Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Stab von harzhaltigem Holz
Band VI,2 (1909) S. 19451953
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Fackeln (δαΐς, λαμπάς, fax, taeda), wurden vielfach gebraucht. Auf Grund der zahlreichen Erwähnungen in der Literatur und der ebenso zahlreichen bildlichen Darstellungen können wir folgende Arten unterscheiden.

1. Natur-F. Ein Zweig oder Ast, mit Vorliebe von einem harzhaltigen Baume, wird einfach angezündet. Ein langer Fichtenast als F. auf einem Relief der Dresdener Dreifußbasis Arch. Ztg. 1858 Taf. 111, 3. Ein deutlich in seiner Naturform charakterisierter Stab mit Ornamentstreifen wie umgewickelte Bänder verziert Mon. d. Inst. VIII 42. Luynes Descr. de vases 25. Ein kleines Bronzegerät unbekannter Bestimmung Caylus Recueil IV pl. C (danach Daremberg-Saglio Dict. d. Antiqu. II 1028 fig. 2914) ahmt eine F. nach, die die Form eines stilisierten Nadelholzzweiges hat.

2. Stab-F.: ein einfacher Stab oder längliches Scheit, mit Vorliebe von harzhaltigem Holz. Die Anfertigung solcher F. bezeichnet Plinius n. h. XVIII 233 als Winter-, Vergil Georg. I 292 als Nachtarbeit. Um sie brennbarer zu machen, kerbte man sie ein (incidere, inspicat Plin. Verg. a. O. und Ecl. 8. 29; spicatae faces Grat. Cyn. 484), oder man zerspaltete und zerquetschte sie: multifidae faces Ovid. met. VII 259. Eine solche F. aus Eichenholz hieß nach Seleukos bei Athen. XV 699 e γράβιον. Bei nicht harzigem Holz half man mit Pech nach; daher Theodorides bei Athen. a. O. πίσσα δ' ἀπὸ γραβίων ἔσταξεν. Zu den Stab-F. wird auch die Weißdorn-F. des römischen Hochzeitsritus zu rechnen sein (Marquardt Privatl.2 55) und überhaupt die Hochzeits-F.: incide faces Verg. Ecl. 8, 29. Aber die Ausdrücke δᾳδουργοὶ, δᾳδοκοπεῖν (Theophr. h. pl. III 9, 3; c. pl. V 16, 2) beziehen sich nicht auf Anfertigung von F., sondern auf Harzgewinnung. [1946]

Bildliche Darstellungen von Stab-F. sind nicht selten. Auf Vasen: D’Hancarville Antiqu. Hamilton II 25. 30. 58. Tischbein Vases Hamilton III 48 (F.-Läufer, von denen einer eine einfache, ein anderer eine mit einem vom Stab aus nach unten gewölbten Handschutz versehene Stab-F. trägt). Millin Peint. de vases I 30. II 30. 31. 42. Laborde Vases Lamberg I 14. 15. Mon. d. Inst. VIII 10. Arch. Ztg. 1868 Taf. 9. Gaz. arch. IX 1884 pl. 44–46. Auf der Vase Arch. Ztg. 1883 Taf. 18 kämpfen die Lapithen mit dicken Stab-F. Ferner Körte Etr. Spiegel V 5 (mit zwei nach unten gewölbten runden Scheiben als Handschutz nahe dem oberen Ende). Erotensarkophag aus Sparta Baumeister Denkm. Fig. 1618 = Arch. Ztg. 1880 Taf. 14. Oft bei den Sacella der pompeianischen Landschaftsbilder, Helbig Wandgem. 1555. 1556. 1558. 1571; besonders deutlich auf dem großen Iphigenienbild Helbig 1333 (Mon. d. Inst. VIII 22). Fackeltragender Sklave Dieterich Pulcinella Taf. II. Es werden zwei Arten von Stab-F. unterschieden: formlose Holzscheite und solche, die mit einer gewissen Zierlichkeit gearbeitet sind, letztere nach Etym. M. 570, 9 λοφνίς genannt. Solche zierlichere Stab-F., gerundet und nach unten verjüngt, kommen auch auf Bildern vor: D’Hancarville Antiqu. Hamilton II 30. Millin Peint. de vases I 31. 42; besonders aber gehören wohl hierher die mit Streifen versehenen, entweder ringförmig an mehreren Stellen (Tischbein Vases Hamilton I 36. 51. III 48. 54. Millin I 36) oder spiralförmig (D’Hancarville IV 100. Laborde Vases Lamberg I 63, wo Demeter eine lange, nicht brennende Stab-F. trägt, oben zum leichteren Anzünden eingekerbt, sorgfältig gerundet und mit einem Spiralstreifen verziert).

