BLKÖ:Stifter, Adalbert

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Nächster>>>
Stigelli, Georg
Band: 39 (1879), ab Seite: 13. (Quelle)
Adalbert Stifter bei Wikisource
Adalbert Stifter in der Wikipedia
Adalbert Stifter in Wikidata
GND-Eintrag: 118618156, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Stifter, Adalbert|39|13|}}

Stifter, Adalbert (Dichter und Maler, geb. zu Oberplan, einem Marktflecken im südlichen Böhmen im Budweiser Kreise, am 23. October 1805, gest. zu Linz am 23. Jänner 1868). [14] Stifter hat einen großen Theil seiner Lebensgeschichte in seinen „Studien“ niedergeschrieben, denn die Personen, die er darin zeichnet, die Gegenden, die er mit dem Griffel des genialen Künstlers darstellt, hat er selbst gekannt, hat mit und in ihnen gelebt und manche, ja viele der Scenen, die er so unnachahmlich schön schildert, selbst mitgelebt, und nur er selbst hätte sein Leben erzählen können. Es hatte ihm gegönnt sein sollen, es zu thun, denn wir hätten dann ein Werk erhalten ebenbürtig Goethe’s „Dichtung und Wahrheit“ und vielleicht nur inniger und sinniger, wärmer, und mit satteren Farben gemalt als jenes, durch das wohl ein Hauch olympischer Ruhe hindurchzieht und das uns wohl fesselt, aber selten erwärmt. Die verschiedenen Versuche, Stifter’s Leben in einem Essai zusammenzufassen, sind sammt und sonders kümmerlich genug ausgefallen. Emil Kuh hat ein Langes und Breites geschrieben, worin auch Vortreffliches zu lesen, das aber um zwei Drittheile zu lang und, wie es den Anschein hat, geschrieben ist, um ein dickes Buch zu machen. Hier kann nur in großen Umrissen sein Leben gezeichnet werden, denn unsere Aufgabe ist es, nur das Gerüste aufzustellen, Steine, Mörtel und Aufputz muß der eigentliche Biograph herbeischaffen und so den stylvollen Bau vollenden. Stifter’s Vater besaß in Oberplan ein Haus mit einer kleinen Feldwirthschaft, war seines Zeichens eigentlich ein Leinweber, gab aber das den Mann kümmerlich genug ernährende Gewerbe auf und betrieb neben seiner Feldwirthschaft einen kleinen Flachshandel. Seine Mutter Magdalena war eine Tochter des Oberplaner Fleischhauers Franz Friepeß. Adalbert, der Erstgeborene, hatte noch vier Brüder und eine Schwester am Leben. Außerdem lebten noch die Großeltern, väterlicher Seits nämlich Augustin Stifter, mütterlicher Seits Franz Friepeß und die Großmutter Ursula, geborene Kary aus Glöckelberg. Ein Knecht Simon, ein in der Legende der Heiligen sehr bewanderter Mann, ist auch zu nennen. Diese Personen umgaben den Knaben in seinen ersten Lebensjahren und übten nicht unwesentlichen Einfluß auf das tiefempfängliche Gemüth desselben. Wenn die Mutter hauptsächlich durch ihr inniges Gemüth und ihre Liebe auf den Kleinen wirkte, so that es die Großmutter wieder durch ihre Sprüche und herrlichen Geschichten, die sie mit Wundern auszustatten und so schön zu erzählen verstand, daß sie dieselben immer wieder von vorn anfangen mußte. Auch der Knecht Simon mit seinen Legenden that ein Uebriges, und so fehlte nichts, um die kleine Welt des übrigens sehr lebhaften und wißbegierigen Knaben mit Allem auszufüllen, was ein Kindesgemüth beglückt. Im Alter von sechs Jahren kam er in die Ortsschule, welche unter der Leitung des Lehrers Joseph Jenne stand. Jenne war ein ausgezeichneter Mann in seinem Berufe, und Stifter gedachte seiner in späteren Jahren immer voll Liebe und Dankbarkeit. In der Schule studirte der kleine Adalbert fleißig, auch lernte er die Geige streichen, die Clarinette blasen, und singen. Der Musikunterricht in der Schule war so trefflich, daß, als der Knabe in der zweiten Classe saß, der Schulmeister Haydn’s „Schöpfung“ mit seinen Zöglingen aufführen konnte, wobei auch Adalbert mit seiner gut geschulten Stimme mitwirkte. Da derselbe gute Fortschritte machte und überdies sehr begabt [15] war, bestand der Schulmeister auf Fortsetzung der Studien. Adalbert kam nun zu dem Caplan des Ortes, der ihm lateinischen Vorunterricht ertheilte. Mit dem Latein ging es aber so schlecht vorwärts, daß der geistliche Herr den fast verhängnißvollen Ausspruch that, „mit dem Studiren sei es nichts, es sei schade um jeden Groschen, der Junge sei ganz talentlos!“ (Ob der geistliche Herr noch den Ruhm seines talentlosen Schülers erlebt hat?) Da brach über die Familie ein schreckliches Ereigniß herein. Es war im November 1817 und Adalbert zählte elf Jahre. Der Vater befand sich mit einer Ladung Flachs in Oberösterreich, eines Morgens fuhr er vom Wirthshause zwischen Wels und Lambach weg, und eine halbe Stunde später fand man ihn, nicht weit von jenem Orte, erdrückt unter dem umgestürzten Wagen. Ende November genannten Jahres kam die Nachricht nach Oberplan. Bestürzung und Jammer in der Familie waren groß, die arme Mutter mit den fünf Kindern wußte sich nicht zu fassen. Forderungen standen aus; da aber keine Schrift darüber vorhanden war, gingen sie verloren; hingegen mußte Alles bezahlt werden, was Gläubiger an Schulden einforderten. Nur der Großvater Augustin, ein heller Kopf und praktischer Mann, trat helfend dazwischen und brachte Ordnung in das Chaos. Im folgenden Sommer 1818 reiste der Großvater mütterlicher Seits, Franz Friepeß, nach Oberösterreich, um manche Geschäfte, die nach dem Tode des Vaters noch unausgeglichen waren, in Ordnung zu bringen, und bei dieser Gelegenheit nahm er den Knaben Adalbert, ungeachtet ihn der Caplan für talentlos erklärt hatte, mit: er wollte ihn irgendwo in einer Schule unterbringen. In Viechtwang erhielt der Großvater von seinem Neffen, der dort Caplan war, ein Empfehlungsschreiben an Professor P. Romuald Strauß in Kremsmünster, der damals im Stiftsgymnasium in den Grammaticalclassen vortrug, und dieser wies Großvater und Enkel an Pater Placidus Hall [Bd. VII, S. 237], der im folgenden Schuljahre die erste Grammaticalclasse übernehmen sollte. Pater Placidus nahm mit dem kleinen Adalbert ein Examen vor, das über alle Erwartung günstig ausfiel, worauf er den Großvater bestimmte, den Knaben zu Allerheiligen wieder zu bringen. Das geschah denn auch, und nun wurde Adalbert mit noch einigen anderen Zöglingen in der Familie des Stiftsamtmanns Johann Mayer untergebracht. In Kremsmünster beendete Adalbert die sechs Grammaticalclassen und die zwei philosophischen Jahrgänge. Diese acht Jahre in dem herrlichen berühmten Stift, in welchem die gemüthvollen und gelehrten Benedictiner, unter deren Leitung sich so manche bedeutenden Kräfte entwickelt haben, Geist und Herz ihrer Zöglinge bilden, waren für unseren Adalbert eine Quelle unversiegbarer lieblichster Erinnerungen. Hier unter wackeren, würdigen, gründlich gebildeten Lehrern, wie Placidus Hall, Ignaz Reischl u. A., gedieh Stifter geistig und körperlich, er war immer einer der besten Schüler, machte sich mit der Musik immer mehr vertraut und bildete unter Georg Riezlmair [Bd. XXVI, S. 151] sein schon damals unverkennbar bedeutendes Zeichnentalent, das sich mit Vorliebe auf die Landschaft warf, aus. Hier lernte er die Koryphäen der deutschen Dichtung kennen, von denen ihn Schiller [16] vor Allen anzog und Goethe noch kalt ließ, während in reiferen Jahren Goethe an Schiller’s Platz trat, eine Wandlung, die sich mit der Erkenntniß, daß das Ideale in unserer materiellen Zeit sich nur schwer eine Stätte erobert, leider in vielen Dichtergemüthern vollziehen mag. Aber auch die Ritter- und Räuber-Literatur von Spieß [Bd. XXXVI, S. 156] und Kramer, welche Frau Stiftsamtmann Mayer mit großer Vorliebe hegte und pflegte, blieb Stifter nicht fremd und erfüllte ihn mit jenen Schauern, die schon manches jugendliche Gemüth bei dieser Lectüre empfunden. An Anregung zu eigenem Schaffen fehlte es ihm in der trefflichen Stiftsschule gleichfalls nicht. Professor Reischl gab einmal zur Bearbeitung in Jamben das Thema, das sich auf die Gründung des Stiftes Kremsmünster bezieht, welche bekanntlich durch Herzog Thassilo zur Erinnerung an seinen Sohn, der hier bei einer Jagd durch einen Eber ums Leben kam, stattfand. „Das Freudenfest am Trauerdenkmale“ betitelte sich die Arbeit, welche die Zöglinge einzuliefern hatten, und die beste war jene Stifter’s, die als Motto den Spruch von Hegesippus trug: „Dulce est, inter majorum versari habitacula et veterum dicta factaque recensere memoria“, welchen er später seiner „Mappe meines Urgroßvaters“ voransetzte. Doch bis dahin sattelte Stifter den Pegasus nur auf Commando seiner Professoren, aus eigenem Antrieb bestieg er den Hippogryph erst in den philosophischen Studien, aber diese Ausflüge ins Reich der Phantasie erfolgten so heimlich, daß weder seine Lehrer noch seine Kameraden davon eine Ahnung hatten. Es soll auch keine Zeile aus jenen Tagen sich erhalten haben. Als es nun galt, einen Lebensberuf sich zu wählen, entschied sich S. für das juridische Studium, nach dessen Vollendung er die Beamtenlaufbahn einzuschlagen gedachte, und begab sich demnach im Jahre 1826, damals 21 Jahre alt, nach Wien. Wie schon in Kremsmünster, erwarb er sich auch in Wien durch Unterrichtertheilen seinen Lebensunterhalt. Er besuchte nun die juridischen Collegien, aber mit mehr Eifer und Vorliebe trieb er unter Baumgartner, Ettingshausen und Littrow Naturlehre, Mathematik und Astronomie. Auch besuchte er in Wien das Theater, das ihm mit den damaligen Künstlern wie Anschütz, Costenoble, Heurteur, La Roche, Korn, Wilhelmi und den Frauen Julie Gley, nachmaligen Rettich, Sophie Müller, Sophie Schröder ungeahnte Genüsse bot. Indessen verschob er den Eintritt in ein öffentliches Amt, nachdem er die juridischen Studien beendet, von Tag zu Tag und lebte noch immer von seinen Unterrichtsstunden, die ihm freilich, da er insbesondere in angesehenen Familien sehr gesucht war, nicht fehlten. Er malte auch in dieser Zeit ziemlich viel, mit altgewohnter Sauberkeit und jenem Detail, das wir später in seinen Dichtungen bewundern lernten. Er that sich aber darin nie selbst genug, und so verschwanden viele dieser Bilder. Was er mit ihnen gemacht, ist nicht bekannt geworden. Allem Anscheine nach hat er sie gar verbrannt, S. war gesellig, er verkehrte gern mit gleichgesinnten Strebenden, deren es im Vormärz in Wien die Hülle und Fülle gab, wovon ein kleiner Kreis sich täglich Abends im Gasthof zur „Kleinen Weintraube“ am Hof einfand, und wo Stifter häufig anzutreffen war und als heiterer Gesellschafter galt. [17] Auch im Neuner’schen sogenannten „Silbernen Caffeehaus“, wo sich Alles einfand, was Wien in jenen Tagen an Esprit besaß, erschien Stifter, der ebenso selbst zu genießen als Andere an seinem frischen geselligen Wesen theilnehmen zu lassen verstand, als täglicher Gast. So gingen die Jahre hin, und der Dichter war noch immer ohne Staatsamt, sondern ertheilte nach wie vor Privatunterricht. Seine erste Liebe, die er im dritten Bande des „Nachsommers“ mit aller Innigkeit und Gefühlswahrheit schildert, hatte er, nachdem die Geliebte eine andere Wahl getroffen, verwunden, und da trieb das Herz neue Blüthen: „Der ersten Rose schneller Tod weckt seiner Thränen Lauf, und dort, wo seine Thräne fiel, blüh’n neue Rosen auf“. Ein Hausball, ein paar vergessene Ueberschuhe vermitteln die alte einfache Geschichte, die sich schließlich in eine Heirat auflöste und des Dichters eheliches und häusliches Glück begründete. Das Mädchen seiner Wahl Amalie war die Tochter eines in Ungarn im Ruhestand lebenden Artillerie-Officiers, Namens Mohaupt. Schon als Stifter sich mit dem Gedanken trug, das Weib seiner ersten Liebe zum Altare zu führen, hatte er die Absicht, sich um eine Anstellung zu bewerben. Als dann die Sache einen unerwarteten Ausgang nahm, fühlte er keine Veranlassung, seine bisherige Freiheit aufzugeben, und setzte seine Unterrichtsstunden fort; aber als das Verhältniß mit Amalien sich entspann, erwachten seine alten Absichten. Er bewarb sich um eine Professur an der Forstlehr-Anstalt in Maria-Brunn nächst Wien und harrte mit jedem Tage der Entscheidung entgegen. Inzwischen wurde das Verhältniß Amaliens zu ihren Verwandten in Wien, bei denen sie bis dahin gelebt hatte, immer mißlicher, und um der Sache ein Ende zu machen, schritt man, noch ehe eine Entscheidung in der Bewerbung um die Professur erfloß, zur Heirat, zu welcher Stifter von Amaliens Vater, der in Miskolcz lebte, bereits die Einwilligung erhalten. Am 15. November 1837 ließ sich Stifter in der Augustinerkirche der Vorstadt Landstraße mit Amalie Mohaupt trauen. Traurig aber gestaltete sich das erste Jahr der Ehe, in welches nur ein echtes Dichtergemüth, wie es das Stifter’s war, mit so viel Selbstbeherrschung sich fügen konnte: Stifter selbst erkrankte an einem Fußleiden, das ihn den ganzen Winter über ans Bett fesselte; die Professur in Maria-Brunn war anderweit vergeben worden; seiner Gattin Schwester, welche das junge Ehepaar nach der Heirat zu sich ins Haus genommen, war bald danach erkrankt und gestorben; Amaliens Vater wurde vom Tode ereilt, als er eben im Begriffe stand, nach Wien zu seiner Tochter zu übersiedeln, die aus diesem Anlasse bereits eine größere Wohnung genommen; die Erbschaftsangelegenheiten waren derart verwickelt, daß man, um langwierige Processe zu vermeiden, die ganze Angelegenheit lieber fallen ließ und natürlich dabei nicht geringe Verluste erlitt. Das war das Flitterwochenjahr Stifter’s. Als aber alles Ungemach, so weit es in Menschenmacht lag, bei Seite geschoben, stellte sich der Dichter auf eigene Füße, er gab so wie bisher seine Lehrstunden und schrieb sich allen Lebensjammer mit seinen Dichtungen, von deren Dasein kein Mensch etwas ahnte, hinweg. Erst ein Zufall sollte den geheimen Dichter entdecken. An einem Frühlingstage 1840, hatte Stifter ein paar Stunden im [18] Schwarzenberggarten seinen dichterischen Gedanken Audienz gegeben und dieselben mit Bleifeder niedergeschrieben. Nun machte er einen Besuch bei der Baronin Mink, n. A. Münk, wo die Tochter derselben, Ida, aus S.’s Rocktasche unbemerkt eine Papierrolle hervorzog, darin eine Weile las und dieselbe mit dem Ausrufe: „Mama, Mama! da fliegt ein Fräulein in die Luft. Stifter ist ein heimlicher Dichter!