Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Gordianus (III.), M., röm. Kaiser von 238-244 n. Chr.
Band I,2 (1894) S. 2619 (IA)–2628 (IA)
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60) M. Antonius Gordianus (III.), römischer Kaiser von 238–244 n. Chr.

I. Quellen. a) Gordians Lebensbeschreibung in den Scriptores historiae Augustae (Gordiani tres, cap. 22–34), angeblich verfasst von Iulius Capitolinus, geht hauptsächlich auf zwei Quellen zurück, Herennius Dexippus und Aelius Iunius Cordus. Auf Dexippus, den auch Zosimus (I 16–19) benützt hat, führt Joh. Müller (De M. Antonio Gordiano 32–39) namentlich folgende Stellen der Vita zurück: 23, 4–7. 24. 25. 26, 3–6. 27, 1–3. 28. 29, 1–3. 31, 1–3. 34, 2–4; im übrigen vgl. die Fragmente des Dexippus FHG III 666–687. Dem Cordus schreibt K. Dändliker (bei Büdinger Untersuchungen zur römischen Kaisergeschichte III 298–315) besonders folgende Stellen der Vita zu: 24. 25. 26, 2. 27, 4–10. 28. 31, 4–7. 33; vgl. die Fragmente des Cordus bei H. Peter FHR 343–350. Ausserdem kommen noch die gleichfalls Capitolinus zugeschriebenen Lebensbeschreibungen der beiden Maximine, der älteren Gordiane, des Maximus und Balbinus in Betracht (im folgenden als Max., Gord., Max.-Balb. citiert). Der Brief Gordians an seinen Schwiegervater Timesitheus (Gord. 25, 1–4) sowie die oratio an den Senat (Gord. 27, 5–8) sind wahrscheinlich gefälscht.

b) Der zeitgenössische Geschichtschreiber Herodianus bricht sein Werk gerade mit der Thronbesteigung Gordians ab. Von späteren Geschichtschreibern sind zu vergleichen: Eutropius IX 2 (= Sexti Rufi breviarium 22. Eusebius-Hieronymus chronicon a. Abr. 2257–2260 = Cassiodori chronicon p. 390. Orosius VII 19. Ioannes Antiochenus frg. 147, FHG IV 597). Victor Caesares 27; Epitome 27. Zonaras XII 17–18. Die Gesetze Gordians sind gesammelt von Hänel Corpus legum, Lps. 1857, 166 und Index legum 11–14.

c) Betreffs der zahlreichen Inschriften Gordians vgl. besonders die Indices des CIL und die kleine Auswahl bei H. Dessau Inscriptiones Latinae selectae 496–504. Hervorzuheben sind die römischen Inschriften, CIL VI 1088–1096, die beiden Fragmente der Acta Arvalium, CIL VI 2113f. und das Diplom vom 7. Januar 243, CIL III p. 894f. = Suppl. p. 2000.

d) Die Münzen Gordians bei Eckhel VII 309–318. Cohen V² p. 19–87 nr. 1–566 (im [2620] folgenden nur nach den Nummern citiert); die alexandrinischen Münzen bei Mionnet VI 408–417 nr. 2898–2977; Suppl. IX 118f. nr. 540–546. Catalogue of the greek coins in the British Museum, Alexandria p. 240–248 nr. 1848–1916. Vgl. v. Sallet Die Daten der alexandrinischen Kaisermünzen 59; Ztschr. für Numismatik II 1875, 250f.

e) Neuere Litteratur: H. Schiller Geschichte der römischen Kaiserzeit I 2 (Gotha 1883), 787–800, vgl. Jahresbericht für Altertumswissenschaft XXXVI 1883, 463–466. XLVIII 1886, 288–294. Joh. Müller De M. Antonio Gordiano III, Dissert. Münster 1883. Löhrer De C. Iulio Vero Maximino, Dissert. Münster 1883. O. Seeck Der erste Barbar auf dem römischen Kaiserthrone, Preuss. Jahrb. LVI 1885, 267ff.; Die haloandrischen Subskriptionen und die Chronologie des J. 238 n. Chr., Rh. Mus. XLI 1886, 161–169. E. Herzog Geschichte und System der römischen Staatsverfassung II 1, Leipzig 1887, 505–514. A. Sommer Die Ereignisse des J. 238 n. Chr. und ihre Chronologie, Görlitz, Progr. 1888, 7ff. E. Sadée De imperatorum Romanorum tertii post Chr. n. saeculi temporibus constituendis, Bonn Diss. 1891.

