Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Feifalik, Julius
Band: 4 (1858), ab Seite: 162. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Joseph Feil in Wikidata
GND-Eintrag: 131786229, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Feil, Joseph|4|162|}}

Feil, Joseph (Geschichtsforscher, Topograph, Archäolog, geb. in Wien 20. Juni 1811).[BN 1][BN 2] Sohn des künstlerisch und wissenschaftlich gebildeten Metallwaaren-Fabrikanten Joseph F. (geb. zu Wien 30. Oct. 1783, gest. 3. Dec. 1814), welcher mit seinem Bruder Franz (geb. 1785, gest. 1820) der von ihrem Vater Joseph F. (geb. zu Wien 28. Febr. 1750, gest. 8. Juli 1802) in Oesterreich zuerst in höheren Schwung gebrachten Fabrication gepreßter und geprägter Metallwaaren zur Verzierung von Möbeln, Uhren u. s. w. langehin einen ersten Rang in Wien gesichert hatte. Früh verlor Joseph den Vater. Unter der Obhut der Mutter vollendete er die Studien an der von Zoller’schen Hauptschule am Neubau, dann am Josephstädter Gymnasium und zuletzt die Rechte an der Universität (1830–34). Nun trat er bei der Cameralbehörde in den Staatsdienst, wurde 1847 Cameral-Concipist u. im Apr. 1851 von Sr. Exc. dem Unterrichtsminister Grafen Thun in’s Unterrichts-Ministerium berufen, in welchem er seit 18. Mai 1854 als Ministerial-Secretär, zugleich aber seit 1850 als Examinator für’s historische Gebiet bei der k. k. Staatsprüfungs-Commission an der Wiener Universität und zeitweise für die Candidaten des Gymnasial-Lehramtes fungirt. Mit dieser amtlichen Thätigkeit verbindet F. eine wissenschaftliche, welche namentlich auf die Erforschung und Richtigstellung topographischer und archäologischer Daten seines Heimatlandes gerichtet ist. Seine frühzeitig entwickelte Vorliebe für topographische Studien erhielt durch Reisen im Heimatlande, die er in Begleitung seines Freundes Jos. V. Häufler (s. d.) nach verschiedenen Richtungen unternahm, reiche Nahrung und durch die Bekanntschaft mit Männern wie Theodor von Karajan, Fr. von Leber[WS 1], J. Scheiger, Franz Tschischka (s. d.) Aneiferung, Belehrung und frisches Leben. Zugleich gestatteten es ihm seine Verhältnisse, seine Neigung: Bücher nach einer bestimmten Richtung zu sammeln, zu befriedigen und so hat er eine Bibliotheca austriaca zu Stande gebracht, welche über 7000 Bände, darunter seltene und werthvolle Monographien, insbesondere Wiener Schriften, Ansichten und Pläne enthält. Ein so reicher wissenschaftlicher Apparat weckte die Lust zur Bearbeitung desselben und ohne Absicht einer Veröffentlichung gingen die Mußestunden und oft jene der Nacht dahin unter Forschungen, welche Licht in manche dunkle Stelle, richtige Auffassung in manches mißverstandene Ereigniß der altern Zeit brachten. Diese Arbeiten, das Ergebniß beharrlicher und gründlicher Forschungen fanden bei Männern der Wissenschaft beifällige Aufnahme und es fehlte nicht an mannigfaltigen Auszeichnungen im In- und Auslande. Gelehrte Vereine ernannten F. zum Mitgliede, u. z. der histor. Verein v. u. f. Oberbaiern (1849), [163] der histor. Verein für Steiermark (1852), die histor.-statistische Section des mähr. Landesvereins (1856), der Geschichtsverein für Kärnten (1857) u. m. a. Die kais. Akademie der Wissenschaften hat F. bereits am 28. Juli 1851 zum correspondirenden Mitgliede ernannt, und der Wiener Alterthumsverein, an dessen Begründung er sich wesentlich betheiligte, zum Präsidial-Stellvertreter gewählt und mit der Redaction der Vereinsschriften betraut. F.’s zahlreiche Arbeiten, geschichtlichen, cultur- u. kunstgeschichtlichen, topographischen Inhalts, Nekrologe und Besprechungen fremder Werke, sind in periodischen Schriften und in den Werken Anderer zerstreut, der größte Theil in Ad. Schmidls „Oesterr. Blättern für Literatur u. Kunst“, in der „Wiener Zeitung“ und in neuester Zeit in den Schriften des Alterthumsvereins. Seine bis 1853 erschienenen Arbeiten sind im Almanach der kaiserl. Akademie der Wissenschaften III. Jahrg. 1853, S. 202–6 verzeichnet, auf welchen hier verwiesen wird. Von seinen Arbeiten sind zu nennen: in Schmidls „Wiens Umgebungen auf 20 Stunden im Umkreise“ (Wien 1837) die II. Abtheilung des III. Bds. S. 145–524, und 676–686, worin F. Wiens südwestliche Umgebungen von Preßbaum und Hochstraße, über Kalksburg, Berchtoldsdorf, Mödling, Heiligenkreuz u. s. w. schildert; – in Schmidls „Oesterr. Blättern für Literatur und Kunst“ die geschichtlichen: „Originalbeiträge zur Geschichte der Aufhebung mehrerer Klöster in Niederösterreich“ 1845, Nr. 40, 41, 58, 69, 73, 92, 94); – „Die Georgsritter in Oesterreich oder die Gesellschaft der Tempelaise“ (1848, Nr. 56–59, 62 und 63); – die kunstgeschichtlichen: „Kritische Beiträge zur Geschichte des St. Stephans-Domes in Wien“ (1844, II. Quartal Nr. 18–24; III. Quartal Nr. 30–34) – „Das Grabdenkmal K. Friedrichs III. im St. Stephansdome zu Wien“ (1845 1–4 und 6); berichtigt und vermehrt in Schmidls „Kunst und Alterthum in Oesterreich“ (Wien 1846, Folio, S. 1– 8). – In den „Berichten u. Mittheilungen des Alterthumsvereines in Wien“: „Zur Entwicklung des Burgenbaues mit rechtshistorischer Begründung“ (I. Band S. 24–36); – „Merkwürdigkeiten des Bergschlosses und der Dorfkirch zu Sebenstein“ (I. S. 159–227). – In den „Mittheilungen der Centralcommission für Erhaltung und Erforschung der Baudenkmale“: „Baugeschichte der Kirche Maria vom Gestade in Wien“ (II. (1857) S. 10–17, 29–35, 68–79). – In Freih. von Czoernigs „Ethnographie der österr. Monarchie“ (Wien 1857): „Ueber die Entwickelung des österr. Ständewesens, der Verwaltungsorgane, Gesetzgebung, Kleidertracht, Musik, Poesie und Kunst in Oesterreich“ (I. Bd. S. 156–207). – In Heiders „Mittelalterl. Baudenkmale des österr. Kaiserstaates“ (Stuttgart, 4°.): „Ueber die Eigenthümlichkeiten im Baue der Klöster und Gotteshäuser des Cistercienser-Ordens, dann Gründungs- und Baugeschichte der Abtei Heiligenkreuz“ (I. (1856) S. 1–41) – und in Desselben Werke: „Die romanische Kirche zu Schöngrabern“ (Wien 1855); die geschichtliche Einleitung (S. 1–62); – in den mit F. von einem Freundeskreise herausgegebenen „Quellen und Forschungen zur vaterländischen Geschichte, Literatur und Kunst“: „Die Schweden in Oesterreich 1645–1646“ (Jahrg. 1849, S. 351–521). – Zu Tilmez und Mitterdorfers „Conspectus historiae Universitatis Viennensis“: „Nachträge und Berichtigungen“ (in den Jahrgängen 1851 u. 52); – „Kaiser Joseph II. als Erzieher“ (Jahrg. 1852). – Ferner die Nekrologe und Biographien: „F. Embel“ (in den Berichten und Mittheilungen des Alterthumsvereines in Wien I. 257–267, II. XV.); – „F. v. Leber“ (in Schmidls „Oesterr. Blättern für Literatur und Kunst“ 1847, Nr. 17 [164] u. 18 und in den „Berichten des Alterthums-Vereines“ I. 37–39, 268–81); – „Goldhann“ (in den „Oesterr. Blättern für Literatur und Kunst, Beilage der Wiener Zeitung“ 1857, Nr. 9); – „J. Schlager“ (in der „Wiener Zeitung“, Morgenblatt vom 26. Juni 1852); – „F. Tschischka“ („Oesterr. Blätter für Literatur u. Kunst, Beilage zur Wiener Zeitung“ 1855, Nr. 48) und „G. M. Vischer“ (in den „Berichten“ und „Mittheilungen des Alterth.-Vereins“ II. 7–86). Außerdem hat F. an der Redaction von Schmidls „Oestr. Blättern für Literatur u. Kunst“ 1844–48, während des Redacteurs öfterer und längerer Abwesenheit und an der Herausgabe der zwei letzten Bände von Schlagers „Wiener Skizzen“ werkthätigen Antheil genommen. F.’s Arbeiten zeichnen sich durch Gründlichkeit und Gewissenhaftigkeit bei den Forschungen, parteilose Unbefangenheit und ausgebreitete Literaturkenntniß aus, auch wurden mehrere von spätern Autoren im In-und Auslande fleißig benützt.