“ der Mutter hinüberreichte. Nun war es heraus. Stifter mußte vorlesen, und die Baronin machte weiter keine Umstände, sondern schickte das Manuscript an Witthauer, den Redacteur der „Wiener Zeitschrift“, des damals geachtetsten schöngeistigen Blattes in der Residenz. So eröffnete „Der Condor“ den Reigen der dichterischen Schöpfungen S.’s, deren chronologische Folge auf Seite 27 angegeben ist. Es folgten sich nun in längeren und kürzeren Zeiträumen mehrere und richteten schon damals, da sie vereinzelt erschienen , durch ihre Eigenart die Aufmerksamkeit auf den Dichter, welche freilich einen ganz anderen, von Seite der Leser wie der Kritik geradezu bewundernden Charakter annahm, als dieselben im Jahre 1844 in den ersten zwei Bänden seiner „Studien“ gesammelt in die Welt traten. Während die Kritik eine Lobesfanfare um die andere in die Welt stieß, verharrte der Dichter in seiner bisherigen bescheidenen privaten Stellung als Lehrer oder als Vorleser, freilich mitunter in den höchsten Familien der Residenz, so unter anderen bei der Fürstin Schwarzenberg, Mutter des Feldmarschalls, bei dem Fürsten Metternich, wo der Sohn Richard, der nachmalige Gesandte in Paris, sein Zögling war. Auch verkehrte er sonst in höheren und gebildeten Kreisen, wie im Hause der Baronin Pereira, in welchem er Zedlitz und durch diesen Grillparzer kennen lernte, in der Familie Collin, deren berühmtester Sproß Heinrich Joseph Collin erst in jüngster Zeit in Ferdinand Laban seinen begeisterten Biographen fand, und in jener des berühmten Augenarztes Friedrich Jäger [Bd. X, S. 36], den er als Hausarzt bei dem Fürsten Metternich kennen gelernt hatte. Auch brachte ihn die Herausgabe seiner „Studien“ seinem Verleger, dem feinfühligen und um Oesterreichs poetischen Verlag so verdienten Buchhändler Heckenast in Pesth immer näher und näher, bis sich zwischen Dichter und Herausgeber ein inniges freundschaftliches Band gestaltete, wie etwa ein ähnliches seinerzeit zwischen Schiller und Cotta. Der außerordentliche Erfolg seiner „Studien“, welcher sich mit jedem Tage steigerte, rüttelte aber nicht an der Bescheidenheit des liebenswürdigen Dichters, der nicht Anstand nahm, in einem Briefe zu bekennen: „Es ist möglich, daß die Leser mich mit Lob beschämen, wie bei den ersten Bänden, aber dann rührt es einzig davon her, daß sie nicht wissen, wie Alles hätte werden sollen, aber ich weiß es und sehe die Kluft beständig offen.“ Ueber seine häuslichen Verhältnisse in jener Zeit, über sein gemüthliches Stillleben mit der schönen jungen Frau, über sein künstlerisches Schaffen, auf welches wir weiter unten noch zurückkommen, gibt Emerich Ranzoni in einem Beitrage zur persönlichen Charakteristik des Dichters, welcher im „Concordia-Kalender“ abgedruckt erschien, eine wohlgezeichnete Studie, die uns den Dichter in seinem Wesen und Walten ebenso treu als anschaulich schildert. Es ist dies auch der einzige Beitrag über Stifter, der [19] den Dichter unserem Verständnisse näher bringt. Einen Sommerausflug im Jahre 1845 abgerechnet, in welchem er Oberösterreich und seine Heimat Oberplan besucht hatte, lebte er die Jahre hindurch in Wien, gab Unterricht, beschäftigte sich mit den Naturwissenschaften und nebenbei auch mit Geschichte und den Staatswissenschaften; auch schuf er – aber immer langsam – ein und das andere Kunstwerk, so „Die Schwestern“, – „Der Waldgänger“, – „Procopus“. Den Sommer 1847 verlebte er in Linz, wo sein Bruder Anton in einem größeren Bauernhofe jenseits der Donau einen schwunghaften Lederhandel betrieb. In jenen Tagen besuchte er auch sein geliebtes Kremsmünster, wo er im Kreise seiner einstigen Lehrer die Studienjahre im Geiste wieder durchlebte. Von seinen „Studien“ waren bereits vier Bände erschienen und sein Dichterruhm war begründet, freilich nicht so mächtig, daß er ihm zu einer Lehrkanzel verholfen hätte. Die damalige Studien-Hofcommission hatte auf Alles, was dichtete und schriftstellerte, ein scharfes Auge, und Beides galt gerade nicht als Empfehlung. Kuranda’s „Grenzboten“, die damals über Oesterreich Alles berichteten, was man im Lande selbst nicht hören durfte, erzählen uns, daß Stifter in jenen Tagen den Gedanken faßte, eine Reihe öffentlicher Vorträge über Literatur und Kunst zu halten, und mit großem Eifer die nöthigen Einleitungen dazu traf. Die Sache hätte sich, nach Johannes Aprent’s Bericht, immer aufs neue hinausgeschoben, bis sie in den Wirren des Jahres 1848 untergegangen. Dem ist aber nicht so. Die besser unterrichteten „Grenzboten“ erzählen vielmehr, daß die philosophische Facultät auf Stifter’s Ansuchen, ästhetische Vorlesungen für Damen an der Universität zu halten, ablehnend eingerathen habe, indem das von Stifter vorgelegte Programm als ein völlig unsystematisches und verworrenes von der Studien-Hofcommission bezeichnet wurde. Man sieht, die Geschichte mit dem Caplan, der den Knaben Stifter für talentlos erklärte, aus dem nie etwas werden würde, wiederholte sich an dem 42jährigen Mann, der, seit Jahren Lehrer und Erzieher und als solcher ebenso beliebt als gesucht, von hoher Behörde als unreif und ungeeignet zu öffentlichen Vorträgen abschlägig beschieden wurde! Nach diesem amtlichen Bescheide war S. nicht einmal für Damen-Vorträge verwendbar! Und was hat der spätere Schulrath Stifter nicht Alles geleistet! – Unter solchen Verhältnissen kam das Sturmjahr 1848 heran. Hatte auch Stifter bei der Eigenart und Unverfänglichkeit seiner dichterischen Arbeiten von Seite der Polizei und Censur nie zu leiden gehabt und ihn sein Verkehr gerade mit Familien, welche die Bewegung mit Mißtrauen betrachteten, näher zusammen gebracht, so vergaß er doch keinen Augenblick, daß der Dichter über den Parteien stehe, und begrüßte die ersten Bewegungen der heranbrechenden neuen Zeit mit lebhafter aufrichtiger Freude. Noch im April g. J., als eine Partei echter Patrioten die „Constitutionelle Donau-Zeitung“ gründete, welche am 1. April das erste Mal erschien, finden wir Stifter unter den Mitarbeitern des Blattes, das schon in der zweiten Nummer dessen Aufsatz „Ueber Stand und Würde des Schriftstellers“ brachte, der in Nr. 7 schloß. Aber nur wenige Tage über drei Monate hielt sich das Blatt. Die Bewegung m Wien wuchs [20] und nahm einen ungeahnten Verlauf. Hätten die Wiener ihren Streit mit den vormärzlichen Gewalten allein auszutragen gehabt, wie ganz anders wären die Dinge verlaufen; aber da kam alsbald der Abhub aus aller Herren Ländern, um im Trüben zu fischen, und die Bewegung nahm eine Richtung, welche jeden Freund des wahren Fortschritts tief betrüben und mit Sorge in die Zukunft blicken lassen mußte. Wien wurde der Schauplatz einer Wühlerei, die eben nur in Wien, in diesem Conglomerat aller Nationen, möglich ist. Schon im Mai gestalteten sich die Dinge so bedrohlich, daß sich Stifter’s eine düstere, Unheil ahnende Stimmung bemächtigte und es ihn aus dem Babel der freiheitlichen Bacchanalien hinausdrängte. So siedelte er denn im Mai 1848 nach Linz über, um dort seinen bleibenden Wohnsitz zu nehmen. Aber auch das Linz, welches ihn noch im Vorjahre so wohl angemuthet hatte, war nicht mehr das alte. Auch hier gingen die Wogen der Bewegung höher, als S. vermuthet, und so fand er sich auch da vereinsamt. In einem Briefe vom September 1848 bekennt Stifter: „Ich habe in diesem Sommer unendlich gelitten. Selbst der Tod ist süßer als solch ein Leben, wo Sitte, Heiligkeit, Kunst, Göttliches nichts mehr ist und jeder Schlamm und jede Thierheit, weil jetzt Freiheit ist, ein Recht zu haben meint, hervorzubrechen.“ Zu dieser unerquicklichen Stimmung gesellte sich die Unsicherheit seiner eigenen Lage, denn er war seit jeher auf den täglichen Broderwerb gestellt. Wer dachte im Bewegungsjahre 1848 an Lehrer und Lernen? Und mit der Poesie war es unter solchen Eindrücken auch nichts. Wer fragte in einer Zeit, wo die Barricadenhelden mit Pflastersteinen allen geistigen Aufschwung niederwarfen, nach Poeten und Poesie? Doch ganz ließ der Genius sich auch von diesen Schrecken der freiheitlichen Orgien nicht niederdrücken, und in diesem verhängniß- und unheilvollen Jahre entstanden seine „Bunten Steine“, Geschichten aus dem Kinderleben, welche ein Lustrum später gesammelt im Druck erschienen. Als dann der Herbst 1849 herankam, erhielt Stifter eine briefliche Anfrage, ob er nicht geneigt wäre, in das Unterrichts-Ministerium einzutreten. Er entgegnete: „er könne sich darüber erst aussprechen, wenn er Art und Umfang der Geschäfte kenne, welche er übernehmen solle“. Dabei hatte einstweilen die Sache ihr Bewenden, bis im November 1849 Ministerialrath Exner [Band IV, S. 115] im Auftrage des Unterrichtsministers Leo Grafen Thun ihm die Stelle eines Schulraths und Inspectors der Gymnasien für Wien und Unterösterreich antrug. Stifter erwiderte, indem er für den Antrag dankte, daß ihm die Inspection der Volksschulen in Oberösterreich lieber wäre. Und in der That wurde ihm auch im Juni 1850 dieser Posten verliehen. Auf diesem fühlte er sich im rechten Fahrwasser. Die Aussicht auf eine Thätigkeit, die ihm lieb und werth, welcher er als jahrelanger praktischer Pädagog vollkommen gewachsen war, hob ihn und belebte ihn mit neuen Hoffnungen. Es galt ein Feld bebauen, das lange vernachlässigt war, aber einen Boden hatte, auf dem es sich mit Erfolg säen und wenn das Unkraut ausgerottet war, auch eine reiche und gute Ernte sich erwarten ließ. So hatte Stifter gedacht, mit diesen Hoffnungen hatte er seine Stelle angetreten, er meinte, Alles würde so gehen, wie er es sich ausgeklügelt; er [21] sollte es erst inne werden, daß er nur ein Nagel mehr war in diesem Baue, und daß nicht der Nagel selbst zuschlägt, sondern daß auf ihn zugeschlagen wird. Stifter faßte seine Stelle mit Ernst und Eifer an, er bereiste die Provinz, um sich durch den Augenschein über die Schul- und Unterrichtsverhältnisse derselben zu unterrichten. Und er fand, daß ihm ein weites Feld zur Thätigkeit überwiesen war. Er wirkte auch, so weit es ihm im Bereiche seiner Amtsbefugnisse überhaupt möglich war, mit Energie und Erfolg, insbesondere sah er auf ein menschenwürdiges Aussehen der an vielen Orten verfallenen und geradezu gesundheitsschädlichen Schulhäuser. Von den Gedanken beseelt, „daß die Erziehung die erste und heiligste Pflicht des Staates“ sei, griff er, wo es galt, energisch an, sollte sich aber bald überzeugen, daß seine eigene Ansicht nicht auch die Ansicht der ihm übergeordneten Gewalten war. Seine Berichte, seine Vorstellungen waren von dem heiligen Feuer der Ueberzeugung in einer so wichtigen Staatsangelegenheit, als es Unterricht und Erziehung sind, beseelt. Aber Diejenigen, so darüber zu entscheiden hatten, ließen sich von diesem Feuer nicht erwärmen, sie nahmen die Sachen nach der alten Schablone vor, und Stifter sah bald, daß er nicht verstanden, oder wenn verstanden, mit Absicht nicht beachtet wurde. Beschränktheit, Starrsinn und Leidenschaftlichkeit vereitelten seine besten Absichten; der Schulrath war nicht ein Rath, der in Schulsachen helfend, unterstützend, fördernd eingriff, er war nur ein Beamter mehr, ein Mensch ohne Selbständigkeit, sonst nichts weiter, und hatte eben nur zu thun, was ihm ein unmittelbar Höherer befahl. So kämpfte Stifter einen jahrelangen Kampf gegen Gleichgiltigkeit, Stumpfheit, boshafte Nichtbeachtung in einer Sache, die ihm so sehr am Herzen lag, die er, und mit Recht, für eine der heiligsten Pflichten der Menschheit, für eine der höchsten des Staates hielt. Schon im Jahre 1859 mußte er schreiben: „Zwangsarbeit nenne ich, wenn ich klar Wahres verleugnen, dem Gegentheil mich schweigend fügen und es fördern muß“. Für all diesen Jammer, den er nun einmal nicht ändern konnte, hatte er doch eine Panacäe: die Poesie, die ihm über alles Weh hinweghalf, das der menschliche Schwindel der menschlichen Ehrlichkeit in alle Glieder zu treiben versteht. Auch sein Dichterkranz, der von Jahr zu Jahr neue Blätter ansetzte, gab ihm einigen Ersatz für sein verfehltes Wirken auf anderem Gebiete, und mit dem Steigen seiner Anerkennung wuchs seine Bescheidenheit, sein Ringen nach Vollendung und seine Liebe zum Schaffen. Da aber sollten mit einem Male trübe Tage kommen; das Leid lud sich zu Gaste in des Dichters Haus und schien bleibenden Besitz von demselben nehmen zu wollen. Auf einer Reise, welche Stifter im Sommer 1857 nach dem Süden des Kaiserstaates machte, besuchte er Klagenfurt, wo ihm vor Kurzem eine Muhme gestorben, eine andere, Namens Josephine, aber noch lebte. Und das Stifter’sche Ehepaar beschloß, die Ueberlebende aus ihrer Vereinsamung zu befreien und mitzunehmen. Dieser Gedanke wurde auch ausgeführt. Als sie nun von ihrem Ausfluge, auf welchem sie Triest und einen Theil des venetianischen Gebietes besucht hatten, heimgekehrt, fand sich die Familie Stifter um ein Glied, vorbenannte Josephine, vermehrt. Früher [22] schon hatten sie, da sie kinderlos waren, eine Nichte Namens Juliana zu sich ins Haus genommen, an ihr Elternstelle vertretend. Da traf im Jahre 1858 Schlag auf Schlag dieses trauliche Familienleben. Im Februar 1858 starb Stifter’s Mutter. Als er die Nachricht von ihrem Ableben erhielt, ruhte sie schon in der Erde. Wer es weiß, wie Stifter’s Herz mit tausend Fäden an seiner Mutter hing, wie er Alles, was er dachte, sann, dichtete, nur auf sie und immer wieder auf sie bezog, der wird es ermessen, wie tief ihm dieser Verlust zu Herzen ging. Wenige Monate nach dem Ableben der Mutter erkrankte die Base Josephine. Das Uebel nahm einen immer bedenklicheren Charakter an und ging in ein Siechthum über, von dem sie nach etlichen Monaten auch der Allesbefreier Tod erlöste. Kaum war Josephine in die kalte Erde gebettet, traf den Dichter der härteste Schlag. Es wurde oben erwähnt, daß Stifter’s, um ihre Kinderlosigkeit weniger herbe zu empfinden, eine Nichte Namens Juliana ins Haus genommen. Juliana, in einem Fort an der türkischen Grenze geboren, hatte ihre ersten Kinderjahre, wie leichtbegreiflich, in jener Gegend der Uncultur in ungebundener Freiheit zugebracht. So wuchs das Kind wild, unabhängig, unbändig heran. Im Alter von acht Jahren kam die kleine Wilde in S.’s Haus, in diese