II. Leben vor der Thronbesteigung.

M. Antonius Gordianus war der Enkel des älteren M. Antonius Gordianus Sempronianus Romanus Africanus (Nr. 61) und der Sohn der Schwester des jüngeren mit dem älteren gleichnamigen Gordianus (Nr. 62). Dies ergiebt sich mit Sicherheit aus den Inschriften (CIL VIII 848 = Dessau 498. VIII 4218 = Dessau 500. VIII 10079; Suppl. 11169 = 907. 11199 = 922), die ihn divi M. Antoni Gordiani nepos, divi Antoni Gordiani sororis filius nennen, während er auf anderen (CIL VIII 10330f. = Dessau 497. VIII 10365 = Dessau 496. VIII 10431. 10452. 10460) kürzer nepos divorum Gordianorum heisst. Auch die Schriftsteller nennen ihn meistens richtig einen Sohn der Tochter des älteren Gordian (Gord. 22, 4; Max.-Balb. 3, 4. Herod. VII 10, 7. Vict. epit. 27, 1; anders Vict. Caes. 27, 1. Eutrop. IX 2; angeblich auch Dexippus bei Gord. 23, 1). Da uns als einzige Tochter des älteren Gordian Maecia Faustina und als deren Gemahl Iunius Balbus genannt wird (Gord. 4, 2), so werden dies die Eltern des dritten Gordian gewesen sein. Der Stammbaum wird also etwa so herzustellen sein :

Maecius Marullus
 
Ulpia GordianaAnnius Severus
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
61. M. Antonius Gordianus Sempronianus
Romanus Africanus
159–238
 
 
 
Fabia Orestilla
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
62. M. Antonius Gordianus
Sempronianus Romanus
Africanus
192–238
 
Maecia Faustina
 
Iunius Balbus
 
Timesitheus
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
60. M. Antonius Gordianus
224–244
 
 
 
Furia Sabinia Tranquillina
 
 
 
 


[2619] Der dem Grossvater gleichnamige (Herod. VTI 10, 7) Prinz wurde geboren in Rom (Vict. epit. 27, 1) am 20. December (Orelli 1104), etwa im J. 224 n. Chr., da er bei seiner Erhebung zum Caesar Mitte 238 nach der Mehrzahl der Angaben 13 Jahre alt war (Herod. VIII 8, 8. Gord. 22, [2620] 2; Max.-Balb. 3, 4) und im 19. Lebensjahre nach sechsjähriger Regierung starb (Vict. epit. 27, 2). Nur Cordus lässt ihn im J. 238 16, andere 11 Jahre alt gewesen sein (Gord. 22, 2). Der Vater Gordians, den die Vita einen Consular (Gord. 4, 2), die Epitome (27, 1) clarissimus nennt, wird [2621] nicht weiter erwähnt, scheint also vor dem J. 238 gestorben zu sein. Aber auch die Mutter, bei der Gordian im J. 238 erzogen wurde (Gord. 22, 5), scheint die Verheiratung ihres Sohnes im J. 241 nicht mehr erlebt zu haben (vgl. Gord. 23, 7).

Als nach dem Tode der beiden älteren Gordiane der Senat aus seiner Mitte zwei Kaiser aufstellte, den M. Clodius Pupienius Maximus und den D. Caelius Calvinus Balbinus, verlangte das Volk stürmisch die Erhebung des jungen Gordian zum Caesar, und der Senat musste sich fügen (Herod. VII 10, 5–9 = Max.-Balb. 8, 2–4. Gord. 22, 2–3; Max. 20, 2; Max.-Balb. 3, 2–5; vgl. Mommsen St.-R. II 2³, 1140f., 5f.). So wird denn der nobilissimus (oder ἱερώτατος, Papyrus vom 11. Thoth 238) Caesar M. Antonius Gordianus mit den beiden Augusti zusammen auf Inschriften genannt (CIL VIII 10365 = Dessau 496. VIII 10342f. Eph. ep. VII 660. 673. CIL III Suppl. p. 1252) und Münzen mit seinem Namen geprägt (Eckhel VII 309. Mionnet VI 408. Brit. Mus. 240. Ztschr. f. Num. II 1875, 250f.). Nach dem Chronographen von 354 dauerte die Regierung der beiden Senatskaiser, also auch die Zeit, in der Gordianus Caesar war, 99 Tage. Wenn wir also den Zeitpunkt der Thronbesteigung Gordians feststellen können, so erhalten wir auch die Zeit seiner Erhebung zum Caesar.