3. Kreuz-F., eine Abart der Stab-F.: ein Stab, auf dessen Spitze ein Kreuz aus kleineren Hölzern angebracht ist, und zwar so, daß es entweder horizontal auf der Spitze aufliegt (Baumeister Denkm. Fig. 2042 A = Mon. d. Inst. VIII 9. Arch. Ztg. 1867 Taf. 221. Millin Tombeaux de Canosa pl. 3 = Furtwängler-Reichhold Gr. Vasenmalerei 10. Strube Bilderkr. v. Eleusis, Suppl. Taf. 2. Bull. Nap. N. S. III Taf. 3. Demeter auf Münzen von Metapont, Garrucci Monete d’Italia Taf. 105, 14. 15) oder vertikal etwas unterhalb der Spitze befestigt ist, so daß nun fünf Spitzen brennen, Baumeister Fig. 762 (= Millingen Uned. Monum. I 16). 1879 (= Arch. Ztg. 1844 Taf. 15). Mon. d. Inst. VI 42. Bull. Napol. N. S. VI Taf. 8. VIII Taf. 7 (= Arch. Ztg. 1867 Taf. 221). Élite céram. I 25. Canoleiusschale Ann. d. Inst. 1883 Taf. I. Diese F., über die keine literarische Überlieferung vorliegt, findet sich vorwiegend als Attribut der Göttinnen von Eleusis; aber auch sonst. Élite céram. I 25, wo das Idol (Artemis? Hera?) bei Io und Argos sie trägt. Mus. Borb. VII 58. Index zu Heydemann Vasensammlg. zu Neapel: F. mit Querhölzern. Stephani Vasensamml. d. Ermitage 1076. 1161.

4. Bündel-F., zusammengebundene Stäbe oder Reiser, die man am ehesten als Weinreben fassen wird (Aristoph. Lys. 308 m. Schol. Phot. lex. 378, 1). Sie erscheint auf Bildwerken in sehr verschiedenen Größen, von der ganz großen, die auf dem Boden [1947] stehend die haltende Person manchmal beträchtlich überragt, bis zu der etwa armlangen Hand-F.; auch in verschiedenen Formen, indem sie meistens in ihrer ganzen Länge die gleiche Stärke hat, manchmal aber doch gegen das untere Ende sich verjüngt, zum bequemeren Anfassen, so z. B. D'Hancarville Antiqu. Hamilton IV 64. Ursprünglich ist dies vielleicht so zu verstehen, daß das obere Ende sich erweitert durch Abbrennen der Umschnürungen. Bündel-F. sind die δεταί Hom. Il. XI 554. XVII 663. Aristoph. Vesp. 1361; δεσμεύειν λαμπάδας Polyb. III 93, 4; vgl. Etym. M. 570, 9 λαμπάδες δεδεμέναι. Das Wort φανός oder πανός bezeichnet bei den Attikern sowohl ein Reisigbündel (Athen. XV 700 b) als eine F., die also wohl als Bündel-F. zu fassen ist. Später heißt φανός Laterne.

Die ganz große, in ihrer ganzen Länge gleich starke Bündel-F. ist Attribut der eleusinischen Göttinnen und ihrer Priester. So namentlich auf Vasen. Baumeister Denkm. Fig. 250. 251 (= Compte Rendu 1859 Taf. II. 1862 Taf. III). Gerhard Etr. u. camp. Vas. Taf. C 4. Tischbein Vases Hamilton I 18. IV 18. Millin Peint. de vases ΙΙ 32. Laborde Vases Lamberg I 63. Dumont-Chaplain Céram. de la Grèce propre 37. Ferner Demeter im Parthenonfries, Michaelis Parth. Taf. 14, 26. Eleusinisches Relief Baumeister Fig. 45 (Mon. d. Inst. VI 45). Doch haben auch sie manchmal kleinere F. So Baumeister Fig. 520. Mon. d. Inst. XII 35, auf dem Relief Arch. Ztg. 1849 Taf. 11. Ganz kurz oft in Triptolemosdarstellungen: Baumeister Fig. 1958 (Mon. d. Inst. IX 43). Mon. d. Inst. I 4. Laborde Vases Lamberg I 40. 63. Tischbein Vases Hamilton I 8. IV 8. Élite céram. III 51–58. 64. Zusammenstellung der Demeterdarstellungen bei Overbeck Kunstmyth. Taf. 14–16. Andrerseits fehlt es auch nicht an Darstellungen andrer Personen mit Bündel-F., die kaum kleiner sind als die eleusinischen. So die F.-Läufer D'Hancarville Antiqu. Hamilton I 40. II 130. III 36, der Oistros auf der Medeavase Baumeister Fig. 980 (Arch. Ztg. 1847 Taf. 3) u. a. m. Die kurze Bündel-F. ist in der Vasenmalerei die weitaus herrschende F.-Form. Sie findet sich hier in den Händen der verschiedenartigsten Personen: als Hochzeits-F. (Gerhard Auserl. Vasenb. 39. 146. 147. 312, 1), beim Komos, bei Figuren des bakchischen Kreises, Hekate, Artemis (auch auf dem Relief Baumeister Fig. 103), Erinyen u. a. Es genügt, zu verweisen auf Baumeister Denkm. Fig. 18. 449. 462, 463. 537. 700. 847. 1396. Nicht selten fehlt die Angabe der in der Wirklichkeit unentbehrlichen Umschnürung; so z. B. Élite céram. II 43. 45. III 37 a.