Stätte des anheimelndsten Friedens, der strengsten Ordnung und Pünktlichkeit, worauf S.’s Frau in treuer Sorge um ihren Gatten mit unnachsichtlicher Genauigkeit hielt. Dies war nun freilich nicht nach Julianens Sinn, und sie war schon, unfähig, sich in diesen Bann zu fügen, wiederholt weggelaufen, aber immer wieder ihren Pflegeeltern zurückgebracht worden. Stifters hatten sich mit dem Kinde unter solchen Umständen keine geringe Plage auf den Hals geladen, aber sie ertrugen Alles in der Hoffnung auf die Zukunft, wenn das Mädchen zur Jungfrau herangereift sein würde. Doch darin täuschten sie sich, es wurde mit Julianen nur schlimmer. Alle Mahnungen, Vorstellungen blieben fruchtlos. So hatte das Mädchen das 18. Jahr erreicht. Da war es eines Tages aufs neue verschwunden. Aber diesmal kam es nicht wieder, wurde auch nicht zurückgebracht und alle Nachforschungen nach ihm blieben erfolglos. Endlich, nach vier Wochen schwerer Angst für das Stifter’sche Ehepaar, fand man Julianens unverletzten Leichnam am Donauufer bei Mauthausen, Er war von dem Wasser, worin sie ihrem Leben ein Ende gemacht, ans Ufer gespült worden. Man muß S. gekannt haben, um zu ermessen, wie ihm der Frevel dieser Amazone an sich und an seinem Hause nahe ging. Er war über solch’ ungeahnten Ausgang zu tief erschüttert. Je weniger er aber über diese unheilvolle Geschichte sprach, um so tiefer fraß sie sich in sein Inneres hinein. Immer mehr und mehr zog er sich in seine Häuslichkeit zurück, zu welcher nur seine erprobten Freunde noch freien Zutritt erhielten. Daselbst lebte er seinem amtlichen Berufe, welcher ihm freilich wenig Freude einbrachte, seiner Lectüre, in der Goethe obenan stand, der Pflege seiner Cactuse, welche monströse Pflanzenart er sich sonderbarer Weise zur Lieblingspflanze ausgewählt hatte, und seinem dichterischen Schaffen, das sich damals vorerst in Studien zu seinem „Witiko“ concentrirte, in welchem er ein Stück der Geschichte seines [23] engeren Vaterlandes dichterisch wiederzuspiegeln die Absicht hatte. So floß sein Leben, je älter er wurde, desto gleichmäßiger dahin, bis sich die ersten Vorboten eines schon längst heimlich eingenisteten Leidens meldeten. Im December 1863 trat es zum ersten Male mit größerer Heftigkeit auf und fesselte ihn ans Zimmer. Als ein schwerer Winter überstanden war, suchte er mit Beginn der besseren Jahreszeit Erholung im Gebirge. So begab er sich denn an ein trauliches Plätzchen am Rande des bayerischen Waldes, in der Nähe des Dreisesselberges, wo er auf dem Anwesen eines ihm befreundeten Passauers, Herrn Rosenberger, über den uns Herr Markus in seiner jüngsten Schrift über Stifter nähere Aufschlüsse bringt, den Sommer verlebte. Er hatte sich während dieser Sommerfrische sichtlich erholt und kehrte neu gestärkt nach Linz zurück. Aber sein Uebel war nicht gehoben, es schlummerte nur, um im darauf folgenden Winter mit neuer Heftigkeit zu erwachen. Diesmal verfuhr die Krankheit viel unbarmherziger mit dem Dichter, sie erschütterte ihn in seinem innersten Selbst, erfüllte ihn mit tiefster Sorge und brachte ihn auch physisch gewaltig herunter. Der einst so stattliche, behäbige Mann war wie umgewandelt. Gebeugt, gebrochen wankte er durch die Straßen, ein Gegenstand tiefgefühlter Theilnahme für Alle, die ihn kannten. Sobald er sich stark genug fühlte zu reisen, begab er sich nach Wien, um die dortigen Aerzte über seinen Zustand zu Rathe zu ziehen. Sie empfahlen ihm Karlsbad, und im April 1864 begab er sich dahin voll Muth und Hoffnung. Den Rest der Jahreszeit verlebte er wieder am Fuße des Dreisesselberges. Den darauf folgenden Winter brachte er nicht in Linz zu, sondern miethete sich in Kirchschlag, einer in der Nähe von Linz auf einem 3000 Fuß hohen Bergrücken gelegenen Ortschaft, ein, die wegen ihres trefflichen Wassers und ihrer gesunden Luft beliebt war. Dort lebte er in einem ganz kleinen Kreise lieber Menschen, die ihn verstanden und würdigten. Schon bei Beginn seines Leidens hatte sich ihm die Frage aufgedrängt, ob er noch weiter zu dienen im Stande sein würde? Die weiteren Phasen seines Leidens stellten diese Frage nur noch mehr in den Vordergrund, und die Pensionirung nach dem damaligen Pensionsgesetze mit einem Drittel seines Gehaltes war das drohende Phantom, das ihn schreckte und mit stets steigender Unruhe erfüllte. Aber diese Frage sollte sich durch eine glückliche Fügung des Geschickes über alles Erwarten günstig entscheiden. Hofrath Kriegsau, bis dahin in Linz bei der Statthalterei bedienstet, war eben nach Wien ins Staatsministerium berufen worden, mit welchem damals die Leitung des Unterrichtsministeriums verbunden war. Minister Schmerling stand als Staatsminister an der Spitze beider. Hofrath von Kriegsau legte auf die Waage, mit welcher Stifter’s Verdienste im Staatsdienste gewogen worden, in die hochauffliegende Schaale der vierzehn Dienstjahre, zu denen also für den berechtigten Bezug der vollen Pension noch 26 Jahre fehlten, die literarischen Verdienste des Dichters, und sie sank so tief, daß er es unternehmen durfte, auf Pensionirung mit dem vollen Gehalte und noch etwas darüber, nämlich Verleihung des Hofrathstitels anzutragen. Auf den Vortrag des erleuchteten Ministers an den Kaiser wurde Beides genehmigt, und als die Kunde von diesem [24] glücklichen Ausgang zu Stifter’s Kenntniß kam, war es ein Freudenfest seltener Art, welches Stifter beging, der sich immer gewünscht hatte, frei von jeder anderen Verpflichtung, nur dem Genusse der Kunst und dem eigenen Schaffen des Schönen leben zu können. Sein Wohlbefinden schien sich zu steigern, mit frohem Muthe sah er seiner Genesung entgegen, die er im Frühjahre sich aus Karlsbad ganz zu holen gedachte. Es war dies in dem unheilvollen Jahre 1866, in welchem zwischen stammverwandten Völkern eine Rivalitätsfrage durch blutigen Kampf entschieden werden sollte. Stifter weilte in Karlsbad, dort traf ihn die Nachricht von dem unheilvollen Chlumer Nebel und der verhängnißvollen Königgrätzer Niederlage. Julius Walter in seiner Schrift „Neue Sprudelsteine“ schildert drastisch S.’s Hoffen und den Ausgang dieses Hoffens. Der Dichter, ein Oesterreicher mit Leib und Seele, war ins Mark seines Lebens von jenen Hiobsposten getroffen worden. Diese Aufregung konnte auf eine Cur, die der größten Gemüthsruhe bedarf, nur hindernd einwirken. Er verließ Karlsbad, traf im Juli zum Geburtstage seiner Frau in Linz ein und bezog wieder seine Sommerfrische am Fuße des Dreisesselberges. Kaum hatte er daselbst Ruhe und Fassung wiedergewonnen, als ihn die Nachricht von der Erkrankung seiner in Linz zurückgebliebenen Frau in neue Aufregung versetzte, wozu sich noch durch eine Verkühlung körperliches Uebelbefinden gesellte. Doch bald schien dieses gehoben zu sein und ein dritter Besuch der Karlsbader Quellen, 1867, ihm auch wohlbekommen zu haben. Aber es waren doch wesentliche Veränderungen in seinen Gewohnheiten eingetreten, die auf schweres inneres Unbehagen schließen ließen. Seinen ihm so lieb gewordenen Aufenthalt am Fuße des Dreisesselberges wollte er nicht mehr aufsuchen; auch Kirchschlag, wohin man ihm zu gehen rieth, sagte ihm nicht mehr zu. Wohl ging er Ende September doch hinauf, aber nur um etliche Tage dort zu verweilen. Alsdann kehrte er nach Linz zurück, noch immer voller Lebenshoffnung und sich mit Plänen zu künftigen Arbeiten tragend. Im October 1867 machte er noch eine Reise nach seinem Geburtsorte Oberplan, um der Einsetzung einer Gedächtnißtafel an der äußeren Kirchhofmauer zu Häupten des Grabes seiner Mutter beizuwohnen. Er hatte persönlich noch die Arbeiten geleitet und war Anfangs November zurückgekehrt. Bald danach befiel ihn eine Grippe, welche er jedoch wenig beachtete, die sich aber in ein paar Wochen wesentlich verschlimmerte. Die Zustände nahmen eine immer bedenklichere Wendung. Fieber, Nachtschweiße traten ein und am 28. Jänner 1868 des Morgens, ohne sichtlichen Todeskampf, war Stifter entschlafen. Er war 63 Jahre alt geworden. Mehrere Pläne zu künftigen Arbeiten, wie „Wok“, „Zawisch“, welche sich an den eben noch fertig gewordenen „Witiko“ anschließen und so zu sagen ein treues Abbild der Vergangenheit seines engeren Vaterlandes Böhmen geben sollten, waren nicht zur Ausführung gekommen. – Wir haben im Vorstehenden vornehmlich den Menschen, den Berufsmann und den Dichter im Auge gehabt. Es bleibt uns noch Einiges über den Maler Stifter zu sagen übrig. Als solcher erscheint auch Stifter in Nagler’s „Künstler-Lexikon“ und im Anhange zu Müller-Klunzinger’s [25] „Künstler aller Zeiten und Völker“, wo er als „Miniaturmaler“ aufgeführt und von ihm gemeldet wird. „daß er sich auch in Miniaturen versucht, die er poetisch behandelt hat. Wir nennen eine für Castelli auf Kupfer in Miniatur gemalte Mondscheinlandschaft, welche sich jetzt in der Sammlung von R. Fischer in Wien befindet“. Diese ganze Notiz ist, abgesehen vom Dosenbilde, irrig und lückenhaft. Stifter war kein Miniaturmaler – daß die Castelli’sche Dose eben ein Miniaturbild ist, rührt daher, weil man ja nicht Dosen in der Größe von Hutschachteln zu tragen pflegt – Stifter war Landschaftmaler und als solcher viel weniger beachtet, als er es verdiente, der Dichter deckte den Maler und doch konnte der eine neben dem anderen bestehen. Er malte und malte, aber er that sich nie selbst genug und richtete sein Studium bald auf die Luft, bald auf die Beleuchtung, dann wieder auf wechselndes Grün u. s. w. So wollte er auf seine Bilder besonders eine klare durchsichtige Luft hinzaubern; diese studirte er dann während seiner Rundgänge auf den vormärzlichen Wiener Basteien, und wenn er heimkam, schritt er zur Ausführung, war aber nie mit dem, was er zu Stande gebracht, zufrieden. Nachdem er nun eitel Luftstudien gemacht, verlegte er sich auf Mondnächte, und wie früher sein Arbeitszimmer nur mit blauen Luftstudien in allen Abstufungen decorirt war, gab es jetzt an allen Ecken und Enden traumhafte Mondnächte. Wahrscheinlich in dieser Zeit entstand das obenerwähnte Castelli’sche Studienbild. So lagen sich sein Wollen und sein Können immer in den Haaren. Freilich nahm er es in Bezug auf letzteres genauer als die vielen Dutzend. Maler, die uns mit ihren Spinatwiesen, hechtgrauen Wasserfällen und Baumcaricaturen à la Blumenkohl und Spargel die Natur verderben. Em. Ranzoni bemerkt ausdrücklich: „Stifter hat in der That unter der großen Anzahl Bilder, welche er gemalt, Dinge geschaffen, die durch die einheitliche und echtpoetische Stimmung, welche in denselben zum Ausdruck gebracht ist, wirklichen Kunstwerth besitzen“. Nur Weniges ist von Stifter’s Bildern vorhanden. Wenn er ein Bild vollendet hatte, betrachtete er es, ward unzufrieden und – verbrannte es. In der Jahres-Ausstellung in der Akademie der bildenden Künste bei St. Anna in Wien, welche 1839 stattfand, hatte Stifter gleich fünf Bilder: eine Gebirgslandschaft, einen alten Kirchhof, eine Herbstlandschaft und zwei andere landschaftliche Sujets ausgestellt. Im folgenden Jahre ein Seestück bei Mondbeleuchtung und im Jahre 1842 eine Felsenpartie, welche nachher in das Eigenthum von Gustav Heckenast überging. Alle diese Bilder waren Oelgemälde. Eine seiner Landschaften hatte der Wiener Kunstverein gekauft und sie war nach Gratz gewonnen worden; ein Bild von seiner Hand besaß seinerzeit die Baronin Pereira. Ob nicht noch hie und da, bei einem seiner Freunde sich ein Bild Stifter’s vorfinde, läßt sich nicht bestimmen. – Ueber Stifter’s eheliches Leben vermissen wir bei Aprent nahezu Alles; hingegen schildert Reizenbeck den Dichter „als einen der zärtlichsten Ehemänner, als einen von den Wenigen, die ihre Frauen als ihre Hausgötter lieben und verehren, und der unablässig bemüht ist, seiner Gattin das Schönste und Liebste des irdischen Lebens darzubringen“. [26] Ranzoni zeichnet Stifter’s Gattin als eine ziemlich charakteristische Silhouette,“ die es uns ermöglicht, sie uns als die ergänzende Hälfte des Dichters vorzustellen. Wenn man Stifter in seiner Gesammtheit als Dichter zusammenfaßt, so war er ein Product jener politisch verkommenen Zeit, wo in Oesterreich die Geistesöde einer trostlosen Wirklichkeit das Hervorblühen einer lebensscheuen, dem realen Dasein entfremdeten Poesie begünstigte. Die Hauptsache bei Stifter bilden die meisterhaften Naturschilderungen, worin ihm kaum ein anderer Dichter gleichkommt. Seine Menschen in diesen Landschaften sind nur Staffage, und je älter er wurde, um so auffallender gleichen sie an Bedeutung den Bäumen inmitten prachtvoller Landschaftsbilder. Neben seiner wunderbaren Naturmalerei besaß er noch den Zauber künstlerischer Darstellung in einer vollendeten mustergiltigen Sprache. Als Prosaist steht er obenan unter den deutschen Schriftstellern. Ihn als solchen zu studiren ist wichtig und lohnend. Da ei an seinen Werken immer besserte und feilte, haben wir uns bemüht, eine bibliographische Darstellung derselben nach allen ihren Auflagen zu geben. Und in einer großen Bibliothek sollte Stifter durch alle Editionen seiner Schriften vertreten sein. Seine Geschichten sind alle höchst einfacher Natur und auf wenigen Seiten erzählt, aber was und wie sich Alles um dieses dürftige Skelett der Erzählung herumbaut, das ist interessant zu beobachten. Er duldete in seinem Styl nichts Wildes, Verworrenes; ganz wie seine Frau jedes Stäubchen in seinem Wohnzimmer wegwischte, so säuberte Stifter jeden Satz, jeden Gedanken von allem Ungehörigen und that es so geschickt, daß man keinen Zwang daran merkt, daß sich Alles leicht fließend herabliest. Es ist immer wie in seinem Zimmer so in seinen Dichtungen Alles nett, Alles blank, kurz wie aus dem Schächtelchen. Oesterreich besitzt keinen besseren Prosaisten und Deutschland trotz der Unzahl seiner Schriftsteller nicht viele wie Stifter. Ein Verzeichniß seiner Schriften, eine Chronologie derselben, eine Uebersicht seiner Bildnisse, Nachrichten über sein Grab, das ihm auf dem Blöckenstein errichtete Denkmal, Aussprüche von Fachmännern über seine Bedeutung und Stellung als Dichter und Schriftsteller und noch einige andere Einzelheiten folgen unten in den Quellen.