1) Zunächst steht nun durch die alexandrinischen Münzen, welche sieben Regierungsjahre Gordians nennen (das 7. vom 29. August 243–244), fest, dass mit dem 29. August 238 schon das zweite Jahr des Augustus Gordianus begann, dass also seine Thronbesteigung vor dem 29. August 238 stattgefunden hat. Andererseits aber giebt es keine alexandrinischen Münzen mit Gordianus (III) Augustus und dem J. 1 (LA). Denn die beiden Münzen, die nach Mionnet VI 409 nr. 2903. 2905 (auf der Münze nr. 2904 ist nach, Mionnet selbst LH statt LA zu lesen) angeblich diesem Jahre angehören und sich im Pariser Münzcabinet befinden, bieten in Wahrheit nicht LA, sondern , wie mir Herr Adrien Blanchet auf meine Anfrage in liebenswürdigster Weise mitgeteilt hat. Ebenso giebt es weder im Britischen Museum (nach Ausweis des Kataloges) noch im Berliner Münzcabinet (nach gütiger Mitteilung des Herrn v. Sallet) eine alexandrinische Münze mit dem 1. Jahr des Gordianus Augustus. Folglich scheint für die Prägung der Münzen mit LA zu wenig Zeit gewesen zu sein, die Thronbesteigung Gordians also nicht zu lange vor dem 29. August stattgefunden zu haben.

2) Neuerdings sind nun zwei Papyrus bekannt geworden (Mitteilungen aus der Sammlung der Papyrus Erzherzog Rainer II und III 1887, 23), von denen der eine vom 11. Thoth des 2. Jahres der Augusti Pupienus und Balbinus und des Caesar Gordianus, der andere vom 24. Thoth des 2. Jahres des Augustus Gordianus datiert ist. Nach dem alexandrinischen festen Kaiserjahre, wonach die Daten gewöhnlich berechnet werden, entsprechen der 11. und der 24. Thoth dem 8. und dem 21. September. Rechnen wir nun für die Zeit, die eine Nachricht von Rom bis Arsinoe (El-Fayum) brauchte, mit möglichst weiten Grenzen 10–25 Tage (vgl. Wessely Mitt. a. a. O. [2622] 22, 1. Sadée a. a. O. 16), so würde Gordians Thronbesteigung frühestens auf den 15. August, spätestens auf den 12. September 238 anzusetzen sein. Da an die Zeit nach dem 29. August den alexandrinischen Münzen zufolge nicht gedacht werden kann, so bleibt die Zeit vom 15.–28. August übrig. Dieser Zeitraum wird wiederum eingeschränkt durch die römische Inschrift CIL VI 816, wonach am 11. Mai 238 in Rom drei Augusti (genauer zwei Augusti und ein Caesar) anerkannt waren. Da nämlich die Regierung der Senatskaiser Pupienus und Balbinus (und des Caesar Gordianus) nach dem Chronographen von 354 99 Tage dauerte, so muss nach der Inschrift Gordian spätestens am 18. August den Kaiserthron bestiegen haben. Somit erhalten wir als Resultat den 15.–18. August 238, womit die Münzen ausgezeichnet übereinstimmen.

3) Diesem Resultate widersprechen aber die Gesetzesunterschriften Gordians, die schon vom 16. Juli an eine ununterbrochene Reihe bilden (Cod. Iust. IX 1, 8. V 51, 5. VII 43, 2. VI 3, 11. II 21, 2. II 19, 3 u. s. w., vgl. den Index von Krüger p. 492f.): 16., 23., 29. Juli, 3., 6., 8. August u. s. w. Wollen wir also diese Unterschriften nicht verwerfen, und dazu wird man sich nur ungern entschliessen, so kann das soeben gefundene Resultat nicht richtig sein. Da bietet sich nun ein willkommener Ausweg, wenn wir die Daten der beiden Papyrusurkunden nicht nach dem festen alexandrinischen Kaiserjahre, sondern nach dem ägyptischen Wandeljahr berechnen (vgl. Mommsen Röm. Chronologie 261. Unger in Müllers Handb. I 606f. Kubitschek oben S. 617f.). Hiernach fiel nämlich der 1. Thoth im J. 238 auf den 25. Juni (vgl. die Aerentafel bei Unger a. a. O. I 661. Kubitschek oben S. 664), der 11. und 24. Thoth also auf den 5. und 18. Juli. Rechnen wir wiederum für den Weg von Rom bis Arsinoe 10–25 Tage, so wäre die Thronbesteigung Gordians frühestens auf den 10. Juni, spätestens auf den 9. Juli 238 anzusetzen. Somit könnten nicht blos die Gesetzesunterschriften vom 16. Juli an, sondern auch die Unterschrift vom 22. Juni (Cod. Iust. II 9, 2), deren Richtigkeit in Frage gestellt war, autenthisch sein. Diese Berechnung nach dem ägyptischen Wandeljahre empfiehlt sich auch deswegen, weil auch die Urkunde vom 24. Pachon der Regierung des Pertinax (Ägyptische Urkunden aus den Königlichen Museen zu Berlin, Heft II nr. 46) ebenso datiert zu sein scheint. Denn hiernach würde der 24. Pachon etwa der 27. März, nach der gewöhnlichen Berechnung der 19. Mai 193 sein, und Pertinax starb schon am 28. März 193.