Eine besondere Art Bündel-F. hat man erkennen wollen in einer beim F.-Lauf üblichen Form, dargestellt auf Vasenbildern (Tischbein Vases Hamilton II 25. Panofka Cab. Pourtalès 5. Mus. Gregor. II 76. Antiqu. du Bosph. Cimm. 63, 5) und auf Münzen: Amphipolis, Brit. Mus. Macedonia 43ff.; Akamania, Brit. Mus. Thessaly 169, 13; Aptera auf Kreta, Brit. Mus. Crete 11, 12–15; vgl. auch Svoronos Numism. de la Crète ancienne 16, 14–20; auch diese Münzen werden auf F.-Lauf bezogen. Das kurze Bündel steht in einem Halter, bestehend aus einer runden, [1948] nach oben offenen Schale, der Form nach aus Metall, die unten mit einem Handgriff versehen ist; und es ist wohl so zu verstehen, daß dieser hohl und in ihn das Bündel hineingesteckt ist. In einem Relief der Dresdener Dreifußbasis (Arch. Ztg. 1858 Taf. 111) wird eine solche F. auf einer Basis aufgestellt. Auf diese F. hat Bötticher Arch. Ztg. 1858, 200 (wo auf Taf. 117 die bildlichen Darstellungen zusammengestellt sind) den Namen φανός bezogen, der Aristoph. Lys. 308 in Anbindung mit einer χύτρα vorkommt, unter der Bötticher die Schale jenes F.-Halters versteht. Doch beruht dies auf Mißverständnis; bei Aristophanes ist die χύτρα ein Feuerbecken (297. 316), in dem der aus Weinranken (308) bestehende φανός (316 auch λαμπάς genannt) angezündet wird. Φανός ist also hier wie sonst (Athen. XV 700 b und das dort Angeführte. Bekker Anecd. I 50. Phrynichos φανός, Phot. λαμπτήρ und φανός) ein mehr oder weniger fackelartiges Reisigbündel, das im Haushalt zum Brennen gebraucht wurde, das man beim Krämer kaufte und über dessen schlechte Beschaffenheit und Feuchtigkeit man oft klagte. Dagegen ist die in Frage stehende F. wahrscheinlich ein Bündel von Wachskerzen. Dies ist zu schließen nicht nur aus der glatten Form und den kleinen Dimensionen, sondern auch aus der Schale, die vollkommen verständlich ist, wenn sie dazu diente, das herabrinnende Wachs aufzufangen, während Vorrichtungen für Handschutz an F. (s. o.), Kandelabern und Thymiaterien durchaus nach unten gewölbt sind (Friederichs Kl. Kunst 165. 172). Zu vergleichen ist die Darstellung des pompeianischen Bildes Helbig Wandgem. 1822 (Ternite III 3, 18), wo auf einem ganz ähnlichen Halter (statt der gewölbten Schale ein flacher Teller: es ist nicht klar, ob mit aufstehendem Rande) offenbar eine kurze und starke Wachskerze brennt.

Übrigens kommt beim F.-Lauf keineswegs nur diese Form der F. vor. Auf den Vasen D'Hancarville Antiqu. Hamilton I 40. II 130. III 36 tragen die F.-Läufer lange Bündel-F., Tischbein Vases Hamilton III 48 Stab-F., von denen eine mit einer nach unten geöffneten Schale als Handschutz versehen ist, Baumeister Fig. 563 (Gerhard Ant. Bildw. 63, 1). kurze Gefäß-F., von denen jetzt zu reden ist.

