BLKÖ:Trimmel, Joseph Franz Emil
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 47 (1883), ab Seite: 202. (Quelle) | |||
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Ich hatte noch die Freude, diesen wackeren Staatsdiener persönlich kennen zu lernen und ab und zu mit ihm zu verkehren. Er unterließ es nie, wenn er, längst im Ruhestande, aus alter Anhänglichkeit die Räume des Ministeriums aufsuchte, mich in meinem Bureau zu begrüßen, und dann entfaltete der ungemein lebhafte, für alles Schöne, Wahre und Gute leicht empfängliche und bald begeisterte Greis eine Liebenswürdigkeit, die ihm die Sympathien eines Jeden, der ihn kennen lernte, gewannen. Schon 1808 beginnt Trimmel’s schriftstellerische Wirksamkeit. Im Verein mit mehreren Freunden veröffentlichte er im genannten Jahre ein Büchlein, betitelt: „Poesien“. Recensentenungebühr, die an des Dichters Namen sich stoßend, denselben zum Gegenstande ihres Witzes machte, veranlaßte ihn, für die Zukunft an dessen Stelle einen seiner Taufnamen, den wohlklingendsten, Emil zu wählen, und seitdem bediente er sich ausschließlich desselben und bewahrte lange unter ihm sein schriftstellerisches Incognito. Ehe er wieder mit selbständigen Arbeiten vor das Publicum trat, wirkte er fleißig an Zeitschriften mit, so 1812 an der „Thalia“, später an dem von André herausgegebenen „Hesperus“, von welchem er 1823 für einen Aufsatz mit einem Preise ausgezeichnet wurde. Bevor wir die Uebersicht seiner Schriften geben, theilen wir noch mit, daß er 1819 im Ischler Salzbergwerk den Polyhalit, ein höchst seltenes Fossil entdeckte, wofür ihm in dem folgenden Jahre die Gesellschaft der Natur- und Landeskunde in Brünn das Diplom eines correspondirenden Mitgliedes zusandte. Es ist bekannt, wie die fünf Selbstlaute A, E, I, O, U, welche Kaiser Friedrich III. auf verschiedenen Gebäuden, so z. B. an der kaiserlichen Burg in Wien, an den Thoren zu Wiener-Neustadt, an der landesfürstlichen Burg in Gratz, auf seinem prachtvollen Grabmale im Wiener St. Stephansdom, sowie auf verschiedenen Medaillen und Münzen anbringen ließ, auf höchst mannigfaltige [203] Art gedeutet wurden. Die üblichste noch heute angewendete Deutung ist wohl die: Aller Ehren Ist Oesterreich Voll. Nun hat Gelehrten-, Volks- und Aberwitz jede mögliche sinnige oder unsinnige Lösung zuwege gebracht. Ja, es sind ganze Abhandlungen von Genealogen, Heraldikern und Archäologen darüber geschrieben worden. Hat doch Peter Lambecius in seinem „Diarium sacri itineris Cellensis“ nicht weniger denn 360 verschiedene Deutungen dieser fünf Vocale gegeben. Es lag nur zu nahe, den wahren Sinn dieser Selbstlaute zu erforschen, und Trimmel, als Archivdirector der vereinigten Hofkanzlei häufig in den Acten der Vergangenheit arbeitend und suchend, dürfte auch das Räthsel richtig gelöst haben, wobei er sich auf ein im Archive vorgefundenes Document stützte. Nach ihm ist das Ergebniß folgendes: Kaiser Friedrich ließ die fünf Vocale zur Zeit, als er mit seinem Bruder Albrecht VI. und dem Grafen von Cilli in Streit lebte, auf der neu erbauten Burg in Wien eingraben. Da hat – so lautet die Stelle in dem von Director Trimmel aufgefundenen Documente – einer dem Kunig zu Smach ober diese Buchstaben geschrieben: Aller Erst Ist Oesterreich Verdorben. Daz mißfiel dem Kunig und er liez sie abtun und schrieb auf einem köstlichen Amor (Schrank): En! AmorElectis, Injustis Ordinat Vltor. Sic Fridericus ego rex mea jura rego, d. i. Siehe da! die Liebe waltet über die Auserwählten, der Rächer über die Ungerechten, so handhabe ich, Friedrich der König, meine Rechte. Und diese Auslegung möchte zu des friedliebenden Friedrich Gemüthe wohl bester passen, als die verschiedenen, ihm von einzelnen Schriftstellern zugeschriebenen mitunter anmaßenden Deutungen. Der Uebersetzer von Coxe’s Werk über Oesterreich bemerkt sogar: Friedrich habe sich mit der Erklärung: Aquila Electa Juste Omnia Vincit selbst belustigt. Meine Bemühungen, eine vollständige Uebersicht von Trimmel’s (Emils) Arbeiten zusammenzustellen, blieben erfolglos, in den Katalogen sind dieselben nur sehr lückenhaft verzeichnet, und das sonst so vollständige Handbuch Goedeke’s begnügt sich mit einer fünfzeiligen Notiz über Trimmel, der doch etwas mehr verdient hätte, da er, obwohl kein großer, doch immerhin ein beachtenswerther Schriftsteller ist, wenn ihn auch die Literaturgeschichten und die Schriftsteller-Lexiken gar nicht kennen. Die Titel von Trimmel’s Schriften, so weit ich letztere selbst besitze oder erstere mir bekannt geworden, sind: „Die Straubingerhütte zu Badgastein“ (Wien 1819, zweite Auflage ebenda 1831); – „Edelinde von Strochner. Bild aus dem Gasteiner Thale“ (ebd. 1827); – „Reisehandbuch nach Gastein“ (Wien 1827; zweite Auflage 