I. Bibliographische Uebersicht sämmtlicher Werke Adalbert Stifter’s mit Berücksichtigung der verschiedenen Auflagen. [Bei einem Stylisten so hervorragender Art, wie es Stifter war, wird sich eine solche genaue bibliographische Uebersicht seiner Werke von selbst erklären.] „Studien“. 1. und 2. Band (Pesth 1844, Heckenast [Leipzig, G. Wigand], 12°.). – Dieselben. 3. bis 6. Band (ebd. 1847–1850, mit gestochenen Titeln; 3. Bd. 378 S.; 4. Bd. 401 S.; 5. Bd. 348 S.; 6. Bd. 378 S.). – Zweite Auflage. 1. bis 4. Band (ebd. 1847 und 1848; 1. Bd. 329 S.; 2. Bd. 384 S.; 3, Bd. 382 S.; 4. Bd. 405 S.; mit gestochenen Titeln). – Dritte Auflage. 1. bis 4. Band (ebd. 1851). Der Band 2 Rthlr.; die erste Ausgabe in sechs Bänden 6 Rthlr. – Vierte und fünfte Auflage wie die dritte, – Sechste Auflage. Mit dem Bildnisse des Verfassers (in Stahlstich) und 8 Stahlstich-Vignetten nach Zeichnungen von P. N. Geiger. 2 Bände (Pesth 1864, Heckenast, gr. 8°., XIV und 1027 S., 4 Thlr.); dazu gehört, dem Nachlasse entnommen, ein 3. Band, mit 4 Stahlstich-Vignetten (ebd. 1873, gr. 8°., V und 412 S.). – Siebente Stereotyp-Auflage. 3 Bände (ebd. 1867, 8°., XVI und 1078 S., mit dem Bildnisse des Verfassers in Stahlstich, 3 Thlr.). – „Studien“. [27] Stereotyp-Ausgabe in 3 Bänden. Mit dem Bildnisse des Verfassers (in Stahlstich) (Pesth 1876, XIII, 347, 380 und 349 S.). Inhalt. Band I: „Der Condor“ – „Feldblumen“; – „Das Haidedorf“; – „Der Hochwald“; – „Die Narrenburg“. – Band II: „Die Mappe meines Urgroßvaters“; – „Abdias“; – „Das alte Siegel“ – „Brigitta“. – Band III: „Der Hagestolz“; – „Der Waldsteig“; – „Zwei Schwestern“; – „Der beschriebene Tännling“. – Ausgaben der einzelnen Schriften. „Der Hagestolz“ (Pesth 1852, Heckenast [Leipzig, G. Wigand], 16°., 189 S., mit 1 Stahlstich). – „Der Hochwald“ (ebd. 1852, 16°., 174 S., mit 1 Stahlstich). – Derselbe (ebd. 1868, gr. 4°., 81 S., mit Illustrationen [Holzschnitten], nach Zeichnungen von J. M. Kaiser, 1 Rthlr. 15 Gr.). – „Der Weihnachtsabend“ (ebd. 1864, gr. 4°., 67 S., mit Illustrationen (Holzschnitten) nach Zeichnungen von J. M. Kaiser). [Abdruck der Erzählung „Bergkrystall“ aus „Bunte Steine“.] – „Bunte Steine“. Ein Festgeschenk (Pesth 1853, 8°., 264 S., 3 Rthlr.). – Dieselben. 2. Auflage (ebd. 1865, 8°.). – Dieselben. 3. Auflage (ebd. 1869, gr. 8°. XXI und 336 S., mit eingedruckten Holzschnitten und 12 Holzschnitttafeln, 2 Rthlr.). – Dieselben. 4. Auflage (ebd. 1870. 8°., 342 S. mit 1 Titelblatte in Stahlstich, 1 Thlr.). – Dieselben. 5. Auflage (Preßburg 1876, 8°., 3 Thlr.). Inhalt: „Granit“ (Pechbrenner); – „Kalkstein“ (Der arme Wohlthäter); – „Turmalin“ (Der Pförtner im Hinterhaus); – „Bergkrystall“ (Der Weihnachtsabend); – „Katzensilber“ (Das braune Mädchen?); – „Bergmilch“ (Wirkungen eines weißen Mantels). – „Lesebuch zur Förderung humaner Bildung in Realschulen und in anderen zur weiteren Bildung vorbereitenden Mittelschulen“ (Pesth 1863, Heckenast). In Gemeinschaft mit Johannes Aprent. – „Der Nachsommer. Eine Erzählung“ (ebd. 1865, 8°., 1347 S., mit 3 Stahlstichen nach J. P. Geiger, 8°., 3 Thlr., 24 Sgr.). – Davon auch eine zweite Auflage (ebd. 186.). – „Abdias“ (Pesth 1866, Heckenast, 76 S., gr. 4°., mit Illustrationen nach Zeichnungen von J. M. Kaiser in eingedruckten Holzschnitten, 1 Rthlr. 15 Gr.). – „Witiko. Eine Erzählung“. 3 Bände (ebd. 1865 und 1867, 8°., XI und 1169 S., mit 3 Stahlstichen, 4 Thlr. 24 Sgr.). – Nachlaß.Briefe“. Herausgegeben von Johannes Aprent. 3 Bände (Pesth 1869, Heckenast, 8°., mit Stifter’s Bildniß in Stahlstich, 3 Rthlr.). – „Erzählungen“. [Gesammelt und dem Nachlasse entnommen.] Herausgegeben von Johannes Aprent. 2 Bände (ebd. 1869, 8°., V, 313 und 320 S., mit Stahlstichen, 2 Rthlr.). Inhalt. Band I: „Procopus“; – „Die drei Schmiede ihres Glückes“; – „Der Waldbrunnen“; – „Nachkommenschaften“; – „Ein Gang durch die Katakomben“; – „Aus dem bayerischen Walde“. – Band II: „Der Waldgänger“; – „Der fromme Spruch“; – „Der Kuß von Sentze“; – „Zuversicht“; – „Zwei Witwen“; – „Die Barmherzigkeit“; – „Zwei Parabeln“; – „Gedichte“. – „Vermischte Schriften“. Herausgegeben von Johannes Aprent. 2 Bände (ebd. 1870, br. 8°., V, 327 und V, 328 S., 2 Rthlr.). Inhalt. Band I: „Die Mappe meines Urgroßvaters“ (letzte Bearbeitung); – „Ueber Kunst im Allgemeinen“; – „Dramatische Dichtung und Darstellung“; – „Kirchliche Bauwerke“; – „Gemälde“; – „Die Poesie und ihre Wirkungen“; – Band II: „Aus dem alten Wien“; – „Winterbriefe aus Kirchschlag“; – „Die Schule und die Schulbildung“; – Kleine Aufsätze verschiedenen Inhalts. Hie und da finde ich noch ein Werk Stifter’s: „Die Rosenberge in Böhmen“ (Pesth 1862) verzeichnet, das jedoch in den Bücherkatalogen nicht erscheint.
II. Uebersicht der Schriften Adalbert Stifter’s nach der Zeit und dem Orte ihres Erscheinens. Der Herausgeber des Stifter’schen Nachlasses, Johannes Aprent, hat im ersten Bande der „Briefe von Adalbert Stifter“ auf Seite LXIX eine solche Uebersicht gegeben. Wir legen der folgenden die Uebersicht Aprent’s zu Grunde und ergänzen nur die Lücken derselben. Da die als „Studien“ und „Bunte Steine“ gesammelten Erzählungen Stifter’s, sowie die von J. Aprent aus Stifter’s Nachlaß gesammelten „Erzählungen“ in der Form nicht unwesentlich von jener abweichen, in welcher sie ursprünglich erschienen, so wird neben jenem Werke, das zuerst die Dichtung Stifter’s brachte, auch noch in Klammern der Titel der Sammlung beigefügt, in welcher sie später erschien. 1840.Der Condor“. Erschien zuerst in Witthauer’s „Wiener Zeitschrift“ (dann in den „Studien“). – [28]Das Haidedorf“. Witthauer’s „Wiener Zeitschrift“ („Studien“, Bd. I). – 1841. „Feldblumen“. In dem von dem Grafen J. Mailáth herausgegebenen Taschenbuche „Iris“ („Studien“, Bd. I). – 1841 u. 1842.Die Mappe meines Urgroßvaters“. Witthauer’s „Wiener Zeitschrift“ („Studien“, Bd. II). – 1842.Der Hochwald“. In der „Iris“ („Studien“, Bd. I). – 1843. „Die Narrenburg“. In der „Iris“ („Studien“, Bd. I). – „Wirkungen eines weißen Mantels“. In der Witthauer’schen „Wiener Zeitschrift“ (unter dem Titel „Bergmilch“ in „Bunte Steine“). – „Abdias“. In Schumacher’s „Novellen-Almanach“ („Studien“, Bd. II). – „Der späte Pfennig“. In dem von A. Kaltenbrunner zum Besten der durch Brand verunglückten Bewohner von Spital am Pyhrn herausgegebenen „Album aus Oberösterreich“. – „Brigitta“. In dem von J. G. Seidl redigirten Taschenbuche „Gedenke mein für 1843“ („Studien“, Bd. II). – 1844. Erschienen die Bände I und II der „Studien“. – „Das alte Siegel“. In Schumacher’s „Novellen-Almanach“ („Studien“, Bd. II). – „Drei Schmiede ihres Glückes“. In Witthauer’s „Wiener Zeitschrift“ („Erzählungen“, Bd. I). – „Ein Gang durch die Katakomben“. Im Sammelwerke „Wien und die Wiener“ (Pesth 1844). – „Wiener Stadtpost“ Im obigen Werke „Wien und die Wiener“. – „Zwei Salonscenen“. Ebenda. [Nur den „Gang durch die Katakomben“ nahm Joh. Aprent in den ersten Band der aus dem Nachlasse herausgegebenen „Erzählungen“ auf, wo er gar nicht hineingehört; er befindet sich dort in einer Folge von Aufsätzen, betitelt „Aus dem alten Wien“]. – 1845.Der Waldsteig“. In dem von Kaltenbrunner herausgegebenen „Oberösterreichischen Jahrbuche für Literatur und Landeskunde“, Jahrg. 1845 („Studien“, Bd. III). – „Der Hagestolz“. In Mailáth’s „Iris 1845“ („Studien“, Bd. III). – 1846.Der Weihnachtsabend“. In der von Andreas Schumacher redigirten Zeitschrift „Die Gegenwart“. Jahrg. 1846 (unter dem Titel „Bergkrystall“ in „Bunte Steine“). – „Zuversicht“. Im Wohlthätigkeits-Album „Moosrosen“ (Wien 1846, Stockholzer) („Erzählungen“, Bd. II). – „Zwei Schwestern“. In Mailáth’s „Iris für 1846“ („Studien“, Bd. III). – „Der beschriebene Tännling“. In dem von J. D. Sauerländer verlegten „Rheinischen Taschenbuche für 1846“ („Studien“, Bd. III). – 1847. Erschienen die Bände III und IV der „Studien“. – „Der Waldgänger“. In Mailáth’s „Iris für 1847“ („Erzählungen“, Bd. II). – „Reine Herzen“. In dem von Dr. Smets herausgegebenen „Album für Leben und Kunst“ (Aachen 1848). – 1848.Procopus“. In Mailáth’s „Iris für 1848“ („Erzählungen“, Bd. I). [Nach einer Mittheilung des Herrn Silas wäre „Procopus“ nur ein modificirter Abdruck der vorgenannten Erzählung „Reine Herzen“.] – „Der arme Wohlthäter“. In der „Austria“ [Herr J. Aprent begnügt sich mit dieser Angabe, die uns im Zweifel läßt, ob die Zeitschrift „Austria“ oder der Klang’sche Kalender gleichen Namens gemeint ist. Später erschien diese Erzählung unter dem Titel „Kalkstein“ in der als „Bunte Steine“ erschienenen Sammlung.]. – „Menschenleben“. Im oberwähnten „Album für Leben und Kunst“. Herausgegeben von Dr. Smets. – 1849.Der Pechbrenner“. Im Taschenbuche von Spindler „Vergißmeinnicht für 1848“ (unter dem Titel „Granit“ in „Bunte Steine“). – 1850. Erschienen die Bände V und VI der „Studien“. – 1852.Der Pförtner im Hinterhause“. In der von Paul Alois Klar herausgegebenen „Libussa. Jahrbuch für 1852“ (Prag, 12°.) (als „Turmalin“, in „Bunte Steine“). – 1853. Erschien die Sammlung seiner Erzählungen „Bunte Steine“. 2 Bände. – 1854.Menschliches Gut“. In dem von Heliodor Truska anläßlich der Vermälungsfeier Seiner Majestät des Kaisers Franz Joseph herausgegebenen „Frühlings-Album“. – 1857. Erschien seine Erzählung „Nachsommer“. 3 Bände. – 1859. Adalbert Stifter’s „Begleitende Worte“ zu den 1859 in Wien bei Dittmarsch erschienenen „Gedichten der Großeltern, ihren der Kindheit entwachsenen Enkeln und Enkelinen gewidmet von Nicol. von Lagusius“. – 1863.Lesebuch zur Förderung humaner Bildung in Realschulen. In Gemeinschaft mit Joh. Aprent“. – 1864. Für dieses Jahr verzeichnet Herr Johannes Aprent eine im „Düsseldorfer Künstler-Album“ erschienene Erzählung „Der Waldbrunnen“, welche er auch in den ersten Band der von ihm aus dem Nachlasse gesammelten [29] und herausgegebenen „Erzählungen“ aufgenommen hat. Vor mir liegt das „Düsseldorfer Künstler-Album. Herausgegeben von Dr. Wolfgang Müller von Königswinter“, XIV. Jahrgang, 1864, worin nicht eine Zeile von A. Stifter abgedruckt steht. – „Nachkommenschaften“. Herr Johannes Aprent fügt bei: „Heimgarten“. Verstehe das, wer wolle, ist „Heimgarten“[WS 1] ein Jahrbuch oder eine Zeitung oder was Anderes? Solches Citiren oder gar nicht citiren bleibt sich gleich. Diese Erzählung befindet sich im ersten Bande der von ihm aus dem Nachlasse herausgegebenen „Erzählungen“. – 1865. In diesem Jahre erschien die Erzählung „Witiko“. 3 Bände. – 1866.Der Kuß von Sentze“. In der zu Gratz von J. A. Siegl herausgegebenen „Gartenlaube für Oesterreich“ (aufgenommen in den zweiten Band der von J. Aprent aus dem Nachlasse herausgegebenen „Erzählungen“). – 1869. Erschienen die von Johannes Aprent herausgegebenen drei Bände „Briefe von Adalbert Stifter“; – ferner zwei Bände „Erzählungen“ und zwei Bände „Vermischte Schriften“, sämmtlich dem Nachlasse entnommen. – 1871.Lieder der Heimat“. Herausgegeben von H. Lobsdorf. Mit Beiträgen von C. Herloßsohn, Uffo Horn und Adalbert Stifter (Prag 1871, C. Hunger). Ob ein oder mehrere Gedichte oder nur Einleitendes aus Stifter’s Feder stammt, können wir nicht angeben. – 1874.Die Ruinen von St. Thomas“. Im „Oesterreichischen Volks- und Wirthschafts-Kalender für das Jahr 1874“ (Wien, bei Fromme). Aus A. Stifter’s literarischem Nachlasse mitgetheilt von Dr. Isidor Proschko. – Außer diesen Arbeiten Stifter’s, deren Erscheinen durch die beigefügte Jahreszahl festgestellt ist, sind noch einige andere Arbeiten des Dichters anzuführen, welche in Johannes Aprent’s nebenbei bemerkt sehr oberflächlicher Uebersicht fehlen. „Der fromme Spruch“. Abgedruckt im zweiten Bande der aus dem Nachlasse gesammelten und herausgegebenen „Erzählungen“. – „Zwei Witwen“ (abgedruckt ebenda). – „Die Barmherzigkeit“ (ebenda). – In Stifter’s „Briefen“ geschieht wiederholt einer Erzählung, „Das braune Mädchen“, Erwähnung; in welcher Sammlung sich dieselbe befindet, ist nicht angegeben. Nun kommt ein „braunes Mädchen“ in dem ersten Bande der dem Nachlasse entnommenen und gesammelten „Erzählungen“ (S. 120) vor; in den „Bunten Steinen“ handelt die Erzählung „Katzensilber“ von einem braunen Mädchen, und da alle anderen in dieser Sammlung enthaltenen nach Gesteinen benannten Erzählungen einen zweiten Titel haben und ein solcher nur für „Katzensilber“ fehlt, so vermuthen wir, daß unter dem Titel „Das braune Mädchen“ eben „Katzensilber“ gemeint sei. – Auch hat Adalbert Stifter Anton Gärtner’s „Gedichte in oberösterreichischer Volksmundart“ mit einem Vorworte einbegleitet. – Ferner fehlen in Aprent’s chronologischer Uebersicht alle Arbeiten, welche er in die dem Nachlasse entnommenen und gesammelten „Vermischten Schriften“ aufgenommen hat. Sie sind in der bibliographischen Uebersicht der Werke Stifter’s aufgezählt. Auch die „Zeitschrift für österreichische Gymnasien“, welche Stifter einige Zeit gemeinschaftlich mit Joh. Gabr. Seidl redigirt hat, mag Mehreres aus Stifter’s Feder enthalten und Manches wohl in dem zweiten Theile der mehrerwähnten aus dem Nachlasse herausgegebenen „Vermischten Schriften“, in den „Kleinen Aufsätzen verschiedenen Inhaltes“ und im Aufsatze „Die Schule und die Schulbildung“ aufgenommen sein, sich aber doch noch Manches unter dem Schleier der Anonymität verstecken, der von vielen Mitarbeitern der genannten Zeitschrift beliebt worden.