Almanach der kais. Akademie der Wissenschaften (Wien, kl. 8°.) III. Jahrg. (1853) S. 202–206 [enthält das vollständige Verzeichniß von Feils bis 1853 erschienenen Schriften]. – Wurzbach v. Tannenberg (Const. Dr.), Bibliogr.-statistische Uebersicht der Literatur des östr. Kaiserstaates (Wien 1857, Staatsdruckerei, gr. 8°.) III. Bericht (1855) Marginal: 20715, 20734, 20737, 24334, 24342, 24348, 24349, 24351, 24353, 24374, 24375. – Porträt. Feil in seinen Jugendjahren, radirt von dem Nürnberger Künstler J. A. Klein, von dessen Hand auch das Porträt von F.’s Vater und Mutter radirt ist.

Berichtigungen und Nachträge

  1. Feil, Joseph, Geschichtsforscher und Archäolog (Bd. IV, S. 162), gest. zu Wien 29. October 1862. [Band 9, S. 470]
  2. Feil, Joseph [s. d. Bd. IV, S. 162], gestorben zu Wien 29. October 1862.
    Wochenschrift für Wissenschaft, Kunst und öffentliches Leben (Beilage der Wiener Zeitung, gr. 4°.) 1862, Nr. 42, S. 334: Biographie von E(ugen) O(bermayer). – Wiener Zeitung 1862, Beilage: Tagesbericht, Nr. 254. – Gratzer Zeitung 1862, Nr. 268. – Die feierliche Sitzung der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften (in Wien) am 30. Mai 1863 (Wien, kl. 8°.) S. 52–59. [Band 11, S. 404]

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Franz von Leber.