4) Fragen wir endlich, wie sich die übrigen chronologischen Zeugnisse zu unserem zweiten Resultate verhalten, so stimmt dazu eine Inschrift aus der Nähe von Klagenfurt im südlichen Noricum (CIL III 4820; vgl. Index p. 1118), auf der am 23. Juni 238 nur ein einziger Kaiser (Aug. n.) erwähnt wird, womit nur Gordian gemeint sein kann. Da wir auf den Weg von Rom bis Klagenfurt mindestens fünf Tage rechnen müssen (vgl. Max. 25, 2), so ist hiernach Gordians Thronbesteigung spätestens am 19. Juni erfolgt. Zur Not lässt sich damit auch die freilich unzuverlässige Angabe vereinigen, dass Pupienus und Ba1binus [2623] in einer regelmässigen (nicht in einer ausserordentlichen) Senatssitzung auf den Thron berufen seien (Max.-Balb. 1, 2). Denn am 14. März fand in der späteren Kaiserzeit eine solche regelmässige Sitzung statt (CIL I p. 374. Mommsen St.-R. III 924, 3), und wenn wir von hier aus 99 Tage rechnen, so erhalten wir zwar nicht den 19., aber doch den 20. Juni. Passen würde auch die Sonnenfinsternis vom 2. April 238, auf die hingedeutet zu werden scheint (Gord. 23, 2); doch möchte ich darauf keinen Wert legen (vgl. dagegen Ranke Weltgesch. III 409, 1. Sadée a. a. O. 10). Zu verwerfen sind dagegen die beiden von Capitolin gegebenen Daten (Max. 16, 1; Max.-Balb. [2624] 1, 1), die nicht einmal mit einander übereinstimmen. Und in dem Fragment der Acta Arvalium (CIL VI 2113: VI idu...) muss anstatt des Juni ein späterer Monat ergänzt werden.

5) Wir haben also nach der doppelten Berechnung der Papyrusdaten auch ein doppeltes Resultat gefunden. Das eine (15.–18. August) passt besser zu den alexandrinischen Münzen; das andere (10.–19. Juni) passt allein zu den Gesetzesunterschriften. Da nun die Münzen dem letzteren nicht geradezu widersprechen, so müssen wir diesem den Vorzug geben. Zur besseren Übersicht stelle ich schliesslich die Resultate der neuesten chronologischen Untersuchungen mit meinem zusammen:

Sommer
5. 11.
Joh. Müller
11. 39.
von Rohden Sadée 9ff. Seeck
Rh. Mus. XLI 168
1. Erhebung der Gordiane . Anfang Febr. Mitte Febr. Februar Anfang März 16. März
2. Tod Ende Febr. Anfang März März 25. März 6. April
3. Erhebung des Pupienus und Balbinus . . . Anfang März 7. März März 1. April 16. April
4. Tod des Maximinus . . vor Mitte Mai Mai Ende April 17. Juni
5. Tod des Pupienus und Balbinus und Thronbesteigung Gordians III. . kurz vor dem
8. Juni
15.–20. Juni 10.–19. Juni 9. Juli 23. Juli

[2623] Im März 238 also war Gordianus zum Caesar erhoben worden, im Juni desselben Jahres wurde er nach der Ermordung der beiden Senatskaiser Maximus und Balbinus in Ermangelung eines geeigneteren Throncandidaten von den Praetorianern unter Zustimmung des Senates zum Augustus ausgerufen (Herod. VIII 8 = Max.-Balb. 14. Gord. 22, 5).

