BLKÖ:Hohler, Emerich Thomas

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Hohlfeld
Band: 9 (1863), ab Seite: 218. (Quelle)
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Hohler, Emerich Thomas (Schulmann und Bibliothekar, geb. zu Schrickowitz in Böhmen 26. December 1781, gest. zu Wien 13. November 1846). Genoß den Schulunterricht in dem seinem Geburtsorte nahen Stifte Tepel und bezog 1795 die Hochschule zu Prag. 1807 begab er sich nach Wien, wo er seine weitere Ausbildung fortsetzte, bis er 1809 im Hause des Fürsten Schwarzenberg als Lehrer angestellt, die drei Prinzen und sechs Prinzessinen daselbst unterrichtete. Vierzehn Jahre hindurch versah er das Lehramt in diesem Hause, in welcher Zeit er auch als Fachschriftsteller auftrat. Im Jahre 1823 erhielt er mit dem fürstlichen Rathstitel die Stelle eines fürstlichen Hausbibliothekars und warf sich auf philologische Studien. Bei der Gründung des Wiener Witwen- und Waiseninstitutes entwickelte H. große Thätigkeit und versah an demselben die Secretärsgeschäfte. H. war ein fruchtbarer und vielseitiger Schriftsteller. Seine Schulschriften nehmen in einer Zeit, in welcher das österreichische Schulwesen auf der niedersten Stufe sich befand, in der Unzahl der seichtesten und armseligsten Erzeugnisse, als Werke des denkenden und gebildeten Pädagogen eine ehrenvolle Stelle ein. Sein Werk über die Antiquitäten der Römer und Griechen vermittelte noch in leidlicher Weise die Kenntniß und das Verständniß der Classiker. Seine Schulausgaben der Classiker sind, wenn man den Censurzwang, dem er nun einmal nicht ausweichen konnte, in Anschlag bringt, besser als die meisten gleichzeitigen Arbeiten dieser Art. Und wenn manche seiner Werke nicht besser sind, als sie sein könnten, so ist die Ursache einzig die: weil sie nicht besser sein durften. Seine Schriften sind: „Am Sarkophage Ihrer Durchlaucht der Fürstin Pauline zu Schwarzenberg, geborenen Herzogin von Amberg. Elegie“ [219] (Wien 1810, Wimmer, 4°.); – „Warum werden die Bancozettel eingezogen? Was hat Oesterreich von diesen Massregeln zu erwarten? Zur Berichtigung der Meinungen über das Patent vom 20. Februar 1811“ (Wien, Geistinger, 8°.); – „Welche Hilfsmittel hat die österreichische Monarchie zur Herstellung eines regelmässigen Geldumlaufes“ (Wien 1816, Heubner, 8°.); – „Historisch-politische Erläuterung über Bankanstalten überhaupt und die österreichische Nationalbank insbesondere“ (Wien 1816, ebenda, 8°.); – „Kurze Uebersicht der allgemeinen Weltgeschichte als Erläuterungen zum Strom der Seiten“. 2 Bdchn. (Wien 1813, Geistinger, 12°.); – „Praktische Anleitung zum Uebersetzen aus dem Lateinischen in’s Deutsche oder lateinische Lectionen für Anfänger …“ 7 Bdchn. (Wien 1318–1823, Gerold, gr. 8°.), einzelne derselben erschienen in zwei, auch in drei Auflagen 1837–1840; – „Civilrechtliche Erörterung des §. 1287 des allgem. B. G. B. über die gesellschaftlichen Versorgungsanstalten“ (Wien 1828, gr. 8°.), auch in Wagner’s „Zeitschrift für österreichische Rechtsgelehrsamkeit“; – „Abbildungen griechischer und römischer Alterthümer nach Antiken. Mit Erläuterungen“. 3 Hefte (Wien 1823, gr. 8°., mit vielen K. K.); – „Ausgabe lateinischer Classiker. Mit Sach- und Spracherläuterungen … Neue Folge. 