III. Porträte in Stahlstich und Holzschnitt, und Todtenmaske. 1) Unterschrift: Facsimile des Namenszuges „Adalbert Stifter“. Gemälde von B. Szekély. Stahlstich von Jos. Axmann 1868, auch Abdrücke mit der Jahreszahl 1869 (4°.) [auch dem ersten Bande der von Johannes Aprent herausgegebenen „Briefe von Adalbert Stifter“ (Pest 1869, gr. 12°.) und der jüngsten Schrift über A. Stifter von Markus beigegeben]. – 2) Unterschrift: Facsimile des Namenszuges „Adalbert Stifter“. Daffinger gemalt. Stahlstich von Karl Mahlknecht in Wien. Verlag von Gustav Heckenast in Pesth (8°.). – 3) Unterschrift: Facsimile des Namenszuges „Adalbert Stifter“. Darunter: „Geboren den 23. October 1806 zu Oberplan in Böhmen“. (C. von Binzer del. Karl Mayer sc. Nbg. [auch als Beilage zu Klar’s Taschenbuch „Libussa“]. – 4) Unterschrift: „A. Stifter“. Stahlstich ohne Angabe des Stechers [30] [eine schlechte, etwas veränderte Copie des Binzer’schen Bildes]. – 5) Unterschrift: „Adalbert Stifter“. Holzschnitt ohne Angabe des Zeichners und Xylographen; auch im „Wiener Punsch“ 1868, Nr. 13, S. 100 [schlechter Nachstich des Bildes im „Daheim“ von A. Toller]. – 6) Holzschnitt ohne Angabe des Zeichners und Xylographen, mit dem Facsimile des Namenszuges „Adalbert Stifter“. Auch in Heinrich Kurz’s „Geschichte der neuesten deutschen Literatur“ u. s. w. – 7) Unterschrift: „Adalbert Stifter“. Holzschnitt aus der „Leipziger Illustrirten Zeitung“. – 8) Unterschrift: „Adalbert Stifter, gestorben am 28. Januar (1868)“. Original-Zeichnung. Holzschnitt aus E.(duard) H.(allberger’s) X.(lylogr.) A.(nstalt). J. M. Kaiser [Stifter in ganzer Figur, sitzend vor einem Staffeleibilde]. – 9) Unterschrift: „Adalbert Stifter“. Holzschnitt. John sc. Auch in Payne’s „Illustriertem Familien-Journal“, 1868, Nr. 743. – 10) Unterschrift: „Adalbert Stifter“. Holzschnitt. A. Toller (gez.) X.(ylogr.) A.(nstalt) von O. Roth. Auch in der illustrirten Zeitschrift „Daheim“. – 11) Im Volkskalender „Das neue Jahr 1874“, herausgegeben (Pesth, Heckenast) von Rosegger, befindet sich Stifter’s Porträt, in seinen letzteren Jahren, im Holzschnitte. – Todtenmaske Stifter’s. Der Bildhauer Rint in Linz hat nach des Dichters Ableben dessen Todtenmaske in gelungener Weise in Gyps abgenommen. – An die Bildnisse Stifter’s reihen wir Cajetan Cerri’s geschriebene Silhouette Stifter’s, da sie denselben treffend nach dem Leben zeichnet. „Als vor einigen Jahren (1844)“, schreibt Cerri, „die ersten zwei Bände der „Studien“ erschienen, stellten wir uns unter dem Verfasser jener reizenden Idyllen eine mehr schwärmerische, fesselnde und einschmeichelnde Persönlichkeit vor, um so mehr, da wir wußten, daß er auch Maler sei. Bei späterer persönlicher Annäherung aber mußten wir über uns selbst lächeln und sahen ein, daß Romantik und Poesie auch in minder ätherischer und adonischer Hülle versteckt sein kann. Unwillkürlich dachten wir bei seinem ersten Anblicke an einen behäbigen, wohlconditionirten Landwirth, wie man deren in Oberösterreich so viele findet. Diese corpulente, kernige Constitution, diese rüstigen Atlasschultern, dieser ansehnliche Kopf mit kurzen braunen Haaren, diese gewiegte Haltung, der schlichte Ausdruck des etwas narbigen Gesichtes, der forschende Blick, der weitstrebende Mund, dieses ganze, laute, vielgesprächige, doctrinäre Wesen – gewiß berechtigt solches Ensemble, wenigstens äußerlich, zu unserem früheren Bilde; es fehlen dazu nur noch das obligate Sammetkäppchen und die den Wirthen angestammte – Freundlichkeit. Uebrigens ein offener, vielseitig gebildeter Mann und ein Conservativer vom reinsten Wasser. Wird besonders von der enthusiastischen Betti Paoli sehr hoch geschätzt. Stifter könnte gegenwärtig auf dem in Oesterreich brach liegenden Felde der idyllischen Naturmalerei und der Volksroman-Literatur jedenfalls die Oberherrschaft führen, obwohl die letzteren Bände seiner „Studien“ den früheren kaum das Wasser reichen; allein eines schönen Morgens besann er sich anders, ließ die „Kunst zu fabuliren“ ihre Wege gehen und wurde plötzlich wohlbestallter – Schulrath. Auch gut. Wir empfehlen ihm dringend Oesterreichs Lehrer und Schulmeister, und möge er trachten, daß sie ihm alle geistig, aber auch leiblich „ähnlich“ werden.“
IV. Gedenktafel. – Grabdenkmal. – Denkmal auf dem Blöckenstein. – Stifter-Gasse in Linz. Gedenktafel. An Adalbert Stifter’s Geburtshaus in Oberplan wurde eine Gedenktafel angebracht und dieselbe am 25. August 1868 feierlich enthüllt, bei welcher Gelegenheit eine zu diesem Zwecke von Joh. Habert, Organist in Gmunden, eigens componirte Festcantate abgesungen wurde., Die Gedenktafel, von dem Linzer Graveur Fischer ausgeführt, besteht aus weißem Tiroler Marmor, mit Goldstäben umrahmt, darauf in gothischer Fractur mit schön verzierten Initialen die Inschrift: „Adalbert Stifter’s Geburtshaus“. – Das Denkmal auf dem Blöckenstein. Bald nach dem Tode des Dichters wurde der Gedanke angeregt, demselben ein Denkmal zu errichten. Der Verein „Die Deutschen aus dem südlichen Böhmen in Wien“ wählte zur Ausführung dieser Absicht den Blöckenstein, nämlich jenen Theil des Böhmerwaldes, den Stifter zum Schauplatze einer seiner anmuthigsten Novellen, „Der Hochwald“, gemacht. Dort sollte an der Felswand des Blöckensteinsees, die hervorragt über alles übrige Gestein und über die mächtigen Bäume der „jungfräulichen Wildniß“, und unter welche der Dichter des „Hochwaldes“ in seiner frommen Phantasie das „Waldhaus“ stellte, das den lieblichen [31] Töchtern des „alten Burgherrn von Wittingshausen“, Clarissa und Johanna, unter der Obhut des alten treuen Dieners „Gregor“, während des Schwedeneinfalles zum Aufenthalte dienen sollte, der Name Stifter eingegraben werden. Der Fels erhebt sich in schwindelnder Höbe – man schätzt sie 980 Klafter über den See – und ist dieser großartige Felsblock über sechs Stunden weit sichtbar. Auf dessen Wand sollte man nun den Namen Adalbert Stifter in Riesengoldbuchstaben schauen. Dies war das ursprüngliche und unbestritten glücklichste Project. Davon kam es – die Ursache ist mir nicht bekannt – wieder ab und Professor Ritter von Ferstel lieferte einen Entwurf zu dem Denkmale für Stifter, das wenigstens der ursprünglichen Idee so nahe als möglich kommt. Ein Riesenobelisk, seinen Unterbau mit eingerechnet 15 Meter hoch, ragt in den Aether empor. Die Besitzer dieser anmuthigen Waldesstelle, die Fürsten Johann Adolph und Adolph Schwarzenberg, hatten nicht nur die Erlaubniß zur Errichtung dieses Monumentes gegeben, sondern auch das Forstamt Krumau beauftragt, der Unternehmung die nothwendig werdende Unterstützung angedeihen zu lassen. Die Arbeiten begannen im Sommer 1876 und endeten im Sommer 1877. Am 26. August 1877 fand die feierliche Enthüllung statt. Von allen Seiten war die Menge aus der Umgegend zur Feier herbeigeströmt. Nachdem J. C. Markus, der Vorstand des Vereins „Die Deutschen aus dem südlichen Böhmen in Wien“, die Festrede beendet hatte, fielen die Falten von den bis dahin verhüllt gewesenen Stellen des Denkmals und nun konnte man auf den vier Seiten des aus unpolirten Granitquadern ausgeführten Obeliskes lesen, auf der Vorderseite: „A. Stifter, | dem Dichter | des Hochwald“; auf der Rückseite: „Errichtet | 1876–1877“; links: „Auf diesem Anger, | An diesem Wasser | Ist der Herzschlag | Des Waldes“; rechts: „Lieg’ in hohes | Gras gestrecket, | Schaue sehnend | Nach der Felswand“. [Abbildung des Stifter-Obeliskes auf dem Blöckensteine, in Holzschnitt, in der von C. von Vincenti herausgegebenen „Heimat“ 1877, S. 864; – ebenda auf S. 863 und 864[WS 2] eine kurze Darstellung der „Stifter-Feier“.] – Stifter’s Grabdenkmal auf dem Linzer Friedhofe. Kurze Zeit nach dem Tode des Dichters trat in Linz ein Comité zusammen, welches zu Beiträgen für ein Denkmal auf dem Grabe des Dichters aufforderte. Der merkwürdig stylisirte Aufruf begann: „Der Dichter bedarf des nur widerstrebend sich fügenden Steines nicht, daß er Zeugniß von ihm gebe ...“. [Was hat denn die Sprödigkeit des Steines mit diesem Act der Pietät zu schaffen? Es handelt sich doch nicht um einen Cursus der Mineralogie, sondern einfach um die Aufstellung des Denkmals auf dem Grabe eines berühmten Dichters.] Also dieser Aufruf erging von Linz am 26. Februar 1870. Die Kosten des Denkmals beliefen sich nach dem Voranschlage auf 1300 fl. Da aber bis Juli 1871 bereits 1100 fl. eingegangen waren, so schritt man sofort an die Ausführung und im November 1871 ward das Denkmal auf dem Grabe aufgestellt. Das Monument ist ein Obelisk aus geschliffenem Granit, welcher auf zwei aufeinander ruhenden Würfeln sich erhebt. Das Ganze hat eine Höhe von vierzehn Fuß. Das Grab selbst ist von einem schiefliegenden Steine bedeckt, auf dem ein Lorbeerkranz aus Bronze angebracht ist. Die Inschrift auf dem Obelisk lautet: „Adalbert Stifter, geboren 23. October 1805, gestorben 28. Jänner 1868“. Das ganze Grab mit dem Denkmal ist von einem schön gearbeiteten Eisengitter umgeben. Die „Neue illustrirte Zeitung“ (Wien, bei Zamarski brachte im Jahre 1877, in Nr. 11, die Abbildung des Stifter-Grabdenkmals nach einer Zeichnung von J. J. Kirchner, mit dem falschen Datum 28. Februar statt 28. Jänner. – Stifter-Gasse. Als im Jahre 1869 in Linz die neue Nummerirung der Häuser und mit dieser die Benennung der neuen Straßen durchgeführt wurde, hatte man außer nach Humboldt, Goethe, Schiller, Mozart, Schubert, eine Straße nach Anastasius Grün, eine andere nach Adalbert Stifter benannt.
V. Gedichte an Stifter. Illustrirte Hausblätter. Redigirt von A. Lange. 1856, Nr. 4: „An Adalbert Stifter“. Von Betti Paoli. – Linzer Zeitung, 1868, Nummer 25: „Adalbert Stifter“. Gedicht von Heinrich Reitzenbeck. – Dieselbe, 1868, Nr. 26: „Ein Cypressenzweig auf Stifter’s Grab“. Von A. R. – Neue illustrirte Zeitung (Wien, Zamarski, Fol.) 1877, Nr. 11: „Adalb. Stifter’s Grab“. Gedicht von Jordon Caj. Markus.