5. Gefäß-F., d. h. eine F., die nicht selbst brennen soll, sondern an ihrem oberen Ende eine Höhlung enthält, in die brennbare Stoffe – pechgetränktes Werg oder dergleichen – getan werden. Sie konnte aus verschiedenem Material sein; aenea lampas Iuv. 3. 287; auf bildlichen Darstellungen sind sie aber nicht selten so groß, daß sie nur aus Holz sein konnten, natürlich mit einem Metalleinsatz an der Spitze. Diese Art F. ist die vorwiegende in den Skulpturen der römischen Zeit, auf etruskischen Aschenurnen und in den kampanischen Wandmalereien, findet sich aber nicht selten auch auf Vasen, und zwar sicher schon auf der Triptolemosvase des Hieron Mon. d. Inst. IX 43, ist also seit mindestens Mitte des 5. Jhdts. v. Chr. bezeugt. Ihre Formen schließen sich den unter 1, 2 und 4 besprochenen an, teils als bewußte Stilisierungen, teils indem sie Erinnerungen an dieselben bewahren.

Die Natur-F. zur Gefäß-F. umgewandelt zeigt [1949] Tischbein Vases Hamilton III 19, wo Dionysos einen großen Ast trägt, an dessen dickerem Ende offenbar aus einer Einhöhlung eine kleine Flamme herausschlägt. Ähnlich (nicht brennend) auf dem Relief Mus. Capit. IV 36 (dort irrig als Thyrsus erklärt). Schon erwähnt wurde eine kleine Bronzenachbildung einer als Fichtenzweig stilisierten F. (Caylus Recueil IV pl. C). Dieselbe Vorstellung, freilich sehr verdunkelt, scheint den beiden F. auf dem Hateriermonument, Mon. d. Inst. V 6, zu Grunde zu liegen; vgl. auch den Grabstein Ann. d. Inst. 1848 N; ferner Sächs. Ber. 1868 Taf. 3 c, und Münzen: Aigina, Brit. Mus. Attica 145, 239; Stratonicea, Brit. Mus. Caria 152, 38; Kyme in Aiolis, Brit. Mus. Troas 113, 96.

An die Stab-F. anknüpfend, finden sich Gefäß-F. in Form eines runden Stabes mit einer Einfassung am oberen Ende, aus der die Flamme herausschlägt, D'Hancarville Antiqu. Hamilton III 128. Millin Peint. de vases II 21; oft auf etruskischen Aschenurnen, Brunn-Körte Urne etr. I 29, 7. 82, 15. 83, 17. 97, 5. II 10, 5. 11, 2. 3. 18, 3. 20, 6. 23, 6. 34, 3. 35, 5. 38, 4. 49, 2. 50, 4. 51, 2. 77, 6. Grabrelief. Berlin, Beschr. d. ant. Skulpt. nr. 767. Bisweilen ist die Öffnung kelchartig erweitert, Brunn-Körte Urne etr. II 77, 6. 93, 1. Gerhard Etr. Spiegel 342 (wo der Stab mit Ringen verziert). Reliefs: Clarac 147, 182. 165, 236. 564 B, 1201 B. Wandgemälde: Baumeister Denkm. Fig. 767. Helbig Wandgem. 855. 1556. 1953 (Mus. Borb. VI 55. XII 5). Münzen: Phigaleia, Imhoof-Blumer u. P. Gardner Comm. on Pausanias V IX; Pergamon, Brit. Mus. Mysia 147, 290. Imhoof-Blumer Griech. Münzen Taf. VII 10; Elaea, Brit. Mus. Troas 127, 20–29. 131, 49. An die Stab-F. mit Handschutz anknüpfend auf dem etruskischen Grabgemälde Mon. d. Inst. II 5, wo unter der mit ihrem Rande nach unten gebogenen kelchartigen Öffnung noch zwei ebenfalls nach unten gewölbte Scheiben angebracht sind. Es fehlt auch nicht an Gefäß-F., die aus der zierlicheren, spiralförmig umwickelten (Él. céram. III 54. Laborde Vases Lamberg 63) oder an einer oder mehreren Stellen ringförmig umschnürten (Tischbein Vases Hamilton III 56. Laborde Vases Lamberg 63. Mon. d. Inst. Suppl. 25. Brunn-Körte Urne etr. II 23, 7) Stab-F. abgeleitet sind. Hier kann man zweifeln, ob die Form von einer verzierten Stab-F. stammt oder von einer Bündel-F., vereinfacht durch Nichtandeutung der einzelnen Stäbe. Letztere Deutung wird wahrscheinlicher, wo die F. mit oder ohne Umschnürung nach dem Handende zu stark verjüngt ist, D’Hancarville Antiqu. Hamilton I 43. II 30. 45. IV 100. Tischbein Vases Hamilton I 42. II 43. III 54. Millin Peint. de vases I 21. 36. Goldschale von Petrossa Arch. Ztg. 1871 Taf. 52.