1. und 2. Band: Publii Virgilii Maronis Aeneis. Vier Abtheilungen mit 1 Bilde und 1 Landkarte“ (Wien 1826 und 1827, Volke, gr. 8°.); – „Bibliotheca selecta probatiss. recentiss. aevi auctor. latinor. Cura E. Th. Hohler. Pars I–III (Wien 1822, gr. 8°.) Pars I: P. J. Paulini a S. Josepho orationes XXIII. cum not. liter.; Pars II: M. A. Mureti orationes academicae; Pars III: Mureti epistolae selectae“, eine Fortsetzung dieser Sammlung ist nicht erschienen; – „Julius Caesar commentarii de bello gallico“. Mit Wort- und Sacherklärungen (Wien, 3. Aufl. ebd. 1846, Beck, mit Cäsar’s Bildniß und einer Landkarte, gr. 8°.). – „Cornelius Nepos. De vita excellent. imperatorum etc. etc. Cum notis et scholiis in usum stud. juvent.“ (Viennae, edit. auct. et amend. ib. 1837, Bauer et Dirnb., 8°., edit. 4a ib. 1844; – „Erasmus Desid. Commentarii de verborum ac rerum copia liber ad sermonem et stylum formandum utisissimus“ (Wien 1824, Geistinger, 8°.); – „Eutropius, breviarium historiae romanae“ (Wien, edit. V. 1846, Dirnböck, 8°., mit zwei Karten); – „Horatii de arte poetica liber vulgo epistola ad Pisones“. Mit ausführlicher Wort- und Sacherklärung nebst angehängtem Commentar des Porphyrius (Wien 1824, Volke, gr. 8°.); – „Virgilii Georgicorum libri IV.“. Mit Sprach- und Sacherläuterungen (Wien 1843, Bauer, 8°., mit Titelblatt). Auch mehrere Schulbücher, als ein „Lehrbuch der neuesten Erdbeschreibung“, 4 Theile (Wien 1828) und ein „Lehrbuch der neuen Staatengeschichte“, 4 Theile (Wien 1829), beide für die drei letzten Grammatikal- und die Humanitätsclasse der k. k. Gymnasien bestimmt, gingen aus seiner Feder hervor, endlich schrieb er zur letzten, 1842 erschienenen Ausgabe von Schönberger’s (Frz. X.) „Neuestes lateinisch-deutsches und deutsch-lateinisches Hand-Lexikon zum Schul- und Geschäftsgebrauche“ den Vorbericht. Außerdem schrieb er viele Aufsätze poetischen, artistischen, historischen und kritischen Inhalts für Wiener Journale, als den „Sammler“, für Gräffer’s Conversationsblatt“, die „Wiener Zeitschrift“ von Schikh, die „Vaterländischen Blätter“, die „Annalen der Literatur“, das „Archiv für Geschichte“ u. A. H. starb im Alter von 65 Jahren. H. war [220] Censor und Mitglied der Akademie der Wissenschaften und Künste von Padua.

Allgemeine Theater-Zeitung, herausgegeben von Adolph Bäuerle (Wien, gr. 4°.) XXXIX. Jahrg. (1846), Nr. 274, S. 1096: „Nekrolog“ [nach dieser gest. am 14. November 1846] . – Neuer Nekrolog der Deutschen (Weimar, Bernh. Friedr. Voigt, kl. 8°.) XXIV. Jahrg. S. 1111, Nr. 1615 [nach diesem gest. 13. Nov. 1846]. – Bergmann (Joseph), Pflege der Numismatik in Oesterreich im 18. Jahrhunderte (Wien 1857, Staatsdruckerei. 8°.) Heft II, S. 71, auch in den Sitzungsberichten der philos. histor. Classe der kaiserl. Akademie der Wissenschaften (XXIV. Bd. S. 362) [nach diesem gestorben 13. November 1846]. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, bibliogr. Institut, gr. 8°.) Bd. XV, S. 1033; Suppl. Bd. III, S. 1483 [nach Angabe des ersteren gest. am 15. November 1846, nach jener des letzteren schon am 13. Jänner 1846, welche beide Angaben falsch sind]. – Oesterreichische National-Encyklopädie, herausg. von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. II, S. 630.