Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Thaler, die Familie
Band: 44 (1882), ab Seite: 138. (Quelle)
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Thaler, Karl von (Schriftsteller, geb. in Wien am 30. September 1836). Der Sohn des Statthaltereisecretärs Karl von Thaler aus dessen Ehe mit Anna Antonia geborenen Riba, deren Lebensskizze S. 132[WS 1] mitgetheilt wurde, verlebte er den größten Theil seiner Jugend zu Innsbruck. Daselbst besuchte er von 1847 bis 1850, sowie von 1851 bis 1854, in der Zwischenzeit 1850–1851 aber zu Brixen das Gymnasium. Eine Zeit lang trug er sich mit [139] dem Gedanken, Maler zu werden, denn er zeichnete geschickt mit dem Stift und der Tuschfeder Landschaften, als er aber zu den Farben griff, zeigte es sich, daß er damit bei weitem weniger gut umzugehen verstand, und so gab er sein Vorhaben auf und wendete sich dem Studium zu. Nachdem er den Rechtswissenschaften ein Jahr lang in Innsbruck obgelegen hatte, ging er nach Deutschland, wo er zunächst in Heidelberg unter Holtzmann, Bähr, Reichlin-Meldegg, dann in Bonn unter Simrock, Rietschel, Diez und Springer Collegien hörte und 1859 auf erstgenannter Universität das Doctorexamen machte. Seine nächste Absicht ging nun dahin, sich an der Innsbrucker Hochschule als Privatdocent für germanistische Fächer zu habilitiren. Aber es waltete eben damals in Oesterreich in Schul- und Unterrichtssachen die denkwürdige Aera, in welcher man alles Mögliche aus dem „Reich draußen“ importirte, die tauglichen Talente im Vaterlande unberücksichtigt lassend, oder, wie es dem Schreiber dieses geschah, geradezu abweisend, und so schlug auch Thaler’s Versuch, im Lehramte festen Fuß zu fassen, fehl. Bald nach dem Erscheinen seiner Dichtungen: „Sturmvögel. Geharnischte Sonette“ (Mannheim 1860) und „Michels Versucher, eine politische Komödie“ (München 1860), begab er sich in seine Vaterstadt Wien und wurde Journalist. Zunächst wirkte er als fleißiger Mitarbeiter in den „Stimmen der Zeit“, welche 1858 Adolph Kolatschek [Bd. XII, S. 306] in Wien begründet hatte, und kam dann zu dem im Jahre 1862 gleichfalls durch Kolatschek ins Leben gerufenen politischen Journale „Der Botschafter“. Nach dem baldigen Rücktritte Kolatschek’s von diesem Blatte wurde er durch Friedrich Uhl im Mai 1862 in die eigentliche politische Journalistik eingeführt. Nach dem Eingehen des „Botschafters“ im Jahre 1865 wirkte er bis 1868 als externer Mitarbeiter bei der „Neuen Freien Presse“, vom Sommer 1868 bis Ende 1870 als Redacteur derselben zumeist für auswärtige Leitartikel, 1871 schrieb er für die „Presse“. Noch in letzterem Jahre fungirte er als Mitredacteur, später, bis Mai 1873, als Herausgeber der „Deutschen Zeitung“. Seit Juni 1873 arbeitete er wieder, und zwar auswärtige Leitartikel, bei der „Neuen Freien Presse“, an welcher er noch zur Stunde in genannter Richtung thätig ist. Im Jahre 1870 erschien bei J. P. Fr. Richter in Hamburg sein Buch „Aus alten Tagen. Gedichte“, welches zwei größere Dichtungen: „Germania“ und „Die Fahrt nach Canossa“, enthält und nicht das Gepräge eines österreichischen, sondern leidenschaftlich[WS 2] deutschen Nationalgefühls an sich trägt. In diesem Sinne wirkte er auch in der „Neuen Freien Presse“, als er von 1868 bis 1870 neben Etienne die auswärtige Politik derselben leitete, und vorzüglich war es sein Werk, daß sich während des deutsch-französischen Krieges, ziemlich entgegen der damaligen in Wien herrschenden Stimmung, das Blatt mit Entschiedenheit auf Seite Deutschlands stellte. „Freilich“, schreibt 'Franz Brümmer in dem in den Quellen genannten Werke, „hatte Thaler dieserhalb von den Herausgebern des Blattes mancherlei Unbill zu erleiden und verlor sogar seine Stellung“. In Wien trat Thaler mit ]L. A. Frankl, L. Kompert, F. v. Saar und anderen Wiener Schriftstellern in engeren literarischen Verkehr. Die Kenntniß von fünfzehn Sprachen, welche er gleich den Philologen sich angeeignet, nicht um sie zu sprechen, sondern um sie zu verstehen, kommt ihm bei seiner publicistischen Arbeit [140] sehr zu statten. Zum Protestantismus (A. C.) übertretend, vermälte er sich am 28. Februar 1881 mit Adamine von der Becke, geborenen Baumgartner.

Brümmer (Franz). Deutsches Dichter-Lexikon. Biographische und bibliographische Mittheilungen über deutsche Dichter aller Zeiten. Mit besonderer Berücksichtigung der Gegenwart. Für Freunde der Literatur zusammengestellt (Eichstätt und Stuttgart 1877, Krüll, schm. 4°.) Bd. II, S. 424. – Bote für Tirol und Vorarlberg, 1870, Nr. 57. – Kurz (Heinrich). Geschichte der neuesten deutschen Literatur von 1830 bis auf die Gegenwart. Mit ausgewählten Stücken (Leipzig 1872, B. G. Teubner, schm. 4°.) S. 47. – Laibacher Zeitung, 1870, Nr. 139, im Feuilleton: „Literarische Streifzüge. XIV. Karl von Thaler“. Von A. v. Schweiger. – Neue Freie Presse (Wien, Fol.) 1869, Nr. 1895, im Literaturblatt: „Vom jungösterreichischen Parnaß“. Von Rob. Hamerling. – Neues Wiener Tagblatt, 1870, II. Beilage zu Nr. 328. – Magazin für Literatur des Auslandes (Leipzig, 4°.) 1864, Nr. 37, S. 580. – Unsere Zeit (Leipzig, Brockhaus, gr. 8°.) Neue Folge, XI. Bd. (1875), S. 933, von E. Eckstein. – Wiener Schriftsteller und Journalisten. Typen und Silhouetten von Don Spavento (Wien, 1874, Spitzer und Holzwarth, gr. 8°.) S. 62.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: S. 1–.
  2. Vorlage: leidenschaflich.