III. Regierungszeit.

238: p. m. trib. pot. (Juni–9. December 238). p. p. procos.

a) Name: Imp. Caes. M. Antonius Gordianus divi M. Antoni Gordiani nepos, divi Antoni Gordiani sororis filius Augustus (vgl. CIL VIII 848. 10079 u. s. w.) oder kürzer: Imp. Caes. M. Antonius Gordianus Aug. (Eckhel VII 309f. Cohen 187ff.). Nach den Münzen nimmt er im Laufe des J. 239 zuerst den Beinamen Pius (Eckhel VII 309f. Cohen 212f.), sodann den Beinamen Felix an (Eckhel VII 309f. Cohen 214ff.), während er auf den Inschriften von Anfang an pius felix genannt wird. Demnach lautet sein Name regelmässig auf Münzen und Inschriften: Imp. Caes. M. Antcnius Gordianus pius felix Aug. oder kürzer: Imp. Gordianus pius felix Aug. Auf Inschriften wird meist vor oder hinter pius felix noch invictus eingeschoben (z. B. CIL III 3331. 3520; Suppl. 6749. 8154. VI 1088. 1090. 1095f. VIII 4218. 5701. 10243. 10204. 10290. 10298. 10460; Suppl. 11325) oder vereinzelt auch magnus invictus (CIL VIII Suppl. 11169 = 907) oder invictissimus (CIL VIII 10079). Ausserdem wird zuweilen angehängt: fortissimus felicissimus (CIL VIII 848; Suppl. 11169 = 907), optimus fortissimusque princeps (CIL VI 1090), optimus maximusque princeps noster (CIL ll 4606), restitutor orbis (CIL VI 1092), σωτὴρ τῆς οἰκουμένης (Le Bas III 1372). Bemerkenswert ist noch, dass der Kaiser einmal nicht selbst Gordianus, sondern nur Gordiani nepos heisst (CIL III Suppl. 6749).

b) Titel: Gordians Titulatur lautet zunächst: [2624] pontifex maximus, tribunicia potestate, pater patriae, proconsul (CIL VIII 848. 10243). Proconsul fehlt regelmässig auf den Münzen. Im J. 239 kommt consul, im J. 241 consul II hinzu. Imperatorenacclamationen scheint Gordian nicht angenommen zu haben, da weder auf den Münzen noch in dem Diplom vom 7. Januar 243 (CIL III p. 894f.) solche hinzugefügt werden. Nur vereinzelt findet sich imp. (CIL II 3406) , imp. II im J. 240 (CIL VI 1091), imp. III im J. 240 (CIL VIII 4218), imp. VI im J. 242 (CIL VIII 5701). Einmal wird auch hinzugefügt frater Arvalis (zwischen 241 und 244, CIL VI 1093). Endlich heisst Gordian als erster Kaiser princeps iuventutis auf einer Münze (Eckhel VII 315f. VIII 379. Cohen 293).

c) Bald nach Gordians Thronbesteigung, wohl noch im J. 238, erhielt die legio III Augusta in Numidien, die unter Führung ihres Legaten Capellianus die beiden älteren Gordiane (s. d.) gestürzt hatte, für dieses Auftreten ihre Strafe: sie wurde cassiert, wie wir aus den Inschriften ersehen (vgl. hierüber Mommsen CIL VIII p. XXf. Cagnat L'armée romaine d’Afrique, Paris 1892. 170f.). An ihre Stelle trat nicht, wie Mommsen (a. a. O.) annahm, die ganze legio XXII Primigenia, da sich der Legat dieser Legion noch am 1. Juli 242 in Mainz befand (Rh. Jahrh. 1887. 88f.), sondern nur ein Detachement derselben (vgl. CIL VIII 9655. 9656. 9658. 9659), verstärkt durch eine Abteilung der legio I Minervia aus Germania inferior (CIL VIII 9654. 9662) nebst Hülfstruppen aus Germania superior (CIL VIII 9059. 9060) und inferior (CIL VIII 9798. Bull. de la société de géogr. d’Oran 1888, 300), vgl. Cagnat a. a. O. 272–277. Diese Truppen wurden aber nicht in Numidien, sondern in Mauretania Caesariensis stationiert und dem Statthalter Mauretaniens unterstellt. Als solcher trat aber schwerlich, wie Mommsen vermutete, ein legatus pr. pr. utriusque Mauretaniae ein, sondern es lassen sich auch in der Zeit zwischen 238 und 253 (in [2625] diesem Jahr wurde die legio III Augusta wiederhergestellt, vgl. CIL VIII 2482) Procuratoren von Mauretanien nachweisen (CIL VIII 8809. Eph. ep. V 1044. VII 674), vgl. Cagnat a. a. O. 282–288.

