BLKÖ:Vischer, Georg Matthäus

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Vischer, Conrad
Band: 51 (1885), ab Seite: 45. (Quelle)
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Noch sei von Trägern dieses Namens erwähnt:

1. Der berühmte Geo-. und Topograph und zugleich Zeichner Georg Matthäus Vischer, welcher bereits Gegenstand eingehender Forschungen geworden, daher wir uns nur sehr kurz zu fassen und auf dieselben um so eher hinzuweisen brauchen, als ihr Autor seiner Gründlichkeit wegen allgemein in der gelehrten Welt sehr geschätzt ist. Schon im Jahre 1830 richtete J. S.(cheiger) in Nr. 61 des von Megerle von Mühlfeld und E. Th. Hohler herausgegebenen „Neuen Archivs für Geschichte und Staatenkunde u. s. w.“ eine Anfrage und Aufforderung an Freunde und Kenner der österreichischen Literatur- und Kunstgeschichte, eine Biographie des Topographen Vischer betreffend, und die Antwort darauf, wenn auch erst ein Vierteljahrhundert später, aber um so gediegener, gab der tüchtige Alterthumsforscher Joseph Feil. Derselbe ließ nämlich im zweiten Bande der „Berichte und Mittheilungen des Alterthums-Vereines [46] in Wien“ die Monographie über Vischer erscheinen, welche dann auch im Separatabdrucke unter dem Titel: „Ueber das Leben und Wirken des Geographen Georg Matthäus Vischer von Joseph Feil“ (Wien 1857, A. Pichler’s Witwe und Sohn, gr. 4°., 80 S.) herausgegeben wurde. Feil eröffnet seine Arbeit mit einer beschreibenden Uebersicht der Werke Vischer’s [S. 1 bis 32], läßt dann mit kritischen Glossen die Quellen [S. 32–36] folgen und gibt zuletzt [S, 36–80] einen auf gründlichen Forschungen beruhenden Abriß des Lebens Vischer’s. Georg Matthäus wurde am 22. April 1628 zu Wenns im Oberinnthale Tirols geboren und starb, so weit es sich ermitteln ließ, im Jahre 1695 zu Wien (?). Sein eigentlicher Lebenslauf ist bald erzählt. Vischer war der Sohn eines bemittelten Bauern aus dessen Ehe mit Margaretha geborenen Anderer. Ueber seinen ersten Lebens- und Bildungsgang fehlen alle Aufschlüsse. Im Alter von fünfzehn Jahren, also 1643, befand er sich in Württemberg. An welcher katholischen Universität er Theologie studirte, ist nicht mit Bestimmtheit ermittelt. Ungefähr 1652 mag er seine Studien beendet haben und wurde dann Priester im Passauer Bisthume. Daß er 1666 als Beneficiat zu Andrichsfurt im sogenannten Innviertel lebte, steht fest, wann er zu dieser Würde gelangte, konnte nicht ermittelt werden, aber im genannten Jahre bewarb er sich um die erledigte Pfarrerstelle zu Leonstein in Oberösterreich, welche ihm deren Patron Georg Sigmund Graf von Salburg am 9. Juni 1666 auch verlieh. Nach Ausweis der Pfarrbücher daselbst versah er nur in den Wintermonaten persönlich sein Pfarramt, da er in den Sommermonaten mit Vorwissen und Erlaubniß des Passauer Ordinariates sich mit seinen topographischen Arbeiten beschäftigte. Im Jahre 1669 resignirte er auf seine Pfarre, da sein Patron, wie es scheint, mit dieser Theilung der Arbeit nicht zufrieden war. Nun fand er, ohne feste Anstellung, in topographischen Arbeiten bei den niederösterreichischen Ständen als Functionär zeitweilig Beschäftigung. Bei den oberösterreichischen Ständen hatte er nicht jene Billigkeit und Würdigung für die ohne sein Verschulden sich ihm bei seiner Aufnahme entgegenstellenden Hindernisse gefunden, so daß er davon wenig erbaut schien, jedoch mochten in der Folgen die Stände zu besserer Einsicht gekommen sein und einzulenken versucht haben, wenngleich es noch immer in einer Weise geschah, daß er für seine Arbeiten nicht entsprechend entlohnt wurde. Günstiger stand es in diesen Punkten mit den niederösterreichischen Ständen, welche seine Arbeiten anständig honorirten und auch zu neuen, ihn aufforderten, so zur Mappirung aller vier Viertel des Landes. Im Jahre 1673 folgte er einem Rufe der Stände Steiermarks zur Verfassung einer Karte dieses Landes, welche er im Herbste 1675 vollendete. Nun ging er, mit Patent vom 24. November 1676 von den Ständen dazu aufgefordert, an die Abzeichnung der Städte, Schlösser und Oerter des Landes Steiermark, womit er bis 1681 zu Stande kam, aber auch nicht ohne hinsichtlich der Bezahlung auf mannigfache Hindernisse zu stoßen, worüber die Verhandlungen wegen Eintreibung der Rückstände sich bis ins Jahr 1688 hinausschoben. 