[32] VI. Aussprüche der Kritik über Adalbert Stifter. Es ist dem Herausgeber kaum ein zweiter Fall der Aufregung in literarischen Kreisen bekannt, wie es jener war, da Adalbert Stifter’s „Studien“ als Buch in die Welt traten. Wohl hatte der Autor bereits früher in verschiedenen Journalen und Almanachen [vergleiche S. 27 u. f., II. Uebersicht der Schriften Adalbert Stifter’s nach der Zeit und dem Orte ihres Erscheinens] mehrere seiner Arbeiten, wie „Der Condor“, „Das Haidedorf“, „Der Hochwald“, „Die Narrenburg“, „Abdias“ u. a., einzeln erscheinen lassen, so daß er dem Lesepublicum, von dem ein großer Theil ihn mit Andacht las, kein Neuling war. Da aber Almanache und schöngeistige Journale selten von Kritikern vom Fache gelesen werden, so hatte sich die eigentliche Kritik noch nicht mit ihm befaßt; auch war es ein Anderes, die bisher einzeln erschienenen Blüthen eines schöpferischen Genies zu einem Strauße gebunden beisammen zu haben. Jetzt kam die Kritik, und fast berauschend war der Weihrauch, der dem Dichter entgegenqualmte und der ihn nicht stolz, nicht übermüthig, ja fast möchten wir sagen, noch bescheidener machte, denn er gestand ein, daß er Alles lange nicht so niedergeschrieben, wie er es im Herzen gefühlt, daß es aber für derlei heilige Gefühle doch mit irdischen Worten nicht gethan ist. Anastasius Grün und Lenau fanden mit ihren Gedichten eine begeisterte Aufnahme, aber es erhoben sich doch gegen den erdrückenden, sich selbst quälenden Weltschmerz des Letzteren, wie gegen die politische Tendenz des Ersteren aus der Kritik gegnerische Stimmen; nicht so bei Stifter, dem von allen Seiten ein Evoë entgegentönte, dessen Nachhall wir sogar an den Ufern von Spree-Athen erlauschten, freilich zu Beginn der Fünfziger-Jahre, wo es mit der literarischen Production dort schlecht genug bestellt war. Vor uns liegt eine ganze Mappe voll Urtheile deutscher Kritiker aller Kategorien, und wir greifen nur einige heraus, welche zusammen ein Gesammtbild der geistigen Reize in Stifter’s Werken geben; jeder den Dichter von einer anderen Seite beurtheilend, aber alle in der Einstimmigkeit über seine dichterische Besonderheit und seinen Genius zusammentreffend. Wir fügen demselben, da zu viel Licht die Gegenstände, die es beleuchtet, doch nicht ganz genau erkennen läßt, auch ein und das andere Wort bei, das wie ein Schatten auf diese Beleuchtung fällt. Aber selbst dieser Schatten stört nicht, sondern steigert nur den Gesammteindruck des Bildes. – Rudolph Gottschall über Stifter: „Jene Seite der Naturmalerei, die eigentlich aus dem Gebiete des Humors herausfällt, fand in Adalbert Stifter einen glänzenden Vertreter. Bei Adalbert Stifter vermissen wir freilich jene höhere, begeisterte Naturandacht, deren Hymnen den Menschengeist mit dem All auf’s innigste vermälen. Die Menschen sind ihm nur die Staffage der Landschaft; die Erzählung selbst beruht in seinen „Studien“ [6 Bände, 1844 bis 1850] und in dem großen Romane „Nachsommer“ [3 Bände, 1857] in der Regel auf dürftigen Motiven und wird von keinem geistig bedeutenden Standpunkte getragen. Grundsätze der einfachen Moral oder eine fatalistische Ergebung in das Unvermeidliche bilden die geistigen und sittlichen Anker der Stifter’schen Dichtungen. Die Menschen bewegen sich mit einer steifen, gemalten „Grandezza“, und ein Cyclus von Wand- und Deckengemälden gibt sich uns für eine Novelle“ aus. Selbst wo Stifter, wie im „Nachsommer“, einen größeren Anlauf nimmt und uns eine innere Bildungsgeschichte darstellen will, da verläuft dieselbe ohne alle bedeutenden Einschnitte; ein Mosaik von „Bunten Steinen“, pädagogischen und ästhetischen Betrachtungen, Kunst- und Naturbildern muß uns für den Mangel an spannender Handlung entschädigen, und die geistige Ausbeute, die Verherrlichung schlichter Häuslichkeit, ist kaum des großen Aufwandes werth. Stifter’s Helden sind die Steppe, die Wüste, die Haide, der Hochwald; aber in seiner Art und Weise, die Natur zu beseelen, sich mit kindlicher Verwunderung in ihr großes und kleines Leben zu versenken, uns in eine Stimmung zu versetzen, in welcher wir jede ihrer vergänglichsten Erscheinungen, jeden Vogel, jedes Insect, Alles, was uns sonst alltäglich erscheint, wie ein fremdartiges, bedeutsames Wunder anstaunen, in dieser Schilderung des ganzen stillen Haushaltes der Natur mit sicheren Contouren und glühendem Colorit ist Stifter unübertrefflich; gerade das Stillleben der Empfindung, das von keinen anderen Interessen gestört wird, zaubert uns die Landschaft in seltenem Glanze vor die Seele. Bild reiht sich an Bild, unter dem Sonnenmikroskope seiner Phantasie gewinnt das Kleinste Gestalt und [33] Leben. Man vergleiche die Waldpoesie Romantiker mit ihrem jüngsten Nachzügler, mit der Waldpoesie Stifter’s, man wird erstaunen über die Wahrheit und Klarheit der Schilderungen dieses Autors, während dort eine phantastische Wunderthuerei in das Naturleben magische Kreise zieht, welche einen ganz anderen Mittelpunkt und andere Radien haben. Freilich geht diese Klarheit des Einzelbildes, die bei Stifter so wohlthuend hervortritt, oft für das größere Gesammtbild verloren, indem die Panoramenmalerei Stifter’s sich leicht selbst überbietet und die Phantasie, welche zu sehr von jedem kleinen Bilde in Anspruch genommen wird, sich das Ganze mehr mosaikartig zusammensetzt, als mit einem großen Blicke überschaut. Durch seinen Styl nimmt Stifter unter den österreichischen Prosaikern einen hervorragenden Rang ein; die Bildlichkeit ist bei ihm gleichsam mit organischer Gewalt herausgetrieben man fühlt die intensive Kraft der Bezeichnung heraus, es ist eine Plastik des Styls, die nirgends in Manier übergeht“ – Hieronymus Lorm schreibt über Adalbert Stifter [Hieronymus Lorm hat keine Literaturgeschichte geschrieben, aber in seinen Werken und Feuilletons begegnen wir oft Urtheilen über Schriftsteller. Diese sind durch und durch eigenartig und das Ergebniß tiefer Denkart und geistvoller Auffassung, daß uns ein solches oft wichtiger und treffender erscheint, als das Urtheil von zünftigen Literaturhistorikern] anläßlich der ersten zwei Bände „Studien“: „Ein Zufall hat dich gezwungen, den mit Goldstaub überstreuten Moder einer großen Stadt zu verlassen, und du dünkst dich fast kein Mensch mehr, weil du den gewohnten Veitstanz der Zeitbewegung, der sich in den Convulsionen des Hungers, wie in den Verzweiflungsgeberden der Uebersättigung äußert, nicht mehr vor den Augen haben kannst. In einem Dorfe übernachtest du und sehnst dich weg mit dem ersten Morgenstrahle. Dein Weg führt in die Berge, bald hast du den rechten Pfad verloren, aber du denkst nicht daran, ihn wieder zu gewinnen. Ein Segen überströmt dich, wie einen plötzlich Sehendgewordenen. Du setzest dich auf ein Felsstück und es wird dir zu Muthe, als wärest du in diesem Augenblicke erst, aber schon mit wachem Bewußtsein und hellem Verstande, auf die Welt gekommen. Die Sonne scheint dir bis ins Herz und auf das Rauschen der Bäume antwortet, unabhängig von dir, deine Seele mit einer Stimme, die du bisher nicht in ihr vermuthet hättest. Du erschrickst vor dir selbst, der mit der Natur innig verschwisterte Gott in dir erwacht, wird unruhig und schlägt die Augen auf, dein gewohntes Selbst aber fühlt sich hier als ein anders redender Fremdling; an deinem Haupte, das weltumwälzende Gedanken brütet, fliegt der nestbauende Vogel vorüber, er vollbringt sein Tagewerk ohne deinen weisen Rath; unbekümmert um den philosophischen Sinn, den du in ihr Entfalten legst, zerspringen die Knospen. Einsam stehst du auf der Bühne des Lenzes und es macht dich traurig, daß du so unbeschäftigt bleibst unter diesen Bäumen, Gräsern, Quellen, die alle eifrig mitwirken an dem großen Schauspiele; du möchtest die Erde küssen, deine eigentliche Mutter, und dich losreißen von der Stiefmutter Civilisation, für die du stets gearbeitet hast, blind, gequält und ohne Ziel, denn wie beneidenswerth erscheint dir allen deinen Irrthümern gegenüber die hohe, sichere Vollendung der Natur, die nicht erlaubt, daß der Quell, gleich dir, einem verirrten Laufe folge, daß der Baum einer anderen Entwicklung, als der ihm eigentlich zukommenden entgegenstrebe! Dir wird es klar, daß die Empfindung, die dich jetzt überkommt, wenn du sie aus dir herausarbeiten könntest, bis zur Einsicht, bis zum Gedanken, dir das urewige Räthsel der Schöpfung, die Gottesidee, lösen würde. Aber du weißt, daß dies ein nutzloses Streben wäre, du möchtest die Empfindung zum mindesten nur aussprechen können und rufst im Gefühle deiner Ohnmacht: „Für diese Empfindung gibt es kein Wort!“ Und dennoch gibt es eines, der Dichter hat es gefunden, und willst du es lesen, so wirf Journale und Broschüren, Philosophie und Jurisprudenz weit von dir und laß dir die „Studien“ von Adalbert Stifter kommen. Die stille Gemeinde der Wiener Schriftsteller versammelt sich gern in Masse; der Mangel an einer in der Zeit und ihren Bedürfnissen ruhenden Stellung wird dem Einzelnen weniger fühlbar, wenn er diesen Mangel als den Charakter eines ganzen Corps betrachten darf. Was kann es Traurigeres geben für einen Dichter, als wenn er, die Wirklichkeit vergessend und von göttlichem Wahnsinn trunken, bei jeder unwillkürlichen Bewegung die schmerzhafte Zwangsjacke spürt! Der einzige Trost bleibt ihm, [34] daß es außer ihm noch Narren gibt, die ruhig dasselbe Schicksal ertragen. So lieben sie es, sich zusammenzusetzen und, wenn auch im stillen Herzen rasend, kommt doch über ihre Lippen kein lautes Wort, das hie und da einen Aufseher reizen könnte; unschuldige Novellchen, tugendhafte Verse, unblutige Scherze theilen sie sich mit; sie, die gern nach allen Seiten der Windrose zerstieben und vielleicht sich gegenseitig bekämpfen möchten, wenn ihnen der Raum dazu gegeben wäre, weilen friedlich bei einander und die Göttin Concordia lächelt ironisch zu dieser gezwungenen Eintracht. Fern von diesem Kreise träumt Adalbert Stifter in seiner einsamen Zelle, auch er wird bewacht, aber er sieht es nicht; auch er trägt Ketten, aber seine Bewegungen waren nie so wild, daß er sie hätte rasseln hören können. Nie drängte es ihn, die melodische Stimme seiner Poesie in das Gewirr der Zeitkämpfe tönen zu lassen, darum ward ihm auch nie der Schmerz, daß ihm wäre Schweigen geboten worden. Die Kerkerstäbe, an welchen die Einen rütteln, die Anderen lecken, wie treue Hunde oder gefangene Schafe, kam er nie in die Lage, kennen zu lernen oder in die Versuchung, wegzuwünschen. Seine Muse ging stets einsam, hohe Gebirgswege, auf denen man den Lärm der Erde wie ein fernes Gewitter verrollen hört. Sie lauschte den Gesprächen der Bäume, den Gesängen der Vögel oder bestieg die Ruine einer historischen Vergangenheit, in welcher sie mit weihevoller Andacht wieder ein künstlerisches Leben weckte. Vor Allem aber schloß sie sich immer fest an die Natur und ihre Offenbarungen, und Keiner hatte wie er ein so klares Auge für das irdische Grün und das himmlische Blau, diese beiden Friedensfahnen, dazu bestimmt, uns mit der qualvollen[WS 3] Nähe der Erde und der trostlosen Ferne des Himmels zu versöhnen.“ – Johannes Scherr über Stifter: „... Ich weiß von Stifter’s Personalien nur, daß er irgendwo in Oesterreich geboren wurde. Mir genügt, zu wissen, daß er ein Poet ist. Der Dichtertitel ist dermalen in Deutschland freilich fast noch wohlfeiler geworden, als der Doctortitel, aber wenn auch billig angenommen werden darf, daß es bei uns daheim noch viele leidliche Doctoren gebe, – die Dichter sind bald gezählt. Zwar die verschiedenen Camaraderien creiren deren alljährlich so ziemlich ein volles Dutzend, allein die Claque und Blague hat, scheint es, noch kein Mittel entdeckt, ihre Diplome gegen die Feuerprobe der Zeit zu sichern. Stifter ist kein Product der Coterien, er wird die Coterien überdauern. In seinen Schriften ist etwas vom echten Metall der Poesie, etwas, viel sogar von lauterem Golde. Der wechselnde Geschmack des Publicums mag dieses Gold zuweilen – wie dies ja zeitweise selbst dem gediegensten begegnet – mit einer Staubschichte der Unempfänglichkeit bedecken, aber rosten wird es nie und nur eines leisen Striches von erfahrener Hand wird es bedürfen, daß es auch Denen, die nach uns kommen werden, in seinem reinen Glanze und Schmelz entgegenleuchte. Stifter braucht nicht erst ausdrücklich zu versichern, daß er zunächst ganz absichtslos und nur zu seiner eigenen Freude geschrieben. Jeder Fühlende erfährt, daß Stifter’s Schriften durchweg Werke der Stimmung sind. Sein Schreiben ist augenscheinlich kein von der Außenwelt angeregtes, sondern ein innerlichst quellendes. Man kann am Ende, wenn man nämlich ein Goethe ist, sagen, daß der Poet die Poesie zu commandiren im Stande sein müsse; aber selbst bei Goethe, wenigstens in manchen seiner späteren Producte, erscheint mitunter die Poesie sehr als eine commandirte. Man kann artesische Brunnen bohren und es ist gut, daß man es kann. Sie liefern häufig ganz vortreffliches Trinkwasser, aber wir ziehen doch den Felsenquell vor, der frei im Hochwald sprudelt. Stifter’s Dichten ist solch ein Naturbrunnen, hoch droben klar aus zackigem Gesteine brechend, silbernen Schalles von Stufe zu Stufe fallend, dann launischer Windung durch Waldschatten rieselnd und endlich weiter unten, im geweiteten Wiesenthale als spiegelheller Bach über bunte Kiesel hingleitend...... Aber genug der Bilder. Was meines Wissens allgemein feststeht, ist, daß unserem Dichter in der Landschaftsmalerei vermittelst des Wortes der Preis gebührt. In der That, seine Landschaften sind bis ins Einzelnste vollendete Gemälde, mit der saubersten Miniaturmalerei ausgeführt und doch nicht im Detail sich verlierend, denn überall gewinnen wir einen bedeutenden Gesammteindruck. Woher das? Woher die tiefpoetische Wirkung, welche, um nur zwei nächstliegende Beispiele anzuführen, die Malerei der Waldherrlichkeit im „Hochwald“ oder die prachtvolle Schilderung des Eistages in den Erzählungen [35] „Aus der Mappe meines Urgroßvaters“ hervorbringen? Sicher vermag ein bloßes Abschreiben der Natur nicht so zu wirken. Stifter schreibt die Natur ab, ja wohl, aber er schreibt sie so ab, wie sie sich in dem Auge des Dichters spiegelt. – Das ist’s!