d) Unter den beiden Senatskaisern Maximus und Balbinus hatte der gewaltige Gotenkrieg mit der Zerstörung der Stadt Istros in Moesia inferior begonnen (Dexippus bei Max.-Balb. 16, 3). Gleichzeitig hatten die Carper einen Angriff auf Moesien gemacht (a. a. O.). Die Gotengefahr suchte man vorläufig durch Bewilligung von Jahrgeldern zu beseitigen (Petrus Patricius frg. 8, FHG IV 186f. Und um die Carper im Zaum zu halten, wurde der tüchtige Officier Tullius Menophilus, der sich bei der Verteidigung Aquileias gegen Maximinus ausgezeichnet hatte (Herod. 2, 6. Max. 21, 6. 22, 1; Max.-Balb. 12, 2), als Statthalter nach Moesia inferior geschickt. In der That gelang es diesem, die Feinde drei Jahre hindurch (238–241) von weiteren Einfällen abzuhalten (Petr. Patr. frg. 8, FHG IV 186f. Münzen von Marcianopolis, vgl. Borghesi II 227–332).

239: p. m. trib. pot. II (10. December 238–9. December 239). cos. p. p. procos.

In diesem Jahr bekleidete Gordian zum ersten Male das Consulat, und zwar als Ordinarius, zusammen mit M.’ Acilius Aviola (CIL VI 1159 b. XIV 461. III Suppl. 7633 = 827. III 1911. 4800. Eph. ep. V 840. Gord. 23, 1). Da er noch zu jung war, um selbst die Regierung zu führen, so rissen Eunuchen und Günstlinge seiner Mutter die Leitung der Geschäfte an sich, und es begann am Hofe ein verächtliches Treiben (Gord. 23, 7, vgl. 24–25). Ein gewisser Felicio wurde praefectus praetorio, ein Serapammon Legat der 4. Legion (Gord. 25, 2).

240: p. m. trib. pot. III (10. December 239–9. December 240). (imp. II und III?). cos. p. p. procos.

In diesem Jahr machte Sabinianus, der Statthalter von Africa, gegen Gordian einen Aufstand. Der Kaiser schickte den Statthalter Mauretaniens an der Spitze der römischen Heeresmacht (vgl. o. J. 238 c) gegen ihn und erzwang die Auslieferung des Empörers in Karthago (Gord. 23, 4. Zosim. I 17). Die Provinz Mauretanien scheint dafür besonderen kaiserlichen Dank erhalten zu haben; denn sie setzte in diesem Jahr dem Kaiser in Rom eine Inschrift (CIL VI 1090). Da die Stadt Viminacium in Moesia superior vom J. 240 ab eine neue Aera zählt (Eckhel II 9), so scheint sie in diesem Jahr zur Colonie erhoben und gegen feindliche Angriffe besonders geschützt worden zu sein.

241: p. m. trib. pot. IV (10. December 240–9. December 241). cos. II p. p. procos.

In diesein Jahr übernahm Gordian zum zweiten Male das Consulat als Ordinarius, zusammen mit (Claudius?) Pompeianus (Bull. com. XIV 1886, 140. XVI 1888, 141 u. s. w.). Sodann vermählte sich der 16jährige Kaiser mit Furia Sabinia Tranquillina, einer Tochter des ausgezeichneten ritterlichen Beamten C. Furius Sabinins Aquila Timesitheus (so lautet der Name in der Inschrift von Lyon Henzen 5530 = Wilmanns 1293 = Dessau 1330), den er gleichzeitig zum Praefectus praetorio erhob (Gord. 23, 6. Zosim. I 17. Zonar. [2626] XII 18. Eutrop. IX 2,2. Eckhel VII 319. Hirschfeld Verwaltungsgesch. I 236f. nr. 81). Die Zeit der Vermählung Gordians ergiebt sich aus den alexandrinischen Münzen, die zuerst im 4. Jahre Gordians (29. August 240–28. August 241) Tranquillina nennen (Mionnet VI 417 nr. 2979ff., vgl. v. Sallet Daten 59f.), und aus der Vita (Gord. 23, 6), die die Vermählung unter dem J. 241 berichtet, zur Zeit des Ausbruchs des Perserkrieges, priusquam ad bellum proficisceretur. Darnach hat die Vermählung in der ersten Hälfte des J. 241 stattgefunden, vielleicht schon vor dem 17. Mai (vgl. Acta Arv. a. 241 , CIL VI 2114). Als Gemahlin Gordians erscheint Furia Sabinia Tranquillina häufig auf Inschriften und Münzen (z. B. CIL VI 1095. 1096. IX 1458. X 209. 5965. XI 1178. Eckhel VII 318; von den Schriftstellern nennt sie nur Eutrop. IX 2 Tranquillina). Mit dieser Heirat änderte sich der Charakter der Regierung Gordians, da sein Schwiegervater Timesitheus nunmehr die Zügel mit fester Hand ergriff (Gord. 23, 7; vgl. 24–25. Zosim. I 17–18).

