Liederbuch des Gau 19 Rostock des Deutschen Radfahrer-Bundes

Textdaten
Autor:
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Liederbuch des Gau 19 Rostock des Deutschen Radfahrer-Bundes
Untertitel:
aus: Vorlage:none
Herausgeber: Gau 19 Rostock des Deutschen Radfahrer-Bunds
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: ca. 1900
Verlag: Adler's Erben
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Rostock
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: pdf bei Commons
Kurzbeschreibung: Liederbuch des Gau 19 Rostock des Deutschen Radfahrer-Bundes, 1900
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite
[1]
Liederbuch
des Gau 19 Rostock des Deutschen Radfahrer-Bundes.
______________________
Den Mitgliedern gewidmet.
[2]
Radfahrer-Lieder.




Nr. 1. Den lieben Damen.
Mel.: Mandolinenwalzer.

1. Schwinge dich auf, mein Jubelgesang, brause durch den Saal! – Töne die bunten Reihen entlang, grüß’ viel tausend Mal – Die Blonden, die Schwarzen, die Braunen im lichten Festesglanz! – Radlers Freud’ bleibt allzeit holder Frauen Kranz! – Der Sport – mein Hort! – :,: Mit meinem flinken Rade durchflieg’ ich Wald und Au’n, – Doch schöner ist’s, dem Liebchen in’s treue Aug’ zu schau’n. :,:

2. Fahr’ ich hinaus beim Morgenstrahl, lächelt goldig hell – Rosigen Licht’s die Sonne in’s Thal, rauscht im Hag der Quell, – Dann denk’ ich, die schönste Sonne, ein Frühlingsmorgenschein – Sollst allzeit, deutsche Maid, du dem Radler sein! – Der Sport – mein Hort! – Mit meinem flinken Rade etc.

3. Zeigt, ach, die sanfte Traute einmal mir ein trüb’ Gesicht, – Weiß ich Arznei von Eisen und Stahl, radlos bin ich nicht! –- Ich fahr’ wie der Wind in die Weite und treffe ich Abends ein: – Herzchen sei lieb, Schätzchen vergieb, will nie mehr böse sein! – Der Sport – mein Hort! – Mit meinem flinken Rade etc.

4. Brüder, wohlan, mit kräftigem Sang stimmt begeistert ein: – Deutsche Maid soll lebenslang Radlers Schutzgeist sein! – Sie blüh’ wie die Blume, so lieblich allwege und allweil. – Lied im Chor steig’ empor. All Heil! All Heil! All Heil! – Der Sport – mein Hort! – Mit meinem flinken Rade etc.

Martin Windbichler, Berlin.     
Nr. 2. Fahrer-Lied.
Mel.: Wohlauf, die Luft geht frisch und rein.

1. Die Nacht ist aus, der Morgen tagt, die Nebel sind zerronnen, – Wohlauf, ihr Fahrer, frisch gewagt, die Flugfahrt hat begonnen. – Giebt’s doch nichts Schön’res auf der Welt, als auf des Flugrads Schwingen – Land auf, Land ab, wie’s uns gefällt, die Weite zu durchdringen. – :,: Valleri, Vallera, :,: die Weite zu durchdringen.

2. In stiller Zelle einsam sitzt blaßwangig der Philister,– Nachforschend grübelt er und schwitzt bei seiner Lampe düster. [3] – Laßt ihn in Nacht und Moder nur nach eiteln Schatten jagen, – Wo junges Blut zum Herzen strömt, soll Kraft und Wahrheit tagen – :,: Valleri, Vallera, :,: soll Kraft und Wahrheit tagen.

3. Des Lebens allerhöchstes Gut, kein Buch kann es dir weisen, – Gesundheit, Kraft und frohen Muth, die will ich stets nur preisen. – Gesunder Leib, gesunder Geist, es sagten’s schon die Alten. – Wohlan, in uns’rem Bunde soll Hellenengeist nur walten! – :,: Vallerie, Vallera, :,: Hellenengeist nur walten.

4. Drum laßt der Jugend Eisen nicht in träger Ruhe rosten, – Laßt uns in frischgewagtem Ritt des Lebens Wonne kosten! – Giebt’s doch nichts Schön’res auf der Welt, als auf des Flugrads Schwingen – Land auf, Land ab, wie’s uns gefällt, die Weite zu durchdringen. – :,: Valleri, Vallera, :,: die Weite zu durchdringen.

Bicycle-Klub München.     
Graf Bülow v. Dennewitz.     
Nr. 3.
Mel.: Santa Luccia.

1. Hin zum Gestade auf flüchtigem Rade, – Durch Flur und Felder, auch Busch und Wälder; – :,: Schnell aus dem Städtchen trägt uns das Rädchen, – Wonnig zu schauen grünende Auen. :,:

2. Leicht von Geblüte, froh im Gemüthe, – Frißt Kilometer so’n Schwerenöther. – :,: Wagen nebst Pferden gesehen werden, – Lokomotiven aus Perspektiven. :,:

3. Blinkender Nickel ziert sein Vehikel, – Oel seine Flasche, Geld seine Tasche. – :,: Schlägt Purzelbäume durch hohle Räume. – Grüßet in Eil’: Gut Schlauch und All Heil. :,:

Klabaster Masticco.     
Nr. 4. Radler-Schneid.
Mel.: Ich bin der lust’ge Kupferschmied.
Nach dem Refrain La-la-la etc. ist die Refrain-Melodie noch zwei Mal zu spielen. Das 1. Mal wird dieselbe durch Schlagen mit Messern etc. an Gläser, Teller etc. taktmäßig begleitet. Das 2. Mal wird dazu gepfiffen. Beide Male nicht singen.

1. Ein jeder Mensch hat auf der Welt an einem Ding sein’ Freud’, – Der rudert und ein andrer turnt, der dritte wieder reit’t. – Lawn Tennis, Fechten ist beliebt, die Alten dreschen Scat, – Doch wer zwei stramme Beine hat, der fährt am liebsten Rad. – :,: La-la-la-la-la-la-la-la-la-la-la. :,:

2. Gar mancher sitzt auf seinem Gaul g’rad wie ein Hafersack, – Lackirte Stulpen hat er an und seinen Chapeau Claque. – Da plötzlich kriegt vor einem Spatz die Rosinant’ ’nen Schreck, – Macht übern Graben einen Satz, der Reiter fliegt in’n Dreck. [4] 3. Das Wasser hat, wie allbekannt, nicht Balken, das ist wahr, – Was nützt’s beim Turnen, dreht man sich am Reck auch tausendmal, – Beim Lawn Tennis, da fliegt sehr oft der Ball dir uf de Nos’, – Beim Fechten einmal falsch parirt, so wirft dich um der Stoß.

4. Beim Scat, da ist die faul’ Geschicht’, daß man kann viel verlier’n – Denn nicht bei jedem Geben hat man einen Grand mit vier’n, – Und liegt der Wenzel erst im Scat, dann ist’s der wahre Graus, – Du kommst trotz deinem Aß und Zehn nicht aus dem Schneider ’raus.

5. Da sind wir Radler anders dran, es ist doch sonnenklar, – Wir eilen froh durch alle Welt hindurch das ganze Jahr, – Will einer hindern uns im Weg, und stellt sich in die Mitt’, – Der kriegt eins mit der Peitsche drauf und obendrein ’nen Tritt!

6. Mit Wind und Schwalben um die Wett’, selbst mit der Eisenbahn – Fahr’n wir, und bald geht’s wohl ganz nett noch durch den Ocean. – Ein Bicyclist ist kombinirt aus Kraft, dann Durst und Witz, – Sein Wahlspruch ist: „nur stets voran” und hurtig wie der Blitz!

7. Steht wo ’ne Kneipe grad’ am Weg, im Sturmschritt geht’s hinein, – Mit heißa – hußa – Sang und Klang, als wär’s der Rodenstein, – Was Küch’ und Keller bergen kann, das muß herbei fürbaß, – Wir trinken jeden Keller aus, bis auf das letzte Faß!

8. Kreuzt mal ein Mägdlein unsern Pfad, dem Radler wird’s nicht bang, – Ein Kuß schnell auf den rothen Mund, den Arm die Hüft entlang. – Es ist nicht klar, wie Potiphar den Joseph schrecken konnt’, – Uns jagt’ ne Maid kein’n Schrecken ein, ob schwarz sie oder blond.

9. Und ruft einmal das Vaterland: „ihr Schaaren eilt herbei, – Es gilt zu kämpfen um den Rhein“, wir Radler sind dabei, – Der sehn’ge Arm, ob Rad, ob Schwert, er beide lenken kann, – Auf Rennbahn, wie im Schlachtgewühl, sind immer wir voran!

10. Drum ruft All Heil der Radlerei, es bleibt der schönste Sport, – Ein Bein von Stahl, ’ne sich’re Hand, ein echtes deutsches Wort! – Ein Mägdlein und ein schnelles Rad und einen g’sunden Durst, – Was and’res in der Welt passirt, das bleibt uns Fahrern Wurst!

Fritz W. Tersch, Frankfurt a. M.     
[5]
Nr. 5. Der erste Ausflug.
Mel.: Studio auf einer Reis'.

1. Hat der Winter ausregirt, juchheidi, juchheida, – Frühlingslust das Scepter führt, juchheidi, heida. – Wird in schöner Morgenpracht eine Dauerfahrt gemacht. – :,: Juchheidi, heidi, heida, juchheidi, juchheida. :,:

2. Dreirad, Tandem, Safety, juchheidi etc. – Wie das Wetter laufen sie; juchheidi etc. – Doch dem Mädchen thut vor allen nur das blanke Rad gefallen. – :,: Juchheidi etc. :,:

3. Vorne fährt der Kommandeur, juchheidi etc. – Ach sein Amt ist oft recht schwer, juchheidi etc. – Denn Kommando und Statut hemmet sehr den frischen Muth. – :,: Juchheidi etc. :,:

4. Fehlt einmal das Gleichgewicht, juchheidi etc. – Radler purzelt, schad’ ihm nicht – juchheidi etc. – Ist das Rad nur heil geblieben, frisch wird wieder aufgestiegen. – :,: Juchheidi etc. :,:

5. Doch Jupiter-Pluvius, juchheidi etc. – Machet manchem[WS 1] viel Verdruß, juchheidi etc. – Denn ’ne Fahrt durch Dreck und Lehm, ist fürwahr nicht sehr bequem. – :,: Juchheidi etc. :,:

6. Wird zu Wasser das Plaisir, juchheidi etc. – In die Kneipe ziehen wir: juchheidi etc. – „Wirthin gieb uns Wein zum Trank, denn das Wasser macht uns krank.” – :,: Juchheidi etc. :,:

7. Und bis zuletzt sind wir fidel, juchheidi etc. – Das stärkt das Herz und freut die Seel’: juchheidi etc. – Bei gutem Wein und frisch’ Gesicht, das paßt fürwahr kei’m Teufel nicht. – :,: Juchheidi etc. :,:

Dichter unbekannt.     
Nr. 6. Radler heraus!
Mel.: Burschen heraus.

1. Radler heraus! Lasset es schallen von Haus zu Haus! – Wenn der Lerche Silberschlag grüßt des Maien ersten Tag, – Dann heraus, nicht lang’ gezagt, frisch auf’s schnelle Rad gewagt! Radler heraus!

2. Radler heraus! Lasset es schallen von Haus zu Haus! – Frisch geschmückt sind Wald und Feld, froh durcheilen wir die Welt – Manches schöne Augenpaar folgt der muntern Radlerschaar! Radler heraus!

3. Radler heraus! Lasset es schallen von Haus zu Haus! – Ob es gilt, bei Festesschein sich dem schönen Sport zu weih’n, – Oder auf der Rennbahn heiß, ringen um des Kampfes Preis! Radler heraus!

Dichter unbekannt.     
[6]
Nr. 7. Ach, was sind doch das für Zeiten.
Mel.: Als die Römer frech geworden etc.

1. Ach, was sind das doch für Zeiten, sim serim sim sim sim sim, – Daß viel Menschen fröhlich reiten, sim serim sim sim sim sim, – Auf dem Tretrad durch die Welt terätä tätäterä – Wie es ihnen wohlgefällt wau wau wau wau wau – Ohne Peitsch und Sporen. Schnäderengtäng, schnäderengtäng, schnäderengtäng, derengtängtäng.

2. An den Dampfschiffslandebrücken – Brauchen sie sich nicht zu drücken, – Und auf keiner Eisenbahn – Geht Sie das Gedrängel an, – Brauchen kein Billetchen.

3. Und nun, hast du nicht gesehen, – Kind und Kegel bleiben stehen, – Wenn das Rad vorüber saust, – Bauer starrt es an und graust; – Gott, wend’ ab den Teufel.

4. Doch auch manchmal ist’s nicht heiter – Dem Velocipedenreiter. – Durch ein Hinderniß, o Schreck, – Fliegt er manchmal in den Dreck, – Mit zerrißner Hose.

5. Manchem ist’s schon so ergangen, – Blieb er irgend wo mal hangen, – Oder rennt mit Schuh und Strumpf – Jählings gar in einen Sumpf, – Gnade dann dem Reiter.

6. Doch das soll uns nicht entwöhnen, – Unserm schönen Sport zu fröhnen. – Wir durchqueren froh die Welt – Wann und wie es uns gefällt, – Hoch das „Tretrad“ lebe. –

Velociped-Club Bochum.     
Nr. 8. Willkommen, werthe Gäste!
Mel.: Deutschland, Deutschland über Alles.

1. Seid willkommen werthe Gäste, seid gegrüßt mit Herz und Hand! – Gott zum Gruß, Ihr Radler alle, die umschlingt ein Freundschaftsband. – Laßt des heut’gen Tages Stunden uns allein der Freude weih’n – :,: Laßt in Eintracht und in Liebe uns zum Feste fröhlich sein. :,:

2. Bei der Lieder frohem Schalle hebet sich so leicht die Brust, – Und im trauten Freundeskreise schwillt das Herz in froher Lust; – Darum lasset uns genießen würdig jeden Augenblick, – :,: Auf, Ihr Radler! Jede Stunde förd’re wahrer Freundschaft Glück. :,:

3. Hier, wo klingen deutsche Weisen, Freud’ und Lust aus Augen schau’n, – Wo nur Freundschaft, deutsche Treue, da kann froh man Hütten bau’n. – Hier in trauter Freunde Runde, wo der Gerstensaft uns winkt. – :,: Wollen scherzen wir und lachen bis die Morgensonne blinkt. :,: [7] 4. Doch auch hier, nach deutscher Sitte, wie es schon der Väter Brauch, – Soll es hell in Jubeltönen rings begeistern, schallen auch, – Einigkeit und Recht und Wahrheit bleibe uns’res Sportes Hort – :,: Treu dem theuern Vaterlande, das sei unser Losungswort! :,:

5. Und schlägt heut die Trennungsstunde, die uns lockt in's Heim, so traut, – So bewahren wir im Herzen, was der Freund dem Freund vertraut, – Ja, die froh verlebten Stunden bleiben im Gedächtniß stehn, – :,: Und beim Scheiden rufen herzlich, fröhlich wir: „Auf Wiederseh’n!” :,:

M. Windbichler, Berlin.     
Nr. 9. Der schmucke Stahlrossreiter.
Mel.: Fischerin, du kleine.

1. War einst ein schmucker Stahlroßreiter, so flott und elegant, – Gar kräftig und gewandt, :,: – Der war stets frohen Muth's und heiter, – Es hielt ihn nichts zu Haus. – :,: Mußt in die Welt hinaus. :,: – Da nahte sich der Basen Schaar und warnt’ den Jüngling vor Gefahr. – Der Basen Sang, der Basen Sang erklang – :,: Bleibe doch vom Rade, denn es wär doch schade, wenn du einst o Schreck und Graus! Ganz verschunden kämst nach Haus! :,:

2. Er lachte aus die alten Mädchen, schwang sich auf's blanke Rad – :,: Und fuhr schnell in die Stadt. :,: – Bald kam er in ein schönes Städtchen, – Da schaut aus einem Haus, – :,: Ein holdes Kind heraus, :,: – Als er die schöne Maid geseh'n, da war’s im Nu um ihn gescheh’n, – Des Dirnleins Sang, des Dirnleins Sang erklang: – :,: Schmucker Stahlroßreiter, fahre nicht mehr weiter, laß dein Fahrzeug nun zu Haus’, wein’ mir sonst die Augen aus.

3. Der Jüngling ließ das Rad zu Hause und klopft als Freiersmann – :,: Bei Mägdleins Vater an. :,: Bald saßen sie beim Hochzeitsschmause, dann ward sein holdes Weib – :,: Sein einz'ger Zeitvertreib. – :,: Und als ein kurzes Jahr vorbei, da gab's im Hause viel Geschrei. – :,: Des Weibchens Sang, des Weibchens Sang erklang: – :,: Liebes gutes Männchen nimm das kleine Aennchen, fahr’ im Vierrad es hinaus, mit dem Zweirad ist es aus. :,:

Verfasser unbekannt.     
Nr. 10. Die Radler vom Rheine.
Mel.: Was glänzt dort vom Walde.

1. Was blitzt dort am Walde im Sonnenschein? Seh’ näher und näher es sausen. – Es zieht sich herunter in glänzenden Reih’n, und Schellen und Hörner erschallen drein, [8] und erfüllen die Seele mit Grausen. – Und fragt ihr, wer mögen die Leute sein: – :,: Wir sind, wir sind Radler, flink und behende vom Rhein. :,:

2. Wer kehrt dort so fröhlich in’s Städtchen ein? Und blickt nach den Mädchen und Frauen? – Wer fällt da direct in das Wirthshaus hinein, will singen und trinken den funkelnden Wein? – Ei, da könnt ihr wieder sie schauen. – :,: Das sind, das sind Radler etc. :,:

3. Wer schwingt dort die Beine voll Tanzeslust im hell erleuchteten Saale? – Wer preßt sein Liebchen so fest an die Brust, und küsset und koset so siegesbewußt trotz allem Neid und Kabale. – Fragt ihr die schneidigen Burschen wohl fein: – :,: Wir sind, wir sind Radler etc. :,:

4. Wer saust noch so späte durch Nacht und Wind, und trotzet so keck den Gefahren? – Ach Gott, es geht nicht mehr pfeilgeschwind, sie humpeln und pumpeln als während sie blind, sie thaten am Wein gar nicht sparen. – Doch fragt ihr die müden Gesellen fein; – :,: Wir sind, wir sind Radler etc. :,:

Verfasser unbekannt.     
Nr. 11. Hurrah! Du blankes Rad von Stahl.
Mel.: Wohlauf, Kameraden, auf’s Pferd.

1. Wir sausen dahin wie die wilde Jagd, vom Sturmwind von dannen getragen. – Ob sonniger Morgen, ob stürmische Nacht, nichts hindert uns weiter zu jagen. – :;: Und wird uns vom Liebchen ein Gruß zu Theil, dann rufen wir fröhlich: All Heil, All Heil! :;:

2. Wie lächelt die Welt doch so freundlich uns an, wenn wir sie am Morgen durchjagen. – Es schmückt sich der Himmel mit Purpur dann, als wollte „Grüß Gott” er uns sagen. – :,: Die Vöglein selbst freuen sich ob unser Eil’ und jubeln und singen: All Heil, All Heil! :,:

3. Und vorwärts geht es mit frohem Muth, als wollten das Glück wir erringen. – Es pocht in den Adern so feurig das Blut und treibt uns zum Scherzen und Singen, – :,: Doch zwinget der Durst zu kurzem Verweil, dann bringen wir Bacchus ein donnernd All Heil! :,:

Dichter unbekannt.     
Nr. 12. All Heil!
Mel.: Strömt herbei, ihr Völkerschaaren.

1. Rastlos rollt das Rad der Zeiten; wer zu Fuß geht, bleibt zurück. – Ob auch schnell die Schatten reiten, schneller reitet noch das Glück; – Ueber Feld und Thal und Gipfel flieht es wie der flücht’ge Wind – :,: Siehst du seines Mantels Zipfel, schwing dich auf das Rad geschwind! :,: [9] 2. Hoch zu Rad wirst du’s erjagen, hoch zu Rad hast du Gewalt, – Denn das Flugrad muß dich tragen bis du selbst gebietest Halt. – Wenn dem Reiter seines Rosses Kraft und Wille längst versagt, – :;: Saust des kecken Fahrertrosses Zug noch fort in wilder Jagd. :,:

3. Mit des Stromes Lauf zu wetten, ist des Fahrers stolze Art: – Morgens von der Berge Ketten hebt er an die Wanderschaft; – Abends schon auf eb’ner Haide steigt die Lerche vor ihm auf, – :,: Wo die Erle mit der Weide säumt Bettes sand'gen Lauf. :,:

4. Und im Sturm weiß er zu haschen, was der Zaud’rer nie erjagt, – Mag von rothen Lippen naschen Küsse, wo’s kein and’rer wagt. – Eh’ die Mutter sonder Gnade kneifend ihm die Freude wehrt, – Sitzt er wieder auf dem Rade, das im Sturm von dannen fährt. :,:

5. Wenn er heut bei alten Weinen stramm gezecht als deutscher Mann, – Und auf seinen eig’nen Beinen kein Kumpan mehr stehen kann, – Sitzt er auf – der böse Kater, ist ein kurzgebeintes Thier: – :,: Tritt um Tritt! den Vorsprung hat er, und gerettet steht er hier. :,:

6. Der Elektrotechnik Kräfte dreh’n das Zeitrad pfeilgeschwind, – Und Genüsse wie Geschäfte leih’n die Flügel sich vom Wind. – Wer zu Fuß geht, wird verwundert angestaunt wie überlebt, – :,: Denn es fordert das Jahrhundert, daß man schneller vorwärts strebt. :,:

7. Darum laßt euch freudig grüßen, die den Zeitgeist ihr versteht; – Eh’mals war man auf den Füßen, wir sind auf das Rad erhöht. – Und wenn einst, uns zu zerfledern, auf uns pürscht Freund Klapperbein, – :,: Fahren wir auf unsern Rädern sausend in den Himmel ein. :,:

J. Fischer-Gesellhofen.     
Nr. 13. Radler-Lied.
Mel.: Rattenfänger.

1. Radeln, ach radeln all überall, radeln ach radeln, das ist mein Fall. – Das Liebchen zur Seite, dem Kummer so fern, hinaus in die Weite radl’ ich so gern. – Und platzt mal der Reifen, die Gabel zerbricht, Malheure sich häufen, verzage ich nicht. – Ich trage mein Rädchen dann kühn unterm Arm, im andern mein Mädchen ohn’ Leid, ohne Harm. – :,: Bin froh stets und heiter und allen bekannt; ein Stahlroßreiter, das ist mein Stand. :,:

Richard Koppin.     
[10]
Nr. 14. Deutschen Fahrers Weihelied.
Mel.: Ich bin ein Preuße.

1. Ich flieg’ auf meinem stahlgefügten Rade so leicht, so frei die deutschen Lande hin, – Aufjauchzen muß ich laut auf meinem Pfade: Wohl mir, daß ich ein deutscher Fahrer bin! – Will mich der Heimath freuen, doch sollt Gefahr ihr dräuen, – :,: Schnell wandle, Stahl zu Stahl, zu Schwertern dich allein, sollst mir, mein Land, im Tod gegrüßet sein! :,:

2. Wir alle fühlen, daß im Weltgetriebe die Heimath unser köstlichster Gewinn, – Ich kenn’ mein Land und fragt ihr, ob ich’s liebe, so wißt, daß ich ein deutscher Fahrer bin! – So oft ich deine Gaue in froher Radfahrt schaue, – :,: Prägt, Heimath, tiefer sich dein Bild mir ein, wird neue Kraft mir, deiner werth zu sein! :,:

3. O deutsche Heimath, laß auch heut’ dich preisen, da wieder uns das Rad zusammen trug, – Die neue Liebe kündet alte Weisen, wo seine Furchen zieht ein deutscher Pflug! – Wo deutsche Eichen rauschen, da will ich rastend lauschen, – :,: Ein Dankgebet soll himmelan es zieh’n: Wohl mir, daß ich ein deutscher Fahrer bin! :,:

Adolf W. K. Hochenegg.     
Nr. 15. Fahrendes.
Mel.: Wohlauf, die Luft.

1. Schon sind wir weit durchs Land getrabt, durch Feld und Wald gefahren; – Und haben oftmals uns gelabt, denn durstig stets wir waren. – Viel Schenken zogen weinwärts uns, das Schild thät zu uns blinken: – Denn flotter Radler Stoßgebet heißt: „Herr, gieb uns zu trinken!“

2. Laßt schallen nun die Kehlen all’, jungfrohe durst’ge Brüder! – Laßt hell erklingen durch das Thal die lebenslust’gen Lieder. – Den Endreim hallt der Fels zurück, zur Rechten wie zur Linken, – Denn flotter Radler Stoßgebet heißt: „Herr, gieb uns zu trinken!“

3. O Sonnenschein, o Höhenluft! In dir woll’n wir gesunden. – Fahr’ wohl du ekler Stubenduft, du dumpfe Stadtluft unten. – Im Aetherblau singt eine Lerch’, es zwitschern alle Finken! – Doch flotter Radler Stoßgebet heißt: Herr, gieb uns zu trinken!“

4. Ich seh’ ein rebumranktes Dach, es blitzen dran drei Sterne! – Vergeßt des Fahrens Ungemach, es lacht ja die Taberne! – Hallo, nun eilet rasch voran, die Wirthin seh’ ich winken. – Denn flotter Radler Stoßgebet heißt: „Herr, gieb uns zu trinken!“

Oskar Kilian.     
[11]
Nr. 16. Lob der Pneumatik.
Mel.: Wie süß ist doch die Liebe.

1. Ach, wie lebt es sich so gut auf dieser schönen Welt, – Wenn man hat das nöthige klein Geld, klein Geld, klein Geld! – Um sich anzuschaffen so ein Zweirad leicht und fein, – Doch Pneumatik! Ja Pneumatik! Nur Pneumatik darf es sein! – :;: Wie sanft fft, fft! Wie sanft fft fft! – Wie sanft fährt sich Pneumatik. – Ein Schunkeln und ein Wiegen, – Ein wahrer Wonne-Traum. :,:

2. Mit dem Vollreif war das ein Gestucker ach so schwer, – Man fuhr 20 Kilometer und dann ging's nicht mehr. – Auch der Cushion war noch lange nicht das Ideal, – Doch Pneumatik, ja Pneumatik, ach Pneumatik ist mein Fall. :,: – Wie sanft etc. :,:

3. Alle lieben, hübschen, jungen Mädchen groß und klein – Sollten dies bedenken und Radfahrerinnen sein, – Wenn sie erst einmal gekostet diese holde Lust, – Riefen alle gern und freudig und gar laut aus voller Brust: :,: Wie sanft etc. :,:

4. Drum ihr lieben Sport-Collegen, alle dick und dünn, – Schont mir die Pneumatik, ach sonst ist sie doch bald hin, Und dann giebt's ein Jammern und ein Klagen und Gestöhn, – Ach wie fuhr es auf Pneumatik sich so leicht, so flink, so schön. – :,: Wie sanft etc. :,:

Wiesb. Radf.-Verein.     
Kurt Kraatz.     
Nr. 17. Ein echter Sportsmann.
Mel.: Ich knüpfte manche zarte Bande. (Bettelstudent.)

1. Ich habe jeden Sport getrieben, ich focht' mit Säbel und Floret, – Ich war berühmt im Kegelschieben, kann Tennis, Schach, Billard, Croquet. – Ich ritt spazieren hoch zu Pferde, ich fuhr sogar mit Vieren schon, – Ich fuhr per Dampfschiff um die Erde, ich stieg empor im Luftballon, – Ich habe jeden Berg bestiegen, und war im Eislauf äußerst flink, – Es konnte keiner mich besiegen an Grazie auf dem Scating-Rink. – :,: Ich fuhr mit jeglichem Vehikel umher auf diesem Erdenkreis, und dennoch ist mir mein Bicycle das liebste Fuhrwerk, das ich weiß. :,:

2. Ich war ein Liebling aller Damen, beim Walzer, Polka und Mazur, – Im Boxen hatt ich einen Namen, und zeigt im Ringen viel Bravour; – Als Turner sucht ich meines Gleichen am Reck und Barren und Trapez, – Kein Läufer konnte mich erreichen im Klettern, Springen siegt' ich stets. – Ich fuhr mit Raceboot, Gig und Segel und schwamm mit Boyton um die Wett', – Gewann Regatten in der Regel und war trainirt wie ein Skelett, – Ich fuhr mit jeglichem Vehikel etc. :,: [12] 3. Als Nimrod zog ich durch die Wälder auf Hühner, Hasen, Raubzeug, Reh, – Ich ritt in Fuchsjagd über Felder und schoß die Gemsen über'm Schnee; – Ich war berühmt im Taubenschießen und traf mit der Pistol ein Aß, – Als Fischer hab' ich mich erwiesen, Oft wurd' ich bis zum Halse naß, – Dressirte Pferde oder Hunde, Ich spielte Skat, Tarok und Whist, – Wie ich spielt keiner in der Stunde Piano, Wagner oder Liszt. – :,: Doch ob's lackirt ist oder Nickel, ob Hillmann- oder Rudge-Patent, der schönste Sport ist das Bicycle, All Heil für jeden, der ihn kennt! :,:

Bicycle-Klub München.     
Baron Fr. v. Ostini.     
Nr. 18. Erinnerungen eines alten Radlers.
Mel.: O alte Burschenherrlichkeit.

1. O alte Radlerherrlichkeit wohin bist du entschwunden? – Wie wird das alte Herz mir weit, gedenk ich jener Stunden, – Mit Wehmuth schau mein Rad ich an; längst frißt daran des Rostes Zahn. – O könnt' ich wieder reiten mein Stahlroß in die Weiten!

2. Im schmucken Kleid, auf blankem Roß, frei aller Müh'n und Sorgen, – So stob einst unser Radlertroß in's Grüne früh am Morgen. – Und gab's wo einen guten Wein, so stellten wir die Rößlein ein. – Denn auch ein Stahlroßreiter zieht manchmal ungern weiter.

3. Dies alles kommt mir in den Sinn, seh' ich die wackern Jungen, Die manchen köstlichen Gewinn im Wettstreit sich errungen. – Die auf so mancher Dauerfahrt bewährt die kräft'ge deutsche Art, – Die auf des Stahlrads Schwingen so Raum als Zeit bezwingen.

4. Wie bald kommt, ach! des Alters Last auf unsre Schultern nieder, – Der müde Korpus sucht nach Rast, es werden steif die Glieder. – Und möcht man einmal Sportsmann sein, legt's Zipperlein sein Veto ein – Und sagt: „Hätt'st sollen fahren in deinen jungen Jahren!

5. Drum Jugend, scheu' die Stubenhaft und sei dem Sport ergeben, – Denn volle frische Juqendkraft giebt's einmal nur im Leben. – Und wenn das Treten nicht mehr geht, dann kommt die Reue viel zu spät: – Drum übe dich bei Zeiten im flotten Stahlroßreiten.

Radf.,-Verein Kaiserslautern.     
L. Gelbert.     
19. Bicycle-Lied.
Mel.: Studio auf einer Reis'.

1. Reisen will jetzt jedes Kind, juchheidi, juchheida, – Schnell soll's gehen wie der Wind, juchheidi, heida. – Drum verehrtes Publikum kauf dir ein Bicyculum. – Juchheidi, juchheida, juchheidi-heidalala, juchheidi, juchheida, juchheidiheida. [13] 2. Schnell ist es ja hergericht't, vieler Müh bedarf es nicht, – Eh' man sich's noch recht gedacht, ist's in Ordnung schon gebracht.

3. Zieht die Kopfschraub sachte an, daß der Rück nicht wackeln kann, – Oelt den Schlitten tüchtig ein, daß die Feder gleite fein.

4. Jetzt den Sattel aufgeschnallt, gebt ihm auch den rechten Halt, – Bringt ihn nur recht vorne an, weil man dann leicht treten kann.

5. Die Pedale recht geschmiert, auch das Hinterrad probirt, – Ob es fünf Minuten läuft, und auch nirgends wieder streift.

6. Ziehet auch die Conus an, damit ja nichts schlappen kann, – Steckt den Schraubenschlüssel ein, und die Schmierbüchs obendrein!

7. Schraubet auch die Glocke an, daß sie auch nicht brechen kann. – Und selbst dann noch feste hält, wenn man vorne überfällt!

8. Zu der Reise in der Nacht, die Laterne angebracht, – Säubert auch den Docht recht gut, auf daß er nicht riechen thut!

9. Hirschtalg auch vergesset nicht, oder wenn's daran gebricht, – Steckt euch etwas Goldcreme ein, das soll auch famose sein!

10. Habt ihr alles dies vollbracht, dann ihr Wagen gute Nacht, – Denn selbst mit dem Dreigespann, fahr'n wir um die Wette dann!

11. Lustig über Stock und Stein geht es in die Welt hinein, – Manchem zwar passiert oft viel, doch am Schluß kommt er an's Ziel.

12. So gellt’s auch mit diesem Sang, enden soll's mit gutem Klang. – Rufet dreimal laut und hell: Dreimal hoch das Bicycel!

Bicycle-Klub Frankfurt a. M.     
H. Collin.     
Nr. 20. Bicyclist’s Touren-Lied.
Mel.: Wohlauf, Kameraden, auf's Pferd, auf's Pferd.