Zahlreich sind die Darstellungen von Gefäß-F., deren Stilisierung die Vorstellung der Bündel-F. zugrunde liegt. Die ganz große Bündel-F. der eleusinischen Göttinnen ist nachgeahmt in den großen Gefäß-F. auf der römischen Aschenurne, Bull. com. VII 1879 Taf. II–III, an der Ceresstatue Clarac 430, 776, an der Hekate Arch. Ztg. 1857 Taf. 99. Mittelgroße, kleine und ganz kleine Gefäß-F. in Form stilisierter Bündel-F. sind sehr häufig. Am deutlichsten ist die Ableitung, [1950] wo die Umschnürung in Gestalt gekreuzter Bänder erscheint, wie auf dem Endymionsarkophag Robert Sarkoph. III 72 a (= Clarac 166, 176); sie ist aber unzweifelhaft auch da, wo, wie in den meisten Fällen, die Umschnürung ringförmig ist. So ganz deutlich auf der Triptolemosvase des Hieron, Mon. d. Inst. IX 43. Eine solche F. trägt das Kultbild der taurischen Artemis auf den Iphigenienvasen, Mon. d. Inst. IV 5. VI–VII 66. Ferner Mon. d. Inst. III 31. Tischbein Vases Hamilton III 5. Millin Peint. de vases I 44. Auf Vasen ist es manchmal zweifelhaft, ob eine wirkliche Bündel-F. oder eine als solche stilisierte Gefäß-F. gemeint ist. Brunn-Körte Etrusk. Urn. I 7, 14. 40, 10. II 19, 1. 25, 2. 34, 4. 36, 6. 47, 14. 56, 7. 88, 2. 91, 2. 98, 2: auf dieser letzteren Stuhlfüße in Form von F. Robert Sarkoph. II 155 a. 177. 178. III 26. 39. 40. 47. 49. 50. 72. 77. 79. 139. 204. Arch. Ztg. 1848 Taf. 22. 1863 Taf. 172. Relief des Panzers der Augustusstatue von Primaporta, Mon. d. Inst. VI–VII 84. Hekate, Petersen Arch.-epigr. Mitt. IV Taf. 3. 5. Schreiber Reliefbilder 34. Die Portlandvase Baumeister Denkm. Fig. 188 b (= Millingen Uned. Mon. I pl. A). Münzen: Megara, Brit. Mus. Attica 124, 55. Imhoof-Blumer und P. Gardner Comm. on Pausanias A XII. XIII (M. Aurelius und Septimius Severus); Pergamon und Nicomedia, Brit. Mus. Mysia 163, 350 (Gordianus III.); Kydonia, Brit. Mus. Crete 30, 22; Alexandria, Brit. Mus. Alexandria 70, 576 (Hadrian); Sebastopolis, Imhoof-Blumer Gr. Münzen Taf. X 10.

Es ist eine Vereinfachung dieser Form, wenn die umschnürenden Ringe weggelassen und das Bündel nur noch durch die Streifung des F.-Körpers angedeutet ist; so auf der großen F. des schwebenden Genius bei der Apotheose der Faustina. Baumeister Denkm. Fig. 116. deren zylindrische Form an die der Bündel-F. der eleusinischen Göttinnen erinnert, während sonst F. dieser Art sich meistens kegelförmig gegen die Hand verjüngen, D'Hancarville Antiqu. Hamilton IV 64. Tischbein Vases Hamilton II 11. Mon. d. Inst. Suppl. 25. Brunn-Körte Urne etr. (hier vielfach die Streifung nur schwach angedeutet) I 15, 32. 78, 6. II 9, 3. 13, 1. 25, 2. 35, 5. 39, 9a. 50, 3. 51, 5. 6. 56, 7. 63, 8. 82, 2. 85, 8. Robert Sarkoph. II 169. III 64. 275. Schreiber Reliefbilder 36.

