Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 20 (1869), ab Seite: 141. (Quelle)
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Neidl, Johann, auch Johann Joseph und Joseph allein (Kupferstecher, geb. zu Gratz 20. März 1776, gest. zu Pesth 31. August 1832). In seiner Jugend trat er bei einem Silberarbeiter in die Lehre, übte sich aber in seinen freien Stunden aus eigenem Antriebe im Zeichnen und copirte mit großer Sorgfalt Kupferstiche, deren er eben habhaft werden konnte, daher auch die Wahl nicht immer am besten ausfiel. Nichtsdestoweniger erlangte er dadurch eine große Fertigkeit im Nachzeichnen, und als eines Tages ein Graf Wieser den zeichnenden Jungen mitten in seiner Lieblingsbeschäftigung fand, nahm er sich seiner an und sorgte für sein Fortkommen. Er schickte ihn zunächst nach Frankfurt a. M., damit er dort bei dem berühmten Kupferstecher Prestel im Zeichnen und Kupferstechen eine schulgerechte Ausbildung erhalte. Als bald darauf die Franzosen in Deutschland einfielen, nahm ihn sein gräflicher [142] Gönner mit sich nach München, wo Neidl fleißig die Gallerien besuchte und dort zeichnete. Im Jahre 1793 schickte ihn der Graf nach Augsburg, wo er unter dem tüchtigen J. Glauber[WS 1] seine Kunststudien fortsetzte. Nach dem im Jahre 1794 erfolgten Tode seines Gönners begab sich N. nach München und besuchte zu seiner ferneren Ausbildung die dortige Kunstakademie, zugleich übte er sich aber auch unter John’s [Bd. X, S. 235] Leitung, der eben damals in München die schöne und schon ungemein seltene Folge der 32 gelehrten Bayern in Kupfer stach, in der englischen Punctirmanier. In der Folge begab sich Neidl nach Wien und etablirte daselbst eine Kunsthandlung, in welcher er vorzüglich mit Kupferstichen handelte und zuweilen auch mit seinen Kunstblättern auswärtige Märkte besuchte, auf deren einem zu Pesth er im Jahre 1832 im Alter von 56 Jahren starb; wornach auch die Angabe Nagler’s, der ihn im Jahre 1841 noch in Wien am Leben wähnte, zu berichtigen ist. N. hat mehrere große Blätter nach besonders hervorragenden Gemälden großer Meister gestochen, und zwar: „Ceres am Aetna, die Fackeln entzündend, um Proserpina zu suchen“, nach A. Nahl[WS 2] (gr. Royal-Fol.); – „Jupiter und Antiope“, ebenfalls nach Nahl (gr. Qu. Fol.), das Bild ist ein Gegenstück zu Durmer’s „Venus, die sich von Amor einen Dorn ausziehen läßt“, es ist in punctirter Manier ausgeführt; – „Amor und Psyche“, nach Agricola (Fol.); – „Zephyr und Flora“, nach S. von Perger (Fol.); – „Eine Bachantin“, nach Del Pian (Fol.), in Punctiermanier, schwarz und in Farben; – „Simplicity“, Bruchstück nach Bartolozzi, in Kreidemanier (Fol.), schwarz und in Farben; – „Mildness“, Bruchstück nach demselben, Gegenstück zu dem vorigen (Fol.); – „Meditation“, – „Admiration“, beide nach Violet, zwei Ovalbilder (12°.); – „Die junge Haushälterin“, nach Gottfr. Schalken, für das Taschenbuch „Immergrün“ 1843, später auch im Haas’schen Galleriewerke des Belvedere’s“; – „Die Tiroler Schützen als Tirailieurs“ (Qu. Fol.); – „Der Tod der Grossfürstin Alexandra Pawlowna“, nach einer Skizze von Peter (1803, Fol.); – „Rudolph von Habsburg“, Vignette. Dann stach Neidl eine nicht unbedeutende Anzahl von Bildnissen, unter denen zunächst anzuführen sind: „Die Büste des Kaisers Franz“, von Pisani (Fol.); – „Erzherzog Karl von Oesterreich. 1799“ (Oval-Fol.); – „Alexandra Pawlowna“, nach Kreuzinger (Fol.); – „Maria Fedorowna, Kaiserin von Russland“, nach Kreuzinger (Fol.); – Josephus Archidux Austriae“, nach demselben Künstler (Fol.); – „Sansovino“, nach Titian, für das Haas’sche Galleriewerk des Belvedere’s, in Punctiermanier; – „J. G. Füger“, nach H. Füger (Fol.); – „Graf Souwarow Rimniksky“, nach Kreuzinger (Fol.); – „J. G. Hoerl, Bürgermeister von Wien“ (Fol.); – „Salieri“; – „Cherubini“; dann mehrere Bildnisse von Schauspielern für die bei Wallishausser in Wien erschienenen Theater Almanache; auch gab Neidl ein „Zeichenbuch für Damen, nach Zeichnungen von Füger and Caucig“ (Wien, in Fol.) heraus. Als Künstler zählt Neidl zu den besseren Nachahmern John’s, leider sieht man manchen seiner Arbeiten das Handwerk an, denn er war lange Zeit darauf angewiesen, nur von seinem Verdienste zu leben; das beste leistete er im Miniaturstiche, aber John’s Weichheit erreichte er doch nicht.

Neidl erscheint auch öfter Neidel (statt [143] Neidl) geschrieben. – Steiermärkische Zeitschrift. Redigirt von Dr. G. F. Schreiner, Dr. Albert von Muchar, C. G. Ritter von Leitner, A. Schrötter (Grätz, 8°.) Neue Folge, VI. Jahrg. (1841), 2. Heft, S. 72. – Nagler (G. K. Dr.). Neues allgemeines Künstler-Lexikon (München 1839. E. A. Fleischmann, 8°.) Bd. X, S. 180 [nach diesem geb. im Jahre 1774]. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. IV, S. 33. – Tschischka (Franz), Kunst und Alterthum in dem österreichischen Kaiserstaate (Wien 1836, Friedr. Beck[WS 3], gr. 8°.) S. 382 [nach diesem geb. am 1. November 1774]. – (Hormayr’s) Archiv für Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst (Wien, 4°.) XIV. Jahrg. (1823), Nr. 90, S. 476. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, Bibliograph. Institut, gr. 8°.) Bd. XXIII, S. 168.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Klauber (Kupferstecher) (Wikipedia).
  2. Nahl, Johann August (ADB).
  3. Vorlage: Franz Beck.