1. Wacht auf! Ihr Freunde, der Tag bricht an, macht euch fertig zum fröhlichen Streite, – Wir wollen uns tummeln auf freier Bahn, hinaus aus der Stadt, in die Weite! – :,: In den Sattel hinein und vorwärts in Eil', gut weg, gut Fahrt, Kameraden, All Heil! :,:

2. Die Sonne glänzet am Himmelszelt, es strahlet so goldig der Morgen, – Wie bist du so herrlich, du weite Welt, drum hinaus, laßt fahren die Sorgen! – :,: Fest spannt sich die Muskel, hoch schwillt die Brust, o du freie, göttliche Wanderlust! [14] 3. Und pfeilschnell brauset der glänzende Troß vorüber an Weilern und Tristen. – Wie hurtig bist du, mein stattliches Roß, gleich dem stolzen Aar in den Lüften, – :,: Und rascher kreist in den Adern das Blut, es stählt sich der Körper, es wächst der Muth. :,:

4. Lebt wohl, ihr Mägdlein! das ihr's nur wißt, ich glaub' nicht an eure Treue; – Das Weib ist falsch und voll Trug und List, ihr liebt nur den Wechsel, das Neue. :,: – Ich hab' auf ein anderes Liebchen gebaut, das stählerne Roß, das ist meine Braut. :,:

5. Was rümpft ihr die Nase mit grämlichem Sinn, ihr schneckenhaften Philister! – Laßt uns des Weg's ohn' Murren zieh'n und faltet die Stirn nicht so düster! – :,: Laßt jeden doch treiben, was ihm gefällt, es hat für uns alle ja Raum die Welt! :,:

6. Und sind wir am Ziele, vereint dann beim Mahl, und strecken behaglich die Glieder, – Da tönet das Lied, es schäumt der Pokal, wie erheben sich Herz und Gemüther! :,: Drum blüh' und gedeihe fort und fort, du schöner, du edler Bicycle-Sport! :,:

Franz Lippe, Görlitz.     
Nr. 21. Radlerlust.
Mel.: Es giebt kein schön'res Leben.

1. Welch' ein herrlich Leben, froh dahin zu schweben so mit frischer freier Lebenslust, – Wie des Sturmes Welle, mit gehör'ger Schnelle, das erweitert die beengte Brust. – So am frühen Morgen, ledig aller Sorgen, zu durcheilen manche grüne Flur; – :,: Wie schmeckt dann das Trinken, wenn die Becher winken, so nach dem Genusse der Natur. :,:

2. Nach einem tücht'gen Schwitzen läßt sich's sitzen und die Mahlzeit schmeckt uns ganz famos. – Ist die Zeit verstrichen und der Durst gewichen, geht's von neuem wieder kräftig los. – Welch ein Götterleben, sich emporzuheben so auf's Eisenroß mit frohem Schwung; – :,: Ist man drauf gesessen, geht es wie besessen, bis von neuem winkt ein kühler Trunk. :,:

3. Zwar geht's oftmals leider etwas langsam weiter, wenn die Uebung manchem zu sehr fehlt, – Leicht ist da das Fallen, doch ich sag' es allen, daß dergleichen nur die Glieder stählt. – Giebt's Schön'res wohl im Leben, als dahin zu schweben 's ist uns allen wohl 'ne große Freud'; – :,: Drum laßt uns genießen, eh' wir scheiden müssen, was des Lebens holde Göttin beut. :,:

Bicycle-Klub Frankfurt a. M.     
Rud. Schubert, Mitgründer des D. R.-B. gest. 1893.     
[15]
Nr. 22. Der kreuzfidele Bicyclist.
Mel.: Ich bin der lust’ge Kupferschmied.
Nach dem Refrain La–la–la etc. ist die Refrain-Melodie noch zweimal zu spielen. Das 1. mal wird dieselbe durch Schlagen mit Messern etc. an Gläser, Teller etc. taktmäßig begleitet. Das 2. mal wird dazu gepfiffen. Beide Male nicht singen.

1. Wenn ich auf meinem Zweirad sitz', hebt hoch sich meine Brust, – O edeler, o freier Sport du meine Lieb und Lust! – Drum will, so lang ich Jüngling bin, dem Zweirad ich mich weih’n, – Der kreuzfidele Bicyclist, so lang es möglich, sein. – :,: La-la-la-la-la-la-la-la-la-la. :,:

2. Und kommt die Zeit, da ich voll Lust ein Weibchen drück’ an’s Herz, – Und bin ich gar nun erst Papa, vorbei ist’s mit dem Scherz. – Dann setz’, dieweil ich Eh’mann bin, ich mich aufs Bicyclett, – Und hat mein Weibchen Lust dazu, macht sich ein Tandem nett.

3. Fahr drauf vergnügt ich manches Jahr, wird weiß schon Haar und Bart, – Dann kaufe ich mir ein Dreirad, mach auf ihm noch meine Fahrt. – Dann will, wenngleich schon Greis ich bin, dem Dreirad ich mich weih’n, – Der kreuzfidele Tricyclist, so lang es möglich, sein.

4. Und wenn dereinst die Stunde schlägt, der Tod tritt in mein Haus: – Auf einem schwarzen Vierrad, da fährt man mich dann hinaus. – Setzt, Freunde, dann mir auf mein Grab nur einen schlichten Stein. – „All Heil hier und in Ewigkeit”, das soll der Spruch drauf sein.

Hannov. Zweirad-Klub.     
Ferd. Sichel.     
Nr. 23. Die jungen Deutschen.
Mel.: Die alten Deutschen.

1. Wenn wir der Väter Thun betrachten, so dürfen sicher stolz wir sein; – Doch wie dereinst es jene machten, so fällt es heut uns nicht mehr ein. – Wir liegen, wenn der Morgen graut, nicht länger auf der Bärenhaut. – Denn die jungen Deutschen, sie haben’s erreicht, sie tummeln in fliegender Eil – Ihr blankes, blitzendes Stahlrad so leicht, und schmettern ihr markig All Heil – All heil, All Heil, und schmettern ihr markig All Heil, – All Heil, All Heil, und schmettern ihr markig All Heil.

2. Auf blankem Rad dahinzugleiten bleibt immer meine größte Lust, – Wenn Feld und Wald sich vor mir breiten, hebt sich erleichtert meine Brust. – Und fahr ich so in vollstem Saus, dann ruf’ ich voll Begeist’rung aus: – :,: Ja, die jungen Deutschen etc. :,: [16] 3. Ihr Freunde hier in heit'rer Runde, bleibt treu dem edlen Radfahrsport: – Stoßt an und bringt ein Hoch dem Bunde, daß er erblühe fort und fort. – Doch einmal noch stimmt kräftig an das schöne Lied, das ich ersann: – :,: Ja, die jungen Deutschen ect. :,:

4. Gott Bacchus wie Gambrinus ehrte bekanntlich stets ein volles Glas, – Der eine auf dem Thron es leerte, der andre trank's auf seinem Faß. – Aus dem Gefährt der Bicyclist gleich Bacchus, gleich Gambrinus ist: – :,: Ja, die alten Deutschen etc. :,:

5. Wenn heute Tacitus noch lebte und die „Germania” heute schrieb, – Er sicher freudevoll erbebte, daß alles noch beim alten blieb. – Und säh' er uns, er schrieb hinein in seinem markigen Latein: – :,: Die jungen Deutschen trinken noch eins, sie wohnen am Ufer des Rheins, – Sie trampeln auf dem Zweirad herum, und trinken immer noch eins! Noch eins, noch eins etc. :,:

Radf.-Verein Braunschweig.     
Paul Ebeling.     
Nr. 24. Velociped.
Mel.: Crambambuli.

1. Velociped, das ist der Titel des Fahrzeugs, das sich gut bewährt, – Es ist ein ganz probates Mittel mit dem man durch die Lande fährt. – Des Morgens früh, des Abends spät, besteig' ich das Velociped, Veloci-pi-pa-ped, Velociped!

2. Hab' ich 'nen Affen mir erhandelt, plagt Morgens mich der Kater sehr, – Hat Luft sich mir in Schmerz verwandelt, ist mir der Kopf gar wüst und leer. – Was kümmert mich die Facultät? Mein Arzt ist mein Velociped, Veloci-pi-pa-ped, Velociped!

3. Will in der Nachbarschaft beehren die Freunde ich mir lieb und werth, – Thu' ich mich um den Zug nicht scheeren, ich brauch' nicht Wagen und nicht Pferd. – Sei es noch früh', sei es noch spät, ich steig' auf mein Velociped, Veloci-pi-pa-ped, Velociped!

4. Sieht man uns auf dem schmucken Rade, ist auch der Beutel schmal und klein – So finden dennoch stets wir Gnade vor Mädchenaugen, jung und fein. – Drum wo der Zufall hin mich weht, da lob ich mein Velociped, Veloci-pi-pa-ped, Velociped!

Ferd. Vincent.     
Nr. 25. All Heil mein Rad von Stahl.
Mel.: Du Schwert an meiner Linken.

1. Dir, treues Rad von Eisen, – Sing heut ich meine Weisen! – Schaust mich so freundlich an, – Hab meine Freude dran: – Allheil, mein Rad von Stahl! [17] 2. Du trägst 'nen wackren Reiter, – Drum blickst du auch so heiter, – Hast deine Freude dran, – Wie er dich tummeln kann: – Allheil, mein Rad von Stahl!

3. Wir fahren in die Weite – Mit fröhlichem Geleite! – Wie glänzt im Sonnenstrahl – Herrlich der blanke Stahl: – Allheil, mein Rad von Stahl!

4. Du halfst mir oft zum Siege – Im frohen Radlerkriege, – Trugst mich zuerst durchs Ziel, – Das mir der Preis zufiel: – Allheil, mein Rad von Stahl!

5. Singt all' mit mir zum Preise – Des treuen Rads die Weise: – Hoch unsre Eisenbraut! – Stoßt an und rufet laut: – Allheil, mein Rad! All Heil!

Leo Sonntag.     
Nr. 26. Von einem zufriedenen Pneumatiker.

1. Da streiten sich die Leut' herum, wohl um die Pneumatik's, – Der eine heißt den andern dumm, zuletzt weiß keiner nix. – Da ist der allehärtste Schlauch den andern viel zu weich; – :,: Die G'wohnheit setzt den Hobel drauf, und hobelt alles gleich. :,:

2. Die Jugend will stets mit Gewalt, in Allem vorne sein; – Doch wird man nur ein wenig alt, so fährt man hinterdrein. – Und zankt mein Weib mit mir, o Graus! Das bringt mich nicht in Wuth! – :,: Dann hol' ich mein Pneumatik raus und denk, du brummst mir gut. :,:

3. Ein Radler, dem sein Rad gefällt, hat manche frohe Stund', – Und ist auch Glück hier in der Welt mit Pneuma nicht im Bund. – Seh' ich wie viel zufrieden sind mit ihrem Vollgummi, – :,: Komm' ich mir vor wie'n Glückskind und flick' den Schlauch wie nie! ;,:

4. Und kommt der Tod einst mit Verlaub, spricht: „Lieber Bruder komm,” – Dann stell' ich mich ein wenig taub, fahr' noch ein bischen rum; – Und sagt er: „Lieber Radlersmann, mach' keine Umständ' hier!” – :,: Frag' ich: „Wenn's dort Pneumatik gibt? Ja, dann fahr ich mit dir!” :,:

5. So lang's jedoch nicht nöthig ist, zieh' vor ich hier zu sein, – Denn droben blüht der Sport doch nicht, wie hier bei uns am Main! – Der Sport, der in die Fern' uns führt, uns Länder zeigt und Städt', – :,: Ich schwört zu ihm, selbst wenn man heut' noch kein Pneumatik hätt'! :,:

Frankf. R.-V. Germania.     
[18]
Nr. 27. Bibamus.
Mel.: Hier sind wir versammelt zu fröhlichem Thun.

1. Hier sind wir versammelt zu fröhlichem Thun, d’rum auf, Kameraden: bibamus. – Die Räder, die stählernen, blitzenden, ruh'n, d'rum auf, Kameraden: bibamus – was nützt es, wenn ihr ohne Unterlaß fahrt und dabei den edlen, den Gerstensaft spart? – Zur Freude, wenn Sport und Humor gut sich paart! D'rum auf, Kameraden: bibamus.

2. Der Schuster und Leisten, sie beide vergeh'n, d'rum auf, Kameraden: bibamus. – So wird's auch dem Rad und dem Fahrer gescheh'n, d'rum auf, Kameraden: bibamus. – Ob ruhig du fährst, ob in saufendem Braus, es kommt ja doch alles auf Eins nur hinaus. – Uns alle erwartet das bretterne Haus: d'rum auf, Kameraden: bibamus.

3. Und ist hier am Tische ein Glas jetzt noch leer, Wohlauf Kameraden: bibamus. – So birgt noch der Keller des Gerstensaft's mehr, wohlauf, Kameraden: bibamus. – Auf, füllet die Gläser und hebt sie empor, es lebe der Sport und der heit're Humor. – Es lebe, wer sie sich zu Freunden erkor, drauf, Kameraden: „bibamus“.

Verfasser unbekannt.     
Nr. 28. Willkommengruss.
Mel.: Ich bin ein Preuße.

1. Seid froh begrüßt nach echter Radler Weise, – Die ihr zum schönen Feste heut vereint; – Der Freude Gott regiere rings im Kreise, – Bis daß der Morgensonne Strahl erscheint. – Lass uns die Becher heben, – Voll edlen Saft's der Reben, – Und leert bis auf den Grund sie alleweil – Laut schalle unser Loosungswort: „All Heil!“

2. Der erste Gruß dem theuren Vaterlande – Du deutscher Eichen schöner starker Wald! – Vom fernen, sturmgepeitschten Ostseestrande – Bis zu den Alpen unser Ruf erschallt: – Dir Hohenzollern-Sohne – Auf deutschem Kaiser-Throne – Durch den uns Macht und Stärke wird zu Theil – Voll Liebe jubeln wir dir zu: „All Heil!“

3. Wo edler Frauen Liebreiz wir erschauen – Und gold'ner Rheinwein uns im Becher glüht, – Wo mark'ge Lieder tönen durch die Gauen, – Dahin mich meine ganze Seele zieht! – In Stürmen und Gefahren – Woll'n wir das Nächste wahren, – Nicht um die ganze Welt ist es uns feil: – Den deutschen Frauen, deutschem Sang: „All Heil!“

4. Schön ist die Kunst und männlich, die wir üben, – Sie giebt uns Frohsinn, Jugendmuth und Kraft; – Drum wollen treu ihr bleiben und sie lieben – Wir alle als des [19] Eilrads-Ritterschaft. – Mag heiß die Sonne scheinen, – Mag auch die Wolke weinen, – wir sausen fröhlich weiter Meil auf Meil! – Dem edlen, schönen Radfahr-Sport: „All Heil!“

5. So schlinge auch gemeinschaftliches Streben – Hinfort um uns der Eintracht schönes Band; – In unsrem Bund pulsire frisches Leben, – Trübsinn und Zwietracht bleibe stets verbannt! – D'rum unsrem Bund zu Ehren – Woll'n wir die Gläser leeren; – Er wachse, blühe und gedeih' allweil, – Dir Edler „Deutscher Radfahr'-Bund“ „All Heil!“

Verfasser unbekannt.     
Nr. 29. Den Damen.
Mel.: Deutschland, Deutschland über alles.

1. Wo die hohen Freuden winken rings im traulichen Verein, – Wo die vollen Gläser blinken und mit ihrem Zauberschein – Oeffnen alle Herzensthüren, Tiefverschloß'nes lassen schau'n, – Da vor allem will's gebühren, euch zu grüßen, schöne Frau'n.

2. Was in Kämpfen wir erstreben uns're ganze Lebenszeit, – Euch, Ihr Holden, ward's gegeben als ein köstlich Ehrenkleid. – Zu erfreuen, zu beglücken brauchet ihr der Werke nicht, – Könnt erheben, könnt entzücken durch der eig'nen Schönheit Licht.

3. Euren Beifall zu erjagen streben wir dem Ziele zu, – Und wenn eure Blicke sagen: „Radfahrkunst, wie schön bist du!” – Dann ergreift uns höchste Wonne, dann beglückt uns erst der Preis. – Frauenhuld ist Lebenssonne dem, der sie zu schätzen weiß.

4. Drum als holde Meisterinnen seid gepriesen allezeit: – Was wir immer auch beginnen, euer Schönheit sei's geweiht. - Und daß gleich es sich bewähre, stoßet mit den Gläsern an: – Auf denn! Zu der Damen Ehre sei ein voller Trunk gethan.

Dichter unbekannt.     
Nr. 30.
Mel.: Stimmt an mit hellem, hohen Klang.

1. Was heut mein Herz so froh bewegt, im Liede soll's erklingen, – Wie Wogenprall und Sturmeswehn soll's in die Weite dringen.

2. Dir gilt mein Lied, du Radlersport, seitdem du bist geboren – Hab' ich zur Liebsten dich erwählt und Treue dir geschworen.

3. In guter wie in böser Zeit schlägt dir mein Herz entgegen, – Ich wirk' und strebe gern für dich und werbe allerwegen. [20] 4. Wer dir sich weiht hat alle Zeit das beste Loos gefunden, – Auf Tourenfahrt in Freundeskreis machst du das Herz gesunden.

5. Drum kling mein Lied zu deinem Preis, kling hellste Jubeltöne; – Sollst blühen edler Radfahrsport in ew'ger Jugendschöne.

Fr. E., Marburg.     
Nr. 31.
Mel.: Keinen Tropfen im Becher mehr.

1. Kam ein flotter Fahrersmann durstig auf dem Zweirad an, wohl im jungen Lenzen. – Wirth, dein holdes Töchterlein soll vom kühlen Bier und Wein :,: freundlich mir kredenzen! :,

2. Blaue Augen, Lockenhaar, frisch und rund das Wangenpaar, rothes Kirschenmündchen. – Fahrers Herz war, ach! so: schwer, lang schon war verliebt er sehr in das holde Kindchen.

3. Ja, euch Fahrer kenn' ich gut, seid mir halt ein leichtes Blut, liebt nur stets das neue. – Heute mir und morgen dir, flattert schnell von Thür zu Thür, kennt nicht Lieb und Treue.

4. Und der brave Fahrersmann schaut sein Liebchen zärtlich an, schlug sein Rad in Scherben: – Schnell verrannen Stund' auf Stund', Hand in Hand und Mund auf Mund, möcht vor Glück er sterben.

5. Doch trotz Lieb und gold'nem Wein konnt' er niemals glücklich sein, denn ihm fehlt sein Rädchen, – Traurig saß er, trank und trank, bis er auf den Boden sank, und dann weint sein Mädchen.

6. Als vergangen dann ein Jahr, groß sein Glück als Vater war, konnt' es kaum ertragen. – Doch vorbei ist seine Ruh', denn er fährt nun immerzu – seinen Kinderwagen.

7. Drum, mein Fahrer, hast du 'mal zwischen Rad und Mädchen Wahl und bist jung an Jahren: – Sei nur dann kein dummer Wicht, trenn' von deinem Rad dich nicht, laß die Mädchen fahren.

Dichter unbekannt.     
Nr. 32.
Mel.: Strömt herbei, ihr Völkerschaaren.

1. In Germaniens Gauen allen, ob im Westen oder Ost – Wo der Senn'rin Lieder schallen, wo am Belt die Brandung tost, Will mir's nirgends so behagen, seit das Zweirad man erfand, – :,: Laßt mich singen es und sagen, als bei uns Hessenland! :,:

2. Kühle Wälder, sonn'ge Auen laden ein zur frohen Fahrt; – Stolze Bergeswipfel schauen weithin über Land und Stadt. – Fröhlich läßt sein Lied erklingen, wer den [21] Odenwald durchstreift, – :,: Wenn im Lenz die Knospen springen, wenn im Herbst die Traube reift. :,:

3. Nach des Rheines schönem Strande zieht der Radler wohlgemuth, – wo die Sonn’ am Bergesrande zeitigt hessisch Traubenblut. – Hei! wie perlt der Wein im Becher! Flüss'gen Goldes Feuerkraft – :,: Stählt die Glieder jedem Zecher, den der Sonne Strahl erschlafft. :,:

4. Lobend preis ich Hessens Frauen, die von edlem, deutschen Blut, – Hold und lieblich anzuschauen, jedem echten Radler gut. – Drum in Deutschlands Gauen allen hoch vom Fels zum Meeresstrand, – :,: Will mir's nirgends so gefallen, als im trauten Hessenland. :,:

5. Laßt von Herzen euch begrüßen, Radler ihr, aus Nah und Fern! – Kommt, um mit uns zu genießen, was euch hier geboten gern. – Laßt ein volles Glas uns weihen unserm Hessen alleweil, – :,: Auf sein Blühen und Gedeihen unserm schönen Sport zum Heil!

Darmstädter Bicycle-Club.     
Nr. 33.
Mel.: Mein Lebenslauf ist Lieb und Lust.

1. Als einst der Herr den Radler schuf, that er es mit Bedacht. – Er dachte lange hin und her, dann sagt er „Gebet acht! – Jetzt will ich noch ein Meisterstück verfert'gen für die Welt, – An dem ihr alle Freude habt, das allen wohlgefällt.”

2. Und alsobald ging frisch ans Werk der Herr voll Schaffenslust – Und senkte Lieb und Sportesfreud' tief in des Radlers Brust, – Drauf schuf er Schenkel fest wie Erz und Muskeln zäh wie Stahl, – Auf daß ihm nie die Kraft erschlafft zu treten das Pedal.

3. Und schmunzelnd sah der Herr darauf sich nun sein Jüngstes an, – Rief wohlgelaunt: „All Heil, All Heil! Du schmucker Radlersmann! – Nicht habe ich aus dürrem Sand geknetet dein Gebein, – Ich mengte Muth und Lebenskraft und froh Gemüth hinein.

4. So radle denn durchs deutsche Land, freu' dich der schönen Welt, – Halt' Treu' dem Freund in jeder Noth, der sich dir zugesellt, – Sei froh in froher Zecherkreis und frei ertön' dein Lied, – Und werbe für den Radfahrsport mit fröhlichem Gemüth!

Fr. E, Marburg.     
Nr. 34. Deutsches Radler-Lied.
Mel: Strömt herbei ihr Völkerschaaren.

1. Hebet an mit Jubelschalle unsres Sportes Hochgesang! – Stimmet ein, ihr Fahrer alle, klingt darein mit Gläser- [22] klang! – wer die Fluren je durchffogen auf dem Rad in froher Luft, – :,: Wer den Radlern wohl gewogen, singe mit aus voller Brust. :,:

2. Was von Drais erstrebt vor Jahren, zeigt sich uns vollendet heut', – Darum laßt uns ihm bewahren unsern Dank für allezeit. – So lang unser Sport bestehet in dem deutschen Vaterland, – :,: So lang noch ein Rad sich drehet, werd' sein Name fortgenannt. :,:

3. Mag der Reiter auch beschwingen mit dem Sporn des Renners Ruf, – Nimmer wird er Sieg erringen über's Roß, das Drais erschuf, – Darum preisen unsre Lieder unsern edlen Radfahrsport; – :,: Denn er stärkt des Mannes Glieder, bringt uns schnell von Ort zu Ort. :,:

4. Kommt dereinst der große Schnitter, sagt: Wohlan, jetzt ist's gethan; – Folge mir, o Stahlroßritter! Fleh ich ihn noch einmal an: – Soll ich denn von hinnen scheiden, sei zu einer Gunst bereit: – :,: Laß auf einem Tandem reiten mich mit dir zur Ewigkeit! :,:

Ludwig Gelbert.     
Nr. 35. Erste Liebe.
Mel.: Keinen Tropfen im Becher mehr.

1. Keinen Abend im Klub jetzt mehr und das Herz voll Liebe schwer sieht man einen Radler. – Angethan hat's ihm 'ne Maid, voller Lust und Seligkeit. Erste Liebe, die schönste.

2. Da verkauft der Radlersmann Zweirad, Anzug, Strümpfe dann seiner Liebe wegen. – Lebet wohl. Kameraden mein, muß ja doch geschieden sein, sprach's und that dann scheiden.

3. Doch der Präses lacht und spricht: in dem Klub da giebt es nicht einen, der da scheidet! – Laßt ihn zieh'n, er kommt zurück, wird bald sehen beim Liebesglück, was er dabei leidet.

4. Kaum ein Mond vergangen war, sah man in der Radlerschaar lustig auf dem Rade – Unsern Freund, der einst geliebt, denkt jetzt aber sehr betrübt an die Liebe, die erste.

5. Drum bleibt all' dem Rade treu, denkt nicht an die Liebelei, habt ein Bräutchen eigen. – Ist es auch aus Stahl gebaut, dem ihr euch habt anvertraut, radelt mit ihm weiter.

Berliner Radfahr-Klub „Velocitas“.     
Nr. 36. Trinklied.
Mel.: Es ritten drei Reiter zum Thore hinaus.

1. O Freunde! nun trinket euch herzlich doch zu: All Heil! – Und laßt ja nimmer die Becher in Ruh, All Heil! [23] – Und sind sie geleeret bis auf ihren Grund, – So führet die vollen gleich wieder zum Mund, All Heil, All Heil, All Heil! – Daß keine Sekund' uns enteil'!

2. Und fahrt ihr des Morgens zum Thore hinaus. All Heil! – So grüßt mir dort draußen das trauliche Haus: All Heil! – Und wenn euch das Liebchen von Hochzeit gleich spricht – So blickt ihr recht innig in's Angesicht, All Heil, All Heil, All Heil! – Und sagt ihr: Gut Ding brauchet Weil!

3. Ich weiß einen Wirth wohl auf bergigem Hang, All Heil! – Der Weg hin ist öde und steinig und lang. All Heil! – Doch koset sein Töchterlein honigsüß gut, – Es mundet der Trauben reingoldiges Blut, All Heil, All Heil, All Heil! – Drum scheint mir der Weg nicht zu steil.

4. Es lebe die Liebe, der Sang und der Wein. All Heil! – Sie bilden das Glück doch des Menschen allein. All Heil! – Drum ist mir ein Liedel, ein herzhafter Kuß – Und ein kühler Trunk auch der beste Genuß, All Heil, All Heil, All Heil! Und ist mir um’s Leben nicht feil!

Grazer Bicycle-Klub.     
Franz Pichler.     
Nr. 37. Willkommengruss.
Mel.: Strömt herbei.

1. Seid willkommen, deutsche Brüder, hier an echter Freundschaft Herd, – Gruß und Handschlag reichen bieder wir euch Allen, lieb und werth. – Frei und fröhlich seid erschienen ihr aus Gauen nah und fern, – Um dein schönen Sport zu dienen, was mit Dank wir lohnen gern.

2. Mög' auch hier wie and'rer Orten uns der Geist des Frohsinns fei'n, – Mög' in Thaten und in Worten deutsche Bruderschaft gedeih'n. – Was wir bieten euch zu Ehren und zu uns'res Sports Besteh'n, – Wollen stets das Bündniß nähren, das wir heute blühen seh'n.

3. Eisern ist das Roß, das treue, das uns trägt durch Wald und Feld, – Eisern sei auch uns're Treue unserm Sport, dem wir vermählt. – Dann erst wird es uns gelingen, neue Jünger stets zu frei'n, – Die mit lautem Jubel bringen neues Leben, neu Gedeih'n.

4. Auf die Gläser, laßt sie klingen und beschwört der Zukunft Schooß, – Daß er unserm Sport mag bringen jederzeit das heit're Loos. – Laßt uns würdig, ihn zu ehren, der so fest uns an sich zog, – Bis zum Grund die Becher leeren, unser Sport, er lebe hoch!!!

Crefelder Velociped-Club.     
Herm. Pelates.     
[24]
Nr. 38. Einst und jetzt.
Mel.: O alte Burschenherrlichkeit.

1. Wie liegt sie so öd und verlassen da, die alte Heeresstraße, – Kein fröhliches Allotria ertönt in früherem Maße, – Kein lustig Treiben herrschet mehr; nur Staub und Himmel ringsumher! – O jerum etc.

2. Der Ritter und der Wandersbursch, die fahrenden Scholaren, – Sie alle zogen einst hier durch in hellen lustigen Schaaren. – Doch seit der Dampf die Welt regiert, ist niemand, der die Straß' passirt.

3. Doch horch, ein Läuten tönt von fern, hör's näher und näher brausen. – Das sind gar sonderbare Herrn, die da vorüber sausen. – Fürwahr, es ist 'ne neue Art, 'ne seltsam' und verweg'ne Fahrt, – :,: Das sind moderne Ritter. :,:

4. Jetzt rasten sie im kühlen Wald, gar lustig klingt ihr Scherzen, – Ein frohes Lied ertönet bald, wie dringt es uns zu Herzen. – Ein neu Geschlecht ist auf dem Plan, sieht sich die Welt gar fröhlich an, – :,: Das sind die Herrn vom Rade. :,:

5. Die alte Straßenpoesie ist wied'rum auferstanden: – Die Radler sind es, die allhier das Richtige erkannten. – Mit raschem Flug und heiterm Sinn so zieh'n sie durch das Weite hin, – :,: An jeder Blume nippend. :,:

6. Stoßt an und hebt die Gläser hoch zu Ehren uns'rer Räder. – Der echte deutsche Geist lebt noch, der Geist der alten Väter. – Der Sport, der kraft- und zielbewußt begeistert uns zu hoher Lust, – :,: Ist echte deutsche Sitte. :,:

Radfahrer-Verein Nekar-Bischofsheim.     
Ad. Maier.     
Nr. 39. All Heil.
Mel.: Stimmt an mit hellem, hohen Klang.

1. All Heil, all Heil dem Radfahrsport, dem wir uns gern ergeben, – Und den wir wollen fort und fort nach besten Kräften heben.

2. Wir führ'n ein Leben frisch und kühn auf unsern blanken Rossen, – Wir fürchten nicht die heißen Mühn, stets sind wir unverdrossen.

3. Uns grüßt der erste Sonnenstrahl auf frohem Wanderzuge, – Die güld'ne Au, das waldige Thal durcheilen wir im Fluge.

4. Bald sind wir, wo in lichte Höhn die Alpenriesen reichen, – Bald dort, wo aus der blauen See die feuchten Nebel steigen. [25] 5. So lernen recht das deutsche Land, das stolze Reich wir kennen, – Zu dem wir alle unverwandt in treuer Lieb entbrennen.

6. Drum laut All Heil dem Radfahrsport, dem wir uns gern ergeben, – Und den wir wollen fort und fort nach besten Kräften heben. –

A. Storch.     
Nr. 40. Auf! Auf’s Rad ihr Sportsgenossen!
Mel.: Strömt herbei etc.

1. Auf! Auf’s Rad ihr Sportgenossen, seit bereit, die Fahrt beginnt! – Frisch, frei, fröhlich, unverdrossen um die Wette mit dem Wind. – Nach der Woche Last und Hitze, voller Müh’ und Arbeit nur – Welche Lust auf hohem Sitze zu durcheilen die Natur!

2. Laßt zu Hause eure Sorgen, eure Grillenhängerei’n, – Sparet sie euch auf bis morgen, heute woll’n wir lustig sein. – Fröhlich ziehn auf ebnen Wegen fast unhörbar wir dahin, – Weder Sonnenschein noch Regen raubet uns den frohen Sinn.

3. Lassen hinter uns im Fluge manchen Wandrer, manches Haus; – Freundlich schauen nach dem Zuge schöne Augen grüßend aus. – Wie die Gräser thaubefeuchtet glitzernd steh’n im Sonnenschein! – Wie der frühe Morgen leuchtet! Wer wollt da nicht fröhlich sein?

Lüneburger B.-K.     
Nr. 41. Wer ein Bicyclist will werden.
Mel.: Wer will unter die Soldaten.

1. Wer ein Bicyclist will werden, :,: der muß haben viel Geduld, :,: – Sonst hat er nur Pech auf Erden, ist am Unglück selber schuld. – :,: Fehlt Geduld dir lieber Sohn, laß die Finger nur davon. :,:

2. Kannst du endlich balancieren :,: ein paar hundert Meter schon, :,: – Mußt’s Aufsteigen du studiren, sonst fehlt der Genuß davon. – :,: Auf den Tritt erst lieber Sohn, doch – sprich nicht dem Schwerpunkt Hohn. :,:

3. Hast genug du nun geritten, :,: willst herunter du wohl auch, :,: – Hin und her wird viel gestritten, viel Methoden sind im Brauch. :,: Von der Handel, lieber Sohn, auf der Erde bist du schon. :,:

4. Kommst des Nachts auf fremden Faden, :,: ohne Lampe du nach Haus; :,: – Oh dann laß dir’s sein gerathen, schau nach Hindernissen aus! – :,: Ach, ein Graben lieber Sohn, siehst du wohl, das kommt davon. :,: [26] 5. Fährst ’n’en feinen Berg hinunter, :,: legst die Bein auf d’Stang sodann :,: – Und siehst kreuzfidel und munter alle schönen Mädel an. – :,: Ach ein Stein, mein lieber Sohn, klatsch – ein Sturz, das ist dein Lohn. :,:

O. H., Elberfeld.     
Nr. 42. Bicyclisten-Freuden.
Mel.: Brüder, zu den festlichen Gelagen.

1. Froh und lustig sind wir Bicyclisten, und durchstreifen Städte, Flur und Wald, – Um uns dann in Kneipen einzunisten, die sind unser zweiter Aufenthalt: – :,: Und beim Humpen Bier lustig singen wir frohe Lieder, daß es ringsum schallt. :,:

2. Sind wir dann am Ziele angekommen, wird der Gaul im Stalle unterbracht, – Und der Wirth hat Positur genommen, sehet nur den Schlingel, wie er lacht; – :,: Die trinken, denkt er, hier viel von meinem Bier, da wird heut ein gut Geschäft gemacht! :,:

3. In der Speiskart’ wird herumgerochen, jeder sucht zum Essen sich was aus, – Und der Wirth hat eben angestochen, da geht's drüber her in Saus und Braus. – :,: Beefsteak, Cotlett, Klös, Butterbrod und Käs, Alles hält uns her zum guten Schmaus. :,:

4. So wird mancher Krug noch leer getrunken, an die Zeit, da stößt sich Keiner dran, – Und wenn auch die Sonne untersunken, zünden wir bald die Laternen an, – :,: Und gar mancher Tropf mit ’nem schweren Kopf purzelt mit dem Rad auf grader Bahn! :,:

Bicycle-Klub Frankfurt a. M.     
Fr. Tersch.     
43. Weckruf der Radfahrer. (Wir fahren froh dahin.)
Text und Musik von Georg Kunoth in Bremen.
Mel.: Trio aus dem „Nationalen Weckruf”, Marsch von G. Kunoth.