“ – Levin Schücking schreibt: „.... Wenn man die duftig zarten Aquarellfarben, diese weichen Pinselstriche findet, woraus Bilder voll unendlicher Ruhe und innerer Harmonie entstanden sind, so glaubt man eher, sie müßten von einem Poeten einer neuen Lake-school als von einer Literaturgröße der bevölkertsten deutschen Stadt herrühren. Denn wahrlich, eine Natur, die tiefer den stillen Zauber der Waldeinsamkeit oder eines abendlichen Horizontes, der mit seiner milden Farbengluth über schlummernden Gefilden und blauen Hügeln steht, empfunden hätte – eine Natur, welche treuer und inniger den Gottesgedanken, der auch im unscheinbarsten Haideblümchen lebt, zu erfassen und zu verehren wüßte – eine solche Natur haben die der Dichtung heiligen Cumberland-Seen nicht an ihren Ufern erblickt. Es ist in diesen Stifter’schen Schriften ein tiefer Grundzug der Treue, welcher sie rein erhält von allen äußeren Einflüssen, die ihm fremdartige Elemente aufdringen könnten; und am allerwenigsten ist diese echte und unverkümmerte Dichternatur geneigt, nur im allermindesten den Forderungen eines zerstreuten, großstädtischen Publicums nachzugeben, das rascher und ungeduldiger zu Ende kommen will mit dem, was der Schriftsteller ihm vorzutragen hat, als dieser selbst es nach seiner ihm angeborenen Art und Weise zu gestatten für gut findet.... Die Schönheit und die seltenen Vorzüge dieser Sammlung der „Studien“ haben wir schon seinerzeit hervorgehoben. Von anderen Seiten begegneten sie jedoch vielfach dem Vorwurfe, daß sich der Dichter mitunter in der Beschreibung des Einzelnen, im Ausmalen des Kleinen wie in einem schwer zu durchschreitenden Dickicht verirre, und dies die künstlerische Composition des Ganzen beeinträchtigt; daß das, was man die Fabel nennt, von ihm in ungebührlicher Weise vernachlässigt werde. Es ist dagegen einzuwenden, daß diese Vorliebe für das Einzelne und das Kleine nie zum ideenlosen Beschreiben nur um des Beschreibens willen werde, daß Stifter immer nur die außergewöhnliche Wichtigkeit auf die Scene und den Hintergrund seiner Gemälde lege, weil er sie als symbolischen Ausdruck des in ihnen sich bewegenden Menschengeistes und der Empfindungen und Stimmungen desselben gebe; ferner daß in dieser tiefen Natursymbolik seine poetische Kraft liege, daß er gerade dadurch die wunderbare Harmonie zu erreichen wisse, welche über seine Arbeiten ausgebreitet liegt. Dennoch ist es nicht weniger wahr, daß die Art und Weise unkünstlerisch ist, in welcher Stifter als Dichter seine Feder zuweilen gerade so braucht, wie der Maler den Pinsel, daß er oft das Leblose, dem er Leben einzuhauchen strebt, bevorzugt vor dem, welchem Gott schon das Leben eingehaucht hat, und daß er sich mitunter in einem träumerischen Vergessen der Regeln der Composition gehen läßt.“ – Friedrich Voigts schreibt in den „Blättern für literarische Unterhaltung“ über Stifter: „Fragen wir nach demjenigen, was Stifter mit seiner Kunst und Kunstfertigkeit denn eigentlich vor uns hinstellt, so befänden wir uns in einiger Verlegenheit, wenn wir die vor uns aufgerollten Bilder als Erzählung, Novelle oder Roman bezeichnen sollten. Wir erinnern uns aber, daß er selbst das hier Gegebene unter dem allgemeinen Titel „Studien“ zusammengefaßt, und finden darin einen Anhaltspunct zu näherer Verständigung. Studien sind ungefähr gleichbedeutend mit Aphorismen, Bruchstücken, Notizen, zu weiterer Ausführung hie und da schon zusammengereiht oder die Uebergänge, die Verknüpfungen, die Gegensätze kurz und leicht andeutend. So etwa ist es auch hier. Es erscheinen eine und mehrere Personen, sogar ein ganzer Saal voll, wirbelnden Tanzes; wir wissen nicht, was sie zusammengeführt, was sie trennt, mit einem Worte, was sie wollen. Es ist uns aber – und den Grund dafür haben wir oben schon darzulegen versucht – es ist uns unmöglich, an ihnen vorüberzugehen, und da finden wir denn endlich ein Ereigniß, ein Wort, einen Hauch als Lösung des ganzen lieblichen Räthsels, so daß wir erst eigentlich da die Geschichte selbst machen müssen, wo sie bei Anderen zu Ende zu gehen pflegt. Diese Eigenthümlichkeit, unterstützt und gehoben durch eine jugendfrische, jugendreine Sprache, klare, blühende Diction, gibt nun aber den Darstellungen jenen märchenhaften Charakter, der uns scheinbar aus der ganzen gewohnten Wirklichkeit hinweghebt, so daß wir in einer feenhaften Welt selbst [36] da zu athmen glauben, wo uns der Dichter in ein gar enges Stübchen des vierten Stockes führt, von welchem aus wir nichts sehen als ein kleines Stück Nachthimmel. Kunstkenner werden ihn daher wohl in die Classe der Idealisten versetzen, und es kam ihnen nicht an Gründen für diese Maßregel fehlen, Leser, die nur Stoff und immer Stoff, die aus einer Begebenheit, aus einer Leidenschaft in die andere taumeln wollen, werden unseren Dichter einen Phantasten nennen, dem, trotz aller Plastik, die eigentliche, die wirkliche Wirklichkeit so fremd sei, wie die Wolken von gestern. Beide mögen Recht behalten. Jene dagegen, die in Adalbert Stifter einen Geist erkannten, der die Natur wie das Menschenherz gleich klar und sicher durchschaut und darstellt, müssen auf den Schatz hindeuten, dessen Werth und Größe aus den vorliegenden Blättern zu Tage leuchtet, sich der Hoffnung hingeben, daß aus dem Idealisten und Phantasten schon ein Dichter hervorschreite, welchem in der Gegenwart ein Ehrenplatz mit vollem Rechte gebührt.“ – In einer kritisch-biographischen Darstellung der österreichischen Dichter des Vormärz, welche die „Leipziger Illustrirte Zeitung“ (1846, S. 126) brachte, heißt es anläßlich Stifter’s: „Karl Beck, Eduard Duller, Kuranda, Herloßsohn, Drexler-Manfred, Jacob Kaufmann, Moriz Hartmann, Joseph Rank sind Oesterreicher, und sie schleppen die Pfähle ihres Zeltes von einer Stadt zur anderen. Es ließe sich ein eigener Artikel „Literarische Beduinen“ und wieder ein trübsinniges Märchen „Heimatlos“ schreiben – der Stoff dazu liegt auf der flachen Hand – man dürfte diese Hand nur zur Faust ballen und eine Feder hineinzwängen. Es gibt wieder Dichter, denen die Heimat so recht ans Herz gewachsen, die sich darin glücklich fühlen – eine ruhige, in sich abgeschlossene Persönlichkeit, die den Unwillen nicht kennt, erhält sie in der Schwebe über alle Bewegungen der Zeit – es sind dies die „Stillen im Lande“ – Adalbert Stifter, der sich schnell in Deutschland und Oesterreich eine seltene Anerkennung verschafft, ist hiefür ein gutes Beispiel. Stifter, mit dem die österreichische Kritik lange nicht zurecht kommen konnte, da er es anders trieb, als all die Anderen, ist den Anderen bald über den Kopf gewachsen und vertritt glänzend die heimische Prosa. Seine Novellen, meist Stillleben mit einer prächtigen Naturanschauung, sind prosaische Meisterwerke. Stifter hat sich nie mit der Lärmtrommel vor die Thüre gestellt – er hat mit Weihe und Begeisterung gedichtet, und nun sind alle jene ruhig gedachten, poetisch empfundenen, künstlerisch ausgeführten Arbeiten, die er bescheiden „Studien“ getauft, Meisterstücke der deutschen Novellistik geworden – ein allgemeiner Erfolg krönte sein erstes, echtes und rechtes Schaffen. In diesen Novellen ist nichts zu finden von jener widerlichen Lebensanschauung, die in vielen sogenannten „Tendenzromanen“ Orgien feiert. Der Stoff fände Raum in einer Haselnuß, und dennoch schlägt man darin gerne Blatt für Blatt um und findet auf jedem Blatte Dinge, die man wohl selber erfahren, die aber nie in solch poetischer Verklärung wie hier zum Ausspruch kommen. Stifter’s Novellen sind Idyllen der socialen Welt und dürfen mit Recht Auerbach’s herrlichen Dorfnovellen an die Seite gestellt werden. – Treffend ist, was in einem Berliner Blatte zu Anfang der Fünfziger-Jahre – leider kann ich den Titel des Blattes nicht angeben – ein ungenannter Kritiker schreibt, nachdem die sechs Bändchen der „Studien“ (1850) vollständig erschienen waren. „Stifter ist ein Dichter“, heißt es in diesem Urtheil, „er hat freilich die Fesseln des Sylbenmaßes und des Reimes abgeschüttelt und läßt die sanfte Strömung tief poetischer Empfindungen in freier, ungebundener Rede sich ergießen, aber er ist darum nicht weniger ein Dichter. Seine Empfindung ist nicht der so vieler Dichter gleich, die bei ihren Herzensergießungen durch Maßlosigkeit und Ueberschwenglichkeit sich selbst zerrütten, es ist nicht der Ocean, über den die Stürme hinbrausen und in dem alle Flüsse zusammenrauschen, sondern jene unterste, lebendige und tiefe Quelle, die nur in einem leisen, keinem menschlichen Ohre vernehmbaren Strömen begriffen, ihre stets frischen Perlen an die Oberfläche des hingleitenden Bächleins aufsteigen läßt. Daher auch die ruhig fließende Prosa; die seinem Gemüth entsprechende Form für seine Schöpfungen ist gleichsam das unüberkleidete, ungeschmückte Herz der Dichtung mit feinen gleichmäßigen, fieberfreien Pulsschlägen. Daß einem so edlen, tief poetischen Gemüth, wie Stifter es überall verräth, auch nur eine edle, schöne Sprache zum Ausdrucke seiner Anschauungen [37] dienen kann, ist durch das eigenste Wesen und den Adel seiner Innerlichkeit selbst nothwendig bedingt. Was aber seine Schilderungen vorzugsweise charakterisirt und über alle ähnlichen Leistungen in Vergangenheit und Gegenwart unzweifelhaft emporhebt, ist die schlagende Wahrheit und glückliche Wahl der einzelnen Ausdrücke, welche bei der vollkommenen Herrschaft über die Sprache, die in jeder Zeile sich wohlthuend zu erkennen gibt, durchaus nicht etwa beabsichtigt oder mühsam erhascht erscheinen. Es zeigt sich in ihnen die unvergleichliche Schärfe seines Dichterblickes und Ohres, womit er an Allem, was er auf seinen Wanderungen durch die Natur als schön und poetisch erschaute oder mit dem Gehör wahrnahm, auch sofort das innerste Wesen der eigenthümlichen Schönheit, das, wodurch sie sich als Art von anderen Schönheiten der Gattung wesentlich lostrennt, erspäht oder die eigenthümliche poetische Bedeutung in Allem glücklich herausfindet und so auch in das an sich Leblose ein nie geahntes inneres Leben hineinträgt. Was aber der Blick oder das Ohr in seiner eigensten Bedeutung aufgefaßt hat, dafür findet auch wohl die Sprache leichter die Ausdrücke, die jene Bedeutung vollkommen decken. Wie Stifter alle Reiche der Natur, die Elemente, Phänomene, ebenso wie alle großartigen und winzig kleinen Werke und Werkchen, von Menschenhänden gefügt und gebildet, in den Kreis seiner dichterischen Anschauung hineinzieht, weiß er auch Allem und Jedem eine treffende Bezeichnung, eine originelle Charakteristik zu geben. So wird ihm der Widerschein der Abendsonne in den Fenstern eines Hauses zum „flüssigen Golde“; der krüppelhafte Wachholderstrauch dünkt ihn „ein widerspänstiger Geselle, unüberwindlich zähe in seinen Gliedern, wenn er einen wohlriechenden Hirtenstab sollte fahren lassen“; er schaut nicht nur den schwerfälligen Flug der Hummel, er hört „wie sie so schläfrig vorbeiläutet“; er sieht in den Tropfen des Frühregens „die Perlen der Fruchtbarkeit“ vom Himmel herabfallen, läßt über dem schlafenden Knaben Felix „den bunten Teppich der Träume sich weben“ und den Tag „seinen glänzenden Himmelsbogen über die Haide spannen“, oder als die Aehren in der Zeit großer Dürre fahlgrün und wesenlos standen, da dünkt es ihn, als „erzählten sie bei jedem Hauche der Luft mit leichtfertigem Rauschen ihre innere Leere.“ Durch die Hütte des Haidebauers „zieht die Arbeit und Freude des Landmannes durch Jahrtausende einförmig und unerschöpft, geräuschlos ein Stück ihrer uralten Kette, an deren Glieder jedem ein Tröpflein Vergessenheit hängt“, und vor der Hütte sitzt die steinalte, blödsinnige Großmutter, „ewig und unbegreiflich hinauslebend wie ein vom Tode vergessener Mensch, einsam und allein in der Gesellschaft ihrer Todten, und zurückspinnend an ihrer inneren ewig langen Geschichte, und nur einzelne Blitze verrathen dem Menschenkenner, daß hier eine ungewöhnliche Dichtungsfülle vorübergelebt war, vorübergelebt in dem schlechten Gefäße eines Haidebauerweibes“. Und da im „Hochwald“ der alte Jäger der zarten Johanna die Hand reicht, nennt er es „eine baroke Vermälung, als sich ihre weiche kleine Hand wie eine Taube in die Felsen seiner Finger duckte“. Genug der Beispiele, Jede Seite seiner Schriften bestätigt das Gesagte. – Dabei ist Stifter unübertrefflich in seinen Schilderungen der Schönheiten in dem wunderreichen Leben der Natur. ... Er hat nicht allein seinen Pinsel in die frischesten Farbentöne der Wahrheit getaucht, sondern weiß auch das innere tausendjährige Leben, welches in nie ermüdender Abwechslung durch die ganze Natur stürmt, flüstert, plätschert, zirpt und flötet, wie durch Zauber zu wecken und wiederzugeben, und ungezwungen sieht sich der Leser plötzlich hineinversetzt in den hehren Säulentempel des Hochwaldes, in die lebenswarme Idylle der grünen Fichtau, in die Wunderwelt an den Ufern des Traunsees, an den Fuß der Alpen, er fühlt sich so von dem Zauber dieses reichen Naturlebens wie von den weichen kosenden Armen einer trauten Freundin allmälig selbst umfangen und lebt sich in den poetischen Duft hinein, den der Dichter über das Leben ausgegossen, das er gleichsam zum zweiten Male geschaffen hat.“
Quellen zur literarischen Charakteristik und zur Kritik seiner Werke. a) Allgemeine Charakteristik. Debatte (Wiener Parteiblatt) 1868, Nr. 52, im Feuilleton: „Adalbert Stifter“, [Eine kurze, aber geistvolle und zutreffende Charakteristik des Dichters in seinem von der Welt zurückgezogenen Leben, Weben und Streben.] –Die Presse, 1868, Nr. 29, im Feuilleton: „Adalbert Stifter“. [38] Von L. Sp.(eidel). – Neue freie Presse, 1868, Nr. 1227, im Feuilleton: „Adalbert Stifter“. Von Karl von Thaler. – Neue Zeit (Olmützer polit. Blatt) 1868, Nr. 48, im Feuilleton: „Adalbert Stifter“. Von Dr. Otto Löbe. – b) Ueber seine einzelnen Werke. Ueber die „Studien“: Blätter für literarische Unterhaltung (Leipzig, Brockhaus, 4°.) 16. Mai 1845, Nr. 136, S. 546: „Studien von Adalb. Stifter“. Von Friedr. Voigts. – Pesth-Ofener Zeitung, 1854, S. 1651: „Studien. Von Ad. Stifter“. – Schmidl (Dr. Adolph), Oesterreichische Blätter für Literatur und Kunst (Wien, 4°.) II. Jahrg. (1845), S. 12 u. f.: Ueber die ersten zwei Bände seiner „Studien“. – Ueber „Nachsommer“: Europa. Von Gustav Kühne (Leipzig, 4°.) 1858, Nr. 46, S. 1483: „Nachsommer. Von A. Stifter“. – Kritische Blätter für Literatur und Kunst. Herausgegeben von J. L. Kober (recte Dr. J. Hanus) II. Jahrg. (1858), Bd. I. S. 124: „A. Stifter. Der Nachsommer“. Von S.(chmidt)-W.(eißenfels). – Ueber „Bunte Steine“: Allgemeine Zeitung (Augsburg, Cotta, 4°.) 1853, Beilage, S. 826: „Bunte Steine. Von A. Stifter“. Von Levin Schücking. – Grenzboten. Herausgegeben von Ignaz Kuranda (Leipzig, Herbig, 8°.) 1853, Bd. I, S. 41 u. f.: „Adalbert Stifter“. – Der Salon. Belletristisch-literarische Revue. Herausgegeben und redigirt von Johannes Nordmann (Wien, gr. 8°.) I. Jahrgang (1853), Bd. I, S. 336: „Stifter’s Bunte Steine“. – Ueber „Witiko“: Illustrirte Zeitung (Leipzig, J. J. Weber, kl. Fol.) 1865, Nr. 1160: „Vitiko. Von A. Stifter“ – Neue freie Presse. 1865, Nr. 327, in der „Bücher-Zeitung“: „Witiko“. Von Dr. Adolph Stamm. – Dieselbe, 1867, Nr. 1111, in der „Bücher-Zeitung“: „Literaturbriefe“. Von K. von Thaler. – Oesterreichische Wochenschrift für Wissenschaft, Kunst und öffentliches Leben (Beilage zur kaiserlichen Wiener Zeitung, Wien, gr. 8°.) Jahrgang 1865, S. 110 u. f.: „Witiko. Von Adalb. Stifter“. Von Hieronymus Lorm. – Ueber „Stifter’s nachgelassene Schriften“: Die Presse (Wiener polit. Blatt) 1870, Nr. 35, im Feuilleton: „Die Reliquien Adalbert Stifter’s“. [Betrifft die von seinem Freunde Johannes Aprent aus Stifter’s Nachlasse herausgegebenen „Briefe Ad. Stifter’s“, 3 Bände, und „Erzählungen“, 2 Bände.] – Wanderer (Wiener polit. Blatt) 1869, Nr. 253, im Feuilleton: „Briefe von Adalbert Stifter“.