In anderer Weise wird das Motiv der Bündel-F. vereinfacht, wenn wohl die umschnürenden Ringe beibehalten, aber die die Stäbe andeutende Streifung unterdrückt wird, so daß nun die F. als ein längerer oder kürzerer glatter, von Ringen umfaßter Kegel mit der Spitze gegen die Hand erscheint. D'Hancarville Ant. Ham. I 43 (mit spiralförmiger Umwickelung). II 30. 45. IV 100. Tischbein Vases Ham. I 42. III 54. Millin Peint. de vases I 26. 36. Millingen Peint. de vases de div. coll. 1. Ferner Clarac 643, 1458. 762, 1860. Goldschale von Petrossa Arch Ztg. 1871 Taf. 52.

Im Anschluß an die bis hierher verfolgte Reihe muß, auch wenn sowohl Streifung als Umschnürung unterdrückt sind, doch die nun übrig bleibende Gefäß-F. in Form eines einfach glatten Kegels von der stilisierten Bündel-F. abgeleitet [1951] werden. Diese Form ist nicht sehr häufig und kann manchmal auf mangelhafter Ausführung des betreffenden Bildwerkes beruhen. Tischbein Vases Ham. I 48. II 40. 43. Brunn-Körte Urne etr. I 15, 32. 53, 11. 75, 3. 78, 7. 79, 8. 82, 14. Baumeister Denkm. Fig. 461. Robert Sarkoph. III 55. 79. 83. 92. 285 a. F.-Läufer, kleine Bronzefigur in Neapel, Roux und Barré Pompéi et Herculanum VI Taf. 100, 3. Clarac 184, 349. 215, 30. Cistendeckel Mon. d. Inst. VIII 8. Wenn die F. lang und dünn ist, nähert sich diese Form sehr der von der Stab-F. abgeleiteten und ist nicht sicher von ihr zu unterscheiden. Kurze kegelförmige Gefäß-F. sind nicht selten auf Münzen, teils glatt, teils in Erinnerung an die Bündel-F. stilisiert: Argos, Aigion, Bura, Imhoof-Blumer und P. Gardner Comm. on Pausan. K XI. R VI. S I; Lakedaimon ebd. N III; Kyzikos, Brit. Mus. Mysia 39, 162. 47, 215; Magnesia a. M., Brit. Mus. Ionia 165, 55; Kos, Brit. Mus. Caria 216, 217; Alexandria. Brit. Mus. Alex. 109, 934.

Eine besondere Art Gefäß-F. ist die in bildlichen Darstellungen der römischen Zeit oft vorkommende zusammengesetzte F.; der Schaft hat oben eine kelchartige Erweiterung; in diese ist ein kleinerer Kelch und zuweilen in diesen ein dritter, noch kleinerer, hineingesteckt, in dem dann das Feuer brennt. Helbig Wandgem. 175. 176. 954. 1817. 1822. So auch auf der Silberschale Mon. d. Inst. III 4; Grabstein Ann. d. Inst. 1848 Taf. N; Hateriermonument Mon. d. Inst. V 6. Auf diesem sind die Fackeln aufgestellt; wie dies bewirkt wurde zeigt das Wandgemälde Helbig 1953 (Mus. Borb. XII 4. Zahn III 81), auf dem die schwebende Figur außer der zusammengesetzten F. auch die ähnlich gestaltete, kelchartig erweiterte Basis trägt, in die sie hineingesteckt werden konnte. Zusammengesetzte F., mit kleinem Einsatz, auf Münzen von Alexandria, Brit. Mus. Alex. 70, 576. 82, 685 (Hadrian).

Einzeln kommt es auf Wandgemälden vor, daß aus der kelchartigen Erweiterung eine kleine zylinderförmige Hülse hervorragt, die offenbar zur Aufnahme einer Kerze bestimmt ist. Helbig Wandgem. 362 (Mus. Borb. IX 38). 1784 (Pitt. d’Ercol. II 38); vgl. auch Pitt. d’Erc. II 30. Ternite III 3, 18.