1683 begann er, durch die bisherigen Erfahrungen mit bestellten Arbeiten gewitzigt, auf eigene Gefahr eine Karte von Ungarn und Siebenbürgen in zwölf Blättern zu arbeiten. Indessen war man doch auf den überaus thätigen und unterrichteten Kartographen hohen Ortes aufmerksam geworden, denn er erhielt eine Anstellung als Mathematiker der Hofedelknaben in Wien. Um welche Zeit dies geschah, läßt sich nicht bestimmt festsetzen, wenn nicht schon 1684, so doch spätestens 1687 befand er sich in dieser Stellung. In derselben schloß er mit der niederösterreichischen Landschaft am 24. März 1695 den Vertrag, von allen vier Vierteln des Landes in vier Karten die Klöster, Herrschaften, Landgüter, Vesten, Edelsitze, Städte, Märkte und Dörfer in verläßlicher Distanz zu zeichnen, über welcher Arbeit aber ihn der Tod ereilt zu haben scheint. Wir lassen nun eine gedrängte, aber vollständige Uebersicht sämmtlicher Arbeiten Vischer’s folgen. Diese sind: „Karte von Oberösterreich“, 1666 bis 1667 aufgenommen; 21. Februar 1668 die fertige Zeichnung überreicht; 1669 der Kupferstich vollendet; erste Auflage 1669 in zwölf Blättern; zweite Auflage 1762; dritte Auflage 1808; – „Karte von Unterösterreich“, 1669–1670 aufgenommen; 1670 in Kupfer gestochen; erste Auflage 1670; zweite Auflage 1697; – „Topographie von Niederösterreich“, 1670–1671 aufgenommen; 1672 in Kupfer gestochen; ein vollständiges Exemplar der unterösterreichischen Topographie enthält vier gestochene Titelblätter, [47] vier Karten und 514 Abbildungen und darunter sieben (Wien betreffende) größere Folioblätter; – „Abriß der Wieselburgischen Gespanschaft mit der Grafschaft Ungarisch-Altenburg“, 1672; es ist nicht festgestellt, ob davon nur eine Zeichnung oder ein Kupferstich angefertigt worden; – „Topographie von Oberösterreich“, 1667–1668 aufgenommen; 1669–1674 in Kupfer gestochen; erste Ausgabe 1674; zweite Ausgabe 18.., Linz, bei Eurich; die dazu gehörigen Abbildungen weisen 222 Nummern aus; doch sind sie ziemlich mittelmäßig, einige darunter geradezu schlecht ausgeführt; – „Allgemeine Erdbeschreibung. Relatio geographica locari senioris“ (Gratz, Widmanstetter, 1674, kl. Fol.); ein Widmungsblatt und 18 Seiten Text; – „Ansicht der Stadt Wien“, zwei gleich große, 11 Zoll hohe und zusammengefügt 35 Zoll 4 Linien breite Kupferplatten mit 33 Nummern, Darstellungen von Kirchen und anderen Gebäuden enthaltend (1675); – „Große Langansicht der Hauptstadt Gratz“, 1675, 35 Zoll 3 Linien breit, 16 Zoll 7 Linien hoch; – „Karte von Steiermark“, 1673–1675 aufgenommen; 1678 in Kupfer gestochen von Andreas Trost; in zwölf gleich großen Blättern je 11 Zoll 8 Linien hoch. 16 Zoll 10 Linien breit; – „Ansichten von Kremsier“, 1679, 1690, mit einem Widmungsblatte; ein Großfolioblatt mit verschiedenen Ansichten, ein Großfolioblatt mit in geschabter Manier ausgeführtem Brustbilde des Fürstbischofs Liechtenstein und 33 Blättern Ansichten Kremsiers in Kleinquerfolio, von Nypoort auf Kupferplatten geatzt; – „Topographie von Steiermark“, 1673– 1676 aufgenommen, um 1681 beendigt; Gratz 1681; neue Ausgabe um 1700; Titelblatt und 463 bezifferte Bilder, gestochen von Trost, M. Greitscher, F. B. Spillmann und Anderen; – „Karte von Ungarn“, 1685, auf zwölf Bogen. Außerdem wurden mit Zugrundelegung der großen Vischer’schen Karte von Ober- und Unterösterreich angefertigt von Vischer selbst – wenigstens entworfen: „Vier Karten der einzelnen vier Viertel von Unterösterreich“, 12 Zoll 2–4 Linien hoch, 15 Zoll 8–16 Linien breit, 1695–1697 neue Abdrücke 1755; – „Wiens Umgebungen“, 1734, zu Homann’s größerem Atlas, 20 Zoll 10 Linien breit, 17 Zoll. 8 Linien hoch; – „Wiens Umgebungen“, herausgegeben von Matthäus Seutter, 19 Zoll 16 Linien breit, 16 Zoll 2 Linien hoch; – dann im Homann’schen „Großen Atlas“ Unterösterreich, Oberösterreich, Steiermark; – im Seutter’schen „Großen Atlas“ die genannten drei Länder. Bis ins kleinste Detail eingehende bibliographische und literarische Angaben der oben angeführten Arbeiten Vischer’s enthält Feil’s erwähnte Monographie. [Porträt. Unterschrift: „Haec est effigies Visscheri externa Georgy | Nuper ab artefici sedulo facta manu, | Omnia sed pro apto miserere elementa colore | Posset ubi internam pingere Apollo volet“. Darunter im Facsimile der Namenszug: „Georg Matthaeus Vischer praesentat 1684 April 26“. Gürtelbild, in den vier Ecken geographische und astronomische Embleme. Im Gürtel: „Vera effigies Reverendissimi et doctissimi domini Georgi Mattmiae (sic) Vischer mathematici celeberrimi“. Lithographie (Gratz, 4°.).] –