Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Ferro, Pietro Barnaba
Band: 4 (1858), ab Seite: 201. (Quelle)
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Ferstl, Heinrich (Architekt und Erbauer der Votivkirche in Wien, geb. in Wien um das J. 1830). Sein Vater, seit 1848 Vorsteher der Prager Nationalbank-Filiale, ließ ihm eine künstlerische Erziehung zu Theil werden. F. machte seine Studien an der Wiener Akademie der bildenden Künste und begann nach deren Beendigung seine praktische Laufbahn in Böhmen. Unter seinen Arbeiten daselbst ist die im gothischen Style erbaute Villa Türnitz bei Teplitz, dem Grafen Nostiz gehörig, zu nennen. Andere Beweise seines schönen Talentes gab er mit den 1852 zum Concurse für die Breitenfelder Kirche eingesendeten Plänen, welche die Aufmerksamkeit der Kenner auf sich zogen. Als Se. kaiserl. Hoheit Erzherzog Ferdinand Max zur bleibenden Erinnerung an die glückliche Rettung Sr. Maj. des Kaisers am 18. Febr. 1853 [vergl. d. Art. Ettenreich (S. 109 d. Bds.) und O’Donnell den Bau einer Votivkirche angeregt hatten, concurrirte F. ebenfalls um den für den besten Plan ausgeschriebenen Preis von 1000 Ducaten und reichte im Oct. 1854 seine Plane ein. Ohne jedoch den Erfolg seiner Bewerbung abzuwarten, reiste er als kais. Pensionär im Frühjahr 1855 nach Italien. F. war eben in Neapel, als ihm die Nachricht ward, daß seinem Plane der Votivkirche der Preis zuerkannt worden. Am 24. April 1856 fand die feierliche Grundsteinlegung der Salvatorkirche – wie die Votivkirche heißt – Statt u. z. mit einem Steine, der von dem Architekten Endlicher in Jerusalem in einer am Oelberge befindlichen den Katholiken gehörigen Grotte an der Stelle gebrochen worden, an welcher nach der Ueberlieferung Christus die Worte sprach: „Mein Vater nimm diesen Kelch von mir, doch nicht mein sondern dein Wille geschehe“. An den Ecken des Grundsteins stehen in gothischer Schrift die Worte: „Wo Christi Herz brach, brach man mich“. Von den übrigen Arbeiten des jungen Künstlers nennen wir noch seinen Plan zum neuen Börsengebäude, nach welchem dasselbe bis 1860 auf der Freiung vollendet sein wird, und wofür er mit einem Honorar von 4000 fl. belohnt worden ist.

Sonntagszeitung (Pesth, 4°.) 1856, Nr. 21: „Die Votivkirche in Wien“ [mit Abbildung der Kirche und biographischen Andeutungen über F. und dem Text der von Theodor von Karajan verfaßten, mit dem Grundstein zugleich eingesenkten Stiftungsurkunde.] – Wiener Vorstadt-Zeitung 1856 (II. Jahrg. Nr. 114 [daselbst das Porträt mit folgender Unterschrift: „Wir geben hiermit das Bildniß des Herrn J. (sic) Ferstl, dessen preisgekrönter Plan zur Votivkirche ihm einen unvergänglichen Platz in der Kunstgeschichte Oesterreichs sichert“].[BN 1]

Berichtigungen und Nachträge

  1. E Ferstel, Heinrich [Bd. IV, S. 201].
    Debatte (Wiener polit. Blatt) 1867, Nr. vom 23. December, im Feuilleton: „Ferstel’s Project für das neue Kunstindustrie-Museum“. – Waldheim’s Illustrirte Zeitung (Wien, Fol.) 1865, S. 6: „Die Heilandskirche in Wien“. – Wiener Zeitung 1859, Nr. 320, und 1860, Nr. 236, S. 4029: „Das neue Bank- und Börsengebäude in Wien“; – dieselbe. Abendblatt 1860, Nr. 150: „Der Altar der Capelle des österreichischen Pilgerhauses in Jerusalem“; – dieselbe 1862, Nr. 253, im Tagesbericht: „Gothischer Kirchenbau in Schönau“. – Neue freie Presse 1866, Nr. 686, im Kunstblatt: „Heinrich Ferstel“; 1872, Nr. 2891: „Ferstel’s Universitätsplan“. – Allgemeine Zeitung 1860, Beilage Nr. 316: „Heinrich Ferstel“; 1861, Beilage Nr. 230: „Die Kunst in Wien“. – Sonntags-Zeitung (Pesth, 4°.) 1856, Nr. 21: „Die Votivkirche in Wien“. – Illustrirte Zeitung (Leipzig, J. J. Weber) 1856, Nr. 669 vom 26. April: „Die Votivkirche in Wien“. – Porträt. In schlechtem Holzschnitt ein ziemlich ähnliches Bildniß Ferstel’s in der Wiener Vorstadt-Zeitung 1836, Nr. 114. [Band 26, S. 377]