15. Juli 1863); – „Aurora’s Geheimniß. Charaktergemälde“ (27. August 1863), bei welcher Gelegenheit mit dem elektrischen Apparate des Professors Dubosq in Wien zum ersten Male die Geistererscheinungen (les spectres) dargestellt wurden; – „Die Belagerung von Wien anno 1683. Volksstück“ (14. August 1864) u. s. w.

Wiener Zeitung (gr. 4°.) 1865, Nr. 155. – Blätter für literarische Unterhaltung (Leipzig, Brockhaus, 4°.) 1845, S. 539. – Fremden-Blatt von Gust. Heine (Wien, 4°.) 1865, Nr. 182 u. 184 [in den Notizen über Theater, Kunst u. s. w.]. – Frankl (L. A.), Sonntagsblätter (Wien, gr. 8°.) IV. Jahrg. (1845), S. 781.