Literarisch bezeugt sind Wachs- und Talg-F. Der öfter genannte cereus ist deutlich F., nicht Kerze, bei Plaut. Curc. 10, ferner im sepulkralen Gebrauch, wo er für das vor Tagesanbruch stattfindende Kinderbegräbnis charakteristisch ist, Senec. de tranqu. an. II, 7; de brev. vitae 20, 5; epist. 122. 10. Widersprechend sind die Angaben über den cereus als Saturnaliengeschenk (Martial. V 18, 2). Nach Varro bei Macrob. I 7, 31 (vgl. 11, 48–49) wird er dem Saturn angezündet (ähnlicher Gebrauch Cic. off. III 80); so auch Antipater Anthol. VI 249. Dagegen bei Martial. XIV 42 scheint er zum praktischen Gebrauch bestimmt. Festus ep. 54, 16 gibt keine Entscheidung. Antipater a. O. nennt den Cereus der Saturnalien σχοίνῳ καὶ λεπτῇ σφιγγομένην παπύρῳ, was wohl nicht anders zu verstehen ist, als daß er mit Binsen und Papyrus umschnürt (vgl. Schol. Arist. Vesp. 1361: [1952] συνδεδεμένη ἐκ παπύρων), also ein Kerzenbündel war, wie der vermeintliche Phanos des F.-Laufes. Darnach war er also eine F., nicht eine Kerze.

Talg-F. werden erwähnt Apul. met. IV 19, Ammian. XVIII 6, 15, und auf solche beziehen sich auch die sebaciaria der Wandinschriften im Excubitorium der 7. Cohorte der Vigiles, CIL VI 2298ff.[1]

Λοφνία oder λοφνίς hieß nach Athen. XV 699 d. 701 a. Etym. M. 570, 9 eine aus dem Bast des Weinstockes gemachte F. Nach anderen (Etym. M. a. O.) war λοφνίς eine zu einer gewissen Zierlichkeit bearbeitete Stab-F. So wissen wir auch nicht, in welcher Weise das Sparton (Pfriemengras) zur Herstellung von F. diente, Plin. n. h. XIX 27; vermutlich als Docht kerzenartiger F.

F. wurden nicht nur getragen, sondern auch aufgestellt. So zur Erleuchtung der Wohnungen; der Saal des Alkinoos wird erleuchtet durch F., die von ehernen Statuen gehalten werden, Hom. Od. VII 101. Dagegen wird im Megaron des Odysseus die Erleuchtung bewirkt durch λαμπτῆρες, d. h. tragbare erhöhte Feuerbecken, auf die trockenes Holz gelegt und angezündet wird; Hom. Od. XVIII 308. 343. XIX 63; zu vergleichen die φρυκτοί als Zimmerbeleuchtung, Anthol. V 294, 9. Aber im Schlafzimmer des Telemachos muß Eurykleia, da sie nachher die Hände frei hat, die F., mit denen sie ihm geleuchtet hat, irgendwie aufgestellt oder befestigt haben, Od. I 428ff. Aus späterer Zeit Plut. Arat. 6: F.-Kauf als Vorbereitung zu einem Gastmahl, Verg. Ecl. 7, 49. Daher die Zeitbezeichnung fax oder prima fax, Serv. Aen. III 587. Gell. III 2. 11. XVIII 1, 16. Macrob. I 3, 15.

Auch im Kultus werden F. aufgestellt. Aristoph. Vesp. 1342: ἐν ἀγορᾷ τοῖς θεοῖς δᾷς κάεται. Zwei aufgestellte Bündel-F. bei einem Opfer Heydemann Griech. Vasenb. 11, 3. Ferner Brunn Urne etr. II 91, 2 (mit einem Fuß versehene F.); bei der Leiche auf dem Hateriermonument Mon. d. Inst. V 6; als Einfassung eines Sarkophagreliefs Arch. Ztg. 1862 Taf. 159. Münzen: Megara, Br. Mus. Attica 122, 48. 124, 55; Ephesus, Brit. Mus. Ionia 67, 173. 68, 177. 69, 180. 182; Stratonicea, Brit. Mus. Caria 149, 16. 152, 38. Für nicht angezündete aufgestellte Bündel-F. erklärt Svoronos Ἐφημ. ἀρχ. 1889, 84–86 Taf. 2 die gewöhnlich für Fischreusen gehaltenen Gegenstände auf Münzen von Byzanz. Auch der römische cereus wird den Göttern aufgestellt und angezündet Anth. Pal. VI 249. Cic. off. III 89. Macrob. I 7, 31.