242: p. m. trib. pot. V (10. December 241–9. December 242) (imp. VI?). cos. II p. p. procos.

Etwa im Frühling 242 öffnete Gordian feierlich den Ianustempel und brach mit einem grossen Heere zum Kriege gegen die Perser auf (Gord. 26, 3. Zosim. I 18. Eutrop. IX 2 = Io. Antioch. FHG IV 597. Vict. Caes. 27, 7. Münze mit profectio Aug., Cohen 294; vgl. über Gordians Perserkrieg Mommsen R. G. V 421f.). Denn diese hatten schon unter der Regierung des Maximinus (235–238) Carrhae und Nisibis erobert (Syncell. p. 681. Zonar. XII 18. Gord. 26, 6. 27, 6) und bedrängten nun unter Führung ihres neuen kriegslustigen Königs Sapor (241–272) die Provinz Syrien, so dass selbst Antiochia in Gefahr geriet (Gord. 27, 5; es wurde aber noch nicht eingenommen, wie Gord. 26, 5–6 fälschlich angiebt, vgl. Mommsen R. G. V 421, 2). Der kaiserliche Heereszug ging durch Moesien und Thracien, wo feindliche Streifscharen besiegt und verjagt werden mussten (Gord. 26, 4). Wahrscheinlich waren es Goten und Carper (vgl. o. S. 2625, 6ff.), die nach der Abberufung des tüchtigen Tullius Menophilus in das römische Gebiet eingefallen waren. Doch wird auch von Alanen gesprochen, die dem Kaiser in campis Philippis (bei Philippi oder Philippopolis?) eine Niederlage beigebracht haben sollen (Gord. 34, 4). Deshalb sei auf seinem Grabmale unter anderem zu lesen gewesen: victori Gothorum, victori Sarmatarum, sed non victori Philipporum, was aber offenbar erfunden ist (Gord. 34, 3). Vielleicht aber hat der Kaiser nach diesen Kämpfen wieder wie im J. 240 nach der Niederwerfung der africanischen Empörung eine Imperatorenacclamation angenommen, da er im J. 240 vereinzelt imp. II und III, im J. 242 imp. VI genannt wird (vgl. o. J. 238 b). Von Thracien setzte man nach Asien über (Cohen 342–345. Eckhel VII 312: traiectus Aug.) und kam dann nach Syrien (Gord. 26, 5).

Die Perser wurden nun in zahlreichen Treffen nach Mesopotamien zurückgedrängt (Gord. 26, 5. Eutrop. IX 2 = Sex. Rufi brev. 22 = Io. Antioch. FHG IV 597), Carrhae wurde wiedergewonnen (Gord. 27, 6. 26, 6. Zonar. XII 18. Syncell. p. [2627] 683) und Abgar (XI. Phraates) als neuer König von Osroene eingesetzt (Eckhel III 516. Mionnet V 623ff.; Suppl. VIII 413f. v. Gutschmid Untersuchungen über die Gesch. d. Königreichs Osroene, Mém. de l’acad. de St. Pétersbourg XXXV 1, 1887, 44f.). Nach der siegreichen Schlacht bei Resaina zwischen Carrhae und Nisibis (Amm. Marc. XXIII 5, 17) wurde auch Nisibis zurückerobert (Gord. 27, 6. 26, 6. Zonar. XII 18. Syncell. p. 683); doch gehört das wohl schon zum Teil ins J. 243.

243: p. m. trib. pot. VI (10. December 242–9. December 243). cos. II. p. p. procos.