1. Wir stehen zusammen, getreu unserm Wort, zu hegen und zu pflegen den herrlichen Sport. – Hinaus in die Ferne es mächtig uns zieht und lustig ertönet des Radfahrers Lied: – :,: Wir fahren froh dahin, wir fahren froh dahin, damit wir uns erhalten immer frisch den Sinn. :,: – (Gesungen): All Heil, All Heil, All Heil! Hurrah!

2. Durch Städte, durch Dörfer führt eilig der Weg, ob schmal ist die Straße, ob wacklig der Steg, – An Wäldern, an Feldern, an Bächen entlang – und hoch in den Lüften der Vöglein Gesang. – :,: Wir fahren froh dahin etc. :,:

3. Wie schauen die Mädchen so freundlich uns an, wen das nicht bezaubert, der ist auch kein Mann. – Schon Manche [27] ihr Herz an den Radler verlor, drum singen wir freudig im brausenden Chor: – ;,; Wir fahren froh dahin etc. :,:

4. Wacht auf denn, ihr Schläfer, die fern ihr noch steht, laßt herzlich euch warnen, bevor es zu spät. – Verlaßt eure Klause im düsteren Haus, mit uns stürmet kühn in die Weite hinaus. :,: Wir fahren froh dahin, wir fahren froh dahin, damit wir uns erhalten immer frisch den Sinn. :,: – (Gesungen): All Heil, All Heil, All Heil! Hurrah.

Nr. 44. Der närrische Scheerenschleifer.
Mel.: Auf de schwäb'sche Eisebahna.

1. Kurz vor Ostera auf Lätara wollt amol a Radler fahra, – Setzt se auf’s Maschinle na und fangt glei zu radla an. – Rula, Rula, Rulala.

2. Vorwärts geht’s mit Windeseila, „Himmel, Kreuz und Dunnerkeila“, – Schreit a Fraa zu ihrem Maa: guck dean Scheerenschleifer aa!

3. In des Wirthshäusle zum Bära thut der Radler g’schwind einkehra, – Setzt se an den Stammtisch na und fangt fescht zu wickla aa.

4. Doch kaum hot er Platz do g’nomma, sind die Baura zornig komma, – All mit Prügel grauß und dick, und der Schultas trait da Strick.

5. „He! Herr Wirth“, so ruft der Schultas, „koin Agablick i duld es, – Daß an uihrem Häusle draa hält dear närr’sche Schleifersmaa.“

6. Unser Radler spitzt die Ohra, alles glaubt, er wär’ verlora, – Doch durch’s Fenster ganz verschmitzt ist er schleunigst ausgeschlitzt.

7. In deam nächst’ Minütle schoa fahrt dear Radlersmaa davoa, – Mit All Heil zum Dorf enaus, lacht die dumma Baura aus.

Heinrich Müller, Aschaffenburg.     
Nr. 45. Wir halten fest und treu zusammen.

1. Laßt tönen laut den frohen Sang hinaus in alle Welt, – Verkündet es mit hellem Klang, was uns zusammenhält. – Wir wollen eines Geistes sein, geh’n treulich Hand in Hand, – :,: Es schlingt sich fest um uns're Reih’n der Einheit starkes Band. :,: – Es soll Begeist’rung uns entflammen, All Heil, Hurrah, All Heil, Hurrah! – Wir halten fest und treu zusammen, All Heil, Hurrah, All Heil, Hurrah! – All Heil!

(Das letzte All Heil wird von allen stürmisch ausgerufen.)     

[28] 2. Wir ziehn’ dahin durch Wald und Flur, beseelt von froher Lust, – Im vollen Zauber der Natur hebt höher sich die Brust. – Ob Regen oder Sonnenschein, wir stürmen frisch hinaus, – :,: Wer will ein echter Radler sein, hockt nicht im engen Haus. :,: Es soll etc.

3. Ja deutsche Sitte, deutsche Art soll’n niemals untergeh’n, – Wo ihre Macht sich offenbart, kann niemand widersteh’n. – Wohin uns auch das Schicksal bringt auf diesem Erdenrund. – :,: So weit die deutsche Zunge klingt, soll gelten unser Bund. :,: – Es soll etc.

4. Im Ost und West in Nord und Süd vom schönen Vaterland, – Verbindet uns der edle Sport, ist unser Sinn verwandt. – Ob Preuße, Bayer, Sachse, Schwab’, wir denken alle gleich, – :,: Wir steh'n vereint bis über's Grab zu Kaiser und zu Reich. :,: – Es soll etc.

Text und Musik von Georg Kunoth in Bremen.     
Nr. 46. Radler's Frühlingslied.
Mel.: Wohlauf! die Luft geht frisch.

1. Frisch auf, Ihr Radler, jung und alt! – Hinaus auf flinkem Rade! – Es grünt und duftet Feld und Wald; – Es lockt das Seegestade! – Da glänzt und lacht der Sonnenschein – Und spielt aus lust’gen Wellen. – Wer jetzt noch kein Pneumatik hat, – Muß schnell sich eins bestellen.

2. Hinaus jetzt, wo der Frühling lauscht, – Hinaus, hinaus in’s Freie! – Die Winterfeste sind verrauscht! – Der Sport winkt uns auf’s Neue. – Ist auch der Himmel manchmal grau – Und droht mit Wind und Regen, – Der Weichling mag zu Hause sich – Getrost ins Bette legen.

3. Hinaus! wo Alles neu sich regt – In Bach und Busch und Bäumen, – Hinaus! so weit das Rad uns trägt, – Laßt uns nicht länger säumen! – Die Lerche singt ihr schönstes Lied – Dem Radlersmann zu Ehren; – Der Kukuk ruft, wenn er uns sieht, – Wer will es ihm verwehren.

4. Wie ist die Welt so weit und schön, – Sitz’ ich auf meinem Rade; – Es soll nicht länger müßig steh’n, – Schon zuckt mir’s in der Wade. – Es jauchzt das Herz mir in der Brust, – Dir gilt mein Sinn, mein Streben, – O Radfahrsport! O Radlerlust! – Dir will ich ewig leben.

R. Weber, Berl. Radf.-Klub „Borussia“.     
Nr. 47. Den Damen.
Mel.: Die Musik kommt.

Wie schön ist’s im Verein, – Bei Kaffee oder Wein, – Mit Frau’n und Mägdelein – Vergnügt und froh zu sein, [29] – Denn schauen wir hinein – In ihre Aeugelein, – Dann klopft das Herzchen klein — In seinem Schrein. – Schießt gar Gott Amor drein – Und trifft ein Herzelein, – Da giebt’s, was kann da sein, – Gar oft ein Brändchen fein; – Es krankt das Herzelein, – Bis „Sie“ sagt: „Ich bin Dein!“ – „Er“, zu dem Mägdelein: – „Und Du bist mein!“ – Drum frisch, Kam’raden, groß und klein, – Schenkt ein, es gilt den Damen fein, – Den Frauen all, den Mägdelein, – Soll unser Hoch gebracht hier sein, – Ob’s Kaffee nun, ob Wein vom Rhein, – Getrunken soll er sein allein – Auf’s Wohl der Frau’n und Mägdelein – Und ihrer Aeugelein.

J. H. M.     
Nr. 48. Radfahrers Leben.
Mel.: Wohlauf, die Luft.

1. Das schönste Leben, das man kennt, so frei und ungebunden, – Daß keiner mir ein bess’res nennt, das habe ich gefunden – In dem gepries’nen Radfahrsport auf meinem schnellen Rosse; – Es ist, o glaubet meinem Wort, mein treuester Genosse.

2. Wenn mich zu Hause Kummer drückt und Langeweile plaget, – Wenn mir die Arbeit nicht mehr glückt und nichts mir recht behaget, – Dann sattle ich mein blankes Roß, besteig’ es frohen Muthes, – Gleich bin ich alle Plage los, denk’ Frohes nur und Gutes.

3. Gar bald liegt hinter mir die Stadt mit ihren dumpfen Mauern, – Die Luft ist rein, die Bahn ist glatt, wer wagt da noch zu trauern? – In’s Herz zieht Lust und Frohsinn ein, der Blick ist klar und heiter; – Ein Lied stellt sich bei Zeiten ein beim flotten Stahlroßreiter.

4. Vor einem Wirthshaus an dem Wald, weit ab vom Stadtgetriebe, – Da mache ich ein Weilchen Halt, fast spür’ ich was wie Liebe. – Des Hauses holdes Töchterlein kommt freudig mir entgegen, – Sie trinkt mit mir von einem Wein und ich hab’ nichts dagegen.

5. Zu schnell die Trennungsstunde kam, doch endlich mußt’ ich scheiden. – Mit einem Kuß ich Abschied nahm, sie mocht es gerne leiden. – Der Mond allein hat es geseh’n, nickt lächelnd zu dem Pärchen. – Er denkt vergnügt: es wird schon geh’n, doch wartet noch ein Jährchen.

6. Glückselig, fahr ich dann zurück, wie ward mir froh zu Muthe! – Im Herzen fühlt’ ich fernes Glück, Gott schütze sie, die Gute. – Die Trennung dauert ja nicht lang, bald werd' ich wieder kommen. – Dem schnellen Rade weiß ich's Dank, daß ich die Braut gewonnen.

Darmstädter Bicycle-Klub.     
Dr. Gusinde.     
[30]
Nr. 49. Trainierlied.
Mel.: Die Hussiten zogen vor Naumburg.

1. Jüngling, der dem Radfahrsporte sich geweiht, hör’ meine Worte: – Glaube nicht, daß dies so leicht, daß das Ziel so schnell erreicht, wie's vielleicht dir däuchte.

2. Denn es giebt der Pflichten viele, eh’ in makellosem Style – Jedermann, wie sich’s gebührt, hin zun, Start sein Stahlroß führt, das nennt man trainieren.

3. Eh’ das Tricotkleid, das enge, sich um deinen Busen zwänge, – Hebe hoch der Singer zwei, schwöre der Gelübde drei, als gingst du in’s Kloster.

4. Schwöre ab dem Alkohole, schwöre Krieg dem Monopole, – Und vor Allem sei’s, weil’s muß, schwöre ab dem Weiberkuß und der Aphrodite.

5. Wenn du so den Leib verpfändet, glaube nicht, daß schon es endet, – Glaube nicht, die Trainerei sei mit diesem schon vorbei, nein, jetzt kann’s erst losgehn.

6. Hast du große Leibesmassen, mußt du Bitterwasser prassen, – Doch es reducirt dir auch Saint Germain sehr gut den Bauch und hilft von dem Fette.

7. Feuchtigkeit erschlafft die Glieder, darum trinke bloß zwei Liter – Täglich, aber merk’ dabei, Flüssigkeit ist einerlei, Thee und Wassersuppe.

8. Und dieweil gar sehr thut nützen deinem Corpus vieles Schwitzen, – Nimm die Beine untern Arm, laufe dann, bis daß du warm, eine Viertelstunde.

9. Wenn du nun nach diesen Kuren ganz verwischt des Fettes Spuren, – Kannst du völlig sicher sein, wenn du sonst nur fährst recht fein, wir im Rennen siegen.

Darmstädter Bicycle-Klub.     
Dr. Gusinde.     
Nr. 50. Drais-Denkmal.
Mel.: Der Gott, der Eisen wachsen ließ.

1. Fürwahr, Herr Drais, das war ein Mann, ein echter deutscher Degen. – Sein Fahrrad, das er uns ersann, bringt uns nur Glück und Segen. – Es stählt den Muth, giebt Kraft zur That, vertreibt die bösen Grillen; – :,: Drum deutscher Mann, flugs nur auf's Rad, willst du die Sorgen stillen. :,:

2. Durcheilen wir jetzt jetzt Flur und Thal, passiren Wald und Höhen, – In Stadt und Land wird überall der Radler gern gesehen. – Ja, Vater Drais, wenn auch geschmäht, [31] ließt du den Muth nicht sinken. – :,: Die Saat, die du hast ausgesät, soll uns auch ferner winken. :,:

3. Entsprossen ist ein starker Baum, Alldeutschlands größte Zierde, – Gar mächtig ist er anzuschau’n, sich „Radfahrbund“ gerirte. – Mag Sturm und Wetter ihn bedräu’n, nie kann er untergehen. – :,: Wir alle treten für ihn ein, wie Felsen wird er stehen. :,:

5. Dir, Vater Drais, der Dank gebührt, du deiner Mitwelt Weiser; – Es werde Deine Stirn geziert mit gold’nem Lorbeerreiser. – Konnt’ es dir nicht beschieden sein, zu ernten Ruhm und Ehren: – :,: Ein Denkmal hehr in Erz und Stein that dir der Bund bescheeren. :,:

Darmstädter Bicycle-Klub.     
Karl Diehl.     
Nr. 51. Klublied.
Mel.: Mein Lebenslauf ist Lieb und Lust.

1. Der Freude leicht umschlingend Band – Hat, Brüder, uns vereint, – Den Trübsinn haben wir verbannt, – Ihn, der nur schwarz erscheint; – Hier, wo die Freude Tafel hält, – Herrscht reine Götterlust, – Drum jubeln laut wir in die Welt – Aus freier Radlerbrust: – :,: Heidi, Heida, Juchhe, – Aus freier Radlerbrust. :,:

2. Was unser Innerstes bewegt – In Freude und in Schmerz, – Das Lied es rein zum Himmel trägt, – Erleichternd unser Herz. – Drum würzen wir uns unser Mahl – Durch froher Lieder Klang, – Und rauschend durch den Festessaal – Ertönt der Sportgesang. – :,: Heidi, Heida, Juchhei. :,:

3. Der klaren Traube Feuersaft – Erglänzt in dem Pokal, – Er schenkt uns Muth und neue Kraft. – Wie Jovis Aetherstrahl. – Auf, füllt die leeren Gläser schnell, – Uns Radlern ziemet Eil’, Von jeder Lippe töne hell – Auf unsern Klub „Allheil!“ – :,: Heidi, Heida, Juchhe. :,:

Dichter unbekannt.     
Nr. 52. Radler-Lied.
Mel.: Mein Lebenslauf ist Lieb und Lust.

1. Wie herrlich ist’s, durch Wald und Flur im hellen Sonnenschein – Auf des Bicycle’s schmaler Spur zu fliegen im Verein. – Fußgänger bleibt bewundernd steh’n, ihn grüßt ein flüchtig Wort, – Und eh’ er uns noch recht geseh’n, ist schon der Sportsmann fort. – :,: Heidi, Heida, Juchhe! – ist schon der Sportsmann fort. :,:

2. Spazierstock, du, aus Horn gedreht, ich brauch’ dich nicht fortan, – Ich fange per Velociped ein neues Wandern an. [32] – Wer heut’ mit Geh’n sich noch strengt an, der ist ein närr’scher Zwickel, – So dacht’ ich und, gesagt, gethan, kauft’ schnell mir ein Bicycle.

3. Wie fing ich mit dem Instrument als Fachmann an zu schwelgen, – Bald wußt’ ich, was man Conus nennt, was Kugellager, Felgen. – Was ’ne Ball-Mutter, wurde mir schon in der Tanzstund’ klar, – Doch als Maschin’theil stellt sich hier die Contremutter dar.

4. Doch freilich mit dem Fahren dann wollt’s nicht so hurtig geh’n; – Erst mußten halten mich zwei Mann, das war schon nicht mehr schön, – Bald zog’s mich rechts, bald zog’s mich links, der Unterarm that weh, – Und mit mit ’nem mächt’gen Kopfsprung ging’s in’n Graben der Chaussee.

5. Wer nie auf dem Bicycle saß und vorne überflog, – Nie längelang das Pflaster maß, die Lenkstang’ nie verbog, – Wer nie in die Maschine fällt, nie fühlt des Sturzes Weh, – Der ist euch auch nicht vorgestellt ihr himmlischen Mächte.

6. Jetzt aber blinkt mein stählern Roß voll Muth im Sonnenglanz, – Ich spring’ behend in seinen Schooß, mit ihm verwachsen ganz. – Und wie im blauen Aetherzelt der Wandervogel zieht, – Durchflieg’ auch ich die weite Welt und sing’ mein jubelnd Lied.

7. Und wo ein gastlich Dach uns winkt, ein holdes Kind uns lacht, – Der Reiter schnell vom Rosse springt, denn da wird Halt gemacht. – Bringt uns, ihr Mäglein blond und braun, ein frischer Trunk Genuß, – Noch besser hinterm Gartenzaun schmeckt ein verstohl’ner Kuß.

8. Du Mägdlein mit dem Lockenhaar beut mir den rothen Mund, – Es hat dabei nicht viel Gefahr, muß weiter ja zur Stund’, – Es gleicht mein Rad dem Rad der Zeit, das unaufhaltsam geht, – Und eh’ du’s denkst, bin ich schon weit, wenn noch dein Tüchlein weht.

9. Herr Bruder rechts, Herr Bruder links, füllt euer Glas mit Wein, – Stoßt an, wie Festgeläute kling’s, dem deutschen Sport Gedeih’n! – Durch ihn wird uns ein fröhlich Herz, gesunder Leib zuteil, – Es wachs und blühe allerwärts, Radfahrer-Sport! All Heil!

Bicycle-Klub Leipzig.     
Albert Hartung.     
Nr. 53. Radfahrer-Marsch.
Mel.: D’ Banda kommt.

1. In aller Gottesfruh da schnürn mer flott die Schuh, – Hooch gehts aufs Stahlroß nauf, fort gehts im raschen Lauf [33] – In ’d weite schöne Welt. Do sei mer lustig g’stellt, – Mir frag’n da net nach ham, do sei mer b’samm. – Und komm mer durch e Dorf, o weh, do flieg’n die Hühner in die Höh, – Die Gäns, die schreie wieh, wieh, wieh, es rennt das ganze Federvieh, – Die Bub’n laufen hinterdrei und mach’n noch e Mordgeschrei, – Hojho, Hojho, die Radler sei scha do.

2. So geht’s Berg auf, Berg ab, es wird noch kaaner schlapp, – Wenn a der Geg’nwind bläst, deshalb wird doch noch g’räßt, – D’ Wadl’n wern animirt, trotzdem die Räder geschmiert, – Die Lunge pump mer aus Ist dos e Graus, – Wenn’s aber nooch ne Berg nei geht, do’ werd’n fein die Schnurrn gedreht – Und alle lächeln still vergnügt, den Wind, den ham mer stramm besiegt, – Aus jedem G’sicht da blitzt die Schneid, en jeden sieht mer an die Freud’, – Hojho, Hojho, jetzt sei mer aber froh.

3. E Städtle kimmt dir jetzt, do wird sich dann ergötzt – An Bier, Kaffee un Wein, e Mahlzeit nimmt mer ein. – De Mädle ham verschmitzt nach unsern Wadln g’spitzt – An dick und dünnen Herrn seh’n sie’s doch gern. – Und geht’s bei später Stund’ nach Haus, do wackelt mancher scha voraus, – Die andern kumma alle noch un mit den Dicken ham mer Ploog, – Zum Schluß fällt aner noch in Kot, da schreinse alle: schwere Noth – Hojho, Hojho, der machts uns immer so.

Nr. 54. Zu ziehen durch die Felder
Mel.: Im Wald und auf der Heide.

1. Zu ziehen durch die Felder, durch Wiesen und durch Wälder, :,: Wie hebt sich da die Brust, :,: – Sich auf das Roß zu heben, und weiter stets zu schweben :,: o, welche Götterlust! :,: – :,: Halli Hallo, Halli Hallo, o welche Götterlust. :,:

2. Mit frischem Jugendmuthe und leicht bewegtem Blute, :,: so geht es durch die Welt, :,: – Ob grad, ob krumm die Wege, ob Brücken oder Stege, :,: nichts, was zurück uns hält. :,:

3. Wie von dem Wind getragen, so eilen Roß und Wagen :,: wir wie der Blitz voran. :,: – Wir sehen ferne Lande und knüpfen Freundschaftsbande :,: mit Kameraden an. :,:

4. Mit Augen schwarz und blauen auf unsern Fahrten schauen :,: wir Schöne überall. :,: – Doch bleiben frei die Herzen, wir tändeln blos und scherzen, :,: Fern bleibt der Liebe Qual. :,:

5. So ziehen ohne Sorgen, beim schönen Frühlingsmorgen :,: wir froh und frei dahin :,: – Ob Sonnenschein, ob Regen, wir eilen ihm entgegen, :,: nichts trübet unsern Sinn. :,: [34] 6. Im Fluge viele Herzen erobern wir, und Schmerzen :,: oft lassen wir zurück. :,: – Doch kümmerts uns nicht weiter, wir bleiben froh und heiter, :,: nichts störet unser Glück. :,:

7. Sich auf das Roß zu heben, und weiter stets zu streben :,: in heit’rer Jugendlust. :,: – Durch Wiesen und durch Wälder, durch Fluren und durch Felder :,: wie hebt sich da die Brust! :,:

Franz Englert, Aschaffenburg.     
Nr. 55. Daisy-Walzer.

1. Hab’ eine Blume im Herzen mein, Daisy, Daisy, – Die pflanzte dort wohl mein Liebchen ein, mit Blicken lieblich und süß. – Ob sie mir treu ist, ob wahr ihr Blick, wer kann es sagen mir? – Doch möcht’ ich theilen nur das Geschick mit Daisy, ach, nur mit ihr! – Daisy, Daisy, gieb schnell die Antwort mir, – Ich bin halb von Sinnen aus Lieb’ zu dir. – Ich kann keinen Wagen erschwingen, – Die Hochzeit wird prunklos sein. – Doch süß wirst du aussehn am Bicycle, – Das gebaut ist für uns allein!

2. Wir fahren „Tandem“ als Frau und Mann, Daisy, Daisy, – Und gleiten hin auf des Lebens Bahn, ich und schön Daisy mein. – Wenn auch die Straße stockfinster schier, brauchen wir doch kein Licht, – Denn Daisys Augenpaar, glaubt es mir, die dunkelste Nacht durchbricht! – Daisy, Daisy, gieb schnell etc.

3. Ich will nur dein sein, mein süßes Weib, Daisy, Daisy, – Du bist mein Alles, mein’ Seel’ und mein Leib, Daisy, mein herz’ger Schatz. – Du sollst mich lenken auf jeder Tour, und sollt’ es einmal sein, – Daß es zu schnell bergab geht, dann nur, gebrauche die Bremse fein! – Daisy, Daisy, gieb schnell etc.

Nr. 56. Eine Velociped-Ballade.
Mel.: Die Rosen blühen im Thale.

1. Bei Hillmann, Herbert und Cooper, im Lager zu Coventry, – Da standen zwei blanke Bicycles, zwei blanke Bicycles, die waren ein er und ein sie, ein sie, die waren ein er und ein sie.

2. Obwohl’s die Menschen nicht glauben, so war es doch so in der That, – Daß eine Maschine die andre :,: in Treue geliebet hat. :,:

3. Ein Spinnlein wob seine Fäden wohl zwischen beide hinein, – Da seufzten sie: O, o könnten :,: wir stets so verbunden sein. :,: [35] 4. Da kam des Schicksals Tücke und riß sie von einand’, – Das eine den Weg nach Straßburg, das andre nach Ostpreußen fand.

5. Die Leitstangen ließen sie hangen, ihre Reiter verstanden es nicht, – Daß eine gesenkte Leitstange von gebrochenem Herzen spricht.

6. Die Engländer sind doch praktisch, so dachten die Reiter wohl, – Fein ist ’ne gebogene Leitstang’, am Ende ist’s auch noch hohl?!

7. Da ritten einst diese Reiter durch Deutschland eine Tour, – Und trafen sich nahe bei Nürnberg, auf stiller verlassener Flur.

8. Es sahen noch diese Reiter von ferne kaum einand’, – Schon hatten mit Blicken der Liebe die Maschinen sich erkannt.

9. Und eh’ die Reiter es ahnten, da schossen sie auf sich zu, – Zwei Krache, zwei Schreie, und alle geh’n ein zur ewigen Ruh!

10. Verspritzt ist der Reiter Gehirne, vermählt der Maschinen Seel’, – Vereint zieh’n die Seelen von dannen – vier Leichen bleiben zur Stell’.

11. Der Reiter Gebeine bleichen, die Maschinen sind verrost’t, – Kein Mensch wird auf ihnen mehr fahren – weil’s Herrichten gar zu viel kost’t.

Bicycle-Klub München.     
Mich. Huber.     
Nr. 57. Lustig Blut und leichter Sinn.
Mel.: Bin ein fahrender Gesell.

1. Bin ein fahrender Gesell, auf dem Stahlroß sitzend, – Flüchtig eil’ ich von der Stell, und wenn andre schwitzend – Schleichen ihren Schneckengang, fahr ich schnell von hinnen, – Und es drängt mich zum Gesang mit vergnügten Sinnen; – Lustig Blut und leichter Sinn, hin ist hin, hin ist hin: lustig Blut und leichter Sinn, hin ist hin.

2. Bin von Sorgen unberührt, schlürf’ des Frohsinns Würze, – Und wenn’s auch einmal passirt, daß ich plötzlich stürze, – Sind auch ein Paar Speichen fort, werd’ deshalb nicht wimmern, – Denk an meinen Spruch sofort, ohn’ mich drum zu kümmern: – Lustig Blut etc.

3. Nehm ich an dem Rennen Theil, fahr mit vollen Lungen, – werd’ ich dennoch trotz der Eil’ spielend auch bezwungen, – Denke dann, beim nächsten Lauf werde schon bestehen, – Darum bleib’ ich obenauf und beim Wahlspruch stehen: – Lustig Blut etc.

4. Bin in ein Mädchen ich verliebt, zwar geschieht’s nur selten, – Die mich immerfort betrübt, werd’ ich niemals [36] schelten. – Wenn sie mit gar untreu wird, wie das heute Mode, – Und mit einem andern girrt, gräm’ mich nicht zu Tode. – Lustig Blut etc.

5. Wenn der Tod beim Schopf mich faßt, sollt ihr’s nicht beweinen, – Denn ihr wißt, wie sehr verhaßt mir das Traurigscheinen. – Stimmt vielmehr an meinem Grab an die alte Weise, – Denkt, ich stieg zu euch herab, säng’ mit euch im Kreise: – Lustig Blut etc.

Berliner Radfahrer-Klub Borussia.     
Oskar Birkholz.     
Nr. 58. Velociped-Lied von 1869.
Mel.: Ein freies Leben führen wir.

1. Ein freies Leben führen wir, Velocipeden-Reiter, – Nur Oleum schluckt unser Thier und geht dann willig weiter. – Wir reiten durch die weite Welt und bleiben, wo es uns gefällt, – Die Lust ist unser Leiter, die Lust ist unser Leiter.

2. Es ist ein sonderbar Plaisir, Velocipeden-Reiten. – Man schwitzt für sich und für sein Thier, und dabei ist es eigen. – Wie willig so ein eisern Beest sich gerne läßt in jedes Nest, – :,: In jede Kneipe leiten. :,:

3. Heut kehren wir im Storchen ein, im schwarzen Bären morgen, – Für kühles Bier und guten Wein wird die Frau Wirthin sorgen. – Wir fürchten nicht, daß unser Pferd auf eignen Füßen heimwärts kehrt, – :,: Mit hungerigem Magen. :,:

4. Seht dieses Wunder-Animal hinrumpeln durch die Thore, – Hat weder Leib noch Darmkanal, nicht Aug’ und keine Ohren. – Und stellt das Thier den Lauf ’mal ein, so ist dran Schuld sein Reiterlein, – :,: Das die Balance verloren. :,:

5. Drum, lieber Reiter, rath ich dir, halt fest auf die Balance, – Es ist für dich und für dein Thier nur immer Contenance! – Und triffst du ’mal ein schön’ Gesicht, so küß es, aber stoß es nicht, – :,: Schütz stets die eigne Nase. :,:

Nr. 59. Lachende Lenzeslust.
Mel.: Wohlauf, die Luft geht frisch und rein.

1. Die Sonne lacht vom Himmelszelt, – Es lacht der gold’ne Morgen, – Es lacht die Au, das grüne Feld – Hinweg mit Gram und Sorgen! – Mich schlägt der Lenz in duft’gen Bann, – Jetzt hurtig ohne Zagen – Auf’s Rad, das gleißt und blinkt mich an, – Als wollt „Grüß Gott“ es sagen. — Valleri, vallera, als wollt „Grüß Gott“ es sagen.

2. Und lachend flieg ich meinen Pfad, – Gleichwie auf Sturmes Flügeln, – Und heissa, hussa saust das Rad – Vorbei an Thal und Hügeln, – Und treff’ ich wo ein [37] Bäuerlein, – So lacht’s mich an mit Grüßen, – Es lachen laut im nahen Hain – Die Vögelein, die süßen.

3. Will mich von Lenzes Herrlichkeit – Heut’ täuschen lassen gerne, – Als sei versunken Harm und Leid – In nebeliger Ferne! – Durch Blüthenschnee und Waldespracht – Eil’ trunk’nen Sinn’s ich weiter, – Daß jauchzend ’s Herz im Leibe lacht – Mir sel’gem Stahlroßreiter.

4. Doch horch! Dort unten rauscht ein Bach – Mit grünbemoostem Stege, – Dabei ein Haus mit rothem Dach, – Und Rosen blüh'n am Wege, – Aus dichten Büschen lugt es vor, – Am Giebel sieht man winken – Ein Schild, drauf steht „Zum schwarzen Mohr“ – Da giebt es was zu trinken.

5. Herbei, du flinke Schenkerin, – Heil mir des Durst’s Gebresten – Und stelle auf den Tisch mir hin – Ein Glas vom Allerbesten! – Und lächelnd beut die Maid mir dar – Den Labetrunk gar schnelle, – Der lacht mich an so kühl und klar, – So goldig und so helle.

6. Ein rascher Trunk, ein Kuß sodann – von Mägdleins Rosenlippen, – Ein flücht’ger Stahlroßreitersmann – Darf nur vom Schönsten nippen! – Doch nun auf’s Rad, die volle Brust – Schwellt wonniges Behagen. – O Maientag, O Radlerslust, – So durch die Welt zu jagen.

Radfahrer-Verein Cottbus.     
Clemens Ruff.     
Nr. 60. Lob dem Velociped.
Mel.: Als die Römer frech geworden.

1. In dem neunzehnten Jahrhundert – Ist so manches schon bewundert, – Telegraph und Eisenbahn, – Lokomotiv und Straßenbahn – Und so manches andere.

2. Und zum Luftballon nicht minder – Laufen alle Menschenkinder, – Wenn er noch auf Erden weilt – Oder in der Luft forteilt, – Schnell zieht er von dannen.

3. Und auf manchem fernen Meere – Schwimmet stolz zu Deutschlands Ehre, – Meidend jeden jähen Riff – Manches schöne deutsche Schiff – Flieget schnell von dannen.

4. Doch das Beste von dem allen, – Laßt den Ruhm dafür erschallen, – Ist das Stahlroß nur allein! – Sei’s benutzt von Groß und Klein – Stets zu Fahrers Heile!

5. Kühner Fahrer, fahr so weiter, – Bleib in Freundeskreis stets heiter, – Wenn gestärkt sind Kraft und Muth, – Gemüthlichkeit das ihre thut, – Drum „All Heil“ dem Stahlroß!

Velociped-Klub Darmstadt.     
A. Hülle.     
[38]
Nr. 61. Kühn, kräftig, klug und kummerfrei.
Mel.: Stimmt an mit Hellem, hohem Klang.

1. Kühn, kräftig, klug und kummerfrei im Denken und Beginnen! – Sei deutschen Radlers Feldgeschrei, will er die Welt gewinnen.

2. Kühn, wenn durch’s Land er eilt so jach, wie mit des Adlers Schwingen, – Wenn ihn Gefahr und Ungemach zu Muth und Thatkraft zwingen.

3. Kann kraftvoll, wie des Sturmes Weh’n, von Höh’ zu Höh’ er schweifen, – Dann bleibt der Neider staunend steh’n und mag es nicht begreifen.

4. Klug sei er allezeit und treu in seines Geistes Regung – Macht’s doch den Kopf so klar, so frei, heilbringende Bewegung.

5. Kein kummerfrei’res Dasein kann man auf der Erde finden, – Als frisch und frei durch Feld und Tann zu jagen mit den Winden.

6. Kühn sei sein Thun und keck sein Muth, damit er Kraft gewinne, – Klug sei sein Denken, kühl sein Blut und kummerfrei die Sinne.

Radf.-Verein „Sport“, Berlin.     
Karl Hedrich.     
Nr. 62. Radfahrers Testament.
Mel.: Ihr Brüder, wenn ich nicht mehr trinke.

1. Ihr Brüder, wenn ich nicht mehr fahre und unbenutzt mein Stahlroß steht, – Dann liege ich bald auf der Bahre, ja, dann’s mit mir zu Ende geht. – Doch komm’ der Sens’mann, wann er wolle, ich bin zu sterben stets bereit, – :,: Nur jeder treue Fahrer zolle noch dem Begräbniß etwas Zeit. :,:

2. Doch machet nur nicht viel Getose mit meinem Sarg und dem Gewand, – Laßt ruh’n mich in der Fahrerblouse, die Trillerflöte in der Hand. – Begrabt mich in der Fahrschulhalle, wo ich so manche Runde fuhr, – :,: Wo ich auch schon mal kam zu Falle, ihr Freunde, da begrabt mich nur. :,:

3. Daß ich nun auch kann weiter fahren, wenn ich in jener Welt erst bin, – Schickt mir, ihr lieben Kameraden, zum Jenseits mein Bicycle hin. – Weil ich nun nicht war fromm auf Erden, seh’n ich mich nach der Hölle Licht, – :,: Denn sollt’ ich Himmelsbürger werden, so litt der Gott das Fahren nicht. :,:

Bielefelder Velociped-Klub.     
L. Cammerecker.     
[39]
Nr. 63. Was kümmert mich die ganze Welt?
Mel.: O alte Burschenherrlichkeit.

1. Was kümmert mich die ganze Welt, sitz ich auf meinem Rade, – Ich bin vergnügt und singe froh: es ist doch jammerschade, – Daß selbst das große Publikum noch so beschränkt, so herzlich dumm – Und hält, was doch so räthlich, für ungesund und schädlich.