Getragen werden F. natürlich besonders bei nächtlichen Ausgängen und Wanderungen. Hom. Od. I 428. 434. Lysias I 24. Aristoph. Nub. 612ff. Xen. de republ. Lac. 5, 7 (ὑπὸ φανοῦ πορεύεσθαι: Xenophon wird unter φανός noch eine F., nicht, wie die Späteren, eine Laterne verstanden haben). Suet. Caes. 31; Aug. 29. Plut. Ti. Gracch. 14. Appian. bell. civ. II 17. Ovid. met. I 493; fast. II 500. IV 167. F. tragen die vom Gastmahl heimkehrenden, Arist. Vesp. 1331. 1361ff. 1390; Eccl. 692. 978. Val. Max. III 6, 4 (vgl. Cic. Cato mai. 44). Iuven. 3, 285, daher namentlich auch beim Komos: Aristoph. Plut. 1040f., wo aus der F. geschlossen wird, daß der sie tragende zum Komos geht. Darstellungen des Komos mit F. [1953] sind häufig auf Vasenbildern: Baumeister Denkm. Fig. 847 (= Tischbein Vases Hamilton III 17). Millin Peint. de vases I 27. Ann. d. Inst. 1860 Taf. B. 1885 Taf. F. Doch findet sich schon Aristoph. Pax 840 der Gebrauch einer Laterne (ἰπνός) bei der Heimkehr vom Gastmahl. Man kaufte solche F. beim Krämer, Lysias I 24. Von ihrem Preise gibt eine Vorstellung Aristoph. Nub. 612, wo die monatlich durch die mondhellen Nächte (höchstens 15) bewirkte Ersparnis auf eine Drachme berechnet wird.

F. dienten als Signale, namentlich im Krieg. Der Ausdruck ist hier φρυκτοί; es ist aber anzunehmen, daß diese Reisigbündel den Bündel-F. ähnlich waren. Thuc. II 94, 1. III 22, 5 mit Schol. Man unterschied φρυκτοὶ φίλιοι und πολέμιοι, erstere, ruhig gehalten, die Annäherung von Freunden, diese, geschwenkt, die von Feinden bedeutend.

Im Krieg dienten ferner die F., um feindliche Städte, Lager und Schiffe in Brand zu setzen. Hom. Il. XVI 122. Plut. Cleom. 4. Val. Flacc. II 235. Verg. Aen. IX 72. 522. Suet. Galba 3. Tac. hist. IV 60. Aber sie dienten auch als Waffen in persönlichem Kampfe. Mythisch Stat. Theb. VIII 467; im Gigantenkampf, Baumeister Denkm. Fig. 1426; im Kampf der Lapithen und Kentauren, Arch. Ztg. 1883 Taf. 18. Aber auch historisch: Liv. IV 33, 2. Sil. Ital. IX 336. XIII 199.

Sehr ausgedehnt ist der rituelle Gebrauch der F., ursprünglich beruhend auf der Vorstellung von der kathartischen und apotropäischen Wirkung des Feuers und üblich im Dienst von Gottheiten, mit deren Kult Sühnungsgebräuche verbunden waren. Denselben Gottheiten, in deren Dienst die F. üblich waren, werden sie auch, ihnen und ihren Begleitern, als Attribut gegeben. Doch erscheint die F. als Attribut in späterer Zeit auch als symbolische Erläuterung der Bedeutung und Funktion der Gottheiten: Hephaistos (Relief römischer Zeit. Jahn Sächs. Ber. 1868 Taf. 3c), Eros. Eileithyia (Paus. VII 23, 5), Phosphoros (Baumeister Denkm. Fig. 745. Millin Peint. de vases II 26). In welchem Sinne die F. den einzelnen Gottheiten zukommen, ist nicht immer mit Sicherheit zu entscheiden. Es kommen hier vor allem in Betracht die eleusinischen Gottheiten, Demeter, Kore und Iakchos. Ferner Hekate, Artemis, Erinyen, Gestalten des dionysischen Kreises. Aphrodite und Eros, Nike. Schwach sind die Spuren der F. im Kult des Apollon und Hephaistos. Hierüber ist unter den einzelnen Göttern zu handeln. Über den Kultakt des F.-Laufes s. Lampadedromia. Über F. bei Bestattung und Hochzeit s. die betreffenden Artikel. Zur Bestattung noch Amatucci I funerali a Roma durante i primi cinque secoli, Rendic. d. Acc. di Napoli 1896, 65–77. Auch in der Zauberei spielen die F. eine Rolle. Ovid. met. VII 259. Lukian. Necyom. 9. M. Vassits Die F. in Kultus und Kunst der Griechen. Belgrad 1900, behandelt die religiöse Bedeutung, nicht die Form der F. Pottier in Daremberg-Saglio Dict. des aut. II 1025–1029.

[Mau. ]

Anmerkungen (Wikisource)

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  1. Corpus Inscriptionum Latinarum VI, 2298.