1832), dafür ertheilte ihm die kaiserlich französische Gesellschaft der Geographie in Paris das Diplom eines correspondirenden Mitgliedes; – „Humoristische Ausflüge und chorographische Skizzen“ (Wien 1830); – „Die Steingruben von Paris“ (Wien 1833), deutsch und französisch zugleich; – „Sagen und Bilder aus der Geschichte Oesterreichs“ (Wien 1837); – „See- und Alpenbesuche in den Umgebungen Ischls“ (Wien 1862), mit in den Text gedruckten Kärtchen der Seen und ihrer nächsten Umgebung (Wien 1842); „Oesterreichs Schluchten-Brevier“ (ebd. 1847), eine patriotische Bagatelle in Versen; – „Gedichte“. erster (und einziger) Band (ebd. 1849); – „Wiener Zustände im Mittelalter“, zwei Bändchen: I. „Die Thorwarte Wiens zur Zeit Heinrichs Jasomirgott“ [204] ; II. „Wien, die Stadt der Kreuzzüge unter Leopold dem Tugendhaften und dessen Kreuzfahrt“ (Weimar 1855, Böhlau, 8°,), Bezeichnend ist seine an den Censor gerichtete Vorrede zu den „Gedichten“; sie lautet: „Gestrenger Herr Censor! Genehmigen Sie meine Bitte, während der Durchsicht dieses Manuscriptes sämmtliche Streichinstrumente zu entfernen. Jeder Vogel hat seine Art und Weise zu singen, wenn ihm die Natur die Stimme dazu verliehen. Wald und Flur werden durch den Gesang belebt, und wenn auch zuweilen hie und da ein Ton zu hoch angestimmt wird, was schadet’s, da auch der freieste Ton verhallt und weniger zum Nachtheil wirkt, als wenn er unterdrückt wird. Muß aber denn doch gestrichen werden, so bittet der Autor, das Ganze zu streichen, da jede Halbheit eben kein Ganzes mehr ist“. Die Gedichte hat Trimmel dem Dichter Anastasius Grün gewidmet, für den er eine große Verehrung empfand, wie hingegen auch dieser nur Wohlwollen für ihn empfand und sich immer voll Theilnahme über den herzensguten Director äußerte, der dem Dichter noch während seiner Amtsthätigkeit manchen archivalischen Dienst leistete. Aus einer eigenhändigen Aufzeichnung Trimmel’s entnimmt Herausgeber dieses Lexikons, daß derselbe seinen literarischen Nachlaß in Anastasius Grün’s Hände niederzulegen wünschte. Ob dies geschehen, ist ihm nicht bekannt. Außer den erwähnten im Druck herausgegeben[WS 1] Schriften erschienen von Trimmel ziemlich zahlreiche Artikel in mehreren vormärzlichen Journalen und Almanachen Oesterreichs, so im Almanach „Thalia“ sein einactiges Singspiel: „Die Oliven“, nach einem Märchen aus „Tausend und Eine Nacht“; in der „Theater-Zeitung“: „Amasis“; auch gab er im Jahre 1826 den „Bertholdsdorfer Boten“ heraus, der schnell vergriffen war. Indem wir von dem poetischen, novellistischen und dramatischen Nachlasse Trimmel’s absehen, bemerken wir nur, daß sich darin ein paar historische Arbeiten, die er auf Grund seiner archivalischen Forschungen vollendete, befanden, so: die Biographien sämmtlicher böhmischen obersten und österreichischen ersten Kanzler, dann eine Geschichte der Erbämter der Monarchie und ein Conversationslexikon der österreichischen Verwaltungsbehörden nebst den Gesetzen von A bis Z. Trimmel ist Junggeselle geblieben; Verhältnisse vereitelten seine Verbindung mit seiner Jugendliebe, mit der später berühmt gewordenen Reisenden Ida Pfeiffer [Bd. XXII, S. 175].
Trimmel, Jos. Franz Emil (Schriftsteller, geb. zu Wien, nach eigener Angabe am 14., nach gedruckten Quellen am 15. September 1786, gest. zu Mödling bei Wien am 9. November 1867). Unter dem Pseudonym Emil in österreichischen Schriftstellerkreisen bekannt. Trimmel widmete sich anfangs den theologischen Studien an der Wiener Hochschule, später aber ging er zu den juridischen über. Im Jahre 1807 trat er in den k. k. Staatsdienst, in welchem er in den Manipulationsabtheilungen der vereinigten Hofkanzlei, heute Ministerium des Innern, stufenweise vorrückend, 1832 Archivdirector, 1836 Registraturdirector der bestandenen vereinigten Hofkanzlei und Studienhofcommission wurde. In letzterer Stellung verblieb er bis zum ereignißreichen Jahre 1848, in welchem er in den Ruhestand übertrat, den er nahezu zwei Decennien genoß, im Amte, in welchem er gedient, das Andenken eines ebenso pflichttreuen, als dienstwilligen und humanen Beamten hinterlassend.- Gräffer (Franz),. Conversationsblatt. Zeitschrift für wissenschaftliche Unterhaltung (Wien, gr. 8°.) II. Jahrg. (1820), I. Bd., S. 275. – Der Zuschauer. Herausgegeben von J. S. Ebersberg (Wien, gr. 8°.) 1837, Bd. III, S. 1132, im „Rückblick in die Vergangenheit“. – Scheyrer (Ludwig). Die Schriftsteller Oesterreichs in Reim und Prosa auf dem Gebiete der schönen Literatur (Wien 1858. typ.-lith.-artist. Anstalt, 8°.) S. 358. – Goedeke (Karl). Grundriß zur Geschichte der deutschen Dichtung. Aus den Quellen (Hannover 1859, Ehlermann, 8°.) Bd. III, S. 169, Nr. 296.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: herausgegebenen.