Nachdem ganz Mesopotamien wieder unterworfen war, beschloss man, von Nisibis südlich am Chaboras entlang nach Circesium und von da den Euphrat hinunter auf die persische Hauptstadt Ktesiphon los zu marschieren (vgl. Gord. 27, 6. Zonar. XII 18. Mommsen R. G. V 422). Da starb zum Unglück für Gordian sein Schwiegervater Timesitheus, dem die bisherigen Erfolge hauptsächlich zu verdanken waren (Gord. 27, 2. 7. Zos. I 18), entweder an einer Krankheit oder, wie man allgemein glaubte, durch die Treulosigkeit eines höheren Officiers, des M. Iulius Philippus, der an Stelle des Timesitheus nunmehr zum Praefectus praetorio erhoben wurde (Gord. 28, 1. 29, 1. Zosim. I 18. Zonar. XII 18).

244: p. m. trib. pot. VII (10. December 243–Februar/März 244). cos. II. p. p. procos.

Philippus wusste durch absichtlich herbeigeführten Mangel an Lebensmitteln die Unzufriedenheit der Soldaten gegen Gordian zu erregen und wurde ihm zunächst zum Collegen oder Vormund (Gord. 29, 6) beigegeben, brachte es dann aber auf dem weiteren Marsche von Circesium nach Ktesiphon dahin, dass Gordian, der vergeblich durch flehentliche Bitten seine Herrschaft oder wenigstens sein Leben zu erhalten suchte, in einem Soldatenaufstande getötet und er selbst zum Angustus ausgerufen wurde (Gord. 29–30. Zosim. I 18–19. Zonar. XII 18. Eutrop. IX 2. Vict. Caes. 27, 8; Epitome 27, 2). Dies geschah zwischen Zaitha und Dura am Euphrat, 4 Meilen von Circesium entfernt, wo noch später das Grabmal des jungen Kaisers gezeigt wurde (Amm. Marc. XXIII 5, 7: bei Zaitha; Zosim. III 14: bei Dura; Eutrop. IX 2 = Ruf. brev. 22: 4 Meilen von Circesium; Gord. 34, 2: bei Circesium; Porphyr. vita Plotini 3: περὶ τὴν Μεσοποταμίαν; Chronogr. vom J. 354: finibus Partiae; Epitome 27, 3: prope fines Romani Persicique imperii). Als Zeit des Todes Gordians III. hat Sadée a. a. O. 28f. etwa den 13. Februar 244 berechnet. Jedenfalls befand sich Philippus schon am 23. Juli 244 in Rom (CIL VI 793 = Dessau 505). Die letzten Gesetzesunterschriften Gordians datieren vom 6. Januar (Cod. Iust. IX 2, 7), 13. Januar (Cod. Iust. VI 10, 1) und 25. April 244 (Cod. Iust. VI 20, 6); doch ist die letzte wahrscheinlich unrichtig, da die ersten Gesetzesunterschriften des Philippus schon vom 14. März (Cod. Iust. III 42, 6) und 31. März 244 (Cod. Iust. II 4, 10) datieren. Als Regierungszeit Gordians geben die meisten Schriftsteller sechs Jahre an (Gord. 31, 1. Euseb. hist. eccl. VI 34. Vict. Caes. 27, 8; Epitome 27, 1. Zonar. XII 18. Io. Antioch. frg. 147, FHG IV 597), der Chronograph [2628] von 354 genauer: 5 Jahre, 5 Monate, 5 Tage; da diese Zahl sicher verdorben ist, so ist vielleicht bei den Monaten statt V zu schreiben VIII, wodurch wir als Todestag etwa den 24. Februar 244 (nach unserer Berechnung, vgl. o. II) erhielten.

Der neue Kaiser Philippus gab officiell die Erklärung, sein Vorgänger sei an einer Krankheit gestorben, liess ihn vom Senate consecrieren und brachte seine sterblichen Reste nach Rom (Gord. 31, 3. 7. 34, 3. Eutrop. IX 2; doch findet sich divus bei Gordian weder auf Münzen noch auf Inschriften). Über Gordians Bauten in und bei Rom vgl. Gord. 32. Über seinen Charakter Gord. 31, 4: Fuit iuvenis laetus, pulcher, amabilis, gratus omnibus, in vita iocundus, in litteris nobilis, prorsus ut nihil praeter aetatem deesset imperio. Litteratur s. o. I e.