Quellen zur Biographie, a) selbständige Werke. Kuh (Emil), Adalbert Stifter (Wien 1868, Tendler und Comp., 76 S., 8°.). [Kuh’s erste Studie über Stifter, verschieden von der folgenden, weit besser, gedrängter, als diese, in welcher er den Stoff schriftstellerisch breitgetreten und wohl einige Bogen mehr, aber nichts Wesentliches gesagt hat, was nicht in dieser Schrift bereits enthalten wäre.] – Kuh (Emil), Zwei Dichter Oesterreichs: Franz Grillparzer und Adalbert Stifter (Pesth 1872, Heckenast, 8°.). [Seite 287–516 ist A. Stifter behandelt; wie oben bemerkt worden, breit, unnöthig in die Länge gezogen und dadurch ermüdend.] – Markus (Jordan Caj.), Adalbert Stifter. Ein Denkmal von – – (Wien 1879, Alf. Hölder, VII und 88 S., gr. 8°.). [Nach einem Vorworte nebst Einleitung folgt Stifter’s Biographie: a) dessen Kindheit; b) Lernzeit; c) wie Stifter Schriftsteller wird; d) der Schulrath Stifter; e) Stifter’s Werke; f) Stifter’s letzte Lebensjahre; g) Stifter’s Grab. Daran reiht sich in einem besonderen Abschnitte eine Schilderung von des Dichters Heimat, und zwar: a) von der Donau bis zur Moldau; b) die Ruine Wittingshausen; c) der Blöckenstein; d) der Rosenberger und der Dreisesselberg; e) Oberplan; f) Friedberg; g) am Wildwasser. Den Schluß bildet ein Abschnitt über des Dichters Denkmal, und zwar: a) zur Geschichte desselben; b) der Obelisk; c) Festreden. Als Kunstbeilagen sind außer dem mit der Vignette des Rosenwappens geschmückten Titelblatte anzuführen: Stifter’s Porträt nach K. Szekélyi, gestochen von Axmann; – des Dichters Grab auf dem Friedhofe in Linz, gezeichnet von J. J. K.(irchner), in Holz geschnitten von Kraus; – Ansicht im Holzschnitte der Ruine Wittingshausen; – Ansicht im Holzschnitte von Krumau, gezeichnet von Kronstein; – Ansicht im Holzschnitte des Blöckenstein-See’s; – Ansicht im Holzschnitte des Dreisesselfelsens; – Seite 31 wieder das Rosenwappen, in Holz geschnitten von Pollak, und Ansicht im Holzschnitte des Stifter-Denkmals im Böhmerwalde. – Adalbert Stifter (Cassel 1854, 16°.). [Bildet einen Theil der unter dem Namen „Moderne Classiker“ [39] bekannten Sammlung.] – b) In Zeitschriften, Sammelwerken u. s. w. enthaltene Biographien, Nekrologe u. s. w. Allgemeine Zeitung (Augsburg, Cotta, 4°.) 1868, Beilage Nr. 31 und 46. – Blätter für literarische Unterhaltung (Leipzig, Brockhaus, 4°.) 1868, Nr. 7. – Bohemia (Prager polit. und belletrist. Blatt, 4°.) 1868, Nr. 40, im Feuilleton: „Von Adalbert Stifter“. Von F. [Eine Begegnung mit Stifter im Nachsommer 1868 in Karlsbad, wo er seines Leberleidens wegen weilte.] – Brümmer (Franz), Deutsches Dichter-Lexikon. Biographische und bibliographische Mittheilungen über deutsche Dichter aller Zeiten (Eichstädt und Stuttgart 1877, Krüll’sche Buchhandlung [H. Hugeldubel], schm. 4°.) Bd. II, S. 392. – Concordia-Kalender. Herausgegeben von dem Journalisten- und Schriftsteller-Verein „Concordia“ (Wien, Karl Fromme, 8°.) II. Jahrgang (1869), S. 209: „Adalbert Stifter. Ein Beitrag zur persönlichen Charakteristik des Dichters“. Von Em. Ranzoni. – Daheim (illustr. Zeitschrift, 4°.). Herausgegeben von Velhagen und Klasing in Leipzig, 1868, S. 348: „Adalbert Stifter“. – Die Debatte, 30. Jänner 1868, Nr. 29, im Feuilleton: „Adalbert Stifter“. Von F. U.(hI?). [Enthält aus einem Briefe Stifter’s die Skizze einer Erzählung, mit deren Ausführung sich der Dichter trug, zu der es jedoch nicht gekommen zu sein scheint. Die Erzählung war, wie Herausgeber später erfuhr, für den „Botschafter“ bestimmt und blieb, da dieser eingegangen, ungeschrieben.] – Dieselbe, 23. Februar 1868, Nr. 53, im Feuilleton: „Stifter’s Lieblinge“. Von Friedrich Pole. [Berichtet über seine große Vorliebe für Cactusgewächse.] – Europa (Leipzig, schm. 4°.) 1868, Nr. 8. – Die Gartenlaube. Von Ernst Keil (Leipzig, 4°.) 1868, Nr. 8, S. 120: „Beim Dichter der Studien“. Von Mariam Tenger. [Ein Besuch bei dem Dichter in Linz im Sommer 1856.] – Grenzboten. Herausgegeben von Ign. Kuranda (Leipzig, 8°.) 1847 Bd. IV, S. 311. [Berichtet über ein Gesuch Stifter’s, ästhetische Vorlesungen für Damen an der Universität halten zu dürfen.] – Illustrirtes Familien-Journal (Leipzig, 4°.). Herausgegeben von Payne. 1868, Nr. 743, S. 132: „Adalbert Stifter“. – Illustrirte Hausblätter, 1856, Nr. 4. Redigirt von A. Lange. Im Feuilleton: „Adalbert Stifter“. – Illustrirte Zeitung (Leipzig, J. J. Weber, kl. Fol.) XIX. Bd. (N. F. VII. Bd.), 25. December 1852, Nr. 495, S. 411: „Adalbert Stifter“. Von A. S. – Dieselbe, L. Bd. (1868), S. 119. – Kehrein (Joseph), Biographisch-literarisches Lexikon der katholischen deutschen Dichter, Volks- und Jugendschriftsteller im 19. Jahrhunderte (Zürich, Stuttgart und Würzburg 1871, Leo Wörl, gr. 8°.) Bd. II, S. 173. – Krakauer Zeitung, 1864, Nr. 17, im Feuilleton: „Adalbert Stifter’s Studien“. – Libussa. Herausg. von Paul Alois Klar. Jahrbuch für 1853 (XII. Jahrg.), S. 317: „Adalbert Stifter“. Skizze von Heinrich Reitzenbeck. – Männer der Zeit. Biographisches Lexikon der Gegenwart (Leipzig, Karl B. Lorck, 4°.) II. Serie (1862), Sp. 57. – Magazin für die Literatur des Auslandes. Herausgegeben von J. Lehmann (Leipzig 4°.) 1868, Nr. 29, S. 433. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, Bibliographisches Institut, gr. 8°.). V. Supplement-Band, S. 1048. – Mittheilungen des Vereins für Geschichte der Deutschen in Böhmen (Prag, gr. 8°.) VII. Jahrg. (1868), S. 34 u. f.: „Adalbert Stifter“. Von Dr. L. Ch. – Nagler (G. K. Dr.), Neues allgemeines Künstler-Lexikon (München 1859[WS 4], E. A. Fleischmann, 8°.) Bd. XVII, S. 354. [Widmet dem Dichter folgende Worte: „Adalbert Stifter, Maler zu Wien, ein jetzt (1847) lebender Künstler. Er widmete sich dem Genrefache und ist auch als belletristischer Schriftsteller bekannt. Seine Erzählungen sind von großem Gehalte“.] – Neue freie Presse, 1865, Nr. 452, in der „Kleinen Chronik“: „Adalbert Stifter“. – Dieselbe, 1866, Nr. 2: „Wasserfrage“. [Berichtet über eine Reihe naturwissenschaftlicher Aufsätze, welche die „Linzer Zeitung“ aus der Feder Stifter’s brachte.] – Dieselbe, 1868, Nummer 1226: „Adalbert Stifter. Nekrolog“. In derselben Nummer auch eine Original-Correspondenz aus Linz, welche über seine letzten Augenblicke berichtet und ihn in seinem häuslichen Leben und Schaffen schildert.] – Dieselbe, 1868, Nr. 1455. [Aus dem Leben des Dichters, als er Hauslehrer bei Fürst Metternich war.] – Dieselbe, 1872, 5. Juli, Nr. 2823: „Adalbert Stifter“. – Oesterreichische Gartenlaube. Herausgegeben von Heinrich Hügel (Gratz, [40] 4°.) III. Jahrg. Beilage Nr. 13, S. 51 „Der Dichter der Studien. Ein Erinnerungsblättchen“. Von J. A. Siegl. – Oesterreichische Revue (Wien, C. Gerold Sohn, gr. 8°.) Jahrg. 1863, Heft VI, S. 62 „Adalbert Stifter. Eine literar-historisch Skizze“. Von F. Th. Bratranek. – Oesterreichischer Volks- und Wirthschafts-Kalender (Wien, Karl Fromme, gr. 8°.) XIX. Jahrg. (1870), S 40, in der „Oesterreichischen Ehrenhalle“. – Rosegger (P. K.), Das neue Jahr 1874. Volkskalender (Pesth, Heckenast), S. 38 u. f.: „Ein Dichter von Gottes Gnaden“. [Mit zwei Xylographien, welche Stifter’s Bildniß aus der letzten Zeit und eine Ansicht seines Geburtshauses in Oberplan darstellen. – Sonntags-Post (Leipzig, Otto Wigand, gr. 4°.) 1857, S. 366 und 399: „Adalbert Stifter“. – Steger (Fr.), Ergänzungsblätter zu jedem Conversations-Lexikon (gr. 8°.) Bd. VIII, S. 505. – Tagesbote aus Böhmen (Prager polit. Blatt) 1868, Nr. 38, im Feuilleton: „Adalbert Stifter“. Von B... H..... – Tagespost (Linzer polit. Blatt) 1868, Nr. 27, im Feuilleton: „Adalbert Stifter“. Von einem Landsmanne. [Berichtet über eine Begegnung mit dem Dichter im September 1864, der sich damals aus Gesundheitsrücksichten im Landhause des Rosenberger am Abhange des Dreisesselberges an der österreichisch-bayerischen Grenze befand.] – Telegraf (Gratzer polit. Blatt) 1868, Nr. 25, im Feuilleton: „Adalbert Stifter“. Von A. St. – Ueber Land und Meer (Stuttgart, Hallberger, Fol.) XIX. Jahrg (1868), Nr. 25, S. 401: „Adalbert Stifter“. Von H. S. – Unsere Zeit (Leipzig, Brockhaus, Lex.-8°.) 1868, 10. Heft: „Stifter“. Von Rudolph Gottschall. – Vorarlberger Volksblatt, 1868, Nr. 11, im Feuilleton: „Der Pfarrer in Kar“. – Walter (Julius), Neue Sprudelsteine. Ein Karlsbader Bilderbuch (Wien 1876, Rosner, 8°.) S. 215–221. [Schildert eine den Dichter der „Studien“ mit flüchtigen, aber doch scharfen Zügen charakterisirende Begegnung mit demselben in Karlsbad.] – Wanderer (Wiener Unterhaftungsblatt) XXXVI. Jahrgang. Redigirt von Seyfried, 13. Jänner 1849, Nr. 11: „Adalbert Stifter“. Von Dr. Hermann Meynert. – Derselbe, 1868, Nr. 29, im Feuilleton: „Von zwei Todten. Adalbert Stifter“. Von Johannes Nordmann. – Derselbe, 1868, Nr. 64, im Feuilleton: „Erinnerungsblatt an Adalbert Stifter“. Von A. O. [Schildert einen Besuch im September 1867 bei dem bereits leidenden Dichter.] – Weber (Beda), Charakterbilder (Frankfurt a. M., 1853, Sauerländer, 8°.) S. 163 u. f.: „Zwei Wiener Poeten (1846)“. [Ein wahrer Lobgesang auf Stifter.] – Wiener Abendpost. Abendblatt der Wiener (amtlichen) Zeitung. 1873, Nummer 108, S. 861: „Zum Porträt Adalbert Stifter’s“. Von Kertbeny. – Wiener Zeitung, 1868, Nr. 53, 63 und 68: „Adalbert Stifter“. Artikel I–IV. Von Emil Kuh. – Wissenschaftliche Beilage der „Leipziger Zeitung“ (Leipzig, 4°.) 1868, Nr. 35 und 36. – Zellner’s Blätter für Theater, Musik und bildende Kunst (Wien, kl. Fol.) 1865, Nr. 1. [Aus einem Briefe Stifter’s.] – Handschriftliche Notizen des Herrn Silas (Höfelmayer) in Wien, manche Lücken in Aprent’s Ausgaben des Stifter’schen Nachlasses ergänzend und manches Andere berichtigend. Herausgeber dieses Lexikons spricht Herrn Silas für die fortgesetzte Theilnahme, die er seinem Lexikon widmet, hier den wärmsten Dank aus.
Einzelnes. Stifter’s Geburtsjahr. In mehreren Nekrologen und den meisten Biographien Stifter’s findet sich das Jahr 1806 als sein Geburtsjahr angegeben. Dies ist unrichtig. Nach einem Documente, das in der Redaction der „Linzer Zeitung“ sich befand und von Stifter selbst geschrieben war, ist der 23. October 1805 sein richtiges Geburtsdatum. – Ein noch ungedrucktes Gedicht Stifter’s. Ein solches enthalten die Dichter-Stimmen aus Oesterreich-Ungarn. Redigirt von Penn. (Wien, schm. 4°.), 1877, S. 35: Ein nachgelassenes Gedicht von Adalbert Stifter. Der Dichter hat dasselbe an Freiherrn von Zedlitz gerichtet. – Eine Novelle Stifter’s. Der Correspondent (Wiener Journal) 1872, Nr. 44, S. 8, enthält einen Aufsatz, betitelt: „Eine Novelle von Adalbert Stifter.“ Von Hieronymus Lorm. [Lorm berichtet darin, daß am 22. Februar 1836 im Wiener Burgtheater ein einactiges Lustspiel, betitelt: „Das Gespenst“, nach einem älteren französischen Sujet, aufgeführt wurde. Den Inhalt dieses Stückes benutzte S. zu einer Novelle, in welcher er den Zauber seiner feinen [41] Seelenmalerei walten ließ. Die Novelle erschien in der Witthauer’schen „Wiener Zeitschrift“. Diese Zeitschrift aber brachte von Stifter’s Novellen folgende: „Der Condor“ (1840), – „Das Haidedorf“ (1840), – „Die Mappe meines Urgroßvaters“ (1841, 1842), – „Die Wirkungen eines weißen Mantels“ (1843) und „Drei Schmiede ihres Glückes“ (1844). Welche von den genannten Novellen ist die nach dem erwähnten französischen Lustspiel bearbeitete?] – Stifter über Julian Schmidt. Die Briefe Stifter’s enthalten manchen interessanten und meist zutreffenden Ausspruch über vielgenannte Zeitgenossen, und es ließe sich eine ganz artige Blumenlese zusammenstellen. Einer der bezeichnendsten ist Stifter’s Ansicht über Julian Schmidt. Hatte diesen schon der berüchtigte Lassalle à la Marsyas geschunden, der sanfte Stifter that es in seiner milden Manier nicht minder, wenn er schreibt: „Frau von Binzer zwang mich, ihr zuzuhören, da sie mir Julian Schmidt’s Kritik des „Nachsommers“ in den „Grenzboten“ vorlas. Wie ist das kläglich und albern! Nicht blos, daß der Mann auf keinem ästhetischen Standpunkt überhaupt steht, sei er nun so oder so, sondern daß er nur allerlei philosophische Sätze neben dem Werke sagt: so sind auch diese Sätze nicht wahr, sie können augenblicklich widerlegt werden, ich wußte diese alle längst und habe längst ihre Nichtigkeit und Gemeinheit erkannt, es ist nur die Anmaßung bewundernswerth, womit der Mann diese Dinge, die vielleicht sein Reichthum sind, aufzählt. Man sagt mir, er sei noch jung. Seine Literaturgeschichte fand ich ein paar Mal in der „Allgemeinen Zeitung“ abfertigend erwähnt. Wenn man jung ist, muß man freilich Literaturgeschichte schreiben. Zufälliger Weise fand ich in einem Probeblatte, das man mir ins Haus sandte, dieser Tage noch einen Aufsatz von Julian Schmidt, der dieselbe sich aufschwellende Unreifheit und daher Anmaßung zeigte, wie die Kritik. Ob der Mann Talente besitzt, kann ich aus dem Wenigen nicht sagen; aber das kann ich sagen, daß er fleißig lernen sollte, falls er Talente hat. Die Tageskritik schwebt mir bei meinen Arbeiten nie vor Augen, und aufrichtig gesagt, ein Publicum wahrscheinlich überhaupt nicht, oder das nur eines einzigen strengen Mannes, der ich selbst bin, und der ich leider nie zufrieden war, was aber nicht hindert, daß ich mich meiner Haut wehre, wenn man mir andere Fehler aufbringt, als die ich habe, nur daß ich nie die Oeffentlichkeit zum Kampfplatz wähle, sondern da lieber schweige. Vor der Meinung bestimmter höherer Menschen habe ich eine sehr große Ehrfurcht und nehme ihr Urtheil mit Unterwerfung an.“ – Stifter’s Witwe. Die Schillerstiftung beschloß nach Stifter’s Ableben, in Anerkennung der Verdienste des Verstorbenen, der Witwe desselben eine Ehrengabe von 150 Thalern zu widmen (ein- für allemal oder jährlich?). – Adalbert Stifter ein Schneider. Dieses Curiosum verdanken wir der Güte des in unserem Werke schon öfter erwähnten Herrn Silas, welcher nämlich dem Herausgeber dieses Lexikons schreibt, daß in der „Wiener Zeitung“ vom 13. Februar 1876 im Todten-Verzeichniß folgende Mittheilung steht: „Stifter Adalbert, befugter Schneider, IX., Währingerstraße Nr. 2.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Der Heimgarten, herausgegeben von Herman v. Schmid, Nr. 6, 1864.
  2. Vorlage: 804.
  3. Vorlage: quallvollen.
  4. Vorlage: 1839.