2. Die Götter sind dem Sporte hold, besonders der Gambrinus; – Auch Pluvius, der Regenwurm, jedoch schon etwas minus, – Herr Aeolus oft gar nicht frommt, weil er uns meist entgegen kommt, – Wofür die armen Kranken gar freundlich sich bedanken.

3. Das muß ein schlechter Fahrer sein, der nicht beim Frührothscheine – Den Schlaf sich aus den Augen reibt und macht sich auf die Beine. – Dann saust er hin gleich einem Pfeil und brüllt von Zeit zu Zeit All Heil, – All Heil! ihr Kameraden, Gott stärke eure Waden.

4. Ob jemand nun Pneumatik fährt, ob Dunlop oder Clincher, – Ob jemand einen Affen hat, ob einen Affenpinscher, – Im Grund genommen ist das gleich, er kommt ja doch in’s Himmelreich. – In’s Himmelreich? Ja woll ja! — Das ist schon lange voll ja.

5. Wird man nun alt, die Glieder steif und fließt das Blut andante, – So laß ich doch vom Sport nicht ab und mach’ ihm keine Schande. – Der Doctor hilft beim Training mir, ich nehm’ ein letztes Elixir, – Dann lös’ ich alle Zweifel und fahr’ vergnügt zum Teufel.

Victor E. Stuhl, Berlin.     
Nr. 64. Radlerlust.
Mel.: O alte Burschenherrlichkeit.

1. Wenn dich der Griesgram packt mit Macht, sind überreizt die Nerven, – Gelingt dir’s nicht bei Tag und Nacht die Sorgen abzuwerfen: – So eil’ mit deinem treuen Rad frühtags aus dem Gewühl der Stadt, – Fahr schnell hinaus ins Freie, daß sich dein Geist erneue.

2. Wie scheint die Sonne klar und hell, dich grüßen Wies’ und Auen. – Du eilst vorbei an Bach und Quell’, hoch über dir im Blauen – Zieh’n Vögel singend durch die Luft, und Gottes Welt dir laut zuruft: – „Laß ab von deinen Sorgen, denk’ heut’ nicht an das Morgen!“

3. Nun nimmt dich auf der grüne Dom mit seinen weiten Hallen, – In ihm pulsirt des Lebens Strom, Befreiung bringt er allen. – Horch! aus dem grünen, kühlen Wald All Heil! es dir entgegen schallt, – All Heil auf deinen Wegen, mit dir des Himmels Segen! [40] 4. Du athmest tief, die Luft wird frei, dein Auge blickt schon heiter, – Philisterthum, Duckmäuserei, die kümmern dich nicht weiter. – Rasch durch die Adern strömt das Blut, du rufst mit frischem Lebensmuth: – Trübsinn sei abgeladen, All Heil, ihr Kameraden.

5. Preist hoch den edlen Radfahrsport, den echten Sorgenbrecher, – Er ist des Frohsinns sich’rer Hort, reicht uns den Freudenbecher; – Er badet Leib und Seele jung und giebt dem Geiste neuen Schwung. – Wir wollen uns ihm weihen, er möge blüh’n, gedeihen!

Einzelfahrer-Verein „Zwangl. Radler“, Hamburg.     
H. Leue.     
Nr. 65. Seufzer eines Lernenden.
Frei nach Victor von Scheffel.

1. Das ist beim Lernen häßlich eingerichtet, daß alle Räder stets ein Herz von Stahl, – Und hab’ ich auch nach Regeln mich gerichtet, es wirft voll Tücke ab mich jedesmal. – Oft bin ich schon beinah’ so weit gewesen, doch, ach, ich fühl’s, es war nur eitler Schein, – Behüt dich Gott, es wär’ so schön gewesen, behüt dich Gott, es hat nicht sollen sein!

2. Leid, Neid und Haß, auch ich hab’ sie empfunden, doch gleichen sie nicht meiner jetz’gen Noth, – Einst träumt von Frieden ich und stillen Stunden, jetzt von Collodium, Pflaster nur und Jod! – Auf Zweirad’s Rücken wollt’ ich ganz genesen, doch flick ich jetzt an Arm, Gesicht und Bein, – Behüt dich Gott, es wär’ zu schön gewesen, behüt dich Gott, es hat nicht sollen sein!

3. Die Wolken flieh’n, der Wind saust durch die Blätter, hernieder fällt ein Regen allsogleich, – Zum Fahrenlernen just das rechte Wetter, man fällt so sanft, so sicher und so weich. – Doch Uebung wird mich bald davon erlösen, dann kann der Spott dies Wort mir nicht mehr weih’n: – Behüt dich Gott, es wär’ zu schön gewesen, behüt dich Gott, es hat nicht sollen sein!

Berliner Radfahrer-Klub „Borussia“.     
Oskar Birkholz.     
Nr. 66. Radfahrers Glück.
Mel.: Grad’ aus dem Wirthshaus.

1. Stand eine Schenke weit draußen beim Wald, kam auch ein durst’ger Radfahrer gar bald. – Hatte der Wirth ein Goldtöchterlein fein, lieblich wie Maitag und Lenzsonnenschein. – La la la la la la la la la la la la la la la la la la la la la la.

2. Liebte der rasche Geselle gar bald dies jugendholde Lenzblümchen vom Wald; – Als er es küßte, das liebliche Kind, klagt es: „Du bist wohl so treu wie der Wind?“ [41] 3. Kam just ein Wand’rer auf mühsamem Pfad, rief der Geselle: da, nimm dir mein Rad, – Kehre damit in die Heimath zurück, sage, da draußen fand Einer sein Glück!

Linz.     
Gutta Tobisch.     
Nr. 67. Versus memoriales vom Niederrhein.
Mel.: Studio auf einer Reis’.

1. Der Bicyclist auf seiner Fahrt hört manches Dictum eig’ner Art; – Damit ’s die Nachwelt nicht verliert, ward hier ein jedes registrirt.

2. Ob schwankend er im Sattel sei, ob gut er fährt, ganz einerlei; – Philister giebt’s viel in der Welt, was rufen sie: „He fällt, he fällt!“

3. Spießklätscher, das weiß jedes Kind, ganz übermäßig witzig sind: „Zog, Jong, ech hätt ’ne große Bitt’, breng mich en Päckske Tabak mit.“

4. Ein Städtlein hab’ ich jüngst passirt, in das kein Rad je arrivirt, – Das gab ein Staunen, ach und o – und Alle riefen: „Kieck ens do!“

5. Sieh’, Vater, fix, do küt en Rad, dat löppt alleen, dat is en Staat; – Wat sett da dropp? is dat ’ne Mann? „De Düwel kommt am Spulrad an!“

6. Zog, Mann, wo hatt’ ihr eure Schell’? So klingelt doch, fahrt ihr so schnell, – Ihr logt nach öm, zum Schwenzelenz, so pfeif doch laut und „Schell mal ens!“

7. Da kommt ene! sähd ’ne andre Mann, all wieder mit dat „Drehrad“ an, – Jong, ihr verliert die Oogenbrell, Herr „Scheerenschlieper“, halt doch stell!

8. Doch weh! speit der Fabriken Thor die hundertköpf’ge Meng’ hervor. – Dann setze schnell dich in Galopp, was brüllen sie? „Lot mech ens dropp.“

9. Was man auch ruft, das rath’ ich an: Dank freundlich stets, mein lieber Mann. – Hör’, was ein alter Fahrer spricht: „Mensch, ärg’re auf dem Rad dich nicht!“

Rheydter Rad-Klub.     
Gräfe.     
Nr. 68. Einst.
Mel.: Aus Waffenschmied.

1. Einst waren die Räder aus Eisen und Holz, der Auftritt er fehlte wohl gar, – Doch trotzdem war man auf sein Wäglein gar stolz, so fuhr man dahin manches Jahr. – Die Arbeiter schimpften aus voller Kehl’, kein Bauersmann wich uns da von der Stell’ – ;,: Die Pferd’ haben alle gescheut, :,: :,: das war eine köstliche Zeit. :,;

2. Wollt’ einer da lernen das Fahren am Rad, so ging er hinaus vor das Thor, – Dort wurde geradelt ob früh oder [42] spat, das Gleichgewicht mancher verlor. – Die Leute sie gafften und lachten zumal, wenn Rößlein und Reiter kamen zu Fall. – :,: Es gab keine Fahrschul’ wie heut, :,: :,: das war eine köstliche Zeit. :,:

3. Das klingende Glöcklein, das heute man hat, vonnöthen war’s nicht meiner Seel’, – Das Rasseln der Räder war stark in der That und schlottrig war auch das Gestell. – Und wollte man fahren die Lande zu seh’n, zum Burgfrieden mußte zu Fuß man geh’n. – :,: Die Polizei fand das nicht weit, :,: :,: das war eine köstliche Zeit. :,:

4. Einst band man den Gummi mit Draht auf das Rad, von Kitte war noch keine Spur. Mit Kugeln im Lager gab’s dort noch kein Rad, und mancher nahm Wagenschmier nur. – Und brach einmal einem sein Wäglein entzwei, da zog man noch keinen Mechaniker bei, – :,: Es war gleich der Dorfschmied bereit, :,: :,: das war eine köstliche Zeit. :,:

5. Es war einst ein Jüngling mit lockigem Haar, an Muth und an Hoffnungen reich, – Im Fahren von jeher ein Meister fürwahr: an Fleiße kam keiner ihm gleich. – – Er liebte sein Hochrad trotz manch bösem Fall, er haßte die niedlichen Rädlein all’, – :,: sein Herz war dem Hochrad geweiht, :,: :,: das war eine köstliche Zeit. :,:

Münchener Velociped-Klub.     
H. M. Heimerl.     
Nr. 69. Des Radfahrens Vorzüge.
Mel.: Wer nicht liebt Wein.

1. Die meiste Freud auf Gottes Welt kann nur mein Rad mir geben, – Und ob Ihr Mord und Zeter schreit, ohn’ Rad kann ich nicht leben. – Es treibt den Trübsinn von mir fort, macht mir zum Himmel jeden Ort, – Drum wer ein stählern Rad nennt sein, der stimme fröhlich mit mir ein: – :,: Nur wer fährt das Doppelrad, des Lebens rechte Freude hat. :,:

2. Als erste Gabe reicht es dir, schwörst du zu seiner Fahne, – Gesundheit, dieses schöne Gut, der Lebensschüssel Sahne, – Und wie das Sprichwort schon beweist: Im starken Körper starker Geist. – Drum, willst du starken Geistes sein, so stimme fröhlich mit mir ein: – Nur wer etc.

3. Als zweites, das es dir verleiht, willst du dem Rad dich weihen, – Nenn’ ich dir gar ein hohes Gut: den stolzen Muth, den freien: – Denn wer das Rad, das nicht kann steh’n, als Eilfahrzeug sich auserseh’n, – Der kann doch nie ein Feigling sein, drum Brüder stimmet mit mir ein: – Nur wer etc. [43] 4. Doch letztes allerhöchstes Gut erkenn’ ich in dem Bande – Das fest umschlingt die Fahrer all, die Lieb’ zum Vaterlande! – Denn nennet einen Einz’gen mir, der es so kennen lernt wie wir! – Recht lieben lernen wir’s allein, drum stimmet alle mit mir ein: – Nur wer etc.

Bicycle-Klub Germania, Hannover.     
Nr. 70.
Mel.: Wer will unter die Soldaten.

1. Wer will auf der Rennbahn siegen, :,: der muß sein in guter Form :,: – Denn sonst wird er unterliegen und blamirt sich ganz enorm. – :,: Drum recht wacker nur trainiren und nicht allzuviel poussiren. – Beefsteak aber frei vom Fette und nachher hübsch früh zu Bette. – Steh’ dann morgens fünf Uhr auf und beginn’ den Trainigslauf. :,:

2. Wähl’ als Starter zum ablassen dir ’nen treuen Kamerad. – Die Maschine muß er fassen und giebt dann ’nen Schub dem Rad. – Schon’ zuerst nur deine Kräfte, das ist Kunstgriff beim Geschäfte, – Doch mitunter mußt du führen, würdest sonst dich nur blamiren, – Doch sei nicht solch dummer Thor und schieß gar’ zu ofte vor.

3. Läutet man zur letzten Runde, dann bleib’ ja recht dichte auf, – Es entscheidet die Sekunde und der letzte Kurvenlauf. – Kommt nun die Gewinnerseite, dann paß auf, sonst machst du Pleite, – Leg’ zum Spurt dich nun vornüber, und beim ersten schieß vorüber, – Es schreit alles dann All Heil! und der Sieg wird dir zu theil.

Nr. 71. Was ich liebe.
Mel.: Deutschland, Deutschland über alles.

1. Was ich liebe auf der Erde, laßt mich rühmen froh und laut, – Was ich ewig rühmen werde ist die schmucke Eisenbraut, – Ist mein Stahlroß, das ergeben fromm und treu mir allezeit, – Darum sei in meinem Leben Lieb’ und Treu ihm auch geweiht.

2. Was ich liebe auf der Erde, was zum wandern mich beseelt, – Was ich ewig lieben werde ist die weite Gotteswelt. – Auf dem Rade sie durcheilen, schauen sie in holder Pracht. – Diese Lust mit Freunden theilen mich so reich, so glücklich macht.

3. Was ich liebe auf der Erde in Gefahr und Sturm und Graus, – Was ich eifrig lieben werde, ist das theure Vaterhaus. – Wenn mir Vöglein Grüße bringen in die Ferne, wo ich bin: – Auf des Rades kühnen Schwingen flieg ich nach der Heimath hin. [44] 4. Was ich liebe auf der Erde immerdar in Freud’ und Schmerz, – Was ich ewig lieben werde ist des Liebchens treues Herz. – Wenn ich in der Ferne weile mischt die Sehnsucht sich zur Lust: – Trägt das Rad mit Windeseile mich zurück an Liebchens Brust.

5. Ja die schöne Gotteserde, Flur und Wald und Berg und Thal, – Mit der Heimat trautem Herde bietet Freuden ohne Zahl. – Drum die lustbestreuten Pfade zieh ich froh von Land zu Land, – Und dem Liebchen und dem Rade weih’ ich innig Herz und Hand.

Verfasser unbekannt.     
Nr. 72. Ergo bibamus.
Mel.: Hier sind wir versammelt.

1. Willkommen, ihr Freunde, zu löblichem Thun, ihr Ritter vom Rade: bibamus! – Die Räder, sie rasten, die Glocken, sie ruh’n, drum Sportkameraden: bibamus! – Das heißt noch ein altes, ein kräftiges Wort, erfrischet und stärket die Seele sofort, – Es passet dem Radler an jeglichem Ort: :,: das herrliche: ergo bibamus! :,:

2. „All Heil!“ Kameraden aus Ost und aus West: Heut klinget das Motto: bibamus! – Wir denken, ihr Freunde, ans Wiegenfest, zum Schmollis ein ganzes: bibamus! – Das Knäblein, es wuchs trefflich jegliches Jahr, gedeihet und bessert sich täglich führwahr: – Drum schalle ein floreat kräftig und klar, flott rolle sein Rädlein: bibamus!

3. Doch wo auch der Deutsche zum Trinken sich setzt und rufet ein fröhlich bibamus, – Gedenkt er der Lieblichen nicht zuletzt: Es lebe die Schöne: bibamus! – Hoch, Mägdlein, mit schwarz-braunem Augenpaar! Ein Vivat der Holden mit goldblondem Haar! – Dem Ritter vom Rade sind hold sie führwahr: Die Blume dir, Mägdlein! – bibamus.

4. Doch eins bleibt zu thun noch, was alle erfreut, den Gästen gilts, die erschienen, – Der mühevolle Weg ward keinem zu weit, man siehts an den fröhlichen Mienen. – Erhebt euch, ihr Mannen, schon leert sich das Faß, nun füllet die Gläser mit köstlichem Naß, – Zu Ehren der Gäste, drauf leeret das Glas: Ein Schmollis – All Heil und bibamus!

Gräfe.     
Nr. 73. Die alten Deutschen.

1. Sitz’ ich im Kreis der Sportskollegen, und nehm das volle Glas zur Hand, – Stets wird der deutsche Geist sich regen, ich nippe nicht nur an dem Rand! – Die Väter haben’s uns gelehrt! wie man die vollen Humpen leert! – Die alten Deutschen etc. [45] 2. Gott Bacchus wie Gambrinus ehrte, bekanntlich stets ein volles Glas, – Der eine auf dem Thron es lehrte, der andre tranks auf seinem Faß. – Auf dem Gefährt der Bicyclist gleich Bacchus, gleich Grambrinus ist! – Die alten Deutschen etc.

3. Laßt Bacchus und Gambrinus loben, doch auch den Vätern heut’ ein Wort, – Sie schauen wohl gewiß von oben voll Stolz auf unsern deutschen Sport! – Sie trinken wohl zu seiner Ehr mit einem Zug ’ne Tonne leer! – Die alten Deutschen etc.

4. Wenn heute Tacitus noch lebte, und die „Germania“ heute schrieb, – Er sicher freudevoll erbebte, daß alles noch beim Alten blieb. – Und säh’ er uns, er schrieb hinein in seinem markigen Latein: – Die jungen Deutschen trinken noch eins, sie wohnen am Ufer des Rheins, – Sie trampeln auf dem Zweirad herum, und trinken immer noch eins!

Berliner Bicycle-Klub „Germania“.     
Oskar Birkholz.     
Nr. 74. Radfahrer-Treue.
Mel.: Stimmt an mit hellem, hohen Klang.

1. So lang mir Gott noch Kraft verleiht, mein Doppelrad zu treiben, – :,: Will ich mit ganzem Herzen auch dem Sport ergeben bleiben. :,:

2. Mein blankes Rad aus Stahl gebaut, hat Treue mir geschworen, – :,: Drum hab’ ich es für immerdar zur Liebsten auserkoren. :,:

3. Und wenn die Sonne sich erhebt mit ihrem Strahlenkranze, – :,: Dann blitzt mein Rad so froh mich an und ladet mich zum Tanze. :,:

4. Der Tanzsaal ist die weite Welt, drin wir uns fröhlich drehen, – :,: Und sieht uns eine holde Maid, dann ist’s um sie geschehen. :,:

5. Dann weint sie sich die Augen roth, möcht’ liebend mich umfassen, – :,: Jedoch mein schmuckes Eisenlieb werd’ nimmer ich verlassen. :,:

6. Ich werfe mich in seinen Schoß, laß’ mich von dannen treiben – :,: Und will, so lang mich Gott erhält, dem Sport ergeben bleiben. :,:

Radf.-Verein „Sport“, Berlin.     
K. Hedrich.     
Nr. 75. Dem schneidigen Fahren.
Mel.: Wir winden dir den Jungfernkranz.

1. Früh morgens, eh’ die Sonne scheint, besteigen wir die Räder, – Stumm geht es fort, wie schön die Welt, fühlt froh von uns ein jeder. – :,: Frisch auf, frisch auf! Schnell wie der Pfeil. All Heil, all Heil! :,: [46] 2. Doch ist erklomm’n der erste Berg, hoch ’raus die Brust wir heben, – Und rufen laut: „Brillant, brillant ist doch Radfahrers Leben!“ – :,: Frisch auf, frisch auf etc. :,:

3. Ein sanfter Wind gemach uns treibt, er muß uns Hilfe borgen, – Ob er uns immer günstig bleibt, das macht uns wenig Sorgen. – :,: Frisch auf, frisch auf etc. :,:

4. Seht, hier ein Weg, wie Asphalt glatt, laßt uns den Wind besiegen, – Und wahrlich, ganz brillant, brillant wie Sturmgebraus wir fliegen. – :,: Frisch auf, frisch auf etc. :,:

5. Der Wind bleibt ganz verwundert stehn und fühlt uns an die Nasen, – Seid ihr verrückt mit einem Mal, so toll dahin zu rasen? – :,: Frisch auf, frisch auf etc. :,:

6. Doch lachend rufen wir zurück: dies können wir nur finden – Ganz wunderbar brillant, brillant, grüß’ uns die Maid dort hinten! – :,: Frisch auf, frisch auf etc. :,:

7. Sind wir am Ziel dann angelangt, springt aus der Tasch’ der Heller: – Bring’ uns, du hübsche Kellnerin, was gut’s aus Küch’ und Keller! :,: Frisch auf, frisch auf etc. :,:

8. Manch’ gutes Wort, manch froher Scherz, versüßt uns Trank und Speise: – Das ist fürwahr brillant, brillant, es leb’ Radfahrers Reise! – :,: Frisch auf, frisch auf etc. :,:

9. Und auf der Rückfahrt, siehst du wohl, da will der Wind sich rächen, – Doch wozu haben wir denn Kraft, als Windes Macht zu brechen; – :,: Frisch auf, frisch auf etc. :,:

10. Gesiegt wird doch, und bald zu Haus sind wir beim Trunk, dem klaren, – Wir fühl’n uns ganz brillant, brillant, All Heil dem schneid’gen Fahren! – :,: Frisch auf, frisch auf etc. :,:

Nr. 76. Jung Heini’s Fensterparade.

1. Es strampelt schön Heini zum Thore hinaus, juchhe! – Er strampelt vorbei an des Liebchens Haus, juchhe! – Ihr Antlitz das taucht sich in rosige Glut, – Er zieht gar tief und schneidig den Hut, juchhe, juchhe, juchhe!

2. Doch ach, er hatte des Weges nicht Acht, o weh! – Denn als er ihr seinen Gruß gebracht, o weh! – Da lief ihm ins Rad ein großes Schwein, – Der Schlachter trieb’s grade zum Thore herein, o weh, o weh, o weh!

3. Der Radler purzelt, das Liebchen wird blaß, o je, – Die Gosse war voll und der Heini ist naß, o je! – Die Hose zeigt hinten ein großes Defect, – Das hat er sich rasch mit den Händen bedeckt, o je, o je, o je!

4. Er eilte zum Schneider und furcht die Stirn, ei, ei! – Schnell, Meister, herbei mit Nadel und Zwirn, ei, ei! – Frau Meisterin, geb’ sie mir einen Schwamm, – Die Gosse war tief und die Hose war klamm. Ei, ei, ei, ei, ei, ei! [47] 5. Und radelt er wieder die Straße herab, o weh! – Da kehrt sich fein’s Liebchen vom Fenster ab, o weh! – Ach, wör nicht just kamen dat grote Swin, – Denn schöll in veer Weeken de Hochtied sin. O weh, o weh, o weh!

6. Drum, Heini, mein lieber Heini mein, ja, ja! – Nimm stets dich in Acht vor ’nem großen Schwein, ja, ja! – Man läßt sich’s gefallen bei Dreikart und Skat, – Doch ist es vom Uebel auf schwankendem Rad! Ja, ja, ja, ja, trala!

Hoyaer Wochenblatt.     
Nr. 77. Neues Volkslied nach alter Melodie.

1. In einem kühlen Grunde da liegt ein altes Rad; – Das Mädel ist verschwunden, die mir’s zertrampelt hat.

2. Ich hatt’ ihr Treu’ versprochen, lieh ihr mein Rad dabei; – Das Rad hat sie zerbrochen, die Treu’ ging auch entzwei.

3. Nun möchte ich wohl fliegen in manche Rennbahnschlacht. – Auf den Chausseen liegen bei Tage und bei Nacht.

4. Ich möcht’ als Champion reisen hinaus in alle Welt – Und ringen dort nach Preisen, verdienen gutes Geld.

5. Seh’ ich das Zweirad liegen, weiß ich, was nöthig thut: – Ich laß es repariren – und All’ns ist wieder jut!

Nr. 78. Lied eines Berliner Jungen.

1. Mein Been is stramm un jroß mein Muth, koof, Vater, mir en Rad! – Verachte nich Dein Fleesch un Blut, hast selbst ja eens jehatt!

2. Det Dingrichs laßt mir keene Ruh, mir kribbelt Fuß un Hand, – Ick strampelt’ jerne, stolz wie Du, nu ooch for’t Vaterland!

3. Als ick ’ne kleene Krabbe war, hatt’ ick schonst Freide dran. – In’s Bette treimt ick von Jefahr un fiehlte mir als Mann.

4. „All Heil, All Heil!” so rief ick oft, wenn morjens ick erwacht; – Hab’ ooch ’ne Schote, det et pufft, den Schutzmann – – zujedacht.

5. Als neilich erst der Sportklub hier de Mulackjasse fuhr, – Da, weeste Vater, jab et mir en’ Stoß in de Natur!

6. Da standen mit des off’ne Maul de Jungens jroß un kleen, – Ick aber, Vater, war nich faul un griff mir jleich an’t Been.

7. Mein Been wird stramm un jroß mein Muth, koof, Vater, mir en Rad! – Wenn’t noch so ville kosten dhut, du machst de Sache jlatt.

[48]
Nr. 79. Dat grote Rad.

1. Wenn ick malins uns’ Herrgott weer, min Erst, dat weer nu dat: – Ick neem soforts min Allmacht her un bugt’ mi ’n grotes Rad! – En Rad, bet an den Maand so hoch un as de Sünn so rund, – De Kilometerfreters flog ick dormit up den Mund!

2. Wenn ick malins uns’ Herrgott weer, min Tweetes, dat weer dat: – Ick neem min korten Büren her un sett mi up dit Rad. – Denn föhrt’ ick los von Steern to Steern uns makt en Himmelsritt; – Min lüttje, smucke, dralle Deern, de müßt natürlich mit!

3. Un harr ick denn so mennig Johr an’n Himmel ’rumkarjolt, – Weer hungrig worr’n un dörstig gor, de Deern intwischen ohld, – – Denn kreeg ick’t Fohr’n wull endlich satt un schreeg, so lud ick kunn: – „Leew’ Herrgott, help mi vun dat Rad un doch man wedder run!“

Nr. 80. Berliner Volkslied.

1. Mein Lieb ist eine Radlerin, gebürtig zu Berlin, – Sie trägt, wenn ich nicht irrig bin, ein Kleid bis zu den Knie’n; – Doch schöner als ihr kurzes Kleid ist ihrer Strümpfe Pracht; – Mir wird das Herz vor Sehnsucht weit, wenn sie mich angelacht.

2. Sie radelt durch den Grunewald und am Kurfürstendamm, – Die blöde Menge läßt sie kalt, sie strampelt immer stramm. – Sie fährt bis in die Nacht hinein nach Sonnenuntergang, – Viel Menschen stehen da und schrei’n: „Seht ’mal, da is wat mang!“

3. Ich hab’ das Mädel gar zu lieb, weil sie so schneidig fährt, – Es hat der kleine Herzensdieb mir ganz den Sinn bethört; – Mir wird so weh, mir wird so bang, treff’ ich sie dort allein! – Ich möcht’ wohl zwei, drei Wochen lang ’mal ihr Verlobter sein!

Nr. 81. Der gute Kamerad.

1. Ich hatt’ einen Kameraden, – Einen bessern find’st du nit. – Es ging zum Wettfahrtstreite, – Ich fuhr an seiner Seite – Und machte für ihn Schritt.

2. Ein Knüppel kam geflogen – Aus Bauernburschen Hand; – Ihn hat es weggerissen, – Er fiel zu meinen Füßen – Vom Rade in den Sand.

3. Darf dir die Hand nicht reichen, – Mein guter Kamerad; – Kann meine Wuth nicht zügeln, – Muß erst den Lümmel prügeln, – Der dich geworfen hat!

[49]
Nr. 82. Verlassen bin i.

1. Verlassen, verlassen, verlassen bin i, Wia der Stan auf der Straßen, ka Diandl mag mi, – Drum ziah i mei Radel in’s Frei bald hinaus – Und lenk’s in den Wald ’nei und fahr’ mi recht aus.

2. Im Wald steht a Hügerl, viel Bleamerln blühn drauf, – Das Hügerl das fahr i gar langsam hinauf; – Doch eili geht’s nunter, da schlag i lang hin; – Dann mirk i recht deutli, wia verlassen i bin!

Nr. 83. Volksweise.

1. Sah ein Knab’ ein Rädlein stehn, Rädlein in dem Laden, – War so rund, so wunderschön, ging er schnell, es nah zu sehn, dacht, das könnt’ nicht schaden. – Rädlein, Rädlein, Rädlein rund, Rädlein in dem Laden.

2. Knabe sprach: „Ich nehme dich, Rädlein aus dem Laden“. – Rädlein sprach: „Denn fall’ man nich, daß du ewig denkst an mich, hast ja keine Waden!“ – Rädlein, Rädlein, Rädlein rund, Rädlein aus dem Laden.

3. Und der böse Knabe nahm ’s Rädlein aus dem Laden; – Als er an die Ecke kam, lag er auch schon auf’n Damm, konnt’ ihm garnicht schaden. – Rädlein, Rädlein, Rädlein rund, Rädlein aus dem Laden.

Nr. 84. Dem deutschen Radfahrer-Bunde.
Gesungen auf der Gaufahrwart-Versammlung zu Magdeburg, 18. März 1900.
Mel.: Ich bin ein Preuße.

1. Begeistert schalle heut’ aus uns’rer Runde – Ein donnernd Hoch dem herrlichen Verband. – All Heil! All Heil! dem deutschen Radlerbunde, – Der stolz empor gedieh’n im deutschen Land. – Es ist aus Süd’ und Norden – Ein Freundschaftsbund geworden, – So weit die deutsche Muttersprache klingt – Und deutscher Treu’ ein herrlich Loblied singt.

2. Stolz strebt empor die starke Bundeseiche, – Ihr grünes Dach wiegt sich im gold’gen Licht, – Fest grub die Wurzel sich im Felsbereiche – Und wie der Sturm auch bläst, sie wanket nicht. – Mag sie, trotz Wetterschauern, – Die Zeiten überdauern, – Ein hehres Zeugniß uns’rer Wirksamkeit, – Wenn wir schon längst von allem Weh befreit.

3. „Wir wollen sein ein einig Volk von Brüdern!“ – So klang des Dichters herrlicher Gesang. – „Wir wollen treu uns sein an Haupt und Gliedern,“ – So rief das Volk aus vollem Herzensdrang. – Dann ist aus deutschen Landen [50] – Das deutsche Reich erstanden. – Groß, stark und frei des Friedens Schirm und Schutz, – So beut’ es allen seinen Feinden Trutz.

4. Und wie das Reich so herrlich thät erblühen, – Daß sich mit Stolz des Bürgers Brust erfüllt, – So wuchs auch unser Bund durch Kampf und Mühen, – Der Nebel schwand, der einst den Blick umhüllt. – Es ist in deutschen Landen – Dem Sport ein Hort erstanden. – Drum schall’ es freudig jetzt aus jedem Mund: – „All Heil! All Heil! dem deutschen Radlerbund!“

K. Hedrich.     
Nr. 85. All Heil!
Gesungen auf der Gaufahrwart-Versammlung zu Magdeburg, 18. März 1900
Mel.: Crambambuli, das ist der Titel.

1. All Heil! der Radfahrsport soll leben! ihm gelte dies fidele Lied, – Das, um die Stimmung froh zu heben, jetzt jubelnd durch die Halle zieht. – Wir lieben all’ die Radelei und sind mit Leib und Seel’ dabei. – Was sich die Welt erobert hat, das ist das Rad!

2. Wie lag die Welt doch einst im Argen, als noch das Radeln unbekannt; – Man hatte mit der Zeit zu kargen und kam nur selten über Land. – Jetzt aber ist kein Weg zu weit; man schafft sehr viel in kurzer Zeit, – Fliegt wie der Wind von Stadt zu Stadt auf treuem Rad!

3. Der Radelsport greift immer weiter und steigt empor zu schönstem Glanz. – Sogar die Zunft der Sonntagsreiter Verschwindet eines Tages ganz – Und spricht zum trauten Weggenoß: So leb denn wohl, du altes Roß! – Ich reite jetzt durch Dorf und Stadt nur noch per Rad!

4. Doch nicht nur Männer sieht man radeln in unsrer fortgeschritt’nen Zeit, – Es sitzt, und Keiner wird’s mehr tadeln, auch stolz zu Rad die Weiblichkeit! – Einst übte sie von früh bis spät das alte Nähmaschin-Getret! – Jetzt aber wandte sich das Blatt – jetzt tritt sie Rad!

5. Es dient das Rad dem Weltverkehre, schon radelt eifrig Jung und Alt, – Da hindert selbst nicht Körperschwere, die schwindet bei dem Radeln bald. – Hier radelt noch ein Großpapa und dort die Schwiegerma-ma-ma. – Kurz, Alles, was da Beine hat, das steigt auf’s Rad!

6. Noch manch ein Wunder wird geschehen, von dem noch nichts geschrieben steht. – Einst wird als Monstrum angesehen, wer überhaupt zu Fuße geht. – Das letzte Vorurtheil, es fällt, man kommt per Rad schon auf die Welt – Und ruft: Das geht nochmal so glatt, All Heil das Rad!

Ernst Heiter.     
[51]
Vereins-Lieder des Gau 19 des D. R.-B.




Nr. 86. Klublied des Radfahrerklubs von 1894 Neustrelitz.

1. Auf, Radler, singt vereint im Freundeskreise – :,: Ein lustig’ Lied, :,: – Daß heit’re Stimmung bringe uns’re Weise – :,: Und froh’ Gemüth. :,: – Was giebt es Schön’res wohl auf dieser Erden – :,: Als Radfahrsport, :,: – Wenn wir in schnellem Flug getragen werden – :,: von Ort zu Ort. :,: – Radeln, radeln durch die ganze Welt, – Radeln, radeln ist’s, was uns gefällt. – Ob Berg, ob Thal, uns bleibt all’ Mal nur diese eine Wahl: – Radeln durch die ganze Welt, das ist’s, was uns gefällt.

2. Wir sausen schnell in frischer Morgenkühle – :,: Dahin in Hast. :,: – Nach vielen Kilometern nach dem Ziele – :,: Da macht man Rast. :,: – Im schatt’gen Hain, auf moos’gem Waldesgrunde – :,: Deckt man den Tisch! :,: – Zur Labung wird die schöne Kost dem Munde, – :,: Damit wir frisch. :,: – Radeln, radeln durch die ganze Welt etc.

3. Ist einst ein Radlerherz in Liebesbangen, – :,: Berückt der Sinn, :,: – So hat durch ihre Reize doch gefangen – :,: Die Radlerin. :,: – Du holde Schöne, sprich, was soll ich geben? – :,: Ich lieb’ dich sehr. :,: – Ich opf’re gern für dich mein ganzes Leben, – :,: Was willst du mehr? :,: – Radeln, radeln durch etc.

4. Wenn wir vollbracht die ird’sche Lebensreise, – :,: Sei’s abgethan, :,: – Dann treten wir nach echter Radlerweise – :,: Die Schlußfahrt an, :,: – Bis uns der lange, weite Ritt gelungen, – :,: Vor Petrus Thür. :,: – Ei, ruft der Alte, liebe, brave Jungen, – :,: Was macht denn ihr? :,: – Radeln, radeln durch die ganze Welt, – Radeln, radeln bis zum Himmelszelt. – Ob Berg, ob Thal, uns bleibt all’ Mal nur diese eine Wahl: – Radeln durch die ganze Welt, das ist’s, was uns gefällt.

F. St.     
[52]
Nr. 87. Rostocker Radfahrer-Verein von 1886.
Mel.: All Heil’s-Marsch.

1. Der gelbe Greif im blauen Feld, der sieggewohnte Aar, – Der fest und treu zusammenhält uns ganze Radlerschaar, – Der ist im Lande weit und breit bekannt bei Jung und Alt, – Denn stets, wo heißer Kampfesstreit, zeigt sich des Greif’s Gestalt. – Des Banners stolze Farbenpracht umschlinget uns’re Reih’n: – All Heil! dem Greif, der stets auf Wacht, stets Führer uns soll sein.

2. Durch Feld und Wald, durch Flur und Hain uns schnell das Stahlroß trägt, – Im Blüthenduft, im Sonnenschein das Herz uns schneller schlägt, – Zieh’n wir mit frohem Muth dahin voll Jugendkraft und Lust, – Das Herz so voll, mit leichtem Sinn geschwellt die frohe Brust. – Des Banners etc.

3. Ob alt, ob jung, ob klein, ob groß, ein Jeder fährt es heut, – Das schmucke, schnelle, stählern’ Roß in seinem blanken Kleid. – Kein Ort ist wohl im Erdenrund, der uns nicht preist und ehrt, – Der Felsensteg, der Wiesengrund kennt uns und unser Pferd. – Des Banners etc.

4. Und ruft zum fröhlich frischen Streit der Greif uns einmal hin, – So folgen wir ihm kampfbereit mit sieggewohntem Sinn. – Und thut ein Jeder seine Pflicht, was er vermag und kann, – Wird uns der Sieg als Lohn auch nicht am Ende fehlen dann. – Drum laßt des Banners Farbenpracht umschlingen uns’re Reih’n: All Heil! – dem Greif, der stets auf Wacht, stets Führer uns soll sein.

F.     
Nr. 88. „Wanderfalk“ Rostock.
Mel.: Wohlauf, Kameraden, auf’s Pferd, auf’s Pferd.

1. Der „Falk“ ist ein Vogel recht stolz und kühn und das „Wandern“ ist auch seine Weise; – Kaum zeigen die Fluren das erste Grün, so begiebt er sich auf die Reise. – :,: Und uns geht es wie dem Wanderfalk, drum nennen wir uns nach ihm, dem Schalk! :,:

2. All Heil! Wanderfalken, zum Wandern wohlauf! auf das Rad frohen Muth’s wir uns schwingen. – All Heil! Wir wollen in fröhlichem Lauf die lachenden Fluren durchdringen. – :,: Denn lustig ist ja das Wandern zu Rad: Es führt uns zu einig-geselliger That! :,:

3. Wir fliegen in wonnigem Empfinden dahin, als wär’n wir die Falken der Lüfte; – Doch frei und gemüthvoll ist stets unser Sinn, denn es treibt unser Sport schöne Früchte: – :,: Es stärket die Glieder, es weitet die Brust! O herrliche, göttliche Wandererlust! :,: [53] 4. Und wie unser Stahlroß so stolz uns trägt; es ist sich bewußt kühner Reiter. – Und Mancher verwundert am Wege wohl frägt: Was sind das für muthige Streiter? – :,: Wir kämpfen für deutschen, für männlichen Sport, drum blüh’ und gedeihe er fort und fort! :,:

5. Und haben das Ziel uns’rer Reis’ wir erreicht, so lassen im Kreis' wir uns nieder; – Dann ist uns so wohl, dann ist uns so leicht, daß fröhlich ertönen die Lieder. :,: Und Ehre und Gruß wird dem Bunde zu Theil: All Heil! Unser’m „Wanderfalk“: All Heil! – :,:

C. M.     
Nr. 89. Klublied der 94er.
Eigene Melodie.

1. Radfahrsport, schöner Sport, dir gehört mein Sinn; – Pfeilschnell in die Ferne ziehen wir dahin, – Kraft und Muth, frisches Blut, zauberst du hervor, – Und wo frohe Radler sind, herrscht immer der Humor. – :,: Drum Hurrah, All Heil, Hurrah, All Heil, lust’ge Vierundneunz’ger woll’n wir sein. :,:

2. Hurtig schaart euch zur Fahrt, Sonntags in der Früh’; – Wer nicht schlapp und lässig, fehlet dabei nie. – Tausend Mal ins Pedal tritt der schnelle Fuß, – So tragt in die Ferne ihr der Heimath schönen Gruß. – :,: Drum Hurrah, All Heil etc. :,:

3. Frisch voran, auf der Bahn soll der Renner sein: – Jugendkraft und Ehrgeiz setze stolz er ein. – Wenn am Ziel Freunde viel ihn begrüßen schon, – Winket auch als Sieger ihm des Preises schöner Lohn. – :,: Drum Hurrah, All Heil etc. :,:

4. Fällt der Schnee, da vergeht wohl die Radellust; – Doch ein echter Radler bleibet zielbewußt. – Unentwegt ’s Rad er trägt in den Reigensaal, – Hat er dort die Pflicht erfüllt, geht’s ins Vereinslokal. :,: Drum Hurrah, All Heil etc. :,:

5. Herzlichkeit, Einigkeit, das sei unser Band: – Wir sind liebe Freunde, treu dem Vaterland. – Klublied schall, kräftig hall stets es im Verein, – Wer ein Vierundneunz’ger ist, der stimme heiter ein: :,: Drum Hurrah, All Heil etc. :,:

F. St.     
[54]
Allgemeine Commers-Lieder.


90.

1. Alles schweige! Jeder neige ernsten Tönen nun sein Ohr! – Hört, ich sing’ das Lied der Lieder! Hört es, meine deutschen Brüder. – Hall’ es wieder froher Chor!

2. Deutschlands Söhne, laut ertöne euer Vaterlandsgesang! – Vaterland, du Land des Ruhmes, weih’ zu deines Heiligthumes – Hütern uns und unser Schwert!

3. Hab’ und Leben dir zu geben sind wir allesammt bereit: – Sterben gern zu jeder Stunde, achten nicht der Todeswunde, – Wenn das Vaterland gebeut.

4. Wer’s nicht fühlet, selbst nicht zielet stets nach deutscher Männer Werth, – Soll nicht unsern Bund entehren, nicht bei diesem Schläger schwören, – Nicht entweih’n das deutsche Schwert.

5. Lied der Lieder, hall’ es wieder: Groß und deutsch sei unser Muth! – Seht hier den geweihten Degen, thut, wie brave Bursche pflegen, – Und durchbohrt den freien Hut!

91.

1. Als die Römer frech geworden, sim serim sim sim sim sim, – Zogen sie nach Deutschlands Norden, sim serim sim sim sim sim, – Vorne mit Trompetenschall, täterätetätä, – Ritt der Gen’ralfeldmarschall, täterätetätä, – Herr Quintilius Varus, wau wau wau wau wau, – Herr Quintilius Varus, schnäderäntäng schnäderäntäng schnäderäntängterängtängtäng.

2. In dem Teutoburger Walde, hui! wie pfiff der Wind so kalde! – Raben flogen durch die Luft, und es war ein Moderduft – Wie von Blut und Leichen.

3. Plötzlich aus des Waldes Duster brachen krampfhaft die Cherusker. – Mit Gott für König und Vaterland stürzten sie sich wuthentbrannt – Auf die Legionen.

4. Weh, das war ein großes Morden, sie erschlugen die Cohorten. – Nur die röm’sche Reiterei rettete sich in das Frei’, – Denn sie war zu Pferde.

5. O Quintili, armer Feldherr, wußtest du, daß so die Welt wär’?! – Er gerieth in einen Sumpf, verlor zwei Stiefel und einen Strumpf – Und blieb elend stecken. [55]

6. Da sprach er voll Aergernussen zu Centurio Titiussen: – „Kamerade, zeuch’ dein Schwert hervor und von hinten mich durchbohr’, – Weil doch alles futsch ist.“

7. In dem armen röm’schen Heere diente auch als Volontäre – Scaevola, ein Rechtscand’dat, den man schnöd’ gefangen hat, – Wie die Andern alle.

8. Diesem ist es schlecht ergangen, ehe man ihn aufgehangen, – Stach man ihm durch Zung’ und Herz, nagelte ihn hinterwärts – Auf sein Corpus juris.

9. Als das Morden war zu Ende, rieb Fürst Hermann sich die Hände, – Und, um sich noch mehr zu freu’n, lud er die Cherusker ein – Zu ’nem großen Frühstück.

10. Hui, da gab’s westfäl’sche Schinken, Bier, so viel sie wollten trinken. – Selbst im Zechen blieb er Held, doch auch seine Frau Thusneld’ – Trank walkyrenmäßig.

11. Nur in Rom war man nicht heiter, sondern kaufte Trauerkleider. – Grade als beim Mittagsmahl Augustus saß im Kaisersaal, – Kam die Trauerbotschaft.

12. Erst blieb ihm vor jähem Schrecken ein Stück Pfau im Halse stecken, – Dann gerieth er außer sich und schrie: „Vare, schäme dich, – Redde legiones!

13. Sein deutscher Sklave, Schmidt geheißen, dacht’, euch soll das Mäusle beißen, – Wenn er je sie wieder kriegt, denn wer einmal todt daliegt, – Wird nicht mehr lebendig.

14. Und zu Ehren der Geschichten that ein Denkmal man errichten, – Deutschlands Kraft und Einigkeit verkündet es jetzt weit und breit, – Mögen sie nur kommen!

15. Wem ist dieses Lied gelungen? Ein Studente hat’s gesungen, – In Westfalen trank er viel, drum aus Nationalgefühl – Hat er’s angefertigt.

J. W. v. Scheffel.     
92.

1. Als wir jüngst in Regensburg waren, sind wir über den Strudel gefahren. – Da war’n viele Holden, die mitfahren wollten. – Schwäbische, bairische Dirnen; juchheirassassa! – Muß ja muß der Schiffsmann fahren.

2. Und ein Mädchen von zwölf Jahren ist mit über den Strudel gefahren; – Weil sie noch nicht lieben kunnt’, fuhr sie sicher über Strudels Grund.

3. Und von hohem Bergesschlosse kam auf stolzem, schwarzen Rosse – Adlig Fräulein Kunigund, wollt’ mitfahren über Strudels Grund.

4. „Schiffsmann, lieber Schiffsmann mein, sollt’s denn so gefährlich sein? – Schiffsmann, sag mir’s ehrlich, ist’s denn so gefährlich?“

[56] 5. „Wem der Myrthenkranz geblieben, landet froh und sicher drüben; – Wer ihn hat verloren, ist dem Tod erkoren.“

6. Als sie auf die Mitt’ gekommen, kam ein großer Nix geschwommen, – Nahm das Fräulein Kunigund, fuhr mit ihr in des Strudels Grund.

93.

1. Altheidelberg, du Feine, du Stadt an Ehren reich, – Am Neckar und am Rheine, kein’ andre kommt dir gleich.

2. Stadt fröhlicher Gesellen, an Weisheit schwer und Wein, – Klar ziehn des Stromes Wellen, Blauäuglein blitzen drein,

3. Und kommt aus lindem Süden, der Frühling übers Land, – So webt er dir aus Blüthen ein schimmernd Brautgewand.

4. Auch mir stehst du geschrieben ins Herz gleich einer Braut, – Es klingt wie junges Lieben dein Name mir so traut.

5. Und stechen mich die Dornen und wird mirs drauß’ zu kahl, – Geb ich dem Roß die Spornen und reit’ ins Neckarthal.

Scheffel.     
94.

1. Am Brunnen vor dem Thore da steht ein Lindenbaum; – Ich träumt’ in seinem Schatten so manchen süßen Traum; – Ich schnitt in seine Rinde so manches liebe Wort, – Es zog in Freud’ Und Leide :,: zu ihm mich immer fort. :,:

2. Ich muß auch heute wandern vorbei in tiefer Nacht, – Da hab ich noch im Dunkeln die Augen zugemacht. – Und seine Zweige rauschten, als riefen sie mir zu: – Komm her zu mir, Geselle, hier find’st du deine Ruh’!

3. Die kalten Winde bliesen mir grad’ ins Angesicht, – Der Hut flog mir vom Kopfe, ich wendete mich nicht. – Nun bin ich manche Stunde entfernt von jenem Ort – Und immer hör’ ichs rauschen: Du fändest Ruhe dort.

Wilh. Müller.     
95.
Mel.: Es war ein alter König.

1. Am Rhein, am grünen Rheine, da ist so mild die Nacht – Die Rebenhügel liegen in goldner Mondenpracht. – Und an den Hügeln wandelt ein hoher Schatten her – Mit Schwert und Purpurmantel, die Kron(e) von Golde schwer.

2. Das ist der Karl, der Kaiser, der mit gewalt’ger Hand – Vor vielen hundert Jahren geherrscht im deutschen Land. – Er ist heraufgestiegen zu Aachen aus der Gruft – Und segnet seine Reben und athmet Traubenduft.

3. Bei Rüdesheim, da funkelt der Mond ins Wasser (hi)nein – Und baut (ei)ne gold(e)ne Brücke wohl über den [57] grünen Rhein. – Der Kaiser geht hinüber und schreitet langsam fort – Und segnet längs dem Strome die Reben an jedem Ort.

4. Dann kehrt er heim nach Aachen und schläft in seiner Gruft, – Bis ihn im neuen Jahre erweckt der Trauben Duft. – Wir aber füll(e)n die Römer und trinken im gold(e)nen Saft – Uns deutsches Heldenfeuer und deutsche Heldenkraft.

E. Geibel.     
96.

1. An den Rhein, an den Rhein, zieh’ nicht an den Rhein, mein Sohn, ich rathe dir gut; – :,: Da geht dir das Leben zu lieblich ein, da blüht dir zu freudig der Muth! :,:

2. Siehst die Mädchen so frank und die Männer so frei, als wär’s ein adlig’ Geschlecht; – Gleich bist du mit glühender Seele dabei; so dünkt es dich billig und recht.

3. Und zu Schiffe, wie grüßen die Burgen so schön und die Stadt mit dem ewigen Dom! – In den Bergen, wie klimmst du zu schwindelnden Höh’n und blickest hinab in den Strom!

4. Und im Strome, da tauchet die Nix’ aus dem Grund, und hast du ihr Lächeln geseh’n, – Und sung dir die Lurlei mit bleichem Mund, mein Sohn, so ist es gescheh’n.

5. Dich bezaubert der Laut, dich bethört der Schein, Entzücken faßt dich und Graus. – Nun singst du nur immer: Am Rhein, am Rhein! und kehrest nicht wieder nach Haus.

Karl Simrock.     
97.

1. An der Saale hellem Strande stehen Burgen stolz und kühn. – Ihre Dächer sind zerfallen, und der Wind streicht durch die Hallen, – Wolken ziehen drüber hin.

2. Zwar die Ritter sind verschwunden, nimmer klingen Speer und Schild; – Doch dem Wandersmann erscheinen auf den altbemoosten Steinen – Oft Gestalten zart und mild.

3. Droben winken holde Augen, freundlich lacht manch’ roter Mund. – Und der Wandrer schaut von ferne, schaut in holder Augen Sterne, – Herz ist heiter und gesund.

4. Und der Wandrer zieht von dannen, denn die Trennungsstunde ruft, – Und er singet Abschiedslieder, „Lebewohl“ tönt ihm hernieder, – Tücher wehen in der Luft.

Franz Kugler.     
98.

1. Aennchen von Tharau ist’s, die mir gefällt, sie ist mein Leben, mein Gut und mein Geld. – Aennchen von Tharau hat wieder ihr Herz auf mich gerichtet in Lieb’ und in Schmerz. – Aennchen von Tharau, mein Reichthum, mein Gut, du meine Seele, mein Fleisch und mein Blut! [58]

2. Käm’ alles Wetter gleich auf uns zu schlah’n, wir sind gesinnt, beieinander zu stah’n; – Krankheit, Verfolgung Betrübniß und Pein soll uns’rer Liebe Verknotigung sein. – Aennchen von etc.

3. Recht als ein Palmenbaum über sich steigt, hat ihn erst Regen und Sturmwind gebeugt, – So wird die Lieb’ in uns mächtig und groß nach manchem Leiden und traurigem Loos. – Aennchen etc.

4. Würdest du gleich einmal von mir getrennt, lebtest da, wo man die Sonne kaum kennt. – Ich will dir folgen durch Wälder, durch Meer, Eisen und Kerker und feindliches Heer. – Aennchen von Tharau, mein Licht, meine Sonn’, mein Leben schließ’ sich um deines herum.

Simon Dach.     
99.

1. Auch ich war ein Jüngling mit lockigem Haar, an Muth wie an Hoffnungen reich, – Beim Amboß von jeher ein Meister fürwahr, im Fleiße kam keiner mir gleich. – Ich liebte den Frohsinn, den Tanz, den Gesang, ich küßte manch Dirndel mit rosiger Wang’, :,: ihr Herz hat mir manche geweiht :,: :,: das war eine köstliche Zeit. :,:

2. Einst waren die Mädchen so treu wie das Gold, und zog ihr Geliebter ins Feld, – So schwuren sie ihm, wenn sterben er sollt’, zu sterben gewiß unvermählt! – Sie dachten noch nicht, wenn gestorben der, wo nehmen wir gleich den andern her. – Sie waren noch nicht so gescheidt, das etc.

3. Einst gab es noch Schätze, von Geistern bewacht, und manchen verwegenen Fant, – Der muthig hinausging in finsterer Nacht, kam Reichthum und Glück in die Hand. – Da hatten die Geister noch Gold im Haus und liehen es ohne Procente aus, – Der Geist war nicht arm so wie heut’, das etc.

4. Einst galt das Versprechen mit Handschlag und Mund, da hatte die Feder noch Ruh’, – Schloß damals ein Pärchen den eh’lichen Bund, so brauchte man wenig dazu. – Man schrieb im Kontrakt bei der Liebe Schwur statt Namen und Titel ein Kreuzlein nur; – Das Kreuz kam nicht nach so wie heut’, das etc.

5. Wenn’s wieder so würde, wie’s einstens wohl war, wo das Schwert nur für Recht sich erhob, – Wo geschlagen im Kampfe die sündige Schaar wie Spreu vor dem Winde zerstob. – Wenn Redlichkeit käme als Waffenschmied und schlüg’ auf den Amboß, von Gluth umsprüht, – Ein Schwert, nur dem Guten geweiht, das wär’ etc.

[59]
100.
Mel.: Frisch auf zum fröhlichen Jagen oder Es war einmal ein König.

1. Auf Deutschlands hohen Schulen, da trinken des Gerstenwein’s – Alldeutschlands Völkerschaften ein Glas und immer noch eins. – Das ist altdeutsche Sitte; in seiner Germania – Hat’s Tacitus schon berichtet; hört zu, wie das geschah.

2. An einem Sommerabend im Schatten des heiligen Hains, – Da lagen auf Bärenhäuten zu beiden Ufern des Rhein’s – Verschiedene alte Germanen, als plötzlich mit höflichem Gruß – Ein Römer kam gegangen, „meine Herr’n, ich heiß’ Tacitus.

3. Von Ihres Volkes Sitten schreib’ ich eine Biographie, – Darum möchte ich Sie bitten, ergänzen Sie mir die!“ – Da schwiegen die alten Germanen und reichten ihm einen Krug, – D’raus trank der edle Römer, rief bald: „Jetzt hab’ ich genug!“

4. Da lachten die alten Germanen auf beiden Ufern des Rheins, – Und ließen ihn trinken und spinnen ein Glas und immer noch eins. – Und als er am andern Morgen sich seinen Kater besah, – Da schrieb er aus Wuth und Rache in seine Germania:

5. „Es wohnen die alten Germanen zu beiden Ufern des Rheins, – Sie liegen auf Bärenhäuten und trinken immer noch eins.“ – Und wir, wir halten am Alten, wir hüten die Ufer des Rheins, – Wir hüten der Väter Sitten und trinken immer noch eins.

W. Ruer.     
101.

1. Auf, ihr Brüder, laßt uns wallen in den großen, heil’gen Dom, – :,: Laßt aus tausend Kehlen schallen des Gesangs lebend’gen Strom! :,: – Wenn die Töne sich verschlingen, knüpfen wir das Bruderband, – Auf zum Himmel Wünsche dringen für das theure Vaterland. :,:

2. In der mächt’gen Eichen Rauschen mische sich der Männersang, – Daß der alten Geister Lauschen sich erfreu’ am starken Klang. – Freies Lied tön’ ihnen Kunde fort und fort von freiem Geist, – Der in tausendstimm’gem Bunde seine alten Helden preist.

3. Ueberall in unsern Landen blühet kräftig der Gesang, – Der aus tiefster Brust entstanden, kündet laut des Herzens Drang. – Deutsches Lied aus deutschem Herzen tönet fort von Mund zu Mund, – Hemmt die Klagen, heilt die Schmerzen, knüpfet fest den Freundesbund.

4. Sei gegrüßt, du Fest der Lieder, ströme Freud’ und Segen aus, – Daß die Schaaren trauter Brüder kehren froh ins Vaterhaus! – Nun, wohlan denn, freie Söhne, laßt uns feiern Hand in Hand, – Und die freie Kunde töne durch das weite Vaterland!

Fr. A. H. Weißmann.     
[60]
102.
Mel.: Im Wald und auf der Haide.

1. Auf laßt die Gläser klingen, daß es beim munter’n, Singen :,: recht hell dazwischen schallt! :,: – Laßt leben, was da lebet und gute Laune hebet, :,: daß laut das Echo hallt! :,: – Halli, Hallo, Halli, Hallo der Frohsinn gedeihe in unserer Reihe. – Halli, Hallo, Halli, Hallo der Frohsinn lebe hoch!

2. Wir wissen, daß auf Erden es nie kann schöner werden, als jetzt zur Jugendzeit. – Drum nutzet es recht weise, das Stückchen Erdenreise, die Jugendherrlichkeit. – Halli, Hallo etc.

3. In Liebchens Augensterne, da schau’n wir, ach, so gerne! ihr weihen wir dies Glas. – Wenn auf der Welt nichts bliebe, als ihre Treu und Liebe, der Himmel wäre das.

4. Die Freundschaft bleibt die Kette, hier und an jeder Stätte, die uns zusammenhält. – Reicht euch die Bruderhände, bleibt Freunde bis ans Ende auf dieser schönen Welt.

A. v. Reiche.     
103.

1. Auf singet und trinket den köstlichen Trank! – Auf singet und bringet der Freud’ euren Dank! – Trinkt, vornehme Sünder, aus Gold euren Wein, – Wir freu’n uns nicht minder beim Bierkrug von Stein. – Juvivallerallerallera! beim Bierkrug von Stein.

2. Aus goldnen Pokalen trank Rom seinen Wein, – Bei festlichen Mahlen des Siegs sich zu freu’n; – Der Deutsche der Gerste weit edleren Saft, – War dafür der Erste an Muth und an Kraft.

3. Noch schnarchten Roms Krieger, besieget vom Wein, – Noch wähnten sie, Sieger der Deutschen zu sein: – Da stürmten wie Wetter, wie Wirbel im Meer, – Des Vaterlands Retter, Teut’s Söhne daher.

4. Im Osten erblinkte der Morgenstern schön, – Sein Flammen, es winkte ins Schlachtfeld zu geh’n; – Da schwangen die Mannen im fürstlichen Rath – Ihr Trinkhorn zusammen der trefflichen That.

5. Vom Schlachtfeld erschallte das Jammergeschrei, – Und Römerblut wallte in Strömen herbei, – Da hatten Roms Krieger den blutigen Lohn, – Und Hermann, der Sieger, zog jubelnd davon.

6. Da konnte Roms Kaiser des Siegs sich nicht freu’n, – Er weinte sich heiser und klagte beim Wein; – Doch höher nun schwangen die Mannen in Fried’ – Ihr Trinkhorn und sangen der Freiheit ein Lied.

Rost. Liederbuch 1808     
[61]
104.

1. Aus Feuer ward der Geist geschaffen, drum schenkt mir süßes Feuer ein! – Die Lust der Lieder und der Waffen, die Lust der Liebe schenkt mir ein – :,: der Trauben süßes Sonnenblut, das Wunder glaubt und Wunder thut! :,:

2. Was soll ich mit dem Zeuge machen, dem Wasser ohne Saft und Kraft, – Gemacht für Kröten, Frösche, Drachen und für die ganze Würmerschaft? – :,: Für Menschen muß es frischer sein; drum bringet Wein und schenket ein! :,:

3. O Wonnesaft der edlen Reben! O Gegengift für jede Pein! – Wie matt und wässrig ist das Leben, wie ohne Stern und Sonnenschein, – :,: Wenn du, der einzig leuchten kann, nicht zündest deine Lichter an! :,:

4. Es wäre Glauben, Lieben, Hoffen und alle Herzens-Herrlichkeit – Im nassen Jammer längst ersoffen, und alles Leben hieße Leid, – :,: Wärst du nicht in der Wassersnoth des Mutes Sporn, der Sorge Tod. :,:

5. Drum dreimal Ruf und Klang gegeben; ihr frohen Brüder, stoßet an: – Dem frischen, kühnen Wind im Leben, der Schiff und Segel treiben kann! – :,: Ruft Wein, klingt Wein und aber Wein! Und trinket aus und schenket ein! :,:

6. Aus Feuer ward der Geist geschaffen etc. wie 1.

E. M. Arndt.     
105.
Mel.: Schaut’s außi oder Chimmt a Vogerl geflogen.

1. Bald gras’ ich am Neckar, bald gras’ ich am Rhein, – Bald hab’ ich ein Schätzel, bald bin ich allein.

2. Was hilft mir das Grasen, wann die Sichel nicht schneid’t, – Was hilft mir ein Schatzel, wenn’s bei mir nicht bleibt?

3. Und soll ich denn grasen am Neckar, am Rhein, – So werf’ ich mein goldiges Ringlein hinein.

4. Es fließet im Neckar und fließet im Rhein, – Soll schwimmen hinunter ins tiefe Meer ’nein.

5. Und schwimmt es, das Ringlein, so frißt es ein Fisch, – Das Fischlein soll kommen auf’s Königs sein Tisch.

6. Der König thät fragen, wem’s Ringlein soll sein? – Da thät mein Schatz sagen: das Ringlein g’hört mein.

7. Mein Schätzlein thät springen bergaus und bergein, – Thät wied’rum bringen mein Goldringlein fein.

8. Kannst grasen am Neckar, kannst grasen am Rhein, – Wirf du nur immer dein Ringlein hinein.

Wunderhorn.     
[62]
106.
Mel.: Erhebt euch von der Erden oder Wenn Alle untreu werden.

1. Bedeckt mit Moos und Schorfe ein Eichbaum, hoch und stark, – Steht bei Wöbb’lin, dem Dorfe in Mecklenburger Mark; – Darunter ist von Steine ein neues Grab gemacht, – D’raus steigt im Mondenscheine ein Geist um Mitternacht.

2. Er richtet auf die Rinden des Baum’s den Blick und liest – Den Namen, der zu finden, dort eingegraben ist; – Dann sucht er mit den Händen ein Schwert, das liegt am Ort, – Und gürtet um die Lenden sich dieses Schwert sofort.

3. Langt dann nach einer Leier, nimmt sie vom Ast herab – Und setzt in stiller Feier sich singend auf sein Grab: – „Ich war im Jugendbrause ein rascher Reitersmann, – Bis hier im dunklen Hause ich Ruh’ und Rast gewann.

4. Ich war ein freier Jäger in Lützow’s wilder Schaar – Und auch ein Zitherschläger, mein Schwertlied klang so klar. – Nun reiten die Genossen allein auf ihrer Fahrt, – Da ich vom Roß geschossen und hier begraben ward.

5. Ihr mögt nun weiter traben, bis daß ihr kommt ans Ziel, – Ihr habet mich begraben, wie es mir wohlgefiel. – Es sind die beiden Lieben, die mir im Leben werth, – Im Tode mir geblieben: die Leier und das Schwert.

6. Ich seh’ auch meinen Namen, daß er unsterblich sei, – Geschnitten in den Rahmen der Eiche, schön und frei. – Es sind die schönsten Kränze gegeben meiner Gruft, – Die sich in jedem Lenze erneu’n mit frischem Duft.

7. Die Eich’ ob meinem Scheitel, wie ist der Kranz so groß! – Mein Ringen war nicht eitel, ich ruh’ in ihrem Schooß; – Man hat in Fürstengrüften bestatten mich gewollt; – Hier in den frischen Düften ihr ruh’n mich lassen sollt.“

Fr. Rückert.     
107.
Mel.: Stimmt an mit hellem, hohen Klang.

1. Bei Becherschall im Brüderkreis, wenn frohe Lieder klingen, – Da werden alle Herzen heiß und alle Fesseln springen.

2. Und aus des Lebens nied’rer Bahn, wo enge Schranken gelten, – Trägt uns Begeist’rung himmelan in schöne, freie Welten.

3. Philistersinn, Philisterblut, laßt fern von uns vermodern; – Der Funken, der im Herzen ruht, er soll zur Flamme lodern. [63]

4. Philistersinn, Philisterloos, es soll uns nie bemeistern, – Was schön und edel, gut und groß, nur das soll uns begeistern.

5. Mit jubelndem Gesange preist, den wir im Herzen halten, – Den edlen freien deutschen Geist und laßt ihn ewig walten.

K. E. O. Fritsch.     
108.

1. Bin ein fahrender Gesell, kenne keine Sorgen. – Labt mich heut’ der Felsenquell, thut es Rheinwein morgen. – Bin ein Ritter lobesan, reit’ auf Schusters Rappen, – Führ’ den lock’ren Zeisighahn und den Spruch im Wappen: – Lustig Blut und leichter Sinn, hin ist hin, hin ist hin. – Amen.

2. Zieh’ ich in ein Städtchen ein, spür’ ich’s im Gehirne, – Wo man trifft den besten Wein und die schönste Dirne. – Spielmann lächelt wohlgemuth, streicht die Fiedel schneller, – Und ich werf’ ihm in den Hut meinen letzten Heller. – Lustig Blut u. s. w.

3. Meister Wirth, darfst heut’ nicht ruh’n, schlag’ heraus den Zapfen! – Back’, Frau Wirthin, mir ein Huhn und zum Nachtisch Krapfen! – Was ich heut’ nicht zahlen kann, zahlen will ich’s künftig, – Darum schreibt’s mit Kreide an, Wirth, und denkt vernünftig:

4. Wein dir nicht die Aeuglein trüb, Mägdelein, vor Trauer! – Fahrender Gesellen Lieb’ ist von kurzer Dauer; – Fahrender Gesellen Lieb endet vor den Thoren. – Wein’ dir nicht die Aeuglein trüb’, hast nicht viel verloren.

5. Kommt ein Stern mit einem Schwanz, will die Welt zertrümmern, – Leiert euren Rosenkranz, mich solls wenig kümmern. – Wird dem Weltenbrand zum Raub Berg und Wald und Haide, – Wird das Wirthshaus auch zu Staub, schwarzes Brett und Kreide.

Aus „Lieder eines fahrenden Gesellen“.     
R. Baumbach.     
109.
Mel.: Studio auf einer Reis’.

1. Bin ein flotter Studio, :,: immer froh, :,: alle Leute sagen so juchheidi heida. – Lieg bis Mittags in den Federn, :,: doch ins Kolleg da führt kein Weg, ist mir zu ledern! :,:

2. Geh die Straßen hin und her, kreuz und quer, ob da was zu schauen wär’. – Aber da ist nichts zu sehen, als daß im Dreck an jeder Eck’ Philister stehen.

3. Kommt da einer angerennt. Sapperment, macht der Kerl ein Compliment! – „Herr bezahlen Sie die Sohlen!“ – Ja, morgen früh, da kommen Sie das Geld zu holen! [64]

4. „Lieber Herr von Bibice, ach Herrje, thut mir in der Seele weh – Aber daß muß ich Sie sagen, bis morgen früh, da zahlen Sie, sonst muß ich klagen!

5. Auf der Kneipe – welch ein Bier! Fuchs ponir! O wie rosig kneipt sich’s hier! – Ha, schon seh’ ich’s Fäßchen blinken, Luchs, nicht gelumpt, hier wird gepumpt! Drauf laß uns trinken!

6. Dann mit Teufels edlem Thier fort von hier nach – – spritzen wir. – Die sonst niemals Geld besitzen, da sind sie gleich an Thalern reich, wenn’s gilt zu spritzen.

7. Hat der Bursch’ nun ausstudirt, promovirt, wird er auch noch relegirt. – Nun so schnallt er den Tornister und zieht hinaus ins Vaterhaus und wird Philister.

110.
Mel.: Heil dir im Siegerkranz.

1. Brause, du Freiheitssang, brause wie Wogendrang aus Felsenbrust! – Feig bebt der Knechte Schwarm, uns schlägt das Herz so warm, uns zuckt der Jünglingsarm voll Thatenlust.

2. Gott Vater, dir zum Ruhm flammt Deutschlands Ritterthum in uns auf’s neu’: – Neu wird das alte Land, wachsend wie Feuersbrand, Gott, Freiheit, Vaterland, altdeutsche Treu’!

3. Stolz, keusch und heilig sei, gläubig und deutsch und frei Hermanns Geschlecht! – Zwingherrschaft, Zwingherrnwitz tilgt Gottes Racheblitz – euch sei der Herrschersitz Freiheit und Recht!

4. Freiheit, in uns erwacht ist deine Geistermacht! Heil dieser Stund’! – Glühend für Wissenschaft, blühend in Jugendkraft, sei Deutschlands Jüngerschaft ein Bruderbund.

5. Schalle, du Liederklang, schalle, du Hochgesang, aus deutscher Brust. – Ein Herz, ein Leben ganz, steh’n wir wie Wall und Schanz’, Bürger des Vaterlands, voll Thatenlust.

K. Fullenius.     
111.

1. Brüder, reicht die Hand zum Bunde! Diese schöne Freundschaftsstunde führ’ uns hin zu lichten Höh’n! – Laßt, was irdisch ist, entfliehen, unsrer Freundschaft Harmonieen :,: dauern ewig, fest und schön. :,:

2. Preis und Dank dem Weltenmeister, der die Herzen, der die Geister für ein ewig Wirken schuf! – Licht und Recht und Tugend schaffen durch der Wahrheit heil’ge Waffen, sei uns heiliger Beruf.

3. Ihr, auf diesem Stern die Besten, Menschen all im Ost und Westen, wie im Süden und im Nord; – Wahrheit suchen, Tugend üben, Gott und Menschen herzlich lieben, das sei unser Loosungswort!

Maurerlied.     
[65]
112.

1. Brüder, lagert euch im Kreise, trinkt nach alter Väter Weise – :,: Leert die Gläser, schwenkt die Hüte auf der gold’nen Freiheit Wohl! :,:

2. Flur, wo wir als Knaben spielten, Ahnung künft’ger Thaten fühlten, – Süßer Traum der Kinderjahre, kehr’ noch einmal uns zurück!

3. Mädchen, die mit keuschen Trieben nur den braven Jüngling lieben, – Nie der Tugend Reiz entstellen, sei ein schäumend Glas gebracht!

4. Deutschlands Jünglingen zu Ehren will auch ich den Becher leeren, – Die für Ehr’ und Freiheit fechten, selbst ihr Fall sei heilig mir!

5. Männern, die das Herz uns rühren, uns den Pfad der Weisheit führen, – Deren Beispiel wir verehren, sei ein dreifach Hoch gebracht!

6. Brüdern, die vor vielen Jahren unsres Bundes Glieder waren, – Die der Bund stets ehrt und liebet, sei ein schäumend Glas geweiht!

7. Brüdern, die, befreit von Kummer, ruh’n den langen Grabesschlummer, – Weih’n wir der Erinn’rung heilig diese frohe Libation.

8. Unterm Schatten heil’ger Linden werden wir uns wiederfinden, – Wo sich Brüder froh umarmen, in dem Hain Elysiums.

9. Wenn ich deinen Kahn besteige, trauter Charon, o, so reiche – Mir nochmals den Labebecher für den letzten Obolus!

10. Weil uns noch die Gläser blinken, laßt sie nicht vergebens winken, – Leert sie, Freunde, schwenkt die Hüte auf der gold’nen Freiheit Wohl!

113.

1. Ça, ça, geschmauset, laßt uns nicht rappelköpfisch sein! – Wer nicht mit hauset, der bleib’ daheim! – Edite, bibite, collegiales! post multa saecula pocula nulla!

2. Der Herr Professor liest heut’ kein Collegium, – Drum ist es besser, man trinkt eins rum.

3. Trinkt nach Gefallen, bis ihr die Finger darnach leckt, – Dann hat’s uns allen recht gut geschmeckt.

4. Auf, auf, ihr Brüder, erhebt den Bacchus auf den Thron, – Und setzt euch nieder, wir trinken schon.

5. So lebt man immer, so lang’ der junge Lenz uns blinkt – Und Jugendschimmer die Wangen schminkt. [66] 6. Knaster, den gelben, hat uns Apolda präparirt – Und uns denselben rekommandirt.

7. Hat dann ein jeder sein Pfeifchen Knaster angebrannt, – So nehm’ er wieder sein Glas zur Hand!

8. So lebt man lustig, weil es noch flotter Bursche heißt, – Bis daß man rüstig ad patres reist.

9. Bis daß mein Hieber vom Corpus juris wird besiegt, – So lang, ihr Brüder, leb’ ich vergnügt!

10. Denkt oft, ihr Brüder, an unsre Jugendfröhlichkeit, – Sie kehrt nicht wieder, die gold’ne Zeit!

114.
Mel.: Und die Würzburger Glöckli.

1. Chimmt a Vogerl geflogen, setzt sich nieder auf main Fuß, – Hat ein Zettel im Goscherl und vom Diarndl an Gruß.

2. Und a Büchserl zum Schießen, und a Straußring zum Schlag’n, – Und a Diarndl zum Lieb’n muß a lust’ger Bue han.

3. Hast mi alleweil vertröstet uf die Summeri-Zeit, – Und der Summer is chimma und main Schatzerl is weit.

4. Daheim is main Schatzerl, in der Fremd’ bin i hier, – Und es fragt halt chain Schatzerl, chain Hunderl nacher mir.

5. Liebs Vogerl, flieg weiter, nimm a Gruß mit, a Kuß! – Und i chan di nit b’gleita, wail i hierblaibi muß.

Volkslied.     
115.

1. Das ist im Leben häßlich eingerichtet, daß bei den Rosen gleich die Dornen steh’n, – Und was das arme Herz auch sehnt und dichtet, zum Schlusse kommt das Voneinandergeh’n. – In deinen Augen hab’ ich einst gelesen, es blitzte drin von Lieb’ und Glück ein Schein: – Behüet dich Gott, es wär’ zu schön gewesen, behüet dich Gott, es hat nicht sollen sein!

2. Leid, Neid und Haß, auch ich hab’ sie empfunden, ein schwergeprüfter, müder Wandersmann. – Ich träumt’ von Frieden dann und stillen Stunden, da führte mich der Weg zu dir hinan. – In deinen Armen wollt’ ich ganz genesen, zum Danke dir mein junges Leben weih’n: – Behüet dich Gott etc.

3. Die Wolken flieh’n, der Wind saust durch die Blätter, ein Regenschauer zieht durch Wald und Feld, – Zum Abschiednehmen just das rechte Wetter, grau wie der Himmel steht vor mir die Welt. – Doch wend’ es sich zum Guten oder Bösen, du schlanke Maid, in Treuen denk’ ich dein! – Behüet dich Gott etc.

J. V. v. Scheffel.     
[67]
116.

1. Das schwarzbraune Bier, das trink’ ich gern, – Ein schwarzbraunes Mädchen küß’ ich gern. – Heidi, heidu, ei du verdammtes trulalu, – Du läßt mir keine Ruh!

2. Das Mägdelein hat zwei Aeugelein, – Die blinken wie die Sternelein.

3. Das Mägdlein hat einen Rosenmund, – Und wer den küßt, der wird gesund.

4. Das Mägdlein ist so voll von Lust, – Es klopft das Herz mir in der Brust.

117.

1. Da streiten sich die Leut’ herum wohl um den Werth des Glücks; – Der eine nennt den andern dumm, am End’ weiß keiner nix. – Da ist der allerärmste Mann dem andern viel zu reich. – Das Schicksal setzt den Hobel an und hobelt alles gleich.

2. Die Jugend will stets mit Gewalt in allem glücklich sein, – Doch wird man nur ein wenig alt, so giebt man sich schon drein. – Oft zankt mein Weib mit mir, o Graus, dies bringt mich nicht in Wuth; – Ich klopfe meinen Hobel aus und denk’: du brummst mir gut.

3. Zeigt sich der Tod einst, mit Verlaub, und zupft mich, Brüderl komm! – So stell’ ich mich ein wenig taub und seh’ mich gar nicht um. – Doch spricht er: „Lieber Valentin, mach’ keine Umständ’, geh!“ – So leg’ ich meinen Hobel hin und sag’ der Welt Ade!

F. Raimund, „Verschwender“.     
118.

1. Das war der Herr von Rodenstein, der sprach: Daß Gott mir helf’, – Giebt’s nirgend mehr ’nen Tropfen Wein des Nachts um halber zwölf? – Raus da! Raus da aus dem Haus da! Herr Wirth, daß Gott mir helf’, – Giebt's nirgend mehr 'nen Tropfen Wein :,: des Nachts um halber zwölf? :,:

2. Er ritt landauf, landab im Trab, kein Wirth ließ ihn in’s Haus; – Todtkrank noch seufzt vom Gaul herab er in die Nacht hinaus: – Raus da etc.

3. Und als mit Spieß und Jägerrock sie ihn in’s Grab gethan, – Hub selbst die alte Lumpenglock betrübt zu läuten an: – Raus da etc.

4. Doch wem der letzte Tropfen fehlt, den duld’t kein Erdreich nicht, – Drum tobt er jetzt, von Durst gequält, als Geist umher und spricht: – Raus da etc. [68] 5. Und alles, was im Odenwald sein’ Durst noch nicht gestillt, – Das folgt ihm bald, es schallt und knallt, es klafft und stampft und brüllt: – Raus da etc.

6. Das Lied singt man, wenn’s auch verdrießt, gestrengem With zur Lehr’; – Wer zu genau die Herberg’ schließt, den straft das wilde Heer: – Raus da! Raus da aus dem Haus da! Rumdiridi Freijagd! Heidirido Freinacht! – Hausknecht hervor, öffne das Thor! :,: Raus, raus, raus! :,:

Scheffel.     
119.

1. Das war der Zwerg Perkêo im Heidelberger Schloß, – An Wuchse klein und winzig, an Durste riesengroß. – Man schalt ihn einen Narren, er dachte: „Liebe Leut’, – :,: Wär’t ihr wie ich doch alle feuchtfröhlich und gescheut!“ :,:

2. Doch als das Faß, das große, mit Wein bestellet war, – Da ward sein künft’ger Standpunkt dem Zwergen völlig klar. – „Fahr wohl,“ sprach er, „o Welt, du Katzenjammerthal, – Was sie auf dir hantiren, ist Wurst mir und egal!

3. Um lederne Ideen rauft man manch’ heißen Kampf, – Es ist im Grund’ doch alles nur Nebel, Rauch und Dampf. – Die Wahrheit liegt im Weine. Beim Weinschlurf sonder End’ – Erklär’ ich alter Narre fortan mich permanent.“

4. Perkêo stieg zum Keller; er kam nicht mehr herfür – Und sog an fünfzehn Jahre am rheinischen Malvasier. – War’s drunten auch stichdunkel, ihm strahlte inneres Licht, – Und wankten auch die Beine, er trank und murrte nicht.

5. Als er zum Faß gestiegen, stand’s wohlgefüllt und schwer, – Doch als er kam zu sterben, klang’s ausgesaugt und leer. – Da sprach er fromm: „Nun preiset, ihr Leut’, des Herren Macht, – Die in mir schwachem Knirpse so Starkes hat vollbracht!

6. Wie es dem kleinen David gegen Goliath einst gelang: – Also ich arm’ Gezwerge den Riesen Durst bezwang. – Nun singt ein de profundis, daß das Gewölb’ erdröhnt, – Das Faß steht auf der Neige, ich falle sieggekrönt.“

7. Perkêo ward begraben. – Um seine Kellergruft – Beim leeren Riesenfasse weht heut’ noch feuchte Luft, – Und wer als frommer Pilger frühmorgens ihr genaht: – Weh ihm! Als Weinvertilger durchtobt er Nachts die Stadt.

Scheffel.     
120.
Mel.: Wohlauf, Kameraden, auf’s Pferd, auf’s Pferd.

1. Der brausende Sang, er durchtönet die Nacht, – Die schäumenden Seidel, sie blinken, – Die Freude, sie herrscht [69] mit besiegender Macht, – Heut’ gilt es, zu schwärmen, zu trinken; – Wohlauf denn und stoßet die Gläser an, – Es lebe, wer singen und zechen kann!

2. Dieweil wir heut’ fröhlich beisammen sind, – So wollen wir reich es genießen, – Das feindliche Schicksal zerstreut uns geschwind, – Die rollenden Tage verfließen. – Wohlauf denn etc.

3. Noch lacht uns des Lebens beglückender Mai – Und wiegt uns in seliges Träumen; – Wie bald ist die goldene Jugend vorbei, – Wir wollen sie nimmer versäumen. – Wohlauf denn und stoßet die Gläser an, – Wer weiß, ob er morgen noch zechen kann!

K. E. O. Fritsch.     
121.

1. Der Gott, der Eisen wachsen ließ, der wollte keine Knechte, – Drum gab er Säbel, Schwert und Spieß dem Mann in seine Rechte, – Drum gab er ihm den kühnen Muth, den Zorn der freien Rede, – :,: Daß er bestände bis auf’s Blut, bis in den Tod die Fehde! :,:

2. So wollen wir, was Gott gewollt, mit rechten Treuen halten, – Und nimmer im Tyrannensold die Menschenschädel spalten; – Doch wer für Tand und Schande ficht, den hauen wir in Scherben, – Der soll im deutschen Lande nicht mit deutschen Männern erben.

3. O Deutschland, heil’ges Vaterland! O deutsche Lieb’ und Treue! – Du hohes Land! Du schönes Land! Wir schwören dir aufs Neue: – Dem Buben und dem Knecht die Acht! Der speise Kräh’n und Raben! – So zieh’n wir aus zur Hermannsschlacht und wollen Rache haben.

4. Laßt brausen, was nur brausen kann, in hellen lichten Flammen! – Ihr Deutschen alle, Mann für Mann, zum heil’gen Krieg zusammen! – Und hebt die Herzen himmelan und himmelan die Hände, – Und rufet alle, Mann für Mann: „Die Knechtschaft hat ein Ende!“

5. Laßt klingen, was nur klingen kann, die Trommeln und die Flöten! – Wir wollen alle, Mann für Mann, mit Blut das Eisen röthen, – Mit Henker- und mit Knechteblut – o süßer Tag der Rache! – Das klinget allen Deutschen gut, das ist die große Sache!

6. Laßt wehen, was nur wehen kann, Standarten weh’n und Fahnen! – Wir wollen heut’ uns Mann für Mann zum Heldentode mahnen. – Auf! fliege, hohes Siegspanier, voran den kühnen Reihen! – Wir sterben oder siegen hier den süßen Tod der Freien.

E. M. Arndt.     
[70]
122.

1. Der Mai ist gekommen, die Bäume schlagen aus, – Da bleibe, wer Lust hat, mit Sorgen zu Haus! – Wie die Wolken dort wandern am himmlischen Zelt, – So steht auch mir der Sinn in die weite, weite Welt.

2. Herr Vater, Frau Mutter, daß Gott euch behüt’! – Wer weiß, wo in der Ferne mein Glück mir noch blüht? – Es giebt so manche Straße, wo nimmer ich marschirt, – Es giebt so manchen Wein, den nimmer ich probirt.

3. Frisch auf drum, frisch auf drum im hellen Sonnenstrahl, – Wohl über die Berge, wohl durch das tiefe Thal, – Die Quellen erklingen, die Bäume rauschen all’; – Mein Herz ist wie ’ne Lerche und stimmet ein mit Schall.

4. Und Abends im Städtlein, da kehr’ ich durstig ein: – „Herr Wirth, mein Herr Wirth, eine Kanne blanken Wein! – Ergreife die Fidel, du lust’ger Spielmann du! – Von meinem Schatz das Liedel, das sing’ ich dazu.“

5. Und find’ ich keine Herberg’, so lieg’ ich zur Nacht – Wohl unter blauem Himmel, die Sterne halten Wacht; – Im Winde die Linde, die rauscht mich ein gemach, – Es küsset in der Frühe das Morgenroth mich wach.

6. O Wandern, o Wandern, du freie Burschenlust! – Da wehet Gottes Odem so frisch in der Brust; – Da singet und jauchzet das Herz zum Himmelszelt: – Wie bist du doch so schön, o du weite, weite Welt!

E. Geibel.     
123.

1. Der Papst lebt herrlich in der Welt, er lebt von seinem Ablaßgeld, – :,: Er trinkt den allerbesten Wein, ich möchte doch der Papst auch sein. :,:

2. Doch nein, er ist ein armer Wicht, ein holdes Mädchen küßt ihn nicht, – Er schläft in seinem Bett allein; ich möchte doch der Papst nicht sein.

3. Der Sultan lebt in Saus und Braus, er wohnt in einem großen Haus – Voll wunderschöner Mägdelein, ich möchte doch auch Sultan sein.

4. Doch nein, er ist ein armer Mann, er lebt nach seinem Alkoran, – Er trinkt nicht einen Tropfen Wein; ich möchte doch nicht Sultan sein.

5. Getrennt wünscht’ ich mir Beider Glück nicht einen einz’gen Augenblick, – Doch das ging’ ich mit Freuden ein: bald Papst bald Sultan möcht’ ich sein.

6. Drum, Mädchen, gieb mir einen Kuß, denn ich bin jetzt der Sultanus; – Drum, traute Brüder, schenkt mir ein, damit ich auch der Papst kann sein.

[71]
124.

1. Deutschland, Deutschland über alles, über alles in der Welt, – Wenn es stets zu Schutz und Trutze brüderlich zusammenhält, – Von der Maas bis an die Memel, von der Etsch bis an den Belt. – :,: Deutschland, Deutschland über alles, über alles in der Welt! :,:

2. Deutsche Frauen, deutsche Treue, deutscher Wein und deutscher Sang – Sollen in der Welt behalten ihren alten schönen Klang, – Uns zu edler That begeistern unser ganzes Leben lang. – Deutsche Frauen, deutsche Treue, deutscher Wein und deutscher Sang!

3. Einigkeit und Recht und Freiheit für das deutsche Vaterland! – Darnach laßt uns alle streben brüderlich mit Herz und Hand! – Einigkeit und Recht und Freiheit sind des Glückes Unterpfand. – Blüh’ im Glanze dieses Glückes, blühe, deutsches Vaterland!

H. v. Fallersleben.     
125.

1. Die bange Nacht ist nun herum, wir reiten still, wir reiten stumm und reiten in’s Verderben. – Wie weht so scharf der Morgenwind; Frau Wirthin, noch ein Glas geschwind vorm Sterben, vorm Sterben.

2. Du junges Gras, was stehst so grün? Mußt bald wie lauter Röslein blüh’n; mein Blut ja soll dich färben. – Den ersten Schluck, an’s Schwert die Hand, den trink’ ich, für das Vaterland zu sterben, zu sterben.

3. Und schnell den zweiten hinterdrein, und der soll für die Freiheit sein, der zweite Schluck vom Herben! – Dies Restchen – nun, wem bring’ ich’s gleich? Dies Restchen dir, o römisch Reich, zum Sterben, zum Sterben!

4. Dem Liebchen – doch das Glas ist leer, die Kugel saust, es blitzt der Speer; bringt meinem Kind die Scherben! — Auf! in den Feind wie Wetterschlag! O Reiterlust, am frühen Tag zu sterben, zu sterben!

G. Herwegh.     
126.

1. Dort, wo der Rhein mit seinen grünen Wellen so mancher Burg bemooste Trümmer grüßt, – Dort, wo die edlen Trauben saft’ger schwellen und kühler Most des Winzers Müh’ versüßt, – Dort möcht’ ich sein, dort möcht’ ich sein, bei dir, du Vater Rhein, an deinen Ufern möcht’ ich sein.

2. Ach, könnt’ ich dort im leichten Nachen schaukeln und hörte dann ein frohes Winzerlied, – Viel schön’re Träume [72] würden mich umgaukeln, als ferne sie der Sehnsucht Auge sieht. – Dort möcht’ ich sein, wo deine Welle rauscht, wo’s Echo hinterm Felsen lauscht.

3. Dort, wo der grauen Vorzeit schöne Lügen sich freundlich drängen um die Phantasie – Und Wirklichkeit zum Märchenzauber fügen, dort ist das Land der schönen Poesie. – Dort möcht’ ich sein, bei dir, du Vater Rhein, wo Sagen sich an Sagen reih’n.

4. Wo Burg’ und Klöster sich aus Nebel heben, und jedes bringt die alten Wunder mit; – Den kräft’gen Ritter seh’ ich wieder leben, er sucht das Schwert, mit dem er oftmals stritt. – Dort möcht’ ich sein, wo Burgen auf den Höh’n wie alte Leichensteine steh’n.

5. Ja, dorthin will ich meinen Schritt beflügeln, wohin mich jetzt nur meine Sehnsucht träumt, – Will freudig eilen zu den Rebenhügeln, wo die Begeist’rung aus Pokalen schäumt. – Bald bin ich dort, und du, o Vater Rhein, stimmst froh in meine Lieder ein.

127.

1. Du Schwert an meiner Linken, was soll dein heit’res Blinken? – Schaust mich so freundlich an, hab’ meine Freude dran. – Hurrah! hurrah! hurrah!

2. „Mich trägt ein wackrer Reiter, drum blink’ ich auch so heiter; – Bin freien Mannes Wehr, das freut dem Schwerte sehr.“ – Hurrah!

3. Ja, gutes Schwert, frei bin ich, und liebe dich herzinnig, – Als wärst du mir getraut, als eine liebe Braut.

4. „Dir hab’ ich’s ja ergeben, mein lichtes Eisenleben. – Ach, wären wir getraut! Wann holst du deine Braut?“

5. Zur Brautnachts-Morgenröthe ruft festlich die Trompete; – Wenn die Kanonen schrei’n, hol’ ich das Liebchen ein.

6. „O seliges Umfangen! Ich harre mit Verlangen. – Du, Bräut’gam, hole mich! Mein Kränzchen bleibt für dich.“

7. Was klirrst du in der Scheide, du helle Eisenfreude, – So wild, so schlachtenfroh? Mein Schwert, was klirrst du so?

8. „Wohl klirr’ ich in der Scheide: ich sehne mich zum Streite, – Recht wild und schlachtenfroh. Drum, Reiter, klirr’ ich so.“

9. Bleib’ doch im engen Stübchen; was willst du hier, mein Liebchen? – Bleib’ still im Kämmerlein; bleib’, bald hol’ ich dich ein!

10. „Laß mich nicht lange warten! O schöner Liebesgarten, – Voll Röslein blutigroth und aufgeblühtem Tod!“ [73] 11. So komm’ denn aus der Scheide, du Reiters Augenweide! – Heraus, mein Schwert, heraus! Führ’ dich in’s Vaterhaus.

12. „Ach’ herrlich ist’s im Freien, im rüst’gen Hochzeitsreihen! – Wie glänzt im Sonnenstrahl so bräutlich hell der Stahl!“

13. Wohlauf, ihr kecken Streiter! Wohlauf, ihr deutschen Reiter: – Wird euch das Herz nicht warm? Nehmt’s Liebchen in den Arm!

14. Erst that es an der Linken nur ganz verstohlen blinken; – Doch an die Rechte traut Gott sichtbarlich die Braut.

15. Drum drückt den liebeheißen bräutlichen Mund von Eisen – An eure Lippen fest! Fluch! wer die Braut verläßt.

16. Nun laßt das Liebchen singen, daß helle Funken springen! – Der Hochzeitsmorgen graut – hurrah, du Eisenbraut!

Th. Körner.     
128.
Mel.: Gaudeamus igitur.

1. Ein freies Leben führen wir, ein Leben voller Wonne. – Der Wald ist unser Nachtquartier, bei Sturm und Wind marschiren wir; – :,: Der Mond ist unsre Sonne. :,:

2. Heut’ kehren wir beim Pfaffen ein, bei reichen Pächtern morgen; – Da giebt’s Dukaten, Bier und Wein! Für’s übrige da lassen wir fein – Den lieben Herrgott sorgen.

3. Und haben wir in Traubensaft die Gurgel ausgebadet, – So trinken wir uns Muth und Kraft und mit dem Schwarzen Brüderschaft, – Der in der Hölle bratet.

Fr. v. Schiller.     
129.
Mel.: Ich weiß nicht, was soll es bedeuten.

1. Ein Hering liebt’ eine Auster im kühlen Meeresgrund, – Es war sein Dichten und Trachten ein Kuß von ihrem Mund.

2. Die Auster, die war spröde, sie blieb in ihrem Haus, – Ob der Hering sang und seufzte: sie schaute nicht heraus.

3. Nur eines Tages erschloß sich ihr duftig’ Schalenpaar, – Sie wollt’ im Meeresspiegel beschau’n ihr Antlitz klar.

4. Der Hering kam geschwommen, steckt’ seinen Kopf herein – Und dacht’ an einem Kusse in Ehren sich zu freu’n.

5. O Harung, armer Harung, wie schwer bist du blamirt! – Sie schloß in Wuth die Schalen, da war er guillotinirt.

6. Jetzt schwamm sein todter Leichnam wehmüthig im grünen Meer – Und dacht’: „In meinem Leben lieb’ ich keine Auster mehr.“

V. v. Scheffel.     
[74]
130.

1. Ein Sträußchen am Hute, den Stab in der Hand, – Zieht rastlos der Wandrer von Lande zu Land. – Er sieht so manch’ Städtchen, er sieht manchen Ort; – Aber fort muß er wieder, muß weiter fort.

2. Wohl sieht er ein Häuschen am Wege dastehn, – Umkränzet von Blumen und Trauben so schön; – Hier möcht’s ihm gefallen, hier setzt er sich hin; – Aber fort muß er wieder, muß weiter ziehn.

3. Da grüßt ihn ein Mädchen so lieblich und fein; – Die Züge wie edel, die Blicke wie rein! – „Ach, wärst du mein eigen, bei dir blieb ich gern!“ – Aber fort muß er wieder, hinaus in die Fern’.

4. Bald hat er vollendet die irdische Bahn, – Dann tritt er die himmlische Wanderschaft an; – Da steht er am Grabe und schauet zurück. – Was hat er genossen vom irdischen Glück?

C. Rotter.     
131.

1. Es braust ein Ruf wie Donnerhall, wie Schwertgeklirr und Wogenprall: – Zum Rhein, zum Rhein, zum deutschen Rhein! Wer will des Stromes Hüter sein? – :,: Lieb’ Vaterland, magst ruhig sein; :,: – Fest steht und treu die Wacht, die Wacht am Rhein!

2. Durch Hunderttausend zuckt es schnell, und aller Augen blitzen hell: – Der deutsche Jüngling fromm und stark, beschirmt die heil’ge Landesmark. – Lieb’ Vaterland etc.

3. Er blickt hinauf in Himmelsau’n, wo Heldengeister niederschau’n – Und schwört mit stolzer Kampfeslust: „Du, Rhein, bleibst deutsch wie meine Brust.“ – Lieb Vaterland etc.

4. So lang’ ein Tropfen Blut noch glüht, noch eine Faust den den Degen zieht, – Und noch ein Arm die Büchse spannt, betritt kein Feind hier deinen Strand. – Lieb’ Vaterland etc.

5. Der Schwur erschallt, die Woge rinnt, die Fahnen flattern hoch im Wind: – Am Rhein, am Rhein, am deutschen Rhein, wir alle wollen Hüter sein! – Lieb’ Vaterland etc.

M. Schneckenburger.     
132.

1. Es geht bei gedämpfter Trommelklang; – Wie weit noch die Stätte, der Weg wie lang! – O wär’ er zur Ruh’ und alles vorbei! – :,: Ich glaub’, es bricht mir das Herz entzwei! :,:

2. Ich hab’ in der Welt nur ihn geliebt, – Nur ihn, dem jetzt man den Tod doch giebt. – Bei klingendem Spiele wird paradirt, – Dazu bin auch ich, auch ich commandirt. [75] 3. Nun schaut er auf zum letzten Mal – In Gottes Sonne freudigen Strahl. – Nun binden sie ihm die Augen zu, – Dir schenke Gott die ewige Ruh’!

4. Es haben die Neun wohl angelegt, – Acht Kugeln haben vorbei gefegt; – Sie zitterten alle vor Jammer und Schmerz, – Ich aber, ich traf ihn mitten in’s Herz.

A. v. Chamisso.     
133.

1. Es kann ja nicht immer so bleiben – Hier unter dem wechselnden Mond; – Es blüht eine Zeit und verwelket, – :,: Was mit uns die Erde bewohnt. :,:

2. Es haben viel fröhliche Menschen – Lang’ vor uns gelebt und gelacht; – Den Ruhenden unter dem Rasen – Sei fröhlich der Becher gebracht!

3. Es werden viel fröhliche Menschen – Lang’ nach uns des Lebens sich freu’n, – Uns Ruhenden unter dem Rasen – Den Becher der Fröhlichkeit weih’n.

4. Wir sitzen so traulich beisammen – Und haben uns alle so lieb, – Erheitern einander das Leben; – Ach, wenn es doch immer so blieb’!

5. Doch weil es nicht immer so bleibet, – So haltet die Freundschaft recht fest; – Wer weiß denn, wie bald uns zerstreuet – Das Schicksal nach Ost und nach West!

6. Und sind wir auch fern von einander, – So bleiben die Herzen doch nah’! – Und alle, ja alle wird’s freuen, – Wenn einem was gutes geschah.

7. Und kommen wir wieder zusammen – Auf wechselnder Lebensbahn, – So knüpfen ans fröhliche Ende – Den fröhlichen Anfang wir an!

A. v. Kotzebue.     
134.

1. Es liegt eine Krone im grünen Rhein, – Gezaubert von Gold und von Edelstein, – Und wer sie erhebt vom tiefen Grund, – Den krönt man zu Aachen in selbiger Stund’; – :,: Vom Belt bis zur Donau die Lande sind sein, – Des Kaisers der Zukunft, des Fürsten am Rhein. :,:

2. Es liegt eine Leier im grünen Rhein, – Gezaubert von Gold und von Elfenbein, – Und wer sie erhebt vom tiefen Grund, – Dem strömen die Lieder vom goldenen Mund. – Der Kranz der Unsterblichkeit wartet sein, – Des Sängers der Zukunft, des Sängers am Rhein.

3. Ich weiß, wo ein Häuschen am grünen Rhein, – Umranket von Reblaub die Fensterlein, – Drin waltet ein Herz so engelgleich, – So arm an Gold und an Unschuld so reich. – Gehörte dies Herz an dem Rheine mir, – Ich gäbe die Krone, die Leier dafür!

Dippel.     
[76]
135.

1. Es ritten drei Reiter zum Thore hinaus, ade! – Feinsliebchen, das schaute zum Fenster hinaus, ade! – Und wenn es denn soll geschieden sein, – So reich’ mir dein goldenes Ringelein! – :,: Ade, ade, ade! Ja Scheiden und Meiden thut weh! :,:

2. Und der uns scheidet, das ist der Tod, ade! – Er scheidet so manch’ Jungfräulein roth, ade! – Er scheidet so manchen Mann vom Weib, – Die konnten sich machen viel Zeitvertreib. – Ade, ade, ade! Ja etc.

3. Er scheidet das Kindlein in der Wiegen, ade! – Wann werd’ ich mein schwarzbraunes Mädel noch kriegen? ade! – Und ist es nicht morgen, ach, wär’ es doch heut; – Es macht uns allbeiden gar große Freud’. – Ade, ade etc.

Wunderhorn.     
136.
Mel.: Im Krug zum grünen Kranze.

1. Es war einmal ein Harung, der hatte großen Gram, – Daß man sein Lieb gefangen im Meer bei Amsterdam.

2. Er schwamm in seinem Harme herum wohl noch ein Jahr, – Bis ihn, den liebeskranken, auch fing der Fischer Schaar.

3. Zu München zwei Studenten, die saßen im Hofbräuhaus, – Zog jeder einen Harung aus seiner Tasch’ heraus.

4. Zerlegten ihn gar feine mit kunstgerechter Hand, – Und schmissen dann die Seelen selbander an die Wand.

5. Und als die Harungsseelen sich schauten in’s Gesicht, – Da rief auf einmal die eine: „Sprich, kennst denn du mich nicht?

6. Ich bin dein treuer Buhle, der hatte großen Gram, – Als man dich schnöd’ gefangen im Meer bei Amsterdam.“

Joseph.     
137.

1. Es zogen drei Burschen wohl über den Rhein, :,: bei einer Frau Wirthin da kehrten sie ein. :,: – „Frau Wirthin hat sie gut Bier und Wein? :,: Wo hat sie ihr schönes Töchterlein?“ :,:

2. „Mein Bier und Wein ist frisch und klar, mein Töchterlein liegt auf der Todtenbahr.“ – Und als sie traten zur Kammer hinein, da lag sie in einem schwarzen Schrein.

3. Der erste schlug den Schleier zurück und schaute sie an mit traurigem Blick: – „Ach, lebtest du noch, du schöne Maid! Ich würde dich lieben von dieser Zeit!“ [78] 4. Der zweite deckte den Schleier zu und kehrte sich ab und weinte dazu: – „Ach, daß du liegst auf der Todtenbahr! Ich hab’ dich geliebet so manches Jahr!“

5. Der dritte hub ihn wieder sogleich und küßte sie auf den Mund so bleich: – „Dich liebt’ ich immer, dich lieb’ ich noch heut’, und werde dich lieben in Ewigkeit!“

Uhland.     
138.

1. Freiheit, die ich meine, – Die mein Herz erfüllt, – Komm’ mit deinem Scheine – Süßes Engelsbild! – Magst du nie dich zeigen – Der bedrängten Welt? – :,: Führest deinen Reigen – Nur am Sternenzelt? :,:

2. Auch bei grünen Bäumen – In dem lust’gen Wald, – Unter Blüthenträumen – Ist dein Aufenthalt! – Ach, das ist ein Leben, – Wenn es weht und klingt, – Wenn dein stilles Weben – Wonnig uns durchdringt.

3. Wenn die Blätter rauschen – Süßen Freundesgruß, – Wenn wir Blicke tauschen, – Liebeswort und Kuß. – Aber immer weiter – Nimmt das Herz den Lauf, – Auf der Himmelsleiter – Steigt die Sehnsucht auf.

4. Aus den stillen Kreisen – Kommt mein Hirtenkind, – Will der Welt beweisen, – Was es denkt und minnt. – Blüht ihm doch ein Garten, – Reift ihm doch ein Feld – Auch in jener harten, – Steinerbauten Welt.

5. Wo sich Gottes Flamme – In ein Herz gesenkt, – Das am alten Stamme – Treu und liebend hängt; – Wo sich Männer finden, – Die für Ehr’ und Recht – Muthig sich verbinden, – weilt ein frei Geschlecht.

6. Hinter dunkeln Wällen, – Hinter ehr’nem Thor – Kann das Herz noch schwellen – Zu dem Licht empor. – Für die Kirchenhallen, – Für der Väter Gruft, – Für die Liebsten fallen, – Wenn die Freiheit ruft:

7. Das ist rechtes Glühen, – Frisch und rosenroth; – Heldenwangen blühen – Schöner auf im Tod. – Wollest auf uns lenken – Gottes Lieb’ und Lust, – Wollest gern dich senken – In die deutsche Brust!

8. Freiheit, die ich meine, – Die mein Herz erfüllt, – Komm’ mit deinem Scheine, – Süßes Engelsbild! – Freiheit, holdes Wesen, – Gläubig, kühn und zart; – Hast ja lang’ erlesen – Dir die deutsche Art.

M. v. Schenkendorf.     
139.

1. (Chor:) Freut euch des Lebens, weil noch das Lämpchen glüht; – Pflücket die Rose, eh’ sie verblüht! – (Solo:) Man schafft so gern sich Sorg’ und Müh’, – Sucht Dornen auf [79] und findet sie, – Und läßt das Veilchen unbemerkt, das uns am Wege blüht. – (Chor:) Freut euch des Lebens etc.

2. (Solo:) Wenn scheu die Schöpfung sich verhüllt – Und laut der Donner ob uns brüllt, – So lacht am Abend nach dem Sturm die Sonn’ uns doppelt schön!

3. Wer Neid und Mißgunst sorgsam flieht – Und G’nügsamkeit im Gärtchen zieht, – Dem schießt sie gern zum Bäumchen auf, das gold’ne Früchte trägt.

4. Wer Redlichkeit und Treue liebt – Und gern dem ärmern Bruder giebt, – Da siedelt sich Zufriedenheit so gerne bei ihm ein.

5. Und wenn der Pfad sich furchtbar engt – Und Mißgeschick sich plagt und drängt, – So reicht die Freundschaft schwesterlich dem Redlichen die Hand.

6. (Chor:) Sie trocknet ihm die Thränen ab – Und streut ihm Blumen bis ans Grab; – Sie wandelt Nacht in Dämmerung und Dämmerung in Licht.

7. Sie ist des Lebens schönstes Band. – Schlingt, Brüder, traulich Hand in Hand! – So wallt man froh, so wallt man leicht ins bess’re Vaterland!

140.

1. Gestern, Brüder, könnt’ ihr’s glauben? gestern bei dem Saft der Trauben, – Stellt euch mein Entsetzen für, gestern kam der Tod zu mir! – Hop, hop, hop! Vivallerallera! vivallerallerallerallerallera.

2. Drohend schwang er seine Hippe, drohend sprach das Furchtgerippe: – Fort von hier, du Bacchusknecht! Fort, du hast genug gezecht! Hop, hop, hop! etc.

3. Lieber Tod, sprach ich mit Thränen, solltest du nach mir dich sehnen? – Siehe, da steht Wein für dich! Lieber Tod, verschone mich!

4. Lächelnd griff er nach dem Glase, lächelnd trank er’s auf der Base, – Auf der Pest Gesundheit leer; lächelnd stellt er’s wieder her.

5. Fröhlich glaubt’ ich mich befreiet, als er schnell sein Droh’n erneuet: – Narr, für einen Tropfen Wein denkst du meiner los zu sein?

6. Tod, bat ich, ich möcht’ auf Erden gern ein Mediciner werden: – Laß mich, ich verspreche dir meine Kranken halb dafür!

7. Gut, wenn das ist, magst du leben, sprach er; nur bleib’ mir ergeben; – Lebe, bis du satt geküßt und des Trinkens müde bist!

8. O wie schön klingt das den Ohren; Tod, du hast mich neu geboren! – Dieses Glas voll Rebensaft, Tod, auf gute Brüderschaft! [80] 9. Ewig also soll ich leben! Ewig denn, beim Gott der Reben! – Ewig soll mich Lieb’ und Wein, ewig Wein und Lieb’ erfreu’n!

G. E. Lessing.     
141.

1. Grad aus dem Wirthshaus nun komm’ ich heraus! Straße, wie wunderlich siehst du mir aus; – Rechter Hand, linker Hand, beides vertauscht, Straße, ich merk’ es wohl, du bist berauscht. – :,: La la la la la, la la la la la la. :,:

2. Was für ein schief’ Gesicht, Mond, machst denn du! Ein Auge hat er auf, eins hat er zu! – Du wirst betrunken sein, das seh’ ich hell; schäme dich, schäme dich, alter Gesell!

3. Und die Laternen erst – was muß ich seh’n! – die können alle nicht grade mehr steh’n, – Wackeln und fackeln die Kreuz und die Quer, scheinen betrunken mir allesammt schwer.

4. Alles im Sturme rings. Großes und Klein; wag’ ich darunter mich, nüchtern allein? – Das scheint bedenklich mir, ein Wagestück! Da geh’ ich lieber in’s Wirthshaus zurück.

v. Mühler.     
142.

1. Heil dir im Siegerkranz, Herrscher des Vaterlands! Heil, Kaiser, dir! – Fühl’ in des Thrones Glanz die hohe Wonne ganz: Liebling des Volks zu sein! Heil, Kaiser, dir!

2. Nicht Ross’ und Reisige sichern die steile Höh’, wo Fürsten steh’n: – Liebe des Vaterlands, Liebe des freien Manns gründet den Herrscherthron wie Fels im Meer.

3. Heilige Flamme glüh’, glüh’ und erlösche nie für’s Vaterland! – Wir alle stehen dann muthig für einen Mann, kämpfen und bluten gern für Thron und Reich!

4. Handlung und Wissenschaft hebe mit Muth und Kraft ihr Haupt empor! – Krieger- und Heldenthat finde ihr Lorbeerblatt treu aufgehoben dort an deinem Thron!

5. Sei, Kaiser Wilhelm, hier lang’ deines Volkes Zier, der Menschheit Stolz! – Fühl’ in des Thrones Glanz die hohe Wonne ganz: Liebling des Volks zu sein! Heil, Kaiser, dir!

Nach Heinr. Harries.     
143.

1. Hier sind wir versammelt zu löblichem Thun, drum Brüderchen: ergo bibamus! – Die Gläser, sie klingen, Gespräche, sie ruh’n; beherziget: ergo bibamus! – Das heißt noch ein altes, ein tüchtiges Wort, und passet zum ersten und passet so fort, – Und schallet, ein Echo, vom festlichen Ort, :,: ein herrliches: ergo bibamus! :,:

2. Mich ruft das Geschick von den Freunden hinweg: ihr Redlichen, ergo bibamus! – Ich scheide von ihnen mit [81] leichtem Gepäck, drum doppeltes: ergo bibamus! – Und was auch der Filz vom Leibe sich schmorgt, so bleibt für den Heitern doch immer gesorgt, – Weil immer der Frohe dem Fröhlichen borgt; nun, Brüderchen: ergo bibamus!

3. Was sollen wir sagen vom heutigen Tag? Ich dächte nur: ergo bibamus! – Er ist nun einmal von besonderem Schlag, drum immer auf’s Neue: bibamus! – Er führet die Freunde durch’s offene Thor, es glänzen die Wolken, es theilt sich der Flor, – Da leuchtet ein Bildchen, ein göttliches vor, wir klingen und singen: bibamus!

Goethe.     
144.

1. Hinaus in die Ferne mit lautem Hörnerklang, – Die Stimmen erhebet zum männlichen Gesang! – :,: Der Freiheit Hauch weht mächtig durch die Welt, – Ein freies, frohes Leben uns wohlgefällt. :,:

2. Wir halten zusammen, wie treue Brüder thun, – Wenn Tod uns umgrauet und wenn die Waffen ruh’n; – uns alle treibt ein reiner, froher Sinn, – Nach einem Ziele streben wir alle hin.

3. Der Hauptmann, er lebe! Er geht uns kühn voran; – Wir folgen ihm muthig auf blut’ger Siegesbahn. – Er führt uns jetzt zum Kampf und Sieg hinaus, – Er führt uns einst, ihr Brüder, in’s Vaterhaus.

4. Wer wollte wohl zittern vor Tod und vor Gefahr? – Vor Feigheit und Schande erbleichet unsre Schaar! – Und wer den Tod im heil’gen Kampfe fand, – Ruht, auch in fremder Erde, im Vaterland.

A. Methfessel.     
145.

1. Hurrah, du stolzes, schönes Weib, hurrah, Germania! – Wie kühn mit vorgebeugtem Leib am Rheine stehst du da! – Im vollen Brand der Juligluth, wie ziehst du frisch dein Schwert, – Wie trittst du zornig, frohgemuth zum Schutz vor deinen Herd! – :,: Hurrah, hurrah, hurrah, hurrah, hurrah, hurrah, Germania! :,:

2. Schwaben und Preußen Hand in Hand, der Nord’, der Süd’ ein Heer! – „Was ist des Deutschen Vaterland?“ Wir fragen’s heut’ nicht mehr! – Ein Geist, ein Arm, ein einz’ger Leib’, ein Wille sind wir heut’! – Hurrah, Germania, stolzes Weib, hurrah, du große Zeit! – Hurrah, Germania! etc.

3. Heil, Siegerin, und Gott mit dir, die stark nun, frei und groß! – Schnürt’s uns die Brust auch, denken wir des heil’gen Blut’s, das floß. – Dein Augenlid schlag’ kühn empor, als Sieger stehst du da: – Groß, herrlich, frei, wie nie zuvor. Hurrah, Germania! – Hurrah, Victoria! etc.

Ferd. Freiligrath.     
[82]
146.

1. Ich hab’ einen Kameraden, einen schlimmern find’st du nit. – Denn ach, wohin ich schreite, er wackelt mir zur Seite in gleichem Schritt und Tritt.

2. Dort gleißt ein Schild am Hause! Winkt’s mir oder winkt es dir? – Flugs packt er mich am Arme und schiebt, daß Gott erbarme, mich durch die Wirthshausthür.

3. Er reißt den ersten Schoppen mir gierig fort vom Mund, – Und gunnt er mir den zweiten, muß gleich der dritte gleiten in seinen weiten Schlund.

4. Er denkt nicht an’s Bezahlen, er trinkt und geht’s nicht mehr, – Muß ich mit Noth und Plagen den Kerl nach Hause tragen, schwank’ er auch noch so sehr.

5. Dann komm’ ich selbst in’s Schwanken, es kann nicht anders sein! – Die Leute, die mich sehen, die bleiben lachend stehen: „Seht das versoff’ne Schwein!“

6. Er bringt mich an Vermögen und Ruf schwer in Verlust. – Doch was ich auch beginne, er bleibt in holder Minne mir treu, der böse Durst.

7. Mein Gott, wie soll das enden? Ich weiß nicht Trost noch Rath! – Er thät die Hand drauf geben, er blieb’ im ew’gen Leben mein treuer Kamerad.

Ad. Katsch.     
147.
Mel.: Wir hatten gebauet.

1. Ich hab’ mich ergeben mit Herz und mit Hand – :,: Dir, Land voll Lieb’ und Leben, mein deutsches Vaterland! :,:

2. Mein Herz ist entglommen, dir treu zugewandt, – Du Land der Freien und Frommen, du herrlich’ Hermannsland!

3. Will halten und glauben an Gott, fromm und frei! – Will, Vaterland, dir bleiben auf ewig fest und treu!

4. Ach Gott, thu erheben, mein jung’ Herzensblut – Zu frischem, freud’gem Leben, zu freiem, frommem Muth!

5. Laß Kraft mich erwerben in Herz und in Hand, – Zu leben und zu sterben für’s heil’ge Vaterland!

H. F. Maßmann.     
148.
Mel.: Ich weiß nicht, was soll es bedeuten.

1. Ich weiß nicht, was soll es bedeuten, daß ich so durstig bin; – Schon heimzugehen bei Zeiten, das will mir nicht in den Sinn. – Die Luft ist schwül und man munkelt, beim Pastor gäb’s guten Wein. – Wohlauf, der Wein, der ihm funkelt, muß heut’ noch getrunken sein. [83] 2. Der gute Herr Pastor sitzet im Keller wunderbar, – Vom Wein ist sein Antlitz erhitzet, gelüftet sein weiter Talar. – Er trinkt aus goldenem Becher und singt ein Lied dabei. – „Grüß Gott, du fröhlicher Zecher – Freund Pastor – jetzt sind wir zu zwei.“

3. Mich ergreift es mit brennendem Schmerze, mich dürstenden Schüler jetzund, – Er drückt mich an’s Pastorherze, ich drücke auf’s Spundloch den Mund. – Ich glaub’, ich verschling’ ihm alleine noch alles – was liegt auch daran – Sonst hätt’ es ja sicher der Eine, mein Freund, der Herr Pastor, gethan.

L. Schneiders. Akadem. Verein „Delta“, Aachen.     
149.

1. Ich weiß nicht, was soll es bedeuten, daß ich so durstig bin. – ’ne Schenke aus uralten Zeiten, die kommt mir nicht aus dem Sinn. – Die Luft ist kühl und es dunkelt, in’s Wirthshaus zieht’s mich hinein; – Das matte Erdöllicht funkelt durch’s Fenster in traurigem Schein.

2. Die schönste Kellnerin sitzet dort drinnen wunderbar, – Ihr schelmisches Auge blitzet, es glänzt und duftet ihr Haar. – Sie grüßt mit freundlichem Nicken und bringt das Bier herbei; – Der Hammer am frischen Fäßchen ertönt wie ’ne Melodei.

3. Den Zecher im kleinen Stübchen ergreift’s mit wildem Weh’; – Er schaut nicht das holde Liebchen, er hebt nur den Krug in die Höh’! – Ich glaube, beim Heimweg reißt’s ihn zusammen auf schwankender Bahn; – Und das hat mit tückischem Bocke das schöne Lorle gethan.

150.

1. Im Krug zum grünen Kranze, da kehrt’ ich durstig ein; – Da saß ein Wandrer :,: drinnen :,: am Tisch bei kühlem Wein.

2. Ein Glas war eingegossen, das wurde nimmer leer; – Sein Haupt ruht auf dem Bündel, als wär’s ihm viel zu schwer.

3. Ich thät mich zu ihm setzen, ich sah ihm in’s Gesicht, – Das schien mir gar befreundet, und dennoch kannt’ ich’s nicht.

4. Da sah auch mir in’s Auge der fremde Wandersmann – Und füllte meinen Becher und sah mich wieder an.

5. Hei! was die Becher klangen, wie brannte Hand in Hand: – „Es lebe die Liebste deine, Herzbruder, im Vaterland!“

W. Müller.     
[84]
151.
Mel.: Grad’ aus dem Wirthshaus.

1. Immer und immerdar, wo ich auch bin, steht nach der Kneipe mein durstiger Sinn, – Geht nach der Kneipe voll Sehnsucht mein Blick, immer und ewig zur Kneipe zurück.

2. Bin ich darinnen und sitz’ ich einmal ruhig vor einem gefüllten Pokal, – Ist mir so wohlig, so selig zu Muth, als ob ich tränke ambrosische Fluth.

3. Rings um die Tafel her, frohen Vereins, sitzen die Freunde, die singen mir eins. – Freunde, die Kneipe, das singe ich fort, ist auf der Erden der herrlichste Ort.

4. Wo der Mensch gern ist, da bleibet er fein, möcht’ in der Kneipe drum ewiglich sein, – Singend und trinkend ein froher Student ewig bis an mein seligstes End’.

152.
Mel.: Es war ein j. Zimmergesell.

1. Im schwarzen Walfisch zu Askalon, da trank ein Mann drei Tag’, – :,: Bis daß er steif wie ein Besenstiel am Marmortische lag. :,:

2. Im schwarzen Walfisch zu Askalon, da sprach der Wirth: Halt an! – Der trinkt von meinem Bactrer-Schnaps mehr als er zahlen kann.

3. Im schwarzen Walfisch zu Askalon, da bracht’ der Kellner Schaar – In Keilschrift auf sechs Ziegelstein’n dem Gast die Rechnung dar.

4. Im schwarzen Walfisch zu Askalon, da sprach der Gast: O weh! – Mein baares Geld ging alles drauf im Lamm zu Niniveh!

5. Im schwarzen Walfisch zu Askalon, da schlug die Uhr halb vier, – Da warf der Hausknecht aus Nubierland den Fremden vor die Thür’.

5a. Im schwarzen Walfisch zu Askalon, da schlug die Uhr halb neun, – Da kam der rausgeworf’ne Gast von hinten wieder ’rein.

6. Im schwarzen Walfisch zu Askalon wird kein Prophet geehrt, – Und wer vergnügt dort leben will, zahlt baar, was er verzehrt.

J. V. v. Scheffel.     

7. Im schwarzen Walfisch zu Askalon des Morgens gegen acht – Erschien die Polizei auch schon, hat sich den Fall betracht’t!

8. Die Polizei zu Askalon verstand, ach, keinen Spaß, – Sie steckt’ den armen Erdensohn ohn’ Weit’res in’s Gelaß. [85] 9. Zu Askalon die Polizei, schon damals streng wie heut’, – Bestraft’ ihn wegen Völlerei und Obdachlosigkeit.

10. Den Walfisch aber zu Askalon vermied er künftig gern. – Als Baedeker erfuhr davon, entzog er ihm den Stern!

Strophe 5a Interpolation. Strophe 7–10 von Franz Graf.     
153.

1. In einem kühlen Grunde, da geht ein Mühlenrad; – :,: Mein Liebchen ist verschwunden, das dort gewohnet hat. :,:

2. Sie hat mir Treu’ versprochen, gab mir ein’n Ring dabei; – Sie hat die Treu’ gebrochen, das Ringlein sprang entzwei.

3. Ich möcht’ als Spielmann reisen weit in die Welt hinaus – Und singen meine Weisen und geh’n von Haus zu Haus.

4. Ich möcht’ als Reiter fliegen wohl in die blut’ge Schlacht, – Um stille Feuer liegen im Feld bei dunkler Nacht.

5. Hör’ ich das Mühlrad gehen, ich weiß nicht, was ich will – Ich möcht’ am liebsten sterben, da wär’s auf einmal still.

J. v. Eichendorff.     
154.

1. Keinen Tropfen im Becher mehr und der Beutel schlaff und leer, lechzend Herz und Zunge. – Angethan hat’s mir dein Wein, deiner Aeuglein heller Schein, :,: Lindenwirthin du junge. :,:

2. Und die Wirthin lacht und spricht: „In der Linde giebt es nicht Kreid’ und Kerbholz leider; – Hast du keinen Heller mehr, gieb zum Pfand dein Ränzel her, :,: aber trinke weiter!“ :,:

3. Tauscht’ der Bursch’ sein Ränzel ein gegen einen Krug voll Wein, thät zum Geh’n sich wenden. – Spricht die Wirthin: „Junges Blut, hast ja Mantel, Stab und Hut, :,: trink’ und laß dich pfänden!“ :,:

4. Da vertrank der Wanderknab’ Mantel, Hut und Wanderstab, sprach betrübt: „Ich scheide. – Fahre wohl, du kühler Trank, Lindenwirthin, jung und schlank, :,: schönste Augenweide!“ :,:

5. Spricht zu ihm das schöne Weib: „Hast ja noch ein Herz im Leib, laß es mir zum Pfande!“ – Was geschah, ich thu’s euch kund: auf der Wirthin rothem Mund :,: heiß ein andrer brannte. :,:

6. Der dies neue Lied erdacht, sang’s in einer Sommernacht lustig in die Winde. – Vor ihm stand ein volles Glas, neben ihm Frau Wirthin saß :,: unter der blühenden Linde. :,:

R. Baumbach.     
[86]
155.

1. (Solo:) Kennt ihr das Land, so wunderschön in seiner Eichen grünem Kranz? – Das Land, wo auf den sanften Höh’n die Traube reift im Sonnenglanz? – (Chor:) Das schöne Land ist uns bekannt, es ist das deutsche Vaterland.

2. Kennt ihr das Land, vom Truge frei, wo noch das Wort des Mannes gilt? – Das gute Land, wo Lieb’ und Treu’ den Schmerz des Erdenlebens stillt? – Das gute Land ist uns bekannt, es ist das deutsche Vaterland.

3. Kennt ihr das Land, wo Sittlichkeit im Kreise froher Menschen wohnt? – Das heil’ge Land, wo unentweiht der Glaube an Vergeltung thront? – Das heil’ge Land ist uns bekannt, es ist ja unser Vaterland.

4. Heil dir, du Land, so hehr und groß vor allen auf dem Erdenrund! – Wie schön gedeiht in deinem Schooß der edlern Freiheit schöner Bund! – Drum wollen wir dir Liebe weih'n und deines Ruhmes würdig sein!

L. Wächter.     
156.

1. :,: Mädele, ruck, ruck, ruck an meine rechte Seite, i hab de gar so gern, i kann de leide! :,: – Bist so lieb und gut, schön wie Milch und Blut, du mußt bei mir bleibe, mußt mir d’ Zeit vertreibe. – Mädele ruck, ruck, ruck an meine etc.

2. Mädele guck, guck, guck in meine schwarze Auge, du kannst dei lieblich’s Bildle drinne schaue; – Guck no recht drei nei, du mußt drinne sei; bist du drinne zu Haus, kommst auch nimme raus. – Mädele guck, guck, guck in meine etc.

3. Mädele, du, du, du mußt mir ein’n Trauring gebe, denn sonst liegt mer ja nix mehr am Lebe. – Wenn i di nit krieg, gang i fort in Krieg, wenn i di nit hab, ist mir d’ Welt a Grab. – Mädele, du, du, du mußt mir den etc.

157.

1. Mein Herz ist wie ein Bienenhaus, – Die Mädchen sind darin die Bienchen. – Sie fliegen ein, sie fliegen aus, – Grad’ wie in einem Bienenhaus, – In meines Herzens Klause. :,: Hallia hodja :,: :,: hallia ho :,: :,: hallia ho. :,:

2. Sie fliegen aus, sie fliegen ein, – Die lieben kleinen Bienchen, – Und tragen auf den Lippen fein – Den süßen Honig mir herein. – In meines Herzens etc.

3. Doch eine ist die Königin, – Die liebe ich vor Allen, Und wenn sie mit mir ziehen will, – So bleibt ja keine andre drin – In meines Herzens etc. [87] 3. Und wenn ihr Auge trübe wird – Und geht in Weinen über, – Dann, holde Königin, vergieb: – Ich hab’ ja alle Mädchen lieb. – Doch dich, doch dich vor Allen. – In meines Herzens etc.

158.
Mel.: Der Mai ist gekommen.

1. Mein Herz ist im Hochland, mein Herz ist nicht hier! – Mein Herz ist im Hochland, im wald’gen Revier! – Da jag’ ich das Rothwild, da folg’ ich dem Reh, – Mein Herz ist im Hochland, wo immer ich geh’!

2. Mein Norden, mein Hochland, leb’ wohl, ich muß zieh’n! – Du Wiege von allem, was stark und was kühn! – Doch wo ich auch wand’re und wo ich auch bin, – Nach den Hügeln des Hochlands steht allzeit mein Sinn!

3. Lebt wohl, ihr Gebirge mit Häuptern voll Schnee, – Ihr Schluchten, ihr Thäler, du schäumender See, – Ihr Wälder, ihr Klippen, so grau und bemoost, – Ihr Ströme, die zornig durch Felder ihr tost.

4. Mein Herz ist im Hochland etc. (wie Strophe 1).

F. Freiligrath.     
159.

1. (Solo:) Mein Lebenslauf ist Lieb’ und Lust und lauter Liederklang; – Ein frohes Lied aus heiterer Brust macht froh den Lebensgang. – Man geht bergaus, man geht bergein, heut’ grad und morgen krumm; – Durch Sorgen wird’s nicht anders sein: was kümm’r ich mich darum! – (Chor:) Heida! juchhe! drum kümm'r ich mich nichts drum!

2. Das Leben wird, der Traube gleich, gekeltert und gepreßt; – So giebt es Most, wird freudenreich und feiert manches Fest. – Drum zag’ ich nicht, engt mir die Brust des Schicksals Unmuth ein: – Bald braus’ ich auf in Lieb’ und Lust und werde reiner Wein! – Heida etc.

3. Die Zeit ist schlecht, mit Sorgen trägt sich schon das junge Blut; – Doch wo ein Herz voll Freude schlägt, da ist die Zeit noch gut. – Herein, herein, du lieber Gast, du, Freude, komm zum Mahl, – Würz’ uns, was du bescheret hast, kredenze den Pokal! – Heida etc.

4. Weg, Grillen, wie’s in Zukunft geht, und wer das Zepter führt! – Das Glück auf einer Kugel steht und wunderbar regiert. – Die Krone nehme Bacchus hin, nur der soll König sein! – Und Freude sei die Königin, die Residenz am Rhein! – Heida etc.

5. Beim großen Faß zu Heidelberg, da sitze der Senat, – Und auf dem Schloß Johannisberg der hochwohlweise Rath! – Der Herrn Minister Regiment soll beim Burgunderwein, – [88] Der Kriegsrath und das Parlament soll beim Champagner sein! – Heida etc.

6. So sind die Rollen ausgetheilt und alles wohl bestellt; – So wird die kranke Zeit geheilt und jung die alte Welt. – Der Traube Saft kühlt heiße Gluth, drum leb’ das neue Reich, – Ein Zechermuth, ein wahrer Muth: der Wein macht alles gleich. – Heida etc. A. Mahlmann.     

160.

1. Morgen muß ich fort von hier und muß Abschied nehmen. – O du allerschönste Zier, Scheiden, das bringt Grämen! – Da ich dich so treu geliebt, über alle Maaßen, :,: soll ich dich verlassen! :,:

2. Wenn zwei gute Freunde sind, die einander kennen – Sonn’ und Mond bewegen sich, ehe sie sich trennen. – Wie viel größer ist der Schmerz, wenn ein treu verliebtes Herz in die Fremde ziehet.

3. Dort auf jener grünen Au’ steht mein jung’ frisch’ Leben; – Soll ich denn mein Leben lang in der Fremde schweben? – Hab’ ich dir was Leids gethan, bitt’ dich, woll’s vergessen, denn es geht zu Ende.

4. Küsset dir ein Lüftelein Wangen oder Hände, – Denke, daß es Seufzer sei’n, die ich zu dir sende, – Tausend schick’ ich täglich aus, die da wehen um dein Haus, weil ich dein gedenke. Wunderhorn.     

161.

1. Morgenroth! Morgenroth! leuchtest mir zum frühen Tod? – :,: Bald wird die Trompete blasen, dann muß ich mein Leben lassen, – Ich und mancher Kamerad! :,:

2. Kaum gedacht, war der Lust ein End’ gemacht! – Gestern noch auf stolzen Rossen, heute durch die Brust geschossen, – Morgen in das kühle Grab!

3. Ach, wie bald schwindet Schönheit und Gestalt! – Thust du stolz mit deinen Wangen, die wie Milch und Purpur prangen: – Ach, die Rosen welken all’!

4. Darum still, füg’ ich mich, wie Gott es will. – Nun, so will ich wacker streiten, und sollt’ ich den Tod erleiden, – Stirbt ein braver Reitersmann. W. Hauff.     

162.

1. Muß i denn, muß i denn zum :,: Städtele ’naus, :,: und du, mein Schatz, bleibst hier? – :,: Wenn i komm’, :,: wenn i :,: wied’rum komm’, :,: kehr’ i ein, mein Schatz, bei dir! – Kann i gleich net all’weil bei dir sein, han i doch mein’ Freud’ an dir; – :,: Wenn i komm’, :,: wenn i :,: wied’rum komm’, :,: kehr i ein, mein Schatz, bei dir!

[89] 2. Wie du weinst, wie du weinst, daß i wandere muß, wie wenn d’ Lieb’ jetzt wär’ vorbei; – Sind au draus der Mädele viel, lieber Schatz, i bleib’ dir treu. – Denk’ du net, wenn i ein Andere seh’, no sei mein’ Lieb’ vorbei; – Sind au draus etc.

3. Uebers Jahr, übers Jahr, wenn me Träubele schneid’t, stell’ i hier mi wied’rum ein, – Bin i dann dein Schätzele noch, so soll die Hochzeit sein. – Uebers Jahr, da ist mein’ Zeit vorbei, da g’hör i mein un dein. — Bin i dann etc.

Strophe 2 und 3 von Wagner.     
163.

1. Nun leb’ wohl, du kleine Gasse, nun ade, du stilles Dach! – Vater, Mutter sah’n mir traurig :,: und die Liebste sah mir nach. :,:

2. Hier in weiter, weiter Ferne, wie’s mich nach der Heimath zieht! – Lustig singen die Gesellen; doch es ist ein falsches Lied.

3. Andre Städtchen kommen freilich, andre Mädchen zu Gesicht; – Ach, wohl sind es andre Mädchen, doch die Eine ist es nicht.

4. Andre Städtchen, andre Mädchen, ich da mitten drin so stumm! – Andre Mädchen, andre Städtchen, o wie gerne kehrt’ ich um!

Albert Graf Schlippenbach.     
164.

1. O Tannenbaum, o Tannenbaum, wie treu sind deine Blätter! – Du grünst nicht nur zur Sommerzeit, nein, auch im Winter, wenn es schneit. – O Tannenbaum, o Tannenbaum, wie treu sind deine Blätter!

2. O Mägdelein, o Mägdelein, wie falsch ist dein Gemüthe! – Du schwurst mir Treu’ in meinem Glück, nun arm ich bin, gehst du zurück. – O Mägdelein, o Mägdelein, wie falsch ist dein Gemüthe!

3. Die Nachtigall, die Nachtigall nahmst du dir zum Exempel! – Sie bleibt so lang’ der Sommer lacht, im Herbst sie sich von dannen macht. – Die Nachtigall, die Nachtigall nahmst du dir zum Exempel!

4. Der Bach im Thal, der Bach im Thal ist deiner Falschheit Spiegel! – Er strömt allein, wenn Regen fließt, bei Dürr’ er bald den Quell verschließt. – Der Bach im Thal, der Bach im Thal ist deiner Falschheit Spiegel!

165.

1. Sah ein Knab’ ein Röslein steh’n, Röslein auf der Heiden, – War so jung und morgenschön! Lief er schnell, es nah’ zu seh’n, sah’s mit vielen Freuden. – Röslein, Röslein, Röslein roth, Röslein auf der Heiden! [90] 2. Knabe sprach: Ich breche dich, Röslein auf der Heiden! – Röslein sprach: Ich steche dich, daß du ewig denkst an mich, und ich will’s nicht leiden! – Röslein, Röslein, Röslein roth, Röslein auf der Heiden!

3. Und der wilde Knabe brach’s Röslein auf der Heiden! – Röslein wehrte sich und stach, half ihm doch kein Weh und Ach, mußt’ es eben leiden. – Röslein, Röslein, Röslein roth, Röslein auf der Heiden!

Goethe.     
166.
Mel.: Brüder, zu den festlichen Gelagen.

1. Sind wir nicht zur Herrlichkeit geboren? Sind wir nicht gar schnell emporgedieh’n? – „Malz und Hopfen sind an euch verloren!“ haben unsre Alten oft geschrie’n. – :,: Säh’n sie uns doch hier, vallera! bei dem lieben Bier, vallera! das uns Amt und Würde hat verlieh’n. :,:

2. Ganz Europa wundert sich nicht wenig, welch ein neues Reich entstanden ist. – Wer am meisten trinken kann, ist König, Bischof, wer die meisten Mädchen küßt. – Wer da kneipt recht brav, heißt bei uns Herr Graf; wer da randalirt, wird Polizist.

3. Unser Arzt studirt den Katzenjammer, Trinkgesänge schreibt der Hofpoet; – Der Hofmundschenk inspicirt die Kammer, wo am schwarzen Brett die Rechnung steht; – Und der Herr Finanz – liquidirt mit Glanz, wenn man contra usum sich vergeht.

4. Um den Gerstensaft, ihr edlen Seelen, dreht sich unser ganzer Staat herum; – Brüder, zieht, verdoppelt eure Kehlen, bis die Wände kreisen um und um! – Bringet Faß auf Faß! Aus dem Faß ins Glas! Aus dem Glas ins Refectorium!

5. Im Olymp bei festlichen Gelagen, Brüder, sind wir uns einander nah; – Wenn dann Hebe kommt, um uns zu fragen: „Wünschen Sie vielleicht Ambrosia?“ – Ha! wie kommst mir für? Bring’ mir bayrisch Bier! Ewig bayrisch Bier, hallelujah!

Wollheim.     
167.

1. Sind wir vereint zur guten Stunde, ein starker deutscher Männerchor, – So dringt aus jedem frohen Munde die Seele zum Gebet hervor; – Denn wir sind hier in ernsten Dingen mit hehrem, heiligem Gefühl; – :,: Drum soll die volle Brust erklingen ein volles, helles Saitenspiel. :,:

2. Wem soll der erste Dank erschallen? Dem Gott, der groß und wunderbar – Aus langer Schande Nacht uns allen in Flammenglanz erschienen war; – Der unsrer Feinde Trotz zerblitzet, der unsre Kraft uns schön erneut – Und auf den Sternen waltend sitzet von Ewigkeit zu Ewigkeit. [91] 3. Wem soll der zweite Wunsch ertönen? Des Vaterlandes Herrlichkeit! – Verderben allen, die es höhnen! Glück dem, der mit ihm fällt und steht! – Es geh’, durch Tugenden bewundert, geliebt durch Redlichkeit und Recht, – Stolz von Jahrhundert zu Jahrhundert, an Kraft und Ehren ungeschwächt.

4. Das Dritte, deutscher Männer Weide, am hellsten soll’s geklungen sein! – Die Freiheit heißet deutsche Freude, die Freiheit führt den deutschen Reih’n; – Für sie zu leben und zu sterben, das flammt durch jede deutsche Brust; – Für sie um hohen Tod zu werben, ist deutsche Ehre, deutsche Lust.

5. Das Vierte – hebt zur hehren Weihe die Hände und die Herzen hoch! – Es lebe alte deutsche Treue, es lebe deutscher Glaube hoch! – Mit diesen wollen wir bestehen, sie sind des Bundes Schild und Hort; – Fürwahr, es muß die Welt vergehen, vergeht das feste Männerwort!

6. Rückt dichter in der heil’gen Runde, und klingt den letzten Jubelklang! – Von Herz zu Herz, von Mund zu Munde erbrause freudig der Gesang! – Das Wort, das unsern Bund geschürzet, das Heil, das uns kein Teufel raubt, – Und kein Tyrannentrug uns kürzet, das sei gehalten und geglaubt!

E. M. Arndt.     
168.

1. Sitz’ ich in froher Zecher Kreise und nehm’ mein volles Glas zur Hand, – Trink’ ich nach alter deutscher Weise und nippe nicht nur von dem Rand; – Die Väter haben uns gelehrt, wie man die vollen Humpen leert. – Die alten Deutschen tranken ja auch, sie wohnten am Ufer des Rheins; – Sie lagen auf der Bärenhaut und tranken immer noch eins, – Noch eins, noch eins – noch eins, sie wohnten am Ufer des Rheins, – Noch eins – noch eins, sie tranken immer noch eins.

2. Wer Bacchus und Gambrinus ehret, der lebt gar herrlich in der Welt, – Dieweil uns die Geschichte lehret, daß beide waren hochgestellt. – Der eine wohl ein König war, der andere ein Gott sogar. – Die alten Deutschen etc.

3. Drum lasset uns die Becher leeren und stimmet fröhlich mit mir ein; – Laßt Bacchus und Gambrinus leben, sie sollen hochgepriesen sein. – Doch auch der Väter sei gedacht, auch ihnen sei dies Glas gebracht. – Die alten Deutschen etc.

L. Waldmann.     
169.

1. Strömt herbei, ihr Völkerscharen, zu des deutschen Rheines Strand! – Wollt ihr rechte Lust erfahren, o so reichet mir die Hand! – Nur am Rheine will ich leben, nur [92] am Rhein geboren sein, – :,: Wo die Berge tragen Reben, und die Reben gold’nen Wein. :,:

2. Mögen tausend schöne Frauen locken auch mit aller Pracht, – Wo Italiens schöne Auen, wo in Düften schwelgt die Nacht; – Nur am Rheine will ich lieben, denn in jedes Auges Schein – Stehet feurig es geschrieben: Nur am Rheine darfst du frei’n.

3. Mag der Franzmann eifrig loben seines Weines Allgewalt. – Mag er voll Begeistrung toben, wenn der Kork der Flasche knallt; – Nur am Rheine will ich trinken einen echten deutschen Trank, – Und so lang’ noch Becher blinken, töne laut ihm Lob und Dank.

4. Und wenn ich gelebt in Wonne und geliebt in Seligkeit – Und geleeret manche Tonne, wandr’ ich gern zur Ewigkeit. – Nur am Rheine will ich sterben, nur am Rhein grabt mir mein Grab, – Und des letzten Glases Scherben werft in meine Gruft hinab!

C. O. Sternau.     
170.

1. Ueber Berg und Thal fließt a Wasserfall, huldi a dui dui da, – Dort steht in der Mitte eine kleine Hütte, huldi a etc. – Dorten sitzt mei Schatz auf dem Rasenplatz, huldi a juch a juch a juch a huldi a. – Thut mich freundlich grüßen mit viel tausend Küssen, huldi a etc.

2. Ueber Berg und Thal fließt a Wasserfall, dort mei Liebchen wohnt. – Auf der Alpe drob’n, da droben, ach, da ist mei Lieb zu Haus. Tralla la la i la a i la la! – Sei gegrüßt, ja viele tausendmal, Herzlieb, ich sehe dich ja überall.

3. Bleib’ mir treu, bis ich dich wiederseh’, bin ich fern, – So bleibt mein Herz in deiner Näh’, sei gegrüßt, ja viele tausendmal, – Bin ich fern, so bleibt mein Herz, mein Herz und Sinn in deiner Näh’!

171.
Mel.: Wohlauf, Kameraden, auf’s Pferd, auf’s Pferd.

1. Und wenn sich der Schwarm verlaufen hat um mitternächtige Stunde, – Dann findet unter den Edleren statt eine würdige Tafelrunde, – :,: es sind erhaben ob Raum und Zeit die Ritter von der Gemüthlichkeit. :,:

2. Und wie der Zapfen vom Fasse springt, so springt der Deckel vom Herzen, – Und was sich drinnen bewegt, das klingt in lustigen Liedern und Scherzen. – Es sind dem freien Wort geweiht die Ritter etc.

3. Wenn einem trocken die Kehle ward und er durstig lechzt nach dem Nassen, – So ist es dieser Ritter Art, daß sie ihn nicht sterben lassen. – Es sind dem Wohle der Menschen geweiht die Ritter etc. [93] 4. Und wenn sich etliche Thoren gar in traurigem Irrthum bekannten – Zu jener beklagenswerthen Schar der Sekte der Flagellanten, – Denen setzen zurecht den Kopf bei Zeit die Ritter etc.

5. Drum lebe hoch das freie Wort, das frisch von den Lippen rinne! – Drum lebe, wem nicht die Kehle verdorrt, und wer nicht verachtet die Minne; – Drum leben, erhaben ob Raum und Zeit, die Ritter von der Gemüthlichkeit.

A. Krummacher.     
172.

1. Von allen den Mädchen so blink und so blank gefällt mir am besten die Lore; – Von allen den Winkeln und Gäßchen der Stadt gefällt mir’s im Winkel am Thore. – Der Meister, der schmunzelt, als hab’ er Verdacht, als hab’ er Verdacht auf die Lore; – Sie ist mein Gedanke bei Tag und bei Nacht und wohnet im Winkel am Thore.

2. Und kommt sie getrippelt das Gäßchen hinab, so wird mir ganz schwül vor den Augen; – Und hör ich von Weitem ihr leises Klipp, Klapp, kein Niet oder Band will mir taugen. – Die Damen bei Hofe, so sehr sie sich zier’n, sie gleichen doch nicht meiner Lore; – Sie etc.

3. Und kommet die liebe Weihnacht heran und strotzt mir das Geld in der Westen, – Das Geld, das die Mutter zum Rock mir gesandt, ich geb’s ihr, bei ihr ist’s am besten; – und würden mir Schätze vom Teufel gebracht, ich trüge sie alle zur Lore; – Sie ist mein Gedanke bei Tag und bei Nacht, und wohnet etc.

4. Und kommet nun endlich auch Pfingsten heran, nach Handwerksgebrauch müßt’ ich wandern; – Dann werd’ ich jedoch für mein eigenes Geld hier Bürger und Meister trotz andern. – Dann werde ich Meister in dieser Stadt, Frau Meisterin wird meine Lore; – Dann geht es Juchheissa! bei Tag und bei Nacht, doch nicht mehr im Winkel am Thore.

Nach H. C. Boie.     
173.

1. Warum sollt’ im Leben ich nach Bier nicht streben, warum sollt’ ich denn nicht fröhlich sein? – :,: Meines Lebens Kürze allerbeste Würze sind ja Gerstensäfte und der Wein! :,:

2. Wenn die Auen grünen und die Bächlein rinnen, wenn die Felder strotzen alle gerstenvoll, – :,: wenn auf Hopfenstangen duft’ge Blüthen prangen, ei, wie wird’s mir da ums Herz so wohl! :,:

3. Kann bei herben Zeiten wohl den Wein auch meiden, wenn es nicht gebricht am edlen Gerstenbier; – Kann ja alles dulden, scheue keine Schulden, leide gerne manchen Spott dafür! [94] 4. Möcht’ im Keller liegen, mich ans Bierfaß schmiegen, möcht’ die Kehle netzen, vivat Bacchus schrein! – Möchte mich berauschen, nicht mit Fürsten tauschen, und im Wahne selbst nicht König sein.

5. Jenen guten König, dem der Wein zu wenig, der aus Gerste hat das edle Bier gebraut, – Ihn nur will ich loben dort im Himmel oben, wo des Nektars Fülle ihn umtaut.

6. Wenn mich Kummer drücket und das Schicksal tücket, wenn mich Amor fliehet und kein Mädchen liebt: – In der Trinkerhalle, bei dem Bierpokale bleibt mein Herz doch ewig ungetrübt!

7. Darum, traute Brüder, singet frohe Lieder, nehmt die vollen Gläser in die Hand – Und singt! Lebt in Jubelfreuden, eh’ von hier scheiden, eh’ des Lebens gold’ne Sonne sinkt!

174.

1. Was die Welt morgen bringt? Ob sie mir Sorgen bringt, Leid oder Freud’? – Komme, was kommen mag, Sonnenschein, Wetterschlag, – :,: Morgen ist auch ein Tag, heute ist heut’! :,:

2. Wenns dem Geschick gefällt, sind wir in alle Welt morgen zerstreut! – Drum laßt uns lustig sein! Wirth, roll’ das Faß herein! – :,: Mädel, schenk’ ein! schenk’ ein! Heute ist heut’! :,:

3. Ob ihren Rosenmund morgen schon Hildegund Anderen beut’, – Danach ich nimmer frag’, das schafft mir keine Plag’, – Wenn sie mich heut’ nur mag, heute ist heut’!

4. Brüder, stoßt an und singt! Morgen vielleicht erklingt Sterbegeläut! – Wer weiß, ob nicht die Welt morgen in Schutt zerfällt! – Wenn sie nur heut’ noch hält! Heute ist heut’!

Rud. Baumbach.     
175.

1. (Chor:) Was ist des Deutschen Vaterland? Ist’s Preußenland? Ist’s Schwabenland? – (Solo:) Ist’s, wo am Rhein die Rebe blüht? Ist’s, wo am Belt die Möve zieht? – (Chor:) O nein, nein, nein! :,: sein Vaterland muß größer sein! :,:

2. Was ist des Deutschen Vaterland? Ist’s Baierland? Ist’s Steierland? – Ist’s, wo des Marsen Rind sich streckt? Ist’s, wo der Märker Eisen reckt? – O nein etc.

3. Was ist des Deutschen Vaterland? Ist’s Pommerland? Westfalenland? – Ist’s, wo der Sand der Dünen weht? Ist’s, wo die Donau brausend geht? – O nein etc. [95] 4. Was ist des Deutschen Vaterland? So nenne mir das große Land! – Ist’s Land der Schweizer? Ist’s Tirol? Das Land und Volk gefiel mir wohl. – O nein etc.

5. Was ist des Deutschen Vaterland? So nenne mir das große Land! – Gewiß, es ist das Oesterreich, an Ehren und an Siegen reich? – O nein etc.

6. Was ist des Deutschen Vaterland? So nenne endlich mir das Land! – So weit die deutsche Zunge klingt und Gott im Himmel Lieder singt: – :,: Das soll es sein! :,: :,: Das, wackrer Deutscher, nenne dein! :,:

7. Das ganze Deutschland soll es sein! O Gott vom Himmel, sieh’ darein, – Und gieb uns echten deutschen Muth, daß wir es lieben, treu und gut! – :,: Das soll es sein! :,: :,: Das ganze Deutschland soll es sein! :,:

E. M. Arndt.     
176.

1. Wem bring’ ich wohl das erste Glas? Wer lehrt mich das? – Das erste Glas dem großen Geist, der Trost im Wein uns finden heißt, – Der unsre Welt so schön gemacht, :,: ihm sei das erste Glas gebracht. :,:

2. Wem bring’ ich wohl das zweite Glas? Wer lehrt mich das? – Das zweite Glas dem Vaterland, wo meiner Kindheit Wiege stand, – Wo Muttersorgen mich bewacht, ihm sei das zweite Glas gebracht.

3. Wem bring’ ich wohl das dritte Glas? Wer lehrt mich das? – Das dritte Glas dem treuen Weib, das eigen mir mit Seel’ und Leib, – In dessen Blick mir Liebe lacht, ihm sei das dritte Glas gebracht.

4. Wem bring’ ich wohl das letzte Glas? Wer lehrt mich das? – Das letzte Glas dem guten Recht, das stets verdammt was falsch und schlecht, – Und alles Gute hält in acht, ihm sei das letzte Glas gebracht.

177.
Mel.: Prinz Eugen, der edle Ritter.

1. Wenn der Vater mit dem Sohne auf dem Zündloch der Kanone ohne Secundanten paukt, – Und die kleinste Kreature in dem Centrum der Nature Thymian zu wittern glaubt, – Dann ade, ade, ade, dann ade, ade, ade, dann ade, Schatz, lebe wohl!

2. Dann ergreift die Hyacinthe, ach! voll Wehmuth ihre Flinte und der Harung auch nicht faul, – Nimmt, das Vaterland zu retten, nebst zehntausend Bajonnetten noch ein Trommelfell ins Maul. – Dann ade, ade, ade etc.

3. Wenn die Sonn’ am Firmamente mit dem Mond im Viereck rennte und ihm treue Liebe schwört, – Und die [95] Menschheit hoch beklommen, ob der Dinge, die da kommen, tiefe Seufzer fahren hört, – Dann ade etc.

4. Wenn die Engel mit dem Teufel auf dem Schneegebirg’ der Eifel an der Schnapsflasch’ sich ergötzt, – Und St. Petrus dann im Himmel wie ein Erzphilisterlümmel Hunde auf die Jungfrau’n hetzt, – Dann ade etc.

5. Wenn die Mosel mit dem Rheine in dem finstern Sonnenscheine überschwemmt der Tugend Pfad, – Und der Senior der Westfalen alle Pümper soll bezahlen, die die Krone Englands hat, – Dann ade etc.

6. Wenn das Meer mit allen Flüssen unter Wolkenregengüssen sich in Bierstoff umgestalt’t, – Und Vesuvius mit der Hölle sich zur köderreichen Quelle schaffen läßt durch Dampfgewalt, – Dann ade etc.

7. Wenn das Krokodil mit Freuden ob der christkatholschen Leiden Abdel-Kadern haranguirt, – Und der Floh mit dreien Läusen nebst zwei englisirten Mäusen der Walhalla Fronten ziert, – Dann ade etc.

8. Wenn die Studio von Triere auf dem Fasse voller Biere Alchymie studiren thun, – Und die Pfeifen in der Ecke ganz bedeckt mit Staub und Drecke vollgepfropft mit Knaster ruh’n, – Dann ade etc.

178.

1. Wer hat dich, du schöner Wald, aufgebaut so hoch da droben? – :,: Wohl den Meister will ich loben, so lang’ noch mein’ Stimm’ erschallt. – :,: Lebe wohl, :,: lebe wohl, lebe wohl, du schöner Wald! :,:

2. Tief die Welt verworren schallt, oben einsam Rehe grasen, – Und wir ziehen fort und blasen, daß es tausendfach verhallt. – Lebe wohl, lebe wohl, lebe wohl, du schöner Wald.

3. Was wir still gelobt im Wald, wollen’s draußen ehrlich halten, – Ewig bleiben treu die Alten, bis das letzte Lied verhallt. – Lebe wohl, lebe wohl! Schirm’ dich Gott, du deutscher Wald!

179.

1. Wer niemals einen Rausch gehabt, der ist kein braver Mann, juchhe, der ist kein braver Mann. – Wer seinen Durst mit Achteln labt, fang’ lieber gar nicht an, juchhe, fang’ lieber gar nicht an. – Da dreht sich alles um und um :,: in unserm Kapitolium. :,:

2. Doch zu viel trinken ist nicht gut, drei Quart sind eben recht, juchhe; – Da steht auf einem Ohr der Hut, ist nur der Wein auch echt, juchhe. – Trinkt unser einer zu viel Wein, find’t er sich nicht zum Haus hinein. [97] 3. Ich sag’ halt allweil modice! Ich steh’ noch allweil grad’, juchhe, – Doch liegt man auf dem podice, ist’s um den Wein nur schad’, juchhe, – Das ist ein Weinchen wie ein Rack, hübsch grad’, hübsch grad’, und nicht zick zack!

4. Wenn rein wie Gold das Rebenblut in unsern Gläsern blinkt, – Sich jeder Zecher wohlgemuth sein kleines Räuschchen trinkt, – Dann scheint die Welt mit ihrer Pracht für munt’re Trinker nur gemacht.

5. Ein jeder Trinker lebe hoch, der bei dem vollen Glas – Schon oft der Arbeit hartes Joch, des Lebens Müh’ vergaß. – Wer dich verschmäht, du edler Wein, der ist nicht werth, ein Mensch zu sein.

6. Drum trink’ ich, weil ich trinken kann und mir der Wein noch schmeckt, – So lange, bis der Sensenmann in’s kühle Grab mich streckt. – Dann endet sich mein Lebenslauf, dann hört mit mir der Durst auch auf.

J. Perinet.     
180.
Mel.: Ich bin ein Preuße.

1. Wir heißen Deutsche. Kennt ihr unsre Zeichen? Das neue Banner schwarz und weiß und roth. – Wie seine stolzen Farben nie verbleichen, so bleiben wir ihm treu bis in den Tod; – Die Fahnen vor dem Heere, die Flaggen auf dem Meere, – „Vom Fels zum Meer“ weh’n unsre Farben rein, wir heißen Deutsche, wollen Deutsche sein.

2. Wir heißen Deutsche, wißt ihr, wer uns führet? Dem Preußenkönig folgen wir zum Krieg; – In Sturmeswettern ist er uns erküret, und Gott vom Himmel krönet ihn mit Sieg. – Er hat die Schlacht geschlagen, er muß die Krone tragen, – „Vom Fels zum Meer“ erglänzet hell ihr Schein! Wir heißen Deutsche, wollen Deutsche sein.

3. Wir heißen Deutsche, was hat uns gebunden? Nicht Unterjochung oder Staatsvertrag; – Im heil’gen Kriege haben wir gefunden der deutschen Einheit heißersehnten Tag. – Den Feind mit deutschen Hieben zum Land hinaus getrieben. – „Vom Fels zum Meer“, am ganzen deutschen Rhein, wir heißen Deutsche, wollen Deutsche sein.

4. Wir heißen Deutsche, sind ein Volk in Waffen, und unser neues Reich ist hergestellt. – Ein Reich des Friedens wollen wir erschaffen, und trennen soll uns keine Macht der Welt. – Wir sind in Süd und Norden ein Brudervolk geworden, – „Vom Fels zum Meer“, ihr Brüder, schließt den Reih’n, wir heißen Deutsche, wollen Deutsche sein.

J. Wahl.     
[98]
181.

1. Wohlauf, die Luft geht frisch und rein, wer lange sitzt, muß rosten; – Den allersonnigsten Sonnenschein läßt uns der Himmel kosten. – Jetzt reicht mir Stab und Ordenskleid der fahrenden Scholaren, – Ich will zu guter Sommerzeit ins Land der Franken fahren! :,: Valleri, Vallera, :,: ins Land der Franken fahren.

2. Der Wald ist grün, die Jagd geht gut, schwer ist das Korn gerathen; – Sie können auf des Maines Fluth die Schiffe kaum verladen. – Bald hebt sich auch das Herbsten an, die Kelter harrt des Weines; – Der Winzer Schutzherr Kilian beschert uns etwas Feines. – Valleri etc.

3. Wallfahrer ziehen durch das Thal mit fliegenden Standarten, – Hell grüßt ihr doppelter Choral den weiten Gottesgarten. – Wie gerne wär’ ich mitgewallt, ihr Pfarr’ wollt’ mich nicht haben! – So muß ich seitwärts durch den Wald als räudig’ Schäflein traben.

4. Zum heil’gen Veit von Staffelstein komm’ ich emporgestiegen, – Und seh’ die Lande um den Main zu meinen Füßen liegen: – Von Bamberg bis zum Grabfeldgau umrahmen Berg’ und Hügel – Die breite stromdurchglänzte Au – ich wollt’, mir wüchsen Flügel.

5. Einsiedelmann ist nicht zu Haus, dieweil es Zeit zu mähen; – Ich seh’ ihn an der Halde drauß’ mit einer Schnitt’rin stehen. – Verfahr’ner Schüler Stoßgebet heißt: Herr, gieb uns zu trinken! – Doch wer bei schöner Schnitt’rin steht, dem mag man lange winken.

6. Einsiedel, das war mißgethan, daß du dich hubst von hinnen! – Es liegt, ich seh’s dem Keller an, ein guter Jahrgang drinnen. – Hoiho! die Pforten brech’ ich ein und trinke, was ich finde. – Du heil’ger Veit von Staffelstein, verzeih’ mir Durst und Sünde!

Scheffel.     
182.

1. Wohlauf, noch getrunken den funkelnden Wein! – Ade nun, ihr Lieben, geschieden muß sein! – :,: Ade nun, ihr Berge, du väterlich’ Haus! – Es treibt in die Ferne mich mächtig hinaus! :,: – :,: Juvivallera! Juvivallera, juvivallera, juvivallerallerallera! :,:

2. Die Sonne, sie bleibet am Himmel nicht steh’n, – Es treibt sie, durch Länder und Meere zu geh’n; – Die Woge nicht haftet am einsamen Strand; – Die Stürme, sie brausen mit Macht durch das Land. – Juvivallera etc.

3. Mit eilenden Wolken der Vogel dort zieht – Und singt in der Ferne ein heimathlich Lied. – So treibt es den [99] Burschen durch Wälder und Feld, – Zu gleichen der Mutter, der wandernden Welt. – Juvivallera etc.

4. Da grüßen ihn Vögel, bekannt überm Meer, – Sie flogen von Fluren der Heimath hierher; – Da duften die Blumen vertraulich um ihn; – Sie trieben vom Lande die Lüfte dahin. – Juvivallera etc.

5. Die Vögel, die kennen sein väterlich’ Haus, – Die Blumen einst pflanzt’ er der Liebe zum Strauß; – Und Liebe, die folgt ihm, die geht ihm zur Hand: – So wird ihm zur Heimath das ferneste Land. – Juvivallera etc.

Just. Kerner.     
183.

1. Wo Muth und Kraft in deutscher Seele flammen, fehlt nie das blanke Schwert beim Becherklang; – Wir stehen fest und halten treu zusammen, und rufen’s laut im feurigen Gesang: – Ob Fels und Eiche splittern, wir werden nicht erzittern! – :,: Den Jüngling reißt es fort mit Sturmesweh’n, – Für’s Vaterland in Kampf und Tod zu geh’n. :,:

2. Roth wie die Liebe sei der Brüder Zeichen, rein wie das Gold der Geist, der uns durchglüht, – Und daß wir nie, im Tode selbst nicht weichen, sei schwarz das Band, das unsre Brust umzieht! – Ob Fels etc.

3. Wir wissen noch den treuen Stahl zu schwingen, die Stirn ist frei und stark der Arm im Streit! – Wir dauern aus und wollen muthig ringen, wenn es der Ruf des Vaterlands gebeut! – Ob Fels etc.

4. So schwört es laut bei unserm deutschen Schwerte, dem Bunde treu im Leben und im Tod! – Auf, Brüder, auf! und schützt die Vatererde und ruft hinaus in’s blut’ge Morgenroth: – Ob Fels etc.

5. Und du, mein Liebchen, das in süßen Stunden den Freund beseelt mit manchem Blick und Wort, – Dir schlägt mein Herz noch über Grab und Wunden, denn ewig dauert treue Liebe fort! – Ob Fels etc.

6. Trennt das Geschick des großen Bundes Glieder, so reichet euch die treue Bruderhand! – Noch einmal schwört’s, ihr meine deutschen Brüder: Dem Bunde treu und treu dem Vaterland! – Ob Fels etc.

E. Hinkel.     
184.
Mel.: Der Gott, der Eisen wachsen ließ.

1. Der Römeradler hielt den Rhein in seinen starken Fängen, – Und Kaiser Probus baute Wein an allen Bergeshängen. – Es streckten nach dem Schwerte die Hand die Deutschen aus – Und brummten in die Bärte: :,: Naus, naus, naus. :,: [100] 2. Da sprach mit List die weise Frau beim Fest der Sonnenwenden: – Geduld, laßt erst den Rebenbau das Römervolk vollenden. – Füllt süßer Most die Schläuche mit gährendem Gebraus’, – Dann, Kinder, werft die Gäuche naus, naus, naus.

3. Des weisen Weibes Runenreim behagte baß den Leuten; – Sie tranken aus und gingen heim zu ihren Bärenhäuten. – Es schlief jedweder Brave den Sonnenwendrausch aus – Und lallte noch im Schlafe: Naus, naus, naus.

4. Sie dämpften ihren Heldenzorn, sie jagten, tranken, träumten, – Bis daß in Schlauch und Wisenthorn des Weines Wellen schäumten. – Das Horn ging um im Kreise beim nächsten Julfestschmaus – Zur wilden Schlachtenweise: Naus, naus, naus.

5. Die Deutschen schon am andern Tag das Rachewerk begannen; – Was ihren Schwertern nicht erlag, im Eilmarsch zog von dannen. – Herrn Cajus und Herrn Titus erfaßte kalter Graus – Beim Dröhnen des Barytus: Naus, naus, naus.

6. Vom Feinde lernst du jederzeit auch noch in unsern Tagen, – Doch macht der Feind bei dir sich breit, dann fasse ihn am Kragen, – Dann wahre dir dein Hausrecht und wirf ihn aus dem Haus, – Selbst oder mittelst Hausknecht, naus, naus, naus.

Dr. R. Baumbach.     





Druck von Adler’s Erben in Rostock.
[101]
Inhalts-Verzeichniß.




Radfahrer-Lieder.


Seite
Ach, was sind das doch für Zeiten 5
Ach, wie lebt es sich so gut 10
All Heil, all Heil d. Radfahrsport 23
All Heil, der Radfahrsport soll 49
Als einst der Herr den Radler 20
Auf! Auf’s Rad, ihr Sportgenossen 24
Auf, Radler, singt vereint im 50
Begeistert schalle heut’ aus uns’rer 48
Bei Hillmann, Herbert u. Cooper 33
Bin ein fahrender Gesell, auf dem 34
Das ist beim Lernen häßlich 39
Das schönste Leben, das man 28
Da streiten sich die Leut’ herum 16
Der Bicyclist auf seiner Fahrt 40
Der „Falk“ ist ein Vogel 51
Der Freude leicht umschlingend 30
Der gelbe Greif im blauen Feld 51
Die meiste Freud’ auf Gottes 41
Die Nacht ist aus, der Morgen 1
Die Sonne lacht v. Himmelszelt 35
Dir, treues Rad von Eisen 15
Ein freies Leben führen wir 35
Ein jeder Mensch hat auf d Welt 2
Einst waren die Räder aus Eisen 40
Es strampelt schön Heini zum 45
Frisch auf, ihr Radler, jung 27
Froh u. lustig sind wir Bicyclisten 25
Früh Morgens, eh’ die Sonne 44
Fürwahr, Herr Drais, das war 29
Hab’ eine Blume im Herzen mein 33
Hat der Winter ausregiert 4
Hebet an mit Jubelschalle 20
Hier sind wir versammelt 17
Hin zum Gestade auf flüchtigem 2
Ich flieg’ auf meinem stahlgefügten 9
Ich habe jeden Sport getrieben 10
Ich hatt’ einen Kameraden 47
Ihr Brüder, wenn ich nicht mehr 37
In aller Gottesfruh 31
In dem neunzehnten Jahrhund. 36
In einem kühlen Grunde 46
In Germaniens Gauen allen 19
Jüngling, der dem Radfahrsport 29
Kam ein flotter Fahrersmann 19
Keinen Abend im Klub jetzt mehr 21
Seite
Kühn, kräftig, klug u. kummerfrei 37
Kurz vor Ostera auf Lätara 26
Laßt tönen laut den frohen Sang 26
Mein Been is stramm un jroß 46
Mein Lieb ist eine Radlerin 47
O, alte Radlerherrlichkeit 11
O, Freunde, nun trinket euch 21
Radeln, ach radeln all überall 8
Radfahrsport, schöner Sport 52
Radler heraus! Lasset es schallen 4
Rastlos rollt das Rad der Zeiten 7
Reisen will jetzt jedes Kind 11
Sah ein Knab’ ein Rädlein steh’n 48
Seid froh begrüßt nach echter 17
Seid willkommen, deutsche Brüd. 22
Seid willkommen, werthe Gäste 5
Sitz’ ich im Kreis d. Sportskollegen 43
So lang’ mir Gott noch Kraft 44
Schon sind wir weit durchs Land 9
Schwinge dich auf, mein 1
Stand eine Schenke weit draußen 39
Velociped, das ist der Titel des 15
Verlassen, verlassen, verlassen 48
Wacht auf! Ihr Freunde, der 12
War einst ein schmucker 6
Was blitzt dort am Walde im 6
Was heut’ mein Herz so froh 18
Was ich liebe auf der Erde 42
Was kümmert mich die ganze 38
Welch’ ein herrlich’ Leben, froh 13
Wenn dich der Griesgram packt 38
Wenn ich auf meinem Zweirad 14
Wenn ick malins uns’ Herrgott 47
Wenn wir der Väter Thun 14
Wer ein Bicyclist will werden 24
Wer will auf der Rennbahn siegen 42
Wie herrlich ist’s, durch Wald 30
Wie liegt so öd’ und verlassen 23
Wie schön ist’s im Verein 27
Willkommen, ihr Freunde 43
Wir sausen dahin wie die wilde 7
Wir stehen zusammen, getreu 25
Wo die hohen Freuden winken 18
Zu ziehen durch die Felder 32
[102]
Allgemeine Commers-Lieder.


Seite
Alles schweige! Jeder neige 53
Als die Römer frech geworden 53
Als wir jüngst in Regensburg 54
Altheidelberg, du Feine 55
Am Brunnen vor dem Thore 55
Am Rhein, am grünen Rheine 55
An den Rhein, an den Rhein 56
An der Saale hellem Strande 56
Aennchen von Tharau ist’s, die 56
Auch ich war ein Jüngling im 57
Auf Deutschlands hohen Schulen 58
Auf, ihr Brüder, laßt uns 58
Auf laßt die Gläser klingen 59
Auf, singet und trinket den 59
Aus Feuer ward der Geist 60
Bald gras’ ich am Neckar, bald 60
Bedeckt mit Moos und Schorfe 61
Bei Becherschall im Brüderkreis 61
Bin ein fahrender Gesell, kenne 62
Bin ein flotter Studio, immer 62
Brause, du Freiheitssang, brause 63
Brüder, reicht die Hand zum 63
Brüder, lagert euch im Kreise 64
Ça, ça, geschmauset, laßt uns 64
Chimmt a Vogerl geflogen, setzt 65
Das ist im Leben häßlich 65
Das schwarzbraune Bier, das 66
Da streiten sich die Leut’ herum 66
Das war der Herr v. Rodenstein 66
Das war der Zwerg Perkêo im 67
Der brausende Sang, er 67
Der Gott, der Eisen wachsen 68
Der Mai ist gekommen, die 69
Der Papst lebt herrlich in der 69
Der Römeradler hielt den 97
Deutschland, Deutschland über 70
Die bange Nacht ist nun herum 70
Dort, wo der Rhein mit seinen 70
Du Schwert an meiner Linken 71
Ein freies Leben führen wir 72
Ein Hering liebt’ eine Auster 72
Ein Sträußchen am Hute, den 73
Es braust ein Ruf wie Donnerhall 73
Es geht bei gedämpfter Trommel 73
Es kann ja nicht immer so bleiben 74
Es liegt eine Krone im grünen 74
Es ritten drei Reiter zum Thore 75
Es war einmal ein Harung 75
Seite
Es zogen drei Burschen wohl 75
Freiheit, die ich meine, die mein 76
Freut euch des Lebens, weil 76
Gestern, Brüder, könnt’ ihr’s 77
Grad aus dem Wirthshaus 78
Heil dir im Siegerkranz 78
Hier sind wir versammelt zu 78
Hinaus in die Ferne mit lautem 79
Hurrah, du stolzes, schönes Weib 79
Ich hab’ einen Kameraden, einen 80
Ich hab’ mich ergeben mit Herz 80
Ich weiß nicht, was soll es 80
Ich weiß nicht, was soll es 81
Im Krug zum grünen Kranze 81
Immer und immerdar, wo ich 82
Im schwarzen Walfisch zu 82
In einem kühlen Grunde, da 83
Keinen Tropfen im Becher mehr 83
Kennt ihr das Land, so 84
Mädele ruck, ruck, ruck an meine 84
Mein Herz ist im Hochland 85
Mein Herz ist wie ein Bienenhaus 84
Mein Lebenslauf ist Lieb’ und 85
Morgen muß ich fort von hier 86
Morgenroth, Morgenroth 86
Muß i denn, muß i denn zum 86
Nun leb’ wohl, du kleine Gasse 87
O Tannenbaum, o Tannenbaum 87
Sah ein Knab’ ein Röslein steh’n 87
Sind wir nicht zur Herrlichkeit 88
Sind wir vereint zur guten 88
Sitz’ ich in froher Zecher Kreise 89
Strömt herbei, ihr Völkerschaaren 89
Ueber Berg und Thal fließt a 90
Und wenn sich der Schwarm 90
Von allen den Mädchen so blink 91
Warum sollt’ im Leben ich nach 91
Was die Welt morgen bringt 92
Was ist des Deutschen Vaterland 92
Wem bring’ ich wohl das erste 93
Wenn der Vater mit dem Sohne 93
Wer hat dich, du schöner Wald 94
Wer niemals einen Rausch gehabt 94
Wir heißen Deutsche. Kennt ihr 95
Wohlauf, die Luft geht frisch 96
Wohlauf, noch getrunken den 96
Wo Muth und Kraft in 97



  1. Vorlage: machem